Die Minnesänger und ihre Zeit

  • DIE MINNESÄNGER UND IHRE ZEIT


    Dieses Thema soll sich mit einer bisher im Forum kaum diskutierten Epoche, nämlich dem Mittelalter im Allgemeinen und dem Minnesang im Speziellen auseinandersetzen.
    Ich werde nach und nach Biographen der großen und bekannten, aber auch der weniger bekannten bzw. heute vergessenen Minnesänger hereinstellen.


    Ich hoffe, dieses Thema regt zu interessanten Diskussionen an.




    NEIDHART VON REUENTAL
    * ca. 1180/90
    † wahrscheinlich vor 1246



    Neidhart von Reuental war einer der bedeutendsten und fruchtbarsten deutschen lyrischen Dichter des Mittelalters. 56 bis 132 Lieder und 55 Melodien sind überliefert worden, darunter vieles im nachgeahmten Neidhart-Stil ('Pseudo-Neidharte').


    Neidhart war der Sprössling eines adligen Geschlechts aus Bayern; nachher lebte er aber in Österreich und dichtete zwischen 1210 und 1240. 'Reuental' (mhd. riuwental) ist kein existierender Ortsname, sondern die ironische Herkunftsangabe des lyrischen Ichs: das Jammertal. Neidhart begründete eine Spielart des Minnesangs, die Karl Lachmann als "höfische Dorfpoesie" bezeichnet, indem er in seinen Liedern vornehmlich das hoffärtige Treiben und die derbere Liebesweise der Bauern mit geistreich humoristischer Laune schilderte.


    Unter dem Namen "Neidhart Fuchs" dichtete der wohl historische nachweisbare Otto Fuchs als eine Art Hofnarr des österreichischen Herzogs Otto des Fröhlichen (1301-1339) in Neidharts Manier. Überhaupt erhielten in lyrischer Form erzählte Bauernschwänke schlechthin den Namen "Neidharte".


    Neidharts Lieder sind in Sommerlieder und Winterlieder gegliedert.


    Die Sommerlieder sind einfache, unstollige Reigenlieder zum Thema Minne, in der als Ritter auftretender Liebhaber beim Dorftanz um ein Bauernmädchen wirbt und sich dabei mit rivalisierenden Bauernburschen (dörper) auseinandersetzen muss. Die Gesprächslieder der Bäuerinnen (Tochter und Mutter, liebeslustige Alt, befreundete Mädchen) handeln um die Frage, wie man die Gunst des ritters von Riuwental erringen könne. Die satirische Darstellung des Geschehens ist zumeist parodisierend und stellt einen starken Kontrast zum Hohen Minnesang dar.


    Die Winterlieder sind in Kanzonenform gedichtet und schildern Tanz und Spiel in der Bauernstube. Das lyrische Ich ist hier der zumeist erfolglose Werbende. Sein Interesse richtet sich auf Bauernmädchen und stößt dabei auf anmaßend auftretende dörper-Mitwerber, oftmals kommt es zu rohen Drohungen und Handgreiflichkeiten. Die späteren Versionen der Winterlieder zeichnen sich zunehmend durch Absagen des Sängers an den Minnedienst aus, eine Anlehnung an die Alterslieder von Walther von der Vogelweide.


    Eine noch dem 13. Jahrhundert angehörige Sammlung seiner Lieder befindet sich auf Schloss Riedegg und wurde von Georg Friedrich Benecke 1832 herausgegeben. Eine erste kritische Ausgabe veranstaltete Moriz Haupt [1858].


    (Quelle)



    BLIGGER II. VON STEINACH
    * 1152
    † 1209/10



    Bligger II. von Steinach war womöglich der Dichter des Nibelungenliedes. Von diesem Bligger wird behauptet, er sei ein bedeutender Dichter gewesen, jedoch ist kein einziges Werk von ihm bekannt - Grund für Spekulationen, der "Dichter ohne Werk" habe das "Werk ohne Dichter", nämlich Nibelungenlied geschrieben habe.


    (Quelle)



    HARTWIG VON RAUTE
    * 12. Jahrhundert
    † 12. Jahrhundert



    Hartwig von Raute, mittelhochdeutscher Lyriker des 12. Jahrhunderts im bayerisch-österreichischen Raum. Steht am Übergang vom frühen zum hohen Minnesang; Themen seiner Lieder sind der Widerstreit zwischen Ritter- und Minnepflicht, der Minnegefangene und der Minnetor.


    (Quelle)

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Das ging ja wirklich fix! Vielleicht sollte ich zur Einstimmung wieder einmal in der manessischen Liederhandschrift blättern? Wir haben das Original ja in der UB. :] :]


    Auf den Thread bin ich sehr gespannt Das Mittelalter ist beileibe nicht so finster wie es immer heißt. So, aber jetzt ist für heute wirklich Schluss!


    Herzliche Grüße, :hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)


  • CHRÉTIEN DE TROYES
    * um 1140 in Troyes
    † um 1190




    Chrétien de Troyes war ein altfranzösischer Dichter, dessen Versromane auch die deutsche Literatur und Kunst nachhaltig stark beeinflussten (Wolfram von Eschenbach, Hartmann von Aue, Gottfried von Straßburg, Sir Thomas Malory, Richard Wagner).


    Überblick
    Von Chrétiens Leben weiß man lediglich, dass er sich zwischen 1160 und 1181 in Troyes in der Champagne aufhielt, wo der Hof seiner Gönnerin Marie de Champagne war, Tochter von König Ludwig VII. von Frankreich und Eleonore von Aquitanien, und daß er danach zum Gefolge des Grafen Philipp von Flandern gehörte.


    Zu Chrétiens Arbeiten gehören fünf größere Romane in achtsilbigen Paarreimen: Érec et Énide (um 1170), Cligès (um 1176), Yvain und Lancelot, wobei diese beiden gleichzeitig zwischen 1177 und 1181 entstanden. Die letzten 1000 Zeilen des 'Lancelot' wurden von Godefroi de Lagny geschrieben, möglicherweise in Zusammenarbeit mit Chrétien. Den Versroman 'Perceval', in dem der Mythos vom Heiligen Gral erstmals schriftlich niedergelegt wird, verfaßte Chrétien nach 1181 für Philipp von Flandern. Der Roman bliebt unvollständig (9000 Zeilen) und wurde in mehreren Ansätzen von meist unbekannten Autoren fortgesetzt (auf insgesamt 32000 Verse). Darüber hinaus wurden oder werden ihm zwei kleinere Werke zugeschrieben, die fromme Abenteuergeschichte "Guillaume d'Angleterre" (hier gilt seine Autorschaft mittlerweile nicht mehr als gesichert) und "Philomena", das einzige seiner eventuell zahlreicheren Gedichte nach Ovids "Metamorphosen", das uns erhalten geblieben ist.


    Chrétien schöpft seine Erzählstoffe aus der "Matière de Bretagne", dem britannischen Sagenkreis um König Artus, denen vermutlich die Mabinogion, die irischen echtrai oder Adventüren keltischer Legenden zugrundeliegen. Diese schmückt er künstlerisch mit erfundenen und realen höfischen Elementen, die er an den Höfen Flanderns und der Champagne kennenlernt. Auch der Minnedienst der Provence fließt in seine oft dialogischen Epen von vollendeter Struktur ein.


    Chrétien gilt (wie Heinrich von Veldeke für die deutschsprachige Literatur) als Begründer des höfischen Versromans und als dessen wichtigster Vertreter in der französischen Literatur. Seine Romane sind Vorläufer aller späteren Parzival- und Artus-Erzählungen. 'Perceval' und 'Lancelot' sind hinsichtlich ihrer Kraft, neue Mythen zu begründen, fast ohne Parallele in der Literatur des Mittelalters, vgl. Prosa-Lancelot, Gralsmythos.


    Werke
    Érec et Énide, dt. Erec und Enide, etwa 1170
    Guillaume d'Angleterre, dt. Wilhelm von England, um 1175
    Cligès, etwa 1176
    Le Chevalier de la charette, dt. Lancelot, der Karrenritter, etwa 1177 - 1181
    Yvain ou Le Chevalier au lion, dt. Iwain oder der Löwenritter, etwa 1177 - 1181
    Li Contes del Graal ou Le roman de Perceval, dt. Die Geschichte vom Gral oder Der Roman von Parzifal, 1181-1188, nicht vollendet.


    (Quelle)




    HILTBOLT VON SCHWANGAU
    * um 1200
    † wahrscheinlich nach 1254


    HiltboltvonSchwangau_046.jpg


    Hiltbolt von Schwangau lebte in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts, ist also in ein Zeitgenosse des späten Walther von der Vogelweide und von Neidhart. Von Hiltbolt gibt es Lieder, die in den Frühformen des Minnesangs wurzeln, aber auch Werke, die die Neidhartschen parodistischen Impulse aufnehmen. Beide Einflüsse vereinen sich in einem originellen Lied, dass eine verzweifelte Minne-Preisung der Herrin im besten Reinmar-Stil mit einem tänzerischen Refrain kontrastiert, in dem die schönen Tänzerinnen Elle und Else gelobt werden. Die Minneklage erhält dadurch einen Kontrast, der Komik erzeugt und der Bürde des Sängers ein wenig die Schwere nimmt: Warum der Unerreichbaren nachtrauern, wenn es soviel Anmut in direkter Nähe gibt? Die Wiederholungen in der letzten Strophe steigern das komische Element.



    ELLE UND ELSE


    Ich wil aber der lieben singen,
    der ich ie mit triuwen sanc,
    ûf genâde und ûf gedingen,
    daz mîn trûren werde kranc.
    bî der ich alsô schône
    an eime tanze gie,
    ir zaeme wol diu krône:
    sô schoene wîp wart nie.
    Elle und Else tanzent wol,
    des man in beiden danken sol.


    In gesach sô tugentrîche
    frouwen nie, des muoz ich jehen,
    noch sô rehte minneclîche,
    swaz ich frouwen hân gesehen;
    des ist si vor in allen
    gewaltic iemer mîn.
    si muoz mir wol gevallen,
    si süezer saelden schrîn.
    Elle und Else tanzent wol,
    des man in beiden danken sol.


    Saelic sî diu süeze reine,
    saelic sî ir rôter munt,
    saelic sî die ich dâ meine,
    saelic sî sô süezer funt;
    saelic sî diu süeze stunde,
    saelic sî daz ichs ersach,
    saelic sî dô sî mich bunde:
    diu bant ich noch nie zerbrach.
    Elle und Else tanzent wol,
    des man in beiden danken sol.


    (Quelle)




    LEUTHOLD VON SAVEN
    * um 1200
    † um 1250


    LeutholdvonSeven.jpg


    Der hier zu Pferde dargestellte Minnesänger ist der aus der Steiermark stammende Leuthold von Saven (nicht von Seven); er war in Safen, dem heutigen Safenau, nordöstlich von Graz beheimatet. Er begleitete vermutlich Herzog Leopold VI. von Österreich im Jahr 1218 auf seinem Zug nach Ägypten.


    (Quelle)

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Hallo Felipe,


    ein recht interessanter Thread.


    Vielleicht sage ich kurz was zu den verschiedenen Arten der Minne.


    Es gibt die Hohe, Ebene und Niedere Minne.
    Inhaltlich unterscheiden sich die Gesänge folgendermaßen:
    In der Hohen Minne hat der Sänger das Ziel, sich einer Herrin Untertan zu machen.
    Bei der Niederen Minne richten sich die Lieder an Frauen, die er erreichen kann, als entweder ein unterer Stand oder gleich.
    Bei der Ebenen Minne werden die Hohe und Niedere Minne "vereinigt". Es wird sozusagen ein Kompromiss gesucht. Dieser bedeutet dann, dass Mann sowie Frau glücklich miteinander sind.


    Walther von der Vogelweide wurde zum Beispiel in der Hohen Minne gelehrt. Jedoch änderte er seinen Stil zur Niederen Minne. Auch hier wurde er nicht wirklich "befriedigt" und er suchte ein Zwischending von Hoher und Niederer Minne. Eben die Ebene Minne.


    Gruß, Maik

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • Hartmann von Aue

    Geboren um 1170

    Gestorben um 1215

    Wer kennt ihn nicht aus dem Deutschunterricht in der Oberstufe, den Dichter des armen Heinrich? Wobei kennen reichlich übertrieben scheinen mag:

    Was wir über ihn wissen ist, selbst im Vergleich mit anderen überaus sparsamen Überlieferungen des MA mehr als mager, wie schon die biographischen Eckdaten zeigen: Geboren um, gestorben um ...

    Hartmann von Aue war ein schwäbischer Ritter, aus einem Ministerialengeschlecht stammt. Er war gebildet, an den Maßstäben seiner Zeit gemessen sogar belesen. Wahrscheinlich nahm er am dritten Kreuzzug teil. Heinrich gilt, um aus einem Lexikon zu zitieren als der "Schöpfer des idealistischen deutschen Romans. Pflege der Form, Erziehung zur maeze und staete. Festigung des höfischen Epenstils; Vorbild für Gottfried von Straßburg."

    Werke:

    Erec

    Gregorius

    Iwein

    Lieder

    Grüße,:hello: :hello:

    Christian

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  • Oswald von Wolkenstein


    Geboren auf Schloß Schöneck (?) Südtirol 1376/38
    Gestorben in Meran/Südtirol 1445



    Über den Minnesänger Oswald von Wolkensteingibt es vergleichsweise viele Informationen. Er stammt aus dem Adelsgeschlecht der Villander (Tirol) und hat viele seine Erlebnisse und Eindrücke, die er Zeit seines bewegen Lebens hatte in seinen Liedern bzw Dichtungen realitätsnah geschildert.
    Schon als Knappe bereiste er viele Länder des damaligen Europa. war 1409 auf Pilgerfahrt im Heiligen Land, war im Gefolge von Herzog Friedrich IV beim Konzil von Konstanz, ab 1411 im Dienst von König Sigmiund.
    1427 endgültig Besitzer von Burg Hauenstein, die er sich 1418 widerrechtlich "angeeignet hatte. In diesem Zusammenhang war er auch längere Zeit inhaftiert.
    Oswald war ein Grenzgänmger zwischen höfischem undbürgerlichem Milieu, jedoch überall eher direkt und derb als geziert.


    Ich han gelebt wol vierzig jar leicht minner zwai
    mit toben, wüeten, tichten, singen mangerlai;
    es wär wol zeit, das ich meins aigen kinds geschrai
    elichen hört in ainer wiegen gellen.
    So kan ich der vergessen nimmer ewikleich,
    die mir hat geben muet auff disem ertereich;
    in all der welt kund ich nicht vinden iren gleich.
    auch fürcht ich ser elicher weibe pellen.
    In urtail, rat vil weiser hat geschätzet mich,
    dem ich gevallen han mit schallen liederlich.
    ich Wolkenstain leb sicher klain vernünftiklich,
    das ich der welt also lang beginn zu hellen.


    Dennoch ist er über sein Dichter- Sängertum hinaus eine bekannte Persönlichkeit immer wieder in damalige Politik verstrickt


    Von Oswald von Wolkenstein sind 126 Lieder zumeist weltilichen Inhalts, und ein zeitgenössisches Portrait erhalten.


    5161403.jpg


    Es gab alternativ dazu eine Aufnahme in der Serie EMI Reflexe, vom "Studio der Frühen Musik" unter Thomas Binkley, die aber, wenn überhaupt nur mehr bei Abnahme des gesamten Paketes erhältlich zu sein scheint.


    Freundliche Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !




  • DIETMAR VON AIST
    * um 1110
    † um 1171



    Es gibt Probleme bei der Identifizierung seiner historischen bzw. künstlerischen Persönlichkeit. Ob der Freiherr Dietmar de Agist wirklich der Dichter war ist aus chronologischen Gründen unsicher. Ihm wird eine Reihe von Liedern zugeschrieben, nur bei wenigen ist seine Urheberschaft eindeutig zu bestimmen. Mit den Strophen, die ihm sicher zugewiesen werden können, gehört er in die früheste Zeit des Minnesangs.


    (Quelle)



    TANNHÄUSER
    * um 1200
    † um 1270



    Fahrender Sänger; lebte 1235-46 am Hof Herzog Friedrichs II. in Wien (unter anderem mit Neidhart von Reuenthal). Schrieb realistische Minne- und Tanzlieder sowie Spruchdichtungen; Held der Volkssage vom Tannhäuser und der Frau Venus, deren Anfänge im 13. Jahrhundert liegen.


    (Quelle)

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões


  • ULRICH VON LIECHTENSTEIN
    * um 1200
    † zwischen 1275 und 1277


    lie_port.jpg


    Grab in der Pfarrkirche von Frauenburg, Steiermark; mittelalterlicher Minnesänger und Epiker. Stammte aus steirischem Dienstadel, war 1241 als Truchsess und 1245 als Landesrichter und Landeshauptmann ein führender Adeliger der Steiermark, in deren Streitfälle er wiederholt eingriff; Parteigänger Herzog Friedrichs II. und Rudolfs von Habsburg. Ulrich unternahm als Minneritter große Turnierfahrten (1227 "Venusfahrt", 1240 "Artusfahrt"), von denen er im "Frauendienst" (1255), einer nach literarischen Mustern gestalteten "Autobiographie", berichtet. Weiters sind 57 Minnelieder (Minnesang) und das "Frauenbuch", eine Minnelehre (1257), überliefert. In seinen Dichtungen (besonders im "Frauenbuch"), die großes formales Können und außerordentliche Lebensnähe aufweisen, beklagt er den Verfall der höfisch verfeinerten Kultur.


    (Quelle)




    HEINRICH VON VELDEKE
    niederländisch: Hendrik van Veldeke
    * vor 1150
    † um 1190/1200



    Heinrich von Veldeke war ein niederländisch-deutscher Dichter des 12. Jahrhunderts und stammte aus einem adligen Geschlecht, das in der Nähe von Maastricht seinen Sitz hatte.


    Leben
    Heinrich von Veldeke wurde wohl um 1140/50 geboren; die Geburt vor 1150 ist wahrscheinlich, da im Jahr 1174 das Manuskript seines Eneas-Romans zu zwei Dritteln fertig war. Er ging aus einem Ministerialengeschlecht hervor, das sich nach dem Dorf Veldeke westlich von Maastricht im heutigen Belgien benannte (Hs C). Eventuell war er zum Kleriker ausgebildet worden, versah dann aber den Hofdienst. Er stand im Dienste der Grafen von Looz (Los) und Rineck, welche zugleich die Burggrafschaft von Mainz bekleideten.


    In Mainz wohnte er zu Pfingsten 1184 dem berühmten Kaiserfest bei, das Friedrich I. seinen Söhnen Heinrich und Friedrich zu Ehren veranstaltete.


    Er nennt als Gönner: die Gräfinnen Agnes von Looz und Margarethe von Cleve sowie den späteren Landgrafen Hermann von Thüringen, an dessen Hof er die Eneit vollendet.


    Er starb wahrscheinlich kurz vor 1190 auf der Neuenburg bei Freyburg a. d. Unstrut.


    Die einzigen festen Daten ergeben sich aus dem Bericht über den Diebstahl seines zu zwei Dritteln fertigen Romanmanuskripts im Jahr 1174, das er 9 Jahre später in Thüringen zurückerhielt und abschließen konnte (Eneit 352,26ff.), bzw. aus der Tatsache, dass Wolfram von Eschenbach im 8. Buch des Parzival, also etwa 1205, seinen Tod beklagt (404,28f.).


    Überlieferung der Werke
    Aus dem 12. bis 15. Jahrhundert sind 14 für die Eneit relevante Zeugnisse (Handschriften und Fragmente) bekannt. Der früheste vollständige Text (um 1220-30) liegt mit dem illustrierten Manuskript SBB-PK, Ms. germ. fol. 282 vor.


    Werke
    Heinrich von Veldeke trat als Epiker und Minnesänger hervor. Die provenzalische Minneauffassung ist für ihn bezeichnend; er gehört zu den ersten, die Formen und Motive des romanischen Minnesangs aufnehmen.


    Servatius-Legende (6000 Verse): eine auf Anregung der Gräfin Agnes von Looz vor 1170 entstandene Bearbeitung.
    Eneasroman (13.500 Verse): abgeschlossen 1187/89; mit diesem Werk wurde er zum Begründer des mittelhochdeutschen höfischen Romans; nicht nach Vergils "Aeneis", sondern nach dem altfranzösischen "Roman d'Énéas" gearbeitet.
    Lyrik: etwas mehr als 30 meist einstrophige Minnelieder.


    (Quelle)




    REINMAR DER ALTE
    * vor 1190
    † um 1210



    Reinmar der Alte (auch R. von Hagenau): bedeutendster Minnelyriker um 1200 neben Walther von der Vogelweide. Berufsdichter am Wiener Hof; der Beiname "der Alte" dient zur Unterscheidung von späteren Vertretern (unter anderem Reinmar von Zweter). Reinmar stand in der Tradition des rheinischen Minnesangs und bildete zugleich Höhe- und Endpunkt in der Entwicklung der Minnelyrik des 12. Jahrhunderts. Zentralthema ist die Hohe Minne. Seine Fehde mit Walther äußert sich in einem ästhetisch-programmatischen Wettbewerb über die angemessene Art der Werbung und des Frauenlobs. Die großen Liederhandschriften (A, B und C) überliefern 19-64 Lieder unter seinem Namen. Neben Minneliedern schuf er auch schwankhafte Texte, 2 Kreuzzugslieder und eine Totenklage; Melodien sind nicht überliefert.


    (Quelle)

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    – Luís de Camões


  • REINMAR II. VON BRENNBERG
    * unbekannt
    † 1276 (ermordet)


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    Reinmar II. ist ein berühmter Minnesänger. Sein Tod im Jahre 1276 wurde im Codex Manesse eindrucksvoll festgehalten: Ihm wird von Regensburger Schergen ein Dolch von oben ins Haupt und ein Schwert in die Brust gestoßen. Der Grund für die Tat ist bis heute unklar, Auftraggeber war entweder die Partei des Bischofs oder die Regensburger Bürgerschaft, die miteinander im Streit lagen.


    (Quelle)




    GOTTFRIED VON STRASSBURG
    * um 1170/80
    † um 1215



    Gottfried von Straßburg, einer der bedeutendsten deutscher Dichter des Mittelalters, lebte Ende des 12. und Anfang des 13. Jahrhunderts, war Zeitgenosse von Hartmann von Aue, Wolfram von Eschenbach und Walther von der Vogelweide.


    Überblick
    Ob er bürgerlichen Standes gewesen oder nicht, läßt sich nicht entscheiden. Durch gelehrte Bildung seine dichtenden Zeitgenossen fast alle überragend, verfasste er um 1210 die große epische Dichtung: "Tristan und Isolde". Er starb vor der Vollendung zwischen 1210 und 1220. Der Stoff seines Epos gehört dem bretonischen Sagenkreis an und war bereits im 12. Jahrhundert in weniger kunstvoller Weise von Eilhard von Oberge bearbeitet worden, wie denn die welsche oder irische Tristansage früh auch schon im Französischen und Englischen, dann im Spanischen, Dänischen, Norwegischen, Slawischen (Böhmischen) und selbst im Mittelgriechischen dichterische Bearbeitung erfuhr. Gottfried hat als Quelle für sein Epos ein Werk des französischen Trouvere Thomas benutzt, das uns aber nur in Bruchstücken erhalten ist, die an einem kleinen Stück einen unmittelbaren Vergleich ermöglichen. Einigermaßen ersetzt wird diese Quelle durch das Vorhandensein einer nordischen Prosaübersetzung: "Tristrams Saga ok Isondar". Der Vergleich zeigt, dass die meisten Züge der Handlung schon dem Original angehören. Der Gang der Erzählung in "Tristan und Isolde" ist im wesentlichen folgender:


    Tristan, der Sohn Riwalins von Parmenien und Blancheslours, wird nach dem frühen Tod seiner Eltern durch den treuen Marschall seines Vaters, Rual, erzogen und kommt nach mannigfachen Abenteuern zu seinem Oheim, König Marke von Cornwall.
    Dieser sendet Tristan aus, für ihn um Isolde, die schöne Königstochter in Irland, zu werben. Isolde, welche die Werbung annimmt, geht mit Tristan zu Schiff, und eine der Jungfrauen in ihrem Gefolge erhält von der Königin heimlich einen Minnetrank, den sie Isolde und ihrem Gemahl bei der Hochzeit zu trinken geben soll, um beide mit unwandelbarer Treue aneinander zu ketten.
    Es ereignet sich aber das Unglück, dass Tristan und Isolde auf der Überfahrt den Zaubertrank, ohne von der Wirkung desselben etwas zu wissen, trinken und infolgedessen ihre Herzen von unwiderstehlicher Liebe zu einander ergriffen werden. Isolde wird die Gemahlin Markes, den nun das in allen Künsten der Liebesklugheit meisterhaft gewandte Paar fort und fort betrügt.
    Nach einer langen Reihe solcher Abenteuer endlich von Marke entdeckt, zieht Tristan nach der Normandie und knüpft hier mit einer anderen Isolde ("Isolde Weißhand"), mit dem Namen sich täuschend, eine neue Liebschaft an, ohne sich jedoch befriedigt zu fühlen und ohne die frühere Isolde vergessen zu können.
    Mit der Schilderung dieses Zwiespalts in Tristans Seele bricht Gottfrieds Gedicht ab.
    "Tristan und Isolde" wird zu den schönsten epischen Gedichten des deutschen Mittelalters gezählt. An Klarheit und Durchsichtigkeit der Darstellung, an zauberischem Reiz leichten Gedankenflusses, an plastischer Geschlossenheit und konsequenter Durchführung der Gestalten, an melodischem Wohllaut der Sprache und des Reims sucht Gottfrieds Dichtung in der ganzen höfischen Epik, sowie im Volksheldengesang der besten Zeit mittelhochdeutscher Poesie ihresgleichen.


    Gottfried bildet in seiner weltmännischen Lebensanschauung den größten Gegensatz zu seinem Zeitgenossen Wolfram von Eschenbach, mit dem er auch eine literarische Polemik führte.


    Wer eine so wunderbar genaue Kenntnis des menschlichen, zumal des weiblichen, Herzens bekundet, wer den "sehnenden Zwang" der Minne so unvergleichlich innig, so in zartester Milde wie in brennendster Glut zu schildern weiß wie Gottfried, dem kann man nicht ohne schwere Ungerechtigkeit die seelischen Eigenschaften, welche dem Dichter am wesentlichsten sind, absprechen. Wir besitzen von Gottfried auch einige lyrische Gedichte.


    An der Fortsetzung von "Tristan und Isolde" haben sich bald nach Abfassung des Gedichts zwei Poeten versucht: plump und trocken Ulrich von Türheim; mehr dem Stil Gottfrieds sich nähernd, gewandt und anmutig Heinrich von Freiberg, beide aber nach einer anderen Quelle als der von Gottfried benutzten.


    (Quelle)




    WOLFRAM VON ESCHENBACH
    * um 1160/80
    † um/nach 1220



    Wolfram von Eschenbach war ein deutscher Ritter und Dichter. Die mittelhochdeutsche Literatur verdankt ihm ihre größten epischen Werke. Ebenso verfasste er als Minnesänger lyrische Dichtungen.


    Leben
    Was wir über Wolframs Leben zu wissen meinen, ist aus Hinweisen in seinen eigenen Dichtungen und aus Äußerungen zeitgenössischer Autoren erschlossen. Aus seinem Namen lässt sich ableiten, dass er oder seine Familie aus einem Ort namens Eschenbach herstammte. Geographische Anspielungen in seinem Werk legen nahe, dass es sich um Eschenbach bei Ansbach (heute Wolframs-Eschenbach) handelt. Es ist bekannt, dass er in seinem Leben an zahlreichen Höfen Dienst tat. Vermutlich stand er zeitweise in Verbindung mit den Grafen von Wertheim. Noch während der Arbeit am »Parzival« ist er offenbar in den Dienst des Landgrafen Hermann I. von Thüringen (1190-1217) getreten, des bedeutendsten Förderers der deutschen Literatur seiner Zeit.


    Umstritten ist, über welche Bildung er verfügte. Er gibt sich programmatisch als Verächter des gelehrten Buchwissens, als Illiteraten. Man hat aus seinen Äußerungen herausgelesen, dass er tatsächlich Analphabet war. Wahrscheinlicher ist aber, dass die betreffenden Aussagen der Konstruktion einer spezifischen Autor-Rolle dienen: der Rolle des Laiendichters, dessen Wertschätzung man als Ausdruck des wachsenden Selbstbewußtseins der höfischen Laiengesellschaft verstehen kann, für die Wolfram tätig war. Unbestreitbar ist jedenfalls, dass er über umfassende Kenntnisse aus der lateinischen Bildungstradition verfügte. Sein Werk ist durchsetzt mit sachkundig behandeltem Wissensstoff aus allen Bereichen (Naturkunde, Geographie, Medizin, Astronomie) und mit theologischen Reflexionen. Ausgedehnt sind offenbar auch seine Kenntnisse der zeitgenössischen französischen Sprache und Literatur gewesen.


    Werk
    Heute gilt der 'Parzival' als Wolframs berühmtestes Werk, häufig stuft man es als das wichtigste Epos dieser Zeit überhaupt ein. Es ist das erste in deutscher Sprache erhaltene Werk, dessen Motiv der heilige Gral bildet. Früher meinte man, dass Wolfram bei dessen Verfassung vieles von Chrétien de Troyes' Perceval übernommen habe. Wolfram schrieb jedoch selber, dass er dessen Darstellung - die er offenbar kannte - für falsch halte, und stellte ihr eine eigene Fassung aus einer anderen Quelle (s.u.) gegenüber. Geschildert wird die Geschichte zweier Helden, Parzivals Leben von seiner Kindheit über die Zeit als Artusritter bis zum Gralskönigtum, das von menschlicher Sündhaftigkeit und Gottes Gnadenwirken geprägt wird. Der andere Held, Gawan verbleibt im Normgefüge des Artuskreises. Der 'Parzival' bricht die Immanenz der höfischen Gesellschaft durch die Projektion auf eine universale Ebene auf.


    Wolfram behauptet, dass ein provenzalischer Dichter namens Kyot seine Hauptquelle gewesen sei. Über Kyot ist allerdings sont nichts bekannt. Manche meinen daher, er habe möglicherweise gar nicht gelebt, sondern sei eine Erfindung Wolframs. Der Schweizer Historiker Wolfgang Greub hat dagegen die These aufgestellt, daß Wolfram die Aufzeichnungen Wilhelms des Heiligen vorgelegen hätten, der sich hinter diesem Namen verberge.


    Dem letzteren widmete Wolfram auch die Reimpaarerzählung 'Willehalm', die ebenso Züge des höfischen Romans wie der heldenepischen Chanson de Geste hat, und durch die Betonung des Reichsgedankens und der Auseinandersetzung zwischen Christen und Heiden endzeitliche Züge erhält. Möglicherweise liegen dem Werk tatsächliche Ereignisse des 9. Jahrhunderts zugrunde.


    Das strophische Titurel-Fragment erzählt, als eine 'Abzweigung' des 'Parzival', Szenen aus der tragischen Liebesgeschichte von Sigune und Schionatulander.


    Weiterhin verfasste Wolfram neun Minnelieder; davon bilden die fünf Tagelieder den Höhepunkt dieser literarischen Gattung.


    Wolframs Sprache unterscheidet sich vom leichten Stil des Hartmann von Aue. Sie ist bildhaft, reich an Ironie und Pointen, wobei seine Syntax gedrängt und sperrig erscheint. Den von seinen Vorgängern entwickelten Erzählstil baut er aus.


    Wolfram war der wirkungsreichste deutschsprachige Dichter des Mittelalters. Nach neueren Forschungen übernahm u.a. der Dichter des Nibelungenliedes die Figur des Rumolt sowie die Länder Azagouc und Zazamanc aus dem "Parzival". Auch Wolframs 'Titurel'-Fragment hatte eine enorme Nachwirkung im späten Mittelalter: Die dafür erfundene Strophenform (die sog. Titurelstrophe) wurde von vielen Dichtern adaptiert. Das Fragment selber wurde in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts von einem Dichter namens Albrecht zu einem Riesenroman erweitert. Dieser 'Jüngere Titurel' galt im Spätmittelalter als Wolframs eigenes Werk und begründete seinen Ruhm als bedeutendster aller Ritterdichter. Der 'Parzival' ist der einzige Reimpaar-Roman, der noch nach 1470 im Buchdruck mehrere Auflagen erlebte. Der Stoff des 'Parzival' bot Richard Wagner die Hauptquelle für die Schaffung des Librettos seiner Oper Parsifal. Wolfram selbst tritt als Figur in den Wagneropern Tannhäuser und Die Meistersinger von Nürnberg auf.


    Die Literaturwissenschaft des 19./20. Jahrhunderts befasste sich mit keinem Dichter mehr als mit Wolfram, wobei sie ihn allerdings zeitweise nationalistisch überhöhte und gegen den angeblich "welschen" Gottfried von Straßburg auszuspielen suchte.


    (Quelle)

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões


  • Walther von der Vogelweide
    * um 1170 in Bayern oder Österreich
    † 1230 in Würzburg


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    Walther von der Vogelweide ist neben Wolfram von Eschenbach der heute wohl bekannteste Minnesänger.


    Werk
    Von ihm sind 500 Strophen in über 110 Tönen bzw. 90 Liedern und 150 Sprüche überliefert. Er hat auch einen religiösen Leich in einer langen Reihe ungleicher Strophen verfasst. Historisch ist er jedoch nur in einer einzigen urkundlichen Erwähnung fassbar, der Erwähnung eines Geldgeschenks für einen Pelzrock durch den Passauer Bischof Wolfger von Erla am 12. November 1203. Nach seiner Aussage lernte er am Bambergerhof in Wien Dichten und höfisches Singen. Aus einem seiner Gedichte geht hervor, dass der Kaiser Friedrich II. ihm um 1220 ein Lehen in oder um Würzburg schenkte (daß es in oder um Würzburg gewesen sein soll, nimmt man an, weil der Würzburger Michael de Leone um 1350 berichtet, Walthers Grab sei in Würzburg, und eine Grabinschrift mitteilt, die er dort gesehen haben will; Walther selbst sagt nicht, wo das Lehen war) .


    Walthers Ruhm – schon im 13. Jahrhundert gehört er zu den allerersten Vorbildern, später zu den zwölf alten Meistern der Meistersinger – der Ruhm basiert allerdings zu einem guten Teil auch auf seinen politischen Liedern (Spruchdichtung).


    Trotz seiner Berühmtheit findet sich Walthers Name nicht in zeitgenössischen Aufzeichnungen, Ausnahme ist eine einzelne Erwähnung bei den Reisekosten des Passauer Bischofs Wolfger von Erla für den 12. November 1203 - "Walthero cantori de Vogelweide pro pellicio V solidos longos" ("Für Walther den Sänger von der Vogelweide fünf Taler für einen Pelzmantel"). Die Hauptquelle von Informationen über ihn sind seine eigenen Lieder und gelegentliche Erwähnungen durch andere Minnesänger. Anhand des Titels, den diese ihm beilegen (Herr), wird klar, dass er von adeliger Abstammung war; die Herkunftsangabe Vogelweide weist jedoch auch darauf hin, dass er nicht zum höheren Adel gehörte, der seine Namen von Burgen oder Dörfern nahm, sondern zum niederen Dienstadel (Ministerialen), der sich in Besitz und Position eigentlich nicht sehr von freien Bauern unterschied.


    Leben
    Sein Geburtsort ist bis heute umstritten. Von seinem Herkunftsnamen "von der Vogelweide" ist er kaum abzuleiten. Es gab im Mittelalter unzählbare sogenannte Vogelweiden bei Städten und Burgen, wo man Falken für die beliebte Falkenjagd fing und pflegte. Daraus muss man schließen, dass dem Sänger sein Name zunächst nicht in der überregionalen Kommunikation beigelegt wurde. (Andere hochadelige Personen und Dichter, die oft mit ihren Fürsten weit reisten, nannten sich eindeutig nach ihrem Besitz oder ihrem Herkunftsort.) Demnach war der Name zunächst wohl nur in einem engen regionalen Umfeld sinnvoll (weil es in der Umgebung nur eine einzige Vogelweide gab), oder er wurde immer schon vor allem als metaphorischer Übername verstanden. ("Künstlernamen" sind bei den Spruchdichtern des 12. und 13. Jahrhunderts das Übliche, Minnesänger dagegen waren ihresgleichen grundsätzlich unter ihrem Adelsnamen bekannt). Die Spekulationen, welche Vogelweide namensgebend gewesen sein könnte, sind seit dem 19. Jahrhundert bis heute nicht abgeklungen. Franz Pfeiffer nahm beispielsweise an, dass Walther im Wipptal in Tirol geboren wurde, wo es in der Nähe der Kleinstadt Sterzing einen Wald gibt, den man Vorder- und Hintervogelweide nennt. Dieser Herkunft würden weitere bekannte Fakten aus Walthers Leben nicht widersprechen. Tirol war damals die Heimat vieler bekannter Minnesänger, und der Hof in Wien war unter dem Babenberger Friedrich I. Herzog von Österreich zu einem Zentrum der Dichtung und Kunst geworden.


    Hier lernte der junge Dichter seine Kunst vom angesehenen Meister Reinmar (dem Alten), dessen Tod er später in zweien seiner schönsten Gedichte betrauerte; im Herzog fand er seinen ersten Patron. Dieser glückliche Lebensabschnitt, während dem er die ansprechendsten seiner Liebesgedichte schrieb, endete mit dem Tod von Herzog Friedrich im Jahr 1198. Danach wanderte Walther von Hof zu Hof, sang für Unterkunft und Essen, und hoffte ständig, dass er einen Patron finden würde, der ihn von seinem unsteten Leben befreien würde. Seine Kritik an Menschen und Manieren trug nicht gerade dazu bei, ihn beliebt zu machen. Und selbst wenn die adligen Herrscher seine versteckten Andeutungen nicht verstanden, sorgten deren Untergebene dafür, dass sie den unbequemen Mahner schnell wieder loswurden.


    Nachdem er einige Zeit am Hof des als Mäzen berühmten Landgrafen Hermann von Thüringen verbracht hat, warnt er andere Reisende vor einem längeren Aufenthalt dort. Und nachdem er drei Jahre am Hofe von Dietrich von Meißen (regierte von 1195-1221) verbracht hat, beschwert er sich, dass er für seine Dienste weder Geld noch Anerkennung erhalten hat. Walther vertrat bisweilen ungewöhnliche Ansichten. Diese bescherten ihm unabhängig von seiner Literatur eine historische Bedeutung. Nachdem durch den Tod von Heinrich VI. 1197 die Auseinanandersetzungen zwischen Reich und Papsttum eingeläutet wurden (siehe auch: Investiturstreit), ergriff Walther nachdrücklich Partei für die deutsche Unabhängigkeit und Einheit. Obwohl seine religiösen Gedichte zweifelsfrei die Festigkeit seines katholischen Glaubens zeigen, blieb er bis ans Ende seiner Tage ein erbitterter Gegner der Forderungen der Päpste, die er mit einer Erbittertheit angriff, die nur durch die Stärke seiner patriotischen Gefühle erklärt werden kann.


    Er war bei der Krönung Philipps von Schwaben in Mainz anwesend, und unterstützte diesen in der Folgezeit. Nach Philipps Ermordung 1209 sprach und sang er als Unterstützer von Otto von Braunschweig gegen Friedrich von Staufen, der am 9. Dezember 1212 auf Betreiben des Papstes in Mainz ebenfalls zum deutschen König ernannt wurde. Erst spät wandte er sich Friedrich II. zu, der ab 1212 der einzige Repräsentant des deutschen Kaiserreichs gegen Papst und Fürsten war. Da die Fürsten, die Auftraggeber Walthers waren, häufig im Thronstreit die Seiten wechselten, war auch Walther gezwungen - da er im Dienste seiner Herren stand und finanziell von ihnen abhängig war - häufiger die Seiten zu wechseln.


    Der neue Kaiser zeigte sich für Walthers Einsatz für das Reich erkenntlich und gab ihm ein kleines Lehen in Franken, das ihm (obwohl er sich darüber beschwerte, dass es nur einen geringen Wert hatte) endlich das Heim und die feste Position gab, die er sich sein Leben lang gewünscht hatte. Dass Friedrich ihm darüber hinaus noch mehr Wohlwollen signalisierte, indem er ihn zum Tutor seines Sohns (des späteren Heinrich (VII.)) machte, darf bezweifelt werden, da diese Vermutung auf einem einzigen Gedicht beruht, das auch anders interpretiert werden kann. Auf jeden Fall hielt es Walther zunächst nicht lang auf seinem neuen Eigentum.


    Im Jahre 1217 befand er sich wieder in Wien, ebenso wie 1219, nachdem Herzog Leopold VI. vom Kreuzzug zurückkehrte. Etwa um 1224 scheint er sich auf seinem Lehen bei Würzburg niedergelassen zu haben. Er drängte die deutschen Prinzen dazu, am Kreuzzug von 1228 teilzunehmen, und hat die Kreuzzugsarmee wahrscheinlich bis mindestens in seine Heimat Tirol begleitet. In einem schönen und pathetischen Gedicht malt er die Änderungen aus, die über die Orte gekommen sind, an denen er seine Kindheit verbracht hat. Er starb etwa um 1230 und wurde wahrscheinlich in Würzburg begraben. Die Legende besagt, dass er verfügt haben soll, dass an seinem Grab täglich die Vögel gefüttert werden sollten. Über den Ort des Grabes und die lateinische Inschrift haben wir nur die Angaben des Würzburger Protonotars Michael de Leone (+ 1355), Auftraggeber für die Liederkompilation der Handschrift E. Er gibt das Epitaph wider (Pascua. qui volucrum. vivus. walthere. fuisti / Qui flos eloquij. qui palladis os. obiisti. / Ergo quod aureolum probitas tua possit habere. / Qui legit. hic. dicat. deus iustus miserere - Der du eine Weide für die Vögel, Walther, im Leben bist gewesen ...), was von der Teilübersetzung im Münchener 2° Cod. ms. 731 (Würzburger Liederhandschrift [E]), fol. 191v ergänzt wird: Her walter uon der uogelweide. begraben ze wirzeburg. zv dem Nuwemunster in dem grasehoue. Ein neu errichtetes Denkmal zur Erinnerung an Walther von der Vogelweide befindet sich am selben Ort im Grashof des Neumünster-Kreuzgangs, wo der Dichter vermutlich auf dem damaligen Friedhof nördlich der Neumünsterkirche bei der Stelle des ehemaligen Kreuzgangs im Jahr 1230 (in dem grasehoue) beerdigt wurde: Sepulto in ambitu novimonasterii herbipolensis - Begraben im Kreuzgang des Neuen Klosters zu Würzburg. Des Weiteren gibt es ein Denkmal des Dichters in Bozen, das 1877 enthüllt wurde.


    Under der linden
    Under der linden an der heide
    dâ unser zweier bette was
    dâ mugt ir vinden
    schône beide gebrochen
    bluomen unde gras
    vor dem walde in einem tal
    tandaradei,
    schöne sanc die nachtigal.


    Ich kam gegangen
    zuo der ouwe
    dô was mîn friedel komen ê.
    dâ wart ich enpfangen,
    hêre frouwe,
    daz ich bin saelic iemer mê.
    kuster mich? wol tûsentstunt
    tandaradei,
    seht wie rôt mir ist der munt.


    Dô het er gemachet
    alsô rîche
    von bluomen eine bettestat.
    des wirt noch gelachet
    inneclîche,
    kumt iemen an daz selbe pfat.
    Bî den rôsen er wol mac,
    tandaradei,
    merken, wâ mirz houbet lac.


    Daz er bî mir læge,
    wessez iemen,
    nu enwelle got, sô schamt ich mich.
    wes er mit mir pflæge,
    niemer niemen
    bevinde daz, wan er und ich,
    und ein kleinez vogellîn,
    tandaradei,
    daz mac wol getriuwe sîn.


    (Quelle)
    Spezialthread mit Musikbeispielen ab 21.8.2016:
    Walther von der Vogelweide (ca 1170 - ca 1230)




    HEINRICH VON MORUNGEN
    * um 1150
    † 1222


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    Heinrich von Morungen, mittelhochdeutscher Dichter vom Ende des 12. Jahrhunderts und Anfang des 13. Jahrhunderts. Er war einer der bedeutendsten Lyriker des Mittelalters und hatte Einfluss auf Walther von der Vogelweide, Neidhart und Ulrich von Lichtenstein. Neben Reinmar dem Alten und Walther gilt er als der eigentliche Repräsentant des Minnesangs.


    Heinrich lebte vermutlich in Thüringen. Seinen Namen entlehnte er der Burg Morungen bei Sangershausen, die als sein Stammsitz gilt. Offenbar stand er über eine längere Zeitspanne hinweg im Dienst des Markgrafen Dietrich des Bedrängten. Von Heinrich sind 115 Liedstrophen überliefert, in denen sich der Einfluss antiker Lyrik, namentlich der Ovids, sowie die Rezeption des kirchlichen Hymnus und der altfranzösischen Dichtung der Troubadoure widerspiegelt. Thema ist die hohe Minne, der höfische Frauendienst: Die Frau erscheint als höher gestellte Herrin und wird zum unerreichbaren Ideal stilisiert. Die rhythmisch vollendeten Lieder Heinrich von Morungens stellen einen Höhepunkt dieser mystischen Leidenserotik dar. Als eines der schönsten Beispiele der Lyrik gilt das Lied vom Spiegel und Narziss, in dem der Dichter spielerisch die Vergleichsbilder vom Kind, das den Spiegel zerbricht, und vom Jüngling, der sich ins eigene Spiegelbild verliebt, miteinander konfrontiert. Die abschließende Strophe reflektiert das unentrinnbare Paradox von Liebe und Leid, das der Gedanke der hohen Minne unweigerlich impliziert.


    (Quelle: Encarta)




    HEINRICH VON RUGGE
    bezeugt 1175-1191



    Heinrich von Rugge (zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts), Minnesänger. Seine Minne- und Spruchdichtung wirkte mit ihrer Verbindung alter und neuer Elemente richtungweisend für die deutsche Literatur der Folgezeit.


    Heinrich von Rugge ist vermutlich identisch mit Henricus Rugge, dessen Geburtsdatum urkundlich um 1175/78 belegt ist. Er stammte aus einem schwäbischen Ministerialgeschlecht des Pfalzgrafen von Tübingen. Wahrscheinlich nahm er am Kreuzzug von 1191 teil und war frühhöfischer Minnesänger. Wie Walther von der Vogelweide und Ulrich von Winterstetten bemühte sich auch Heinrich um eine Erweiterung des Leichs, einer mittelalterlichen Lyrikform, die bislang strikt von Lied und Sangspruch getrennt war. Er vermittelte sein reformatorisches Ideal der Minnekonvention in Form von Sentenzen mit didaktischer Tendenz. In den unter seinem Namen überlieferten Minneliedern und aphorismusartigen Strophen sind archaische Elemente mit modernen Traditionen gemischt. Heinrich verfasste den ältesten erhaltenen deutschen Kreuzleich, den er nach dem Tod Kaiser Friedrichs I. Barbarossa (1190) als Propagierung der Kreuzzugsideale und Aufruf zur Unterstützung des Kreuzheeres dichtete.


    (Quelle: Encarta)

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

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  • MEINLOH VON SEVELINGEN
    2. Hälfte des 12. Jahrhunderts


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    Er ist bereits auf dem Weg zur strengeren formalen Form, unreine Reime werden in viel geringerem Maße verwandt als bei anderen Zeitgenossen.




    DER VON KÜRENBERG
    nachgewiesen um 1150/60


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    Der Dichter ist persönlich schwer zu bestimmen, wahrscheinlich ein Österreicher ritterlichen Geschlechts aus der Gegend westlich von Linz a. d. Donau. Er dichtete etwa 1150/60. Seine Gedichte gelten als die ältesten uns bekannten Minnelieder.


    (Quelle)




    FRIEDRICH VON HAUSEN
    * um 1150 in der Gegend um Kreuznach
    † 1190 in Kleinasien (gefallen)



    Hausen wird in der Forschung allgemein mit dem Fridericus de Husen gleichgesetzt, der 1171 erstmals mit seinem Vater Waltherus de Husen in einer Urkunde des Erzbischofs von Mainz auftritt. Weitere Beurkundungen 1172 (Zisterzienserkloster Wernersweiler), 1175 (Pavia), 1186-87 (Italien, im Gefolge von Kaiser Friedrich I. Barbarossa). Am 6. Mai 1190 ist Hausen auf dem 3. Kreuzzug in Kleinasien bei Philomelium (heute Akschehir in Anatolien) gefallen. In fünf mittelalterlichen Chroniken wird sein Tod beklagt.
    Friedrich von Hausen war in seinem letzten Lebensjahrzehnt ein hochangesehener Ministeriale des staufischen Hofes und zählte zu den Vertrauten und Sekretären des Kaisers.
    Begründer der hochhöfischen Lyrik:
    Spielendes Beherrschen der romanischen Form; Nachahmung romanischer Töne und Versformen; Daktylen. Empfindungsvolle Reflexionslyrik. Verinnerlichung der Minneanschauung.
    Kreuzlieder:
    Unterordnung der Frauenminne unter die Gottesminne.


    (Quelle)

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões


  • ALBRECHT VON JOHANSDORF
    bezeugt 1180-1209



    Dieser mittelhochdeutsche Dichter, dessen Lebensdaten nicht eindeutig zu bestimmen sind, ist urkundlich zwischen 1180 und 1209 bezeugt. Er ist vermutlich identisch mit dem gleichnamigen Ministerialen der Bischöfe Hermann und Otto von Bamberg und später der Bischöfe Wolfger und Mangold von Passau. Er stammt wohl aus einem niederbayerischen Ministerialengeschlecht, das in nicht näher zu bestimmenden Beziehungen zu den Bistümern Bamberg und Passau stand. Der im Beinamen genannte Ort ist aber bis heute nicht eindeutig identifiziert.
    Über den Bischof Wolfger von Passau, der ein Gönner Walthers von der Vogelweide war, dürfen Kontakte zwischen diesem und Albrecht von Johansdorf vermutet werden.
    Er hat an einem Kreuzzug, vermutlich dem dritten 1189/90, teilgenommen.
    Einbürgerung des provençalischen Minnesangs im Osten. Menschliche Wärme und Aufrichtigkeit; unkonventionell; religiös; Kreuzlieder; Minnedogmatik.


    (Quelle)




    OTTO VON BOTENLAUBEN
    eigtl. Otto Graf von Henneberg
    * wahrscheinlich 1177 in Henneberg
    † vor 1245 bei Bad Kissingen



    Er war ein deutscher Minnesänger, Kreuzfahrer und Klostergründer.


    Otto ist 1197 erstmals urkundlich am Hof von Kaiser Heinrich VI. bezeugt, an dessen Italienzug er teilnahm. Danach fuhr Otto ins Heilige Land und machte Karriere im Königreich Jerusalem, wo er es zu Ansehen und Wohlstand brachte und 1205 die Tochter des königlichen Seneschalls, Beatrix de Courtenay heiratete. 1220 verkaufte Otto seinen Besitz an den Deutschen Orden und kehrte endgültig nach Deutschland zurück, wo er in den folgenden Jahren wieder mehrfach am kaiserlichen Hof auftrat. Seit 1206 nannte er sich meist "Otto von Botenlauben" (auch "Bodenlauben" geschrieben) nach der Burg beim heutigen Bad Kissingen. Seine beiden Söhne, Otto und Heinrich, wie auch sein Enkel Albert, traten in den geistlichen Stand, so daß Ottos Linie ohne Erben erlosch.


    Otto stiftete 1231 zusammen mit seiner Frau das Zisterzienserinnenkloster Frauenroth, wo beide auch begraben liegen. Das Kloster wurde im 30jährigen Krieg zerstört; der Grabstein ist jedoch bis heute erhalten.


    Otto zählt zu den im Codex Manesse gesammelten Minnesängern. Sein Oeuvre ist schmal: wenig mehr als zehn Werbe- und Tagelieder und ein Leich sind überliefert.


    Von Otto stammt eine für die Literaturgeschichte bedeutsame Einzelstrophe, die vom Karfunkelstein:


    Karbvnkel ist ain stain genant,
    von dem saget man, wie lieht er schine.
    der ist min - vnd ist das wol bewant:
    zu loche lit er in dem rine.
    der kvnig also den waisen hat,
    das ime den nieman schinen lat.
    mir schinet dirre als ime tvt der:
    behalten ist min vrowe als er.


    Die 4. Zeile ist ohne Zweifel eine Anspielung auf das Nibelungenlied (Versenkung des Nibelungenhortes durch Hagen „zu Loche im Rhein“); Otto muß es also gekannt haben; und dieses sein Gedicht könnte ein Schlüssel für seine Datierung sein.


    Die 5. Zeile ist eine Anspielung auf den Waisen genannten schönsten und wertvollsten [Karfunkel-]Stein (Bezeichnung für rote Korunde, vor allem Rubine) in der Reichskrone, der hier wohl - ähnlich wie bei Walther von der Vogelweide - pars pro toto steht, d.h. die ganze Krone meint. Mit dem König, dem die Krone mit dem "Waisen" nicht scheint, ist nach allgemeiner Auffassung einer der Doppelwahl-Könige der Stauferzeit gemeint, der - jedenfalls im Zeitpunkt der Krönung - nicht im Besitz der Reichskrone war. Solche [Gegen-]Könige ohne Reichskrone gab es 1198 (Otto IV. - Krone im Besitz Philipps von Schwaben), 1208 (Otto IV. alleiniger König, aber die Krone von Bischof Konrad von Speier auf der Burg Trifels unter Verschluß gehalten) und 1215/1219 (Friedrich II. - Krone im Besitz Ottos IV.).


    (Quelle)




    KAISER HEINRICH
    letztes Drittel des 12. Jahrhunderts


    KaiserHeinrichVI.jpg


    Ebenfalls ein Dichter des Übergangs. Es ist nicht absolut sicher, daß es sich dabei um den Staufer-Kaiser Heinrich VI. (1190-1197) handelt. Er verwendet jedenfalls bereits die Form der Kanzone, das Motiv des ungelohnten Minnedienstes tritt ebenfalls auf. Kennzeichnend ist auch ein jubelnder Ton, der die These vom dichtenden Kaiser stützen könnte.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Fallen Hildegard von Bingen und Wipo von Burgund auch in diese Reihe...?


    Ich beschäftige mich nur peripher mit dieser Gattung und Epoche von Musik, daher meine Frage !

  • Hallo Buccinator, hallo Joseph II,
    durch deine Nachfrage habe ich erst diesen interessanten Thread entdeckt.


    buccinator,


    nein; Hildegard und Wipo (nach dem ich erst googlen musste) haben zwar auch Lyrik und Komposition gepflegt, aber die geistliche Richtung.
    Es gibt zwar in der Minnelyrik auch die Marienlyrik, aber sie ist enger festgelegt und wird von den Minnesängern neben der weltlichen Minnelyrik gepflegt. Die Übergänge sind fließend, da das Frauenbild des hohen Mittelalters (bezogen natürlich nur auf die adelige Herrin, nicht aud die sogenannte niedere Minne) sehr viele Aspekte der Marienverehrung aufgriff: die Unberührbarkeit, der Dienst, die Erfüllung der ritterlichen Tugenden, um die Herrin zu ehren, die Stilisierung der körperlichen Eigenschaften usw. Die eigentliche hohe Zeit der Minnelyrik beginnt zudem in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts mit dem Kürenberger und Dietmar von Aist. Das ist für Hildegard und erst recht für Wipo zu spät.


    @Joseph,
    wie schön, dass ich durch Buccinators Frage auf deine interessanten Ausführungen gestoßen bin. Ich bin Germanistin und hatte während des Studiums und auch später noch eine besondere Liebe für das Mittelalter.
    Nun hätte ich an dich und andere Kenner der Materie auch eine Frage bezüglich der historischen Aufführungspraxis.
    Morgen Abend gehe ich hier in Dortmund in ein Konzert mit Andreas Scholl, dem bekannten Countertenor, der Lieder Oswalds von Wolkenstein zum Besten gibt.
    Eine gewagte, aber spannende Zusammenstellung. Kennt jemand eine Tradition, in der Minnelyrik und anderes weltliche mittelalterliche Sangesgut von Frauen oder sogar Kastraten vorgetragen wurden? Meiner Kenntnis nach waren die Spielleute in der Regel männlichen Geschlechts und auch über das Knabenalter hinaus.
    Countertenöre passen sehr schön zur englischen Renaissancelyrik, ob da eine entsprechende stimmliche Tradition besteht, weiß ich auch nicht; Nun, so kann ich mir durchaus vorstellen, dass sich Oswalds Lieder interpretiert von Andreas Scholl auch sehr interessant anhören. Ich bin nur gespannt, ob er auch seine politischen, satirischen und die derben Fress- und Sauflieder zum Vortrag bringt und wie die sich dann mit dieser Engelszunge anhören ...


    Schöne Pfingsten


    tukan

  • Es geistern hier nach wie vor Theorien herum, obwohl rein gar nichts bewiesen ist, daß Walther von der Vogelweide und Oswald von Wolkenstein aus Tirol stammen (könnten). Oswald von Wolkenstein, weil es hier in Gröden ein Schloß gibt, namens Wolkenstein, und eine Ortschaft auch, mit einem relativ alten Adelsgeschlecht, und so hat man Walther von der Vogelweide auch gleich den Hauptplatz von Bozen gewidmet, mit Statue, da es nicht weit davon einen Vogelweiderhof gibt, immer alles im Rahmen dieser Hypothese. Bewiesen ist wie Ihr schon sagt, nichts.


    LG Michael

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  • Hallo Michael,


    den Walther nicht, aber von Oswald finden sich so viele Lebensspuren im Grödner-Tal und im Raum Bozen, dass man ihn getrost als historisch gesichert annehmen kann in deinem schönen Heimatland.
    Kennst du die Biografie: "Ich Wolkenstein" von Dieter Kühn? Darin hat der Autor auf sehr seriöse Weise die Stationen von Gottfrieds Leben untersucht und genau zwischen historisch Gesichertem und Annahmen getrennt. Ich habe das gut geschriebene Buch zweimal gelesen und
    mit seiner Hilfe auch einige Orte im oben genannten Raum aufgesucht.


    Aber wie du glaube ich auch, dass wir eine verbürgte Herkunft für Walther wohl nicht finden werden, wenn auch der von dir angesprochene Vogelweiderhof eine hübsche romantische Verortung ist.


    Grüße


    tukan

  • Ein Versuch, einen nunmehr seit eineinhalb Jahren ruhenden Thread wiederzubeleben - bin mal gespannt, ob es gelingt!


    tukan: Das von Dir genannte Buch "Ich Wolkenstein" kann ich nicht nur Michael, sondern allen Forenteilnehmern, die an mittealterlicher Musik interessiert sind, nur wärmstens empfehlen (ist wohl nur noch antiquarisch zu haben; erschienen im Insel-Verlag 1977). Ich bin nun wahrhaftig keine Leseratte, aber dieses Buch habe ich quasi "in einem Rutsch" durchgelesen. Es ist spannend von der ersten bis zur letzten Seite! Es ist - natürlich immer um die Person Wolkenstein kreisend - ein Stück "Geschichtsunterricht" im besten Sinne, nicht nur die Musik, sondern das gesamte kulturelle und soziologische Umfeld von Oswalds Zeit betreffend.


    @JosephII: Soweit ich das sehe, hat sich der Thread bisher nur auf Minnesänger aus dem deutschsprachigen Raum beschränkt (Bitte korrigiere mich, wenn ich da falsch liege). Was hältst Du von dem Vorschlag, den Thread auch auf die Troubadours und Trouvèrs in Frankreich auszuweiten?
    Andererseits könnte ich mir aber auch vorstellen, den Thread historisch konsequent mit dem "Meistersang" fortzusetzen; eine Figur wie Hans Sachs ist ja auch für die Musikgeschichte nicht ganz unbedeutend (und sei es "nur" in einer Adaption wie z.B. den "Meistersiingern"). Was meinst Du - was meinen die übrigen taminos?


    Viele Grüße aus dem schönen Odenwald,
    harry

  • Hallo Harry,


    der Thread liegt nun sehr viele Jahre zurück, gut, daß du ihn mal wieder "reaktivierst".


    Ich habe nichts dagegen, wenn wir auch die französischen Troubadours mit aufnähmen.


    Für die Meistersinger würde sich m. E. aber eher ein neuer Thread anbieten.


    Liebe Grüße
    :hello:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Hallo,


    als Historiker, Altgermanist und Ethnologe haben mich die Minnesänger schon seit langer Zeit interessiert. Nur hat man als Liebhaber dieser Musik immer das Problem geeignete Interpreten zu finden, bzw. muß man auch bereit sein, Mittelalter-Rockgruppen zu ertragen. Es gibt natürlich Ensembles für Alte Musik, so in Augsburg, Bamberg, Freiburg. Ein Problem ist auch, daß sehr wenige Minnelieder mit Melodey überliefert sind, so Vogelweides Palestinalied. Die Anhänger des Minnesanges verweise ich auf die Seite: http://www.minnesang.com. Dort findet man eine große Auswahl auch an ungängigen Tonträgern. Ich würde mich über einen Austausch sehr freuen !


    Gruß,


    Antalwin

  • Hallo,


    ich habe die CD von Andreas Scholl mit den Liedern von Oswald von Wolkenstein noch nicht gehört. Ich schätze die Stimme und die Kunst des Andreas Scholl sehr, ebenso das Repertoire des 16. und 17. Jahrhunderts, aber für einen Countertenor sind Minnelieder die falsche Manege, auch wenn es das Werk des zeitlich letzten Minnesängers ist !


    Gruß,


    Antalwin

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  • AIMERIC DE PEGUILHAN
    (c. 1170 – c. 1230)





    Wir wissen über diesen Troubadour sehr wenig, er wurde zirka 1170 in Peguilhan (nahe Saint-Gaudens) als Sohn eines Tuchhändlers geboren.
    Sein 1. Dienstherr war Raimon V von Toulouse, gefolgt von seinem Sohn Raimon VI. Jedoch als der von Papst Innozenz III veranlasste Albigenserkreuzzug (1209 bis 1229) gegen die in Toulouse unter dem Schutz französischer Adeliger stehenden Katharer stattfand, floh er nach Spanien, wo er einige Zeit verbrachte und lebte später 10 Jahre in der Lombardei. Es wird erzählt, daß er - einer geheimen Liebe nachfolgend - wieder nach Toulouse zurückkehrte.


    Es ist bekannt daß Aimeric de Peguilhan zumindest an die 50 Werke komponiert hat, von denen folgende 6 erhalten sind:


    Atressi·m pren com fai al jogador
    Cel que s'irais ni guerrej' ab amor
    En Amor trop alques en que·m refraing
    En greu pantais m'a tengut longamen
    Per solatz d'autrui chan soven
    Qui la vi, en ditz


    https://www.youtube.com/watch?v=_ep4Ztnint0



    En Amor trop alques en que·m refraing
    DieserTitel ist auf der unten abgebildeten 10er Box von dhm zu finden und zwar auf
    CD 1 - "Dante and the Troubadours" - Track Nr 1
    Interpreten sind das Ensemble SEQUENTIA



    [align='center']mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred



    Quelle:Text mangels anderer Quellen weitgehend von Englischer Wikipedia von mir ins ins Deutsche übersetzt und adaptiert

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • RICHART DE SEMILLI
    Wirken etwa Ende des 12. Beginn des 13. Jahrhunderts



    Die Lebensdaten Richart de Semillis sind unbekannt, indes die zeit seines Wirkens nicht. Bermutlich stammt er aus Paris, das in seinen Texten mehrfach erwähnt wird. Im englischen Wikipedia-Text zu diesem Troubadour (einen deutschen gibt es nicht) wird angemerkt, dass er melodische Strukturen mehrfach verwendete und dass einige seiner Themen als Vorbild für andere Troubadoure dienten


    Auf der hier abgebildeten CD findet sich auf Track Nt 1 ein anzügliches Lied in altfranzösischer Sprache, welches recht freizügig über ein Liebesabenteur des jungen Sängers berichtet.
    Bei einem morgendlichen Ausritt siehr der Junge eine hübsch Schäferin und gerät über ihre Schönheit ins Schwärmen. Ungeniert direkt erklärt er ihr seine Passion, sie aber weist ihn ab, dass ihr Liebhaber Robin sich mit ihm prügeln würde, wenn er ihn hier anträfe. Der Sänger aber meint, Robin werde vermutlich nicht so schnell kommen und beteuert immer wieder seine glühende Liebe und umarmt sie . Da lächelt das Mädchen und sagt, sie sei bereit….
    Die Nächste Strophe ist eindeutig: „Nachdem ich alles mit ihr getan hatte, was ich mir gewünscht hatte küsste ich sie zum Abschied“
    Das Mädchen sgte indes, sollte Robin ihr Vorwürfe wegen ihres Abenteuers amchen , so würde sie sagen, es sei alles seine Schuld, verursacht durch seine Verspätung…


    Fast ironisch mutet der Refrain an, der sinngemäß sagt:
    „Ich will Dich um keinen Preis verlassen
    Ich habe Dir meine Liebe geschenkt“



    Je chevauchai l'autrier la matinee;
    Delez un bois, assez pres de l'entree,
    Gentil pastore truis.
    Mes ne vi onques puis
    Si plaine de deduis
    Ne qui si bien m'agree.
    Ma tres doucete suer,
    Vos avez tout mon cuer,
    Ne vous leroie a nul fuer;
    M'amor vous ai donee.


    Vers li me tres, si descendi a terre
    Pour li vöer et por s'amor requerre.
    Tout maintenant li dis:
    «Mon cuer ai en vos mis,
    Si m'a vostre amor sorpris,
    Plus vous aim que riens nee».
    Ma tres doucete suer,
    Vos avez tout mon cuer,
    Ne vous leroie a nul fuer;
    M'amor vous ai donee.


    Ele me dist: «Sire, alez vostre voie!
    Vez ci venir Robin qui j'atendoie,
    Qui est et bel et genz.
    S'il venoit, sanz contens
    N'en iriez pas, ce pens,
    Tost avrïez mellee».
    Ma tres doucete suer,
    Vos avez tout mon cuer,
    Ne vous leroie a nul fuer;
    M'amor vous ai donee.


    «Il ne vendra, bele suer, oncor mie,
    Il est dela le bois ou il chevrie.»
    Dejoste li m'assis,
    Mes braz au col li mis;
    Ele m'a geté un ris
    Et dit qu'ele ert tuee.
    Ma tres doucete suer,
    Vos avez tout mon cuer,
    Ne vous leroie a nul fuer;
    M'amor vous ai donee.


    Quant j'oi tout fet de li quanq'il m'agree,
    Je la besai, a Dieu l'ai conmandee.
    Puis dist, qu'en l'ot mult haut,
    Robin qui l'en assaut:
    «Dehez ait qui en chaut!
    Ç'a fet ta demoree».
    Ma tres doucete suer,
    Vos avez tout mon cuer,
    Ne vous leroie a nul fuer;
    M'amor vous ai donee.


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !




  • ARNAUT DANIEL
    (ca 1150/1180-1200/1210)



    Wie man unschwer sehen kann sind von diesem Trobadur keine genaue Lebensdaten eruierbar, die Angaben der verschiedenen Quallten schwanken beträchtlich. Auf der hier anschliessend gezeigten CD „Dante und die Troubadurs“ wird beispielsweise 1180-1200



    Angegeben, kaum anzunehmen dass der Dichter nur 20 Jahre alt wurde, und in dieser Zeit so berühmt wurde, dass ihn selbst Dante und Petrarca erwähnt , gelobt und bewundert haben.
    Er schrieb seine Dichtungen in okzitanischer Sprache, bzw in einer Abart davon, denn der „Dialekt“ der Trobadurs ist mit keinem der anderen Dialekte vergleichbar. Es handelt sich also um eine eigene Sprachform, die nur von den okzitanischen Trobaduren verwendet wurde,
    Angeblich von Adel begann er ein Studium, welches er indes zugunsten seiner Neigung zum Dichten aufgab. Einerseits von berühmten Zeitgenossen geschätzt, und sogar in der Literatur Dantes erwähnt, andrerseits von anderen Zeitgenossen als spielsüchtiger, gescheiterter Student bezeichnet, hat sich doch nur äusserst wenig von seinen Werken erhalten,
    (2 Melodien und 18 Liedtexte)
    Aber wie es scheint, war er um 1185 (was 1180 als Geburtsjahr ausschliesst) bereits eine anerkannte Perönlichkeit unter den Trobadouren,



    Zwei Titel sind auf der unten abgebildeten 10er Box von dhm zu finden und zwar auf
    CD 1 "Dante and the Troubadours" - Track Nr 2 und 6
    Interpreten sind das Ensemble SEQUENTIA



    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred





    Quelle: WIKIPEDIA – stark gekürzt und bearbeitet, damit der Leser nicht überfordert wird.

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  • BERNARD DE VENTADORN
    (ca 1125 - ca 1195



    Er war einer der bekanntesten Troubadoure der klassischen Zeit der Troubadourdichtung. Sein Name wurde unterschiedlich geschrieben.( beispielsweise als „Ventadour“ etc) Über seine Herkunft ist wenig bekannt, möglicherweise war er der Sohn eines Bäckers auf Schloss Ventadour.


    Er ist einer der wenigen Troubadoure seiner Zeit, von dem weltliche Lieder erhalten sind, Derzeit werden ihm über 40 Liedertexte zugeschrieben (die Quellen weichen voneinander ab) von denen 18 komplett mit der dazugehörigen Musik erhalten sind.
    Ventadorn war zu Lebzeiten hoch anerkannt und er zählt zur Spitze der Troubadore, soll die Kunst perfektioniert haben und bedeutenden Einfluß auf den sich soeben entwickelnden deutschen Minnegesang gehabt haben
    Als Klangbeispiel habe ich das sogenannte „Lerchenlied“ hier eingestellt und gleichzeitig auf eine Seite verlinkt, wo sich sowohl der lateinische Urtext, als auch die Übersetzung ins Neuhochdeutsche findet.


    http://www.pinselpark.de/liter…ntadorn/poem/wennich.html


    clck 22835


    mfg aus Wien
    Alfred

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  • GIRAUT DE BORNELH
    (ca 1138 - ca 1215)



    Giraut de Bornelh (Occitan: [ɡiˈɾawd de buɾˈneʎ]; c. 1138 – 1215 dessen Vorname auch Guiraut geschrieben wurde und dessen Familienname auch als Borneil oder de Borneyll erscheint war ein Troubadour welcher in Verbindung mit dem Schloß des Viscount of Limoges gebracht wird. Allzuviel ist nicht übert ihn bekannt
    Es soll aus einer eher ärmeren Familie stammen und wurde vermutlich in Bourney geboren. Es wird angenommen, daß er Richard I von England und Aimar V von Limoges auf dem Dritten Kreuzzug begleitet hat, dann soller inige Zeit in Diensten von Bohemond III gestanden sein. Mit Sicherheit jedoch machte er eine Pilgerfahrt ins Heiige Land, vielleicht sogar schon vor seiner Teilnahme am Kreuzzug.
    An die 90 von seinen Gedichten sind erhalten, aber nur 4 mit Melodie. Im 13. __Jahrhundert waren sie hochgeschätzt. Francesco Petrarca bezeichnete ihn sogar als Meister der Troubadoure"

    Auf der hier abgebildeten Doppel CD finden wir auf CD Nr 1 Track 2 "Leu chansonet' e vil "

    Hier der identische clip auf youtube . Ich finde das Stück mehr als beeindruckend und klangschön. Ein Fenster in eine andere Welt, die dennoch irgendwie vertraut klingt...Allerdings muß man hier auch die Interpretation, bzw Rekonstruktion mit einbeziehen: Thomas Binkley war bemüht, wissenschaftlichen Anspruch und anhörbares Endprodukt miteinander zu vereinen


    mfg aus Wien
    Alfred


    *Die hier geschriebenenTexte sind weitgehend eine gekürzte freie Übersetzung der englischen WIKIPEDIA Seite - eine deutsche gab es zum Zeitpunkt der Erstellung nicht.

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  • WIZLAW III von RÜGEN
    1265 oder1268 - 1335



    Der Minnesänger Wizlaw (verschiedenste Schreibweisen) ist nach Meinung viler Historiker iderntisch mit dem slawischen Fürsten Wizlaw III von Rügen (1265 oder 1268 – 8, November 1325) – bewiesen ist das allerdings nicht. Werke von ihm finden sich ausschließlich im Nachtrag der Jenaer Liederhandschrift.
    Das Leben des Fürsten verlief ziemlich turbulent und ist bei Wikipedia nachzulesen, wobei vieles Spekulation bleiben muß, Uns interessiert hier seine Musik und seine Dichtunge.
    14 Lieder und 13 Sprüche sind erhalten, er hat mehr geschrieben, aber das war offensichtlich auf den drei Seiten die in der Jenaer Liederhandschrift fehlen niedergeschrieben.
    Ich möchte hier ein Lied vorstellen das im Original
    „Loibere Risen“ heisst was frei übersetzt „Die Blätter wehen“ bedeutet, und ein Herbst/Winter Gedicht ist. Der Übersetzt ist noch keine 70 Jahre tot, daher verlinke ich hier einfach:



    Das Lied ist unter anderem auf dieser hier abgebildeten CD enthalten, es gibt aber zahlreiche – auch „moderne“ Interpretationen. Was aber immer man damit angestellt hat – die Substanz bleibt unzerstörbar:




    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

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  • Peire Vidal (ca. 1175-1219)





    Peire Vidal war ein altokzidanischer Trobadur*

    Von ihm sind 45 Lieder erhalten, mit Melodie indes nur 12.


    Vidal bereiste Frankreich, Spanien, Italien und darüber hinaus den Orient.

    Es gibt keine glaubwürdige Biographie (kein in meinem Besitz vorhandenes Musiklexikon erwähnt ihn und die sonst so akribische französische WIKIPEDIA bringt einen Artikel von spartanischer Kürze). Eine vorhandene ist in Bezug zu seinen Liedern zu sehen und ist eher dichterischer als berichtender Natur. An Fakten ist indes überliefert, dass er aus Tolouse stammt und Sohn eines Kürschners war.




    Peire Vidal[ 1175 in Toulouse; † um 1210) war ein altokzitanischer Trobador.[2] Er schrieb sehr persönlich gehaltene Lieder in Formvollendung und bilderreicher Sprache.[2] 45 dieser Lieder sind überkommen, davon sogar zwölf mit Melodie.

    Zwischen 1176 lebte er mit seinem Kollegen Bernart Durfort am Hofe des Grafen Raymond V von Toulouse. Das Verhältnis zum Grafen muss ein sehr amicales gewesen sein, denn – so berichtet es WIKI, nicht nur dass er Gedichte über eine nahe Verwandte Raymonds schrieb, wird in einigen derselben eine Dreiecksbeziehung angedeutet

    Nach einem Streit mit dem Grafen macht sich Peire auf die Suche nach einem neuen Dienstherrn und fand ihn in Alfons II von Aragon (genannt „der Keusche“ oder „der Trobadur“ Der König, der selbst dichtete war ein Gönner der Trobadure. Vidal verbrachte dort glückliche Jahre bis zum Tod von Alfons.

    Von nun ab weilte er abwechselnd an verschiedenen Höfen, besuchte aber auch immer wieder den Hof von Aragon wo inzwischen Peter II der Sohn von Alfons II König war.

    Peire führte ein Leben als fahrender Sänger und verkehrte an zahlreichen größeren und kleineren Höfen- Er führte offenbar ein ziemlich freies Leben im Umgang mit der gehobenen Damenwelt und rühmte sich in seinen teils spöttischen, teils ätzend scharfen Gedichten (Liedern) Gedichten als „der beste aller Kavaliere“ und „der unwiderstehlichste aller Liebhaber“ zu sein.

    WIKIPEDIA vermutet hier „Selbstironie“. Ich währ mit hier nicht so sicher, denn solche Selbstaussagen gibt es von Männern noch heute. Aber im Mittelalter wurde alles noch drastischer und eindringlicher formuliert.

    Falsch ist indes die Bemerkung in WIKIPEDIA:

    Peire Vidal beendete seine Tage vermutlich am Hofe von Alfons III. von Aragon

    Das ist ziemlich „unwahrscheinlich“ – denn Alfons III. wurde erst ca. 46 Jahre nach dem Tode Vidals geboren!!!


    Mit freundlichen Grüßen aus Wien

    Alfred


    *„Trobadur" ist die korrekte okzitanische Schreibweise



    Was aber hat er gedichtert ?


    Das ist ziemlich schwer ins Deutsche zu übersetzen,

    notaben dann nicht, wenn man das Versmaß einhalten will


    Wir kennen das aus den "Übersetzungen" italienischer Opernlibrettis ins Deutsche

    Hier wie da handelt es sich eigentlich um Nachdichtungen

    Hier ein Linz zu einer Seite wo sowas abgedruckt wird.

    Die Nachdichtungen stammn vorzugsweise aus dem 19. Jahrhundert.

    EIN gedicht wurde anscheinend von verschiedenen Nachdichtern bearbeitet

    Es ist kaum zu erkennen....


    Immerhin Näherungseise ein Einblick in die Gedankenwelt des Dichters und seiner Zeit


    http://www.deutsche-liebeslyri…oubadours_peire_vidal.htm

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Gace Brule (ca. 1160-1213)


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    Viel ist über diesen Traubador nicht bekannt, allerdings hat er uns etwa 50 Lieder hinterlassen. Drei davon sind auf der hier oben links gezeigten CD enthalten,die in meinem Besitz ist und derzeit gespielt wird. Völlig überraschen habe ich soeben eine weitere CD mit Werken dieses Troubadours gefunden !! (siehe oben) Hier sind immerhin 14 Lieder enthalten - und man kann sehen, wie abwechslungsreich doch das Werk von Gace ist.

    Er stammte aus der Campagne und war adelig. Der Name ist eine Beschreibung seine Wappens. Es gibt einige wenige Dokumente, die auf seine Verbindungen mit den Tempelrittern hinweisen, denen er 1212 ein Stück Land verkaufte - und mit dem späteren König Ludwig VIII (1187-1226), der ihm eine Geschenk machte.

    Ferner wird vermutet, daß er der Lehrer von Thibault de Champagne gewesen sei

    Allgemein wird von einer Verbannung aus der Champagne ausgegangen, denn er fand dann in der Bretagne Asyl.

    Natürlich muß man mittelalterliche Musik mögen um die Werke geniessen zu können. Das vielgelästerte Internet bietet hier eine ziemliche Palette seiner Werke mit unterschiedlichen Interpreten und Ensembles - Aufnahmen die auf keiner CD zu finden sind - eigentlich erstaunlich....




    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !