Wilhelm Strienz

  • Hallo!


    Wilhelm Strienz, deutscher Baß; geb. 2.9.1899 in Stuttgart, gest. 10.5.1987 in Frankfurt a.M.. Studierte u.A. bei Theodor Scheidl und Luise Reuss-Belce und gab 1922 als Eremit sein Debut am Deutschen Opernhaus in Berlin. Wirkte in Wiesbaden, Bremen, sowie 1926 bis 1933 am WDR in Köln. Obwohl er auch an den Staatsopern in Berlin, Hamburg, Wien, sowie am Govent Garden auftrat, widmete er sich primär dem Konzertgesang und der Rundfunktätigkeit. Zu seinen bedeutendsten Rollen gehörte der Sarastro.


    Ich habe viele Aufnahmen von Wilhelm Strienz und mir gefällt seine unverwechselbare, samtweiche Baßstimme, die kaum vermuten läßt, daß es auch bei ihm bis in des "Basses Grundtiefen" geht. Wunderbar von ihm gesungen "Im tiefen Keller sitz´ich hier".







    Hier mit eindrucksvoll gesungenen Opernarien.






    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • Hallo Wolfgang,


    ich besitze auch viele Aufnahmen von Wilhelm Strienz. Meine Mutter hat den Sänger persönlich gekannt. Eine meiner Lieblingsaufnahmen von ihm ist "In der Waldschenke" (1934). Er singt das Stück hinreißend, eine historische "Alternative" zu der grandiosen Aufnahme von Gottlob Frick.


    Gruß
    Manfred

    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


    "Non datemi consigli che so sbagliare da solo".
    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
    Giuseppe di Stefano

  • Wilhelm Strienz hat auch Kunstlieder gesungen, es gibt zum Beispiel Aufnahmen von Schubert, Strauss und Loewe. Das Lied "Das Erkennen", von Carl Loewe vertont, ist vielleicht etwas sentimental, wird aber von Wilhelm Strienz wirklich schön gesungen.

  • Zu seinen bedeutendsten Rollen gehörte der Sarastro.


    Das ist genau die Rolle, die mir zu diesem Namen einfällt. Denn er ist der Sarastro in der legendären Beecham-Zauberflöte.


    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Auch in Tosca, Troubadour, Entführung und Zar und Zimmermann zu erleben. Er wirkt beim Zigeunerbaron mit und hat eine Vielzahl von Recitals aufgenommen. Er war der Rundfunktenor in den Kriegsjahren schlechthin. Heimat deine Sterne war sein Markenzeichnen. Um so verwunderlicher, dass er nach Kriegsende nicht wieder richtig Fuß gefasst hat.


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Lieber Bernward,


    Ich würde Wilhelm Strienz, der ja auch den Sarastro gesungen hat nicht alls Tenor bezeichnen. :D


    :hello: Herbert aus Troisdorf

    Tutto nel mondo è burla.

  • Hallo, Bernward!


    Ich möchte mich vorsichtig ausdrücken. Es war vielleicht seine politische Gesinnung. Er war bekannt geworden mit dem Lied "In England wohnt ein böser Mann (Churchil)". Aber solche Sachen interessieren mich nicht. Für mich zählt nur das Musikalische, die Stimme.



    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • Peinlich! Vielen Dank Herbert, ich wollte natürlich schreiben "Rundfunksänger". Muss dabei wohl an Herbert-Ernst Groh gedacht haben. Sorry.


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • .... auch nach dem Krieg hatte Wilhelm Strienz seine Karriere noch fortgesetzt. Er nahm 1945 seinen Wohnsitz in Frankfurt and entwickelte bis Anfang der 60er Jahre noch eine rege Tätigkeit in Rundfunk-, Plattenstudio und Konzertsaal. Seine letzten Schallplattenaufnahmen entstanden 1959 (Sagrestano in "Tosca", "Don Pasquale"). Gestorben ist er 1987.




    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Hallo, Harald!


    Ich vergaß, daß er ja kein Bühnensänger mehr war und doch noch Plattenaufnahmen machte. Nur wie lange seine Karriere nach dem Kriege noch dauerte, wußte ich nicht. Diese Aufnahmen besitze ich im Übrigen auch. Die wunderschöne "Don Pasquale" mit Köth, Traxel, Cordes und Strienz habe ich erst vor Kurzem gehört.



    Gruß Wolfgang

    W.S.

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  • Lieber Wolfgang,


    bei diesem Don Pasquale-Querschnitt fehlt ja leider alles Wesendliche, was der Titelheld zu singen hat.


    :hello: Herbert aus Troisdorf bei Kköln

    Tutto nel mondo è burla.

  • Tatsächlich ist die Auswahl der Stücke auf dem Electrola-Querschnitt etwas seltsam, die großen Pasquale-Szenen fehlen fast völlig.
    Im Begleitheft zur CD fragt der Autor Thomas Voigt, ob Wilhelm Striez als Sänger der Titelpartie für den Rest der Aufnahmesitzungen etwa wegen Krankheit ausgefallen war? Immerhin ist das Quartett und das Finale des 2. Aktes aufgenommen worden, die Szene Norina-Pasquale und das Duett mit Malatesta aus dem 3. Akt fehlen jedoch.


    Ob Strienz damals schon krank war ist mir nicht bekannt, er war zu der Zeit noch keine 60 und hat immerhin nach dieser Aufnahme noch rund 30 Jahre gelebt.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Heute vor 25 Jahren ist er gestorben:




    Strienz, Wilhelm,
    deutscher Bass, * 2.9.1899 Stuttgart, † 10.5.1987 Frankfurt a.M.
    Er studierte u.a. bei Theodor Scheidl und Luise Reuss-Belce und gab 1922 als Eremit sein Debüt am Dt. Opernhaus Berlin.
    Wirkte in Wiesbaden, Bremen sowie 1926–33 am WDR in Köln. Obwohl er auch an den Staatsopern in Berlin, Hamburg, Wien sowie am Londoner Covent Garden auftrat, widmete er sich primär dem Konzertgesang und der Rundfunktätigkeit.
    Zu seinen bedeutendsten Rollen gehörte der Sarastro.


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Um so verwunderlicher, dass er nach Kriegsende nicht wieder richtig Fuß gefasst hat.


    Der Grund dafür werden wohl die sehr dunklen Seiten seiner Biographie sein. Die waren 1945 nicht vergessen. Einzelheiten dürfen in diesem unpolitischen Forum ja nicht ausgebreitet werden. Deshalb ergehe ich mich mal nur in vorsichtigen Andeutungen. Genaues findet sich aber zuhauf im Netz und in einschlägiger Literatur. Nur dieses: Es gab mal eine sehr bewegende TV-Dokumentation über die Deportationen von Juden im großbürgerlichen Mainz. Ein Nachbar hatte heimlich gefilmt, wie Familien am frühen Morgen aus ihren Häusern gezerrt und auf Lastwagen geworfen wurden. Im Hintergrund war ein riesiges Plakat zu sehen, auf dem in ebenso gewaltigen Lettern ein Auftritt von Wilhelm Strienz angekündigt wurde. Zufall? Jedenfalls werde ich dieses Bild nicht mehr los, wenn es mich mal zu Strienz, der ohne Zweifel ein bedeutender Sänger war, verschlägt.


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Wilhelm Strienz, der am 2. September 1900 geboren wurde, starb am 10. Mai 1987. Zu seinem Todestag habe ich "Die lustigen Weiber von Windsor" ausgesucht:



    Heute ist Wilhelm Strienz' 28. Todestag.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Die wunderschöne "Don Pasquale" mit Köth, Traxel, Cordes und Strienz habe ich erst vor Kurzem gehört.

    Hallo Wolfgang,


    Da sind wir uns ja wieder einmal einig! Auch ich schätze diese Aufnahme mit den BERLINER SYMPHONIKERN unter der Leitung von WERNER SCHMIDT-BOELCKE sehr. Mit KÖTH, TRAXEL, CORDES, STRIENZ eine erstklassige Besetzung, und deren Gesangsleistung kann sich wirklich hören lassen! Nur eben schade, daß es sich hier nur um einen sehr stark gekürzten Querschnitt handelt.


    Sehr gerne höre ich WILHELM STRIENZ auch mit der Arie "Als Büblein klein..." aus den Lustige Weiber von Windsor", die man meines Erachstens kaum besser singen kann. Hier kommt auch seine weiche, dunkel timbrierte Baßstimme voll zur Geltung. Auch einige von ihm aufgenommene CARL LOEWE-Balladen sind absolut hörenswert.


    Vor allem wohl durch seine Mitwirkung im "Volkskonzert" des Deutschen Rundfunks machte sich damals WILHELM STRIENZ bei einem breiteren Publikum mit seiner imposanten Baßstimme einen Namen, z. B. mit der Zauberflöte, dem Waffenschmied und dem Lohengrin. Seine kleine Schwachstelle waren wohl seine Artikulation und gelegentliche Ungenauigkeiten im Vortrag.


    wok

  • Der Grund dafür werden wohl die sehr dunklen Seiten seiner Biographie sein.


    Als ich im November 2013 an einem nebligem Herbsttag in Stuttgart vor seinem Grab stand, wusste ich einigermaßen Bescheid. Wer sich für das Leben von Wilhelm Strienz interessiert, kann das in Rheingolds Thread »Der Musiker Gräber« unter dem Datum des 26. Dezember 2013 - Beitrag 132 - nachlesen.

  • Zu seinem heutigen Geburtstag habe ich die Box von Michael Raucheisen ausgewählt, in der er verschiedentlich beteiligt ist:



    Heute ist sein 115. Geburtstag.


    Im folgenden Thread habe ich etwas zu seiner Interpretation der Ballade "Edward" op. 1 Nr. 1 von Carl Loewe (Dein Schwert, wie ist's von Blut so rot) gesagt: Michael Raucheisen


    Ich habe auf Y outube diese Ballade in einer Einzelauskopplung gefunden und es noch einmal gehört. Ich finde es es schlicht grandios:



    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Auch in Tosca, Troubadour, Entführung und Zar und Zimmermann zu erleben. Er wirkt beim Zigeunerbaron mit und hat eine Vielzahl von Recitals aufgenommen. Er war der Rundfunktenor in den Kriegsjahren schlechthin. Heimat deine Sterne war sein Markenzeichnen. Um so verwunderlicher, dass er nach Kriegsende nicht wieder richtig Fuß gefasst hat.
    LG, Bernward


    Kleine Anmerkung von mir: Wilhelm Strienz war Baß/Bariton

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  • Zitat

    Kleine Anmerkung von mir: Wilhelm Strienz war Baß/Bariton


    Hallo, Günther!


    Wilhelm Strienz war ein Baß. So wird er auch in allen Fachbüchern bezeichnet. Natürlich hatte seine Stimmfärbung etwas Baritonales, aber er sang m. E. keine Partien des Zwischenfachs, wie etwa Franz Crass. Einen Dapertutto z. Bsp. hätte er nie singen können.



    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • Wenig geliebt wegen seiner Vergangenheit. Trotzdem höre ich seine samtige Stimme immer wieder gerne. Folgende Preiser-CD gehört zu den besten Tondokumenten seiner Stimme. Sein BORIS kann sich auf dieser CD unter den deutsch-gesungenen Aufnahmen wirklich hören lassen.

    W.S.

  • Wilhelm Strienz (1900-1987)

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    Wilhelm Georg Strienz, geboren am 2. September 1900 in Stuttgart, gestorben am 10. Mai 1987 in Frankfurt am Main, war ein deutscher Sänger (Bassist).


    Als Sohn des Kaufmannes August Wilhelm Strienz (1855-1926) sowie der Marie Emilie, geb. Müller (1863-1933), beschloss Wilhelm Strienz Volksschule und Gymnasium in Stuttgart (1906-1915) mit der mittleren Reife, besuchte anschließend zwischen 1915 und 1917 die Handelsschule und wurde 1917/18 zunächst kaufmännischer Angestellter der Firma Wilhelm Lauser in Stuttgart. 1918 meldete er sich als Kriegsfreiwilliger, wurde bei der Kriegsmarine in Kiel-Wik sowie als Seekadett auf der Insel Alsen ausgebildet. Nach Kriegsende setzte er seine kaufmännische Tätigkeit in Stuttgart vorerst fort, nahm aber gleichzeitig bereits eine Gesangsausbildung bei Oscar Schröter, dem Direktor des Stuttgarter Konservatoriums, sowie bei Kammersänger Theodor Scheidl. Seine Entdeckung verdankte er der mit seiner Familie befreundeten Kammersängerin Marta Fuchs, auf deren Vermittlung er an hervorragende Lehrer kam. 1921/22 war er Volontär an der Städtischen Oper Berlin und setzte sein Gesangsstudium bei der Kammersängerin Luise Reuss-Belce fort (die noch 1882 unter Richard Wagner bei der Uraufführung des Parsifals in Bayreuth gesungen hatte). Seine Gesangsausbildung vollendete Strienz sodann bis 1934 (mit Unterbrechungen) bei Louis Bachner, dem Lehrer von Heinrich Schlusnus.


    1922 debütierte er als Eremit im Weber'schen Freischütz an der Städtischen Oper Berlin, an welcher er bis 1923 blieb. Im selben Jahr wurde er vom Hessischen Staatstheater in Wiesbaden sowie vom Pfalztheater Kaiserslautern engagiert, ab 1924 unter dem neuen Wiesbadener Generalmusikdirektor Otto Klemperer. 1925/26 wechselte er ans Theater der Freien Hansestadt Bremen, bevor ihn der Westdeutsche Rundfunk Köln 1926 in sein Ensemble als Gesangssolist verpflichtete ("die sieben schönsten Jahre meiner Sängerlaufbahn"). 1933 erfolgte seine zeitweilige Entlassung, nachdem er sich mit dem neuen NS-Intendanten Glasmeier überworfen hatte.


    Nach einer zweijährigen Auftrittssperre arbeitete Strienz zwischen 1935 und 1945 als freiberuflicher Konzert- und Opernsänger mit Wohnsitz in Berlin. Er wirkte bei Rundfunkübertragungen von Opern und Oratorien mit und gastierte u. a. am Royal Opera House, Covent Garden, in London sowie an der Wiener Staatsoper. 1937 kam es zur berühmten Einspielung der Zauberflöte von Mozart unter Sir Thomas Beecham, in welcher er neben anderen Sängergrößen den Sarastro sang. Seine Mitwirkung bei NS-Unterhaltungssendungen wie dem Deutschen Volkskonzert und dem Wehrmachtswunschkonzert sowie bei den NS-Filmen Ewiger Wald (1936), Wunschkonzert (1940) und Fronttheater (1943) brachten ihm nach Kriegsende Kritik ein; ferner nahm er an der sog. "Truppenbetreuung" in den besetzten Gebieten teil und spielte bereits 1935 Deutsch sein heißt treu sein und Flieg, deutsche Fahne, flieg! für Electrola ein.


    Nach der 1945 erfolgten Zerstörung seiner Berliner Wohnung zog Strienz zunächst nach Innsbruck, im Oktober 1945 dann nach Traunstein und hatte ab 1947 seinen Wohnsitz in Frankfurt am Main. Bereits 1946 erlangte er von den westlichen Besatzungsbehörden die neuerliche Auftrittserlaubnis. Trotz des zeitweiligen Boykotts durch die deutschen Rundfunkanstalten, insbesondere in der Sowjetischen Besatzungszone, konnte er seine Karriere bereits wenig später fortsetzen und erhielt sogar einen Vertrag der Schallplattengesellschaft Decca. Die Folgen einer schweren Operation setzten seinen gesanglichen Aktivitäten 1963 ein Ende.


    Zu den wichtigen Opernpartien von Wilhelm Strienz gehörten u. a. Sarastro (Die Zauberflöte), König Heinrich (Lohengrin), Fafner (Der Ring des Nibelungen), Rocco (Fidelio), Mephisto (Faust/Margarete), van Bett (Zar und Zimmermann) und Pogner (Die Meistersinger von Nürnberg). Daneben sang er auch Balladen von Carl Loewe. In den 30er Jahren wandte er sich vermehrt der gehobenen Unterhaltungsmusik zu, insbesondere dem volkstümlichen Lied, wodurch er sich einen hohen Bekanntheits- und Beliebtheitsgrad und eine regelrechte Volkstümlichkeit erwarb. Obwohl er gegen die Vereinnahmung durch die Nationalsozialisten nicht gefeit war, wurde Strienz zu keinem Zeitpunkt Parteimitglied. Nach dem 20. Juli 1944 wurde sogar zeitweilig ein Ermittlungsverfahren des Volksgerichtshofes gegen Strienz aufgrund unvorsichtiger Äußerungen des Sängers in vorangegangen Jahren eingeleitet; dieses Verfahren wurde freilich - nicht zuletzt aufgrund der hohen Popularität von Strienz - alsbald eingestellt.


    Wilhelm Strienz war insgesamt viermal verheiratet: In erster Ehe ab 1924 mit Serafima Simiona, geb. Rostin (geschieden 1933); in zweiter Ehe ab 1936 mit Alwine Wilhelme, gen. Hella, geb. Müller (geschieden 1936); in dritter Ehe ab 1942 mit Dr. Elfriede Elsa, geb. Richter (geschieden 1946); sowie in vierte Ehe ab 1955 mit Anneliese, geb. Härtl (bis zu seinem Tode). Aus keiner der Ehen entstammten Kinder, doch hatte Strienz folgende Geschwister: Eugen Wilhelm (1883-1918), August Friedrich (1884-1911), Hugo Otto (1887-1915) und Marie (1897-1948).


    (Quelle)



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    Tonbeispiel:


    "Fünftausend Taler!" aus dem Wildschütz mit dem Orchester der Staatsoper Berlin unter Bruno Seidler-Winkler (1936).


    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Lieber Joseph II.

    danke für das umfangreiche Strienz-Porträt. Erfuhr dadurch eine Menge für mich neuer, interessanter Dinge. Wilhelm Strienz ist mir in erster Linie durch seinen Ewigkeits-Hit "Heimat diene Sterne" bekannt. Hörte soeben die von dir eingestellte Bass-Schmonzette 5000 Taler. Recht leichter Bass, ausgezeichnete Wortverständlichkeit, angenehmes, helles Timbre, manchmal leichte Atemprobleme und Vokalverfärbungen. Wenn man nicht die dunkleren gewichtigeren Stimmen wie Frick und Böhme zum Vergleich heranzieht ist das eine durchaus respektable Darbietung. Wahrscheinlich wird Wilhelm Strienz wie der Rheinländer Willi Schneider als augezeichneter Sänger stimmungsvoller Volkslieder in Erinnerung bleiben.

    Beste Grüße nach Wien:angel::hello:

    Herzlichst

    Operus (Hans)

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • In der Tat ost es so. daß Die Berühmtheit, die er mit "Heimat seine Sterne" erreichte, so groß war, daß sie alles andere überragte und viele Leute gar nicbt wussten, deß er auch Opern sang- Er war übrigens Baß-Bariton und kein Baß. Als Saratro halte ich ihn demzufolge für eine Fehlbesetzung, wäre doch hier sogar ein schwarzer Baß idael - wenn gleich nur selten realisierbar.

    Auch in der 5000 Taler Arie von Lortzing klingt er mir zu hell. (Geschmackssache. Ich verlinke hier den Schlager "Heimat Deine Sterne (aus dem Film Qux der Bruchpilot) der ihm zur Unsterblichkeit verholfen hat- und zwar ZWEIMAL

    Track 1 ist eine 2008 remasterte Versoin, Track 2 ist eine ungeschönte Version - wiedergebeghen mit einem Reisegrammophon der30er/40er Jahre





    man kann hier gut hören, daß die Platte geringfügig zu schnell abgespielt wird, und daß der Federwerksmotor geringe Gleichlaufschwankungen aufweist. Der zeitweise Klirr ist indes eine Alterserscheinung einer schlecht gepflegten Schallakplatt und nicht systembedingt. Überraschend wie tonfarbentreu dieses System, das ohen Lautsprecher und Verstärker auskommt, die Stimme wiedergibt...


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich habe Wilhelm Strienz auch in meiner Schallplattensammlung, neben dem bereits erwähnten "Heimat, Deine Sterne", was für viele Menschen damals wohl ein Lied gewesen ist, das ihnen in schwierigen Zeiten Halt gegeben hat, gibt es noch dieses prä-Heintje-Mama Lied ("Gute Nacht, Mutter"), das bei aller Sentimentalität und Larmoyanz eine kernige, sonore, schön gefäbte Stimme zeigt.



    Also, ich höre die Platten immer wieder mal gerne.

  • Ich bin froh, dass Joseph diesem Thema durch seinen jüngsten Beitrag mehr Struktur gegeben hat. Wir sollten uns hier auch an den schönen Beitrag von hart über den Besuch am Grab von Wilhelm Strienz in Stuttgart erinnern. Die Software ermöglicht eine Verlinkung. Mit sind solche Verkündungen immer sehr wichtig, weil sie den reichen Bestand des Forums verdeutlichen können.


    1937 kam es zur berühmten Einspielung der Zauberflöte von Mozart unter Sir Thomas Beecham, in welcher er neben anderen Sängergrößen den Sarastro sang.


    Mir fällt bei diesem Sänger immer zuerst diese "Zauberflöte" ein, weil sie diesen bedeutenden Rang und diesen historischen Hintergrund hat. Bekanntlich war Strienz aber nicht die erste Wahl für den Sarastro. Im Grund genommen war er die dritte. Walter Legge, der die Aufnahme produzierte, wollte zunächst Ludwig Weber haben, der aber Schwierigkeiten mit den ganz tiefen Tönen einräumte und absagte. Dann war Alexander Kipnis im Gespräch. Der fiel durch seine jüdische Herkunft aus. Für ihn war es zu gefährlich, kurz vor Kriegsbeginn in Berlin, wo die Einspielung erfolgte, aufzutauchen. Legge erinnert sich in seinen letzten Aufzeichnungen 1979: "So nahmen wir schließlich Strienz - einen guten Sänger mit einer gepflegten, wenn auch für die Rolle etwas kleinformatigen Stimme, der jedoch über ein sensibles Gefühl für die Phrasierung verfügte. Diese Wahl brachte mir seinerzeit viel Kritik ein, doch ließ sich zu dem Zeitpunkt einfach kein besserer deutschsprachiger Bass finden."


    Für mich hat die Aufnahme noch einen nicht unwesentliche Aspekt. Sie führte die junge Elisabeth Schwarzkopf, die im Chor, der seinerzeit sehr renommierten "Favres Solisten Vereinigung" sang, mit Legge, ihrem späteren Ehemann, zusammen. Ohne ihn dürfte ihre Karriere nicht so verlaufen sein wie sie verlaufen ist.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Wenn der Name Wilhelm Strienz fällt oder ich seine Lieder "Heimat, deine Sterne" und "Gute Nacht, Mutter" irgendwo höre, fallen mir zuerst immer Szenen aus Kinofilmen wie "Das Boot" (1981), "Schtonk!"(1992) und "Schindlers Liste" (1993) ein, das geschieht ganz unwillkürlich. Manche Assoziationen bekommt man irgendwie schwer aus dem Kopf. smilie_denk_09.gif

    >>So it is written, and so it shall be done.<<

  • Diese Wahl brachte mir seinerzeit viel Kritik ein, doch ließ sich zu dem Zeitpunkt einfach kein besserer deutschsprachiger Bass finden."

    Eine sehr kühne Behauptung von Herrn Legge! Wenn ich mir überlege, welche großformatigen Stimmen damals in Deutschland z.B. Wagner sangen (Hofmann, Manowarda u.a.) und wer alles schon in den Startlöchern stand (z.B. Frick, Böhme und Greind) um hier entdeckt zu werden und seinen Durchbruch zu erleben...

    Für mich hat die Aufnahme noch einen nicht unwesentliche Aspekt. Sie führte die junge Elisabeth Schwarzkopf, die im Chor, der seinerzeit sehr renommierten "Favres Solisten Vereinigung" sang, mit Legge, ihrem späteren Ehemann, zusammen. Ohne ihn dürfte ihre Karriere nicht so verlaufen sein wie sie verlaufen ist.

    Ja, das kann man wohl sagen!

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Walter Legge, der die Aufnahme produzierte, wollte zunächst Ludwig Weber haben, der aber Schwierigkeiten mit den ganz tiefen Tönen einräumte und absagte. Dann war Alexander Kipnis im Gespräch. Der fiel durch seine jüdische Herkunft aus.

    Ja, lieber Rüdiger, in der Tat war Wilhelm Strienz für Walter Legge, den Produzenten mit dem untrüglichen siebten Sinn für Gesangstimmen, die dritte Wahl. Ich kenne die Aufnahme seit über vier Jahrzehnten, die ich bereits auf LP hatte und heute in dieser CD-Ausgabe mein Eigen ist:


    und ich schließe mich Legges Meinung an: Strienz war nichts mehr und nichts weniger als eine Verlegenheitslösung. Er wäre nie zu den Ehren eines Sarastro in dieser (für damalige Verhältnisse) spektakulären ZAUBERFLÖTE gekommen, wenn Ludwig Weber oder, noch besser, Alexander Kipnis zur Verfügung gestanden hätten.

    Wenn ich mir Kipnis mit seiner herrlich sonoren Baßstimme vorstelle, so ist das, was Strienz zu bieten hat, nicht mehr als ein Abklatsch. Doch die bescheuerten Rassegesetze der Nazis ließen Legge schließlich keine andere Wahl. Auch die von Stimmenliebhaber ins Gespräch gebrachten Bässe wären allesamt geeignetere Rollenvertreter gewesen (was Frick, Böhme und Greindl in späteren GA unter Beweis gestellt haben).


    Noch ein anderer, nämlich Helge Rosvaenge, ist unverhofft zu der Ehre gekommen, in Legges Berliner Produktion den Tamino singen zu dürfen. Ursprünglich hatte Legge Richard Tauber auserkoren, den damals wohl vollkommensten Tamino überhaupt, wie sich anhand von erhaltenen Recitals leicht feststellen läßt. Legge hatte sogar bei den zuständigen Reichsbehörden in Berlin eine diesbezügliche Anfrage gestellt, die aber mit den Worten, man könne für die Sicherheit Taubers nicht garantieren, abgeschmettert wurde. Für uns ist das heute schier unvorstellbar, aber leider wahr. Nun ist, im Gegensatz zu Strienz, Helge Rosvaenge weit mehr als ein "Ersatz", und trotzdem wäre Richard Tauber ein weiterer Glanzpunkt dieser in vielerlei Hinsicht historischen Aufnahme geworden. Es hat nicht sollen sein.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

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