Buhrufe für die Regie - eine "Endlose Geschichte"

  • Da die Regiethaterthreads anscheinend die höchste Aufmerksamkeit - innerhalb und ausserhalb des Forums erlangen - selten bin ich so beschimpft und verunglimpft, verleumdet und verbal bespuckt wurden, wie gerade in diesem Zusammenhang - starte ich eine weitere Serie zu diesem Thema.


    Daß wir mit unserer Kritik eine Marktlücke füllen ergibt sich allein aus den Reaktionen:


    Verbindungen mit sämtlichen gewesenen gegenwärtigen und zukünftigen faschistoiden Regimes wurden mir angedichtet, ja sogar
    Kommunismus und Stasi fehlen nicht in dieser Palette


    Unfd gelegentlich wurde sogar der Ruf lauf , man möge das Tamino Forum "endlich vom Netz nehmen"


    Wenn das kein Erfolg ist ?



    Auf Lorbeeren darf man sich nicht ausruhen, zudem möchte ich gerne zeigen, daß der Trend gegen das Regietheater ein allgemeiner ist und daher habe ich mir heute ausnahmsweise einen Slogan ausgeborgt, der als Überschrift der Stuttgarter Zeitung (online) prangt


    Hier können in loser Reihenfolge - entgegen meinen sonsitgen Intentionen - Links auf Online Zeitungsartikel in ganz Deutschland und Österreich gesetzt werden


    Man kann (dezent !!) kommentieren- es ist aber nicht erforderlich.


    http://www.stuttgarter-zeitung…-buhs-fuer-die-regie.html


    Da die Zeitungen Links nach einiger Zeit vom Netz zu nehmen pflegen,
    bitte ich um Verständnis, wenn mit der Zeit diese Links ins Blinde zielen - vielleich also aus dieser Sicht doch wenigstens ein kurzes Zitat (Möglichst nicht länger als 3 oder 4 Zeilen) um den Zusammenhang auch nach längerer Zeit zu gewährleisten...


    Zitat

    Bieitos "Parsifal" spielt – das ist nicht ganz neu, aber eindrucksvoll – in einer Endzeit, nach einer Katastrophe. Alles zerfällt: Gesellschaft, Natur, eine Hochstraße endet im Nichts.


    Wie treffend !!



    mfg aus Wien

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !




  • Lieber Alfred und Taminoeaner/innen


    Das Glück hat dem TAMINO-Forum und seinem Gründungsvater das Leben in seiner ganzen Vielschichtigkeit und Widersprüchlichkeit geschenkt.....was auf Deutsch heißt:


    Auch wenn der Boss gegen das Regietheater schimpft und schelt
    Dies noch lange nicht für das Forum als Ganzes gelt.
    Die Meinungen der Taminoeaner/innen sind differenziert
    Was trotz mancher Träne nicht mal den "Boss" geniert
    HAU DRAUF und Rundumschläge müssen der Sache wegen
    In jedem im Kampf für das CREDO wohl öfter sein
    Doch auf TAMINO schränkt das die Meinungsvielfalt nicht ein.
    Argumente und Zitate findet jeder für seinen Kampf
    Denn das Schöne ist, in der Folge macht die Opposition
    Im eigenen Lager jetzt RICHTIG Dampf
    So zeichnet also der große Blätterwald bei Biextos PARSIFAL
    Je nach Weltanschauung des Schreibers
    Die Katastrophe in der ALLES zerfällt
    Doch die Mehrheit der Journalisten
    Sieht in diesem PARSIFAL die Philosophie
    Und unermeßliche Kompliziertheit der Welt
    Die der Spanier in seiner genialen Inszenierung erzählt
    Und ganz subjektiv füge ICH hinzu
    Es ist UNSER Wahnsinn am Beispiel des Grals erhellt
    Der PARSIFAL und die WELT zusammenhält.



    Gruß................."Titan"

  • Gut gedichtet,
    wenngleich das Problem nicht gerichtet,
    wobei allerdings durchaus die Frage ist,
    wer denn hier die Problemschwere mißt -


    Bin ich es doch ziemlich leid,
    und zwar ganz ohne Freud´,
    dauernd vom R-Theater zu lesen,
    und daß an dessen Wesen die Welt nicht habe zu genesen-


    doch wird sie auch nicht werden kränker,
    also, laß, Alfred, sein das Gestänker.


    Solange im Theater geführt wird Regie,
    und Bretterbuden bilden die Bühne,
    und gesucht wird eine Idee, eine kühne,
    zu zeigen die Welt, wie sie nicht ist,
    aber sein könnte, wenn "Spinner" Du bist,
    oder auch nur ein verkanntes Genie...


    sei, Alfred, etwas mehr tolerant,
    und berenn´ nicht immer ´ne Gummiwand!

  • Ich meine, dass die Diskussionen pro und contra Regietheater und werkgetreuer Inszenierung genau hier in unserem Tamion-Forum geführt werden müssen. Wo denn sonst?
    Wir sollten uns nur vor Pauschalaussagen. wie z. B :
    "Traditionelle Inszenierung gleich langweiliger, veralteter Kram" oder
    "Regietheater gleich unerlaubter, unsinnig entstellender Blödsinn" hüten. Die Substanz und Qualität unserer notwendigen Auseinandersetzung könnte noch steigen, wenn wir uns mehr auf die sachlichen Argumente in der Meinung des Diskussionspartners konzentrieren und alle persönlichen Angriffe unterlassen würden. Ich spekuliere auch über das Alter der Wortführer der einzelnen Parteien nach. Wenn es zutrifft, das die Befürworter radikaler Erneuerung die jüngeren Taminos sind und die Traditionalisten die älteren Semester repräsentieren, wäre dies ein interessanter weiter erhellender Aspekt in unserer Diskussion. Es wäre zwar ein demographisch verständliches Phänomen, welches ein bezeichnendes Schlaglicht auf unsere Diskussionen im Thread " Gibt es bei Tamino einen Generationenkonflikt?" werfen würde.
    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!


  • Lieber Operus und Taminoeaner/innen


    Operus Du bringst die ENDLOSE GESCHICHTE auf den Punkt, es geht eigentlich vorallem um Versachligung der Diskussion..............wenn denn die Intention des Verfassers/Gründer des THREADS in diese Richtung zielt.


    Die Meinung von Alfred, sein Feldzug zur Bewahrung einer konventionellen Aufführungspraxis find ich legitim. Ich habe allerdings den Eindruck, daß ihm die Rekrutierung "Gleichgesinnter" ein besonders wichtiges Anliegen ist. Einen "Feldzug" kann man man bekanntlich nicht alleine führen und alleine gewinnen kann man diesen schon gar nicht.


    Die Grenzen zwischen "Musiktheater" / "Regietheate", "modernerr" oder "konventioneller" Inszenierung sind ja nicht nur fließend und durchlässig, sondern das Produkt eines Regisseurs/Regisseurin (egal welcher "Richtung") gilt es doch zu diskutieren.


    Mein "Prägungsmuster", also mein persönliches CREDO ist die Offenheit JEDER Regie gegenüber....deswegen fühle ich mich insgesamt beim "Modernen Musiktheater" wohler , da es tendentiell mehr Herausforderungen und andere oder neue Sichtweisen gibt.


    Bis heute ist meine Lieblingsinszenierung des Don Giovanni eine eher konventionelle von Heinz Hollmann. Das ist dreissig Jahre her (!) und ich sehe die wichtigen Szenen vor meinem geistigen Auge (!)....denn die Personenregie war durchgängig stimmig.


    Wenn ich offen für neue Sichtweisen eines Opernstoffes bin, kann mir die Lesart trotzdem nicht gefallen, die Personenregie könnte trotz guter Ideen zu kurz gekommen sein....etc etc


    Lieber Operus, >>das Alter der Wortführer der verschiedenen Parteien<< spielt meiner Meinung nach eher keine Rolle.
    Ich zumindest, bin etwas älter als Alfred............
    WAS gehört zum Einzelnen, welche Wertehaltungen zeichnen ihn aus , welche Persönlichkeitsstruktur ist ihm eigen....etc....DAS sind einige wichtige Faktoren die unsere subjektive Sichtweise / unseren "Geschmack" mitbestimmen.


    Es ist wie beim Fußball:
    Quer durch alle Klassen und Rassen,
    kann mann ihn mit zwanzig oder Achtzig
    richtig lieben oder einfach nur hassen.


    Gruß.................."Titan"


  • Also dazu kann ich nur folgendes sagen: Ich bin 24 und überzeugter Staubi.
    Meine Bekannten, die etwa in meinem Alter sind, sind ebefalls überwiegend entschiedene Gegner des Regietheaters.
    Besonders in Erinnerung blieb mir dabei ein Gespräch mit einer opernbegeisterten Kommilitonin, die mir erzählte den aktuellen Münchner Don Giovanni ertragen zu haben. Mit grossem Unverständnis berichtete sie von den völlig sinnlosen und sinnleeren Provokationen dieser Produktion.
    Besonders störte sie sich auch alleine an der Tasache, dass das ganze wiedereinmal ohne den geringsten ersichtlichen Grund in die Gegenwart verlegt wurde.
    Für mich persönlich muss ich sagen, dass ich nicht grundsätzlich gegen eine modernere Inszenierung bin, wenn diese auf einer sinnvollen Auseinandersetzung mit dem Werk beruht, auf sinnlose Provakationen verzichtet und das ganze optisch in angemessenem Rahmen (Bühnenbild) stattfindet.
    Leider ist es aber so, dass 99% aller Regietheater-Inszenierungen meine Anforderung diesbezüglich nicht erfüllen und deshalb meine Besuche in "überzeugenden" Regietheater-Aufführungen an einer Hand abzählbar sind :D.

  • Meine Lieben,


    Sogar in Gedichtform habt Ihr geschrieben ! :)


    Ursprünglich wollte auch ich in dieser Form antworten, launig und in Versen, bis mir auffiel, daß ich auf diese Art den Inhalt der Form opfern würde. So bin ich letzlich doch bei der guten alten Prosa geblieben....


    Ich möcht nur rasch einige Punkte erörtern, bzw auf einige Punkte Euerer Mails antworten:


    Zitat

    Auch wenn der Boss gegen das Regietheater schimpft und schelt
    Dies noch lange nicht für das Forum als Ganzes gelt.
    Die Meinungen der Taminoeaner/innen sind differenziert
    Was trotz mancher Träne nicht mal den "Boss" geniert


    Hier ist schon vieles - wenn auch nicht alles -in groben Zügen gesagt.


    Natürlich ist meine Campagne gegen das Regietheater eine "private"-
    und keine "forenoffizielle"
    Ich nehme mir einfach frech das Recht heraus
    (das mir manche nicht zubilligen - vorzugsweise Mitglieder der Vergangenheit)
    zu sagen und zu schreiben was ICH mir denke.
    Natürlich habe ich hier mit dem Forum ein Instrument in der Hand,
    das mir die "Macht" gibt zu schreiben was ich will - unbehindert von jeglicher "Modernisierungsmafia" die ja ihre Finger auch in den Medien hat und kritisch Leserbriefer a priori abfängt,
    aber ich habe auch konträre Meinungen zu diesem Thema stets zugelassen - und das natürlich nicht ohne Hintergedanken.


    Der Unterschied von TAMINO gegenüber den bekannten sonstigen Medien ist ja der, daß hier AUCH (und NICHT NUR . wie oft behauptet wird) Regietheatergegner zu Worte kommen.
    Das ist- bzw war - in den "herkömmlichen" Medien bisher niocht üblich - bzw wurden ausgewählte Briefe zwar gelegentlich veröffentlicht, aber man versucht deren Schreiber lächerlich zu machen.


    Allmählich setzt - unübersehbar - eine Trendwende ein.
    Die Gesellschaft ist im Wandel begriffen und setzt - so scheint es mir - wieder auf "konservstive Werte". Das geht bis hin zur "Sparbuchwerbung" der Banken etc.
    Mit veränderten Werten ist aber - zumindest war das bisher immer so - zugleich auch ein Wechsel des ästhetischen und Kunstgeschmacks verbunden.
    In solchen Zeiten gibt es dann eben ein Tief für jene die den herrschenden Geschmack für gut befinden und ein Hoch für jene, die ihn immer schon bekämpft haben.


    DIESER Thread hier sollte EIGENTLICH als Gradmesser dienen, zu zeigen wo- und wie eindeutig (oder eben weniger eindeutig) die Ablehnung von derzeit laufenden Inszenierungen oder Premieren - ist.


    Also eine Art "Pressepiegel" zum Thema.


    __________________________


    Zitat

    sei, Alfred, etwas mehr tolerant,
    und berenn´ nicht immer ´ne Gummiwand!


    Hier handelt es sich um eine klassische Fehleinschätzung:


    Der Gründer des Tamino Klassikforums
    als alter verbitterter Mann der erfolglos gegen das Regietheater Sturml läuft,
    belächelt, glücklos und gemieden.


    Ich sehe das natürlich anders
    Das Thema Regietheater interessiert mich sehr wohl
    und ist mir auch ein gewisses Anliegen, keine Frage.
    Wäre meine Aktivität erfolg- und aussichtslos,
    so wären die Reaktionen nicht so heftig.
    Aber das Wichtigste ist:
    Das Interesse an diesem Theme ist gigantisch
    das sieht man an der Einschaltquote.
    Die Themen "Abschreibfehler beim Notenkopieren - wieviel ist noch von Mozart ?" oder "meine liebsten Sätze Schützscher Madrigale" sowie
    "Was ist wenn Sänger während der Winterreise husten müssen"
    haben halt - trotz unbestreitbar hochkarätigen Inhalts - eine geringere Beteiligung - von Mitlesern ganz zu schweigen.


    Regietheaterthreads haben also auch die Aufgabe einer "Lokomotive"
    Sie waren solange gern gesehen , als die Anhänger des Regietheaters hier noch in der Überzahl waren - nun hat sich das Blatt gewendet - und die Befürworter sind frustriert und lesen diese Beiträge mit "Unlust"


    Wer das tut negiere einfach dieses Thema.
    Obwohl es natürlich schade ist.



    In EINEM Punkt war ich übrigens bis dato eher erfolglos, bzw
    erfolgsschwach:


    Ich erhoffte mir neue (künstlerisch konservativ orientierte Mitglieder)
    Das wurde jedoch nicht realisiert, weil "Internet" der Lebensphilopsophie dieser Leute ebenso diametral entgegensteht wie das Regietheater. Und die (realtiv) wenigen, die über eines verfügen woilen sich nicht auf Gespräche mit irgendwelchen "fremdem Menschen" einlassen.


    Das Regietheater konnte sich ja nur auf einem konservativen Nähboden entwickeln dessen Protagonisten so von sich und ihrem Weltbild überzeugt waren, daß ihnen ein anders völlig unrealisierbar - und somit ungefährlich - schien....


    Als wie gesagt.
    In DIESEM Thread VORZUGSWEISE Pressemeldungen (mit Link) zum Thema - Diskussion - ja - aber nur nebenbei.


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Danke, lieber Titan für Deinen ebenfalls zum Sinn der Debatte hinführenden Beitrag.
    Nur unsere Ausführungen sollten trotz allem Engagement keine unkritische Affenliebe und nicht blinder Hass sein. Bei dem Anspruch, den wir an uns und unsere Diskussionen stellen. muss eine begründende Argumentation dazukommen, sonst gleiten unsere Aussagen in rein polemisierende, subjektive Meinungsäußerungen auf Stammtischniveau ab. Übrigens Propagandafeldzüge halte ich wegen ihrer zwangsläufig einseitigen Parteilichkeit auch nicht für erfolgversprechend. Warum diskutieren wir denn? Weil wir einen offenen Gedanken- und Meinungsaustausch über ein existenziell wichtiges Zukunftsthema der Oper führen wollen. Das gelingt nur bei Offenheit und Toleranz gegenüber allen Standpunkten.
    Gott sei Dank gewinne ich den Eindruck, dass wir in jüngster Zeit immer die Gemeinsamkeit zerstörenden Verbalattacken, trotz stark gegensätzlicher Standpunkte, verhindern konnten.
    Für diese Diskussionskultur danke ich allen Beteiligten. Möge sie uns erhalten bleiben und dadurch das Markenzeichen des hohen Qualitätsanspruchs bei Tamino gewahrt bleiben.
    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Zitat

    Original von operus


    Wir sollten uns nur vor Pauschalaussagen. wie z. B :
    "Traditionelle Inszenierung gleich langweiliger, veralteter Kram" oder
    "Regietheater gleich unerlaubter, unsinnig entstellender Blödsinn" hüten.


    Richtig, das sehe ich genau so.
    Auch wenn ich persönlich klassische Inszenierungen bevorzuge, habe ich doch auch schon die ein oder andere moderne Inszenierung gesehen, die gut gelungen war.
    Das wichtigste für mich ist, dass die Inszenierung noch etwas mit der Oper zu tun hat. Das hat sie oftmals leider nicht mehr - und das ärgert mich dann wirklich sehr.


    Meiner persönlichen Ansicht nach sind die klassischen Aufführungen oft authentischer, haben mehr mit der Oper an sich als mit irgendwelchen Ideen eines Regisseurs zu tun, und darum gefallen sie mir einfach besser. Ein Freund von mir, der selber Opernsänger ist, erzählt oft, wie sehr ihn diese modernen Inszenierungen grauen, bei denen er ab und an mitsingen muss.

    Viele Grüße,


    Marnie

    Einmal editiert, zuletzt von Marnie ()

  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt


    Hier können in loser Reihenfolge - entgegen meinen sonsitgen Intentionen - Links auf Online Zeitungsartikel in ganz Deutschland und Österreich gesetzt werden


    Och, für ein paar schöne Sätze zu unser aller Lieblingsthema muss man Tamino nicht mal verlassen :D:



    Gelt ;)?


    :hello:

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  • Guten Abend
    seit heute bin ich Mitglied dieses Forums und bin nach einigem Durchstöbern auf diesen Thread gekommen, den ich gleich sehr interessant fand. Als angehende Sängerin frage ich mich natürlich auch wie es um die Oper in den nächsten 10, 20 Jahren stehen wird, wenn sich demnächst in der Regieführung nichts ändert und weiterhin so wenig für die Begeisterung des jungen Publikums getan wird. Ich kann mich Figarooo nur anschließen, denn auch in meinem Bekanntenkreis, der überwiegend aus jüngeren Leuten besteht, kenne ich eigentlich niemanden, der wirklich vom Regietheater überzeugt ist. Ich persönlich bevorzuge ebenfalls eine konventionelle Inszenierung, obwohl ich mich immer freue, wenn dann mal eine moderne gelungen ist, und man nicht den ganzen Abend mit geschlossenen Augen sitzen musste, um wenigstens die Musik ungestört genießen zu können. Aber leider kommt es viel zu selten vor. Es bleibt nur die Hoffnung, dass die neue Generation von Regisseuren mehr Interesse an der eigentlichen Musik, an dem Wunsch des Komponisten und an den Sängern hat, als an ihrer eigenen Person, und das dieses „ Schockieren wollen“ irgendwann ein Ende hat.


    Viele Grüsse,
    Lousalome

  • Hallo Lousalome,


    noch eine Sängerin hier im Kreise, das freut mich besonders, so langsam werden es mehr....herzlich willkommen.
    :hello:


    Hat sich vielleicht jemand mal in die Rolle des Sängers versetzt, Buhrufe sind Gift für ihn, auch wenn es ihn nicht selber betrifft, doch er muss mit dem Regietheater fertig werden, er kann nicht sagen....in dieser Inszenierung singe ich nicht....

  • Aber doch Musica,Alagna zB. hat in einer Macbethinszenierung in Paris wegen der Inszenierung abgesagt.
    !986 hat Nucci das auch in Hamburg(Rigoletto) gemacht.
    Ich gebe zu ,das es Weltstars leichter absagen können.
    Aber es gibt Gott sei Dank noch Sänger die absagen .


    Grüsse rita

  • Liebe Rita!


    Johannes Schaaf hat damals den Sängern sein Regiekonzept erläutern wollen und sagte, dass alle Männerbünde etwas Faschistisches hätten. Darauf stand Nucci auf, der das wohl falsch verstanden hatte und schrie: Verdi - fascista!?" und ging und war auch durch Liebermann nicht mehr zu beruhigen. Liebermann entließ daraufhin Schaaf, was er immer als großen Fehler angesehen hat, und holte eine Rigoletto - Produktion aus Nürnberg, in der Nucci dann sang.


    Aber im Grundsatz hast du natürlich recht. Nur namhafte Sänger können sich ein Aussteigen aus zweifelhaften Produktionen leisten.


    :hello: Gustav

  • Zum Widerstand von Sängern gegen Maßnahmen von Regisseuren und Intendanten gehört sicherlich auch folgende Episode:
    Es soll zu den unabdingbaren Regeln der Bayreuther Festspiele gehören, dass alle Sänger vor dem Engagement vorsingen müssen. Gottlob Frick hatte sowohl mit Wieland und Wolfgang Wagner weltweit in einer ganzen Reihe von Inszenierungen bereits erfolgreich zusammengearbeitet und war der Meinung, dass beide Festpielleiter ihn als Sänger ganz genau kennen und beurteilen können. Deshalb weigerte er sich standhaft, extra nach Bayreuth zu fahren, um seine Qualifikation für die Festspiele zu beweisen. Dieses konsequente Verhalten verzögerte sein Engagement bei den Festspielen um Jahre. Der Bartion und Frick-Freund Toni Blankenheim wurde dann als erfolgreicher Vermittler eingesetzt. Frick hatte danach die bekannten großen Erfolge bei den Festspielen, obwohl er tatsächlich nicht vorgesungen hat.
    Natürlich erhebt sich auch hier die bereits gestellte Frage, ob ein Künstler, der nicht die Bedeutung und den Rang von Frick besaß, sich diese Konsequenz hätte leisten können.
    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • In den meisten Fällen wirkt sich eine provokative Regie auch auf die Publikusreakion auf die Sänger aus. So gesehen im Essener Rheingold, als die Fricka (die zugegeben keinen tollen Abend hatte) den Unmut des Publikums voll abbekam. Ich finde es immer bemerkenswert, wenn Sänger ohne ihren Gesang darunter leiden zu lassen, zu artistischen Höchstleistungen auflaufen können.
    Der Bariton R. Wielgus hechtete während der Stretta aus Don Giovanni auf einen Kronleuchter um sich dort in Sicherheit zu bringen. Und dabei sang auch noch. Beeindruckend!

  • Es ist in der Tat so, daß die Sänger viel abbekommen, abhängig von den Inszenierungen, in denen man ihnen begegnet.


    Auch wenn ich Frau Nebtrebkow nicht jenen Ausnahmerang zubillige unter dem sie vermarktet wird, so war meiin persönlicher Eindruck auf der "Liebestrank" - DVD doch ungleich positiver, als jener in der Rolle der Violetta bei den Salzburger Festspielen, wo ich die gesamte Inszenierung als Provokation empfan. Siehe hier auch meinen Beitrag vom 8.8.2005 (mein Gott- soo lange ist das schon her, das Forum war ja damals noch fast ein Baby !! Thread Nr 1546 !!)


    Live aus Salzburg "La Traviata" - Eine Nachlese


    Ich habe damals - etwa zeitgleich- in die CD hineingehört - und mit den Größen der Vergangenheit verglichen, wo sie meiner Meinung nach nicht mitkonnte. Eine bombastische Inszenierung im "alten Stil" hätte aber sicher von den (leichten) Defiziten abgelenkt und den Gesamteindruck verbessert.


    mfg
    aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • "[...] solange die Sänger auf der Bühne wissen, welche Oper sie gerade singen [...]"


    Das trifft es ziemlich gut. Es ist schon völlig nachrangig, welche Oper überhaupt gesungen wird. Hauptsache ist offensichtlich diese "tolle" Inszenierung.


    Na dann. :stumm:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Es ist bezeichnend, dass keine negativen Stimmen zu dieser tollen "performance", die "niemals langweilig wird", eingefangen wurden. Mainstream-Spaßgesellschaft at its...worst.

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  • Ja woher sollten die negativen Stimmen denn kommen ?


    Von denen die sich wenigstens öffentlich als "Laien" outen - oder von jenen die aus ihrem Hiersein politisches Kapital schlagen wollen ??


    Ich finde, es bedarf hier keiner kritischen Stimmen -der "Neo-Regisseur" spricht doch ohnenhin für sich selbst. Auf mich macht das Ganze den Eindruck eines Netzwerkes, wo die Protagonisten sich selbst feiernund selbst Gefallen finden an dem was sie tun. Wenn der Bundeskanzeler - er ist ja auch in Sachen politischer Erfolge nicht unumstritten - um es höflich zu sagen - sich als Opernkenner aufspielt - dann ist das eher peinlich.


    Ich habe Probenausschnitte gesehen und den Regisseur stottern gehört - vor Freude natürlich, Er war selig, daß er Anweisungen geben konnte, die dann von anderen befolgt wurden, das Endergebnis war anscheinend hier nicht wichtig. Da erkären Leute das Stück und seinen tieferen Sinn, von denen ich den Eindruck habe, sie hätten mit der Orignalfassung nichts oder nicht viel am Hut.


    Herr Ruzowitzky mag ein guter Filmregisseur sein, das kann und will ich nicht beurteilen - von romantischen Opern jedoch, sollte er meines Erachtens nach besser die Finger lassen.


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • naja, dieses Video lässt mir zu wenig Spielraum für eine Meinung. Viel neues
    habe ich nicht gesehen. Am meisten hat mich der "Stockinger" als Samiel gefreut.
    Ich habe mich mehr über die musikalische Seite aufgeregt, wo einiges sehr stumpf klang - besonders der Chor. Struckmanns Kasper lebte allein aus seiner Erfahrung im heldischen Fach, ansonsten waren die stimmlichen Einbrüche nicht zu überhören.

  • Ich habe ein inzwischen ein wenig recherchiert, Kritiken gelesen.


    Allgemein wird von eher lauem Beifall, von freundlicher Aufnahme , von Mittelmaß, braver Opernregie etc geschrieben, wer will schon einen Regisseur beleidigen, der immerhin einen "Oscar" für Österreichs üblicherweise nicht gerade im Weltinteresse stehenden Kinoszene eingefahren hat ?


    Aber allgemein wird doch zwischen den Zeilen lesbar, daß die Inszenierunge in Wirklichkeit niemandem so wirklich gefällt


    "Weder Thriumph, noch Niederlage", titelte eine Zeitung - unzureichender kann man eine Niederlage gar nicht bemänteln.


    Dabei kommen die kritischen Stimmen offensichtlich gar nicht aus dem Lager der Regietheatergegener. Die haben sich das nämlich offenbar gar nicht angetan, sowas anzusehen.
    Vielmehr war die Realisierung vielen gar nicht radikal genug, man sprach von "braver" Inszenierung, Einfallslosigkeit etc etc..


    Sieht man aber von "professioneller" Kritik mal ab, dann findet man beispielsweise Leserpost, wie jene an den "Standard" aus der ich einen Satz zitiere.
    Es handelt sich um eine Fernsehdokumentation wo vorab der Regisseur sein Konzept zu erklären versucht.


    Zitat

    Was der Mann da abgeliefert hat, das war eine grausame Selbstdemontage von ungeahnter Peinlichkeit. Ahnungslos, dillettantisch, unter Umgehung jesdes graden Satzes stotterte der Regisseur grinsend vor sich hin.


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Habe mal ein paar Kritiken durchsucht und entdeckt, dass dieser Freischütz szenisch wohl wirklich voll daneben gegangen ist bzw nichts aufregendes bietet. Das gleiche habe ich auch beim Ansehen des Videos empfunden. Das Kasper die Flügel von seinem adler hinter sich wirft habe ich schon bei Loriot gesehen. Da war selbst Robert Wilsons Version in Baden Baden im Vergleich dazu ein wahrer Bildersturm.
    So fehlte in Wien wohl den einen der Skandal, den anderen das Konventionelle im Böhmischen Wald? Was bleibt dann noch übrig? Die Musik! Und wenn neben de Billys rythmischen Dirigats und M. Erdmans gutem Ännchen nur noch der teutonisch grölende Kasper gelobt werden kann, dann muss das Gesamtergebnis echt traurig gewesen sein.

  • Ein besonders empfehlenswertes Beispiel für gelungenes Regietheater ist z.B. der Wiener Messias, szenisch auf die Bühne gebracht; Alltagskleidung, bürgerliche Interieurs, der gesellschaftliche Rahmen eines Todesfalls - das ganze eine Art musikalischer Essay über Liebe, Sterben, Tod und ewiges Leben; von einer durch alle Nummern geführten und gesteigerten Intensität und Intimität, die die Sänger und der hervorragende Arnold-Schönberg-Chor so engangiert transportieren, daß man keinen Augenblick an die hier beklagten Überforderungen oder Vergewaltigungen der Vokalisten glauben mag.


    Wir wollen doch unsren Gegner nicht kleinmachen und damit die Gloriole des Sieges verdunkeln, meine Herrschaften.


    :hello:

    Zerging in Dunst das heilge römsche Reich


    - uns bliebe gleich die heilge deutsche Kunst!

  • Ich habe ziemlich lange suchen müssen bis ich diesen Thread wieder fand, der ursprünglich lediglich links auf Regietheaterrezensionen, bzw auf Berichte von Reaktionen des Publikums beinhalten sollte - sich dann aber überraschenderweise zu einem Diskussionsthread entwickelt hat...


    Aber nun ist es wieder mal soweit, ich hab Futter für diesen Thread gefunden:



    Salzburger NACHRICHTEN vom 18. 6. 2010


    Buhorkan. Claus Guth inszenierte Wagners Oper „Tannhäuser“ völlig am Wiener Geschmack vorbei.



    Zitat

    ERNST P. STROBL Wien (SN). Anders als bei „Macbeth“ vor einigen Wochen hat sich das Publikum der Wiener Staatsoper am Mittwoch die Erregung bis zum Schluss verklemmt. Aber dann: Kaum ließ sich der Regisseur Claus Guth blicken, wurde er wutschreiend abgestraft.


    Ein Buhorkan folgte der Premiere von Wagners „Tannhäuser“. Was hatte Claus Guth falsch gemacht?.........


    http://search.salzburg.com/articles/10978241?


    mfg aus Wien


    Alfred









    http://www.avenz.de/definition_r/regietheater.htm

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich finde es sehr bezeichnend, dass die Presse die massiven Ablehnungsbekundungen der neuen Münchener "Rusalka" durch das Premierenpublikum als "albern" abtut. Diese Werbung in den Medien für das Regietheater nervt gewaltig.

  • "Albern" ist vielmehr das "politisch korrekte" Getue gewisser Kreise um die Regie, welche freilich die System-Presse auf ihrer Seite haben.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Interessant finde ich die Tatsache, dass sich in München Repertoire-Dauerbrenner wie Don Giovanni und Aida neuerdings äusserst schlecht verkaufen, trotz recht vielversprechender Besetzung. Diese Opern sind doch eigentlich immer als erste ausverkauft.
    Das Publikum scheint an diesen scheusslichen Inszenierungen nicht interessiert :):):)

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