Opern, die ihr nicht unbedingt ein zweitesmal gesehen haben müsst

  • Die Idee zu diesem Thread hatte ich gestern abend bei der Premiere von Billy Budd in Düsseldorf. Als leidenschaftlicher Opengänger besuche ich Aufführungen auch mehrmals innerhalb einer Spielzeit. Nur gibt es besitmmte Opern , die ich nur einmal gesehen haben muss, wie gestern Billy Budd. Andere Opern sind:


    - Opern von Monteverdi


    - Opern von Alban Berg


    - Mozart: Entführung aus dem Serail


    - Händel: Tamerlano


    - Wagner: Tristan und Isolde ( obwohl ich Wagnerianer bin )


    - Verdi : Il Travatore


    Habt ihr auch solche Opern wo iihr sagt: Einmal gesehen und dann nie wieder ?



    -

  • Lieber Rodolfo,


    ich finde die Idee zu diesem Thread sehr gut!


    Zitat

    Opern, die ihr nicht unbedngt ein zweitesmal gesehen haben müsst


    Das entscheide ich aber lieber selbst.


    Ich hatte schon oft das Erlebnis, nach dem ersten Kennenlernen einer Oper diese nicht wieder hören zu wollen. Darunter auch die von Dir genannte "Entführung", die beiden späten Monteverdis und der "Trovatore".


    Ich bin heute sehr dankbar, dass ich diesbezüglich nicht konsequent geblieben bin! Die Opern sind ok, ich war nur zu dumm, sie zu verstehen. Oder zu arrogant, um darin etwas finden zu wollen, was mich angeht.


    Georg Christoph Lichtenberg formuliert das so: "Wenn ein Buch und ein Kopf zusammenstoßen, und es klingt hohl, ist das allemal im Buch?"


    Ich gestehe gerne, auch heute noch mit Pfitzners "Palestrina", mit Hindemiths "Mathis", mit Brittens "Peter Grimes" nicht allzu viel anfangen zu können. Ich hoffe daher geduldig auf weitere Reifung ... :hello:

  • Vielleicht sollte man den Thread umbennen in "Opern, die ich eine Zeit lang zu den Akten gelegt habe" oder "Opern, die mich nicht angesprochen haben".
    Ich hatte so einen Fall mit der Zauberflöte, die ich seit meinem 4 Lebensjahr gehört hatte, und irgendwann nach der Pubertät beschloss zu den Akten zu legen, da sie mir - so damals mein Gedanke - nichts mehr geben könnte. Gut zwei drei Jahre habe ich mit der zauberflöte kaum noch was zu tun gehabt, bis ich erkannte wie arrogant mein Gedanke war und heute weiß ich wieder wie wundervoll diese gesamte Musik ist, und das allein das mir sehr viel gibt.


    Aber ich kann verstehen, dass es Opern gibt, die einen nicht sofort ansprechen: Madama Butterfly und Turandot muss ich zum beispiel glaube ich erstmal sehen, aber die Opern ansich vom Hören haben mich noch nie angesprochen.

  • Vielleicht müsste ich die Überschrift noch nachträglich ändern. Bei mir ist es so, das wenn ich bei Opern, mit denen ich beim ersten mal sehen, trotz intensiver Vorbereitung, nichts anfangen kann, immer eine zweite Chance gebe. Nur wenn ich danach mit der Oper immer noch nicht warm werde, dann werde ich auch nicht mehr live eine Aufführung besuchen. Ich hätte mir z.B. nie vortellen können das Rameau einmal zu meinen Lieblingskomponisten zählen könnte. Erst nachdem ich die Aufführungen an der DOR besucht habe, weiss ich diese Musik zu schätzen.

  • Madama Butterfly
    Nabucco
    Entführung und Zauberflöte
    Wilhelm Tell
    La Juive
    das meiste von Wagner, weil mir dieses Pathos so fremd ist
    viel von Strauss, weil mir das Verständnis dafür fehlt

  • Turandot


    Rameau, Lully & Co.


    Rigoletto (ich stehe diese Musik nicht aus :D )


    Zauberflöte



    Es hängt aber ja auch davon ab, wer dirigieren oder singen wird... Gibt mir einen Miguel Fleta und ich werde in jeder Aufführung der Turandot brav dasitzen. :D


    das meiste von Wagner, weil mir dieses Pathos so fremd ist


    :huh:

    viel von Strauss, weil mir das Verständnis dafür fehlt


    8|8|8|


    Du bist ja wirklich eine Italozentristin :D Schlimmer, als die aus dem Corriere della Grisi :D

    Ecouter, c'est écouter la différence.

  • Vielleicht müsste ich die Überschrift noch nachträglich ändern. Bei mir ist es so, das wenn ich bei Opern, mit denen ich beim ersten mal sehen, trotz intensiver Vorbereitung, nichts anfangen kann, immer eine zweite Chance gebe. ...


    Für weitere Beitragsschreiber wäre eine Formulierung des Threadtitels in der Ichform vermutlich geeigneter.


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Liebe Musikfreunde!


    Zunächst einmal weiß ich nicht, ob ich als konsequenter Theater-Abstinenzler hier mitreden kann. Wenn ich es dennoch versuche, dann, weil ich mir vorstellen könnte, daß mich Pfitzners PALESTRINA als Bühnenerlebnis nicht reizen würde.


    Ich habe eine Aufnahme (Kubelik; Gedda, FiDi, Donath, Fassbaender, u. a) mehrmals gehört und das Libretto jedesmal mitgelesen. Ich finde, Pfitzner hat ein gutes Libretto geschrieben, es spricht mich an, hat durchaus Tiefgang, aber er hat eine mich nicht ansprechende Musik dazu geschrieben. Das geht mir bei seinen Instrumentalkompositionen durchaus nicht so. Ich bin aber auch davon überzeugt, daß es an mir liegt, wenn ich seine Opernmusik nicht mag.


    Ich habe mir schon oft die vielleicht ketzerisch anmutende Frage gestellt, ob PALESTRINA mir als Sprechtheaterstück gefallen würde. Und ich war geneigt, diese selbst gestellte Frage zu bejahen. Allerdings ist bisher noch niemand auf die Idee gekommen, den PALESTRINA als Schauspiel zu geben... ?(


    Liebe Grüße vom

    .


    MUSIKWANDERER

  • Ich würde eine Oper nur ungern ernsthaft beurteilen, wenn ich sie nicht auch auf der Bühne gesehen hätte. Ich bin kein großer Opernbesucher (Zeit, Geld, Provinz), aber ich wüsste keine Oper, die ich, sofern sie mir vom bloßen Anhören gefällt, nicht auch gerne auf der Bühne erleben würde.


    Umgekehrt fand ich Donizettis Liebestrank nach ca. zweimaligem Anhören auf CD eher albern und nicht besonders bemerkenswert, aber witzig und sehr unterhaltsam als ich das Stück vor einigen Wochen in Berlin zum ersten Mal live gesehen habe (Staatsoper/Schillertheater, m.E. eine sehr gelungene Produktion mit wenig bekannten, aber sehr guten (auch schauspielerisch) jungen Sängern.


    Wie gesagt, bin ich kein Fan, der sogar mehrmals dieselbe Inszenierung besucht (wenn ich in Berlin oder Wien wohnen würde und beliebig viel Geld hätte, wäre das vielleicht anders).


    Und ich schaue mir Opern an, die ich nicht auf CD besitze. So habe ich z.B. Zemlinskys Florentinische Tragödie und Der Zwerg oder Raritäten wie Max Brands Maschinist Hopkins und Marschners Templer im Theater gesehen, besitze aber keine davon auf CD (und würde auch höchstens den Zemlinsky zur Anschaffung in Erwägung ziehen)


    (Das beantwortet nicht ganz die Frage, aber gehört vielleicht doch zum Thema)

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Wenn ich jedesmal konsequent geblieben wäre, wenn ich nach dem ersten Besuch bei einer mir unbekannten Oper gesagt habe: dazu gehe ich nie wieder hinein, wären viele tolle Abende an mir vorbeigegangen. Gottseidank bin ich nicht so konsequent in Opernbelangen, als ich sonst bin. Viele dieser Werke, die ich nie mehr besuchen wollte, zählen heute zu meinen Lieblingsopern, wie z.B. Ariadne, Dantons Tod, Butterfly, Herzog Blaubarts Burg, nur so auf die schnelle.
    Vieles braucht auch Reifezeit !
    Prawy sagte einmal sinngemäß: Wenn du eine Oper fünfmal gehört und gesehen hast, und dir gefällt noch immer kein Stück daraus, dann lege sie weg.


    Freundliche Grüße -
    Operngernhörer

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  • Also Medea in Corintho, die letzten Sommer in München "wiederentdeckt" wurde, ist der beste Beweis dafür, dass man die Toten ruhen lassen sollte. Da würden mich selbst in einer klassischen Inszenierung keine 10 Pferde reinbringen, denn schlafen kann ich zu Hause besser. :D
    Auch Busonis Doktor Faust, den ich vor einigen Jahren in München gesehen habe konnte ich kaum etwas abgewinnen.....

  • - Hasse: "Cleofide"
    - Händel: "Julius Cäsar"


    Mag aber auch teilweise an den blödsinnigen Inszenierungen gelegen haben.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões


  • Rigoletto (ich stehe diese Musik nicht aus :D )


    Du bist ja wirklich eine Italozentristin :D Schlimmer, als die aus dem Corriere della Grisi :D



    :D Wenn der Ruffo singt bleibst aber auch sitzen, oder?


    Die Franzosen nehm´ ich noch dazu. ;)

  • :D Wenn der Ruffo singt bleibst aber auch sitzen, oder?


    Die Franzosen nehm´ ich noch dazu. ;)


    Auch, falls die Galli-Curci mit ihrer Gilda herumpichetieren sollte. :yes:



    Natürlich nimmst du die Franzosen noch dazu. Eitles Stimm-Effekten-Theater, wie die Italiener. :D Die Grisini (kennst du sie überhaupt? Mit deiner Vorliebe für die "Alten" und deinen Italienischkenntnissen solltest du sie eigentlich kennen....) nehmen die Franzosen auch hinzu. :D
    Ich bin schicker und aufgeklärter. :D Mir gefallen Strauss und Wagner. :D In Italien zählt das als höchste Klasse :D Und wenn man Janacek liebt (oder - wie in den meisten Fällen - vortäuscht, ihn zu lieben), dann ist man vielleicht sogar ein Halbgott. :D



    Also Medea in Corintho, die letzten Sommer in München "wiederentdeckt" wurde, ist der beste Beweis dafür, dass man die Toten ruhen lassen sollte. Da würden mich selbst in einer klassischen Inszenierung keine 10 Pferde reinbringen, denn schlafen kann ich zu Hause besser. :D


    Eh, lieber Figaro, diese Opern wiederzuerwecken (Pacini, Mercadante, Mayr, die weniger bekannteren Opern von Donizetti, Cherubini etc.) macht nur Sinn, wenn Sänger von echter Klasse zur Verfügung stehen. Ohne eine starke musikalische Persönclichkeit haucht man diesen Werken, die doch für steinsolide Primadonnen und einzelne Stars geschrieben wurden, kaum Leben ein. Die Michael mag eine bedeutende Stimme haben, aber hör dir an, wie die Marisa Galvany diese Medea singt.
    Ich kann mir vorstellen, dass heute auch solche Meisterwerke von Rossini wie Semiramide, Otello oder Maometto II uns als schwache Musik erscheinen würden, wenn sie nicht von Sutherland, Horne, Blake, Ramey und anderen Belcanto-Giganten wiederentdeckt worden wären. :)

    Ecouter, c'est écouter la différence.


  • Ich bin schicker und aufgeklärter. :D Mir gefallen Strauss und Wagner. :D In Italien zählt das als höchste Klasse :D Und wenn man Janacek liebt (oder - wie in den meisten Fällen - vortäuscht, ihn zu lieben), dann ist man vielleicht sogar ein Halbgott. :D



    Aufgeklärt vielleicht - chic bin ich auch. :P
    Ich hab lange geglaubt (oder gehofft), daß Strauss und Wagner eine Frage der Reife und Entwicklung sind - aber bis jetzt der Blitz noch nicht eingeschlagen. Einen großer Teil der Arien und Szenen, die kenne ich schon und schätze sie zum Teil auch (wenn sie g´scheit gesungen werden) , aber ich liebe halt die ganzen Opern nicht wirklich. Aber die Hoffung lebt noch... ;)


    Den Corriere kenn´ ich, schau aber nur ab und zu vorbei - a proposito....

  • Aufgeklärt vielleicht - chic bin ich auch. :P
    Ich hab lange geglaubt (oder gehofft), daß Strauss und Wagner eine Frage der Reife und Entwicklung sind - aber bis jetzt der Blitz noch nicht eingeschlagen. Einen großer Teil der Arien und Szenen, die kenne ich schon und schätze sie zum Teil auch (wenn sie g´scheit gesungen werden) , aber ich liebe halt die ganzen Opern nicht wirklich. Aber die Hoffung lebt noch... ;)


    Den Corriere kenn´ ich, schau aber nur ab und zu vorbei - a proposito....


    Na ja, wie die beiden Armen heute gesungen werden... Meistens denk ich auch, dass ich ihre Opern doch nur einmal im Leben sehen sollte. So wäre es vielleicht besser für meine Liebe zu den beiden Richard. :S

    Ecouter, c'est écouter la différence.

  • Zunächst einmal weiß ich nicht, ob ich als konsequenter Theater-Abstinenzler hier mitreden kann. Wenn ich es dennoch versuche, dann, weil ich mir vorstellen könnte, daß mich Pfitzners PALESTRINA als Bühnenerlebnis nicht reizen würde.


    Ich habe eine Aufnahme (Kubelik; Gedda, FiDi, Donath, Fassbaender, u. a) mehrmals gehört und das Libretto jedesmal mitgelesen. Ich finde, Pfitzner hat ein gutes Libretto geschrieben, es spricht mich an, hat durchaus Tiefgang, aber er hat eine mich nicht ansprechende Musik dazu geschrieben. Das geht mir bei seinen Instrumentalkompositionen durchaus nicht so. Ich bin aber auch davon überzeugt, daß es an mir liegt, wenn ich seine Opernmusik nicht mag.


    Ich habe mir schon oft die vielleicht ketzerisch anmutende Frage gestellt, ob PALESTRINA mir als Sprechtheaterstück gefallen würde. Und ich war geneigt, diese selbst gestellte Frage zu bejahen. Allerdings ist bisher noch niemand auf die Idee gekommen, den PALESTRINA als Schauspiel zu geben...

    Glücklicherweise hat das noch niemand gemacht. Der "Palestrina" in dieser Aufnahme gehört zu meinen Lieblingsopern, die ich bestimmt schon 30x (wirklich! eher mehr!) gehört habe und deren Text und Musik mir absolut vertraut sind. Bei einem Theaterstück müsste ich ständig die Musik ergänzen. Bei einem anderen Stück ist mir das tatsächlich passiert. Der "Pelléas" basiert ja auf einem Theaterstück von Maeterlinck, wenn ich mich recht erinnere. Dieses Stück sah ich vor Jahren im Schlosstheater in Moers. Während der Vorstellung habe ich die Musik ständig dazudenken müssen. Am nächsten Abend (!) sah ich die Oper von Debussy in Düsseldorf - da war die Welt wieder in Ordnung.

    Aller Anfang ist schwer - außer beim Steinesammeln (Volksmund)

  • Ach ja, im Laufe der Jahre hört man etliche Opern, die man nicht unbedingt noch einmal hören muss. Ich hatte in meinem beruflichen Leben viele Gelegenheiten, Reisen so zu terminieren, dass ich interessante Opernaufführungen an allen möglichen Orten mitbekommen konnte. Und das habe ch reiflich genutzt. Nun all die Werke aufzulisten, die einmal gehört zu haben, mir reciht, macht vielleicht keinen Sinn, da die so schnell wahrscheinlich ohnehin auf keinem Spielplan mehr auftauchen.


    Aber es gibt ja auch Werke, die zum etablierten Repertoire gehören und die ich nicht unbedingt noch mal hören muss.
    Für mich ist do ein Werk CAPRICCIO von Strauss. Da reichen mir eigentlich die letzten 19 Minuten! Die aber mag ich richtig gerne und die höre ich wieder und wieder - von Grümmer, von Janowitz, von della Casa oder von Schwarzkopf. Sogar auch von weniger bekannten Damen - nur garantiert nicht noch einmal von Fleming!

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Luca
    Lieber Luca, da könntest du Recht haben, dass Mayrs Medea nur mit wirklich grossen sängerpersönlichkeiten funktioniert. Das ich über die Münchner Medea so enttäuscht war, lag neben Frau Michael (Von der ich seit ihrer desaströsen Lady Macbeth gar nichts halte) auch an der entsetztlichen Inszenierung, die nicht mal vor Eingriffen in die Partitur zurückschreckte. Vielleicht sollte ich dem Werk doch noch eine Chance geben. Im übrigen bin ich ein grosser Liebhaber des Belcanto und würde Rossinis Otello und Semiramide wahnsinnig gerne einmal live sehen. Beides sind grossartige Meisterwerke!!! Auch Bellinis Capuleti, die ich gestern in München gesehen habe, sind eines meiner Belcanto-Lieblinge. Auch mit der erst 24jährigen (= mein Alter) Tara Erraught hat dieses Werk erstaunlich gut funktioniert...
    :hello:

  • @ dr.pingel:


    Natürlich glaube ich Dir, daß PALESTRINA eine Deiner Lieblingsopern ist. In meinem Beitrag sprach ich ja auch nur von meiner eigenen Empfindung. Und die erkennt in Pfitzners Text eine hervorragende und gelungene Szenerie. Nur mit der Opernmusik kann ich, obwohl immer wieder gehört und mit dem Wunsch, daß mir die Musik doch bitte gefallen möge, nichts anfangen. Es will nichts zwischen PALESTRINA und mir werden...


    Das muß natürlich anderen nicht so gehen so habe ich mich auch über einige Äußerungen von Usern hier gewundert, die mit NABUCCO oder TRISTAN nichts anfangen können. Andere haben bei Richard Strauss ihre Probleme - der kann übrigens bei mir mit seiner FRAU OHNE SCHATTEN auch nicht punkten.


    So ist das nun mal, meint der

    .


    MUSIKWANDERER

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  • Was Strauß angeht ist die Frau ohne Schatten eine meiner Lieblingsopern. Ich habe sie mehrmals in Duisburg und in Essen gesehen. Es ist einfach nur Gänsehautmusik. Semiramide würde ich auch gerne mal live sehen. Ich bin ja schon froh, das ich diese Spielzeit in Gelsenkirchen den wunderbaren Mephistophele von Boito live sehen konnte, obwohl meine Freundin meinte, diese Oper müsste sie sich nicht ein zweites mal antun.

  • Lieber Musikwanderer, ja, klar, dass das alles subjektiv ist, versteht sich. Meine Idee war auch nicht, deine Erfahrungen herabzusetzen, sondern meine dagegenzuhalten, sodass man gerade an einem Exempel wie dem "Palestrina" sehen kann, wie unterschiedlich alles ist. Was für ein Experte du bist, sehe ich ja an deinen Beiträgen; jede Kritik liegt mir da fern. Interessant fand ich Deinen Beitrag besonders wegen der Tatsache, dass es mir mit dem "Pelléas" genau umgekehrt erging!

    Aller Anfang ist schwer - außer beim Steinesammeln (Volksmund)

  • Man soll sich nicht täuschen, die Erinnerung trügt auch manchmal. Ich habe einmal einen von allen hochgelobten "Pelleas" noch unter Cluytens gehört, war tief enttäuscht und konnte mich bis heute nicht mehr aufraffen, diese Oper noch einmal zu hören. Aber vielleicht komme ich noch irgendwann einmal dazu.


    Liebe Grüße -


    Operngernhörer

  • Also - ein Feind der italienischen Oper bin ich nicht, und von Donizetti kenne ich "Don Pasquale", "Der Liebestrank" und "Viva la mamma". Spritzige Opern mit einer guten, wenn auch nicht überragenden Musik. Aber vor einer Woche Lucia di Lammermoor - das war das berühmte Beispiel für "Vom Erhabenen zum Lächerlichen ist nur ein Schritt"! Geschichte, Text und Musik - alles groß gewollt und klein gestaltet, wie ein Kleid, das zu groß ist. Dabei war die Duisburger Aufführung nicht schuld - Orchester, Chor und Solisten waren tadellos - vor allem Lisa Oropesa als Lucia. Aber ihre Wahnsinns- und Todesarie - eine unendliche Viertelstunde, mit ausufernden Koloraturen und begleitet von der Soloflöte: für mich das berühmte Beispiel leerer Virtuosität, die nur darstellen soll, was der Komponist und die Solistin "drauf haben". Gegenbeispiele sind die grandiosen Koloraturen der Königin der Nacht (Mozart illustriert damit die "sternenflammende Königin") und die Arie der Zerbinetta (hier wird das Artifizielle der Opernwelt dargestellt), das ist Virtuosität, die eine Funktion hat; ich bin also keineswegs ein Feind von Virtuosem. Die Virtuosität in der Lucia heißt aber "Eitelkeit", und das ist in der Kunst ein tödlicher Begriff.


    Noch einen weiteren Trick hat Donizetti in dieser auf Wirkung berechneten Oper angewandt, den ich aber schon kannte: wenn du willst, dass das Publikum nach der Arie, dem Ensemble oder dem Aktschluss wie wild tobt und klatscht, dann musst du drei Effekte einsetzen: Höhe, Virtuosität und Lautstärke. Sind alle drei Ingredienzien vorhanden, geraten die Zuschauer schier aus dem Häuschen. So war es in Duisburg, die Leute haben gerast, wie ich es in den letzten Jahren noch nicht erlebt habe. Ich bin auch gerast - und zwar schnell an die frische Luft.


    Normalerweise schweigt nach einem Opern- oder Konzertbesuch mein Autoradio, diesmal hatte ich zum Glück Beethovens Septett dabei, sodass ich wieder normal war, als ich zu Hause ankam.

    Aller Anfang ist schwer - außer beim Steinesammeln (Volksmund)

  • Hallo Dr. Pingel!


    So unterschiedlich können Geschmäcker sein - du zählst Palestrina zu deinen Lieblingsopern - ich auch, allerdings nur den ersten und dritten Akt; den zweiten könnte man von mir aus mangels musikalischer Wirkung gerne weglassen. Von daher finde ich den Vorschlag, das Werk mal auf die Sprechtheaterbühne zu bringen, gar nicht so schlecht.


    Anders verhält es sich mit der "Lucia". Wenn dir die Wahnsinnsarie nur als Primadonnenkürstück erschienen ist, dann kann das eigentlich nur an der Sängerin gelegen haben. "Koloratur" heißt ja eigentlich "Färbung", das heißt, das Ganze ist nicht als Ausstellung der Virtuosität gedacht, sondern soll auch psychische Vorgänge verdeutlichen. Eine Sängerin der Lucia muss also nicht nur die Partie technisch perfekt beherrschen, wie es ja vielleicht die Sängerin in der von dir besuchten Aufführung auch konnte, sondern das ist nur die Grundlage für die Ausdeutung der Partie. Der Dialog mit der Flöte soll nur die sich immer weiter dissoziierende Geistesverfassung der Protagonistin verdeutlichen. Im Original hat Donizetti übrigens statt der Flöte die Glasharmonika vorgesehen, das gibt dem Ganzen noch einen etwas geisterhafteren "Touch". Höre die die Wahnsinnsarie einmal mit Maria Callas an - ich weiß, ich weiß, ihr Timbre ist nicht jedermanns Sache - dann wirst du vielleicht erkennen, was Donizetti mit der Wahnsinnsarie erreichen wollte.


    Zurück zum eigentlichen Thema des Threads: Für mich sind alle Opern von Strauss außer Salome und Elektra nur in Ausschnitten genießbar, das gleiche gilt für die Werke Wagners ab dem Tannhäuser mit der Ausnahme der Meistersinger.


    Viele Grüße


    Mme. Cortese

    Gott achtet mich, wenn ich arbeite, aber er liebt mich, wenn ich singe (Tagore)

  • ... Aber ihre Wahnsinns- und Todesarie - eine unendliche Viertelstunde, mit ausufernden Koloraturen und begleitet von der Soloflöte: für mich das berühmte Beispiel leerer Virtuosität, die nur darstellen soll, was der Komponist und die Solistin "drauf haben". Gegenbeispiele sind die grandiosen Koloraturen der Königin der Nacht (Mozart illustriert damit die "sternenflammende Königin") und die Arie der Zerbinetta (hier wird das Artifizielle der Opernwelt dargestellt), das ist Virtuosität, die eine Funktion hat; ich bin also keineswegs ein Feind von Virtuosem. Die Virtuosität in der Lucia heißt aber "Eitelkeit", und das ist in der Kunst ein tödlicher Begriff. ...


    Unfassbar, wie man daneben liegen kann...


    :no:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Theophilus zu meiner Kritik an "Lucia"


    Er meint: "Unfassbar, wie man danebenliegen kann?" Das ist natürlich kein Argument, und wenn es eins wäre, wäre es ein autoritäres. Da hat wohl einer den Geschmack für sich gepachtet. Es erinnert mich ein bisschen an Montesquieu in seinem Buch "Lettres persanes": dort sagt ein Franzose "comment peut-on ´e`tre persan?" Wie kann man bloß Perser sein? Ja, wie kann man nur "Lucia" nicht mögen? Kann man leicht, lieber Theophilus. Ich finde es unfassbar, wie man mit der Liebe zu "Lucia" daneben liegen kann. Und wer hat jetzt Recht? Nein, ich finde es nicht unfassbar mit der Liebe zu "Lucia", sondern es ist halt der unterschiedliche Geschmack, das hat Mme. Cortese in ihrer Antwort doch besser getroffen.

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  • Hallo Dr. Pingel,


    ich hab idie Lucia Aufführung auch gesehen und fand Frau Oropesa hat sängerisch und darstellerisch alles gegeben. Nach der Wahnsinnsarie war es kur still und dann gab es Applaus. Aber das das Publikum getobt hat kann ich nicht sagen. Ich fand es war sogar etwas " klatschfaul ". Erst beim Schlussapplaus gab es die Beifallsstürme. Da hat es die Sopranistin die die Königin der Nacht singt einfacher. Sie muss nur auf die Bühne kommen und ihre beiden Arien "runtersingen", während eine Lucia während ihrer Arie singen und schauspielern muss.

  • @ Mme. Cortese und Rodolfo


    Mme. Cortese: vielen Dank für diese profunde Belehrung. Die Sache mit der Glasharmonika hat mich überrascht. Aber wie soll das gehen in einem Opernhaus? Als wir Schüler waren, zog einmal im Jahr der Glasharmonikaspiele B. Hoffmann durch die Aula und spielte etwas; sehr interessant, aber für kleine Jungs doch sehr langweilig. Der Tipp mit Maria Callas ist erwägenswert. Die Oper selber werde ich mir nicht noch mal anhören, aber die Arie mit der Callas schon. Das Timbre der Callas scheint mir nur für die Heroinen akzeptabel, nicht für lyrische Partien; aber eine Heroine ist Lucia ja schon.



    @Rodolfo


    Ich stimme dir vollkommen zu, Rodolfo, ich habe das aber auch geschrieben, dass ich die Oper nicht mochte, die Aufführung aber richtig toll war, und auch die Sängerin der "Lucia", Lisa Oropesa, hat ihre Sache großartig gemacht. Auch der Beifall in Duisburg (Samstag 26.3.) ließ nichts zu wünschen übrig, abgesehen davon, dass ich das Theater in Duisburg selten so gut besetzt erlebt habe wie an diesem Abend. Also, es war die Oper, nicht die Künstler.

    Aller Anfang ist schwer - außer beim Steinesammeln (Volksmund)

  • Zitat

    Habt ihr auch solche Opern wo ihr sagt: Einmal gesehen und dann nie wieder ?

    Ja, leider


    z.B. Mozart: La finta giardiniera (eigentlich mag ich ansonsten Mozarts Musik)


    Opern von Richard Strauss: es nervt dieser zuweilen dröhnende, oft aufgeblasene, selbstgefällige, allzu süffige Tonfall (Feuersnot geht ja noch einigermaßen); z.B. auch der öde Konservationsstil im Rosenkavalier (dazu manche Libretti von Hofmannsthal, mit bedeutungsschwangeren, gestelzten, aber im Grunde genommen banalen Stereotypen; schwer auszuhalten ist vor allem Frau ohne Schatten.
    (Strauss nervt nicht allein mit seinen Opern..... )


    (.... im Gegensatz zu Strauss schrieben die eher selten gespielten Zeitgenossen Pfitzner und Zemlinsky sehr gute Musik, von den großartigen Meisterwerken Schönbergs, Bergs, Debussy mal ganz zu schweigen).


    Bei diesen Werken ist es der grottenschlechte, schwache, uninspirierte und langweilige Orchestersatz, der einen davonlaufen lässt:
    Benjamin Britten: Billy Budd, Peter Grimes
    Messiaen: Saint Francois d'Assise
    Hindemith: Mathis der Maler, Harmonie der Welt
    Opern von Carl Orff


    einmal war bereits zuviel...
    :hello:

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