Jussi Björling (1911-1960)

  • Im Schellack-Bereich gibt es zwar schon einen Thread über den Sänger; ich finde aber, zum 100. Geburtstag sei ihm hier bei den "berühmten Stimmen" ein eigenes Kapitel gegönnt!


    Björling, Jussi (Johan, Jonatan), schwedischer Tenor,
    geboren am 5. Februar 1911 in Stora Tuna/Borlänge, † 9.9.1960 Stockholm.


    Er wurde von seinem Vater, dem Tenor David Björling (1873–1926), ausgebildet und reiste mit diesem und seinen Brüdern als Quartett, bevor er sich 1928 am Stockholmer Konservatorium von Hislop und Forsell ausbilden ließ.


    1930 debütierte er als Don Ottavio und sang kurz darauf den Arnold in Guillaume Tell. Er bliebt bis 1938 festes Mitglied der Stockholmer Oper. 1937 trat er in Salzburg und Chicago auf, 1938 an der New Yorker Metropolitan Opera, 1939 am Londoner Covent Garden, 1940 an der Mailänder Scala und in San Francisco.
    Jussi Björling war außerordentlich beliebt in Amerika, während sich sein stilvoller Gesang in Italien schwerer durchsetzen konnte.
    Auch bis zum Ende seiner Laufbahn hin bewahrte er sich seine schöne, in allen Registern ausgeglichene Stimme, dagegen blieb er stets ein ungelenker Darsteller. Björling sang Mozartpartien, frz. Rollen und das Verdi- und Puccini-Repertoire. Er hinterließ uns eine Sammlung von über 300 Plattenaufnahmen!



    Am 15. März 1960 erlitt er einen ersten Herzinfarkt, schonte sich jedoch nicht und starb im September des gleichen Jahres. Er wurde nur 49 Jahre alt.


    Am kommenden Samstag, 5. Februar, hätte er seinen 100. Geburtstag feiern können.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Björling – sicherlich eine der ganz großen Jahrhundertstimmen.
    Früher war ich ihm irgendwie mehr verfallen als heute. Tendiere aber wohl generell mehr zu den Kalibern wie Del Monaco und Corelli im italienischen Fach mittlerweile.
    Grandios natürlich sein Calaf. 1944 live hielt er das letzte hohe C so lange wie niemand mir Bekannter (auch nicht Corelli).
    Gleichwohl mir der leicht gequält klingende Ausdruck Björlings nach einer Weile meistens zuviel wird, ist und bleibt er einer der Größten.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Danke, für die Erinnerung, lieber Harald Kral!
    Ein guter Anlass mal wieder eine CD von Jussi Björling aufzulegen.


    Björling war wohl den von Joseph II. Genannten bezüglich der Stimmkultur überlegen (die Länge eines "C" ist da kein Kriterium, eher ein artistischer Gag).
    Dennoch schätzte ich auch die Urgewalt der Stimme von Mario del Monaco - ich sage "schätzte", denn es war vor allem das Live-Erlebnis, das so beeindruckend war.

  • Hallo!


    Jussi Björling ist für mich einer der größten und besten Tenöre aller Zeiten. Das was Joseph II. anführt, (leicht gequält), kann ich nicht akzeptieren. Es handelt sich um etwas Melancholie in der Stimme, die der Schönheit aber beileibe keinen Abbruch tat. Vielleicht fehlte ihm in manch komischen Rollen etwas der Humor, darum hat er diese auch kaum gesungen. Er war ein excellenter Vertreter der italienischen Oper, aber auch im französischen Fach war er zu seiner Zeit unerreicht. Wer ihn mal als De Greux, Faust oder Don José gehört hat, wird mir zustimmen: Er war einer der Größten.


    Ich besitze sehr viele Aufnahmen von ihm, und bin jedesmal beeindruckt von der Vollkommenheit und Schönheit seiner Stimme.



    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • Eine schöne Würdigung! Für mich unter den größten Tenören aller Zeiten und dabei einer der größten SÄNGER von allen.


    Eine unglaublich gut plazierte, strahlende Stimme, zwar nicht riesengroß, aber mit einem außergewöhnlich konzentrierten und gebündelten Klang. Für mich unerreicht sein Manrico, sein Riccardo (Ballo), Roméo (und auch Puccini-Des Grieux).
    Carusos Witwe hat zu ihm gesagt: Dir gebührt Enricos Krone. Das mag man nicht bei jeder Aufnahme nachvollziehen können, aber vor allem in seinen letzten live-Mitschnitten von 1960 - da sind schon einige wirkliche Caruso Töne darunter. siehe youtube.
    Als Interpret kann manches Mal ein wenig - hmm uninvolviert oder bieder klingen, aber im rein musikalischen Sinn ist er immer bei der Sache und singt so betörend herrlich, daß ich ihm das locker verzeihe.
    Ich finde jeder junge Tenor sollte sich seine Aufnahmen anhören müssen - vorbildlich was Tonbildung, Stimmplatzierung und Technik betrifft.

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  • Jussi Björling - für mich einer der besten Opernsänger aller Zeiten. Dutzende Referenzaufnahmen hat er hinterlassen. Man höre nur sein "Cujus animam" aus Rossinis "Stabat Mater". Das ist eine Aufnahme für die "einsame Insel".


    Gruß
    Manfred

    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


    "Non datemi consigli che so sbagliare da solo".
    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
    Giuseppe di Stefano

  • Jussi Björling - für mich einer der besten Opernsänger aller Zeiten.

    Da hast Du voll Recht, Manfred!

    Als Interpret kann manches Mal ein wenig - hmm uninvolviert oder bieder klingen, aber im rein musikalischen Sinn ist er immer bei der Sache und singt so betörend herrlich, daß ich ihm das locker verzeihe.


    Ich bin ja fast immer Deiner Meinung, Gioconda, aber in dem Punkt muss ich einfach doch mal widersprechen.
    Ich finde, dass Björling die seit Caruso gebräuchlichen expressiven Affektgebärden überhaupt nicht braucht, da es ihm immer gelingt, allein durch die Führung und Färbung der musikalischen Linien zum Ausdruck zu bringen, was über den Charakter und seine Gefühle und Empfindungen mitgeteilt werden muss. Er gibt den melodischen Phrasen nach meiner Wahrnehmung immer, was gefordert ist: hier innere Erregung und leidenschaftliche Glut (z.B. Riccardo im Liebesduett), dort den Schmerz und das Leiden (z. B. Canio), die Empörung und Wut (Otello im 2. Akt) und dann die Leichtigkeit und das Strahlen reiner Lebensfreude (Riccardo im Ulrica-Bild), die Empfindsamkeit aufkeimender Liebe (z.B. Rodolfo 1.Akt), oder die Verzückung und Seligkeit grenzenloser Liebe (z. B. als Faust oder Romeo) oder die Ruhe der Todesnähe (z.B. Cavaradossi 3. Akt), den Trotz (z. B. Radames Finale 3.Akt), die Demut (Verdi Requiem) und...und...und...


    Sicher, das ist alles nicht so extrovertiert und berauscht berauschend wie bei Caruso, nicht so existenziell betroffen wie bei Vickers, nicht so emotional direkt wie bei Gigli. Aber dafür ist es auch nie exhibitionistisch und peinlich! Gerade dafür liebe ich Björling!

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Ich bin ja fast immer Deiner Meinung, Gioconda, aber in dem Punkt muss ich einfach doch mal widersprechen.
    Ich finde, dass Björling die seit Caruso gebräuchlichen expressiven Affektgebärden überhaupt nicht braucht, da es ihm immer gelingt, allein durch die Führung und Färbung der musikalischen Linien zum Ausdruck zu bringen, was über den Charakter und seine Gefühle und Empfindungen mitgeteilt werden muss.
    Sicher, das ist alles nicht so extrovertiert und berauscht berauschend wie bei Caruso, nicht so existenziell betroffen wie bei Vickers, nicht so emotional direkt wie bei Gigli. Aber dafür ist es auch nie exhibitionistisch und peinlich! Gerade dafür liebe ich Björling!


    So weit liegen wir gar nicht auseinander, caro Caruso. ;)
    Ich habe "unbeteiligt" nicht als Gegenteil von berauschend oder außermusikalischen Effekten gemeint. Ich habe eher gemeint, daß er nicht unbedingt jemand war, der sich um eine eingehende Charakterstudie bemüht hat (wie Vickers). Musikalischer Gestalter - ja, aber nicht unbedingt jemand, der Charaktere auch plastisch duch die Lautsprecher darstellen kann, wie ich es zB bei Pertile empfinde. Er hat auch im Laufe der Jahrzehnte nicht besonders an seinen Rollenbildern gefeilt oder sie weiterentwickelt.
    Er hat mit der Stimme gestaltet . - Auch wenn zB die Studio-Gesamtaufnahmen von Tosca oder auch Aida merkwürdig blaß sind. Die Vittoria Rufe aus einem live Mitschnitt (London 1959?) gellen mir allerdings immer noch in den Ohren.

  • Meine erste Opern-Gesamtaufnahme mit Jussi Björling war eine "Tosca". Die Doppel-LP habe ich seinerzeit im Flughafen-Shop in Mailand (Aeroporto di Milano-Linate) gekauft, kostete ein paar Tausend Lire (RCA Italia, eigentlich wegen Dirigent Leinsdorf). Erst beim Hören zuhause machte mich meine Frau auf die "tolle Stimme" des Tenors aufmerksam. Inzwischen habe ich die Aufnahme natürlich auf CD:



    Giacomo Puccini (1858-1924)
    Tosca


    Aufnahme: Juli 1957, Studio Rom
    Dirigent: Erich Leinsdorf
    Orchestra del Teatro dell'Opera di Roma
    Coro del Teatro dell'Opera di Roma
    Chorleitung: Giuseppe Conca
    Label: RCA CD: GD 60192


    Cesare Angelotti: Leonardo Monreale
    Floria Tosca: Zinka Milanov
    Il sagrestano: Fernando Corena
    Mario Cavaradossi: Jussi Björling
    Scarpia: Leonard Warren
    Sciarrone: Nestore Catalani
    Spoletta: Mario Carlin
    Un carceriere: Vincenzo Preziosa
    Un pastore: Giovanni Bianchini


    Spricht man mit Italienern über Björling als Tenor-Superstar, so stößt man oft auf eine gewisse Geringschätzigkeit - ob es am Nationalstolz liegt? Jedenfalls scheint er im Mutterland der Tenöre nicht so beliebt zu sein wie bei uns oder in den USA.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Mein lieber Harald!


    Eine bessere TOSCA wird es wohl kaum geben. Höchstens annähernd Gleichwertige. Mit einer unvergleichlich guten Zinka Milanov als Tosca und einem Scarpia, gesungen von Leonard Warren. Und das Dirigat von Erich Leinsdorf ist auch perfekt.


    Was Björling in Italien betrifft, wundert mich das. Es kann nur an der nordischen Kühle liegen, die den Italienern wohl nicht so liegt. Auch Birgit Nilsson war in Italien nicht der ganz große Erfolg beschieden. Das war nur einem Richard Tucker gelungen. Der wurde in Italien sehr verehrt.



    Gruß Wolfgang

    W.S.

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  • Lieber Harald, sicher hast Du inzwischen auch viele andere Björlingaufnahmen. Das hoffe ich zumindest, denn diese Leisdorf-Tosca ist nicht wirklich eine der voll gelungenen Aufnahmen von ihm. Da ist nicht so ganz unberechtigt, was Gioconda an ihm bemämgelt - in der Aufnahme klingt er gelegentlich tatsächlich "uninvolviert oder bieder" jedemfalls ist er nicht auf der Höhe früherer Aufnahmen.


    Eine bessere TOSCA wird es wohl kaum geben. Höchstens annähernd Gleichwertige. Mit einer unvergleichlich guten Zinka Milanov als Tosca und einem Scarpia, gesungen von Leonard Warren. Und das Dirigat von Erich Leinsdorf ist auch perfekt.


    Was Björling in Italien betrifft, wundert mich das. Es kann nur an der nordischen Kühle liegen, die den Italienern wohl nicht so liegt. Auch Birgit Nilsson war in Italien nicht der ganz große Erfolg beschieden. Das war nur einem Richard Tucker gelungen. Der wurde in Italien sehr verehrt.

    Dass Du, lieber Wolfgang, Warren preist, kann ich voll nachvollziehen, aber Milanov hat bessere Leistungen gebracht als in dieser Aufnahme - zum Glück sind die diversen Live-Mitschnitte ja inzwischen alle verfügbar. Und wenn ich denn die Wahl habe, ziehe ich Mitropoulos doch Leisdorf vor! Mir klingt seine Tosca zu pathetisch und vordergründig. Vor allem fehlt mir das ebb-and flow zwischen dramatischer Hitze und lyrischem Verströmen.


    Aber lasst Euch durch meinen Einspruch nicht die Lust an Björling und Milanov trüben.


    Ich bin bei Euch, wenn ihr Aufnahmen von ihnen hört - seien es nun die ganz großen oder die, die ich etwas weniger schätze!


    Euer Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Hallo, Caruso41!


    Gut das die "Geschmäcker" doch so verschieden sind! Wenn alle die gleichen Aufnahmen lieben würden. Was wäre das wohl? Ich bleibe bei Zinka Milanov, auch Rysanek und Tebaldi kommen weiter bei den neueren Aufnahmen in Betracht. Bei den historischen Aufnahmen gibt es natürlich noch andere Alternativen.



    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • Gut das die "Geschmäcker" doch so verschieden sind! Wenn alle die gleichen Aufnahmen lieben würden. Was wäre das wohl? Ich bleibe bei Zinka Milanov, auch Rysanek und Tebaldi kommen weiter bei den neueren Aufnahmen in Betracht.


    Natürlich bin auch ich ein großer Verehrer der Milanov und finde ihre Tosca hinreißend - nur eben nicht mehr in dieser Aufnahme unter Leinsdorf. Das geht primär gegen Leinsdorf, der mir einfach das Werk zu statisch und auch irgendwie teutonisch macht, um es ein bischen plakativ zu sagen (Oben hatte ich ja meine Kritik ein bißchen besser begründet. Aber auch Milanovs Stimme zeigt mir doch schon zu viele Gebrauchsspuren. Sie klingt stellenweise arg unruhig und hat bisweilen sogar ein unkontrolliertes Vibrato. Es gibt ja hinreißende Aufnahmen ihrer Tosca aus früheren Jahren - nur eben nicht mit Björling. Und um den und um seinen Geburtstag sollte es in diesem Thread ja gehen.


    Leider kenne ich ausser dieser Studio-Produktion von Leinsdorf keine Gesamtaufnahme, in der Björling den Cavaradossi singt. Und - wie gesagt - in dieser Leinsdorf-Aufnahme ist er lange nicht so stark wie in vielen seiner anderen Aufnahmen. Deshalb würde ich mich auf die diversen Aufnahmen der Cavaradossi-Arien mit Björling beschränken und nach Tosca-Gesamtaufnahmen mit anderen Sängern schauen. Das gehört nun nicht mehr in diesen Thread. Aber dazu habe ich mich ja auch anderswo schon geäußert!

    ;) - ;) - ;)


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  • Dann setze ich mal die Reihe meiner Gesamtaufnahmen mit Jussi Björling fort: Nach der Tosca kam noch eine Puccini-Oper, die ich zwar nicht besonders mag, die aber in der gleichen RCA-LP-Serie preiswert zu erwerben war:



    Puccini
    MANON LESCAUT


    Aufnahme: 1.–13., 15.–17.7.1954, Studio Rom
    Dirigent: Jonel Perlea
    Orchestra del Teatro dell'Opera di Roma
    Coro del Teatro dell'Opera di Roma
    Chorleitung: Giuseppe Conca
    Label: RCA CD: GD 60573 (2 CD)


    Des Grieux: Jussi Björling
    Edmondo: Mario Carlin
    Geronte di Ravoir: Franco Calabrese
    Lampionario: Mario Carlin
    Lescaut: Robert Merrill
    L'Oste: Enrico Campi
    Maestro di ballo: Mario Carlin
    Manon Lescaut: Licia Albanese
    Un commandante di marina: Enrico Campi
    Un musico: Anna Maria Rota
    Un sergente degli arcieri: Franco Calabrese


    1990 ist die Aufnahme neu remastered als Do-CD erschienen.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)


  • Super Aufnahme - hab eine Schwäche für diese Oper. Noch besser die live-Aufnahme mit Albanese von 1956 (?) (ich finde die live-Version mit Albanese besser als die mit Dorothy Kirsten). Die straft alle Lügen, daß Björling auf der Bühne immer kühl und distanziert war. Da geht die Post ab!
    Wenn wir schon bei den Gesamtaufnahmen sind: auch die Aida ist nicht besonders gelungen. Bin auch nicht der Meinung, daß der Radames eine seiner besten Rollen war. Der "Trovatore" ist für mich eine Referenz-Aufnahme (da ist sogar Barbieri für mich erträglich), die Boheme unter Beecham auch. Herrlich entschlackter Puccini.

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  • Ich hab nur 6 Opern-Gesamtaufnahmen mit Jussi,


    Rigoletto
    Turandot
    Cavalleria
    Tosca
    La Boheme
    Troubadour


    Ich gebe keine her.


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Super Aufnahme - hab eine Schwäche für diese Oper. Noch besser die live-Aufnahme mit Albanese von 1956 (?) (ich finde die live-Version mit Albanese besser als die mit Dorothy Kirsten). Die straft alle Lügen, daß Björling auf der Bühne immer kühl und distanziert war. Da geht die Post ab!
    Wenn wir schon bei den Gesamtaufnahmen sind: auch die Aida ist nicht besonders gelungen. Bin auch nicht der Meinung, daß der Radames eine seiner besten Rollen war. Der "Trovatore" ist für mich eine Referenz-Aufnahme (da ist sogar Barbieri für mich erträglich), die Boheme unter Beecham auch. Herrlich entschlackter Puccini.

    Ja, liebe Gioconda, das möchte ich bestätigen. Diese "Manon Lescaut" habe ich unzählige Male gehört, einen besseren Des Grieux als Björling kenne ich nicht. Björling war kein Radames, konnte ihn aber gut singen. Im Nilakt profitiert er von seinem fein silbrigen Timbre, hat aber auch die Stamina für "Nume custode vindice", wo er sich am Ende mühelos über den Chor hinwegsetzt. Den Manrico hat er superb gesungen (die Live-Aufnahmen sind grandios!). In "Deserto sulla terra" klingt er nicht wie ein Volksheld sondern folgt Verdis Anweisung: cantabile a mezza voce. Der Triller in "Ah si ben mio" wird gekonnt ausgeführt, die Stretta ist famos. Die "Bohème" unter Beecham ist wirklich entschlackter Puccini, und hier ist er wieder zu finden: der silbrige Schimmer von Björlings Stimme, die fragile Mimi von Victoria de los Angeles - trotz kurzer Höhe - das rührt ungemein.


    Erwähnen möchte ich auch noch die Live-Mitschnitte seines "Faust" und "Romeo". Für diese beiden Partien hatte er die ideale Stimme. "Salut demeure" (1939 u. 1950) singt er mit Noblesse und außerordentlicher Klangphantasie. Das hohe C nimmt er nicht - wie in der Tradition der großen französischen Tenöre - mit der voix mixte, dennoch setzt er es mit der Halbstimme an, und nach einem Crescendo hält er den Ton in dichtester Klangkonzentration. Eine phänomenale Leistung. Als "Romeo" hat er auch Maßstäbe gesetzt. Das beweist ein Mitschnitt von 1947. Jürgen Kesting hat das treffend beschrieben: "Auch der Beifall hat seinen Ton. Der Mitschnitt verrät, dass das Auditorium der MET so berauscht war wie der liebestrunkene Romeo ... Der (3.) Akt endet auf einem hohen "c", um das man das Publikum des Abends nur beneiden kann ..."


    Gruß

    Manfred

    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


    "Non datemi consigli che so sbagliare da solo".
    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
    Giuseppe di Stefano

  • Ich möchte die Liste meiner Opern-Gesamtaufnahmen fortsetzen: Die nächste Anschaffung war die Studio-Aufnahme von Verdis "Trovatore", ebenfalls auf RCA erschienen: Jemand hat einmal gesagt, den "Troubadour" aufzunehmen ist ganz einfach: Man braucht nur die 4 besten Sänger der Welt!



    Verdi - IL TROVATORE


    Aufnahme: 21.2.–16.3. 1952, Studio, New York
    Dirigent: Renato Cellini
    RCA Victor Orchestra
    Robert Shaw Chorale
    Chorleitung: Robert Shaw


    Azucena: Fedora Barbieri
    Ferrando: Nicola Moscona
    Il Conte di Luna: Leonard Warren
    Ines: Margaret Roggero
    Leonora: Zinka Milanov
    Manrico: Jussi Björling
    Ruiz: Paul Franke
    Un messagiero: Nathaniel Sprinzena
    Un vecchio zingaro: George Cehanovsky


    Ergänzend hierzu habe ich mir damals noch 2 Recital-LPs besorgt, die ich später natürlich ebenfalls durch die entsprechenden CDs ersetzt habe:



    Das sind alles Studio-Aufnahmen - mit den Live-Mitschnitten konnte ich mich nie so richtig anfreunden.


    LG


    :hello:

    Harald


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    (Vinícius de Moraes)

  • Hallo Gioconda!


    Hallo Manfred!


    Eure Beiträge zu Björling haben mir super gut gefallen. Ihr begnügt Euch nicht damit, einfach auf Veröffentlichungen hinzuweisen sondern macht vor allem deutlich, warum diese Aufnahmen von Björling so einmalig sind! Besten Dank! Da habe ich jetzt gar nichts hinzuzufügen.


    Euer Caruso41

    ;) - ;) - ;)


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  • Der Deutschlandfunk widmet sein heutiges Kalenderblatt dem 100. Geburtstag des Sängers:


    05.02.2011 · 09:05 Uhr DLF


    Vor 100 Jahren wird der schwedische Tenor Jussi Björling geboren
    Von Michael Stegemann



    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

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  • Die Liste meiner Lieblingsopern wäre unvollständig ohne diese Turandot:




    Puccini: TURANDOT

    Aufnahme: Juli 1959, Studio Rom
    Dirigent: Erich Leinsdorf
    Orchestra del Teatro dell'Opera di Roma
    Coro del Teatro dell'Opera di Roma
    Chorleitung: Giuseppe Conca

    Calaf: Jussi Björling

    L'imperatore Altoum: Alessio de Paolis
    Liù: Renata Tebaldi
    Pang: Piero di Palma
    Ping: Mario Sereni
    Pong: Tommaso Frascati
    Principe di Persia: Adelio Zagonara
    Timur: Giorgio Tozzi
    Turandot: Birgit Nilsson
    Un mandarino: Leonardo Monreale


    Ergänzt wird der Tenor in dieser Aufnahme noch durch die beiden Damen Renbata Tebaldi und Birgit Nilsson. Natürlich hat auch mein Lieblings-Dirigent seinen Anteil daran!


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Ja, Harald!


    Diese "Turandot" ist für mich als Björlig-Verehrer auch eine meiner liebsten Aufnahmen. Es gibt vielleicht 2-3 gleichwertige, aber keine Bessere! Chor, Orchester, Dirigent und Sänger, es gibt für mich keinen Schwachpunkt bei dieser "Turandot".



    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • Leider ist in dieser Aufnahme, die ich natürlich auch seit meiner Jugend besitze das Terzett der drei Minister gekürzt.


    Da dieses Terzett meine Lieblingsszene in Turandot ist, finde ich diese Kürzung unverzeihlich.


    :hello: Herbert aus Troisdorf

    Tutto nel mondo è burla.

  • Hallo, Herbert!


    Ist das wirklich Deine Lieblingsszene? Schon erstaunlich! Die ganze Oper ist faszinierend, aber das Finale! Einfach eines der schönsten aller Opernfinali! Ja, ich weiß. Stammt noch nicht mal von Puccini. Aber trotzdem Klasse!


    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • Leider ist in dieser Aufnahme, die ich natürlich auch seit meiner Jugend besitze das Terzett der drei Minister gekürzt.


    Da dieses Terzett meine Lieblingsszene in Turandot ist, finde ich diese Kürzung unverzeihlich.


    Das ist natürlich schade. Möglicherweise war das seinerzeit bei der Aufnahme durch die Spieldauer der LP bedingt.


    Lustig ist auch, das die Ministerszene in meinen Opernanfängen völlig uninteressant erschien, und jetzt ist sie mir eine der liebsten Puccini-Szenen überhaupt. Ein Glanzstück!


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


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  • Ich möchte heute mit dieser Aufnahme (in neuer Aufmachung), die auch Harald schon vorgestellt hat, an Jussi Björlings


    104. Geburtstag


    erinnern.


    Ich habe deshalb noch einmal Turandot ausgesucht, weil in Deutschland genau acht Jahre später auch ein späterer Tenor geboren wurde, der ebenfalls den Kalaf gesungen hat, allerdings in deutscher Sprache. Mein Beitrag über ihn wird ihm Thread "Leben und Sterben lassen - die tägliche Gedenkminute" zu lesen sein.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Heute zu Jussi Björlings Todestag, habe ich aus meiner Sammlung das Verdi Requiem ausgesucht, hier in der großartigen Einspielung unter Fritz Reiner. Zusätzlich habe ich noch das "Ingemisco" verlinkt:





    Heute ist Jussi Björlings 55. Todestag.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).