REZENSION OPER DVD
Mozart: Die Zauberflöte
Libretto von Emanuel Schikaneder
Aufzeichnung aus der Bayrischen Staatsoper München
Inszenierung: klassisch, konservativ, alte Schule
Generelle Beurteilung : SEHR GUT
Dauer 158 Minuten
Tamino: Francesco Araiza
Pamina: Lucia Popp
Papageno: Wolfgang Brendel
Sarastro: Kurt Moll
Königin der Nacht: Editha Gruberova
Sprecher: Jan Hendrik Rootering
Erste Dame: Pamela Coburn
Zweite Dame: Daphne Evangelatos
Dritte Dame: Cornelia Wulkopf
Papagena: Gudrun Sieber
Monostatos: Norbert Orth
Erster Geharnischter: Hermann Winkler
Zweiter Geharnischter: Karl Helm
Die drei Knaben: Solisten des Tölzer Knabenchors
Chor und Orchester der Bayrischen Staatsoper München
Dirigent: Wolfgang Sawallisch
Regie August Everding
Bühnenbild und Kostüme: Gürgen Rose
Diese Aufnahme der Zauberflöte ist geradezu als klassisch zu bezeichnen,
wenngleich die „goldene Ära“ ,mit Böhm und Wunderlich schon vorbei war…
Aber die Besetzung kann sich durchaus sehen lassen, Die Aussatattung allemal.
Regiemäßig wurde erst gar nicht der Veruch einer Neu- oder Umdeutung unternommen, man hat das Singspiel als solches genommen und es möglichst wirkungsvoll in Szene gesetzt.
Da gibt es keine modischen Mätzchen, keine übertriebene Symbolik, man hat das Märchen einfach in schöne Bilder umgesetzt, wobei man – wie bei den meisten mir bekannten Inszenierungen – auf die absolut naturalistische Wiedergabe von Landschaften verzichtetet..
Die Schlange ist hier ein feuerspeiendes Krokodil, die drei Damen scheinen ihre Ausstattung für die Eröffnungszene von Richard Wagners Kostümbildnern abgekupfert zu haben.
Taminos Jagdkleid ist schlicht uns somit nicht kitschig, hier ist kein Anklang an irgendeine exotische Kultur zu erkennen oder zu erahnen.
Die Bildnisarie singt er mit Schmelz und ohne Makel, nach Wunderlich war Araiza neben Peter Schreier einer der gesuchtesten Taminos seiner Zeit. Bei der Gelegenheit sei noch darauf hingewiesen, dass er einer derjenigen Darsteller ist, denen man einen jungen Prinzen noch am ehesten abnimmt, nicht nur seiner Figur wegen, auch wegen seiner aktiven, jugendlichen Gestaltung…
Editha Gruberova ist eine majestätische, sehr überzeugende Königin, manche meinen es gäbe keine bessere – dazu an anderer Stelle mehr.
Papageno: Was ich bei Tamino wohlwollend registrierte, nämlich die beinahe spartanische Kleidung, das ist meiner Meinung nach bei Papageno nicht angebracht. In seiner dreiviertellangen Lederhose passt er aus meiner Sich eher in den Musikantenstadl, als in die Zauberflöte. Dennoch – eine durchaus legitime Auffassung. Ein „Naturbursch“
Ich bin froh, dass ich mir für diese Beschreibung ein wenig Zeit gelassen habe und – während ich das hier schreibe –auszugsweise erneut in die Aufzeichnung blicke- denn meine Beurteilung der Darstellung des Papageno durch Wolfgang Brendel ist heute wesentlich positiver, als noch vor wenigen Tagen, als ich von der - meinen Geschmack 100%ig treffenden Darstellung – Detlef Roths noch in den Bann gezogen war. Stimmlich ist Brendel ein vorzüglicher Papageno, das stand stets ausser Frage. Einen Glanzpunkt der Aufführung stellt sein „Ein Mädchen oder Weibchen“ dar…
Die drei Knaben erscheinen auf einer Wolke, benötigen also keinerlei fortschrittlichen Fahrzeuge wie Mongolfiere oder ähnliches.
Monostatos dar wenigstens menscheähnlich Züge tragen, wird nicht, wie oft in anderen Inszenierungen zum Monster gestempelt. Spätestens bei der Stelle „Alles kennt der Liebe Freuden“ ist zu sehen, wie richtig diese Art der Darstellung ist, wenn hier Monostatus seine Arie menschlich bewegend bei Vollmond vorträgt – den schablonenhaften „Bösewicht“ weit hinter sich lassend…
Wie einst Wunderlichs Tamino und die Königin der Nacht von Editha Gruberova, so ist auch Lucia Popps Pamino Legende. Auf der Bühne wirkt sie stets mädchenhaft – nicht nur durch ihre Stimme. Das ist die Person an sich,ich hatte das Glück ein oder zweimal mit ihr persönlich zu sprechen
Kurt Molls Sarastro ist glaubwürdig in jeder Beziehung, hier ist kein spöttischer Unterton, keine freiwillige oder unfreiwillige Komik, wie wir sie heute immer wieder finden, man sieht 1978 war der Zeithgeist unterschiedlich vom heutigen.
Dieser Sarastro ist in der Tat eine moralische instanz. Einfach gekleidet, wirkt seine Autorität allein durch seine Persönlichkeit – und natürlich vor allem durch seine Stimme, seinen Vortrag.
Als geglückten Regieeinfall sehe ich, dass sich Papageno aus einer Steinstatue quasi entwickelt. Auch die Stelle Pa- Pa- wo am Schluss ein Leiterwagen voll bunt gekleideter Kinder vom Paar Papagena-Papagena von der Bühne geführt wird ist ausgesprochen gelungen.
Die Bühnenbilder sind unterschiedlich, aber durchwegs gut gelungen, gelegentlich sogar hervorragend
Das Publikum war begeistert.
Wir jedoch haben das Glück, das Flair dieser Aufführung in guter Klang- und Bildqualität übermittelt zu bekommen.
Alfred SCHMIDT
© 2010 Tamino Klassikforum Wien