Mahler 2010 - Die Symphonien - Bernard Haitink

  • Haitink und das Concertgebouw Orkest mit Mahler – das ist schon fast eine Institution, die man schwerlich übergehen kann. Haitink verbindet die Mahlerschen Tugend der „Deutlichkeit“ mit einer sachlichen Haltung, die sich vor jeder Art von Übertreibung und Effekthascherei, die zum Star-Dirigentenkult gehört, mit beeindruckender Souveränität fernhält. So äußert sich der inzwischen 80jährige Haitink in einem Interview mit Phillip Husher, die für seine musikalische Ehrlichkeit bezeichnend ist:


    Husher: “How do you keep this music sounding fresh and hold, especially to audiences today who already know it, without overemphasizing things?”


    Haitink: “I think that overemphasizing things will kill the real sentiment. Music becomes distorted and doesn´t speak the way I think it should speak. Every interpreter has to make his choices. And when you have made your choices and when you believe in them, then you have to stick to them.”


    Ich hatte im Juni das Vergnügen, anläßlich eines Besuchs der „University of Chicago“ ein Konzert von ihm mit dem Chicago Symphony Orchestra zu hören, deren „Principal Conductor“ er derzeit ist. Auf dem Programm standen die 2. und 3. Symphonie von Beethoven. Haitink und Chicago, das ist eine wahrlich glückliche Paarung. Ich habe noch nie ein Orchester gehört, das derart homogen und geschlossen spielt. Den speziellen Chicago-Ton, den man sonst nur von der CD kennt, den kann man dort wirklich miterleben: dieser volle und satte Klang, die Schönheit der Bläser und virtuose Leichtigkeit des Orchesterspiels, die keine technischen Schwierigkeiten zu kennen scheint. Gegenüber der Ära von Fritz Reiner und Georg Solti, wo das Orchester zu virtuosem und brillianten Spiel erzogen wurde, hat es unter Haitink eine neue Dimension hinzugewonnen: die betörende Klangsinnigkeit und Subtilität in der Behandlung von Details. Nacherleben kann man diese beeindruckende Dimension erlesender Orchesterkultur in der Chicagoer Aufnahme der 3. Mahler, sie stammt aus dem Jahr 2006. Daß Haitink alles andere als ein reservierter alter Herr ist, zeigt der glühend-leidenschaftliche, leuchtende Vortrag des Finales. Beeindruckend! Auch die tänzerische Beschwingtheit des Chores des mit „Lustig im Tempo und keck im Ausdruck“ überschriebenen 4. Satzes beglückt. Ein kleiner Wehrmutstropfen: das etwas manierierte Vibrato von Michelle de Young im Misterioso-Satz. Mit dem CSO erschienen sind neben der 3. Aufnahmen der 1., 2. und der 6. Symphonie – die 6. ist leider schon vergriffen, wegen der begrenzten Auflage des CSO eigenen Labels. Von der 4. erhältlich ist ein Mitschnitt mit dem Concertgebouw Orkest (sein Jubiläumskonzert), ebenfalls von 2006 mit der Solistin Christine Schäfer, erschienen beim Label des Orchesters (RCOlive). Immer noch gibt es Amsterdamer Musiker, die am liebsten unter ihrem vormaligen Chef Haitink spielen, wie mir neulich berichtet wurde.


    Beste Grüße
    Holger

  • Lieber Holger,


    auch Haitink ist einer jener Dirigenten, die gerne vernachlässigt und eher beiläufig als "Mahler-Dirigenten" genannt werden.



    Haitinks Mahler ist weniger theatralisch und emotinal aufgeheizt als der Bernsteins und weniger auf Betonung der rhythmischen Strukturen und (stellenweise) Brutalität ausgelegt als der Soltis (um einmal zwei weitere "Mahler-Pioniere" zu nennen, die in etwa zeitgleich Gesamtaufnahmen der Mahler-Sinfonien vorbereiteten).


    Was Haitink in seinem Statement aussagt, gilt für seine Interpretation. Bei ihm ist "weniger tatsächlich mehr", und gerade weil er nicht überinterpretiert, kommt er in meinen Augen Mahlers Gefühlswelten näher als viele Dirigenten, die auf oberflächliche Virtuosität und "Knalleffekte" setzen.


    Ich habe Haitinks Gesamtaufnahme länger nicht mehr gehört, deswegen vermag ich detailliert nicht zu einzelnen Sinfonien etwas zu schreiben, aber die 6. habe ich als hervorragend in Erinnerung.
    Im entsprechenden Thread über die 6. schrieb ich, daß bei Haitink noch "Hoffnung" sprübar ist. Spielerischer Höhepunkt ist das Andante (bei Haitink als 3. Satz gespielt), das ich in keiner anderen Aufnahme so bewegend schön gehört habe wie hier.



    Klanglich darf man zwischen den 1962 und 1971 entstandenen Aufnahmen keine "Wunderdinge" erwarten, aber gemessen am Alter kann man mit dem Klang sehr gut leben.
    Und nebenbei war auch schon damals das Concertgebouw Orchester (für mich) das Mahler-Orchester schlechthin...

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Zitat

    Original von Norbert
    Und nebenbei war auch schon damals das Concertgebouw Orchester (für mich) das Mahler-Orchester schlechthin...


    Hallo Norbert,


    mir geht es genauso: Wenn es ein Orchester gibt, daß die Bezeichnung "Mahler-Orchester" verdient, dann ist es das von mir wirklich geliebte Concertgebouw-Orkest. Ich habe die Möglichkeit für einen Konzertbesuch in Amsterdam, die möchte ich so bald wie möglich nutzen, das Orchester dort in seinen "heiligen Hallen" erleben! (Dieser "moderne" Anbau am Concertgebouw ist leider eine fürchterliche Bausünde, das schmerzt in den Augen!)


    Haitink und Neumann haben wohl keine "Hausmacht" in diesem Wiener Forum, was in krassem Mißverhältnis zu ihrer Bedeutung steht. Stehen wir mit unserer Wertschätzung hier wirklich alleine? Haitink hat ja auch einen zweiten Mahler-Zyklus mit den Berliner Philharmonikern begonnen, der aber wie ich gehört habe aus verkaufstechnischen Gründen nicht beendet wurde. (Eigentlich unfaßbar!) Einige dieser Aufnahmen gibt es auch auf DVD. Die 7. Mahler hat er ein zweites Mal mit dem Concertgebouw-Orkest aufgenommen (mit deutlich langsameren Tempi als in der alten aus der Gesamteinspielung, wozu er sich auch geäußert hat, vom Mut zu langsameren Tempi im Alter sprach), die ist aber schon lange vergriffen und ich habe sie leider nicht in meiner Sammlung. Vor 15 Jahren war man naiv und dachte, man bekommt solche CDs immer. Aber in Wahrheit ist es so wie mit den Lebensmitteln im ehemaligen Ostblock, man muß gleich kaufen, wenn es etwas gibt, solange der Vorrat reicht!


    Beste Grüße
    Holger

  • Habe heute die 3. (oder war es gestern, 23:55 also heute)
    mit Haitink und dem CSO gehört:
    Hammer!
    So was!
    Wenn die nur nicht so teuer wäre!!
    Gruß S.


  • Hallo S.,


    die CD mit der 3. ist die erste und älteste mit Haitinks Aufnahmen, die vom CSO eigenen Label herausgebracht wurde. Sie könnte bald vergriffen sein - die 6. ist es schon, obwohl später erschienen. Aber Du hast ja den Neumann bestellt - seine 3. ist genauso schön!


    Beste Grüße
    Holger

  • Vermutlich haben nur wenige Dirigenten eine so breite Mahler-Diskographie vorgelegt wie Bernard Haitink. Man korrigiere mich, aber offenbar gibt es folgendes: Einen kompletten Zyklus mit dem Concertgebouw-Orchester (Studio), einen eben solchen mit den Berliner Philharmonikern, die Symphonien Nr. 1—5, 7 und 9 mit dem Concertgebouw-Orchester live (Kerstmatinees 1977—1987), daneben diverse Einzelaufnahmen, die Zweite etwa mit der Staatskapelle Dresden, etliche Symphonien mit dem Chicago Symphony Orchestra, die Neunte mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks.


    Man sieht: Eine ganze Menge. Wieso aber liegt dieser Thread seit bald vier Jahren brach und weist kaum Beiträge auf? Fast schon symptomatisch für Haitink, der bei vielen unter "ferner" läuft. Zurecht?


    Ich habe mich in der letzten Zeit ein wenig näher mit seinem Mahler beschäftigt. Es stimmt, was Norbert schreibt: emotional zurückhaltend, man könnte es auch nüchtern nennen. Wer bei Mahler von Barbirolli, Horenstein und Bernstein kommt, vermisst da wohl etwas. Nichtdestotrotz finde ich die Dritte aus Chicago exemplarisch gelungen. Das Orchesterspiel ist wirklich erstklassig und macht einen sprachlos (natürlich liegt das nicht primär an Haitink).


    Diesen Gänsehauteindruck erhoffte ich mir dann auch von der Ersten und Zweiten. Da wurde ich dann doch eher enttäuscht. Alles solide auf einem hohen Niveau, aber fehlt mir das gewisse Etwas, um herausragend zu sein. Die Erste hörte ich dann auch noch mit "seinem" CGO 1977 live. Ziemlich lebendig, aber unschöne Verspieler im Blech (und das bei den Amsterdamern) trübten meinen Hörgenuss. Als ich wenig später Barbirollis frühe Stereoaufnahme hörte, wusste ich, was mir fehlte. Das ist einfach viel eher "mein" Mahler.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Ich habe mich in der letzten Zeit ein wenig näher mit seinem Mahler beschäftigt. Es stimmt, was Norbert schreibt: emotional zurückhaltend, man könnte es auch nüchtern nennen.


    Lieber Joseph,


    es ist schon richtig. Ich schrieb "emotional zurückhaltend", aber für mich ist das keine Nüchternheit im negativen Sinne. Für mich steht Haitinks Mahler für "weniger ist mehr".



    Zitat

    Wer bei Mahler von Barbirolli, Horenstein und Bernstein kommt, vermisst da wohl etwas. Nichtdestotrotz finde ich die Dritte aus Chicago exemplarisch gelungen. Das Orchesterspiel ist wirklich erstklassig und macht einen sprachlos (natürlich liegt das nicht primär an Haitink).

    Es ist ohnehin schwierig, (gerade?) bei Mahler Dirigenten miteinander wertend zu vergleichen. Ich denke, Bernstein und Barbirolli waren auch nicht unbedingt miteinander zu vergleichen (Horenstein kenne ich zu wenig). Ich finde, noch nicht einmal kann man Bernstein mit Bernstein vergleichen ;) .


    Haitinks Vermeidung der Extreme lässt einen Mahler etwas "anders" hören als den mit Barbirolli oder Bernstein, natürlich. Es ist für mich tagesformabhängig, welche Deutung ich bevorzuge: Die eher gefühlsbetonte, für mich nicht immer übertreibungsfreie, Deutung des Leonard Bernstein, die "menschliche Seite Mahlers" durch Barbirolli oder die "etwas objektivere" Lesart von Bernard Haitink.


    Einig sind wir uns darüber, daß die Chicagoer Aufnahme der 3. Sinfonie eine "musikalische Großtat" darstellt. Natürlich trägt auch das hervorragende Orchester seinen Teil zum Gelingen bei, aber anders als Du sehe ich den Hauptverdienst beim Dirigenten.
    Ein solches Mammutwerk von der ersten bis zur letzten Sekunde -für mich- so spielen zu lassen, als ob es genau so komponiert worden wäre, gelingt nur, wenn ein kundiger, versierter Dirigent ein Orchester dazu animiert, ein riesiges Engagement an den Tag zu legen.


    Nicht umsonst gerät Holger in seinem Eröffnungsbeitrag ins Schwärmen.


    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Zitat

    Joseph II: ...mit dem Concertgebouw Orchestra (Kerstmatinees 1977 - 1987)

    Und von diesen "Kerstmatinees" (Sonntags gegen 11 Uhr nach der Christmesse) habe ich 1986 und 87 die meisten live am Fernsehen miterlebt, denn wir hatten seit Anfang 1986 Kabelfernsehen, und damals waren noch NOS I bis III mit im Angebot. Diese Konzerte hat er sich schiedlich friedlich mit Edo de Waart geteilt, und es gab viel Mahler. Übrigens gibt es diesen Konzerttermin Sonntag 11.00 Uhr auch in Köln, wo ja die Philharmonie direkt neben dem Dom steht, auch aus dem gleichen Grunde: erst in die Kirche, und dann ins Konzert. Ich bin davon überzeugt, dass hier wie dort der eine oder andere Konzertgänger den Weg in die Kirche ausgelassen hat, denn im Konzert war es doch schöner, oder?


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Haitinks Vermeidung der Extreme lässt einen Mahler etwas "anders" hören als den mit Barbirolli oder Bernstein, natürlich. Es ist für mich tagesformabhängig, welche Deutung ich bevorzuge: Die eher gefühlsbetonte, für mich nicht immer übertreibungsfreie, Deutung des Leonard Bernstein, die "menschliche Seite Mahlers" durch Barbirolli oder die "etwas objektivere" Lesart von Bernard Haitink.


    So sehe ich das auch, lieber Norbert. Das ist das Schöne an Mahler, dass es nicht den "einen" Mahler gibt! :hello: Bei Haitink gibt es übrigens auch Stimmungsschwankungen: Davon zeugen einige geradezu ekstatisch-expressive Video-Mitschnitte der 9.!


    Schöne Grüße
    Holger

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Lieber Holger,


    daß Haitink durchaus nicht immer eine Mahler-Sinfonie auf die gleiche Art und Weise interpretierte, lässt sich exemplarisch an der 6. Sinfonie belegen.


    Ich kenne und besitze sie mit Haitink in drei Aufnahmen:



    aufgenommen 1/1969



    live aufgenommen am 24. und 27.10.2001



    live aufgenommen am 18.-20. und am 23.10.2007


    Haitink war und ist niemand, der den Beinamen "Tragische" sonderlich ernst nimmt. Schon in seiner frühen Aufnahme sucht er nach Hoffnung und Frieden, agiert zwar nicht undramatisch und -rhythmisch, vermeidet aber brutale Ausbrüche eines Bernstein oder Solti oder die "psychologische Zuspitzung" eines Kubelik (Audite).


    Fast 40 Jahre später lässt Haitink nicht nur merklich langsamer spielen (90 statt 80 Minuten), sondern er negiert inzwischen fast vollkommen jegliche Dramatik, jegliche Wucht und jegliche Hoffnungslosigkeit (Gustav Mahler selbst sagte selbst zum Finale "Beim dritten Hammerschlag fällt der Held". Bei Haitink und dem CSO hört man kaum, daß überhaupt Hammerschläge fallen).


    Es ist legitim, die 6. Sinfonie "gegen den Strich zu bürsten", indem man die tragische Komponente als nicht existent erklärt. Claudio Abbado hat sich ihr in seiner späten Berliner Aufnahme auch verweigert und kommt für mich zu einer Deutung, die zwar nicht im jeden Detail überzeugt, die aber in der Gesamtheit für eine interessante Sichtweise auf die Sinfonie sorgt.


    Haitink aber lähmt in der Einspielung aus Chicago jeglichen Schwung und vermeidet jegliches Gefühl. Selbst das Andante moderato, bei Haitink stets an dritter Stelle gespielt, das er mit dem Concertgebouw Orchester so berührend schön dargeboten hat wie sonst kein anderer mir bekannter Dirigent, wirkt hier fast vollkommen leidenschaftslos.
    In der Aufnahme höre ich stellenweise eine schöne Detailarbeit und ein rhythmisch gut aufeinander abgestimmtes Orchester, aber ansonsten herrscht Ratlosigkeit und Unverständnis.


    Die Aufnahme mit dem Orchestre National de France habe ich ähnlicher Erinnerung wie der Rezensent bei Amazon. Auch bei ihr konnte ich wenig erhellendes oder nachdenkenswertes erhören.


    Es ist merkwürdig und erstaunlich, daß gerade bei der 6. Sinfonie Haitink zu solch wenig überzeugenden Ergebnissen gelangt ist (vielleicht ist es eine Temperamentsfrage?), zumal alle anderen Mahler-Aufnahmen, auch und gerade die späten Live-Aufnahmen, in meinen Ohren auf einem sehr hohen, stellenweise sogar überragenden Niveau eingespielt wurden.


    Neben der schon erwähnten (für mich) "Referenz" der 3. Sinfonie besitze ich noch:



    und kann jede einzelne Aufnahme bedenkenlos empfehlen.


    Bei einem günstigen Preis werde ich mir noch zulegen:



    wobei sich interpretatorisch wohl wenig neues gegenüber der Aufnahme aus Dresden ergeben dürfte.


    PS.: Die 9. Sinfonie werde ich demnächst unter dem Aspekt "ekstatisch-expressiv" wieder einmal hören... ;)

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Nacherleben kann man diese beeindruckende Dimension erlesender Orchesterkultur in der Chicagoer Aufnahme der 3. Mahler, sie stammt aus dem Jahr 2006.

    Ich habe sie gerade bestellt, ein amerikanischer Anbieter bot sie am Marktplatz NEU für € 0,75 an. Ich glaube das erst, wenn sie im Postkasten liegt. :)

  • Haitink aber lähmt in der Einspielung aus Chicago jeglichen Schwung und vermeidet jegliches Gefühl. Selbst das Andante moderato, bei Haitink stets an dritter Stelle gespielt, das er mit dem Concertgebouw Orchester so berührend schön dargeboten hat wie sonst kein anderer mir bekannter Dirigent, wirkt hier fast vollkommen leidenschaftslos.

    Im Programmhaft des Chicago SO zur Saison 2009/10, der letzten Saison von Haitink, wo ich ihn hörte mit Beethovens 2. und 3., findet sich ein Interwiev mit dem Programmmanager Philip Huscher.


    Frage von Huscher:


    How do you keep thes music sounding fresh and hold, repecially to audience today who always know it, without overemphasizing things?


    Brenard Haitink:


    I think that overemphasizing will kill the real sentiment. Music becomes distorted and doesn´t speak. Every interpreter has to make the choices. And when you have made your choices and when you believe in them, then you have to stick to them.


    Ich glaube, das ist sehr aufschlußreich für Haitink! Mir ist das sehr sympathisch. Speziell bei der 6. ist das aber nicht unproblematisch - auf die Art dirigiert er auch Berlioz´ Symphonie phantastique und das geht auch nicht auf.



    Ich habe sie gerade bestellt, ein amerikanischer Anbieter bot sie am Marktplatz NEU für € 0,75 an. Ich glaube das erst, wenn sie im Postkasten liegt.

    Hoffentlich kommt da kein Zoll drauf - aber selbst wenn ist das ein unglaubliches Schnäppchen! :hello:


    Herzlich grüßend
    Holger

  • Brenard Haitink:


    I think that overemphasizing will kill the real sentiment. Music becomes distorted and doesn´t speak. Every interpreter has to make the choices. And when you have made your choices and when you believe in them, then you have to stick to them.


    Ich glaube, das ist sehr aufschlußreich für Haitink! Mir ist das sehr sympathisch. Speziell bei der 6. ist das aber nicht unproblematisch - auf die Art dirigiert er auch Berlioz´ Symphonie phantastique und das geht auch nicht auf.


    Lieber Holger,


    Haitink hat grundsätzlich recht und auch meine Sympathie für diese Haltung. Er ist, wie auf eine andere Art auch zum Beispiel Günter Wand einer war und Michael Gielen einer ist, ein Dirigent, der sich nicht größer macht als das Werk, das er dirigiert. Er lässt die Werke für sich selbst und aus sich heraus "sprechen" und wirken und erreicht somit oftmals größere und tiefere Gefühle als Dirigenten, die stark auf die "Gefühlsdrüse" drücken.


    Das schon erwähnte Andante moderato der 6. Sinfonie oder Schlussadagio der 9. Sinfonie, das Haitink mit dem SO des Bayer. Rdfs. in 23'10 vergleichsweise zügig spielen lässt oder die Passage mit dem Posthorn aus der 3. Sinfonie sind einige Beispiele, in denen Haitink seine Sichtweise exemplarisch aufzeigt.
    Bloß leider kann er das Konzept nicht immer umsetzen, siehe 6. Sinfonie mit dem CSO, bei dem mich nicht nur die fehlende Emotionalität, sondern auch insbesondere der fehlende Schwung irritiert.



    Zitat

    Hoffentlich kommt da kein Zoll drauf - aber selbst wenn ist das ein unglaubliches Schnäppchen! :hello:


    Herzlich grüßend
    Holger

    Bei dem geringen Wert wird kein Zoll erhoben. Ich hatte die Aufnahme im August 2011 für 5,28 € beim gleichen Versender erworben und gratuliere ebenfalls zum Schnäppchen.


    Ich hoffe, lieber lutgra, Du wirst uns mitteilen, ob Dir die Aufnahme genauso zusagt wie Jospeh II, Holger und mir...

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Ist denn die 3. aus Chicago der bei you tube zu findenden Liveaufnahme mit den Wienern noch entschieden [um eine Vortragsbezeichnung zu zitieren ;) ] vorzuziehen?

  • Lieber Gombert,


    lass mich mal so ausdrücken: Trotz hervorragender anderer Aufnahmen mit z.B. dem Concertgebouw Orchester, dem SO des Bayer. Rdfs (beide Male Jansons)., des DSO Berlin (Nagano), des LA Philharmonic Orchestra (Salonen) oder der Bamberger Symphoniker (Nott) aus der "Neuzeit" ist Haitinks Aufnahme mit dem CSO eine aus der Kategorie "besser geht es nicht", sowohl die Orchesterleistung als auch die Interpretation betreffend.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Hallo Norbert, danke für die Antwort. Ich würde die zuvor genannte Aufnahme mit den Wiener Philharmonikern übrigens ebenfalls Nagano und Salonen vorziehen. Bei Nott bin ich mir nicht ganz so sicher, Jansons kenne ich nicht, befürchte aber, dass er mir bei diesem Werk eine Spur zu unterkühlt sein könnte. Die in Beitrag 14 vorgenommene Charakterisierung Haitinks entspricht auch meinem Eindruck.


    Grüsse!

  • Zitat

    lutgra: Ich habe sie gerade bestellt....

    Ich bin hingegangen und habe desgleichen getan.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Ich hoffe, lieber lutgra, Du wirst uns mitteilen, ob Dir die Aufnahme genauso zusagt wie Jospeh II, Holger und mir...

    Das werde ich. Mahlers 3. ist eines meiner Lieblingswerke. Ich habe bisher:


    Abbado (Wien), Adler, Mitropoulos (New York + Köln), Barbirolli, Bernstein (2x New York, bei der Aufzeichnung der DGG war ich mit im Saal), Bertini, Chailly, Gielen, Haitink (CGO), Horenstein, Kubelik, Nagano, Salonen, Schuricht, Solti, Tennstedt, Tilson Thomas (LSO)


    eigentlich wollte ich keine mehr kaufen :pfeif:

  • eigentlich wollte ich keine mehr kaufen :pfeif:


    Da fehlt Dir aber dann eine der allerschönsten Aufnahmen der 3. oder Du hast sie vergessen zu erwähnen :) , lieber Lutgra: Vaclav Neumann mit der Tschechischen Philharmonie. :hello:


    Herzlich grüßend
    Holger

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • a fehlt Dir aber dann eine der allerschönsten Aufnahmen der 3. oder Du hast sie vergessen zu erwähnen , lieber Lutgra: Vaclav Neumann mit der Tschechischen Philharmonie.

    Ich dachte auch, dass ich sie hätte, aber ich konnte sie nicht finden. Bei ebay wird eine angeboten, dass Cover kenne ich aber nicht, vermutlich habe ich sie also nicht. :(

  • Hallo Norbert, danke für die Antwort. Ich würde die zuvor genannte Aufnahme mit den Wiener Philharmonikern übrigens ebenfalls Nagano und Salonen vorziehen. Bei Nott bin ich mir nicht ganz so sicher, Jansons kenne ich nicht, befürchte aber, dass er mir bei diesem Werk eine Spur zu unterkühlt sein könnte. Die in Beitrag 14 vorgenommene Charakterisierung Haitinks entspricht auch meinem Eindruck.


    Grüsse!


    Hallo Gombert,


    daß Jansons eine Spur zu unterkühlt agieren könnte, kann ich nicht bestätigen. Im Gegenteil, auch bedingt durch die hervorragende Klangtechnik kann man exemplarisch verfolgen, wie akribisch der Dirigent sich diesem Mammutwerk widmet. Transparenz und Detailarbeit sind kaum zu überbieten.


    Er führt imo nahtlos die herausragende Mahler Tradition des Concertgebouw Orchesters seiner Amtsvorgänger Mengelberg, Haitink und Chailly fort.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Ich dachte auch, dass ich sie hätte, aber ich konnte sie nicht finden. Bei ebay wird eine angeboten, dass Cover kenne ich aber nicht, vermutlich habe ich sie also nicht. :(


    Das ist bedauerlich, denn Neumanns Mahler-Interpretationen zu kennen lohnt sich nach meiner Meinung unbedingt.
    Neumann und die zum Zeitpunkt der Aufnahmen (Ende der 70er/Anfang der 80er) auf aller höchstem Niveau musizierende Tschechische Philharmonie Prag liefern ein stimmiges, harmonisches, liebevolles Mahler Bild voller feinsinniger Differenzierung und Phrasierung.
    Nichts klingt bei Neumann gestellt oder bemüht, kaum ein anderer Mahler fließt so harmonisch wie der von Neumann (der Leipziger stellenweise sogar noch mehr als der Prager, aber das ist noch ein anderes Thema).


    Die 3. gibt es einzeln gebraucht mit Glück



    oder in der Gesamtaufnahme der Sinfonien:



    PS.: Ja, ich weiß, off-Topic, aber der muss auch mal sein. Haitink wird schon wieder zu seinem Recht kommen ;)

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler