Mozart: Sinfonien


  • Salut,


    fast schon als geflügeltes Wort kann hier im Forum gelten:


    Durch Pius Antwort im Thread "Haydns Sinfonie Nr. 104 - Londoner" angeregt, möchte ich heute diesen Thread über Mozart's "andere" Sinfonien starten.


    Gemeint sind alle bekannten und unbekannten Sinfonien Mozart's, außer den vier "großen" letzten [KV 504, 543, 550, 551], die bereits teilweise eigene Threads haben und soweit noch nicht - welche verdienen.


    Ein kleiner Anzeiz ist im obigen Zitat bereits enthalten. Besonders möchte ich auch noch die Sinfonie D-Dur KV 186b [202] hervorheben, von mir "Triller-Sinfonie" genannt wegen der markanten polyphonen Triller aller Instrumente im ersten Satz.


    Ich selbst besitze natürlich alle Sinfonien Mozarts, in Klang und Text. Im Rahmen der Complete Mozart Edition wurde mir einfach die Gesamteinspielung der Academy of St. Martin in the Fields unter Sir Neville Marriner untergejubelt. Etwas wenig abwechslungsreich, aber insgesamt [einzeln gehört] sehr gut gelungen.


    Welche "anderen" Mozart-Sinfonien mögt und hört Ihr - und wer spielt für Euch? Wer mag, darf auch seine Wahl begründen!


    Viel Spaß und
    liebe Grüße
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Meine Lieblinge sind die "Prager" und "Linzer". Besitze nur die Aufnahme von Marriner/St.Martin in the fields und bin mit der Aufnahme recht zufrieden auch wenn er mir ein bisschen zu weit vom Notentext weggeht. Aber man muss auch sagen das die ganz frühen Sinfonien bereits vor Leben und Energie nur so strotzen. Sie sind zwar, formal, nicht auf den Niveau einer Haydn-Sinfonie aber vom Einfallsreichtum und Phantasie schon beinahe auf diesem Level.

  • Salut,


    die "Prager" KV 504 gehört nicht hierher. ;)


    Die "Linzer" KV 425 gilt für mich als die "kleine Jupiter", so wie KV 183 die "kleine g-moll" genannt wird. Klingt doch das Allegro des ersten Satzes bereits an das "Credo" an... jedenfalls ist sie die letzte in der Reihe vor den "vier Großen" Sinfonien - dawischen liegt eine ziemlich groß angelegte Schaffenspause in diesem Genre.


    Liebe Grüße
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Mein lieber Ulli....


    Daß der gemeine Mensch nur die letzten drei Sinfonien Mozarts kennt, davon kannst du vielleicht im realen Leben ausgehen (wenn man da überhaupt etwas kennt, was über die Anfangstakte der "großen g-moll" hinausgeht) - hier im Forum kennt man sich ja wohl ein bisschen besser aus!!!!! aber dein Kalkül war ja sicher die Provokation, daß man auch fleissig antwortet.


    Die Haffner und Linzer Sinfonie mag ich sehr und höre sie oft, aber auch die vielen anderen Sinfonien, ab Nr.25 hat man unbedingt kennenswerte nette Sinfonien. Aber auch schon die Sinfonie Nr.1 (KV16) besticht durch zum Beispiel das beispiellos ungewöhnliche (fast dummdreiste :D )Hauptthema des ersten Satzes. In einer anderen frühen Sinfonie (ich konnte sie gerade nicht ermitteln) hast du schon das Fugenthema der Jupitersinfonie in einem langsamen Satz, interessant genug!



    Gruß, Markus


    (die sehr frühen Sinfonien besitze ich in der Telarc-Aufnahme mit dem Prager Kammerorchester unter Sir Charles Mackerras: preiswert und empfehlenswert, die mittleren Sinfonien habe ich mit Harnoncourt/Concertgebouw (Teldec) und alle späten und lieblingssinfonien habe ich sowieso in gaanz vielen Aufnahmen (Bernstein, Walter, Klemperer, Szell, Wand, ...)

  • Salut, Markus!


    Die Anfangstakte der "großen g-moll" sind ja meist unter dem Titel "Die kleine Nachtmusik" von Beethoven bekannt. :D


    Du meinst das "Credo"-Thema, welches ebenfalls in der Sinfonie Nr. 1 KV 16 im 2. Satz [Andante, T. 7-10] in den Hörnern vorkommt? Auch in der Sinfonie B-Dur KV 45b erscheint das "Credo" in den Takten 25-28 in den Bässen. Der vierte Satz des Quartett's KV 387 G-Dur bringt das Thema ebenfalls, jedoch leicht abgewandelt. Es gibt zahlreiche Beispiele dafür. Die romantisierende Mozartliteratur sagt, so schließt sich der Kreis...


    Im Übrigen würde ich Dir zustimmen, jedoch bereits ab der Sinfonie Nr. 24 B-Dur [KV 182 = 173dA], die mir auch sehr am Herzen liegt. Besonders, weil man sie so leicht aus der Partitur auf dem Klavier "produzieren" kann...


    Die Haffner-Sinfonie hat übrigens Johann Christian Bachs Sinfonie D-Dur op. 18 Nr. 4 zum "Vorbild": Das Anfangsthema ist quasi identisch... ein Hörvergleich lohnt sich: Wer ist besser?


    Liebe Grüße
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Hallo!


    Mozarts Sinfonien gehören zu den grossen Meisterwerken der Symphonik!! DArüber sind wir uns, hoffe ich, einig!


    Besonders gut gefallen mir: Die Jupitersymphonie (ich weiss ich dürfte nicht)


    KV 201 mein erster Kontakt mit Mozart, ich liebe sie immer sehr, verbinde sehr schöne Erinnerungen mit diesem Stück (vor allem 2. Satz)


    Die Linzer (in Anbetracht, dass sie "zwischendurch geschrieben wurde" noch bemerkenswerter


    KV 45 später als Ouvertüre der "Finta semplice" bekannt. der junge Mozart at his best


    KV 388, KV 543, KV 181, KV 297 vor allem die Finalsätze


    Und die Symphonie KV 182. Ein Mozart mittleren Alters, unbedingt hörenswert.


    Mfg Joschi

  • Zitat

    (ich weiss ich dürfte nicht)


    :yes:


    KV 543 auch nicht...


    :yes:


    Mal was anderes: Kann man bei diesen "anderen" Sinfonien Mozart's überhaupt von Symphonik sprechen?


    sans, souci
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Salut,


    hm - Sinfonik bzw. Sinfoniker ist wohl ein Begriff, der erst lange nach Mozarts Tod entstanden ist und vielleicht eher auf andere Komponisten zutrifft, deren Werke quasi programmatisch eine Geschichte oder ein Idyll erzählen. Meinst Du nicht? Unzweifelhaft ist Mozart ein Sinfoniker im Sinne einer Person, die Sinfonien komponiert hat.


    Als rein technische Unterscheidung zwischen Sinfonie, Divertimento, Serenade usw. ist wohl auf die Anzahl bzw. Zusammensetzung der Sätze, teilweise die Besetzung abzustellen. Der "musikalische Apsekt" spielt hier weniger eine Rolle, weshalb ja einige Serenaden Mozarts in verkürzter Form auch als Sinfonie durchgehen, ohne dass es jemals jemand merken würde.


    Viele Grüße
    Ulli

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  • Hallo!
    Zeit, daß sich der "Schuldige" hier mal äußert. Wer hätte gedacht, daß man hier so auf seine Formulierungen achten muß.... 8o
    Mir rutschen wohl häufiger als anderen hier wertende Äußerungen nicht über Interpretationen von Werken sondern über Werke selbst raus. Wie gesagt, ich bin kein Experte. "Erst selber besser machen" heißt es in solchen Fällen gerne. Ich kriege wahrscheinlich keinen einzigigen Takt hin, der so gut ist wie bei Mozart.
    Ich habe mir gestern seit langem wieder mal die D-dur KV 297 angehört, übrigens auf einer ganz neu gekauften CD mit Mackerras, nachdem Markus sie oben empfohlen hatte.
    Schönes Werk, schöne Aufnahme. :yes:


    Zu der anderen Frage: Wo Symphonie drauf steht, das ist auch erst mal als Symphonik zu betrachten. Diese kleinen, einsätzigen frühen Mozart-Symphonien sind natürlich weit weg von einer Sympnonie a la KV 551. Aber das ist z.B. Mahlers Achte auch, wieder auf eine andere Weise.
    Mozart ist also auf jeden Fall ein Symphoniker. Aber einer, der verschiedene formale Typen von Symphonien unter seinen Werken hat.
    Viele Grüße,
    Pius.

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  • Zitat

    Diese kleinen, einsätzigen frühen Mozart-Symphonien


    Salut, Pius,


    also einsätzige Mozart-Sinfonien gibt es nun wahrhaftig nicht. Eventuell meinst Du den italienischen Sinfonie-Stil: Die "klassische" italienische Sinfonia [Ouvertura] ist zumeist dreisätzig [Schnell-Langsam-Sehr schnell]. Der erste Satz kann [muss aber nicht] in den zweiten und der zweiten kann [muss aber nicht] in den dritten fließend - also ohne Pause zwisschen den Sätzen - übergehen, was dem Ganzen eine "Gesamtheit" aufdrückt.


    Dies ist nicht als Kiritk, nur als Ergänzug zu verstehen.


    Beste Grüße
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Hallo, Ulli!
    ...und das nächste Fettnäpfchen, in das ich tappe! ;(
    Du hast natürlich recht! Dabei habe ich die G-dur KV 318 erst neulich gehört... wo wir schon beim Thema sind:
    Dieser Kauf



    vor ein paar Jahren war nicht glücklich.
    Viele Grüße,
    Pius.

  • Zitat

    Dabei habe ich die G-dur KV 318 erst neulich gehört...


    Salut, Pius,


    genau diese war's, die ich im Sinne hatte. Über die "Pariser" Sinfonie D-Dur KV 297 hatte ich übrigens vor geraumer Zeit hier einige interessante Brieffetzen Mozarts zitiert.


    Ich mag Karajan's Mozart auch überhaupt nicht, weil er mir zu "wuchtig" ist, was aber sicherlich bei den späten Sinfonien - um die es hier ja nicht geht - kein Fehler ist.


    Übrigens mag ich auch besonders von den "Frühen" die Es-Dur-Sinfonie KV 161a [184], markant rhytmisch und ein wenig chromatisch im ersten, melancholisch und an den ebenfalls zweiten Satz der Concertante erinnernd im zweiten Satz. Auch in dieser Sinfonie gehen die Sätze in ouvertürenartiger Weise ineinander über: reizvoll, aber trotz der feierlichen Tonart gelingt es Mozart nicht, eine gewisse Traurigkeit in dem Werk zu umgehen.


    bien cordialement,
    Ulli

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  • Zu nennen sind IMO auf jeden Fall noch #28 (KV 200), die zwar nicht ganz so gut wie die kleine g-moll und die A-Dur ist, aber doch zu Unrecht so völlig in deren Schatten steht und die AFAIK letzten in Salzburg komponierten Sinfonien 32-34, die fast auf der Höhe der späten stehen (für die zuerst dreisätzig konzipierten 33 und 34 gibt es nachkomponierte Menuette, die nur bedingt passen, aber oft auf CDs eingefügt werden).
    Auch ich schätze die dramatische, knappe frühe Es-Dur-Sinfonie IIRC #26), die als Beispiel für den sinfonia-typ genannt wurde, sehr.


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Also ich schätze die Einspielungen von Jaap ter Linden sehr, mit der Mozart Akademie Amsterdam.



    Allerdings bin ich was Mozart anbelangt noch Anfänger und muß wohl auch noch eher die bekannteren Sinfonien als meine Lieblinge angeben.


    Daneben natürlich die Sinfonie No. 25 KV 183 in g-moll


    Interessanter als diese Sinfonien finde ich jedenfalls die sogenannten "Salzburger Symphonien"


    KV 133 / KV 114 / KV 130 / KV 134 / KV 199
    KV 136 / KV 137 / KV 138 - das sind die welche ich bisher kenne und besitze.


    Aber irgendwie verliert man da schnell den Überblick ich werde jedenfalls auch versuchen im Laufe meines Lebens alle Symphonien von ihm zu ergattern...

  • Zitat

    Daneben natürlich die Sinfonie No. 25 KV 183 in g-moll


    Das ist mir von den "frühen" Mozart-Symphonien auch die Liebste!


    Sie hat einen geradezu unwiderstehlichen rhythmischen "Drive" und steht als Moll-Symphonie (neben ihrer "großen Schwester" der Symphonie Nr. 40 KV 550) quasi als etwas besonderes da - allein schon wegen ihrer Tonart.


    Eigentlich schade, dass Mozart außer diesen beiden nicht noch weitere Symphonien in Moll komponiert hat... wer weiß, was da noch alles gekommen wäre?!


    Allerdings wären die beiden g-Moll-Symphonien so gesehen dann ja nicht mehr ganz so etwas besonderes ... ;) :]

    "Es ist mit dem Witz wie mit der Musick, je mehr man hört, desto feinere Verhältnisse verlangt man."
    (Georg Christoph Lichtenberg, 1773)


  • Man muß sich klarmachen, dass Mozart in seiner Zeit in Wien (also in den 10 Jahren von 1782-91) nur 6 Sinfonien geschrieben hat, davon die ersten drei als "Gelegenheitswerke". Dabei ist allerdings die "Prager" IMO gewiß ebenso dramatisch wie die Mollsinfonien, die Haffner und Linzert eher festlich-extrovertiert. Nur die drei von 1788 sind "systematisch" komponiert wie Haydns Pariser oder Londoner. Aber auch wenn er mehr reife Sinfonien komponiert hätte, käme vermutlich maximal auf 5-7 Sinfonien eine in Moll.
    Der "Haydnsche" Standard bei Streichquartetten ist ein Moll-Werk pro Sechserpack, oder auch mal eins von dreien (bei Trios oder Sonaten). Ob Mozart es ähnlich gehalten hätte, weiß man nicht: Bei den 6 Haydn gewidmeten Quartetten paßts. Im Falle des d-moll-Klavierkonzerts, des g-moll-Klavierquartetts und des g-moll-Quintetts, gibt es jeweils ein "Schwesterwerk" in Dur. Die drei preußischen Quartette sind alle in Dur, allerdings meine ich mal gehört zu haben, dass das auch 6 hätten werden sollen.
    Abgesehen davon, dass ich den Faktor Dur-Moll für gar nicht so signifikant halte, wird da bei Mozart auch etwas übertrieben mit der angeblichen Seltenheit der Mollwerke. Wenn man Mozarts Werke ab ca. KV 300 oder so nimmt und Haydns Werke ab 1775 wird man in beiden Fällen wenige Moll-Werke finden. Bei den Sinfonien z.B. bei Mozart 1/9 bei Haydn 78, 80, 83 und 95, also 4 von ca. 30. Dazu kommen allerdings Mozart zwei Klavierkonzerte in Moll, die Bläserserenade und die schon genannten Kammermusikwerke von beinah sinfonischer Dimension, zu denen es bei Haydn kaum Entsprechungen gibt. Wenn man also nicht nur auf Zahlen schaut, sondern die Reife, die Dimension und das Gewicht der Werke berücksichtig, liegt Moazrts im Trend. Es scheint also auch ein bißchen an der Zeit zu liegen (bei den Barocksammelwerken ist der Dur-Moll-Anteil ca. 50-50, aber da ist moll, wie ja schon in anderen threads gesagt wurde, nicht so klar dramatisch-tragisch u.ä. konnotiert wie später. Bachs a-moll-Partita ist ein eher humorvolles, verspieltes Stück)


    viele Grüße


    JR

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  • Zitat

    Abgesehen davon, dass ich den Faktor Dur-Moll für gar nicht so signifikant halte, wird da bei Mozart auch etwas übertrieben mit der angeblichen Seltenheit der Mollwerke.


    Stimmt schon - irgendwie wird das mit den "Mozart-Moll-Werken" wohl auch deshalb überbewertet, weil es


    a) eben längst nicht so viele davon gibt, wie Werke aller Gattungen in Dur und


    b) diese Moll-Werke, wie eben die "Große" und "Kleine" Sinfonie in g-Moll, oder die beiden Klavierkonzerte, die c-Moll-Messe oder das Requiem in d-Moll oft eben ganz besonders berühmte, beliebte und bedeutende Werke in Mozarts Oeuvre darstellen.


    Das weckt unter diesem Aspekt natürlich den Wunsch nach "Mehr" in Moll ;)


    Aber natürlich ist die Angabe z. B. einer Sinfonie in B-Dur ja zumindest teilweise irreführend, weil ja nie das gesamte Werk in dieser (Dur-) Tonart steht, sondern es dann ja häufiger vorkommt, dass z. B. der oft vernachlässigte 2. Satz eines solchen Werkes dann in der parallelen Moll-Tonart steht und dann auch mal ganz wundervoll in g-Moll rüberkommen kann...
    Das geht natürlich unter, wenn man sich allein nach der Grundtonart-Angabe eines Werkes richtet!
    So gesehen gibt es dann doch noch eine ganze Menge mehr Mozart-Musik in Molltonarten, als ohnehin schon - z. B. auch bei den Klavierkonzerten!

    "Es ist mit dem Witz wie mit der Musick, je mehr man hört, desto feinere Verhältnisse verlangt man."
    (Georg Christoph Lichtenberg, 1773)


  • Stimmt, aber gerade die beiden genannten geistlichen Werke stehen ja auch aus anderen Gründen vereinzelt da, weil es die einzigen großformatigen Werke dieser Gattung aus Mozart letzten 10 Jahren sind.
    Und gerade durch ihr Gewicht machen sie in gewisser Weise ihre geringe Zahl wett, der Ansicht bin ich ja auch.


    Zitat


    So gesehen gibt es dann doch noch eine ganze Menge mehr Mozart-Musik in Molltonarten, als ohnehin schon - z. B. auch bei den Klavierkonzerten!


    Ulli hat ja irgendwo eine Aufzählung gegeben. Ein interessanter Fall ist noch eine Violinsonate in G-Dur (KV 379?), die zwar mit einer ausgedehnten Einleitung beginnt, der eigentliche Hauptsatz steht aber in Moll (so ähnlich wie Beethovens Kreutzersonate, nur ist Mozarts Einleitung viel länger und selbständiger), m.E. eine der besten Violinsonaten.
    In den bekannten Sinfonien steht komischerweise kein langsamer Satz in Moll (oder?); ein beeindruckendes andante findet sich allerdings in der "Posthornserenade" KV 320.


    viele Grüße


    JR

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  • Salut,


    auf geht's:


    KV 16, 2. Satz: c-moll
    KV 22, 2. Satz: g-moll
    KV 96, 2. Satz: c-moll
    KV 184, 2. Satz: c-moll


    finito.


    Wenn man es penibel nimmt, gehören auch KV 320 und 250 dazu. Serenaden wurden damals auf Sinfonien verkürzt und auch so bezeichnet. In KV 320 findet sich ein melancholisches Andantino in d-moll, in KV 250 ein energisches Menuett in g-moll.


    Wie steht's mit der Sinfonia Concertante? Meiner Meinung nach gehört sie eher in die Kategorie der Solokonzerte, aber auch hier ist der 2. Satz c-moll.


    Trés amicalement
    Ulli

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    (Vincenzo Geilomato Hundini)

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  • Den Satz aus der Posthornserenade hatte ich erwähnt (allerdings fälschlicherweise als "andante" bezeichnet). Die frühen Sinfonien hatte ich sowohl übersehen als auch mit "bekannt" nicht mitgemeint.
    Das andante aus KV 543 enthält zwar Abschnitte in moll, steht aber IIRC in As-Dur. Bemerkenswert, dass Mozart hier nicht wie in vielen andern Es-Dur-Werken einen langsamen c-moll-Satz gemacht hat...


    Zitat


    Wie steht's mit der Sinfonia Concertante? Meiner Meinung nach gehört sie eher in die Kategorie der Solokonzerte, aber auch hier ist der 2. Satz c-moll.


    Meiner Meinung nach auch; der war mir jedenfalls bewußt, dachte aber, der sei schon erwähnt worden, da das ja wie der ähnliche Satz aus KV 271 ein sehr bekanntes(und selbstredend großartiges) Stück ist.


    viele Grüße


    JR

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  • Hallo Ulli,


    auf Dich ist Verlass - danke für die pormpte Zusammenstellung, ich werde gleich mal die betreffenden Sinfonien anhören und die Wirkung der darin befindlichen Moll-Sätze "testen".


    Ich bin zwar überrascht, dass es bei über 40 Sinfonien dann doch "nur" so wenige Moll-Sätze gibt - aber immerhin: Damit hat sich die Zahl der ach so gesuchten Mozart-Moll-Sinfonien ja schon etwas erhöht ;)


    An anderer Stelle wurde meines Wissens die Diskussion ja auch über seine Klavierkonzerte geführt und da haben sich ja dann auch noch ein paar zweite Moll-Sätze gefunden.


    Ansonsten: Es schmälert den Genuss einer Mozart-Sinfonie ja gottseidank nicht, wenn mal nix mit Moll erklingt :)



    Ach ja:

    Zitat

    in KV 250 ein energisches Menuett in g-moll.


    Dieses Menuett finde ich ziemlich witzig, da der Anfang in meinen Ohren immer wie die Moll-Fassung des Volksliedes "Im Märzen der Bauer die Rösslein einspannt" klingt :wacky:

    "Es ist mit dem Witz wie mit der Musick, je mehr man hört, desto feinere Verhältnisse verlangt man."
    (Georg Christoph Lichtenberg, 1773)

  • Diesen Thread werde ich ab jetzt öfter zutexten, denn gerade die frühen Sinfonien habe ich neu für mich entdeckt.


    Da ich bisher nur durch die Ter Linden Aufnahme einen kleinen Einblick hatte, der mich nicht sonderlich fesselte, hielt ich mich zurück.
    Denn ich empfand diese Sinfonien als langweilig, durchschnittlich und zu Recht in die Ecke gestellt.


    ja, ja was eine Interpretation doch ausmachen kann.


    Durch die Hogwood Aufnahme bin ich geradezu in Euphorie geraten, als ich die ersten CD's einlegte. Mich interessiert jetzt weniger ob es am Ende eine Symphonie ist, die gar nicht von Mozart stammte, oder gar eine Fälschung ist.
    Ich höre sie alle mit Genuss und es spielt keine Rolle für mich, von wem sie letzlich stammt :]


    Und ja es gibt einige Sinfonien die mich immer wieder in ihren Bann ziehen.
    An erster Stelle KV 135 - die ja auch gleichzeitig die Ouvertüre zu Lucio Silla ist.


    Mich fasziniert der Kopfsatz, natürlich ist die ganze Symphonie noch stark im Stil J.Chr. Bachs angelegt, aber vielleicht ist es gerade das.
    Sie hat dieses Flair von Theater, des sich öffnenden Vorhangs.



    ebenfalls gleich angesprungen bin ich bei der "Odense" KV 61a / Anhang 220 in a-moll


    auch "die alte Lambacher" finde ich fantastisch. Oder die Symphonie KV 133 – ach sie sind alle wunderbar.
    Ja Mozart war wirklich ein Genie.


    :faint:

  • Hallo,


    weiß jemand mehr über die "neue Lambach", die ich jetzt auch durch die Hogwood-Integrale kennengelernt habe? Offensichtlich ist sie zwischen Vater und Sohn Mozart strittig. Das Entstehungsdatum 1767 einerseits, der bemerkenswerte Umfang andererseits bei eher flächig-effektvoller Schreibweise spricht wohl weniger für den 11jährigen Amadé.


    Ich gebe zu, mich noch nicht näher damit beschäftigt zu haben, weil ich mir vorstellen könnte, dass es Ulli quasi aus dem Ärmel schüttelt. ... :)


    Besten Gruß, Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Meines Wissens hat die a-moll gar nichts mit Mozart zu tun, die "Neue Lambacher" stammt von Leopold und die "Alte Lambacher" von Wolfgang.


    Peter hat natürlich recht, ich habe es nochmal unabhängig nachgeschlagen. Die a-moll "Odense" gilt als unterschoben, Autor unbekannt.


    :hello:


    JR

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  • Zitat

    Original von WolfgangZ
    weiß jemand mehr über die "neue Lambach", die ich jetzt auch durch die Hogwood-Integrale kennengelernt habe? Offensichtlich ist sie zwischen Vater und Sohn Mozart strittig. Das Entstehungsdatum 1767 einerseits, der bemerkenswerte Umfang andererseits bei eher flächig-effektvoller Schreibweise spricht wohl weniger für den 11jährigen Amadé.


    Lieber Wolfgang,


    wenn Du vorab mit mir vorlieb nimmst...


    Die beiden Lambacher Sinfonien sind schon deshalb interessant, weil die Zuschreibung zu Vater und Sohn so lange strittig war. Von den Stilmerkmalen war also keine so eindeutig, dass sich eine eindeutige Zuordnung vollziehen ließ. Es mussten andere Indizien dazu kommen. Man wusste eben nur, dass die eine Sinfonie vom Vater, die andere vom Sohn Mozart stammt. Für mich bezeichnet die Sinfonie die "Überholstelle" - da wo Wolfgang Leopold erreicht hat, um dann an ihm "vorbeizuziehen".


    Inzwischen ist geklärt, welche Sinfonie von wem ist. Das Autograph ist aufgetaucht, auf dem in Leopold Mozarts Schrift ein "di Wolfgango Mozart di Salzburgo à la Haye 1766" vermerkt ist. Die "Alte Lambacher Sinfonie" KV 45a ist von Wolfgang, die Neue Lambacher Sinfonie G 16 von Leopold Mozart.


    LG Peter

  • Hallo, Peter!


    Vor allem für die Promptheit der Antwort, die nur jemand bieten kann, der nicht erst lange nachschlagen muss, herzlichen Dank! :)


    Ich bin jetzt nicht der Kenner, obwohl ich bei Alfred Einstein und in irgendeiner kopierten Köchel-Liste schon gerne blättere und die Klavierkonzert-Nummern auswendig herbeten kann. :beatnik:


    Ist halt alles auch eine Zeitfrage ;( !


    Wenn wir schon dabei sind: Was hat es bei der Konkordanz mit K1 und K6 auf sich, vereinzelt kommt auch eine andere Zahl vor. Sind das Auflagenetikettierungen?


    Besten Gruß, Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Zitat

    Original von WolfgangZ
    Wenn wir schon dabei sind: Was hat es bei der Konkordanz mit K1 und K6 auf sich, vereinzelt kommt auch eine andere Zahl vor. Sind das Auflagenetikettierungen?


    Lieber Wolfgang,


    es handelt sich um die unterschiedlichen Auflagen des Köchelverzeichnisses (KV), wobei einem dann hin und wieder die angloamerikanische Schreibweise (K) dazwischen kommt. Ich habe das Köchelverzeichnis in einer elektronischen Form (auf der für jeden Mozartfreund empfehlenswerten CD-ROM Nr. 130 der Digitalen Bibliothek: Wolfgang A. Mozart. Leben und Werk) und einer gedruckten, in der auch eine Konkordanz abgedruckt ist.


    Meine Erfahrung deckt sich mit dem Artikel bei Wikipedia


    http://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%B6chelverzeichnis


    nämlich, dass im praktischen Gebrauch die Bezeichnung des K 1 immer noch Geltung haben, K 6 eher für den akademischen Gebrauch ist. Haufig findet man inzwischen in Klammern abweichende Nummern von K 6 nach der normalen Nennung.


    Die Abweichungen kommen von neu entdeckten Werken, die chronologisch eingeordnet werden, bzw. von Werken, deren Authentizität heute anders beurteilt werden als in K 1.


    Liebe Grüße Peter

  • Zitat

    Original von WolfgangZ
    Wenn wir schon dabei sind: Was hat es bei der Konkordanz mit K1 und K6 auf sich, vereinzelt kommt auch eine andere Zahl vor. Sind das Auflagenetikettierungen?


    Salü,


    es sei auch hierauf verwiesen:


    Die Großen Werksverzeichnisse


    :hello:


    Ulli

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    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Dank an Peter und Ulli für die höchst interessanten Informationen.


    (Das mit Fugato würde mich auch interessieren; hatte mit dem Kollegen schon interessanten Austausch .......)


    Und jetzt geht`s in der Hogwood-Deutung nach erstmals der pointierten kleinen g-moll an erstmals KV 201 mit den Oktavschwüngen. Freu mich schon!


    :hello:


    Beste Grüße, Wolfgang

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