Liebe Musikfreunde!
Genau an dem Tag, als der neuerliche Dioxin-Skandal publik wurde, war in meiner Zeitung das folgende Wort von Voltaire als Tagesspruch zu lesen:
Ich möchte die Schritte kennen,
mit denen die Menschheit
von der Barbarei zur Kultur überging.
Und dieses Zitat stand direkt neben dem Dioxin-Fünfspalter. Zufall oder redaktioneller Einfluß? Das weiß ich natürlich nicht, ist aber in jedem Fall drastisch-sarkastisch, denn die Frage, ob wir tatsächlich den bewußten Schritt gemacht haben, darf man stellen und bei entsprechender geistiger Einstellung auch negativ beantworten.
Der amerikanische Philosoph Will Durant hat postuliert, daß alle Kultur zwar durch soziale Ordnung begünstigt wird (und dabei schöpferische Tätigkeiten auslöst). Aber er meint, daß Kultur nur durch Seßhaftigkeit und angelegtem Nahrungsvorrat gefördert wird. So ist dann die Kathedrale und das Kapitol, das Museum, der Konzertsaal und die Oper, die Bibliothek und die Universität nur Fassade, dahinter aber steht - der Schlachthof.
Und was da so alles an Dreck herauskommt, läßt eine weitere Frage aufkommen: Ist es noch angebracht, über Interpretationsansätze von Musik zu diskutieren, wenn Geldgier der Unternehmer und die Geiz-ist Geil-Einstellung der Verbraucher der eigenen Vergiftung Vorschub leistet? Können und dürfen wir noch Musik genießen, wenn wir im Alltag immer mehr in die Bredouille kommen?