Ligeti, György: Artikulation (1958 )

  • „Artikulation“ ist das zweite und bekanntere Stück unter den elektronischen Kompositionen Ligetis. Zur Einordnung in dessen Vita und zum ersten Stück „Glissandi“ siehe hier: Glissandi.


    Manche der neuen Klangformen im Studio für elektronische Musik in Köln erinnerten den Komponisten an Sprache oder zumindest so etwas Ähnliches. Er entschloss sich, ein imaginäres Gespräch zu komponieren – Reden eines Einzelnen, Dialoge, mehrstimmige Wortgefechte. An die Stelle der Semantik eines Gesprächs tritt die Klangfarbe. Man hört hohe und tiefe, laute und leise Stimmen, Besonnenes wie Affektreiches.


    Über diese fast programm-musikalische Idee hinaus hat er einen rein musikalischen Ansatz. Hören wir Ligeti selbst: „Zuerst wurden Typen mit verschiedenen Gruppenmerkmalen und verschiedener innerer Organisation gewählt: quasi körnige, brüchige, fasrige, schleimige, klebrige und kompakte Materialien. Dann wurde untersucht, welche Typen einer Verschmelzung fähig waren und welche sich abstießen. Die serielle Anordnung dieser Verhaltensweisen diente als Grundlage für den Aufbau der Form, wobei im Detail Kontrast der Typen und der Art ihrer Verquickung erstrebt wurde, in der Gesamtheit jedoch ein graduelles, irreversibles Fortschreiten von anfangs heterogenen Dispositionen zu einem Vermischen und Ineinanderaufgehen der gegensätzlichen Charaktere.“


    Ich finde interessant, dass Ligeti hier teilweise ähnliche Vokabeln zur Charakterisierung seines Materials verwendet, wie im 2. Streichquartett von 1968: dort bezeichnet er seine „klingenden Gewebe“ als „zerfasert“, „fast flüssig“, „körnig“, „maschinell“.


    Ich habe zwei Aufnahmen des Werkes (was immer "Aufnahme" bei elektronischer Musik heißt). Die Aufnahme der linken CD ist im Kölner Studio für elektronische Musik unter dem Komponisten mit Unterstützung von Gottfried Michael Koenig und Cornelius Cardew entstanden, die rechte ist ein Remix des originalen Bandmaterials. Das Werk ist im Original quadrophonisch, und die beiden Einspielungen unterschieden sich signifikant in der Zuordnung der vier ursprünglichen Kanäle auf zwei. In der Wergo-Einspielung erklingen die „Tropfsteinhöhlenklänge“ zu Beginn des Stückes aus dem rechten Lautsprecher, in der Teldec/Warner-Einspielung aus dem linken. Vielleicht wurden aber auch nur die Kanäle irrtümlicherweise vertauscht. - Die Teldec/Warner-Version fand ich klangtechnisch besser.


    Das Cover der Wergo-CD zeigt einen Ausschnitt aus der beim Schott-Verlag erhältlichen Hörpartitur des Werkes, welche in Plakatgröße erhältlich ist (aus der Erinnerung ca. 120cm x 90cm). Ich hatte diese mal vor zwanzig Jahren, aber leider bei irgendeinem Umzug „verloren“. Man kann mit dieser Hörpartitur das Stück tatsächlich lesend nachvollziehen.



    DER momentan nicht funktionierende Link auf GLISSANDI wird wieder hergestellt sobald GLISSANDI über dessen Daten wir verfügen restairert wude
    MOD oo1 Alfred