Hallo, liebe Musikfreunde,
nachdem dies Konzert bereits an verschiedenen Stellen angesprochen ist, scheint ein eigener Thread das Beste zu sein. Ich kann es nicht besser einleiten als mit den Worten von Gavrilov, der es 2004 in Osnabrück gespielt hat: „Ravels Konzert für die linke Hand ist die Krone der gesamten Konzertliteratur. Das philosophische Niveau ist unerreicht, musikalisch und technisch ist es enorm stolz und nobel. Und es ist ein existenzialistisches Werk. Ich habe es immer gern gespielt, aber als grausam und dunkel empfunden. Vor kurzem, nach einem Konzert in Stockholm, habe ich dann herausgefunden, dass das Hauptthema eng mit dem ‚Dies irae’-Motiv verwandt ist: Dieses Werk ist ein Totentanz. Aber es ist auch eine schöne Geschichte vom Tod, eine sehr süße, sehr jazzige. Ich finde, dieses Konzert muss mehr gelebt werden.” (NOZ)
Ravel und der Jazz : Ravel hat erstmals 1927 in seiner Violinsonate einen Blues komponiert. 1928 traf er in New York Gershwin, der ihm alle seine Stücke vorspielte. Dessen „Rhapsody in blue“ war 1924 uraufgeführt worden, unter den begeisterten Zuhörer waren u.a. Heifetz, Kreisler, Godowski, Mengelberg, Rachmaninow, Stokowski, Strawinsky. Der Bolero entstand 1928 (die an anderer Stelle erwähnte Aufführung von 1930 ist also nicht die Uraufführung), das Konzert für die linke Hand 1929 – 30.
Hat sich Ravels Hirnerkrankung bereits ausgewirkt? Auch in Antwort an Franks Frage zum Bolero: Wie der Bolero ist dies Konzert durch seinen eignen Rhythmus, hier würde ich direkt sagen: seinen Herzschlag geprägt. Dies ist für mich in beiden Werken das Einzigartige, wodurch sich diese Kompositionen auszeichnen. Ich wage nicht zu beurteilen, ob er hier bereits von der Krankheit geprägt war, oder wie kaum ein anderer Komponist wahrnahm, was zu seiner Zeit vorging. Aber ich stelle mir am ehesten vor, dass es seine Zeit war, die er in diesen Stücken eingefangen hat und die ihn krank gemacht hat.
Paul Wittgenstein: Wie ich jetzt gesehen habe, schreibt Nubar im Thread über die schwierigsten Stücke, er habe es „viel zu spätromantisch, besser gesagt schwülstig und auch noch mit eigenen Verbesserungen gespielt“. Im Internet fand ich ähnliche Hinweise, dass er es verändert, später jedoch immer mehr geliebt hat. Das in seinem Auftrag von Hindemith geschriebene Konzert hat er ganz abgelehnt. Es ist erst kürzlich in Berlin uraufgeführt worden!
Viele Grüße,
Walter