Künstler, denen wir mehr Aufmerksamkeit schenken sollten... - Teil 1 : die Instrumentalsolisten

  • guten Morgen allerseits,


    Alfred hatte in der Zeit, die durch den Systemwechsel verloren ging, unter anderem 2 Threads eröffnet - der andere Thread lautete Unbekannte Künstler, die unsere Aufmerksamkeit verdienen - Teil 2 : die Dirigenten .


    In diesen Threads möchte Alfred (und jetzt -moi-) der Foren-Gemeinschaft Gelegenheit geben, bislang unbekannten Künstlern, die Einzelnen von uns durch hervorragende Leistungen aufgefallen sind, aus der Versenkung zu heben, sie der Allgemeinheit vorzustellen, sie etwas mehr ins Rampenlicht zu rücken.


    Ich hielt und halte diese Threads für sinnvoll, da ich meine, dass es doch eine Menge unentdeckter Juwelen gibt, die eine größere Aufmerksamkeit verdienen. Es sollen hier also Interpreten genannt werden (gerne auch mit Begründung), die bisher kaum einer kennt, die einem von uns aufgefallen sind, und die es verdienen, einem breiteren Publikum vorgestellt zu werden. Eventuell können diese dann auch in Einzel-Threads diskutiert werden.


    rolo :hello:

    Es wird immer weitergehn, Musik als Träger von Ideen.

    Kraftwerk

  • Ich hatte schon in Teil 2: die Dirigenten, den Pianisten Matthias Kirschnereit erwähnt, der mit einer großartigen Gesamtaufnahme der mozart-Klavierkonzerte hervorgetreten ist:



    Sehr empfehlenswert sind auch folgende Aufnahmen:




    Ich konnte mich auch schon live von seinem großen Können überzeugen.


    Viele Grüße


    Willi :thumbsup:

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).




  • Die CD besitze auch. Wirklich überzeugen konnte sie mich allerdings nicht davon, dass Mendelssohns Klaviersolomusik völlig zu Unrecht weitgehend vergessen ist, was aber wohl nicht am Pianisten liegt.
    Sehr schön, mit einer relativen Rarität und einer Ersteinspielung eines unvollendeten Konzerts (als Finale wurde das des Violinkonzerts bearbeitet, das ist nicht ideal, aber der Rest ist schon interessant), sind auch die Mendelssohnschen Klavierkonzerte mit Kirschnereit.



    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Kenner schätzen Friedemann Eichhorn seit langem. Ich vermute allerdings, dass der vielseitige Künstler vielen Taminos noch nicht vertraut ist. Deshalb möchte ich ihn nachfolgend vorstellen:


    Friedemann Eichhorn, Vilolinist
    wurde 1971 in Münster geboren und studierte Violine bei Professor Gradow in Mannheim , Alberto Lysy an der Menuhin Music Akademie in Gstaad und bei Margaret Pardee an der Juilliard School New York.
    Er konzertierte mit Orchestern wie den St. Petersburger Philharmonikern oder dem SWR-Symphonie-Orchester und anderen renommierten Klangkörpern. Er musizierte mit Yuri Bashmet, Saschka Gawriloff, Gideon Kremer, Igor Oistrach und Gerhard Oppitz. Friedemann Eichhorn gastierte in Musikzentren, wie dem Münchner Gasteig, Philharmonie in Berlin und St.Petersburg. Er ist regelmäßiger Gast bei Musik-Festivals, Fernsehen und Rundfunk. Er spielte zahlreiche CDs ein; hierbei fand die Welteinspielung von Werken von Pierre Rode internationale Beachtung.
    Seit 2002 lehrt Eichhorn als Professor an der Hochschule für Musik"Franz Liszt" in Weimar. Er ist künstlerischer Leiter des Internationalen "Louis Spohr-Wettbewerbs" für begabte Nachwuchsgeiger. Neben anderen Preisen und Stipendien wurde Eichhorn mit der "George-Enescu-Medaille" des Rumänischen Kulturministeriums ausgezeichnet. An der Universität Mainz promovierte er in Musikwissenschaft. Der Künstler ist mit Alexia Eichhorn verheiratet, die ebenfalls eine hoch begabte Geigerin ist und mit der er oft im Duo musiziert.
    Als Geiger hat Eichhorn ein breites Repertoire. Er setzt sich auch für unbekannte Komponisten und Werke, sowie zeitgenössische Musik ein. Regelmäßig führt er ungewöhnliche Programme und Gesprächskonzerte durch. Der universell begabte Künstler ist auch ein außergewöhnlich kenntnisreicher, brillanter Moderator. Auf der Bühne zeichnet ihn hohes Temperament und Ausstrahlung aus. Häufig werden bei seinen Interpretationen Parallelen zu André Rieu gezogen, wobei sich Eichhorn allerdings auf das klassische Fach konzentriert.
    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Danke, lieber operus, für diesen Beitrag.
    Im Sommer fiel mir diese Doppel-CD in die Hände:



    Jede Menge viruose Stücke für Violine und Klavier.


    Allerdings hat er auch beim Label NAXOS eine ganze Reihe Konzerte für Violine verschiedener Komponisten aufgenommen, u.a. zusammen mit Ehefrau Alexia; eine CD, wenn ich mich erinnere, mit dem SWR Orchester Kaiserslautern (vielleicht kennt Herbert die Aufnahmen?) - aber auch Kammermusik in verschiedenen Besetzungen.


    LG


    ;)

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

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  • Zuerst soll hier mal angemerkt werden, daß Matthias Kirschnereit nicht wirklich "unbekannt" ist - gemessen an Brendel, Buchbinder und Badura- Skoda allerdings schon.
    Und ich denke, daß hier der Sinn des Threads ganz gut getroffen wurde, Künstler, die man wenigstens dem Namen nach kennt, idie die eine oder andere Einspielung gemacht haben - aber dennnoch - aus verschiedensten Gründen - nie ganz vorne mitmischen durften. Und hier meine ich die Tonträgerindustrie. Denn es gibt zahlreiche bekannte Interpreten, die im Konzertsaal sehr erfolgreich sind, jedoch die Tonträgerindustrie reagiert zurückhaltend.......


    Es ist ferner auch bezeichnend, daß dieser Thread eher an Beitragsmangel leidet, wogegen bei Grabenkämpfen auch von Seiten der Nur-Mitleser das Interesse und die Beteiligung erheblich größer zu sein scheint.


    Seis wie es sei:


    Ich bringe einen weiteren "Newcomer" ins Rennen, Kristian Bezuidenhout, der vergangegenes Jahr begonnen hat Mozarts Klaviersonaten und andere Werke für "Klavier-Solo" aufzunehmen. Das Label Harmonia Mundi (USA) ist der Herausgeber dieser neuen Serie, die derzeit erst 2 CDs umfasst, jedoch auf mehrere Folgen angelegt ist.



    Bezuidenhout spielt Mozarts Klaviersonaten auf diversen Nachbauten alter Instrumente. Für die Folgen 1 und 2 benutzete er Nachbauten nach Anton Walter Walter, jedoch von verschiedenen Herstellern (CD 1 Derek Adlam -1987) (CD2 Paul Mc Nulty -Baujahr folgt)
    Der Interpretationsansatz ist- soweit ich das anhand vorhandener Tonbeispiele beurteilen konnte - eher deftig forsch, als feinsinnig subtil. Eine Geschmacksfrage.
    Wie immer man sich zu diesen Aufnahmen stellt, man wird vermutlich in Zukunft nicht an ihnen vorbeikommen.


    Vergleichende Kurzbeurteilungen demnächst in einem von mir geplanten neuen Thread über Mozarts Klaviersonaten auf Originalinstrumenten, der dem "allgemeinen" Mozart-Sonatenthread ergänzend zur Seite gestellt werden soll.


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo Ihr Lieben,


    mir gefällt die Idee zu diesem Thread sehr gut.


    Dennoch: Was meint Ihr, was Kirschnereit, Eichhorn und Bezuidenhout sagen würden, wenn Sie sich in 2010/2011 in einem Thread mit dem Titel "Unbekannte Künstler ..." wiederfänden?


    Ich finde die Titelwahl mehr als unglücklich, und in diesem Fall hilft auch die gelegentlich von Alfred ins Spiel gebrachte Notwendigkeit eines reißerischen Titels nicht. Der Titel des Threads ist eine Unverschämtheit gegenüber den Künstlern.

  • Zitat

    Der Titel des Threads ist eine Unverschämtheit gegenüber den Künstlern.


    Lieber Wolfram - Ausnahmsweise bin ich völlig einer Meinung mit Dir - auch ich bin über den Titel nicht glücklich.
    Zum ersten war es aber nicht voraussehhbar wer hier genannt werden wird, zum zweiten hat die Praxis gezeigt, daß es wohl weder praktikabel noch sinnvoll ist wirklich unbekannte Künstler hier zu nominieren.


    Meine intention war - und ist, Künstler, welche zwar vermutlich ausgebuchte Terminkalender haben, einem breiten Konzertpublikum der Gegenwart wohlbekannt sind, aber im Bereich des Tonträgermarktes sowohl von Prozuzenten als auch vom Klassiksammler nicht jene Aufmerksamkeit erfahren, die ihnen gebührt.


    Das hängt vorwiegend mit der sogenannten "Klassikkrise" zusammen, die ja wohl eher eine "Krise der Majors" ist.
    Und es betrifft wohl 80 oder mehr Prozent aller heute aktiven Künstler. Die restlichen 20 % (vermutlich sind es weniger!!)
    sind nicht etwa "besser" sondern haben irgend ein Attribut, welches den Werbestrategen wichtiger erschien, als hervorragende musikalischen Performance.


    Tamino kann auf (aus unserer Sicht) unterschätzte Künstler aufmerksam machen - mehr nicht - und das auch nur dann wenn bereits ein Minimum an guten Einspielungen vorhanden ist.


    Der Threadtitel kann indes jederzeit geändert werden - Vorschläge an meine email-Adresse (Sie steht im Impressum, ganz unten auf der Forumsseite)


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Der Titel des Threads ist eine Unverschämtheit gegenüber den Künstlern.


    Einspruch, lieber Wolfram, der Thread-Titel ist mitnichten eine Unverschämtheit. Der Thread bietet zweierlei Möglichkeiten:


    a) auf lebende Künstler hinzweisen, die auf hohem Niveau musizieren und von der Marketing-Maschinerie der Tonträger-Industrie nicht erfasst sind (was aus künstlerischer Sicht nicht wirklich schlecht sein muss)


    b) auf verstorbene Künstler hinzuweisen, deren Leistungen in den Backlists der Plattenfirmane verunken sind, der Aufzeichnungen in Rundfunkarchiven schlummern und deren Bänder von der Löschung bedroht sind.


    An anderer Stelle dieses Forums las ich über Andre Cluytens, dass er in den 50er und 60er Jahren als meisterlich für Beethoven angesehen wurde. Meinerseits schätze ich von ihm Ravel und Roussel. Bei einem Gespräch mit Studenten einer Dirigierklasse stelle sich -so bereichtete der vorgenannte Tamino (Caruso41)- dass der Name Cluytens völlig unbekannt war.


    Unbekannt oder wenig bekannt bezieht sich auf "heute unbekannt" oder "noch unbekannt" und unbekannt ist nicht gleichzusetzen mit unbedeutend. Ein weiteres:


    Den Agenten von Aldo Ciccolini hatte ich im vergangeenen Jahr gefragt, warum Ciccolini nie in Deutschland aufträte (Japan, Holland, Kannada sehr wohl, Frankreich sowieso) und bekam die Antwort, dass die deutschen Konzertveranstalter wenig französische Pianisten verpflichtn würden (die Grimaud als zu nennede Ausnahme). In der Tat: bei den Älteren und Best-Agern (Ciccolini, Queffelec, Engerer, El Bacha) ebenso Fehlanzeige wie bei den Jungen (Tharaud fällt mir ad hoc ein). Entsprechend sind auch die Platten Insidertipps.


    Zwischenzeitlich ist der Threadtitel ja geändert worden; faktisch und bezogen auf den deutschen Markt ist es richtig, dass Ciccolini im Vergleich zu Lang Lang unbekannt ist. Und das hat wahrlich nichts mit Qualität zu tun. Bestenfalls mit Marktignoranz. Gut, wenn Tamino mit seinen Mitteln im kleinen Kreise hier korrigieren kann.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Lieber Thomas,


    der Titel des Threads wurde ja nunmehr geändert. Gegen den neuen Titel habe ich nichts einzuwenden, auch nicht unter die Nennung der hier bisher genannten Künstler.


    Dennoch bleibe ich dabei, dass es eine Unverschämtheit war, unter dem ursprünglichen Titel "Unbekannte Künstler ... " im Jahre 2010/2011 die Namen Kirschnereit, Eichhorn und Bezuidenhout zu schreiben. Wer regelmäßig CD-Kritiken liest oder Radiosendungen über Neuerscheinungen auf dem Klassikmarkt verfolgt, ist längst auf diese Namen aufmerksam geworden. "Unbekannt" ist da - gesehen durch die Brille der Künstler - schon ein starkes Stück ...


    Viele Grüße
    Wolfram :hello:

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  • Dennoch bleibe ich dabei, dass es eine Unverschämtheit war, unter dem ursprünglichen Titel "Unbekannte Künstler ... " im Jahre 2010/2011 die Namen Kirschnereit, Eichhorn und Bezuidenhout zu schreiben. Wer regelmäßig CD-Kritiken liest oder Radiosendungen über Neuerscheinungen auf dem Klassikmarkt verfolgt, ist längst auf diese Namen aufmerksam geworden. "Unbekannt" ist da - gesehen durch die Brille der Künstler - schon ein starkes Stück ...


    Wozu diese Aufregung? Noch dazu bei Künstlern, die völlig zu Recht hier angeführt werden? Noch dazu mit dieser seltsamen Begründung? Wenn du zwei oder drei CD-Kritiken siehst, dann "kennst" du einen Künstler? So war das wohl nicht gemeint.


    Du solltest einmal die Tamino-Suchfunktion bemühen. Eichhorn und Bezouidenhout kommen praktisch nicht vor, lediglich Matthias Kirschnereit wurde schon öfters erwähnt. Bei ihm könnte man meinen, dass er nicht mehr nur dem inneren Kern von Klassikliebhabern ein Begriff ist, aber von "bekannt" ist auch er noch weit entfernt.


    Was die drei genannten dazu sagen würden? Ich bin überzeugt, dass sie liebend gern sehr viel bekannter wären als sie es jetzt sind. Und genau da greift dieser Thread an, er könnte ein sinnvolles Mosaiksteinchen darstellen.



    Und abgesehen davon - wenn jemand einen Beitrag schreibt, um auf einen Künstler aufmerksam zu machen, der in der Meinung des Verfassers mehr Beachtung verdient, kann das im schlimmsten Fall eine Unterschätzung einer bereits im Gange befindlichen Entwicklung sein. "Unverschämt" kann solch eine Promotion eigentlich nie sein, deine Entrüstung ist also völlig fehl am Platz und du solltest deine Ausdrucksweise überdenken.


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Du solltest einmal die Tamino-Suchfunktion bemühen. Eichhorn und Bezouidenhout kommen praktisch nicht vor, lediglich Matthias Kirschnereit wurde schon öfters erwähnt.


    Lieber Theophlius,


    das ist eine Aussage über die Postings bei Tamino - und keine Aussage über den Bekanntheitsgrad bestimmter Künstler. Ich möchte daraus keineswegs bereits Vermutungen über den Umgang mit neuen Namen - oder gar neuen Interpretationsansätzen - ableiten, das schiene mir auf dieser Grundlage Deiner Bedienung der Suchfunktion zu weit hergeholt. Da kann sich jede(r) selbst eine Meinung bilden.


    Deine sonstigen Anmerkungen habe ich zur Kenntnis genommen.

  • ...das ist eine Aussage über die Postings bei Tamino - und keine Aussage über den Bekanntheitsgrad bestimmter Künstler.


    Schon - aber sind die Dinge wirklich so unabhängig voneinander? Hier schreiben eben auch intime Klassikkenner und es werden Künstler zur Sprache gebracht, die von der breiten Öffentlichkeit praktisch völlig ignoriert werden. Daher ist die Nennung bei Tamino, besser gesagt in diesem Fall die Nicht-Nennung schon ein gewisser Gradmesser. Und wenn du bei Amazon schaust, dann hat noch keine einzige Soloplatte von Bezuidenhout eine Bewertung bekommen. Zu wissen, dass er die eine oder andere CD eingespielt hat, hilft gar nichts, man muss sich schon ein wenig mit den Aufnahmen auseinandersetzen. Und wenn du mich fragst, kann ihm ein wenig Unterstützung auf dem Weg zu mehr Bekanntheit nicht schaden...


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Ok - setzen wir das Thema fort.
    Es ist ja ein wenig abgeglitten in die Richtung, ab wann ein Künstler "bekannt" ist und wann nicht.
    Bedauerlicherweise muß gesagt werden, daß HEUTZUTAGE (oder war das früher auch schon so ?)
    BEKANNTHEIT nichts mit "musikalischem Tiefgang" oder "hervorragender Interpretation" zu tun hat, sondern vorzugsweise mit geglückter zielgruppenorientierter Promotion.
    Erfreulicherweise darf im Gegenzug dazu gesagt werden, daß viele hervorragende Interpreten eine erfolgreiche Karriere absolvieren - und nicht wirklich auf die Gnade und die Protektion der Tonträgerindurstrie angewiesen sind. Ihre Konzerte sind ausverkauft, sie werden live bejubelt - lediglich "der große Durchbruch" erfolgt nicht.


    Warum das so ist - dazu habe ich zwei Denkmodelle entwickelt - von denen natürlich unter Umständen nicht mal eines der realität entsprechen muss.


    A) Ein Durchbruch - wie er in vergangenen Jahrzehnten möglich war - ist heute kaum mehr zu schaffen. Das Publikum lässt sich schwerer auf Personen fixieren, bzw. dauert dieser Prozess den tonangebenden Labels zu lang - man spart bei Neuaufnahmen und versucht alte Archivaufnahmen noch nach Jahrzehnten so teuer wie möglich zu vermarkten.


    B) Man strebt gar nicht an Künster zu Spitzenstars aufzubauen - weil dann die Gefahr besteht, daß sie Spitzengagen verlangen könnten, die ihnen die Konkurrenz dann lächelnd bezahlt, während man selbst die Aufbauarbeit geleistet hat.


    Ausnahmen gibt es natürlich immer. Wie immer man Lang Lang einschätzen mag - eine Eintagsfliege war er nicht. Dank der geschickten Promotion der DGG blieb seine Person in der Öffentlichkeit lange Zeit präsent.
    Dennoch muß eine neue Taktik der DGG aufhorchen lassen. In vergangenen Jahren war es stets so, daß Labels Stars aufbauten, die dann plötzlich von DGG zugekauft wurden - nicht selten mit Exklusivverträgen.
    Im Fall Lang Lang baute man einen Star auf, der dann - angeblich nicht ganz billig - an die Konkurrenz weitergegeben wurde...


    Uber die Ursachen möchte ich hier nicht öffentlich mutmaßen...


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Nach zwei Jahren Pause und einem korrigierten Threadtitel sollten sich die Wogen ein wenig geglättet haben - und man sollte sich die Titelfrage erneut stellen. Es geht also um Interpreten erster Wahl, die zahlreiche Livauftritte haben, die gut im Geschäft sind, die aber von der Tonträgerindustrie eher zu wenig beachtet werden......


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Es ist bezeichnend - nein geradezu verräterisch, daß dieser Thread auf wenig Interesse stösst. Dennoch setze ich ihn fort, vor allem als quasi Pendant zu
    Ein Künstler ist vergessen - Kann das wirklich sein?
    Während wir mühsam Aufnahmen der Vergangenheit wieder ins Gedächtnis der Klassikfreunde und solcher die es noch werden wollen zurückzurufen versuchen, werden zahlreiche Künstler der Gegenwart negiert - ich gestehe, daß ich mich hier mitschuldig fühle (Wobei es ich ein Alibi-Programm aufrecht erhalte - dazu später mehr)
    Das geringe Interesse an diesem Thread ist auch einZeichen des mangelnden Interesse an eher unbekannten Künstler der Gegenwart. "Unbekannt " in diesem Sinne ist sehr weit gestreut zu verstehen, es sind oft Interpreten, welche zwar bekannt und ausgebucht sind, für die aber kein irrwitziges Budget zur Vermarktung bereitsteht.
    Erfreulicherweise muß gesagt werden, daß einige, der zu Threadbeginn genannte Namen inzwischen schon sehr bekannt sind, uns man von ihnen in regelmäßiger Folge Neuaufnahmen angeboten bekommt. Inwieweit sich diese verkaufen, das weiß ich natürlich nicht, müssen sie doch gegen all die Größen der Vergangenheit antreten, deren Aufnahmen schon seit einigen Jahren zum Schleuderpreis angeboten werden.
    Aber es erreicht uns geradezu eine Schwemme von neuen Namen, die ebenso schnell wieder verschwinden, wie sie gekommen sind, Vermutlich geschieht das nicht wegen mangelnder künstlerischer Substanz, sondern weil die kommerziellen Erwartungen einer geldgierigen Tonträger-Lobby nicht erfüllt werden konnten und die Künstler sich nicht von ihren großen Vorbildern ausreichend zu unterscheiden vermochten. Das ist ja die Crux: Interpretieren sie "konventionell", so werden sie von der "Zeitgeist-Lobby" ignoriert, interpretieren sie "zeitgeistig" haben sie bei den "Nostalgikern" der Klassikszene keine Chance. Die sogenannten "großen Alten - zumindest viele von ihnen - hatten ja das Glück, daß mehr oder weniger keine oder tontechnisch nur unzureichende Tonaufnahmen vor ihrer Zeit existierte, sie waren also quasi "Pioniere" und setzten die Marksteine künftiger Tonträgersammlungen - bis heute.


    Der Thread hat übrigens erneut einen neuen Namen: Das Wort "Interpreten" wurde durch "Instrumentalsolisten" ersetzt, in Anbetracht des bereits existierenden Threads:


    Künstler, denen wir mehr Aufmerksamkeit schenken sollten... - Teil 2 : die Dirigenten


    und des heute nachmittag/abends startenden Threads der Serie mit dem Thema Sänger.


    (sobald er existiert wird an dieser Stelle der Link eingefügt)


    mit freundlichen Grüßen aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !