Edmund Kretschmer ( 1830 – 1908 )
Die Folkunger
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Große Oper in 5 Akten
Text von S.H. Mosenthal
Personen:
-Magnus, Sohn König Eriks von Schweden aus dem Geschlecht der Folkunger ( Tenor )
-Maria, König Eriks Nichte ( Sopran )
-Karin, die Amme des Erbprinzen ( Mezzosopran )
-Lars Olafsohn, Karins Sohn und Kastellan des königl. Schlosses ( Bariton )
-Bengt, Herzog von Schonen ( Bariton)
-Sten Betris , Bengts Vertrauter ( Bass )
-Ansger, Abt des Klosters Rydal ( Bass )
Ein Hirtenjunge ( Sopran ) , ein Mädchen ( Sopran ), ein Mann aus dem Volk ( Bass )
Offiziere, Landleute, Geistliche, Mönche, Krieger, Jünglinge, Hirten und Hirtinnen
Spielorte : 1. Akt: Kloster Rydal 2. Akt: Schloss Borgnäs 3.-5. Akt: Uppsala
Zeit: Ende des 13. Jahrhundert
1. Akt : Eine Berggegend mit vielen Felsen im
Schnee in der Nähe des Klosters Rydal. Magnus wird von Sten Betris, einem
Vertrauten des Herzogs von Schonen hierher gebracht. Im Auftrage dieses Herzogs
soll Magnus ermordet werden. Sten lässt ihn jedoch am Leben, lässt aber Magnus
schwören niemals diesen Ort zu verlassen. Für die ganze Zeit soll er als tot
gelten. Mönche kommen aus dem Kloster. Bei diesen bittet Magnus um Aufnahme.
Die Mönche nehmen ihn gerne auf, wenn er den Klostergesetzen zufolge eine Nacht
auf einsamer Höhe durchhält. Magnus tritt sogleich seine Aufgabe an. Bald
gesellt sich Lars Olafsohn dazu. Dieser schildert Magnus die Not im
Schwedenland. König Erik sei gestorben und sein Sohn und Thronerbe verschollen.
Der grausame Herzog Bengt von Schonen hat sich darauf mit den Dänen verbündet
um den Königsthron gewaltsam an sich zu reißen und mit diesem auch die reizende
Maria, König Eriks Nichte zu gewinnen. Magnus hört dies mit schaudern. Nun
versteht er warum Steg Betris einen Schwur verlangte. Er musste als Vertrauter
des Herzogs die erhaltenen Befehle ausführen. Er beschließt nach dieser
Erkenntnis trotz des Schwurs nicht tatenlos zu bleiben und verschwindet mit
Lars in die Reihen der für Ihre Freiheit kämpfenden Schweden. Als am nächsten
Morgen die Mönche und Sten kommen um Magnus ins Kloster zu holen, ist er
verschwunden.
2. Akt: Im Hof des königlichen Schlosses.
Prinzessin Marie weilt traurig unter ihren Gespielinnen. Bald soll sie einem
ungeliebten Gatten folgen, der den Königsthron an sich reißen will. Ihre
Freundinnen singen ihr ein Abschiedslied. Darauf kommt Marias alte und treue
Amme. Sie tröstet die unglückliche und ist bestrebt durch geheimnisvolle
Andeutungen neue Hoffnung in ihr zu wecken. Bald naht Bengt von Schonen. Er
fragt nach seinem Vogt und meldet sich der Prinzessin Maria. Sten versichert,
dass Magnus nie wieder auftaucht wird, worauf er vom triumphierenden Bengt das
Herzogtum Schonen zugesichert bekommt. Maria empfängt Bengt von Schonen und
begleitet diesen verbittert auf dem Eriksgang. Karin und Lars Olafsohn trösten
Sie, werden aber auf Bengts Befehl aus Marias Reichweite gebracht. Der Zug geht
zum Morastein. Ein Ruf aus Lars Horn unterbricht den Gang. Ein Hornruf tönt
zurück und zahlreiche Schwedenkrieger erscheinen, die mit Lars für die Freiheit
des Vaterlandes kämpfen wollen. Lars soll das Banner der Freiheitsliebenden
tragen, doch er will diesen einen anderen, den er in den Bergen gefunden hat
geben. Es ist Magnus der verschwundene Königssohn. Karin erkennt ihn sofort,
doch aufgrund seines Schwurs darf er sich nicht zu erkennen geben. Er erklärt
den Schwedenkriegern, dass sie eine heilige Tat vollbringen, worauf diese eine
Bannerweihe vollziehen und einen euphorischen Gesang anstimmen.
3. Akt: In Uppsala: Die Krönung Marias ist
vollzogen. Lars kommt aus dem Dom und sucht noch immer nach dem verschwundenen
Königssohn. Das Volk erscheint auf der Bühne, unter ihnen auch Magnus. Maria
und Bengt, mit Reichsschwert in der Hand, welches er am Morastein ablegt,
erscheinen mit ihrem Hofstaat. Bengt schenkt Maria zwölf Jünglinge und auch
eine Pergamentrolle, die sie laut verlesen muss : König Erik ist tot, sein Sohn
Magnus verschollen. Plötzlich sieht sie Magnus in der Menge und befielt, trotz
Widerreden Bengts ihn zu ihr zu bringen. Doch Magnus sagt wieder nichts, sein
Schwur hindert ihn daran, und erklärt sich selber als tot. Bengt klangt ihn als
Betrüger und Lügner an. Magnus wird in Ketten gelegt, er soll verbrannt werden.
Das Volk erlebt alles mit und verursacht einen Aufstand. Sten erinnert, dass
man sich auf Morastein befindet, wo kein Schwede kämpfen darf. Alle lassen die
Waffen sinken. Maria bekommt das Recht über den Jüngling, sprich Magnus zu
richten.
4. Akt: Maria will über den „Fremden“ richten.
Obwohl sie ihn liebt muss sie als Herrscherin gerecht sein. Sie betet zu Gott,
da erscheinen Karin und Lars, berichten, dass feindliche Dänen gesichtet wurden
sind. Maria ist erschrocken, doch die Schweden entschließen zu kämpfen, immer
noch wartend auf den wahren König. Magnus schweigt weiterhin. Eine List soll
ihn überführen. Magnus wird ins Schloss seines Vaters gebracht. Hier umgeben
ihn im Traum Bilder aus seiner Jugend. Als er wach wird befindet er sich im
Schlafzimmer seiner Mutter, umgeben von innerer Qual. Er hört Musik, Karin,
seine alte Amme singt eine Weise aus Kindertagen. Er ist so bewegt, dass er
mitsingt, er verrät sich aber so. Maria stürmt sogleich auf den Geliebten zu.
Beide sind glücklich. Karin huldigt ihn als rechtmäßigen König, was ihn an
seinen Schwur erinnert. Voller Entsetzen stürzt er sich vom Balkon des Schlosses.
Marie will ihm folgen wird aber ohnmächtig.
5. Akt: Saal im Schloss zu Uppsala: Bengt will gegen die Dänen kämpfen, plant
aber vorher noch Magnus umzubringen. Sten kommt und fordert seinen Lohn, das
Herzogtum Schonen. Bengt versucht ihn abzudrängen, Sten behagt aber auf seinen
Lohn. Daraufhin zückt Bengt sein Schwert gegen ihn. Maria, die gerade das
Zimmer betrat sieht dies und wirft ihm seine Drohung gegen Sten vor, weshalb
Bengt nun auch sein Schwert gegen die Königen richtet. Sten entwaffnet ihn als
das Volk in den Raum eindringt, unter ihnen auch Magnus, der wie ein Wunder
überlebt hat. Bengt wird ergriffen und Abt Ansgar entbindet Magnus des Eides.
Alle lassen ihn als neuen König hochleben.
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Anmerkungen:
Edmund Kretschmers Oper „ Die Folkunger“ von 1874 war bis
etwa 1915 eine vielgespielte Oper, sowohl in großen Opernhäusern als auch auf
Provinzbühnen. Allein in am Hoftheater Braunschweig konnte die Oper über 40
Aufführungen verzeichnen. Die Oper die insgesamt 24 Gesangsnummern sowie eine kleine
Balletteinlage mit Chor hat, birgt so manche Schönheiten. Sehr bekannt war der
Eriksgang sowie der Krönungsmarsch. Dieser zeigt das große Können Kretschmers.
Sehr geschickt und teils auch mutig wendet er unterschiedlichste Harmonien an,
die eine sehr große Wirkung entfalten. Auch der Einfluss Meyerbeers ist
unverkennbar. Große Massenszenen durchwachsen die ganze Oper, von heroischen
Gesängen ganz abgesehen. Dazu gesellt sich ein großer Orchesteraperrat:
Streicher, Holzbläser mit Englischhorn, Trompeten, Posaunen, Hörner sowie
Pauken und Schlagzeug.
In Scholtzes Opernführer von 1912 heißt es:
„Eins der bedeutendsten Opernwerke der Neuzeit ist Edm.
Kretschmers Oper „Die Folkunger“. Die Oper zeichnet sich durch erhabene Musik
aus, die durch eine großartige Instrumentierungskunst glänzend unterstützt
wird. Das Werk hat einen Siegeszug über fast alle besseren Opernbühnen, wo man
deutsch spricht, gehalten, ist auch fest an diesen eine Repertoireoper
geworden.“
Sicher wäre diese Oper eine interessante Ausgrabung. Eine Aufnahme existiert nicht.
Sämtliche musikalischen Infos wurden dem Klavierauszug entnommen.
© Christian Biskup
Quellen: Klavierauszug und Libretto „Die Folkunger“
Leipzig ( um 1900 ) Fr. Kistner
Scholtzes Opern-Führer, vierte Auflage von ca. 1912