Konzerte des Barock - Verborgene Schätze ans Licht geholt

  • Damit hier kein Mißverständnis entsteht: Die zweite Reihe ist in diesem Zusammenhang nicht in Bezug auf die Qualität gemeint, eher in Bezug auf den HEUTIGEN Bekanntheitsgrad. Denn zu Bachs Zeiten gab man teilweise anderen Komponisten den Vorzug, als man es heute tut.
    Welchen Zweck verfolgt dieser Thread eigentlich ?
    Ich würde sagen. auf hörenswerte Konzerte von Komponisten des Barock hinzuweisen, die heute einer breiteren Öffentlichkeit nicht so bekannt sind, und wo man sich nur in Ausnahmefällen zu einem eigenen Thread aufraffen möchte.
    Man kann es bei der Vorstellung belassen- oder aber ein paar Zeilen hinzufügen.
    Ich beginne mit jenem Komponisten, der mich eigentlich zu diesem Thread Inspiriert hat.


    Francesco Barsanti.


    Nie gehört ? Ist keine Schande. Der Harenberg Orchesterführer kennt ihn auch nicht.
    Allerdings ist das schade, denn seine Werke sind meiner Meinung nach durchaus hörenswert.


    Geboren wurde er um 1690 in Lucca, er ging aber schon 1714 (gemeinsam mit Francesco Geminiani - übrigens ein weiterer Kandidat für diesen Thread) nach England, wo er - von einem kurzen Intermezzo in Italien - bis zu seinem Tod, 1772 (andere Quellen nennen 1770) blieb. Er war Oboist und Flötist und komponierte . Einge Ziet lebte er in London, als Oboist an der Italienischen Oper in London. dann ging er für einige Jahre nach Edinburgh vo er auch heiratete. Die Zahl seiner Kompositionen ist äusserst beschränkt, er machte aber auch Bearbeitungen von Werken Geminianis und Sammartinis, ebenso von Schottische Volksliedern, welche er als Sammlung (1742) herausbrachte. Mir sind lediglich 5 Opuszahlen bekannt.


    Die hier vorgestellte Aufnahme bringt die Concerti Grossi Nr 1 - 4 - 6 - 7 -10 opus III zu Gehör
    Der Rest ist leider offenbar nicht eingespielt worden...



    Die Konzerte präsentieren sich in barocker Klangpracht mit Pauken und Hörnern, sehr repräsentativ und fröhlich
    Das Ensemble Auser Musici zeigt, daß auch HIP Formationen klangschön agieren können.
    Ein Ohrenschmaus


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Bei Barockkomponisten ist es immer schwierig, ihren Stellenwert zu taxieren, denn ihre Bedutung war zu Lebzeiten zumesit wesentlich höher, als dies ihr heutiger Bekanntheitsgrad vermuten lässt.
    Über 400 Werke sind von Johann Melchior Molter (1696-1765) erhalten, andere Quellen sprechen von 600
    Dennoch existiert davon nur wenig auf Tonträger. Auch die hier vorgestellte CD, eine von zwei arte-nova - Veröffentlichungen zum 300 Geburtstag des Komponisten ist auch schon aus den Katalogen verschwunden, es gibt sie lediglich antiquarisch...



    Im Beiheft dieser Edition steht etwas von einem "noch weithin unentdeckten Künstler" - und in den seither vergangenen 15 Jahren hat sich in dieser Hinsicht nicht allzuviel geändert. Die Frage HIP oder Nicht-HIP stellt sich in Zusammenhang mit diesem Komponisten überhaupt nicht - man muß froh sein, wenn man überhaupt etwas bekommt.
    Mein persönlicher Favorit auf der arte-Nova -Aufnahme ist das Cellokonzert...



    Passt Molter schon schwer in die Schablone "zweite Reihe" - obwohl sie gegenüber den "großen Namen" wie Bach, Händel, Telemann und Vivaldi durchaus vertretbar erwcheint - so ist auch seine Einstufung als "Barockkomponist" anfechtbar, er ist ein Vetreter des Spätbarock, der jedoch gegen Ende seines Lebens schon dem galanten Stil verbunden war....


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Die Bezeichnung "zweite Reihe" entbehrt ja nicht einer gewissen Arroganz. Wer lediglich Bach, Händel, Telemann und Vivaldi zur "ersten Reihe" zählt, der darf konsequenterweise auch nur Google, Facebook, Wikipedia, Youtube, ebay und Yahoo zu den bedeutenden Webseiten zählen. Welche Schmähung für bedeutende Internet-Klassikforen! Unbegreiflich, wie man sich hier nur so elitär-herablassend äußern kann und indirekt-ungewollt Wasser auf die Mühlen derer gibt, für die das Tamino-Klassikforum ein unbedeutendes Nichts ist. Kann da nicht bitte mal ein Administrator einschreiten?


    Zudem möchte ich in Erinnerung rufen, dass es hier doch wichtige aktive Taminoianer gibt, die nicht müde werden, uns immer wieder in die Augen zu schreiben, wie fehlbar und wankelmütig doch die Musikwissenschaft war, wenn sie die Frage, was "erste Reihe", was "zweite Reihe" und was "ferner liefen" sei. Wer also solche fragwürdigen Begriffe verwendet, der möge sich doch mal mit diesen Taminoianern kurzschließen.


    Es sei ferner daran erinnert, dass Bachs Zeitgenossen ihn als Komponisten bei weitem nicht in der ersten Reihe sahen. (Wohl als Organisten, Orgelsachverständigen und Lehrer, aber nicht als Komponist.)


    Alles dies trotz der zu Beginn dieses Threads gemachten Einschränkung, dass es ja doch nur um den Bekanntheitsgrad ginge.
    So interpretiere ich für mich den Titel des Threads um in "wenig bekannte Barockkonzerte, deren Kennenlernen der eine oder andere lohnenswert finden mag".


    Es seien genannt:


    Francesco Durante, Giuseppe Torelli, Giovanni Mossi, Giuseppe Valentini, Pietro Antonio Locatelli, Leonardo Leo:


    Johann David Heinichen, Charles Dieupart, Johann Friedrich Fasch, Johann Georg Pisendel, Johann Joachim Quantz, Francesco Maria Veracini:

  • Es war zwar nicht meine Absicht, darüber zu referieren, inwieweit "zweite Reihe" möchte aber denoch zu den mir implizit (oder eigentlich schon mehr explizit) gemachten Vorwürfen Stellung nehmen - notabene, da die Vorwürfe ja sachlich nicht von der Hand zu weisen sind. Aber dennoch gibt es sie, die zweite Reihe.
    Ich glaube nicht, daß es den Thread zerschiesst, wenn wir dieses Thema hier aufgreifen - wenn dabei aber die Nominierung, jener Kompositionen - auf die zumindest die Bezeichnung "Wenig bekannte Barockkonzerte, deren Kennenlernen der eine oder andere lohnenswert finden mag". zutrifft - nicht auf der Strecke bleibt.
    Schon beim Lesen dieser - absolut zutreffenden - Bezeichnung wird jedem journalistisch denkenden Menschen klar, daß sie sich unter keinen Umständen als Threadtitel eignet. Wir sind also gezwungen oft unsachlicher aber reisserischer zu Formulieen , um Aufmerksamkeit zu erregen.
    Und damit sind wir schon beim zweiten Problem dieses Threads:
    Dier Ideengeber zu diesem Thema war Francesko Barsanti, der weder im Harenberg Konzertführer, noch im 4 bändigen Metzler Musiklexikon (3100 Seiten) und schon gar nicht im großen Brockhaus zu finden ist.
    Ich wollte ihn hier vorstellen - aber für einen eigenen Thread hätte es wohl nicht gereicht.
    So habe ich mich entschlossen einen Thread mit dem oben verwendeten Titel zu eröffnen - mit doppelter Strategie:
    Einerseits wollte ich die Forianer ermuntern hier hörenswerte Werke weniger bekannter Komponisten vorzustellen, andrerseits - es kling in meinen Postings an - Protest einzulegen, weil diese Komponisten ja doch wesentlich prominenter seien, als in die zweite Reihe eingestuft zu werden.
    Bedauerlicherweise blieb her Barisanti einige Zeit ziemlich allein, und meine Recherche ergab, daß die meisten Barockkomponisten - auch wenn kaum gehört, zumindest namentlich bekannt sind. Deshalb suchte ich nach solchen, deren Bekanntheitsgrad extrem niedrig war. Molter schien mir ein geeigneter Kandidat zu sein - vor einigen Jahren kannte eine breitere Öffentlichkeit (und damit meine ich die sogenannten "Klassikhörer" grade mal seinen Namen.
    Das wird auch durch die Tatsache unterstrichen, daß es derzeit knapp ein halbes Dutzend Einspielungen gibt, die -von einer Ausnahme abgesehen - all erst nach 2000 aufgelegt wurden.
    Nicht ich, habe also Molter in die zweite Reihe gestellt, sondern die Musikgeschichte und deren Erfüllungsgehilfen.
    Daß deren Urteil ein unbeständiges und unzuverlässiges ist steht für mich außer Frage.


    Es steht inzwischen für mich auch ausser Frage, daß wir diesen Thread auch mit Komponisten werden füllen müssen, die EIGENTLICH schon ein wenig zu bekannt sind um hier hereingenommen zu werden. Vielleicht werden einige einen eigenen Thread bekommen - oder haben ihn vielleicht schon . Aber: Steter Tropfen höhlt den Stein.


    Ich kenne ausser den weiter oben im Thread apostrophierten nur wenige Barockkomponisten, die es nicht vertragen könnten etwas mehr in den Blickpunkt des "Klassikpublikums" zu rücken.....


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Spätbarock bis Frühklassik zwar, aber ich möchte dieses Werk unbedingt empfehlen (vielleicht ist es aber auch gar nicht so unbekannt bzw. "Zweite Reihe", wie ich meine):


    Johann Christian Bach - Konzert c-Moll für Viola und Orchester,
    meist in der Version für Cello und Orchester zu hören, wie hier:



  • Es seien genannt:


    Francesco Durante, Giuseppe Torelli, Giovanni Mossi, Giuseppe Valentini, Pietro Antonio Locatelli, Leonardo Leo:


    Durante, Torelli, Locatelli und Leo sind ja durchaus bedeutende Meister, diesen Empfehlungen schließe ich mich sofort an.
    Mit dem Konzert von Mossi werde ich nicht warm.
    Das von Valentini habe ich früher durchaus sucht-artig gehört, es nutzt sich aber doch etwas ab.


    Zitat

    Johann David Heinichen, Charles Dieupart, Johann Friedrich Fasch, Johann Georg Pisendel, Johann Joachim Quantz, Francesco Maria Veracini:


    Außer Dieupart auch lauter klingende Namen.


    Als ich "Musika Antiqua Köln" noch zu meinen Lieblings-Ensembles zählte, habe ich diese CDs oft gehört - den Durante auch.

  • Lieber Kurzstueckmeister,


    ich stimme Deinen Bewertungen zu: Natürlich waren das in Tat und Wahrheit allesamt keine Komponisten der zweiten Reihe, sondern zu ihrer Zeit und an ihrem Ort die unangefochtenen Platzhirsche (verzeihe mir den flapsigen Ausdruck).


    Das ist ähnlich wie mit dem Tamino-Klassikforum: Heute unangefochten auf Nr. 1, mag man mit 300-400 Jahren Abstand eventuell einen anderen Blick darauf haben.


    Alfred hat jedoch in seinen beiden Eingangsbeiträgen dieses Threads die "erste Reihe" wie folgt definiert: Bach, Händel, Telemann, Vivaldi. Zumindest habe ich das so seinen Worten entnommen. Ergo sind die anderen bestenfalls "zweite Reihe".


    Ich habe zwar eine Bemerkung dazu gemacht, wagte aber letztlich nicht, tatsächlich die "zweite Reihe" im Rahmen dieses Threads anders zu definieren, als es eingangs vorgegeben war.

  • Alfred hat jedoch in seinen beiden Eingangsbeiträgen dieses Threads die "erste Reihe" wie folgt definiert: Bach, Händel, Telemann, Vivaldi. Zumindest habe ich das so seinen Worten entnommen. Ergo sind die anderen bestenfalls "zweite Reihe".


    Ja, da sage ich natürlich auch nichts dagegen, gegen Bach, Händel, Telemann und Vivaldi sind die von Dir genannten natürlich "zweite Reihe".


    Ich nenne noch einige (berühmte) Namen:


    Bonporti, dall'Abaco, Graupner, Manfredini, Pisendel, Wassenaer, Tartini, Giuseppe Sammartini, Leclair


    :hello:

  • ... Zelenka, Keiser, die Couperins, Lully, Rameau, Biber, Corelli, Blow, Muffat, Pachelbel, Buxtehude, Albinoni, Geminiani, ... selbst, wenn wir uns in dieser Liste auf Komponisten von Concerti grossi beschränken, wären da noch ein paar Namen, die Barockfreunde eventuell in die allererste Reihe setzen würden.

  • Aber Lully, Rameau und die Couperins haben doch keine Concerti geschrieben, oder?
    Bei Biber, Blow, Pachelbel und Buxtehude würde mich das auch wundern.
    Corelli ist natürlich in der ersten Reihe.
    ;)

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  • Ah, sorry, ich habe den Sinn Deines Postings nicht begriffen.
    Im Gegensatz zu Dir mag ich ja die Aufteilung der Komponisten in Reihen.
    ;)
    In der Spagetti-Concerto-Fraktion hätten wir in der ersten Corelli und Vivaldi, eventuell Albinoni und Alessandro Scarlatti.
    Zu Corelli treten dann Stradella, Torelli und eventuell Gabrielli hinzu (wenn man die Werke für Trompete und Orchester von letzterem als Concerti durchgehen lässt).
    Und im 18. Jahrhundert wird es dann üppig mit etwa Bonporti, dall’Abaco, Valentini, Manfredini, Durante, Marcello, Somis, Geminiani, Veracini, Tartini, Platti, Leo, Locatelli und den beiden Sammartini.
    Von den meisten der Genannten habe ich Concerti in meiner Sammlung, die höre ich immer gerne (mir fehlen noch Marcello, Somis und Platti und von Geminiani, Veracini und GB Sammartini habe ich nur Werke anderer Gattungen).


    Soweit ich mich erinnere, haben wir Threads zu Tartini und Giovanni Battista Sammartini.
    Ich empfehle einmal die Portrait-CDs des Concerto Köln zu
    Locatelli

    Den sollte man wirklich kennenlernen ... besonders die Verarbeitung typischer Opernschreibe in Konzertmanier ist atemberaubend.
    und
    dall'Abaco

    bei dem man schön die verschiedenen Stadien des italienischen Concerto-Stils hören kann, schließlich zählt er zur älteren Generation und bleibt bis ins Alter neuen Tendenzen gegenüber aufgeschlossen.
    Außerdem die durch "Les Amis de Philippe" unter Remy sehr dezent musizierte Einspielung von
    Manfredini

    dessen Weihnachtskonzert auch auf vielen Samplern gegenwärtig ist.

  • Es freut mich, daß viele bedeutende Komponisten des Barock so eloquente "Verteidiger" haben.
    Leider muß gesagt werden, daß beispielsweise von Pisendel lediglich 3 Cds am Markt sind die AUSSCHLIESSLICH Werke von ihm enthalten, Corelli war in meiner Jugend wegen seines sogenannten "Weihnachskonzertes" bekannt, wie vielel Leute es je gehört haben, das entzieht sich meiner Kenntnis.
    Es war und ist nicht meine Absicht, eher (oft zu Unrecht !) unbekannte Komponisten des Barock als "zweitklassig" abzuklassifizieren - Im Gegenteil: Dieser Thread sollte - und soll noch immer - dazu aufmuntern sich mit ihnen zu befassen - und manch hörenswerte Werk ins kollektive Gedächtnis zurückzurufen.
    Als Wolfram meinen Titel quasi frontal angriff - und quasi mich dazu - habe ich mich zugegenermaßen geärgert.
    Aber heute bin ich der Meinung, daß der Threadtitel in der Tat eher plakativ (was er sein sollte) als zutreffend ist.
    Hier ist auch in Spiele, daß es offenbar weniger wirklich unbekannte Komponisten wie beispielsweise Barsanti (Siehe Threaderöffnung) gibt, bzw, es gibt sie sicher - aber kaum Aufnahmen von ihnen.
    In Sachen Barockkomponisten hat sich in den letzten Jahrzehnten eine Menge getan, ich erinnere nur, wie unbekannt Vivaldis (Gesamt)Werk noch vor 50 Jahren war. Heinichen bekam auch erst in den 80er Jahren de vergangenen Jahrhunderts seine "Chance" - vorher gab es so gut wie keine Einspielungen seiner Werke.
    Einspielungen sind indes - mehr noch als Aufführungen - der Schlüssel zur Bekanntheit....


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Leider muß gesagt werden, daß beispielsweise von Pisendel lediglich 3 Cds am Markt sind die AUSSCHLIESSLICH Werke von ihm enthalten


    Es wäre vielleicht angebracht, sich darüber zu freuen, dass es auf dem Markt so viel gibt.
    ;)
    Kannst Du schon alle diese Stücke auswendig pfeifen?
    :D


    Ich werde mal in meinem Lexikon von 1965 nachsehen, wieviele Tonträger von Pisendel, Heinichen etc. dort genannt werden.

  • Die spanische Barockmusik ist noch immer wenig erforscht. Daher für Trompeten-Freunde ein MUSS!



    Jan Grüter & Simon Linne (Gitarre, Theorbe),Mark Nordstand (Truhenorgel),Tan Kutay (Percussion), Barocktrompeten Ensemble Berlin, Johann Plietzsch


    Raumklang, DDD, 2010







    Unbedingt Nr. 23 und Nr. 26 anspielen!



    :hello: LT

  • Vor kurzem ist eine neue Aufnahme mit Werken von Francesco Barsanti erschienen, ein relativ unbekannter Komponist, dem ich in diesem Thread schon einen kurzen Beitrag gewidmet habe (Nr 1) Es handelt sich um Concerti Grossi, welche Bearbeitungen von Sonaten Giovanni Battista Sammartinis sind. Diese Concerti tragen das Entstehungsjahr 1757 und sind am ehestem dem galanten Stil zuzuordnen, bzw stellen eine Vorstufe dar. Barsanti versuchte mit dieser Bearbeitung Sammartinis Werke dem englischen Publikum näher zu bringen - mit Erfolg.

    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo,


    das Konzert für Harfe und Orchester von Georg Christoph Wagenseil, einem Zeitgenossen von Händel, erreicht den Bekannheitsgrad dessen Konzert für Harfe und Orchester op. 4, Nr. 6 bei Weitem nicht, ist deswegen auch aus der 2. Reihe, was musikalisch nicht zwangsläufig ist.


    Der Harfenist Zabaleta ist aber gewiß nicht aus der 2. Reihe.


    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Ich weiß nicht, welcher frdl. Moderator den Text neben die CD gestellt hat - dafür DANKE!


    Ich werde das künftig auch tun, ich werd's probieren ob ich's hinkriege.


    LG
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Ich bin allen Ernstes am Überlegen, ob der Titel "Barockkonzerte aus der zweiten Reihe" glücklich gewählt ist. In Anbetracht der oft wunderbaren Stücke ist der Titel fast beleidigend. Ich spiele mit dem Gedanken, ihn beispielsweise in "Konzerte des Barock - Verborgene Schätze ans Licht geholt" umzubenennen.

    Auslöser ist hier die Aufnahme der ersten 6, von insgesamt 12 Violinkonzerten von Giacomo Facco (1676-1753), einem italienischen Komponisten und Vivaldi Zeitgenossen. Die Sammlung nennt sich "Pensieri Adriarmonici" und erinnert entfernt an den Stil Vivaldis. Gerade das macht den Reiz aus, daß es eine gewisse Ähnlichkeit gibt - aber doch unterschiedlich ist. Noch kann ich nicht sagen was hier wirklich unterschiedlich zu Vivaldi ist, aber ich glaube von Mal zu Mal Hören wird das deutlicher. Facco war eigentlich total vergessen , bis 1962 die hier vorgestellte Sammlung in einer mexikanischen Bibliothek auftauchte und sich Musikwissenschafter mit Leben und Werk des Komponisten auseinanderzusetzen begannen. Das Plattenlabel Toccata plant für die Zukunft die Veröffentlichung der Konzerte 6-12....

    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !




  • (die linke CD mit Soundschnipsel)

    Hallo Alfred,
    ich hatte schon mal im Thread die vergessenen Italiener was über Facco geschrieben (Link). Ich habe die beiden CDs, die hier oben zu sehen sind:

    • 6 Violinkonzerte op.1 Libro I mit dem Titel „Pensamientos Adriarmónicos“ (1712 bei Le Cène in Amsterdam)
    • 6 Violinkonzerte op.1 Libro II mit dem Titel „Pensamientos Adriarmónicos“ (1718 bei Le Cène in Amsterdam)

    Ich hatte damals geschrieben, dass mich die Musik eher an Albinoni erinnert und nicht an Vivaldi. Die schnellen dritten Sätze sind alle als Fugen komponiert - wie bei den op. 2 Sinfonie e Concerti von Albinoni. Mir gefällt die erste CD sehr gut. Die Libro II CD (rechts) gefällt mir dagegen gar nicht, denn mir scheint das Ensemble ziemlich unsauber zu spielen.


    Das Plattenlabel Toccata plant für die Zukunft die Veröffentlichung der Konzerte 6-12....


    ... sind mit Konzert 6-12 (7-12 ?) die Nummer 1-6 von Libro II gemeint ? Das wäre toll, denn dann gäbe es die Chance, sie in einer besseren Interpretation zu erwerben.

  • Ich spiele mit dem Gdanken, ihn beispielsweise in "Konzerte des Barock - Verborgene Schätze ans Licht geholt" umzubenennen.


    Lieber Alfred,


    das wäre meine Meinung nach eine gute Idee, der von Dir angedachte Titel scheint mir wesentlich klarer und prägnanter zu sein. Ich möchte hier auch auf einen Komponisten verweisen, der mir bis vor kurzen wenig bekannt war - seine tatsächliche musikhistorische Bedeutung und Einschätzung mögen kundigere Experten der Barockmusik vornehmen. Es geht um Johann Christian Schieferdecker, Schüler, Assistent und Nachfolger von Dietrich Buxtehude in Lübeck.
    Jedenfalls erscheinen mir diese Werke äußerst lebendig, vielgestaltig und hörenswert zu sein:



  • Namen, Namen, Namen.....und sogar leichter Streit.
    "Zweite Reihe" ist wirklich keine schöne Formulierung.
    Sogar Telemann gehört ja dann wohl hierher?


    Bestimmt aber Graupner? Diese herrlichen Konzerte mit Chalumeau?
    Hellendael? Pisendel? Zelenka?
    Venturini?


    Blind hören wirkt Wunder!
    Ein wenig heikel, davon zu erzählen....seinerzeit in meinem eigenen CD-Lädchen, hatte ich auch die Frau meines Lebens getroffen und wir beide waren im Büro ganz schwer mit Büroarbeit beschäftigt....flöt...und mein Kollege hat eine neue CD eingelegt. Sowohl sie als auch ich ließen von aller "Arbeit" ab und spitzten die Ohren: was für eine großartige Musik! Bachsche Schwere, aber kein Bach. Die Leichtigkeit eines Fasch, aber nicht dessen kurzatmige Phrasierungen. Händelsche Fugati, aber nicht dessen Leichtsinnigkeit in der Verarbeitung.
    Es war der Venturini.


    Die Frau hat mich inzwischen verlassen, Venturini nicht.
    Sie ging gern fremd, also Grüße aus der zweiten Reihe!
    Mike

  • Die Folge 2 der in Beitrag Nr 22 gezeigten CD ist seit Ende 2014 verfügbar. Trotz täglicher Recherche ist mir das offensichtlich entgangen - vermutlich wegen des fast identischen Covers. Freund Vivaldischer Violinkonzerte können jubeln. Meiner Einschätzung nach werden sie an der Einspielung ihre Freude haben. Ich selbst habe bislang nur die Sundsamples hören kennen, besitze aber seit längerer Zeit den ersten Teil der Edition, die gezeigte CD ist auf meiner Juni-Bestellung bereits fix verankert.

    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo zweiterbass,
    die entsprechende CD (Bassani) befindet sich auch schon bei jpc in meinem Warenkorb.



    Hallo,


    ehe ich mich nun mit einzelnen Sätzen (58) aus 12 Sonaten der 2 CDs beschäftige, eine grundsätzliche Bemerkung zu dieser Box:
    Besetzung des „Ensemble StilModerno“
    Solo: 1. und 2. Violine, Cello,
    B.C: Orgel (Truhenorgel?), Cembalo und Barockharfe


    Eine Barock-Harfe als Continuo-Instrument in Barock-Sonaten u. ä. kannte ich bisher noch nicht. Ich habe schon oft gepostet, dass ich Zupfinstrumente (Barocklaute, Theorbe usw.) in dieser Funktion sehr schätze und oft beklage, dass diese Instrumente gegenüber dem Cembalo (wenn sie gemeinsam im B.C. erklingen) ins klangliche Hintertreffen geraten. Das ist hier bei der Barockharfe zwar z. T. auch der Fall, aber die Barockharfe hat einen anderen Klangcharakter und den ich als B.C. äußerst abwechslungsreich und reizvoll finde. Ob die Instrumentenvorschriften von Bassani stammen oder dem glänzenden Einfall des Ensemble…. zu verdanken sind – ich weiß es nicht – das Ergebnis ist überzeugend.


    In der Reihenfolge der CD 1:


    Sonata Nr. 2, d-Moll – 1. und 3. Satz (Track 1 + 3), je Grave – gute Beispiele für den einzigartigen Klang Barockharfe als B. C.


    Sonata Nr. 4, D-Dur – 1. und 3. Satz (Track 5 + 7), je Allegro – die fröhliche Heiterkeit Bassanis macht auch den Hörer froh; der 5.Satz (Track 9) - Adagio, Allegro, Adagio – verspielt, neckisch (amourös?), die Instrumentierung macht’s


    Sonate Nr. 1, a-Moll – 2.Satz (Track 11), Grave – welch gute B.C.- Klangharmonie Orgel und Harfe ergeben ist hier zu hören; 5 Satz (Track 13) - 4 verschiedene Tempi binnen 4 ½ Minuten, dazu noch der Instrumentenwechsel im B.C.


    Sonate Nr. 3, G-Dur – in den 3 Allegro-Sätzen (Track 14, 16, 18) gibt es kurze Fugati (nat. ohne B.C.); in den Sätzen 2, Grave (Track 15) und 4, Largo (Track 17) übernimmt die Orgel den B. C.


    Sonate Nr. 6, F-Dur – der 2. Satz, Allegro (Track 20) ist wieder fugiert; der 4. Sehr kurze Satz, Prestissimo (Track 22) ist kanonartig angelegt; die Sätze 1, Largo (Track 19) und 3, Grave (Track 21) ist die Barockharfe am B.C. nicht beteiligt.


    Sonate Nr. 5, a-Moll – B. C. in den 3 schnellen Sätzen, 1. Satz Allegro (Track23), 3. Satz Vivace (Track 25) und 5.Satz Presto (Track 27) übernehmen Barockharfe und Cembalo, welches sich in der Lautstärke zurück nimmt, sodass mit der Barockharfe ein guter und ungewöhnlicher Zusammenklang entsteht. In den Sätzen 2 Grave (Track 24) und 4 Adagio Track 26) ist die Harfe aus z. T. solistisch eingesetzt – und immer, wenn die Barockharfe mit dabei ist, wird er Gesamtklang faszinierend.




    CD 2, wie vor:
    Sonate Nr. 7, A-Dur – alle 3 Allegro-Sätze (Track1, 3 und 5) sind ohne Barockharfe, das gilt auch den Grave-Satz (Track 2) und den Largo-Satz (Track 4). Das ist zwar „schade“, ist die Musik damit ihres speziellen Charakters beraubt und hat Ähnlichkeit mit vielen anderen Barock-Sonaten, sie ist aber wegen der Kürze der Sätze und der gut erkennbaren kleinen Themen abwechslungsreich.


    Sonate Nr. 8, g-Moll – in allen 3 Grave-Sätzen (Track6, 8 und 10) wird die Barockharfe
    auch solistisch verwendet, wobei gut zu hören ist, dass sich ihr Klang deutlich vom Klang moderner Konzertharfen unterscheidet; sie klingt intim, silbrig hell aber nicht spitz und in den „tiefen“ Tönen warm. Die schnellen Sätze, Presto (Track7), 2-mal Allegro (Track 9 und 11) sind figuriert und ich bin mir hier nicht sicher welches Instrument B.C. mitspielt, die Barockharfe oder das Cembalo mit Dämpferzug.


    Sonate Nr. 11, D-Dur – halte ich für nicht besonders erwähnenswert.


    Sonate Nr. 10, c-Moll - 1. Satz, Adagio (Track 17) und 4. Satz, Grave (Track 21) ist die Barockharfe auch solistisch zu hören, mehr aber B. C. Im 3. Satz, Largo (Track 19) führt die Barockharfe in tiefer Lage die „Solostimme“ als B. C. (mit Durchgangsnoten) an, was in Verbindung mit den hohen Violinen sehr subtil wirkt. Bei den 3 schnellen Sätze, (Track 18, 20 sogar …issimo und 22) haben die Violinen das „Sagen“; wenn dann die Barockharfe einzelne tiefe Töne im B. C. ganz fein angerissen untermalt – ein neuer Klang des Cello.


    Sonate Nr. 9, D-Dur – die 3 schnellen Sätze, Presto (Track 23), Allegro (Track 25) und Presto (Track 27) kommen ohne Barockharfe aus, sind aber sehr frische, aufmunternde Melodien, besonders der Track 27. Bei den langsamen Sätze, Grave (Track 24) und Largo (Track 26) – auch ohne Barockharfe – fällt auf, wenn das Cembalo mit Dämpferzug gespielt wird, ergibt sich ein ausgewogener Klangeindruck (ohne Cembalovorherrschaft).


    Sonate Nr. 12, A-Dur – der 1. Satz, Largo (Track 28) ergibt, als B.C. nur Barockharfe, den für mich optimalen Klang. 3. Satz, Adagio-Largo (Track 30) ein Kanon, die Barockharfe hat den 1. Einsatz – sehr überzeugend (Sachlichkeit ade, zauberhaft). Nach so einem Satz (wunderschön) möchte ich die schnellen Sätzen Allegro (Track 29) und Presto (Track 31) nur noch erwähnen.



    https://www.youtube.com/watch?v=YjrueMpt36E
    Es ist die Einspielung der 2 CDs.


    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler