Späteinsteiger - Ungehobene Schätze musikalischer Begabung

  • Liebes Forum,



    meistens ist die Sache ganz klar: Mit 3 Jahren begann Herr Wunderkind bereits mit dem Klavierspiel. Schon im jungen Alter gelang es ihm [...].


    Doch uns interessiert in diesem Thema ein ganz anderes Phänomen: Wie steht es eigentlich mit Künstlern, die erst sehr spät im Leben die Liebe zu ihrem Instrument entwickelten und dennoch zu großen Ruhm gelangten. Zumeist, das ist selbstverständlich, beginnen die wirklich großen Talente im Alter von 3-5 Jahren (max. 10), doch es gibt auch Kinder, die trotz Späteinstieg sehr erfolgreich den Konzertbetrieb aufgenommen haben. Bekannt ist mir das momentan von einem Cellisten, der sich erst mit 14 Jahren begeistern konnte. Über diese Grenze hinaus ist mir nichts bekannt.


    Aus diesem Grund interessiert mich, ob ihr über dieses Thema mehr wisst als ich. Welcher euch bekannte Pianist begann erst als Jugendlicher oder gar junger Erwachsener sein Instrument zu traktieren? Oder ist kein Beispiel bekannt. Ich bin gespannt auf eure Antworten.



    Gruß, Thomas

    "Noten haben einen zumindest ebenso bestimmten Sinn wie Wörter, wiewohl sie durch diese nicht zu übersetzen sind." (Felix Mendelssohn-Bartholdy)

  • Hallo Thomas, hallo Forianer,


    ein sehr bekanntes Beispiel für einen Späteinsteiger, aber dennoch Überflieger ist natürlich Sviatoslav Richter, der zunächst eine Laufbahn als Dirigent anstrebte. So beendete er auch erst mit Ende 20 seine Lehrjahre bei Neuhaus, entsprechend spät begann seine Weltkarriere: Bei seinem legendären Debüt in der Carnegie-Hall 1960 war Richter bereits 46 Jahre alt.


    Viele Grüße, Cosima

  • Salut,


    Joan Sutherland, Sopranistin [*1926] debütierte "erst" 1951 in der Zauberflöte und ging 1990 mit 64 Jahren "in Rente". Kurzer Auftritt, bleibende Eindrücke:



    Liebe Grüße
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Hallo Hui,


    wenn ich mich recht erinnere, ist Emma Kirkby auch so ein Fall. Vom Beruf der Lehrerin wurde sie zur wohl bekanntesten Sopranistin mit Schwerpunkt auf alter Musik.


    Thomas

    Da freute sich der Hase:
    "Wie schön ist meine Nase
    und auch mein blaues Ohr!
    Das kommt so selten vor."
    - H. Heine -

  • Ich bin mir nicht sicher, ob man Sänger oder Sängerinnen bei dieser Frage mitzählen kann - meines Wissens erfordert die Herausbildung einer vollwertigen klassischen Gesangsstimme ein gewisses Alter, weshalb es bei Sängern vielfach durchaus üblich ist, dass sie zunächst, parallel zur stufenweise aufbauenden Gesangsausbildung noch einen "Brotberuf" ausüben.


    Die in Zyklen immer wieder auftretenden massiv Medien-vermarkteten "Engelsstimmen-Wunderkinder" dagegen verschwinden in aller Regel sobald sie nicht mehr in das Niedlichkeitsschema passen: Wie hieß diese Kleine noch, die damals bei Thomas Gottschalk debütierte? Von Charlotte Church hört man (Gott sei Dank :stumm: ) auch nicht mehr viel, und ich fürchte Hayley Westenra (für die ich gewisse Sympathien hege) wird denselben Weg gehen.


    Gruß


    katlow

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  • Hallo,



    zu Deiner Fragestellung fällt mir der großartige Pianist Arcadi Volodos ein.


    Er wurde 1972 geboren. Zunächst beschäftigte er sich nur mit Gesang und Dirigieren, erst ab 1987 wurde er 'ernsthaft' in St. Petersburg am Klavier ausgebildet.


    Seinen ersten reinen Klavierabend gab er erst 1998 in New York.


    Wärmstens empfehle ich



    und



    Hochgelobt sind ebenfalls seine Interpretation von Schubert-Klaviersonaten, unerfreulicherweise habe ich die aber noch nicht.


    Kommt aber noch...


    Liebe Grüsse, Moritz

    "Das beste, an dein Übel nicht zu denken, ist Beschäftigung."
    Ludwig van Beethoven

  • Eine sehr interessante Persönlichkeit, die mein Interesse geweckt hat Moritz!



    Ich werde mich umgehend um eine Einspielung bemühen.

    "Noten haben einen zumindest ebenso bestimmten Sinn wie Wörter, wiewohl sie durch diese nicht zu übersetzen sind." (Felix Mendelssohn-Bartholdy)

  • Hallo Max...50% kann ich dir beantworten! Bruckner hat nicht erst mit 50 begonnen zu komponieren.
    1824 geboren und das erste Werk, welches ich gefunden habe, wurde von ihm 1861 komponiert. Heißt also mit 37 Jahren.
    Es handelt sich um Ave Maria in F-Dur. Die Uraufführung war am 12.Mai 1861.


    Den zweiten Teil, wer denn nun in einem solch hohem Alter anfing zu komponieren, kann ich dir leider nicht sagen...
    Obwohl natürlich auch 37 nicht gerade jung ist...


    Gruß, Maik

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • hallo


    Also meines Wissens hat Bruckner schon im Alter von 18-20 Jahren im Knabenstift St. Florian erste Kompositionen verfasst, unter anderem eine sehr schöne Messe in C-Dur.


    Korrigiert mich, wenn ich falsch liege,


    Gruß, flo

    "Das Leben ist zu kurz für schlechte Musik"


    Wise Guys 2000

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  • Salut,


    wieso eigentlich "ungehobene" Schätze? Zweite Frage: Gehört nicht Bernstein auch hierher? Geboren 1918, Klavierunterricht seit 1928, erster öffentlicher Auftritt als Komponist 1938, als Dirigent 1939 [wenn ich es richtig übersetzt habe]. Ist doch alles verglichen an Wolferl sehr spät...


    http://www.leonardbernstein.com/


    Liebe Grüße
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Also, weitere Daten habe ich leider nicht herausfinden können, aber auch Aussagen, die Flo unterstützen.
    Er brauchte für seine musikalische Ausbildung 30 Jahre. Ein Genie wurde er generell nie genannt. Auch mit seinen eigenen Werken schien er nie ganz zufrieden gewesen sein...seine Sinfonien bearbeitete er auch bis in späte Lebensjahre immer noch.
    Aber "kleinere" Werke, soll er wohl auch als etwa 20 jähriger schon komponiert haben. Meist religiöse Werke...


    Gruß, Maik

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • Hallo!


    Ich denke, Sergej Rachmaninow sollte man hier auch erwähnen.


    Als Kind bzw. Jugendlicher weigerte er sich, Klavierspielen zu üben, er wollte nur eines: Komponieren. So spielte er jahrzehntelang ím Prinzip nur seine eigenen Werke auf Klavier.
    Nach der Oktoberrevolution 1917 emigrierte er in die USA und hatte dort finanzielle Probleme. So blieb ihm nichts anderes übrig, als im Alter von 44(!) Jahren eine Karriere als Konzertpianist zu starten. Dann erst studierte er Werke von Mozart, Beethoven, Chopin,... ein, um sich ein Repertoire zuzulegen.
    Ich besitze eine Chopin-CD von ihm und kann nur sagen: Alle Achtung!
    Viele Grüße,
    Pius.

  • Ich plädiere für Ferrier. 25 Jahre alt begann sie ihre Laufbahn als Sängerin. Bis dahin hatte sie noch nie Gesangsunterricht genossen.


    LG, Paul

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