Ich habe mich lange mit dem Gedanken getragen, dieses Thema zur Diskussion zu stellen, weil es mich interessiert, welche Konzerte die anderen Taminos gerne besuchen. Um den Anfang zu machen, möchte ich eine kurze Aufstellung der Konzerte machen, die ich bis zum Sommer bisher gebucht habe:
26. 01. 2011: Köln, Los Angeles Philharmonic, Gustavo Dudamel, Mahler: 9. Sinfonie;
03. 02. 2011: Berlin, Berliner Philharmoniker, Sir Simon Rattle: Mahler: 3. Sinfonie;
16. 02. 2011: Berlin, Berliner Philharmoniker, Sir Simon Rattle: Mahler: 4. Sinfonie;
20. 03. 2011: Essen, Balthasar Neumann-Chor und -Ensemble, Thomas Hengelbrock, Bach-Kantaten;
10. 04. 2011: Essen, Valeriy Sokolov, Violine, Evgeny Isotov, Klavier: Bartok, Beethoven, Tschaikowsky;
24. 04. 2011: Köln, Mitsuko Uchida: Schumann, Schubert;
07. 05. 2011: Bochum, Michael Korstick, WDR-Sinfonie-Orchester, Karl-Heinz Steffens, Brahms, 1. und 2. Klavierkonzert (der Korstick macht sowas);
22. 05 .2011: Essen: Renaud Capucon, Sinfonia Arsovia, Maxim Vengerov, Szymanowsky: Roxanas Song, Tschaikowsky, Violinkonzert, 6. Sinfonie:
27. 05. 2011: Pierre Laurent Aimard, Duisburg: Liszt, Wagner;
17. 07. 2011: Hélène Grimaud, WDR-Sinfonie-Orchester, Manfred Honeck: Beethoven: Coriolan-Ouvertüre, 4. Klavierkonzert, 7. Sinfonie.
Ich würde mich darüber hinaus freuen, wenn Taminos berichten,wie ihnen die von ihnen besuchten Konzerte gefallen haben, ohne jetzt unbedingt in tiefschürfende Rezensionen zu gehen. Aber es befriedigt mich einfach nicht, nur immer zu lesen, was dieser und jener Interpret für tolle Aufnahmen gemacht hat (natürlich im Studio). Einige Interpreten, darunter mein Lieblingsdirigent Günter Wand, haben ja mit fortlaufendem Alter nur noch Liveaufnahmen gemacht, und paralle dazu ging es auch mir so, dass ich in den letzten 20 Jahren zunehmend öfter in Konzerte gegangen bin, und, ich muss gestehen, nicht die billigsten Plätze gebucht habe. Dafür hatte ich dann auch, wie ich meine, einen optimalen Konzertgenuss.
Um noch einmal das erste Konzet in meiner Aufstellung zu erwähnen, von dem ich um 01.00 Uhr zurückgekehrt bin:
es war eine "Schau" (wie Swjatoslaw sagen würde), alle, aber auch alle Vorschusslorbeeren, die Gustavo Dudamel zuteil wurden, waren berechtigt. Das Orchester spielte auf höchstem musikalischen Niveau, es waren 106 Musiker auf der Bühne, die Stimmenverteilung war sehr ausgewogen, ich habe selten eine derartige ppp-Kultur erlebt, und die Dramaturgie war, ähnlich wie bei Bruckners "Neunter", auf das Adagio-Finale ausgelegt. Überhaupt, dieses Adagio, das für mich von den vier großen Adagios: Beethoven, 9. Sinfonie, Bruckner, 8. Sinfonie, Bruckner, 9. Sinfonie, Mahler, 9. Sinfonie, von Mal zu Mal (des Hörens und Erlebens) zum Schönsten und Ergreifendsten aufrückt, es ist, im positiven Sinne, nicht von dieser Welt. Damit möchte ich nicht die leidige "Todes-Sinfonie"-Diskussion über Mahlers "Neunte" auslösen. Das ist sie nämlich nicht. Eine "Todes-Sinfonie" ist nicht in "D-dur".
All diese wunderbaren Eindrücke, die ich aus Köln mitgebracht habe, hat dieser kleine Mann vollbracht, der nicht nur in seinem Bewegungsablauf auf dem Podium so stark an Leonard Bernstein erinnert. Auch als Mahler-Dirigent kann er ein ganz Großer werden.
Ich werde, wenn dieses Thema denn angenommen wird, weiterhin von meinen Konzertbesuchen berichten und lade euch alle ein, es mir gleich zu
tun.
Gleichzeitig wäre es schön, durch verschiedene "Konzert-Planungs-Vorschauen" zu erfahren, was woander so läuft und ob man noch hier und da abseits seiner eigenen Planung ein Konzert besuchen kann.
Liebe Grüße
Willi