Der Tod im Lied

  • ...und noch ein Thema das mir sehr am Herzen liegt. Die Beschäftigung mit der Allegorie des Todes in der Kunst.
    Konkret in Lied bzw. Melodram.


    Mein Wunsch ist einmal einen Liederabend mit diesem Thema zusammenzustellen.
    (beinhaltet den personifizierten Tod, wandelnde Gerippe, etc.)


    Wer also dazu Vorschläge hat ....ich bin ganz Ohr wie immer.


    Was ich bisher kenne:


    Franz Schubert - Der Tod und das Mädchen
    Franz Schubert - Der Jüngling und der Tod
    Franz Schubert - Nachtstück (na ja, mit etwas gutem Willlen kann man den Tod hier personifiziert sehen)
    Franz Liszt - Lenore (mein meistgespieltes Melodram =) )
    Franz Liszt - Des toten Dichters Liebe (auch Melodram, passt im weitesten Sinne)
    Modest Mussorgsky - Lieder und Tänze des Todes
    Carl Loewe - Tod und Tödin
    Carl Loewe - Nächtliche Heerschau
    Carl Loewe - Totentanz
    Martin Roeder - Nächtliche Heerschau (auch Melodram)



    ...und dann habe ich da noch auf einer Schlusnus CD ein Lied mit 3 Gesellen wovon einer der Tod ist (leider vergesse ich den Komponisten immer).


    Es muß doch da noch mehr geben, ist ja ein Thema das eigentlich alle betrifft...

    "Du siehst mein Sohn, zum Raum wird hier die Zeit"

  • Hi


    Zitat

    Mein Wunsch ist einmal einen Liederabend mit diesem Thema zusammenzustellen.
    (beinhaltet den personifizierten Tod, wandelnde Gerippe, etc.)


    Makaber.... ;)

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Hallo Zusammen


    Puh - einen ganzen Liederabend über den Tod. Das wäre aber schwere Kost. Man sollte vielleicht darauf achten, daß der Konzertsaal im Erdgeschoß liegt, wegen der anschl. "Fensterhüpfgefahr" von wegen Suizid... :O


    Ich persönlich würde wohl eher einen Liederabend über das Leben, das dann irgendwann mit dem Tod endet, bevorzugen. So ein/zwei Lieder über dieses Thema kann ich schon vertragen. Aber einen ganzen Abend?


    Spontan fällt mir nur die Tondichtung "Tod und Verklärung" op.24 von R. Strauss ein - schaurig traurig ;(


    Mimi

    che gelida manina....

  • Hallo,


    Es ist natürlich eine Frage wie eng man das Thema sieht.


    Persönlich würde ich noch folgendes dazuzählen:


    Gustav Mahler: Kindertotenlieder
    Gustav Mahler: Revelge (aus :"Des Knaben Wunderhorn")
    Gustav Mahler: Das irdische Leben (aus "Des Knaben Wunderhorn")
    Gustav Mahler: Der Tamboursgsell (aus "Des Knaben Wunderhorn")


    Dann müsste man den gesamten Loewe etwas genauer analysieren...



    Freundliche Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hi Mimi


    Zitat

    Spontan fällt mir nur die Tondichtung "Tod und Verklärung" op.24 von R. Strauss ein - schaurig traurig


    Hat zwar nichts mit Liedern zu tun, aber wenn du schon "Tod und Verklärung" ins Spiel bringst, könnte man auch gleich die "Metamorphosen" erwähnen.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Salut,


    was für ein Thema für ein so lebendiges Forum...


    Mir fällt ein Lasciate mi morire aus Monteverdis "L'Incoronazione di Popea". Wer dieser Bitte nicht nachkommen kann, dem kann nicht geholfen werden...


    Liebe Grüße
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Hallo, Christoph!


    Von Brahms gibt es auch noch diverse Lieder, die vom Tod handeln, z.B. "Der Tod, das ist die kühle Nacht" und "Todessehnen".


    Bei Schubert kommt der Tod in der einen oder anderen Form sehr häufig vor, auch in "Die Forelle" und "Erlkönig". In seinem Liedzyklus "Die schöne Müllerin" sind für mich (neben "Der Tod und das Mädchen") die eindringlichsten Lieder zu diesem Thema, nämlich "Die liebe Farbe" und "Trockne Blumen" - ich bin von diesen Liedern immer wieder tief bewegt.


    Noch etwas "Abgelegeneres" zum Thema "Schubert und der Tod": Die Lieder nach J.B.Mayrhofer spiegeln sehr stark die "Todessehnsucht der Romantik" wieder, auch konkrete Todes-Thematik, hier verknüpft mit griechischen Sagen, z.B. "Fahrt zum Hades" und "Antigone und Oedip".


    Viele Grüße,
    Pius.

  • ...und Bahms' Schnadahüpferl ähm "Ernste Gesänge" nicht vergessen:


    -1-


    Denn es gehet dem Menschen wie dem Vieh
    wie dies stirbt, so stirbt er auch.
    und haben alle einerlei Odem;
    und der Mensch hat nichts mehr denn das Vieh:
    denn es ist alles eitel.


    Es fährt alles an einem Ort;
    es ist alles von Staub gemacht,
    und wird wieder zu Staub. Wer weiß, ob der Geist des Menschen
    aufwärts fahre,
    und der Odem des Viehes unterwärts unter
    die Erde fahre?
    Darum sahe ich, daß nichts bessers ist,
    denn daß der Mensch fröhlich sei in seiner Arbeit,
    denn das ist sein Teil.
    Denn wer will ihn dahin bringen,
    daß er sehe, was nach ihm geschehen wird?



    -3-


    O Tod, wie bitter bist du,
    Wenn an dich gedenket ein Mensch,
    Der gute Tage und genug hat
    Und ohne Sorge lebet;
    Und dem es wohl geht in allen Dingen
    Und noch wohl essen mag!
    O Tod, wie bitter bist du.


    O Tod, wie wohl tust du dem Dürftigen,
    Der da schwach und alt ist,
    Der in allen Sorgen steckt,
    Und nichts Bessers zu hoffen,
    Noch zu erwarten hat!
    O Tod, wie wohl tust du!

  • Da gibt es doch das berühmte Lied aus Ungarn "Gloomy Sunday" (Reszo Seress war der Komponist)
    Viele haben früher Selbstmord begangen nachdem sie das Lied gehört haben.


    Mehr Tod geht wohl nicht.

  • Zitat

    "Gloomy Sunday"


    Ich glaube es gab sogar mal einen Film über dieses Lied...tragisch, denn es wurde eben dieser bzw. die Selbstmorde dargestellt...


    Ich weiß noch, dass das Lied in einem sehr bekannten Restaurant gespielt wurde...und da waren dann Gäste mit Problemen, die dieses Lied hörten...
    Folgen sind klar.

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

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  • Hallo Christoph,


    ein wundervolles Thema, ganz nach meinem Geschmack! Solch einen Liederabend, wie er Dir vorschwebt, würde ich liebend gerne besuchen! Allerdings stehen bei meinen Vorschlägen Lieder und Gesänge mit Orchesterbegleitung im Vordergrund.


    Von den acht zitierten Titeln möchte ich zwei Zyklen ganz besonders hervorheben:


    Der von dem schweizer Lieder- und Opernkomponisten Othmar Schoeck in spätromantischem Stil geschriebenen Liederzyklus 'Lebendig begraben', mit der gleichnamigen Gedichtfolge von Gottfried Keller als Vorlage.
    Die 14 fließend ineinander übergehenden Gesänge - von einem Baß oder Bariton dargeboten - stellen den inneren Monolog eines bei lebendigem Leib begrabenen Menschen dar, der nach dem Wiedererwachen im engen Sarg sein Leben, teils verzweifelt melancholisch, teils mit makabrem Humor kommentierend, am geistigen Auge vorüberziehen läßt, immer wieder aufmerksam den Geräuschen der Umgebung lauschend (Glocken der Turmuhr), gelegentlich unterbrochen durch hoffnungsvolle Gedanken an eine Rettung (durch einen Grabräuber).
    Schoeck versteht es glänzend, die vorherrschende Grundfarbe des Grabesdunkel mithilfe von abwechslungsreich eingesetzten lyrisch-melodischen und rezitativischen Abschnitten sowie einer äußerst phantasievoll und differenziert verwendeten Orchestrierung zu durchbrechen, aufzuhellen, insbesondere dann, wenn das drastische und schaurige Bild des im Sarg gefangenen Mannes von Erinnerungen an das schöne Leben, von idyllischen Gedanken und Glücksgefühlen (z. B. an die Weihnachtszeit) vollkommen zurückgedrängt wird.
    Nach vielen wunderbaren Höhepunkten steht am Ende nicht das Verlöschen in Verzweiflung, sondern ein Bekenntnis zum Leben. In einer ungeheuer ergreifenden letzten Steigerung begleitet das große Orchester in schwebenden Klängen den Solisten und den textlos hinzutretenden Chor:


    "Doch bin ich frei, das Weh hat sich gewendet; der seine Strahlen durch das Weltall sendet,
    er löst auch Zeit und Raum in diesem Schrein - ich bin allein und dennoch nicht allein!
    Getrennt bin ich von meinem herben Leiden, und wie ein Meer, von dem ich mich will scheiden,
    laß' brausen ich mein siedend heißes Blut und steh' am Ufer als ein Mann von Mut. ..."


    Eine hervorragende Einspielung gibt / gab es bei der DG mit Dietrich Fischer-Dieskau, dem RSO Berlin unter Leitung von Fritz Rieger (1962).



    Den zweiten Zyklus, den ich unbedingt empfehlen möchte, sind die von Alexander von Zemlinsky komponierten 'Sechs Gesänge' auf Texte von Maurice Maeterlinck, die allesamt um das Thema Tod kreisen. Die in jedem Gesang neu gewählte Orchesterbesetzung zeugt von präzisen Klangvorstellungen und garantiert dauernd eine Veränderung der Atmosphäre und des grundsätzlich morbiden Ausdrucks. Ganz besonders auffällig ist im sechsten Gesang 'Sie kam zum Schloß gegangen' die Anlehnung an den für Gustav Mahler so typischen trauermarschartigen Tonfall.



    Hier also meine Vorschläge zum Thema 'Der Tod im Lied':


    Ernest Chausson (1855-1899):
    Chanson Perpétuelle für Sopran und Orchester, opus 37 1898


    Howard Ferguson (1908-1999):
    aus: Two Ballads für Bariton und Orchester / Klavier, opus 1 1928/32: 2. A Lyke-Wake Dirge 1928


    Paul Hindemith (1895-1963):
    Des Todes Tod - Drei Lieder für Frauenstimme, 2 Violen und 2 Celli, opus 23 a 1922


    Guillaume Lekeu (1870-1894):
    Andromède - Fragment für Sopran, Streichquartett und Klavier, LV 5 1891
    (Klage der Andromeda; aus: Andromède - Kantate, LV 3 1891)


    Ottorino Respighi (1879-1936):
    La Sensitiva für Mezzosopran und Orchester 1914


    Othmar Schoeck (1886-1957):
    Lebendig begraben - 14 Gesänge nach der gleichnamigen Gedichtfolge von Gottfried Keller für Baß / Bariton, kleinen gemischten Chor (textlos), Orgel und Orchester, opus 40 1926


    Richard Strauss (1864-1949):
    Vier letzte Lieder für Sopran / Tenor und Orchester, ohne opus 1946-48


    Alexander von Zemlinsky (1871-1942):
    Sechs Gesänge nach Maurice Maeterlinck für Mezzosopran / Bariton und Orchester / Klavier, opus 13 1910/13



    Schaurige Grüße
    Johannes

  • Sehr interessante Vorschläge.


    "lebendig Begraben" hab ich igendwo noch auf LP, das muß ich mir direkt wieder anhören ... danke für den Tipp.
    Todesbezogene Themen gibt es naturgemäß in der Musik sehr viele, aber der wirkliche "personifizierte" Tod (und um den geht es hier eigentlich) ist doch weitaus seltener.


    Ich versuche gerade jemand zu finden, der die Geschichte einer Mutter von H.C.Andersen melodramatisch komponiert. In diesem Märchen kommt der Tod als jemand vor, der einen Auftrag zu erfüllen hat und es wird klar, daß der Lauf der Dinge einer höheren Ordnung folgen muß.
    Viele Fragen zu Leben und Tod können überhaupt nur gestellt werden, wenn man sie an die Allegorie des Todes direkt richten kann. Daher denke ich, hat diese Figur so eine Bedeutung für die Kultur des Menschen.

    "Du siehst mein Sohn, zum Raum wird hier die Zeit"

  • Maik: Ja,es gibt einen Film.
    Er heißt "Gloomy Sunday - Ein Lied von Liebe und Tod"
    Joachim Krol spielt auch mit.
    Einer der besten deutschen Filme überhaupt.


    Es gibt ein Buch/Geschichte über das Lied; es ist ganz anders als im Film.
    Der Film wurde nur zurecht geschnitten,damit der bei den Zuschauern besser ankommt.


    Übrigens kommt das Lied auch im Film "Schindlers Liste" vor; und wenn ich mich nicht irre, auch in dem Film "Titanic".


    Noch was zu "Der Tod und das Mädchen":


    Es gibt einen gleichnamigen Film darüber mit der Frau Weaver (Alien)und Ben Kingsley (Gandhi).
    Kommt in den nächsten Tagen auch im dt.Fernsehen.
    Ein schönes Beispiel und Kunst, Klassische Musik um Tod und Film zu vereinen.

  • Weil ich es erst gestern wieder mehrfach hörte (gesungen von Hvorostovsky, Kirov-Orchester unter Gergiev):


    Aus dem Mussorgskij-Zyklus „Lieder und Tänze des Todes“ finde ich das „Wiegenlied“ besonders ergreifend: Eine Mutter wacht über ihr todkrankes Kind, da erscheint der Tod. Ganz furchtbar die Stelle als der Tod zur Mutter sagt, dass sie sich doch eine kleine Pause gönnen solle, er wird an ihrer Stelle über das Kind wachen und es sanft in den Schlaf singen. Die Mutter wehrt sich gegen den Tod, ihre Verzweiflung im Kontrast zu der Sanftheit des Todes… das ist ein richtiger emotionaler Hammer.


    Gruß, Cosima

  • Goethes Gedicht "Der Erlkönig" gehört auch dazu.Da mehrfach vertont,könnt ihr euch euren Komponisten heraussuchen.

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Schostakowitschs Michelangelo-Suite op. 145 für Bass und Klavierbegleitung (oder op. 145a mit Orchesterbegleitung), komponiert 1974, ein Jahr vor Schostakowitschs Tod, ist ein Liederzyklus, der einen Lebenszyklus schildert. Der Tod kommt ganz normal am Ende - jedoch wird der Tod schon früh immer wieder erwähnt.


    Nichts für Anfänger!


    Es gibt kaum Aufnahmen. Da Holl und Maisenberg damit getourt sind, hoffe ich, dass mal eine CD von ihnen kommt. Neulich hörte ich eine CD mit Fischer-Dieskau (auf Italienisch), das war nicht auszuhalten.


    Heute habe ich diese Aufnahme in einem Laden gefunden. Leider teuer, aber ich hatte Glück. Die Aufnahme von op. 145 ist hervorragend! Den Zyklus "Jewish Folk Poetry" habe ich noch nicht gehört.




    Die Titel der 11 Gedichte lauten


    Wahrheit
    Morgen
    Liebe
    Trennung
    Zorn
    Dante
    An den Verbannten
    Schaffen
    Nacht
    Tod
    Unsterblichkeit


    Das Klavier beginnt bei "Wahrheit" und "Tod" genau gleich mit nur einer Stimme. Die Singstimme ist bei allen Gedichten streng deklamatorisch. Bei "Unsterblichkeit" nimmt die Musik versöhnliche Töne an.



    Darf ich vielleicht die letzten beiden Gedichte zitieren, da viele das Werk nicht kennen werden:



    Tod


    Es kommt der Tod, doch fraglich ist die Stunde,
    Ich weiß nur: kurz bemessen ist die Zeit;
    Den Sinnen tut es um das Dasein leid,
    Die Seele fühlt sich mit dem Tod im Bunde.


    Blind ist die Welt: wen mag es denn schon sorgen,
    Wenn böses Beispiel bess'res Tun verdrängt?
    Wie hoffnungslos uns Dunkelheit umfängt:
    Die Lüge herrscht, die Wahrheit bleibt verborgen.


    Wann kommt, oh Herr, wofür wir es gewagt,
    Dir gläubig zu vertrau'n? Dies Darauf-Harren
    Verstärkt das Unheil, bringt der Seele Tod.


    Was hilft uns Licht, wenn, längst bevor es tagt,
    Der Tod herannaht, wenn wir jäh erstarren,
    Wie er uns trifft, in Schande und in Not?



    Unsterblichkeit


    Es sandte mir das Schicksal frühen Schlaf.
    Ich bin nicht tot, ich tauschte nur die Räume:
    Ich leb' in euch und geh' durch eure Träume,
    Da uns, die wir vereint, Verwandlung traf.


    Ihr glaubt mich tot. Doch dass die Welt ich tröste,
    Leb' ich mit tausend Seelen weiter dort
    Im Herz der Freunde. Nein, ich ging nicht fort:
    Unsterblichkeit vom Tode mich erlöste.



    Michelangelo Buonarroti (1475-1564)
    Deutsche Nachdichtung: Jörg Morgener

    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

  • Hallo,


    hier kommt noch einmal der Hinweis auf Yrjö Kilpinen (ich habe ihn schon in einem eigenen Thread kurz vorgestellt).
    Die "Lieder um den Tod" op.62 nach Gedichten von Christian Morgenstern gehören fraglos zu den besten Kompositionen Kilpinens.


    Wenn ich richtig informiert bin, ist momentan nur eine historische Aufnahme mit Gerhard Hüsch (und Margarethe Kilpinen am Klavier) erhältlich. Ich mag Hüschs Stimme, aber kenne auch eine ganze Reihe von Leuten, die behaupten, er würde ordentlich knödeln.


    Diejenigen, die etwas Neues kennenlernen möchten und sich für diese Lieder interessieren, können sich vertrauensvoll an mich wenden, denn ich verfüge noch über eine 1991 produzierte CD mit dem finnischen Bariton Jorma Hynninen, der Kilpinens Lieder mit einer etwas "moderneren" Gesangstechnik interpretiert. Diese Einspielung würde ich gegebenenfalls verleihen (Kontakt bitte per Email, da ich zu der PM-Funktion noch keinen Zugang habe).


    Viele Grüße


    Bernd

  • Salut,


    ich glaube bei Schubert wurde "Der Erlköning" vergessen:


    ...in seinen Armen, das Kind war tot.


    ;(


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Die Grenadiere ?


    "Begrab mich in Frankreichs Erde..."


    Es gibt allein bei Schubert viel mehr Lieder. Aber auch Schumann hat noch einige auf zu zählen.
    Ich muß es mal nachschauen.


    LG, Paul


    PS Darf man auch Lieder wie "Abide with me" oder "Nearer my God to Thee" nennen. Oder werden solche Lieder zu einer anderen Gattung gerechnet?

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  • Von Schubert wären da noch:


    - Begräbnislied D168
    - Die Sterbende D186
    - Auf den Tod einer Nachtigall D201+399
    - Grablied D218
    - Totenkranz für ein Kind D275
    - Die frühen Gräber D290
    - Der König in Thule D367
    - Ins stille Land D403 - eins meiner liebsten
    - Grablied auf einen Soldaten D454
    - Bei dem Grabe meines Vaters D496
    - An den Tod D518
    - Fahrt zum Hades D526
    - Das Grab D569
    - Grablied für die Mutter D616
    - Nachthymne D687 - Text: Novalis - die reine Ekstase
    - Ihr Grab D736
    - Todes-Musik D758
    - Der Zwerg D771 - atemberaubende Schauergeschichte
    - Auflösung D807
    - Totengräber-Weise, D869


    Und natürlich die Litanei "Ruh'n in Frieden alle Seelen", finde gerade die D-Nummer nicht.

    „People may say I can't sing, but no one can ever say I didn't sing."
    Florence Foster-Jenkins (1868-1944)


  • Auf dieser CD ist das angesprochene Thema zu finden. Im Begleitheftchen steht u.a. auch folgendes:


    "Es war Elisabeth Schwarzkopf, die Cornelius Hauptmann 24 Jaqhre lang bis zu ihrem Tode im Jahr 2006 künstlerisch förderte und dazu ermunterte, die vorliegende thematische Sammlung von Schubertliedern trotz möglicher Berührungsängste aufzunehmen und zu veröffentlichen."


    Für mich war die Darbietung des Liedes Litanei auf das Fest Allerseelen D 343 eine kleine Überraschung, weil ich dieses Stück in sehr vielen Interpretationen besitze.
    Mal werden zwei Strophen gesungen, mal sind es drei - aber Cornelius Hauptmann singt nur eine Strophe.

  • Hallo "hart",


    D343 ein relativ bekanntes Lied - und Du meinst sicher nur die erste = auch die letzte Strophe? Ansich nachvollziehbar - aber vielleicht 1 x die erste und 1 x die letzte Strophe gesungen?


    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Wie wär´s mit einem Blick in die Noten? Löst gewöhnlich alle Probleme dieser Art und erspart jegliche Herumrätselei.


    Das Lied hat drei Strophen und wird unter D 343 verzeichnet. Jacobis Gedicht weist insgesamt allerdings neun Strophen auf. Schubert hat, aus welchen Gründen auch immer, nur drei davon in sein Lied aufgenommen. Warum manche Interpreten nur eine oder zwei Strophen singen, - warum muss uns das kümmern? Fischer-Dieskau gibt übrigens keinen Grund dafür an, warum er nur zwei singt.


    Fälschlicherweise wurde das Lied bisher auf das Jahr 1818 datiert. Alle Jacobi-Lieder Schuberts entstanden 1816. Das Lied "Litanei..." wurde in das Album für Therese Grob aufgenommen.

  • Vielleicht sollte man sich´s mit der Frage, warum Sänger manchmal nicht alle drei Strophen dieses Liedes singen, nicht so leicht machen, wie ich es in meinem letzten Beitrag getan habe. Ich sagte, Fischer-Dieskau gebe keine Erklärung dafür, warum er in seiner "Gesamtaufnahme" der Schubertlieder nur zwei Strophen des Liedes singt. Das ist richtig. Und doch kann man seinem Buch über die Schubertlieder eine Art Erklärung dafür entnehmen, - die entsprechende Stelle gleichsam interpretierend.


    Dort heißtes nämlich zu dem Lied: "Wenn der Konzertsänger auch vor allzuvielen Wiederholungen zurückscheuen wird, so drückt doch die Monotonie der Wiederkehr des längst Bekannten Überwindung der Zeit auf dem Wege zur ewigen Ruhe aus." (Seite einhundertachtundvierzig).


    Das Lied weist eine ruhig strömende melodische Linie auf, die sich in reinem E-Dur entfaltet und nur wenig von Moll-Eintrübungen gestört wird. Es ist eine von jenen Schubert-Melodien, die auf eine unerklärliche Weise "natürlich", weil vom Geist der Volkslied-Melodik inspiriert, wirken. Fischer-Dieskau scheint darin zugleich eine Gefahr zu sehen: Die "Wiederkehr des (melodisch!) Bekannten" birgt für ihn die Gefahr eine gewissen Monotonie in sich, eben weil die melodische Linie so ruhig fließt und keine große rhythmische Innenspannung aufweist. So interpretiere ich ihn. Vielleicht singt er deshalb nur zwei Strophen!


    Dabei halte ich das für einen Fehler, und zwar deshalb, weil die dritte Strophe für das, was Schubert mit dem Lied sagen wollte, sehr wesentlich ist. Hier wird nämlich gesagt, dass auch diejenigen, die in ihrem Leben keinen Frieden kannten, "Ruh und Frieden" finden mögen und es auch können:


    Auch die keinen Frieden kannten,
    Aber Mut und Stärke sandten
    Über leichenvolles Feld
    In die halbentschlaf´ne Welt:
    Alle, die von hinnen schieden,
    Alle Seelen ruh´n in Frieden!


    Schubert wusste natürlich genau, dass er nicht alle neun Strophen Jacobis in sein Lied aufnehmen konnte: Das hätte das Ganze viel zu stark in die Länge gezogen und die Aufnahmefähigkeit der melodischen Linie überstrapaziert. Aber es war ihm offensichtlich sehr wichtig, diese für Jacobis Gedicht wesentliche dritte Strophe nicht auszuscheiden! Sänger sollten das - aus Respekt vor dem Willen des Komponisten - eigentlich auch nicht tun.

  • Lieber zweiterbass.
    so wie mir der Text in neun Strophen vorliegt ist die erste und letzte Strophe textgleich.

    D343 ein relativ bekanntes Lied - und Du meinst sicher nur die erste = auch die letzte Strophe? Ansich nachvollziehbar - aber vielleicht 1 x die erste und 1 x die letzte Strophe gesungen?

    Vielleicht sollte man sich´s mit der Frage, warum Sänger manchmal nicht alle drei Strophen dieses Liedes singen, nicht so leicht machen


    Ja, lieber Helmut Hofmann - genau dies hätte ich wohl geantwortet ...


    Da habe ich also anhand einer CD-Vorstellung nur so eine Bemerkung zu dem letzten Lied gemacht und schon ergibt sich daraus ein recht interessantes Thema.


    Die von Dir zitierte "dritte Strophe" ist bei mir die 8. Strophe (allerdings aus dem Internet, muss also nicht wissenschaftlich exakt sein)


    Interessant ist auch, dass per Internet eine Schubert-CD von Bryn Terfel angeboten wird, und neben der CD-Abbildung zwar drei Strophen der "Litanei" abgedruckt werden, aber auf der CD singt Terfel nur zwei Strophen - aber diese mächtige Stimme interpretiert das wunderbar, die letzten zwei Zeilen nur so hingehaucht (Interpretationen haben schon einen großen Einfluss auf den Text!)


    Und nun schauen wir mal wie "meine" Interpreten den Litanei-Text anbieten:


    Cornelius Hauptmann singt nur diese Strophe:


    Ruh'n in Frieden alle Seelen,
    Die vollbracht ein banges Quälen,
    Die vollendet süßen Traum,
    Lebenssatt, geboren kaum,
    Aus der Welt hinüberschieden:
    Alle Seelen ruhn in Frieden!


    Victoria de los Àngeles, Dietrich Fischer-Dieskau, Karl Erb, Lewis Keith, Leo Slezak und Bryn Terfel singen die 1. und 6. Strophe:


    Und die nie der Sonne lachten,
    Unterm Mond auf Dornen wachten,
    Gott, in reinen Himmelslicht,
    Einst zu sehn von Angesicht:
    Alle die von hinnen schieden,
    Alle Seelen ruhn in Frieden!


    Robert Holl, Felicity Lott, Christa Ludwig, Hermann Prey, Lucia Popp und Elisabeth Schwarzkopf singen - nach dem mir vorliegenden Internetausdruck - die dritte Strophe als zweite Strophe ihres Vortrags.


    Liebevoller Mädchen Seelen,
    Deren Tränen nicht zu zählen,
    Die ein falscher Freund verließ,
    Und die blinde Welt verstieß
    Alle die von hinnen schieden,
    Alle Seelen ruhn in Frieden!


    Um es nochmals deutlich zu machen:
    Wenn drei Strophen dieser Litanei gesungen werden, dann ist die Reihenfolge immer so:


    1.
    Ruh'n in Frieden alle Seelen,
    Die vollbracht ein banges Quälen ..


    2.
    Liebevoller Mädchen Seelen,
    Deren Tränen nicht zu zählen ..


    3.
    Und die nie der Sonne lachten,
    Unterm Mond auf Dornen wachten ...


    Neben den Vokalaufnahmen schätze ich natürlich auch die Liedinterpretation von Daria Hovora (Piano) / Mischa Maisky (Cello), bei dieser Aufnahme ist Mischa Maisky die "Singstimme".

  • Zitat hart:


    "Die von Dir zitierte "dritte Strophe" ist bei mir die 8. Strophe "


    Ja, ich bekenne: Die Sache ist noch viel komplizerter, als ich beim ersten Blick in die Noten dachte.


    Ich vermag auch nicht aus dieser Position heraus zu argumentieren: "Und nun schauen wir mal wie "meine" Interpreten den Litanei-Text anbieten:""


    Aber dazu sind wir ja hier, dass wir uns mit solchen Fragen beschäftigen. Gefreut habe ich mich über diesen Satz:


    "Da habe ich also anhand einer CD-Vorstellung nur so eine Bemerkung zu dem letzten Lied gemacht und schon ergibt sich daraus ein recht interessantes Thema."

  • Mir ist da ganz offensichtlich ein Fehler unterlaufen. Den kann ich zwar erklären, aber das ändert nichts daran, dass ich geschlampt habe. Und vor allem habe ich mich ziemlich dämlich benommen. Warum?


    Nun, mein Notentext des Liedes "Litanei auf das Fest Allerseelen" weist tatsächlich nur drei Strophen auf. Das Gedicht von Jacobi besitzt neun Strophen. Im Schubertbuch von Fischer-Dieskau fand ich zudem den Satz: "Litanei, dem Schubert drei der insgesamt neun Strophen mit auf den Weg gab...". Das war die Sachlage, von der ich ausging.


    Der Beitrag von hart, für den ich mich ausdrücklich bedanke, hat mich dann stutzig gemacht. Ich überprüfte die Aufnahmen, die mir zur Verfügung stehen, und stellte fest: Dort findet sich zwar überall die erste Strophe, aber was dann nachfolgt, unterscheidet sich deutlich.


    Schlussfolgerung: Meine Feststellung, Schubert habe nur drei Strophen Jacobis in sein Lied aufgenommen, muss wohl falsch sein. Mein Notentext ist offensichtlich nicht auf dem neuesten Stand der Schubert-Edition. Letzteres hätte ich wissen müssen. Warum kommt aber Fischer-Dieskau auch auf diese nur drei Strophen? Das bleibt ein Rätsel!


    Gleichwohl: Was ich zur Schönheit dieses Liedes und zu der spezifischen Eigenart seiner melodischen Linie gesagt habe, bleibt gültig. Schubert hat hier - sowohl in der Schlichtheit der melodischen Linie als auch in der aus aufgelösten Akkorden bestehenden Klavierbegleitung - die Tradition des geistlichen Liedes in das Kunstlied aufgenommen. Dieses Lied ist - übrigens als einziges der Jacobi-Lieder - ganz zweiffelos von bestechender Schönheit.


    Aber es ist ja, obwohl es so klingt, in seiner musikalischen Faktur im Grunde gar nicht schlicht gebaut. Die harmonischen Rückungen und die partielle Brechung der E-Dur-Harmonik durch Moll-Harmonien zeugt von der großen Könnerschaft des Liedkomponisten Schubert.


    Bleiben möchte ich auch bei meiner Erklärung für die Tatsache, dass die Interpreten in der Regel nur zwei bis höchstens drei Strophen singen: Die melodische Linie die auf den Worten "Alle Seelen ruh´n in Frieden" liegt, verträgt keine allzu häufige Wiederholung. Dadurch könnte man ihre in struktureller Schlichtheit wurzelnde Schönheit zerstören.

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