Streichquartett-Ensembles - Vol 4: Personelle Umbesetzungen in Streichquartetten

  • Es ist eine selbstverständkliche Tatsache, daß die Wiener Philharmoniker von heute anders klingen als jene vor 30 oder 40 Jahren, das Gleiche gilt prinzipielle für jedes andere Orchester auch, wenngleich man natürlich bemührt ist eine gewisse Kontinuität aufrecht zu erhalten - was in gewisser weise auch gelingt. Der Klang änderts sich natürlich - aber in der Regel so langsam, daß er nur im Vergleich it alten Aufnahmen signifikant hörbar wird.


    Anders schaut es da schon bei Kammermusik-Formationen , in unserem speziellen Fall, Streichquartetten, aus.
    Theoretisch ist ein WecheslEINES Teilnehmers in einem Streichquartett bereits eine Veränderung der Gesamtstruktur. Inwieweit man die hört, das weiß ich nicht konkret , jedoch glaube ich, daß sie merkbar sein sollte. Manche Streichquartette ändern ihre Zusammensetzung im stillen, andere posaunen sie weit in die Welt hinaus und verkaufen sie dem P.T. Publikum als Qualitätssteigerung oder als Fortschritt.


    Inwieweit hier Realität mit Ideal zusammenspielen, das sei an dieser Stelle in Frage gestellt,....


    Wie sieht es aber mit jenen Formationen aus, die - nach und nach - ein Mitglied nach dem anderen auswechseln, bis am Ende nur noch EIN Gründungsmitglied überbleibt.... ?


    Es gibt und gab aber auch Quartette, die komplett runderneuert wurden...
    Meiner Meinung dürften sie in diesem Falle den "Originalnamen überhaupt nicht verwenden....


    Fragen über Fragen....



    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Alban Berg Quartett


    Ich beginne mit einem der prominentesten Streichquartette, das leider nicht mehr gemeinsam musiziert: Das Alban Berg Quartett.


    Die ursprüngliche Besetzung war: Günter Pichler (1. Violine), Klaus Maetzl (2. Violine), Hatto Beyerle (Viola) und Valentin Erben (Violoncello). In dieser Besetzung sind sie m. W. zu hören in der Teldec-Aufnahme der Brahms-Quartette:



    Der erste Wechsel fand in der 2. Violine statt: Im Jahr 1977 nahm Gerhard Schulz den Platz von Klaus Maetzl ein. Dies geschah während der Aufnahme der zehn letzten Quartette Mozarts für die Teldec, so dass in einigen Quartetten noch Klaus Maetzl, in anderen schon Gerhard Schulz zu hören ist:



    Thomas Kakuska übernahm die Viola im Jahr 1981. Mit ihm entstanden wohl die meisten Aufnahmen für EMI, so z. B. die Aufnahme der für Streichquartett spielbaren Werke des Namenspatrons des Ensembles:




    Nach dem Tode Kakuskas im Jahr 2005 spielte Isabel Charisius bis zur Auflösung des Quartetts im Jahre 2008 den Violapart.

  • Interessant dürfte das beim Gewandhausquartett Leipzig sein. Dieses Quartett exisitert seit 1808 ununterbrochen...
    In mehreren Fällen sind die Positionen im Quartett von den Vätern auf die Söhne übergegangen, Suske und Erben fallen mir ein, ohne jetzt nachzuschlagen...


    :hello:
    Reinhard

    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)

  • Interessant dürfte das beim Gewandhausquartett Leipzig sein. Dieses Quartett exisitert seit 1808 ununterbrochen...
    ...


    Ist es nicht so, dass immer ein Konzertmeister Primgeiger im Quartett ist?


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Ist es nicht so, dass immer ein Konzertmeister Primgeiger im Quartett ist?


    Da könntest Du recht haben, ist mir noch nicht aufgefallen. Ich werde mal ein wenig Quellenstudium betreiben (Aber sicher erst nächste Woche)


    :hello:
    Reinhard

    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)

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  • Nachdem es einige Zeit still ums Acies Quartett georden ist - zumindest gibt es seit 2012 keine neue Veröffentlichung mehr - teil das Quartett auf seiner Seite mit, daß es seit 2014 (Monat ist mir nicht bekannt) in neuer Besetzung spielt: Manfred Plessl hat das Quartett verlassen - aber:


    Zitat

    Mit Simon Schellnegger begrüßen wir ganz herzlich unseren neuen Bratschisten! Mit ihm ist das Quartett wieder komplett.Wir freuen uns, den genialen Musiker Simon bei uns zu haben - herzlich willkommen


    Somit ist die derzeit aktuelle Besetzung:


    Benjamin Ziervogel: 1.Violine
    Raphael Kasprian, 2. Violine
    Simon Schellnegger, Viola
    Thomas Wiesflecker, Violoncello


    Die Zusammenarbeit mit dem Wiener Label GRAMOLA wird fortgeführt - und so sind - nach längerer Pause - für 2015 zwei Neuaufnahmen geplant, eine DC soll die beiden Streichquartette von Leos Janacec beinhalten, die andere widmet sich den Streichquartetten von zwei komponierenden Pianisten, nämlich Glenn Gould und Friedrich Gulda....


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Das Mandelring Quartett hat mir im Rahmen einer Presseaussendung folgendes mitgeteilt:


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Es wurden ja bisher schon einige Umbesetzungen in Quartetten bekanntgegeben. Allerdings vermisse ich Aussagen dazu, wie der Wechsel eines Mitspielers sich auf die Reputation eines Quartetts auswirkt. Interessant ist ja, daß ausgerechnet NACH dem Auswechseln eines Mitspielers alte Presseberichte zitiert werden und alte Auszeichnungen erwähnt werden. Der Klang des Ensembles muß sich aber dennoch verändert haben. Das Alban Berg Quartett hat seinerzeit einen Ersatz für Thomas Kakuska aufgenommen, aber dann doch nach relativ kurzer Zeit - aus welchen Gründen auch immer - seine Auflösung bekannt gegeben....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Angeregt durch eine kurz aufflammende Diskussion zu diesem Thema im Thread über das Borodin Quartett möchte ich hier die dor nur kurz abgehandelte Frage etwas eingehender behandelt wissen ob es
    a) legitim
    b) vorteilhaft
    c)klug


    ist den alten Namen beizubehalten, wenn die ursprüngliche Besetzung weitgehend oder überhaupt nicht mehr existiert.
    Es wurde - zu Recht - darauf hingewiesen, daß die Beibehaltung des Namens im Falle des Besetzungswechsels auf eine lange geübte Praxis verweisen kann. Dennoch hätte ich ein paar Einwände. Aber bevor ich die äussere, möchte ich abwarten ob sich das Interesse an diesem Thema auch hier - wo es eigentlich hingehört - manifestiert....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Allerdings vermisse ich Aussagen dazu, wie der Wechsel eines Mitspielers sich auf die Reputation eines Quartetts auswirkt. Interessant ist ja, daß ausgerechnet NACH dem Auswechseln eines Mitspielers alte Presseberichte zitiert werden und alte Auszeichnungen erwähnt werden. Der Klang des Ensembles muß sich aber dennoch verändert haben. Das Alban Berg Quartett hat seinerzeit einen Ersatz für Thomas Kakuska aufgenommen, aber dann doch nach relativ kurzer Zeit - aus welchen Gründen auch immer - seine Auflösung bekannt gegeben....


    Grundsätzlich wirkt sich der Wechsel eines Spielers auf die "Reputation" kaum aus - es geht bei einem Streichquartett eben um die "Mannschaft" und nicht um einzelne Spieler. Der Klang kann sich natürlich etwas verändern - auch wenn man bei einem Neuzugang verständlicherweise auf hochgradige "Kompatibilität" achtet ist eben jeder Musiker auch ein musikalisches Individuum, egal wie perfekt er sich ins Ensemble einfügt. Aber gerade im Beispiel ABQ war eine Veränderung wohl nur für echte Experten vernehmbar. Die Thomas Kakuska Schülerin Isabel Charisius spielte im ABQ auch sein Instrument - klanglich war also sicher kaum ein Unterschied feststellbar und die feinen Differenzen in der Spieltechnik ein Fall für Erbsenzähler...
    Das endgültige Aus für das ABQ resultierte aus dem Umstand, das Valentin Erben, der schon einige Jahre mit dem Gedanken gespielt hatte, endgültig aufhörte und sich neuen musikalischen Gefilden widmen wollte. Und der Senior der Truppe Günther Pichler wollte dann auch wieder nicht mehr quasi ganz von vorne anfangen, erachtete den Abgang von V. Erben als den richtigen Zeitpunkt, mit der aktiven Quartettkarriere aufzuhören und betätigt sich jetzt als Lehrer und Dirigent.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


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  • Das französische Quatuor Diotima hat eine neue 2. Violinistin: Constance Ronzatti. Damit hat man sich auch hier von der reinen Herrenformation verabschiedet.


  • Das amerikanische Spitzenensemble Pacifica Quartet verliert seine Primgeigerin Simin Ganatra nach 20 Jahren erfolgreicher Zusammenarbeit. Frau Ganatra will sich mehr Ihren universitären Aufgaben widmen und neue musikalische Möglichkeiten erarbeiten. Ein/e Nachfolger/in ist nocht nicht benannt.


  • Nicht nur beim Artemis Quartett gibt es zwei neue Mitspieler, auch beim Brodsky Quartett wurde die "Pole-Position" neu besetzt, allerdings mit einem bekannten Gesicht: Gina McCormack langjährige Primaria beim Sorrel Quartet übernimmt. Beiden Quartetten gemeinsam war bzw ist die Begeisterung für die Werke von Schostakowitsch.

  • Das amerikanische Spitzenensemble Pacifica Quartet verliert seine Primgeigerin Simin Ganatra nach 20 Jahren erfolgreicher Zusammenarbeit.

    Diese 2 Jahre alte Nachricht ist auch längst überholt, denn nicht Frau Ganatra ist gegangen, sondern die beiden Mittelstimmen. Dafür sind jetzt Austin Hartman und Mark Holloway dabei.

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  • Neue Gesichter beim Pavel Haas Quartett:


    Marek Zwiebel


    Marek Zwiebel, 2. Violine



    Luosha Fang


    Luosha Fang Viola

    Einer der erhabensten Zwecke der Tonkunst ist die Ausbreitung der Religion und die Beförderung und Erbauung unsterblicher Seelen. (Carl Philipp Emanuel Bach)

  • Ich finde diesen Thread sehr wichtig - und freu mich daß er doch immer wieder aktualisiert wird.

    Da ergibt sich eine Frage, die mich schon lange beschäftig - (eigentlich sind es gleich mehrerer):


    Inwieweit kann man nach auswechseln eines Mitspielers (oder zweier Mitspieler) überhaupt noch vom selben Quartett sprechen ?

    Inwieweit verändern sich Klangfarbe und interpretationsstil ?


    Ich finde es zudem eigenartig, daß Quartettformationen, nachdem ein, zwei, oder mehrmals gewechselt wurde noch immer denselben Namen tragen (dürfen) und stolz auf Auszeichnungen der Vergangenheit hinweisen, nachdem sie in der Zwischenzeit schon lange keine mehr ergalten haben, wobei die einstigen Besetzungen, bwz einstige Mitglieder totgeschwiegen werden - als hätte es sie nie gegeben. Das selbe gilt auch für die Gründe des Ausscheidens und des

    Wechsels.

    Interessant in diesem Zusammenhang ist hier auch das Leipziger Streichquartett. Was passierte mit dem "Einspringer" für Stefan Arzberger , Konrad Muck, der ´von 2015-18 an dessen Stelle spielte ? Wo ist der jetzt? Hat das Ausscheiden des Cellisten Matthias Moosdorf (Mitglied von 1988-2019) etwas mit seiner politischen Karriere (seit etwa 2016) zu tun ?

    Ich habe den subjektiven Eindruck, daß es in de Streichquartettszenee hinter der polierten Fassade ganz schön brodelt......


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Inwieweit kann man nach auswechseln eines Mitspielers (oder zweier Mitspieler) überhaupt noch vom selben Quartett sprechen ?

    Inwieweit verändern sich Klangfarbe und interpretationsstil ?

    Ich glaube, dass jeder Wechsel eines Mitspielers die Balance in einem Quartett verändert, die Frage ist nur, höre ich als Laie das überhaupt. Mir ist es jedenfalls bisher noch nie aufgefallen.


    Ich finde es zudem eigenartig, daß Quartettformationen, nachdem ein, zwei, oder mehrmals gewechselt wurde noch immer denselben Namen tragen (dürfen)

    Nun die Namen sind ja oft nicht an die Mitglieder gebunden. Im Falle des Juilliard SQ sogar an eine Institution, die Juilliard Music School. Das Budapest SQ bestand während der meisten Zeit aus russischen Musikern.


    Was passierte mit dem "Einspringer" für Stefan Arzberger , Konrad Muck, der ´von 2015-18 an dessen Stelle spielte ?

    Dass wüsste ich auch gerne, er war ja früher mal Primarius beim Petersen Quartett, verschwand dann im Nirvana, dann tauchte er beim LSQ auf und jetzt...? Das Petersen Quartett benannte sich übrigens nach der ersten Primaria Ulrike Petersen, die aber nicht lange dabei war. Da ist der Namenverhalt schon lustig gewesen.


    Hat das Ausscheiden des Cellisten Matthias Moosdorf (Mitglied von 1988-2019) etwas mit seiner politischen Karriere (seit etwa 2016) zu tun ?

    Davon können wir ausgehen. Einige Veranstalter hatten sich dahingehend geäussert, dass sie das LSQ nicht mehr buchen würden, solange Moosdorf offen für die AfD arbeitet. Ob er selbst die Konsequenzen gezogen hat oder "entlassen" wurde, weiß ich nicht.

  • Neue Gesichter beim Pavel Haas Quartett:



    Marek Zwiebel, 2. Violine

    Marek Zwiebel ist aber schon lange dabei.



    Interessant, dass man sich mit der in China geborenen und in Amerika ausgebildeten Violistin Luosha Fang für eine "internationale" Lösung entschieden hat. Bei tschechischen Quartetten eher ungewöhnlich.