Stimmen, die wir niemals hören werden - Franz Innozenz Nachbaur, der erste Stolzing

  • Im März feiert er sein Jubiläum, deshalb sei ihm jetzt ein eigener Thread gewidmet:


    Franz Innozenz Nachbaur (* 25. März 1830 auf Burg Gießen bei Kressbronn am Bodensee; † 21. März 1903) war ein deutscher Hofkammersänger. Er war Sohn eines Bauern und wollte ursprünglich Ingenieur werden. Er studierte dann jedoch Gesang bei Heinrich Sontheim in Stuttgart und ging 1855 als Chorist zu einer Wanderbühne.
    1868 kam er an die Münchner Hofoper, wo er den ersten Stolzing (1868 ) und Froh (1869) sang. Gastierte 1878 als Lohengrin in Rom, 1882 als Adolar in London, Drury Lane, und gab 1890 seinen Abschied in der Titelrolle des Postillon de Lonjumeau. Neben der Stimmkraft bewunderte man an ihm seine elegante Erscheinung und bezeichnete ihn als ›den schönen deutschen Tenor‹.



    Bei der Uraufführung der Meistersinger von Nürnberg am 21. Juni 1868 sang Nachbaur die Partie des Walter von Stolzing und eroberte im Sturm sein Publikum.


    700 Mal trat Nachbaur auf der Bühne des Münchner Hoftheaters auf. Vielen Wagner-Tenor-Rollen hat er seine Stimme geliehen. Neben dem Walter von Stolzing und dem Lohengrin (127 Mal soll er ihn gesungen haben) sang Nachbaur auch gerne die Rolle des Postillon von Lonjumeau, mit der er sich am 13. Oktober 1891 von der Bühne verabschiedete.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Die Idee zu diesem Thread kam mir nicht bei der Beschäftigung mit Richard Wagner, sondern über den berüchtigten Bayernkönig Ludwig II, dessen Lieblingssänger Franz Nachbaur war.



    Dabei hat dem Bauernsohn vom Bodensee dies niemand an der Wiege gesungen. Nach dem Studium am Polytechnikum in Stuttgart – er wollte Ingenieur werden – fand er 1856 in Basel die von ihm gewünschte Anstellung als Chorist, bevor er, nach zwei Jahren in Mailand, Mitglied des Meininger Hoftheaters wurde. Nach Gastspielen in Köln, Hannover und Prag – wo er seine Frau Albine kennenlernte – übernahm er 1868 die Rolle des Walther von Stolzing in der Münchener Uraufführung der Meistersinger. Fortan gehörte Nachbaur zu den Lieblingen des Publikums wie des Königs.



    Zitat

    Die glänzende Erscheinung und der Tenorklang seiner Stimme verzauberten Ludwig II., wie in einem Brief vom 25. März 1872 an seinen „besten Freund“ Nachbaur, der eine Vorliebe für Edelsteine hatte und stets mehrere wertvolle Ringe an den Fingern trug, zu lesen ist: „Die von Ihnen so wundervoll gesungenen Melodien umschweben mich ständig, lassen mich die oft rauhe Wirklichkeit des Lebens vergessen und heben mich in eine selige wonnevolle Welt des Traumes...“
    Des Königs Gunstbezeigungen zeigten sich auch in zahllosen Geschenken; darunter eine Lohengrin-Rüstung von massivem Silber.
    Mit 662 verschiedenen Rollen in 1001 Aufführungen nahm Nachbaur am 13. Oktober 1890 als Postillon von Lonjumeau seinen Abschied von der Bühne, sang jedoch noch über 10 Jahre auf musikalischen Gesellschaften, bis er einige Tage nach einem Schlaganfall im März 1902 sanft entschlief.


    LG


    :hello: :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)