Wie konkurrenzfähig waren Mozarts Komponistenkollegen ?

  • Konkurrenz belebt das Geschäft - so sagt man.
    Ich neige eher zu der Behauptung, daß Konkurrenz für schlaflose Nächte und reduzierten Gewinn - bei gleichzeitiger Mehrarbeit - sorgt.


    Auch Leopold Mozart, Wolfgangs Vater hat das offenbar so gesehen, warnte er doch seinen Sohn ausdrücklich in einem Brief vor Leopold Kozeluch "oder wie das Ding sonst heissen mag"


    Mozart sah sich durch Clementi gefährdet - und auch durch Salieri (das beruhte auf Gegenseitigkeit) und gar über die "Welschen" im allgemeinen (Italiener) wusste er nichts Gutes zu sagen.....


    Dabei wollte er doch italienische Opern schreiben --
    und genau DAS ist der Punkt - Mozart musste wissen, daß er hier allenfalls gleichwertig mit seinen Kollegen sein, sie aber auf ureigensten Terrain kaum übertreffen konnte.


    Ich höre schon den empörten Aufschrei der Mozartgemeinde - auch in Bezug auf meine Behauptung, die ich hiemit in den Raum stelle, die Ausnahmesituation der Einschätzung seiner Person ist erst nach seinem Ableben - vorzugsweise Ende des 19. Jahrhunderts und später entstanden.


    Mozart war zu Lebzeiten sich schon anerkannt - und verdiente auch angemessen. Die Ausnahmestellung seiner Person wurde jedoch nur von wenigen erkannt. Meine These wird unter anderem auch dadurch gestützt, daß niemand in ganz Europa Mozart einen Posten als Hofkapellmeister geben konnte oder wollte. Joseph II war in dieser Hinsicht - obwohl er immer wieder als Kunstbanause dargestellt wird - wohl einer derjenigen, die Mozarts Ausnahmerang erkannten, aber auch dessen charakterliche Schwächen. Er wusste um die maßlose Selbsteinschätzung Mozarts - und wollte dieser in keinem Falle zum Durchbruch verhelfen. Er - der extrem Sparsame - gelegentlich wurde ihm auch Geiz nachgesagt, versorgte Mozart mit Geldgeschenken - aber mit Maß umd Ziel.


    Cimarosas, Salieris und Dittersdorfs Opern waren zu ihrer Zeit ebenso gefragt, wie jene von Mozart.


    Aber die Welt besteht ja nicht nur aus Oper, sehen wir nach Sinfonien, Konzerten und Kammermusik - überall gibt es gleichwertiges - allerdings gab es keinenzweiten Komponisten, der alle Bereiche abdecken konnte wie Mozart . und schon gar nicht in dieser allseits hohen Qualität...


    Vieles was seine Kollegen geschrieben haben, wurde später ihm zugeschrieben - sei es in böser Absicht, sei es in Unkenntnis.
    Offensichtlich dürfte also Mozart nicht so unverwechselbar sein, wie beispielsweise Ludwig van Beethoven.


    Besonders interessant aber sind Zeitgenossen, die völlig anders komponierten als Mozart. die wenn schon nicht unverwechselbar, so doch gut von Mozart unterscheidbar sind. Diesen Leute, ihren Werken und Aufnahmen sollen die nächsten Beiträge hier gewidmet sein, auch wenn sie andernorts schon erwähnt wurden.


    Denn sie sind immer in Gefahr von der alles überstrahlenden Sonne Mozart so überstrahlt zu werden, daß ihr eigenes Licht für viele gar nicht sichtbar ist....


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt


    Cimarosas, Salieris und Dittersdorfs Opern waren zu ihrer Zeit ebenso gefragt, wie jene von Mozart.


    Ich muss ehrlich sagen, dass ich mich mit der Musik von diesen Komponisten kaum auseinander gesetzt habe - vielleicht zu unrecht. Aber ich habe mich halt von dem Mozart-Fieber - recht schnell - anstecken lassen.
    Was Mozarts Stand heute angeht - dafür mag vielleicht der Spruch gelten (der aber sehr unfair gegenüber den anderen begabten Kollegen Mozarts ist):
    Qualität setzt sich eben durch.
    Ich weiß, dass ist eindimensional, aber es muss ja eine Erklärung dafür geben.

  • Spätestens seit dem durchschlagenden Erfolg von Fastfood-Ketten und Megamärkten sollte man mit Blick auf das dort vorherrschende Sortiment wissen, daß der Satz "Qualität setzt sich durch" obsolet ist, ind heute genau von jenen mißbraucht wird, die die wirkliche Qualität vom Markt verdrängt haben und durch "billige" (im eigentlichen Sinn des Wortes, nämlich billig in der Herstelluing, Ausstattung und Philosophie - Stichwort Wegwerfprodukt) ersetzt haben.


    Das nur am Rande, denn Mozart ist kein "Billigprodukt" - beileibe nicht -aber ich wollte nur feststellen, daß seine "höhere Qualität" von verschiedenen Zeiten verschieden bewertet wurden und daß die Figur "MOZART" durch ihren (relativ) frühen Tod - und dessen (angeblich) unklaren Umstände -(ein Verdienst dews 19. Jahrhunderts) stets WAndlungen wie ein Chamäleon unterworfen war, soll heissen jede Zeit hat ihn anders gesehen.


    Genau dieser Umstand war meines Erachtens nach ein wesentlicher Punkt für die "Vormachtsstellung, die Mozart im Laufe der Zeit zugesprochen - und doch immer wieder in Frage gestellt wurde.
    Vorzüge, die man zu erkennen glaubte, wurden plötzlich als Negativum bewertet - also warf man sie über Bord und entwarf ein neues Mozartbild. Um mich hier nicht über Gebühr zu wiederholden, weise ich darauf hin, daß es hier scho einen Versuch gab, dieses Thema aufzuarbeiten:


    Die posthumen Metamorphosen des Wolfgang Amadeus Mozart - Mozartbilder, einst, jetzt und in Zukunft.


    Aber UNSER momentaner Thread hat einen anderen Themenschwerpunkt. Gesucht werden EBENBÜRTIGE Werke der Mozartzeit von ANDEREN Komponisten.
    Das ist insofern ein schwieriges Thema, weil sich niemand traut zuzugeben, daß er ein bestimmtes Werk für "Mozarts Kompositoinen ebenbürtig" betrachtet. Man würde vermutlich sofort über ihn herfallen.


    In Wahrheit gab es immer wieder namhafte Musikhistoriker, die dieses behauptet hatten, natürlich nur indirekt. Wenn sie nämlich ein Werk Mozart zuschrieben, das sich letztlich als gesichert "nicht von Mozart" entpuppte. Überflüssig zu erwähnen, daß alle anderen Musikhistoriker in der nächsten Auflage ihrer Werke erwähnten - die etwas simplere Kompositionsweise sei auf Anhieb erkennbar gewesen, Kollege X sei eben ein brachenbekannter Ignorant gewesen, wie sich beim Lesen seiner Publikationen jedem Eingeweihten offenbare....


    Zurück zu Mozarts Zeitgenossen.
    Gesucht werden zum einen HÖRENSWERTE Durchschnittswerke, die jedoch irgendwie im Ohr bleiben sollten, so man sie öfter hört. Und dann natürlich die "Ausserordentlichen - es gibt sie - zumeist am Gebiet der Oper - aber auch andere Genres sind natürlich vetreten.


    Wie schauts aus mit Komponisdten die etwa zu Mozartsd Zeiten geboren wurden, diesen aber um 20. 30 oder gar 40 Jahre überlebt haben ? -Sind das noch "Zeitgenossen" im Sinnes diese Threads ?


    Durchaus - würde ich mal sagen, denn sie zeigen an wohin sich Motart hätte entwickeln können, wenn er nur länger gelebt hätte.


    Haydn ist übrigens auch ein Zeitgenosse Mozarts, er sollte hier aber nicht, oder nur am Rande gestreift werden, da das Verhältnis Mozart-Haydn ohnedies gut dokumentiert ist, und der Komponist Joseph Haydn - ein Jahr nach dem Haydn Jahr 2009 - ohnedies keiner weiteren Promotion bedarf....


    Die Gründe warum Mozarts Zeitgenossen mehr oder weniger in der Versenkung verschwunden sind orte ich in einem Geschmackswandel, der das leicht Süssliche des Rokkoko ablehnt und Mahler und seine Nachfolger (vor einigen Jahren noch geächtet) goutiert.


    Mozart hat das - im Gegensatz zu den meisten seiner Zeitgenossen - überlebt, weil er plötzlich zum Aufrührer und Revolutionär gestempelt wurde - etwas, das seiner Musik gar nicht gut getan hat .




    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich breche gleich mit meinem ersten Komponisten mit einer von mir gestellten Hauptforderung: Originelle und Mozart EBENBÜRTIG, sollen sie sein, die nominierten Komponisten.


    Aber gleich zu Beginn zeigt sich die Schwierigkeit solche Threads zu gestalten mund mit Leben (= Musik) zu erfüllen


    Ich wollte Euch die Konzerte von Johann Samuel SCHROETER nahebringen, die sich Mozart nach Paris hat nachschicken lassen...
    Das scheitert fürs erste schon an der Tatsache, daß die einzige einst (bei Schwann/Koch) verfügbare Aufnahme inzwischen gestrichen ist.


    Es gibt allerdings eine neue Einspielung seiner Klaviersonaten op 1 Nr 1-6 (auf Dynamic),. welche allerdings an die Konzerte nicht heranreichten.


    Generell kann man sagen daß WEDER Konzerte NOCH Klaviersonaten an jene von Mozart heranreichen, TROTZDEM eröffne ich diesen Thread ausgerechnet mit ihm, WARUM ?


    Die Antwort ist einfach: Mozart schätzte die Kompositionen von Schroeter persönlich. und es ist doch interessant welchen Geschmack unser "Musikgenie" hat....


    Ich würde ihm - mehr bei den Klavierkonzerten als bei den Sonaten - "Gefälligkeit" und Einfachheit attestieren.



    Etwas besonderes kann ich bei Schrötter.
    nicht entdecken.



    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Mozart ebenbürtig?


    Johann Baptist Vanhal im Bereich der (Moll-)Sinfonie



    Giovanni Battista Viotti im Bereich des Violinkonzertes, wobei es bei Viotti sogar heißt, seine Violinkonzerte seien das für die Violine, was Mozarts Klavierkonzerte fürs Klavier sind.
    Eine wirklich gute Einspielung aller 32 Konzerte steht leider noch aus.



    Josef Myslivecek, welcher mit Mozart befreundet war und zumindest in den Sparten Violinkonzert und Opera Seria Mozarts Niveau erreicht hat.



    Viele Grüße
    John Doe


  • Eigentlich klingt das eher nach einer Thread-Einführung, die nach der Einschätzung Mozarts zu Lebzeiten fragt. Ein paar Beiträge später wechselst Du dann zu CD-Empfehlungen betreffend Kleinmeister.
    8)


    Es wäre doch viel eher die Frage, wie sich die Einschätzung von Mozart und Kozeluch um 1790 dargestellt hat (heute ist keine Rede von "ebenbürtig").


    Ich bin nicht derjenige, der sich intensiv mit den Karrieren der Herren Künstler und der Einschätzung derselben zu Lebzeiten beschäftigt - letzteres wird auch schwer funktionieren, da das in der Regel nicht erforscht sein wird. Ich erinnere mich dunkel, dass Kozeluch am Wiener Hof eine Stelle innehatte, die Mozart eben darum nicht bekam - ob daraus folgt, dass er in Mitteleuropa höher geschätzt war? Keine Ahnung.


    Deine Eröffnungsfrage beschäftigte sich damit, wie die Komponisten eingeschätzt WAREN, nicht wie sie sind. Letzteres kann man leichter beantworten: Momentan ist nur Haydn konkurrenzfähig von Mozarts Zeitgenossen. Daran ändern die CD-Veröffentlichungen nichts.

  • Zitat

    Original von Kurzstueckmeister


    Deine Eröffnungsfrage beschäftigte sich damit, wie die Komponisten eingeschätzt WAREN, nicht wie sie sind. Letzteres kann man leichter beantworten: Momentan ist nur Haydn konkurrenzfähig von Mozarts Zeitgenossen. Daran ändern die CD-Veröffentlichungen nichts.


    Ich möchte mal daran anknüpfen, CD-Vorschläge können ja später noch kommen aber vorerst möchte ich anhand von ein paar Beurteilungen und Aussagen der Zeitgenossen ungefähr ein Bild der damaligen Einschätzung liefern.


    Lepold Kozeluch (1747 -1818 ) war laut Zeitgenossen „...in dem ganzen Europa rühmlichst bekannt".


    Die Zeitung „Pfeffer und Salz“ berichtete 5.April 1786
    „Herr Leopold Kozeluch wetteifert bekanntlich mit Mozarten. Seine Kunst auf dem Klavier zu spielen kann nicht beurtheilt werden, denn er ist vielleicht der einzige Virtuos in Wien der sich niemals öffentlich hören ließ. Seine Compositionen verrathen indessen einen vortrefflichen Kopf und man kann ihnen keine andre Fehler ausstellen, als daß sie zu schwer sind.“


    So war Anton Eberl (1765 - 1807) zu seiner Zeit ein großer Name. So meinte eine Kritk:
    "In Klavierkompositionen sind wohl jetzt Beethoven und Anton Eberl die stärkesten. Beyde haben Neuheit, Feuer und Kraft; beyde strömen von Ideen über, und beyder Werke sind ziemlich schwer zu exequiren, lohnen dann aber auch gewiß die Mühe. Beethoven, um meiner Vergleichungssucht noch einmahl den Zügel schiessen zu lassen, hat, wie mir scheint, mit Jean Paul viele Aehnlichkeit. Beyde zeichnen sich durch sehr vieles Genie, aber doch auch durch sehr viele Sonderbarkeiten und Bizarrerien aus, die man dem Genie verzeihen muß. Eberls Kraft wirkt mehr aufs Ganze, als auf einzelne Theile. Mit feurigem lebenden Kolorite stellt er, wie Klingers Gemählde, mit großen Zügen, kräftige Gestalten vor unsere Seele, die uns mit wunderbarer Macht ergreifen, wenn gleich noch zuweilen zu viele wilde ungezähmte Stärke sichtbar ist."


    Sowie der der schon bekannte Vorfall das Beethovens Eroica damals zunächst keinen guten Anklang fand und man ihm empfahl...
    „die Sinfonie würde unendlich gewinnen, (sie dauert eine ganze Stunde) wenn Beethoven sich entschliessen wollte sie abzukürzen, und in das Ganze mehr Licht, Klarheit und Einheit zu bringen; Eigenschaften, welche die Mozartsschen Sinfonieen aus G moll und C dur, die Beethovenschen aus C und D, und die Eberlschen aus Es und D, bey allem Ideenreichthume, bey aller Verwebung der Instrumente und bey allem Wechsel überraschender Modulationen niemals verlassen.“


    Anlässlich einer Aufführung am 8.Mai 1805von Eberls d-moll Sinfonie die Kritik der AMZ:
    „...eine gewaltige, kühne Dichtung, in welcher die Kraft dieses Tonsetzers und das Feuer seines Geistes frey und keck herausbricht. In dem letzten fugirten Stücke liegt grosse Stärke, und in dem schönen Marsch ein ganz vorzüglicher Instrumentaleffekt. Seit den Mozartschen, Haydnschen und Beethovenschen Sinfonieen ist wol nichts in dieser Gattung erschienen, das sich so ehrenvoll jenen zur Seite stellen könnte“


    Eberl war vielleicht nicht direkt ein Konkurrent zu Mozarts Zeiten aber alleine das er qualitativ mit ihm sowie Haydn in Verbindung gebracht wurde ist schon erstaunlich.


    Ignaz Joseph Pleyel (1757 -1831) zählte nachweislich damals zu den populärsten und meist gespielten Komponisten Europas.
    Pleyels Kompositionen waren in rund 2000 Ausgaben bei 250 Verlagen in etwa
    50 Städten Europas und Nordamerika in Umlauf gebracht worden. Das hätte sich Mozart zu Lebzeiten gerne gewünscht.


    Dieser schrieb ja bekantlich über seine Streichquartette in einem Brief an seinen Vater vom 24. April 1784
    „...Sie sind sehr gut geschrieben, und sehr angenehm; Sie werden auch gleich seinen Meister herauskennen. Gut - und glücklich für die Musik, wenn Pleyel seiner Zeit im Stande ist, uns Haydn zu remplacieren!“


    Vicente Martín y Soler (1754 - 1806) war ein großer Konkurrent Mozarts der ebenso mit dem Librettisten Lorenzo Da Ponte arbeitete. Seine 2 damals in Wien aufgeführten Opern ("Una cosa rara" sowie "Il burbero di buon cuore") waren zunächst in Wien erfolgreicher als die Mozart/Da Ponte-Opern-Produktionen. Beide haben sich auch gegenseitig zitiert (dazu kann man hier im Forum glaub ich irgendwo mehr dazu lesen) und Una Cosa Rara verdränte schließlich Le Nozze di Figaro von der Bühne. Heute erwähnt man als Konkurrent nur noch Salieri, was eigentlich anhand dieser Tatsache verwunderlich ist.
    Der Erfolg von seinen Opern zeigte in Wien sogar gesellschftliche Auswirkungen wie folgendes Zitat aus dem Journal des Luxus und der Moden aus dem Oktober 1787 bezeugt:
    „Die wälsche Oper Una Cosa Rara, komponirt vom Herrn Martin, welche voriges Jahr zum erstenmal auf unserm Nationaltheater erschien, und nachher noch so oft mit allgemeinem Beyfalle als das Lieblingssingspiel von Wien, wiederholt wurde (...) äusserte selbst einigen Einfluß auf unsere Moden. Man hat nämlich einen Flor oder Dünntuch à la Cosa Rara, das schwarz und mit durchgehenden rothen schmalen Seidenstreifen, nach der Farbe des Anzugs der beyden Hauptpersonen des Stückes, ist, und von unseren Damen zum Puff auf ihren Hüten (...) oder auch zu Halstüchern bey einem simpeln Negligé getragen wird, und in letzterer Qualität einige derselben gar niedlich kleidet. Eben so hat man sowohl für Damen als Herren Uhrketten à la Cosa Rara, die aus Stahl-Perlen und rothen mit einander abwechselnd gereihten Glaskorallen bestehen (...). Mehr noch in der Mode sind die Fächer à la Cosa Rara, worauf die Szene, wie sich beide Liebende wieder vereinigen, auf der eine Seite desselben, auf der anderen Seite aber das hier so allgemein beliebte und nun sogar zum Volkslied gewordene Duetto Amoroso: Pace caro mio Sposo etc. das sie dabey singen, sammt Text und Musik abgebildet ist.“
    Diese Oper war übrigens in ganz Europa sowie Amerika ein Erfolg.


    Man könnte sicher noch ein paar andere Komponisten und manch Zitate ausgraben wie zB von Wranitzky, Salieri, Vanhal, Dittersdorf usw.
    Aber ich denke es liefert glaub ich schon mal eine grobe Vorstellung davon inwieweit Mozart damals eigentlich nur Einer unter Vielen war.


    :hello:
    Thomas

    „Eine Erkenntnis von heute kann die Tochter eines Irrtums von gestern sein.” (Marie von Ebner-Eschenbach)

  • Zitat

    Seit den Mozartschen, Haydnschen und Beethovenschen Sinfonieen ist wol nichts in dieser Gattung erschienen, das sich so ehrenvoll jenen zur Seite stellen könnte“


    Das verwundert nicht, war doch Eberl doch Schüler und Freund Mozarts und machte als solcher eher Beethoven als seinem Lehrer Konkurrenz.


    Viele Grüße
    John Doe
    :hello:

  • Die Zitate zeigen aber eigentlich auch sehr deutlich, dass die Behauptung, Mozart sei "verkannt" worden, genauso daneben ist. Klar, es gab auch den Kommentar "zu viele Noten", aber gemessen an ihrer Komplexität und Schwierigkeit waren die Opern ziemlich erfolgreich.


    Ich kenne vielleicht vieles noch nicht, aber was z.B. Klavierkonzerte und Streichquartette betrifft, ist mir aus den 1780ern nichts (außer natürlich J. Haydn) bekannt, was auch nur annähernd qualitativ mit Mozart mithalten könnte.
    (Ich müßte das der Fairness halber nochmal anhören, aber bei Harnoncourts Gegenüberstellung von Prima la Musica... und dem Schauspieldirektor konnte ich anhand der Gesangsnummern sogar nachvollziehen, dass Salieri gewonnen hat. Die Ouverture zeigt aber m.E. wer der Meister ist. Mozart verbindet hier den Buffa-Geist mit kontrapunktischer Komplexität, die nicht hinter der Zauberflötenouverture zurücksteht, ohne dass die "Gelehrtheit" sich in den Vordergrund drängt.)
    Bei Sinfonien gibt es von Vanhal, Kraus und anderen sehr beachtliche Werke, die ganz gut mithalten können. Wir haben, hier allerdings nur den frühen Mozart und mittelfrühen Haydn betreffend, mal bei der "kleinen" g-moll-Sinfonie und einigen anderen Werken um 1770 darüber diskutiert.


    Was die Kommentare zu Zeitgenossen in der ersten Dekade des 19. Jhds. zeigen, ist außerdem, dass in der Instrumentalmusik, hier der Sinfonik Haydn und Mozart der Maßstab waren, an dem sich Beethoven, Eberl u.a. messen lassen mussten. Ähnlich prägt um 1812 oder so ETA Hoffmann bereits die Idee des Dreigestirns Haydn, Mozart, Beethoven. Die "Verdrängung" der in den 1780er Jahren zu Lebzeiten Mozarts noch als gleichrangig anerkannten Zeitgenossen, ging also offenbar ziemlich schnell. In der Oper war das sicher anders, allein wohl angesichts der Anzahl der italienischen Konkurrenten. Aber auch hier hat Hoffmann 20 Jahre nach Mozarts Tod Werke Glucks und Mozarts als besonders dramatisch, erhaben herausgestellt.


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Zunächst mal meinen Dank an âme, für die wunderbar recherchierten Zitate, und dafür daß er auf meine Intentionen eingegangen ist.
    Hier ging es ja darum, meine Behauptung, Mozart sei anerkannt gewesen, aber nicht so himmelhoch über seine Kollegen gehoben, wie das heute der Fall ist-oder sollte man bessr sagen - noch vor einigen Jahren der Fall war ?? - zu bestätigen - oder zu widerlegen.


    Wie auch immer . die bisher gebrachten Zitate ünterstützen meine diesbezüglich fomulierte These eeher, als daß sie sie widerlegen.



    Zitat

    Die Zitate zeigen aber eigentlich auch sehr deutlich, dass die Behauptung, Mozart sei "verkannt" worden, genauso daneben ist. Klar, es gab auch den Kommentar "zu viele Noten", aber gemessen an ihrer Komplexität und Schwierigkeit waren die Opern ziemlich erfolgreich.


    Wenn man meine Beiträge zu diesem Thema liesst, dann wird man finden, daß ich immer den Standpunkt vertreten habe, Mozart sei zu keiner Zeit "verkannt" worden, lediglich sprach man ihm nicht den Status eines "Genies" zu, vor allem weil dieser Begriff erst im 19. Jahrhundert seine heutige Bedeutung gelangte.


    Das Zitat mit den "vielen Noten" - es wird Joseph II zugeschrieben, zeigt eher wir hilflos der Kaiser im Umgang mit Mozart und dessen Kunst war. Er konne mit ihm - bei aller Liebe zur Musik - keine fachliche Diskussion führen, versuchte es aber - aus Höflichkeit - trotzdem. Das Ergebnis ist - wie man sieht - kläglich....


    Warten wir, ob sich noch jemand dem Thema anschliesst, und beginnen wir dann uns mit einigen Werken der bis dato genannten Komponisten auseinanderzusetzen.


    Sollten wir zu anderen Ergebnissen in der Bewertung kommen, bleibt noch die Frage offen, wer denn nun Recht hat: Mozarts Zeitgenossen - oder wir.... ???


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Selbstverständlich gibt es Einzelwerke, bzw. Komponisten, die in einer Werkgattung Mozart-Niveau erreichen. Wenn das dann auch noch gerade modern war, dann ist es ja wohl klar, dass Mozart Konkurrenz bekommen hat, die soweit gehen hat können, dass er nur noch ein guter unter vielen guten war.
    Auffällig daran ist aber, dass es sich um dabei immer nur um Einzelnes, um Spezielles handelt, derweil Mozart es fast im ganzen musikalischen Spektrum zur Meisterschaft gebracht hat.


    Beispiel Vanhal:
    Dessen Moll-Sinfonien können es auf jeden Fall mit denen von Mozart aufnehmen, jedoch gibt es von Mozart halt nur eine, die man damit direkt vergleichen kann, nämlich die kleine g-moll, KV 173dB. Ansonsten fällt Vanhal aber kaum mehr auf, außer vielleichtnoch mit seinen Kontrabasskonzerten, welche es von Mozart überhaupt nicht gibt, und welche bis auf die exotische Instrumentenwahl auch nichts besonderes sind.


    Beispiel Myslivecek:
    Dessen Bellerofonte braucht den Vergleich mit Mozarts Mithridate nicht zu scheuen, wobei es umgekehrt gesagt eigentlich eher zutrifft, denn Myslivecek hat meiner Meinung nach in diesem Fall doch das bessere Werk vorgelegt. Aber eben nur eine reine Opera Seria.


    Ähnlich verhält es sich auch mit den Violinkonzerten, die bei aller Schönheit und Gefälligkeit eben nicht den Höhepunkt des Mozartschen Konzertschaffens darstellen, weswegen es also nicht allzu sehr überrascht, dass Mysliveceks seine das gleiche Niveau erreichen wie die von Mozart, genauso wenig, wie es überrascht, dass Viotti sie sogar übertrifft. Aber nur die Violinkonzerte, denn mit der Sinfonia Concertante für Violine und Viola schaut es ja schon wieder ganz anders aus.


    Unter diesem Aspekt bleibt eigentlich nur Haydn als ähnlich universeller Komponist übrig, um als echter Konkurrent Mozarts durchzugehen. Jedoch hat sich bei den beiden nie eine Konkurrenzsituation ergeben, sei es nun, dass eine solche bewußt seitens der Komponisten vermieden oder als solche nicht wahrgenommen worden ist.


    Ob Mozart nun zu seiner Zeit als Meister jeweils in einer einzelnen Sparte wahrgenommen wurde oder als gleichsam als Meister aller Klassen, das entzieht sich meiner Kenntnis.


    Viele Grüße
    John Doe
    :hello:

  • Zitat

    Original von Johannes Roehl
    Die Zitate zeigen aber eigentlich auch sehr deutlich, dass die Behauptung, Mozart sei "verkannt" worden, genauso daneben ist. Klar, es gab auch den Kommentar "zu viele Noten", aber gemessen an ihrer Komplexität und Schwierigkeit waren die Opern ziemlich erfolgreich.


    Nicht in dem Sinne wie es oft als Klischee dargestellt wird, also schon fast eher in die Richtung missachtet, abschätzig behandelt.
    Aber hinsichtlich dessen er in seiner Wiener Zeit von der breiten Schichte mit manchen Komponisten von der musikalischen Qualität her (wie es den Anschein hat) gleichgestellt wurde, die ihm aber eigentlich nicht wirklich das Wasser reichen konnten, kann man schon als verkannt bezeichnen. Eine Zeit lang war er aber sicher durchaus auch eine Art Star, der Erfolg von der Entführung und die Zeit mit den zB sehr erfolgreichen Klavierkonzerten im Trattnerhof, verwunderlicherweise aber die späteren besseren Klavierkonzerte nicht mehr wirklich Anklang fanden. Es ergibt sich für mich das Bild einer Hochschaubahn so wie es sich symbolisch auch im Wechsel seiner Wohnstätten abgespielt hat (und da haben nicht nur die selbstgemachten Schulden daran beigetragen wie man von der immer mikriger werdenden Subscriptionsliste weiß) Inwiefern das dann die politischen Umstände ebenso erzwungen haben läßt sich diskutieren, ich denke ein nachlassendes Interesse war schon vor der Krise merkbar und hat es dann nur noch umso mehr verstärkt.
    Joseph II. sagt man angeblich den Ausspruch von "zuviele Noten" zu aber im Gespräch mit Dittersdorf ergibt sich doch ein Bild der Wertschätzung.
    Laut Dittersdorf kam es zu folgendem Gespräch:


    Joseph: "Hören Sie, ich habe zwischen Haydn und Mozart eine Parallele gezogen, ziehen sie auch eine, damit ich sehe, ob sie mit meiner übereinstimmt."
    Dittersdorf: "Wenn es sein muß, bitte ich Eure Majestät, mir eine Gegenfrage zu erlauben."
    Joseph: "Auch das."
    Dittersdorf:"Was ziehen Euer Majestät für eine Parallele zwischen Klopstock's und Gellert's Werken?"
    Joseph: "Hm – daß Beide große Dichter sind – daß man Klopstock's Gedichte öfter als ein Mal lesen müsse, um alle Schönheiten zu entschleiern – daß Gellert's Schönheiten schon beim ersten Anblicke ganz enthüllt sind."
    Dittersdorf: "Nun haben Ihre Majestät Ihre Frage selbst beantwortet."
    Joseph: "Mozart wäre also Klopstock – Haydn Gellert."
    Dittersdorf: "So halte ich dafür."
    Joseph: "Ich kann nichts einwenden."
    Dittersdorf: "Darf ich so kühn sein, um die Parallele Euer Majestät zu fragen? "
    Joseph: "Ich vergleiche Mozart's Compositionen mit einer goldenen Tabatiere, die in Paris gearbeitet, und Haydn's mit einer, die in London gearbeitet! Beide schön, die erste ihrer vielen geschmackvollen Verzierungen, die zweite ihrer Simplicität und ausnehmend schönen Politur wegen."


    Wenn man berücksichtigt welchen angesehenen Rang Haydn zu Lebzeiten hatte so drückt sich hier schon große Wertschätzung aus (wenn man Dittersdorf glauben mag ;) )
    Das Joseph II Mozart letztendlich nicht den Posten des Hofkapellmeisters zugesprochen hat lag ja auch weniger an musikalischen Gründen sondern mehr daran das mit diesem Amt auch administrative Tätigkeiten verbunden waren und Mozarts Umgang mit Geld kein Geheimnis war. Er hatte ihn dennoch ab 1787 geschickt an Wien gebunden wenn auch ein kleiner Posten mit nicht sonderlich viel Verantwortung und Pflichten aber ein regelmäßiges Gehalt um Mozart davon abzuhalten oder zum. es zu versuchen ihn davon abzuhalten woanders sein Glück zu probieren.


    Interessant wären auch zeitgenössische Kritiken über Mozarts Konzerte, irgendwo hab ich die auch mal gelesen, müße da mal wieder nachstöbern - vor allem die Konzerte ab 1787 wären interessant.


    :hello:
    Thomas

    „Eine Erkenntnis von heute kann die Tochter eines Irrtums von gestern sein.” (Marie von Ebner-Eschenbach)

  • Ja, bitte stöbere nach
    Ich wiederum habe einige zeitgenössische Kriten zum Figaro aufgetrieben, welche ich stark gekürzt wiedergebe.


    Zitat

    "Mozart gehört zu den außerordentlichen Menschen deren Ruhm Jahrhunderte dauern wird. Sein großes Genie umfasst gleichsam den ganzen Umfang der Tonkunst, er ist reich an Ideen, seine Arbeiten sind ein reißender Strom, der alle Flüsse, die sich ihm nahen, mit sich fortnimmt: Keiner hat vor ihm ihn übertroffen und tiefer Ehrfurcht und Bewunderunge wird die Nachwelt diesem großen Manne nie versagen. Mann muß noch mehr als Kenner sein, um ihn beurteilen zu können. Welch ein Mesiterstück der "Figaro"Für den Kenner, wie interessant ! Auch für den großen Haufen ? Das ist eine andere Frage"


    "Chronik von Berlin" 14. September 1790


    Hier wird einerseits die unbestreitbare Qualität Mozarts explizit betont, vielleicht sogar ein wenig zu auffällig, denn die Kehrseite der Medaille, daß Mozart von einem Großteil des zeitgenössischen Publikums (dem "großen Haufen" ) nicht verstanden, ja vielleicht sogar abgelehnt wurde, das kommt unterschwellig in dieser Kritik auch zur Sprache.


    Noch direkter formuliert es sein Freund und Verleger Hofmeister in einem Briefan Mozart, nachdem dessen 2 Klavierquartette KV 478 und KV 493 sich als unverkääuflich erwiesen hatten:


    Zitat

    "Schreib populärer, sonst kann ich nichts mehr von Dir drucken und bezahlen !"


    und eine dritte zeitgenössiche Kritik noch:


    Zitat

    "Kozeluchs Arbeiten erhalten sich und finden allenthalben Eingang, dagegen Mozarts Werke nicht ganz so gefallen"


    "Magazin der Musik" 1788


    Wieder ein klarer Hnweis darauf, daß Mozarts Konkurrenten gelegentlich mehr Wertschätzung für sich beanspruchen konnten, als er selber...


    Zu den Werken seiner Rivalen kommen wir noch später im Laufe des Threads...


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Wieder ein klarer Hnweis darauf, daß Mozarts Konkurrenten gelegentlich mehr Wertschätzung für sich beanspruchen konnten, als er selber...


    Nun, doch eher das Gegenteil: Mozart wurde gelegentlich höher geschätzt als seine populäreren Kollegen.
    Höher geschätzt wird er immer noch, die Kollegen sind hingegen nicht mehr populär.

  • Zitat

    Nun, doch eher das Gegenteil: Mozart wurde gelegentlich höher geschätzt als seine populäreren Kollegen.
    Höher geschätzt wird er immer noch, die Kollegen sind hingegen nicht mehr populär.


    Lieber KSM


    Ohne Zweifel wurde Mozart nicht GENERELL niedriger bewertet als viele seiner Zeitgenossen - wengleich viele Kritiken (die veröffentlichten waren nur eine kleine Auswahl der mir bekannten - zudem gibt es etliche, die ich nicht einmal kenne...) dies so erscheinen lassen.


    Aber allein daß er DES ÖFTEREN geringer bewertet wurde als seine Kollegen, aber auch, wenn er nur als "einer von vielen" gesehen wurde, so ist das schon eine Sensation.


    Zitat

    Höher geschätzt wird er immer noch, die Kollegen sind hingegen nicht mehr populär.


    Da bin ich mir nicht so sicher, gerade in den letzten Jahren fand geradezu eine Revolution in Sachen "Komponisten des 18. Jahrhunderts" statt.


    Namen, die vor Jahren kein Mensch kannte sind aufgetaucht und setzten sich allmählich als feste Größen in den Köpfen der Musikfreunde durch. Ich nenne hier nur spontan Boccherini - vor Jahrzehnten als "Ein-Werks-Komponist" abgetan - wird er heute allen Ernstes neben Joseph Haydn gestellt - als Miterfinder des Streichquartetts - bei in etwa gleichem qualitativem Level.


    Und damit sind wir endlich wieder beim eigentlichen Thema des Threads angelangt, nämlich nicht der Frage wie beliebt Mozart zu Lebzeiten war, sondern wie gut sich seine komponierenden Zeitgenossen ihm gegenüber zu Lebzeiten und in Sachen Nachruhm ihm gegenüber behaupten konnten und können


    Richtig ist natürlich, daß speziell vor 40 oder 50 Jahren die meisten seiner einst bekannten und als ebenbürtig eingestuften Komponistenkollegen - oder sollte man besser sagen Konkurrenten ?- de facto vergessen waren - und nun erst seit einigen Jahren allmählich wieder entdeckt werden, wo bei man sich die Frage stellen muß inwieweit ihnen HEUTE Gerechtigkeit zuteil wird.


    Denn kaum wird ein Komponist aus Mozarts Umkreis wiederentdeckt, wird eine gewisse Gruppe nicht müde , zu betonen, daß - bei aller Wertschätzung - die Musik des Wiederentdeckten dem Genie Mozart natürlich nicht das Wasser zu reichen vermag.


    Ein persönlicher Tip: Es macht sich in Gesellschaft immer gut wenn man dieser Binsenweisheit beipflichtet, die Leute wollen das hören und erkennen in dem der das sagt, einen profunden Kenner, der Talimi von echtem Gold unterscheiden kann....
    Vorsichtige Dosierung ist hier alles. Man werte den konkurrierenden Komponisten nicht ab, relativiere aber dessen Leistung. So gesehen ist man immer auf der sicheren Seite- selbst wenn sich eines der Werke im Nachhinein letztlich doch als von Mozart komponiert herausstellen sollte, dann habe man es eben immer schon geahnt......


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt


    Lieber KSM


    Ohne Zweifel wurde Mozart nicht GENERELL niedriger bewertet als viele seiner Zeitgenossen - wengleich viele Kritiken (die veröffentlichten waren nur eine kleine Auswahl der mir bekannten - zudem gibt es etliche, die ich nicht einmal kenne...) dies so erscheinen lassen.


    Das habe ich nicht gesagt.
    Er wurde ja eben (zumindest gelegentlich) HÖHER bewertet (nicht niedriger) als die Kollegen. Die Kollegen waren aber mitunter beliebter.


    Zitat

    Aber allein daß er DES ÖFTEREN geringer bewertet wurde als seine Kollegen, aber auch, wenn er nur als "einer von vielen" gesehen wurde, so ist das schon eine Sensation.


    Hast Du dafür eine Quelle: Dass er (zumindest gelegentlich) geringer bewertet worden wäre?


    Das Beispiel war ja eben: Mozart wurde höher bewertet, die Kollegen waren populärer.


    Heute sind die Kollegen sehr unpopulär. Es ist nicht einfach, jemanden davon aufs Programm zu setzen (ich meine jetzt die wirklich kaum Bekannten wie Kozeluch - Boccherini ist eine andere Liga). Sie werden einerseits kaum aufs Programm gesetzt, weil die Musiker sie nicht spielen mögen oder andererseits, weil dann das Publikum ausbleibt. Ist leider so.
    :(

  • Lieber KSM


    Ich weiß nicht inwieweit man im Rahmen der Klassikgemeinde Wertschätzung und Popularität auseinanderhalten kann oder darf.
    Selbstverständlich darf ich nicht "Popularität" der breiten Masse gegen "Wertschätzung" von "Klassikfreunden" aufrechnen - aber im "insiderbereich" frage ich mich schon wo denn der Unterschied sein soll. Ein Komponist der "wergeschätzt" aber ungern gehört wird - das ist ja wohl nur schwer möglich....


    Wenn Dittersdorf - ich bin sicher, Er hat das gesagt, meint, Mozart habe ZUVIELE Ideen und könne keine Ordnung hinein bringen - dann ist das IMO kein Hinweis auf besondere Wertschätzung.


    Zitat

    Heute sind die Kollegen sehr unpopulär. Es ist nicht einfach, jemanden davon aufs Programm zu setzen (ich meine jetzt die wirklich kaum Bekannten wie Kozeluch - Boccherini ist eine andere Liga). Sie werden einerseits kaum aufs Programm gesetzt, weil die Musiker sie nicht spielen mögen oder andererseits, weil dann das Publikum ausbleibt. Ist leider so.


    Hier widerspreche ich überhaupt nicht. Es sit ja vielmehr so, daß selbst Mozart - um gespielt zu werden (die Opern lasse ich hiebei aus, sie sind eine eigene Disziplin) sehr ruppig interpretiert werden muß, denn alle haben Angst vor der "Porzellanpuppie Mozart" die so vile nahe dem Kitsch orten - sich aber das nicht zu sagen getrauen. Mozart "profitiert" vor alllem auch von seiner eigenartigen Lebensgeschichte und einigen Umständen, einigen Legenden rund um seine Person. Sonst wäre er villeicht ebenso "bekannt " wie Kozeluch, Eberl oder Pleyel.


    Heute ist es ja so, daß man einen Komponisten des 18. Jahrhunderts - um ihn zu vermarkten, irgendwie mit Mozart in Verbindung bringen MUSS - sonst geht da gar nichts. Sei es nun als Bekannter, Freund oder Feind, am besten noch als Konkurrent. Hier haben sich besonders Salierei, Kozeluch und Clementi "profilieren können. Aber glücklicherweise hatte Mozart über die meisten Komponisten seiner Zeit etwas Böses zu sagen....
    Boccherini eine andere Liga ? Ich weiß nicht, als ich ca 25 Jahre alt war, (scon ein paar Monate her :P ) da kannte man so gut wie nichts von ihm und von den anderen genannten auch nicht. So gesehen sind diese Leute heute hochberühmt. Daß die Orchesterusiker keine Mozart- Zeitgenossen aufführen wollen - das kann ich gut verstehen, denn mit einer Routinewiedergabe von Beethovens Fünfter zieht man zweifelsohne mehr Publikum an - und braucht zudem nichts Unbekanntes proben oder lernen.
    Das Publikum liebt es indes mehrheitlich, immer wieder dieselben Werke zu hören und ist an Unbekannten kaum interessiert...


    Dennoch - auf Tonträger sind die Mozart Zeitgenossen seit einigen Jahren mässig vertreten, wobei nicht alles Gold ist, was da ausgegraben wurde. Wer aber will den Entdeckerdrang von Tonträgerproduzenten bremsen, indem er sie mit Kritik in dieser Form konfrontiert.
    Zudem ist es leider auch hier so, daß nicht jedem alles gefällt - was gerade für dieses heikle Segment tödlich sein könnte.


    Zudem kommt naich daß jeder Mozarts werke in "konservativer" ind in HIp Fassung kennt, als ich das erste Mal Aufnahmen von Rosetti hörte - interptetier vom Concerto Köln - fand ich sie unerträglich. Erst die vielen Einspielungen unter Johannes Moesius liessen mich den Komponisten als mozartverwandt erkennen und lieben. Es ist also auch noch eine Frage der Interpretation.
    Reinhard Goebel dirigierte neulich die Bayrische Kammerphilharmonie mit werken von Johann Christoph Vogel - und ich war begeistert. Es war Schwung da - ohne Zweifel - aber kein schrilles übertriebenes Gejaule.


    Ich werde mal in die oben genannten Aufnahmen reinhjören um festzustellen, wer nun im Alter abgekärt wurde, Herr Goebel - oder ich.




    Hier schliesst sich übrigens der Kreis - weil diese Aufnahme von 3 Sinfonien Johann Christoph Vogels war der Anlass für mich, diesen Thread zu starten. Von den Lebensdaten ähnlich we Mozart (1756-1788) klingt seine Musik wesentlich anders -vor allem durch die Instrumentation. Es wird ja jedes Jahr ein weiterer Mozart- Zeitgenosse wieder ausgegraben, und man sollte annehmen, daß die Ausgrabungen von Jahr zu Jahr minderwertiger oder belangloser werden. Das stimmt im Falle Vogels jedoch meiner Meinung nach nicht. Ich will die Sinfonine nicht zu den "Revolutionen" in der klassischen Musik zählen - obwohl hier dich sehr viel eigenständiges und Ungewohntes zu hören ist - weit von Mozart und Hadn entfernt - aber vor allem handelt es sich um Musik, wo es schade wäre sie nicht gehört zu haben.


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Ich weiß nicht inwieweit man im Rahmen der Klassikgemeinde Wertschätzung und Popularität auseinanderhalten kann oder darf.


    Die "Klassikgemeinde" war offenbar im 18. Jahrhundert genausowenig homogen wie heute, die zitierten Texte sprechen ja von den "Kennern" und dem "Haufen" (nicht sehr freundlich ...)

    Zitat

    Mann muß noch mehr als Kenner sein, um ihn beurteilen zu können.(1790)


    Mit Hochschätzung meine ich also die positiven Expertenurteile und die Popularität betrifft dann "den Haufen", der den Konzertsaal voll machen soll, also das, was Du als "Klassikgemeinde" ansprichst, heute auch die CD-Käufer. Womit wir wieder im anderen Thread wären mit dem Thema, wer denn die Jury spielt. Das waren auch zu Mozarts Zeiten die "Experten". Und auch damals beschwerten sie sich über den "Haufen" - geradeso wie wenn jetzt ein gewisser Kritiker der Wiener Zeitung klagt, dass Penderecki sich an das Publikum anbiedert (wenn ich das recht im Gedächtnis habe). Damals waren die Kritiker also noch wesentlich harscher mit der Wortwahl, stell Dir vor, heute schriebe jemand von dem Haufen, der in den Musikverein geht.
    :D
    Bezüglich Werturteil sind die großen Konkurrenten, die in den 1780ern geschrieben haben, Haydn, Gluck und CPE Bach. Boccherini dann schon mit ein wenig mehr Abstand - aber dessen Cellokonzerte sind durchaus im "Kanon", die kennt doch jeder Cellist.
    All die hier genannten Komponisten findet man aber praktisch nie auf dem Konzertprogramm - einzig Pleyel ist mir im Konzerthaus einmal zu meiner großen Verwunderung und Freude über den Weg gelaufen. Aber ich fürchte, dass sie sich nicht durchsetzen werden, das Publikum, die Klassikgemeinde, der Haufen :D will sich eben nicht so viele Namen merken. Das ist so wie im Museum: Wo ist der Rembrandt? Und wenn bei einem Bild ein Name druntersteht, den man nicht kennt, geht der Haufen weiter (und der kennt nur wenige Namen).
    :hello:


  • Ich habe den Eindruck, dass in dem thread immer wieder der Versuch der Rekonstruktion der damaligen Situation und eine nachträgliche musikhistorischen oder moderne Einschätzung durcheinandergehen. (Das hattest Du ja oben so ähnlich schon angesprochen.)
    Seinerzeit kann man "Konkurrent" auf bedeutende Kapellmeisterstellen, bedeutende Aufträge oder allgemein Ansehen und Publikumsgunst unterscheiden. Was die ersten beiden Punkte betriff, konkurrierte Mozart mit keinem der heute als ähnlich bedeutend angesehen Komponisten: Gluck, CPE Bach (und vielleicht auch J. Chr. Bach) waren "Altmeister" und eben auch alt (oder gar schon verstorben). Die dienten eher als Vorbild und Maßstab. Haydn saß anscheinend recht zufrieden bei Eszterhazy und machte Mozart weder für Stellen bei Hofe noch für Opernaufträge Konkurrenz. Boccherini war ziemlich isoliert in Spanien und schrieb fast nur Kammermusik.


    Bei Großaufträgen und Stellen waren Mozarts Konkurrenten also tatsächlich Salieri und Co. Die spielen und spielten in der Instrumentalmusik aber kaum eine Rolle. Ohne es noch einmal nachgelesen zu haben, vermute ich, dass Mozarts Konzerte ca. 1784-86, die er hauptsächlich mit eigenen Klavierkonzerten bestritt, schon ziemlich einzigartig gewesen sind, aber anscheinend war da auf Dauer nicht genügend Geld drin?


    (Was ich kaum einschätzen kann, ist die Deutsche Oper/Singspiel; mir ist nichts anderes bekannt (wie das Märchenstück, an dem Mozart vermutlich mitgearbeitet hat) und Entführung und Zauberflöte erscheinen im Rückblick gewiß noch deutlicher als überragende Werke gegenüber der Konkurrenz als die Da Ponte Opern. Vermutlich wurden aber seinerzeit interne Konkurrenz durch die Bemühungen, überhaupt deutschsprachiges Musiktheater zu etablieren, überdeckt.)


    Klavier- und Violinsonaten, -trios, u.ä. waren ohnehin Gelegenheitskompositionen oder Hausmusik. Auch wenn man die vielleicht ganz gut an Verleger verkaufen konnte, machten diese letztlich wohl das bessere Geschäft.


    In der Instrumentalmusik insgesamt, besonders natürlich, was Sinfonien und Quartette betrifft, war Haydn schon um 1780 der angesehenste Komponist in Europa. Die "Konkurrenz" betrifft hier den allgemeinen Ruf und die Verbreitung der Kompositionen. Wie ebenfalls schon angedeutet, machte es sich Mozart hier durch die Schwierigkeit seiner Werke nicht gerade leicht, sowohl spieltechnisch als auch kompositiorisch gab es hier wenig Zugeständnisse, was einige Kenner (wie Haydn selbst, vielleich auch den Kaiser) sicher entzückt hat, weniger aber die Verleger. Dennoch war Mozart berühmt genug, dass es sich für einen Verleger (?) der Versuch gelohnt zu haben scheint, nach dem Erscheinen der 6 Haydn gewidmeten Quartette, unautorisiert, einige frühe Quartette Mozarts auf den Markt zu bringen, wohl in der Hoffnung, im Windschatten der neuen Stücke, ein Geschäft zu machen.


    Sicher gab es hunderte von Sinfonien, Quartetten, Sonaten anderer Komponisten, davon sicher auch viele gute und einzelne hervorragende. Aber wie schon gesagt, scheint mir in der Instrumentalmusik der Ausnahmerang von Haydn und Mozart schon damals sehr bald anerkannt worden zu sein. Es kann ja kein bloßer Zufall sein, dass Graf Waldstein (meines Wissens kein hauptberuflicher Musikkritiker ;)) 1792 auf die Widmung "Mozarts Geist aus Haydns Händen" gekommen ist, als er den jungen Beethoven nach Wien verabschiedet hat.


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Zitat

    Ich habe den Eindruck, dass in dem thread immer wieder der Versuch der Rekonstruktion der damaligen Situation und eine nachträgliche musikhistorischen oder moderne Einschätzung durcheinandergehen. (Das hattest Du ja oben so ähnlich schon angesprochen.)


    Das würde ich unterstreichen - aber das ändert wenig am Gesamtergebnis.


    Es ist ja noch immer nicht festgestellt, wer denn eigentlich das "richtige" Urteil fällt, bzw wer berechtigt ist, ein solches zu fällen.
    Ich würde es so sehen, daß die Zeitgenossen IMMER das Vorrecht haben - denn schliesslich wurden die Werke ja für sie geschrieben, nicht für dubiose Musikhistoriker kommender Jahrhunderte, oder ein Publikum dessen Ohren durch atonale Musik verdorben sind.


    Diese Streitfrage ist sicher nicht lösbar, und das ist auch nicht Aufgabe dieses Threads. Ich sehe dessen Sinn vielmehr darin, Mozarts vergessene Zeitgenossen ein wenig ins Rampenlicht zu stellen und klarzumachen, daß für den durchschnittlichen Klassikhörer der Unterschied zwischen Mozart und einigen Zeitgenossen kaum hörbar ist. Das gilt in eingeschränktem Maße auch für Musikwissenschafter, die bis heute viele Werke des 18. Jahrhunderts nicht eindeutig zuschreiben können.


    Ich würde Mozarts Zeitgenossen ziemlich willkürlich in 3 Gruppen einteilen - wobei es in der Natur der Sache liegt, daß die Zuweisungen zur jeweiligen Gruppe individuell sehr verschieden ausfallen dürfte.


    1) Komponisten die "unauffällig sind, die - zumindest nach persönlicher Auffassung - keinen bleibenden Eindruck hinterlassen.


    2) Komponisten die "mozartähnlich" komponierten, also schwer zu unterscheiden wären, würde man den Komponisten nicht namentlich kennen


    3) Komponisten deren Tonsprache weitgehend von jener Mozarts abwich, die somit das Spektrum des 18. Jahrhunderts wesentlich erweiterten.


    Wir können ja, wenn wir hier einen Komponisten kurz vorstellen oder Mozart gegenüberstellen SOWOHL dessen Stellenwert zu Lebzeiten UND heute kurz streifen.


    Zitat

    Bei Großaufträgen und Stellen waren Mozarts Konkurrenten also tatsächlich Salieri und Co


    Das ist - betrachtet man den deutschen Sprachraum - durchaus richtig - Europaweit gesehen gab es aber sicher ein Dutzend von ebenbürtigen - oder fast ebenbürtigen Komponisten - vor allem im italienischen Sprachraum.
    All diese Komponisten werden aber heute kaum mehr gespielt, sind den meisten Opernfreunden nicht mal (oder gerade noch) dem Namen nach bekannt. Sogar Salieri ist der breiten Öffentlichkeit nur als "Mozarts Todfeiind" in Erinnerung - Auch seine Werke werden heute kaum mehr aufgeführt. Hört man jedoch in eine seiner Opern, die dank CD doch partiell überlebten - dann fragt man sich "WARUM NICHT?)


    Und gleichzeitig kann man sich die Frage beantworten, ws denn der Grund für die Rivalität der beiden Männer war. Slieris Opern waren - ebeno wie jene Mozarts, vom Feinsten - und durchaus in der Lage Mozart Paroli zu bieten, das wusste beide Herren.
    Mozart wusste, daß Salierei hervorragend - uns somit gefährlich war - noch dazu in einflußreicher gesellschaftlicher Position - Salieri hingegen war sich mit Sicherheit dessen bewusst, welche Gefahr von einem einflußreichen Mozart bei Hofe für ihn verbunden war....und er versuchte nach Kräften diese Gefahr von sich fernzuhalten.


    Zitat

    Ohne es noch einmal nachgelesen zu haben, vermute ich, dass Mozarts Konzerte ca. 1784-86, die er hauptsächlich mit eigenen Klavierkonzerten bestritt, schon ziemlich einzigartig gewesen sind, aber anscheinend war da auf Dauer nicht genügend Geld drin


    Für Mozart war NIE genügend Geld drin - er war - sagen wir es offen - ein Verschwender und konnte mit Geld nicht umgehen. Für eine Oper bekam er doppelt soviel wie andere Komponisten - und er fand das übrigens selbstverständlich, denn er war sehr selbstbewusst - gelinde gesagt. Aber er hatte eien Lebensstil fast wie ein Adeliger, eigener Wagen, Reitpferd, Wohnung meist in "bester Lage", Frau in Baden auf Kur,und eigener Billarddtisch (ein Luxus der Sonderklasse zu Mozarts Zeiten - und sogar noch heute - wenn das Stück was taugen soll) - ach ja - die Musikinstrumente und die aufwändige hyperelegante Kleidung hätte ich beinahe vergessen, sie wurde immer wieder beschrieben und betont.....


    Zitat

    Es kann ja kein bloßer Zufall sein, dass Graf Waldstein (meines Wissens kein hauptberuflicher Musikkritiker ) 1792 auf die Widmung "Mozarts Geist aus Haydns Händen" gekommen ist, als er den jungen Beethoven nach Wien verabschiedet hat.


    Diese Widmung beziht sich darauf, daß eigentlich Mozart als Beethovens Lehrer vorgesehen war - nach Mozarts Tod musste man "umdisponieren"


    Daß Mozart in der Hierarchie der Musiker ganz oben stand, das beweifelt wohl niemand - die Frage ist nur - inwieweit er den Ausnahmestatus hatte, der ihm gegen Mitte/Ende des 20. Jahrhunderts zugesprochen wurde....


    Das wird ein langer Thread - über die Konkurrenten - um die es schliesslich hier geht - wurde noch kaum geschrieben....



    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt Denn kaum wird ein Komponist aus Mozarts Umkreis wiederentdeckt, wird eine gewisse Gruppe nicht müde , zu betonen, daß - bei aller Wertschätzung - die Musik des Wiederentdeckten dem Genie Mozart natürlich nicht das Wasser zu reichen vermag.


    Kommt darauf an in welcher Disziplin und besser wäre es vielleicht diesen Komponisen einmal losgelöst von diesem Gedanken zu betrachen.


    Ich denke den Klavierkonzerten steht mit Grund ein Ausnahmerang zu und es zeigte auch der Thread über die Klavierkonzerte der Mozart-Zeitgenossen, das hier zwar auch hin- und wieder hörenswerte "Ausgrabungen" gemacht werden können aber Mozarts bessere Klavierkonzerte doch eine andere Liga sind. Nur die Frage, ob man das überhaupt sucht?


    Die letzten 3-4 Sinfonien zeigen auch deutlich das es damals zu dieser Zeit keinen
    anderen Kollegen gab (außer Haydn den man hier aber zum einen nicht stilistisch vergleichen noch hier prinzipiell erwähnen sollte) der schon fast losgelöst von seiner Zeit in sehr hoher Qualität, Originalität und stellenweise sehr ausgeklügelte Detailarbeit komponierte. Vergleicht man zB Kozeluchs Sinfonien die er 1787 schrieb so wird - zum. mir ergeht es so - umso mehr bewußt wie revolutionär diese Sinfonien damals geklungen haben mögen und auch waren (ob das aber auch im Sinne und Geschmack des Pubklikums war, ist wieder eine andere Frage)


    Gibt es eigentlich auch eine Messe zu Mozarts Wien-Zeit die mit seiner c-moll verglichen werden könnte?


    Bei der Kammermusik schaut es sicher schon anders aus - seine Klaviertrios finde ich jetzt nicht unbedingt seine Glanzstücke und vereinzelt gibt es von diesem und jenen Komponisten ebenbürtige Kammermusikwerke... die Haydn-Quartette mal ausgenommen, soweit es mir bekannt ist könnte ich hier nur wieder Haydn mit dieser Qualität asoziieren (ich muß gestehn die von Boccherini nicht zu kennen aber der würde als Konkurrent nicht so sehr in Frage kommen).


    Ich denke man sollte deswegen weniger in Frage stellen ob Mozart überhaupt tatsächlich der Ausnahmekomponist war, denn das steht sicher außer Frage - überhaupt zu seiner Wiener Zeit - sondern ob er ständig als Messlatte bei anderen Zeitgenossen herangezogen werden muß. Man kann ja auch losgelöst von diesem Gedanken die jeweilige Musik wertschätzen und Gefallen an ihr finden. Ist die Musik nur gut wenn sie mit Mozart Schritt halten kann?
    Und wie erwähnt gab es ja auch einige Komponisten mit eigener Tonsprache, ich denke jetzt nur an J.M.Kraus dessen Musik ich und sicher viele andere hier im Forum sehr schätzen.


    Zitat

    Wenn Dittersdorf - ich bin sicher, Er hat das gesagt, meint, Mozart habe ZUVIELE Ideen und könne keine Ordnung hinein bringen - dann ist das IMO kein Hinweis auf besondere Wertschätzung.


    Das wird doch Joseph II zugeschrieben, das Dittersdorf-Zitat im Dialog mit Joseph II das ich zitiert habe zeigt schon große Wertschätzung.


    Ich glaube wie hier auch erwähnt wurde, muß man auch unterscheiden zwischen Kennern und dem Massengeschmack, nicht nur Heute sondern es war sicher auch damals so (bekannt ist ja Mozarts Ausspruch von den "langen Ohren") Interessant ist aber das die obigen Zitate meist von Musikkritikern kamen - geschätzt oder manchmal auch gefürchtet wurde er sicher vor allem von seinen Kollegen die von ihrer musikalischen Kentniss her in der Regel am Besten abschätzen konnten inwieweit Mozart musikalisch qualitativ unterwegs war. Es ist auch eine interessante Frage inwieweit nicht manche damlige Komponisten bewußt versucht haben den Geschmack der Masse zu bedienen während Mozart sicher ein gewisses Anspruchsdenken hatte und nur vereinzelt davon abwich (seine damals mit Abstand simpelste Komposition für Klavier und Orchester, das Rondo in A-Dur KV 386 erhielt den Anschein nach den größten Zuspruch, womit man hier schon ein gewisses Bild eines damaligen Zeitgeschmacks des Publikums ziehn kann) Und es ist für diesen Thread sicher auch nicht unwesentlich zu hinterfragen was eigentlich die breite Masse erwartet hat? Ein KV 466 hatte leider zu seiner Zeit recht wenig Erfolg, heute und sogar einige Jahre nach dem Tod Mozarts (durch Beethoven) als eines seiner besten Werke anerkannt.


    Übrigens hab ich zufällig eine hörenswere Messe von Albrechtsberger (1736 - 1809) entdeckt


    Albrechtsberger war damals immerhin von Kennern sehr anerkannt, zu seinen Schülern zählten Beethoven, Czerny, Ries, Hummel,...Mozart wünschte ihn sich vor seinem Tod als sein Nachfolger als Kapellmeister-Adjunkt (im Stephansdom)
    Die Messe hat ein paar sehr schöne Stellen wie zB das Benedictus - Ein Tip für Liebhaber der geistlichen Musik der Spätklassik.


    :hello:
    Thomas

    „Eine Erkenntnis von heute kann die Tochter eines Irrtums von gestern sein.” (Marie von Ebner-Eschenbach)

  • Wenn wir davon ausgehen, dass seine unmittelbaren Zeitgenossen gemeint waren, dann fällt mir nur Joseph Haydn ein, der Mozart auf dem Gebiet der Symphonik ebenbürtig war, und, was die Komposition von Messen und Oratorien betraf, sogar Bedeutenderes geschaffen hat als Mozart (trotz dessen Requiem und der Krönungsmesse). Aber Haydns beiden großartigen Oratorien "Die Schöpfung" und "Die Jahreszeiten" finden höchstens ihre Entsprechung bei seinen quasi "Nichtzeitgenossen" Mendelssohn ("Elias" und "Paulus") sowie Händel, der neben dem "Messias" noch eine Fülle von großartigen Oratorien geschaffen hat, sowie natürlich J.S. Bach. Aer die letzteren lebten ja entweder vor Mozart oder nach ihm.


    Also außer Haydn und em jungen Beethoven konnte Mozart keiner das Wasser reichen.


    Liebe Grüße


    Willi :P

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Der Kurzstückmeister schrieb (vor einigen Jahren)

    Zitat

    Es wäre doch viel eher die Frage, wie sich die Einschätzung von Mozart und Kozeluch um 1790 dargestellt hat (heute ist keine Rede von "ebenbürtig").


    und ebenfall der Kurzstückmeister

    Zitat

    Ich bin nicht derjenige, der sich intensiv mit den Karrieren der Herren Künstler und der Einschätzung derselben zu Lebzeiten beschäftigt - letzteres wird auch schwer funktionieren, da das in der Regel nicht erforscht sein wird. Ich erinnere mich dunkel, dass Kozeluch am Wiener Hof eine Stelle innehatte, die Mozart eben darum nicht bekam - ob daraus folgt, dass er in Mitteleuropa höher geschätzt war? Keine Ahnung.


    Das wäre allenfalls EIN Hinweis


    Aber, daß der Fürsterzbischof von Salzburg Kozeluch Mozarts Stelle als Nachfolger anbot - zu höherem Gehalt (die Angaben schwanken hier) - das ist der ZWEITE Hinweis (wenngleich hier eine gewisse Bosheit von Seiten des Erzbischofs mit im Spiele gewesen sein mag)


    Als DRITTER Hinweis mag gesehen werden, daß Kozeluch es sich leisten konnte, dieses Angebot abzulehnen.
    Allerdings schätzt Kozeluch selber Mozart höher ein als sich selbst, das geht aus einem Brief Mozarts an seinen Vater hervor, der allerdings (wie die meisten Briefe Mozarts an seinen Vater) mit Vorsicht zu bewerten ist:


    Zitat

    "der Erzbischof hat unter der hand dem kozeluch 1000 fl: antragen lassen - - dieser hat sich aber bedanken lassen, mit dem Zusatz; da´er hier besser stünde, und wenn er es nicht verbessern könnte, würde er niemalen weggehen. zu seinen freunden sagte er aber; - die affaire mit dem Mozart schreckt mich aber am meisten ab - wenn er so einen Mann von sich lässt, wie würde ers erst mir machen. - Nun sehen sie wie er micht kennt und meine talente schätzt!"


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Viel zuwenig wird hier von Salieri geschrieben, einem wirklichen Schwergewicht als Konkurrent Mozarts. Das Verhältnis der beiden Herren zueinander war, trotz gelegentlicher Spannungen, ein wesentlich besseres als man uns lange Zeit hindurch weismachen wollte.
    Darüber in Bälde mehr im entsprechenden Salieri Thread.


    Dann käme noch Boccherini und seine Streichquartette , Quintette etc.

    Zitat

    Boccherini eine andere Liga ?


    Viele gehen davon aus, daß Boccherini, von dem lange Zeit eigentlich nur ein Thema bekannt war, ein eher unbeachteter Komponist war.
    Das war aber nicht der Fall- Im Gegenteil
    Die meiste Zeit seines Leben verbrachte Boccherinu in Diensten von Don Luís Antonio de Borbón y Farnesio der ih gut behandelte und ebenso bezahlte, der aber eifersüchtig darüber wachte, daß Boccherini möglichst keine Veröffentlichung für andere Interessenten machte. Nach Boccherinis Tod als Privateigentun der erbenden Familie betrachtet, unter Verschluß gehalten - und dann vergessen...


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !