Komische Figuren in der Oper

  • Liebe Opernfreunde,


    Komische Oper ? Nie gehört !!
    Heutzutage muß alles einen letalen Ausgang haben, wenn es vor dem Publikum bestehen will.
    Das war indes icht immer so, es gab und gibt eine Sparte, welche sioch "Komische Oper" benennt.
    Indes nicht alles was sich "komische Oper " nennt ist auch wirklich komisch, es wird in der Regel schon mit Freude registriet, wenn ein Happy End ansteht.


    Aber dennoch - es gibt sie die komischen Charaktäre die von allen möglichen Stimmfächern abgedeckt werden, bzw wurden, und welche die komischen Opern durch ihr skurrilles aber dennoch heiteres Wesen bereicherten


    Wodurch sind diese Personen eigentlöich komisch ? Durch Überzeichnung realer Charaktäre ?
    Durch Eigenarten, die man in der realen Welt niemals findet ?
    Durch ein besonders lustiges "Outfit"???


    Vieles ist möglich....


    Gesucht werden "komische Charakterrollen - und ihre überzeugendsten Interpreten - wobei hier mehr als bloße Namensnennung erwünscht ist.



    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Da wäre aus den "Lustigen Weibern" von O. Nocolai Sir John Falstaff, z.B. mit Kurt Böhme.


    Ich glaube, die Rolle muss man nicht erklären, ein jeder kennt sie....oder ihn, im Waschkorb...oder mit Sekt, den er schon als Büblein klein als Lust empfand, schmachtenden Liebesbriefe an mit gleichen Inhalt an zwei Damen schickte...

  • Natürlich kommt einem sofort der komische Vogel Papageno in den Sinn, die Rolle, welche der Librettist Schikaneder sich selbst zugedacht hatte.


    Die Popularität der meistgespielten Mozart-Oper geht zum großen Teil auf sein Konto. Wer kennt ihn nicht?


    :hello:

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Ich denke sofort an Don Magnifico und Dandini. Gerade erster führt einfach hervorragend übertriebenen Vaterstolz vor.
    Auch ein auf dem Punkt gspielter und gesungener Sixtus Beckmesser ist meiner Pedanterie zum Brüllen komisch.

  • Hallo,
    um bei er Zauberflöte zu bleiben:
    sicher Papageno - er gehört zu den Gewinnern - man kann sich über ihn und mit ihm freuen.
    Dann Monostatos - man könnte auf seine Kosten lachen -aber eigentlich ist er ja d i e tragische Figur im Stück.Sein Ausbruch aus der ihm zugewiesenen Rolle wird mit Sohlenhieben bestraft und als er sich dann vollends auf die Seite der überkandidelten Diva schlägt wird ihm der Garaus gemacht - ganz schön zeitgemäß.
    Viele Grüße
    Santoliquido

    M.B.

  • Komische Oper? Doch, das hat man schon einmal gehört. In Berlin gibt es ja auch eine Spielstätte, die sich so nennt. Die haben dort auch mal eine wirklich komische "Zauberflöte" gemacht...
    Man kennt ja den Begriff "Opéra comique" und denkt dabei an "Postillon von Lonjumeau" von Adolphe Adam oder Aubers "Fra Diavolo", die wohl eindeutig komische und heitere Opern sind.
    Im deutschen Bereich fällt einem sofort Lortzings "Wildschütz" und "Zar und Zimmermann" ein; Stücke, die sich leider fast ganz aus den Spielplänen verabschiedet haben.


    Das war eine köstliche Zeit... mit Georg Hann, Kurt Böhme, Gottlob Frick


    Manchmal taucht für diese Operngattung auch der Begriff KONVERSATIONSOPER auf. Eine klare Abgrenzung ist wohl kaum möglich; viele Opern kann man als komische Opern bezeichnen - muss es aber nicht.

  • Tja, nicht jede sogenannte komische Oper hat komische Figusen hervorgebracht, bei manchen liegt es an der Interpretation, Rollenauffassung etc.


    So hat man heute die durchaus komische Rolle des Osmin in die Rolle der Bösewichte gestellt. Das widerspricht in vieler Hinsicht der Auffassung des Librettisten - und sogar des Komponisten.
    Osmin ist eine komische Rolle- ohne wenn und aber, ein leibenwürdiger Tollpatsch, der sein gutes Herz hinter einer rauhen Schale veribirgt.


    Um die Komik der Rolle zu vrstehen, sollte man schon die Pointe verstehen, einem Kastraten - denn solche waren die Haremswächter in der Regel - das Stimmfach BASS zuzuordnen.


    Wir erleben ferner wie dieser "Bösewicht" Reißaus nimmt ("nur Ruhe ich will ja gern gehen - bevor Du mir Schläge erteilst") als das resolute Blondchen ihm droht die Augen auszukratzen, eine Stelle übrigens, wo man sich die Rolle der angeblich einst so unterdrückten Frauen vorstellen muß - das Stück stammt aus dem 18 Jahrhundert !!!!


    Die polternden Zornausbrüche des Osmin werden ins Komische gezogen, wenn die Hinrichtungsmethoden einander widersprechen - nicht in der angegebenen Reihenfolge durchführbar sind.


    Bei einer Flasche guten Zypernweins indes, zeigt sich der wahre Charakter des "bösen" Osmin - er verbrüdert sich - wenn auch nur für kurze Zeit - mit seinem Rivalen Pedrillo - was für ihn selber höchst gefährlich werden KÖNNTE.


    Aber wir befinden uns ja nicht in einem Psychodrama des 20. oder 21. Jahrhunderts, sondern in einer komischen Oper, die noch dazu alle ihre Figuren idealisiert und ein wenig überzeichnet, teilweise sogar ins schematische abgleiten lässt.
    So bleibt also Osmin in letzter Konsequenz eine liebenswerte Figur mit schönen - und auch komischen - Arien.
    Die Dämonisierung der Figur - die heutzutage gelegentlich gern gepflegt wird -und immer mehr in Mode kommt - halte ich persönlich nicht nur für überzogen, sondern sogar für unangebracht, an den Intentionen von Librettisten und Komponisten vorbeiinszeniert.


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Eine Paraderolle der komischen Rollencharaktere ist der Bürgermeister van Bett in Lortzings "Zar und Zimmermann". Inkarnation musikalisch wie darstellerisch des aufgeblasenen Wichtigtuers.
    Die Interpretation stellt allerdings stimmlich und vor allem darstellerisch hohe Ansprüche an den Interpreten. Er darf nicht der Gefahr der Übertreibung und des Klamauks erliegen. Leider haben auch große Bässe dieser Versuchung nachgegeben.
    Einer der ohne Übertreibung den sich selbst überschätzenden Charakter ganz plastisch herausargearbeitet und vorwiegend mit stimmlichen Mitteln vor dem gesitigen Auge des Hörers entstehen ließ, war Gottlob Frick. Sein van Bett vor allem in der Aufnahme unter Robert Heger setzte Maßstäbe. Im entsprechenden Thread bei Tamino auch angemessen gewürdigt.
    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Für mich das beste Werk Lortzings ist "Der Wildschütz" (Ensemble im Billardzimmer als Höhepunkt), und die komische Rolle dort ist der Schulmeister Baculus, der seinen eigenen Esel wildert. Hier haben wir es übrigens mit einer echten verkauften Braut zu tun, denn Baculus will sein Gretchen tatsächlich für 5000 Taler losschlagen. Dumm nur, dass es die verkleidete Gräfin ist, auf die er kein Anrecht hat. Am Schluss, beim Jubel über die gräfliche Doppelhochzeit, entschwindet allerdings der Schulmeister aus dem Fokus und man weiß nicht recht, ob er seine Grete noch heiraten kann oder ob sie ihnn noch will. Es ist ein bisschen wie bei Cosi fan tutte: äußerlich scheint alles in Ordnung, aber die Beziehung ist wohl unheilbar zerbrochen.


    Eine wunderbare Aufnahme hat gerade mein Herz im Auto erfreut: Hermann Prey als Graf, Fritz Wunderlich als sein Bruder, Gisela Litz als Gräfin, Anneliese Rothenberger als Gräfin Kronthal, Lotte Schädle als Gretchen und Fritz Ollendorff, den ich oft in Düsseldorf gesehen habe, als Baculus; Robert Heger am Pult. Und noch eins: "Der Wildschütz" war in den Fünfzigern eine meiner ersten Opern, entfernt von jedem Regietheater. Da durfte der Haushofmeister der Gräfin sächseln, dass es eine Freude war. So auch hier!

    Aller Anfang ist schwer - außer beim Steinesammeln (Volksmund)

  • Ja und dieser "Wildschütz" ist voll schönster Melodien und herrlicher Gesangsnummern. Zum Teil stellen diese, wie die teuflisch schwere, lange Arie 5000 Taler hohe Anforderungen an die Sänger.
    Leider ist die deutsche Spieloper unverständlicher Weise sträflich vernachlässigt. Deshalb ist es sehr zu begrüßen, dass kürzlich eine
    fabelhafte Aufnahme von Lortzings "Der Waffenschmied" ersshienen ist, die im Forum zu Recht ausgezeichnet besprochen wurde.


    Herzlichst
    Operus

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  • Zitat


    Ja und dieser "Wildschütz" ist voll schönster Melodien und herrlicher Gesangsnummern. Zum Teil stellen diese, wie die teuflisch schwere, lange Arie 5000 Taler hohe Anforderungen an die Sänger


    Hallo, Operus!


    Da bin ich ganz Deiner Meinung. Eine wunderschöne Oper. Aber diese Arie wäre für mich als Sänger kaum zu bewältigen gewesen. So schnell sprechen, oder gar erst singen, das konnte ich noch nie. Vielleicht mit einem 2 jährigen Unterricht bei Gisela Schlüter.




    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • Auch der Dandini aus Cenerentola zählt zu den komischen Figuren. Ich habe an der Met eine Cenerentola Aufführung mit Alexandro Corbelli, der mittlerweile zum Don Magnifico aufgestigen ist, erlebt und bei seiner Arie im ersten Akt, wo er als vermeindlicher Prinz den beiden Schwestern seine Auffwartung macht, Tränen gelacht. Dazu stand auf de Bühne SImone Alymo als Don Magnifico der ebenfallls ein Talent für komische Rollen hat. Ich habe selten eine Opernaufführung erlebt, wo das Publikum soviel gelacht hat.

  • Der wichtigtuerische Heiratsvermittler KEZAL in "Die verkaufte Braut". Kezal glaubt, alle Fäden in der Hand zu haben, tatsächlich aber betreibt er das Geschäft von Hans. Eigentlich will er Marie dem Wenzel zuführen, dass aber Hans und nicht Wenzel am Ende Marie bekommt, hat Kezal versehentlich vertraglich abgesichert.

  • - ich war schon fast versucht zu sagen, nicht nur in der Oper ! Aber das wäre ein anderes Thema.


    In den italienischen Opernwimmelt es nur so von komischen (freiwillig oder unfreiwillig) Figuren. Auch bei Verdi (Fra Melitone in "Forza") oder Puccini (Mesner in "Tosca", Gianni Schicci in der gleichnamigen Oper) bis zurück zu Donizetti (Don Pasquale, Dulcamara) sind sie stets präsent. Sie sind teils nicht nur komisch, oder wirken zumindest so, sondern gleichfalls schrullig, bösartig bis bizarr - also fast ganz normale Leute. Was hat die italienische Oper, dass so viele solcher Charaktere auf die Bühne stellt, die bei uns nicht so stark vertreten sind? Woran liegt das? An der deutschen Ernsthaftigkeit - oder irre ich mich?


    Etwas ratlos -


    Erich, der Operngernhörer :S

  • Nicht vergessen möchte ich meine liebste komische Oper, Peter Cornelius´"Der Barbier von Bagdad", wovon ich drei Aufnahmen besitze, die alle tadellos sind. Die komische Rolle ist hier der Barbier, natürlich ein Bass. Auch der Text, den Cornelius selber geschrieben hat, ist spritzig und nie platt (was bei Lortzing doch schon mal vorkommt). Wunderbar etwa, wie der Barbier die Leidensgeschichte seiner Brüder besingt.


    Trotz jahrzehntelangem Opernbesuch ist es mir nie gelungen, dieses Juwel je auf der Bühne zu sehen. Dafür sollen die Intendanten alleine schon in der Hölle braten. Beim Stichwort "Hölle" fällt mir ein, dass auch Jaromir Weinbergers "Schwanda, der Dudelsackpfeifer" in einer wunderbaren CD vorliegt, mit Lucia Popp, Siegfried Jerusalem und Hermann Prey. Die witzigste Szene spielt dort in der Hölle, leider ohne Intendanten.

    Aller Anfang ist schwer - außer beim Steinesammeln (Volksmund)

  • Es gibt eine fast unbekannte Oper "Tandaradei" von Hendrik Wehding. Darin gibt es ene Szene des Henkers. Ein Paradebeipiel für ironischen Humor. Wir hörten diese Rarität während des Besuchs der Tamino-Freunde bei der Gottlob-Frick-Gesellschaft und waren alle begeistert. Für mich hat das Stück sogar "Ohrwurm-Qualität", weil es haften bleibt und immer wieder im Kopf auftaucht. Suchtgefahr!
    Herzlichst
    Operus .

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