Max Reger: Das Orgelwerk

  • Liebes Forum,


    es gibt noch keinen einzigen Thread, der sich speziell mit Max Reger beschäftigt. Das ist nun vorbei, denn hier soll sich jetzt mit seinen Werken für Orgel beschäftigt werden.



    Die Orgelmusik nimmt in Regers Schaffen einen zentralen Platz ein.
    Obwohl Katholik, beschäftigte sich Reger viel mit protestantischer Kirchenmusik und verarbeitete viele Melodien aus der evangelischen Kirche in seinen Choralvorspielen und Choralfantasien.
    Diese bilden IMO den Höhepunkt seines Orgelschaffens. Ganz besonders liegt mir die Choralfantasie über "Wie schön leucht uns der Morgenstern" am Herzen. Mit welch einer Variationsvielfalt Reger hier die bekannten Melodien verarbeitet ist erstaunlich. Auch weiß er zu verstehen, aus der Orgel viel Klangfarbe rauszuholen.
    Ich weiß, dass das natürlich Sache des Organisten ist, aber Registriervorschläge dürfte auch Reger in die Partituren eingearbeitet haben.


    Weitere Werke in seinem Oeuvre sind die 12 Orgelstücke op. 59, die Orgelsonate d-Moll op. 60, die B-A-C-H-Fantasie sowie zahlreiche weitere kleine Orgelstücke.


    Zu Regers Lebzeiten wurden seine Werke sehr geschätzt, was in hohem Maße dem Einsatz Karl Straubes zu verdanken war, einem Organisten der Leipziger Thomaskirche. So gilt Reger als wichtigster Vertreter deutscher Orgelmusik nach Johann Sebastian Bach.


    Hier können nun Meinungen, CD-Empfehlungen oder berühmte Reger-Interpreten vorgestellt und diskutiert werden.



    Gruß, Peter.

  • Es wurde zwar schon teilweise im "Orgelliebhaber"-Thread besprochen, aber man kann es ja hier trotzdem noch einmal erwähnen.


    Ich besitze die Einspielungen der Reger-Orgelwerke von Naxos.



    Diese Reihe ist mittlerweile bei Vol. 5 angelangt.
    Jedes Mal mit einer anderen Orgel und einem anderen Organisten.


    Am besten gefällt mir hier die oben abgebildete Vol. 4 mit Josef Still an der Klais-Orgel in der Kathedrale zu Trier.
    Eine wunderschön klangprächtige Orgel, die IMO hervorragend zu Regers Werk passen, dazu das grandiose Choralvorspiel über "Wie schön leucht uns der Morgenstern", das mich vom ersten Moment an gefesselt hat.


    Zu meinem Bedauern gibt es aber nirgendwo das Vol. 2 aus dieser Reihe zu beziehen. Weiß vielleicht jemand näheres, wo man das kaufen kann?
    Es ist zwar jetzt nicht DIE Aufnahme, aber um der Vollständigkeit halber hätte ich diese CD schon ganz gerne.



    Gruß, Peter.

  • Zitat

    Original von petemonova
    Diese Reihe ist mittlerweile bei Vol. 5 angelangt.
    Jedes Mal mit einer anderen Orgel und einem anderen Organisten.


    Nicht ganz. Alle bisher verwendeten Orgeln wurden/werden zweimal verwendet:
    Vol. 1+2 : historische Link-Orgel Giengen/Brenz
    Vol. 3+5 : Rieger-Orgel Dom Fulda
    Vol. 4+6 : Klais-Orgel Dom Trier


    Vol. 6 (mit den fis-Moll-Variationen) ist bereits eingespielt (Organist ist Martin Welzel) und harret der Erscheinung (wohl frühestens nächstes Jahr).


    Mir sagt die Auswahl der Instrumente bei Naxos nicht immer zu. Am überzeugendsten ist immer noch das Instrument in Giengen/Brenz. Es handelt sich um ein historisches Instrument, wie geschaffen für Regers Werke. Dementsrpechend überzeugend klingen sie auch...


    Zitat

    Original von petemonova
    Zu meinem Bedauern gibt es aber nirgendwo das Vol. 2 aus dieser Reihe zu beziehen. Weiß vielleicht jemand näheres, wo man das kaufen kann?
    Es ist zwar jetzt nicht DIE Aufnahme, aber um der Vollständigkeit halber hätte ich diese CD schon ganz gerne.


    Die CD scheint leider vergiffen zu sein. Ob und wann sie wiederaufgelegt wird, müsste man bei Naxos in Erfahrung bringen. Die Tatsache, dass sie schon vergriffen ist, spricht für die Qualität von Interpret, Interpretation und Orgel...


    Gruß
    Karsten

  • Hallo!


    Ja, Reger hat einen eigenen Thread verdient. Zu guten Aufnahmen wurde z.T. in anderen Threads schon einiges gesagt.


    Ich möchte an dieser Stelle nochmals auf die hervorragende Reger-CD von Heinz Wunderlich an der Sauer-Orgel im Berliner Dom (organum classics) hinweisen:



    Besser geht's kaum.


    Zu erwähnen wäre auch noch die momentan leider einzige, vollständige Gesamtaufnahme auf 12 CDs:



    Rosalinde Haas
    Max Reger: Sämtliche Orgelwerke Vol. 1-12
    MDG
    Albiez-Orgel, Frankfurt-Niederrad


    Diese Aufnahme zeichnet sich dur Haas' extrem schnelles und virtuoses Spiel aus, dem leider so manche schöne Details zum Opfer fallen. Ihr grundsätzlicher Interpretationsansatz (Verwendung einer modernen, quasi neobarocken Orgel) muss nicht jeden überzeugen.


    Überzeugender ist da die ebenfalls schon in einem anderen Thread erwähnte CD-Reihe mit ausgewählten Orgelwerken an (meist) historischen Instrumenten des Labels Motette-Ursina (ebenfalls mit verschiedenen Organisten).



    Arvid Gast
    Max Reger - Große Orgelwerke Vol. 1
    Mannheim, Christuskirche
    Fantasie u. Fuge über B-A-C-H op.46
    Morgenstern-Fantasie u.a.
    MOT 11511



    Martin Sander
    M. Reger - Große Orgelwerke Vol. 2
    Walcker-Orgel Dom zu Riga
    u.a. Fis-Moll-variationen, Wachet-auf-Fantasie
    MOT 12001



    Arvid Gast
    M. Reger - Große Orgelwerke Vol. 3
    Sauer-Orgel Dom zu Berlin
    u.a. Symphonische Fantasie und Fuge, Straf-Mich-nicht-Fantasie u.a.
    MOT 12041



    Heidi Emmert
    M. Reger - Große Orgelwerke Vol. 4
    historische Klais-Orgel Bonn, St. Elisabeth
    u.a. Sonate Nr. 2 d-Moll op. 60
    MOT 11981



    Selbstverständlich gibt es noch viele weitere bemerkenswerte Aufnahmen, aber eisn nach dem anderen ;)


    Gruß
    Karsten

  • Kürzlich erworben habe ich eine Doppel-CD mit sämtlichen Choralfantasien Max Regers.



    Es sind Choralfantasien über
    - "Ein feste Burg ist unser Gott" op. 27
    - "Freu' dich sehr, o meine Seele" op. 30
    - "Wie schön leucht' uns der Morgenstern" op. 40 Nr. 1
    - "Straf' mich nicht in deinem Zorn" op. 40 Nr. 2
    - "Alle Menschen müssen sterben" op. 52 Nr. 1
    - "Wachet auf, ruft uns die Stimme" op. 52 Nr. 2
    - "Hallelujah! Gott zu loben" op. 52 Nr. 3



    Die Fantasien sind sehr vielschichtig auskomponiert. Man hat immer damit zu tun, in den einzelnen Stimmen die Vorlagemelodien zu entdecken. Ich bewundere immer die Vielfalt Regers, wie er es schafft, doch immer wieder anders diese Choräle darzustellen.
    Für mich sind die Fantasien der Höhepunkt in Regers Orgelschaffen.


    In dieser Aufnahme spielt Wouter van den Brock an der Orgel der Onze Lieve Vrouwe Kerk in Breda. Die Aufnahme entstand in den Jahren 1989 und 1990.
    Dementsprechend ist die Orgel klangtechnisch auch nicht überragend abgebildet, manchmal wirkt das alles ziemlich flach ohne die Tiefe und Räumlichkeit, die die Kompositionen manchmal verlangen.


    Der Organist meistert aber diese unglaublich schwierigen Stücke (so hören sie sich jedenfalls an ;)) problemlos und überzeugend.


    Für die paar Euro war die Doppel-CD von Brilliant ein echtes Schnäppchen, nur habe ich den Eindruck, dass ich wieder - zumindestens bei jpc - die letzte Aufnahme weggekauft habe.
    Denn jetzt ist sie nicht mehr im Angebot.




    Gruß, Peter.

  • Es passt irgendwie hervorragend, dass ich seit nicht ganz 14 Stunden von einem wunderbaren Max-Reger-Kurs, der an der Furtwängler&Hammer-Orgel von 1899 (III/53) in St. Nikolai zu Lüneburg stattfand, zurück bin.
    Auf dem Programm der abschließenden Orgelnacht stand folgendes Programm:


    Konzert I (im regulären Lüneburger Orgelsommer):
    Fantasie über "Straf mich nicht in deinem Zorn" op. 40, Nr. 1
    Christian Bischof, Würzburg/Landshut
    Variationen über ein Originalthema fis-moll op. 73
    Martin Gál, Bratislava/Trossingen
    Fantasie über "Wachet auf!, ruft uns die Stimme" op. 52, Nr. 3
    Sebastian Küchler-Blessing Rottweil/Trossingen/Karlsruhe


    In den anschließenden Teilen wurden Werke von Reger (BACH, Toccata und Fuge a-moll, 2. Sonate), Mendelssohn (Sonaten c-moll, A-Dur), Mozart (Klaviersonate A-Dur), Bach (Fuge a-moll, Inventionen, von Reger mit einer zusätzlichen Stimme versehen) etc. gespielt.


    Ich war quasi - sowohl bei der Vorbereitung, beim Kurs als auch bei der Orgelnacht - ständig im Einsatz; sei es als Spieler, sei es als Registrant.






    To be continued (muss leider in die Schule, werde den Bericht aber noch überarbeiten)

    Bach ist Anfang und Ende aller Musik

  • Oh, ich wusste gar nicht, dass Max Reger so berühmt ist. Ich komme aus seiner Heimatstadt. Reger ist wenn man so will als Kind durch die gleichen Wälder gelaufen wie ich(um es einmal nostalgisch auszudrücken - in dieser Gegend gibt es zudem viele Wälder).


    Das erfüllt mich jetzt schon mit einem gewissen Stolz, ich dachte er sei nur lokal bekannt. :)


    Warum Reger sich sehr mit protestantischer Kirchenmusik beschäftigte kann ich aufgrund meiner Herkunft eventuell herleiten. Der vom Lande kommende Katholik Reger wuchs in der sehr protestantischen Stadt Weiden. i. d. Opf. auf.
    Warum die Stadt so protestantisch ist (obwohl sie in einer sonst sehr katholischen Region liegt), kann ich nur Theorien darüber anstellen, ich vermute es ist eine Folge des 30-jährigen Krieges - die Stadt war zu der Zeit eine sehr bekannte und wichtige Stadt, da durch sie die berühmte "Goldene Straße" verlief, also die Straße von Nürnberg zu Prag. Daher wurde die Stadt damals im besonderem Maße von den Schweden belagert und auch beeinflusst. (Aber ich bin kein Historiker von daher legt nicht jedes Wort auf die Goldschale).


    Nur so nebenbei, falls es jemanden interessiert.


    PS: Tut mir Leid das geht leider vom Thema vorbei, ich bin gerade nur so stolz drauf, wer aus Wien kommt kann das bestimmt nicht nachvollziehen :D

    Einmal editiert, zuletzt von ThomasW ()

  • Hallo Thomas,


    nein, das war wirklich interessant. Da es keinen allgemeinen Thread zu Reger gibt, kann man das hier durchaus schreiben.
    Max Reger ist im Übrigen wirklich kein Unbekannter, berühmt sind seine Mozart-Variationen oder auch sein Klavierkonzert.


    Vielleicht kennst du ja, um beim Thema zu bleiben, das ein oder andere Orgelstück von ihm.



    Gruß, Peter.

  • Tut mir Leid, mit Orgelmusik habe ich mich noch nicht so befasst. Aber ich habe einen Bekannten, der sehr gerne Orgelmusik hört. Vielleicht kann ich den einmal nach Reger fragen.


    In meiner Heimatstadt ist halt alles nach Reger benannt, ich schrieb mein Abi beispielsweise in der MAX-REGER-Halle 8)

  • Hallo ThomasW


    Jaja, die Weidner!!!


    Klaut ihr uns den Max Reger einfach! Da sträubt sich der Lokalpatriot in mir dann doch...


    Zur Klärung:


    ich komme ursprünglich aus Tirschenreuth, und Max Regers Geburtsort ist nunmal eindeutig Brand in der Oberpfalz, und das liegt im Landkreis Tirschenreuth!!!


    Dass die Weidner ihn trotzdem als größten Sohn ihrer Stadt ansehen, typisch :motz:


    Andrerseits gibts trotzdem Schlimmeres als die Max-Reger-Tage im näheren Umland...


    gruß, flo


    Entschuldigt die Abschweifung

    "Das Leben ist zu kurz für schlechte Musik"


    Wise Guys 2000

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  • Hallo pianflo


    Weit gefehlt, ich ging nur in Weiden auf die Schule. Ich selber komme auch aus dem Landkreis Tirschenreuth. Ich bin sogar in Tirschenreuth geboren.


    Von daher, viele Grüße :hello:
    Das ist ja schon ein riesen Zufall, finde ich.

  • da kann ich noch einen Beitrag liefern:


    eine Aufnahme, die ich gern höre: - wer mich kennt, weiß, was das bedeutet...


    Reger: die großen Orgelwerke II


    Hannes Kästner an der Sauer Orgel der Thomaskirche Leipzig


    petemonova
    ich wüßte nicht, daß das Klavierkonzert bekannt ist...
    jedenfalls konnte der Doblinger Verlag Wien, die Noten nicht auftreiben...

    Im übrigen bin ich der Ansicht, dass gepostete Bilder Namen des Fotografen, der dargestellten Personen sowie eine genaue Angabe des Orts enthalten sollten.
    (frei nach Marcus Porcius Cato Censorius)

  • Zitat

    Original von tastenwolf
    petemonova
    ich wüßte nicht, daß das Klavierkonzert bekannt ist...
    jedenfalls konnte der Doblinger Verlag Wien, die Noten nicht auftreiben...


    Naja gut, berühmt ist etwas übertrieben gewesen.
    Vielleicht ist es nicht mehr als ein Geheimtip.
    Immerhin hat es der große Rudolf Serkin einst aufgenommen:




    Gruß, Peter.

  • danke für den CD tip

    Im übrigen bin ich der Ansicht, dass gepostete Bilder Namen des Fotografen, der dargestellten Personen sowie eine genaue Angabe des Orts enthalten sollten.
    (frei nach Marcus Porcius Cato Censorius)

  • Hallo,


    heute versuche ich einmal etwas in die Tiefe gehend das Komponieren von Max Reger zu beleuchten.


    Max Reger Organist und Komponist (1873-1916)


    Aufgrund seines Jugenderlebnisses (Besuch der Wagner Bayreuth-Festspiele) ist Regers Musik der Klassik und Romantik verwurzelt, berührt teilweise auch die Frühfassung für das damalige Moderne, (Strauss, Schönberg, Mahler) wobei aber neben diesen wiederum auch barocke Stilelemente von schlichter Einfachheit integriert sind.


    Verpflichtend fühlte er sich den großen alten Meistern wie Bach (die 1900 komponierte Ogel-Fantasie und Fuge über B-A-C-H, op.46; oder Mozart; 1914 komponiert „Orchester-Variationen über ein Thema von Mozart, op.132“. welches Regers meistgespieltes Orchesterwerk darstellt.


    Berühmtheit erlangte Reger vor allem durch seine Orgelwerke. Regers kontrapunktisches Können war beispiellos, in seinem polyphonen Empfinden ist er durchaus Bach verwandt und verbindet einen ganz eigenen harmonischen Sinn. Dabei ist immer wieder - besonders in manchen Orgelwerken - ein konsequentes Streben nach Ausweitung des tonalen und modularen Rahmens feststellbar.


    Reger war verschrien als Umstürzler wegen dissonanten und modulationsreichen Harmonik,
    unterdessen brachte Karl Straube, (Förderer Regers und eine lebenslang begründete Künstlerfreundschaft) der spätere Thomaskantor von Leipzig, Regers Orgelsuite op. 16, (komponiert 1895), im März 1897 in Berlin zur Uraufführung.


    Doch der Erfolg blieb für den Komponisten aus, man rühmte Straubes Spiel und zerriss Regers Komposition. Manche Werksgattungen Regers leiden unter der Überfülle an Nebenstimmen und Kontrapunkten, die den thematischen Gedanken vielfach nicht mehr erahnen lassen und damit dem Hörer die Orientierung erschweren, seine Werke müssen einfach öfters angehört werden, um die feinen Nuancen seiner genialen Kompositionstechnik und die gesponnen Fäden in Verbindung mit dem Thema wieder erkennen und heraushören zu können.


    Am 1. September 1901 zog es Reger nach München, der damaligen Hochburg der modernen Musik. War er wegen seiner dissonanzen- und modulationsreichen Harmonik bis dahin als Umstürzler der Musik verschrien, wurde er hier zu seinem Erstaunen ins konservative Lager eingeordnet. Trotz Kritiken hatte sich ein fester "Regerstamm" herausgebildet, und der Komponist wurde neben Richard Strauss zu seiner Zeit zum meistaufgeführten Komponisten Deutschlands.


    Max Reger (Katholik), heiratete 1902 die dem protestantischen Glaubens zugehörende und geschiedene Elsa von Bercken. Auf ihre Anregung hin komponierte Reger Chor-Kompositionen für den protestantischen Gottesdienst sowie Choral-Kantaten zu den Hauptfesten des evangelischen Kirchenjahres, in diese Schaffenszeit von 1903 bis 1905 komponierte er 52 Orgel-Vorspiele zu den gebräuchlichsten evangelischen Chorälen, sowie in 1914 weitere 30 kleine Choralvorspiele, mit denen er die protestantische Kirchenmusik erneuerte.


    Gelobt und zerrissen in der Kritik zur Jahrhundertwende erscheint er uns heute mit seiner hervorragenden Kompositionstechnik Meilensteine gesetzt zu haben, leider werden seine überragenden Orgelwerke nur zu selten zu Gehör gebracht, was nur zu bedauern ist.


    Auf zwei gelungene CD-Einspielungen Max Regers möchte ich hier hinweisen, eine CD die hier in dem Thread eigentlich nicht hingehört, aber aufgrund des Grundthemas; „Kompositionsstil und Entwicklung von Max Reger“ nicht allzu deplaziert erscheint!



    Max Reger (1873 - 1916):
    Phantasie und Fuge über BACH op.46
    Phantasie über den Choral "Alle Menschen müssen sterben" op.52
    Phantasie und Fuge op.135b (ungekürzte Urfassung)


    Das berühmte Kevelaerer Instrument "Große Seifert-Orgel der Marienbasilika" eignet sich hervorragend für diese Musik und kommt mit seiner Eigenheit der Intention des Interpreten sehr entgegen.
    Diese Aufnahme besticht ob der sorgfältig abgehörten und einstudierten Registrierungen, der gefühlvollen Interpretation.




    1. Variationen u. Fuge op. 132 über ein Thema v. Mozart f. Orchester.
    2. Variationen u. Fuge op. 86 über ein Thema v. Beethoven f. Orchester.
    Bamberger Symphoniker, Leitung Horst Stein.


    Die Bamberger verstehen es hier ausgezeichnet, in warmen Klangfarben und im Stile einer gerechten
    Reger-Interpretation die bekanntesten Orchester-Variationen entsprechend darzustellen, zumal ein
    einfühlsamer Leiter wie Horst Stein diesen Werken mehr als gerecht wird.



    Grüsse
    Volker.

    Bach ist so vielfältig, sein Schatten ist ziemlich lang. Er inspirierte Musiker von Mozart bis Strawinsky. Er ist universal ,ich glaube Bach ist der Komponist der Zukunft.
    Zitat: J.E.G.

  • Zitat

    Original von Karsten
    Vol. 6 (mit den fis-Moll-Variationen) ist bereits eingespielt (Organist ist Martin Welzel) und harret der Erscheinung (wohl frühestens nächstes Jahr).


    Mittlerweile gibt es die CD zu kaufen, demnächst landet sie auch garantiert bei mir im Regal:



    Und Vol. 2 der Naxos-Reihe ist leider immer noch nicht verfügbar. :(



    Gruß, Peter.

  • Zitat

    Original von petemonova
    Und Vol. 2 der Naxos-Reihe ist leider immer noch nicht verfügbar. :(


    Man muss ja eigentlich sagen immer noch nicht wieder verfügbar. Es ist wirklich erstaunlich, dass so manche guten neuproduzierten Naxos-CDs so schnell wieder in der Versenkung verschwinden. Ähnlich ist es mit der Einspielung der Orgelsinfonien Nr. 3 und 6 ergangen...



    Louis Vierne
    Orgelsinfonien Nr. 3 und 6
    Bruno Mathieu
    Dalstein-Haerpfer-Orgel Saint-Sébastien, Nancy


    Gruß
    Karsten


  • Hehe, werd ich jetzt reich, wenn ich die CD bei ebay verkaufe...? :D :hello:

  • Straube hat doch mal eine "klassische" Deutung der Reger Werke gebracht, in der er die meisten dynamischen Anweisungen ignoriert hat.


    ich hab das einmal gelesen, leider nicht konsequent verfolgt, dann selbst ausprobiert.
    Eine Parallele zwischen Reger und Buxtehude finde ich bei einigen Präludien und Toccaten (so auch bei der bekannten d-Moll op.59)
    Und auch die Fugen lassen sich ja mit anderem Aufbau spielen, als das ewige pppp nach ffff...


    Was haltet ihr davon, immerhin gehts auch darum, die Reger werke auf modernen Orgeln zu spielen


    was ich immer gehasst habe, war der registriertechnische Aufwand - ich will nicht mit 2 Assistenten spielen...

    Im übrigen bin ich der Ansicht, dass gepostete Bilder Namen des Fotografen, der dargestellten Personen sowie eine genaue Angabe des Orts enthalten sollten.
    (frei nach Marcus Porcius Cato Censorius)

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  • Reger ist für mich ein Komponist, dessen Werke auf den meisten modernen Orgeln für mich inzwischen tabu sind - diese Instrumente transportieren einfach nicht diese Dimensionen, diese Abgründe, die sich da auftun, diese unglaublichen Wechsel von leise zu laut, diese Entfernungsunterschiede in den Werken...
    Ich habe u.a. das "Wachet auf!" (ja, op. 52, 2) dreimal auf modernen Instrumenten gespielt - an einer Neobarockorgel in Rottweil, einer weiß-selbst-nicht-was-sie-ist-Orgel in Chemnitz und in der Tonhalle in Zürich - aber als ich dieses Werk dann auf einer halbwegs authentischen Orgel erarbeitet habe (riesiger Aufwand für die Registranten) und das Ergebnis gehört habe (das war in St. Nikolai, Lüneburg), waren die ganzen Erlebnisse an den anderen Instrumenten vergessen und nichtig - denn mir wurde irgendwie sonnenklar, was Reger braucht. Und für mich findet man so etwas nur in sehr, sehr, sehr seltenen Fällen eines Neubaus.
    Darum: historische Instrumente, zwei Registranten, viel Stress...^^


    Viele Grüße

    Bach ist Anfang und Ende aller Musik

  • meinst du, daß auf den zahlreichen "Kompromißorgeln", diesen Schleifladenmusterdispositionen ohne Stil niemals Reger erklingen kann!


    für die kleineren Orgelwerke?
    die Passacaglien


    gerade die 135b Fantasie scheint mir durchaus in der Lage, ihre Aussage auch ohne Schwellwerk und Walze zu transportieren...


    aber wenn du so streng bist... ;)


    man zögert ja auch nicht, bei vorhandensein einer einzigen Oboe im Schwellwerk C.Franck zu spielen...

    Im übrigen bin ich der Ansicht, dass gepostete Bilder Namen des Fotografen, der dargestellten Personen sowie eine genaue Angabe des Orts enthalten sollten.
    (frei nach Marcus Porcius Cato Censorius)

  • Das ist das Problem, das op. 135 hat - "er will am Anfang ja nen Spaltklang, also geht das auch auf ner neobarockorgel"; schön und gut, die ersten paar Takte gehen dann also. Aber wie sieht es mit dem Crescendo, das kaum merklich vonstatten gehen soll (und auf dementsprechenden Orgeln mit etwas Glück auch so funktioniert) aus? Da versagt jedes moderne Instrument... Ähnlich bei den Passacaglien: Er will ja keine großen Klangunterschiede, sondern ein Näherrücken des gesamten Orgelklangs, erst aus der Tiefe des Raums (III), dann am Schluss im Vollen Werk. Gerade da glaube ich nicht, dass großartige Klangunterschiede gewünscht und geplant sind...
    Mit Franck sieht es etwas anders aus: Orgeln von Cavaille-Coll haben oft mit heutigen Instrumenten viel mehr zu tun als Regersche Instrumente - nun gut, man hat nicht unbedingt diesen Zungenklang und diese Fixiertheit auf den Zungenklang, aber Franck bringt man viel, viel besser (und vielleicht auch authentischer) zum Klingen als Reger, weil die Unterschiede der Instrumententypen zu den heutigen bei CC viel, viel geringer sind als die von Walckerschen Großorgeln. Schade eigentlich - nur: Mit Schleifladen wird man solche Klänge nie erreichen können; Kegelladen will man nicht mehr (zumindest weder rein mechanisch noch pneumatisch). Was bleibt großartig? Die französistisch angehauchte Kompromissorgel...
    Viele Grüße

    Bach ist Anfang und Ende aller Musik

  • Hallo Sebastian,


    das mit dem Crescendo ist ja vielleicht die Änderung Karl Straubes gewesen - auf das Aufregistrieren zu verzichten...


    als Beispiel fällt mir eine Karl Richter Interpretation der Bach g-Moll Fantasie ein, wo er bei der chromatischen Stelle ab Takt 41 aufregistriert hat. ebenso bei der Bach Passacaglia, die analog zu Reger aufgebaut ist.


    Ich weiß, daß das Argument nicht neu ist (von vorgestern), aber ich halte Regers Walzendynamik für nicht orgelgemäß! der Orgelklang ist für mich "an sich" interessant und muß nicht ständig variiert werden.


    mich interessieren "die kleinsten Abstufungen vom pppp bis zum ffff" überhaupt nicht, wenn ich dafür gut intonierte schönklingende charakteristische Flöten und Prinzipalstimmen hören kann.


    Dabei bin ich nicht prinzipiell gegen romantische Stimmen, aber auf das Äolinengesäusel und Fernwerkeffekte kann ich schon gerne verzichten.


    Das bedeutet für mich, daß ich bei Reger auf die Extremlautstärken verzichte und auf den orchestralen Aufbau. Ich denke, daß die musikalische Substanz das aushält...
    (Bei Bach ist es umgekehrt auch der Fall...)


    Selbstverständlich kann ich mir vorstellen, daß man auf einer 60 Register orgel mit Setzeranlage ein Stück "klanglich total ausloten" kann...das macht auch Riesenspaß, oder

    Im übrigen bin ich der Ansicht, dass gepostete Bilder Namen des Fotografen, der dargestellten Personen sowie eine genaue Angabe des Orts enthalten sollten.
    (frei nach Marcus Porcius Cato Censorius)

  • Dann empfehle ich dir Reger-Einspielungen mit Christoph Bossert in Giengen/Brenz - ich durfte ihm einmal dort registrieren (op. 73); es war die Hölle: nichts mit Walze oder ähnlichem, nein, jeden Registerwechsel (etwa jeden halben Takt am Anfang) hat er speziell rausgesucht...

    Bach ist Anfang und Ende aller Musik

  • ach gott, die op.73...(hab sie nicht gespielt...)


    werden die oft gespielt in Deutschland?


    die Fuge finde ich genial

    Im übrigen bin ich der Ansicht, dass gepostete Bilder Namen des Fotografen, der dargestellten Personen sowie eine genaue Angabe des Orts enthalten sollten.
    (frei nach Marcus Porcius Cato Censorius)

  • Die Fuge ist toll!!!


    Nein, leider hört man die nicht sehr oft. Aber selbst wenn, dann meist ohne Einführung. Und ohne das kann man dieses Werk vergessen - man versteht es nicht!!! Das ist auch ein Stück, das ich nur auf einer romantischen Orgel hören wollte...


    Viele Grüße

    Bach ist Anfang und Ende aller Musik

  • Hallo,


    ich habe jetzt die Möglichkeit genutzt, um ins Vol. 2 der Naxos-Reihe reinzuhören.
    Diese CD ist ganz wunderbar, hoffentlich wird sie bald wieder auf dem Markt sein, es steht aber erst noch der Erwerb von Vol. 6 an.


    Hinweisen möchte ich, da sie es mir hier ganz besonders angetan haben, auf die kleinen Choralvorspiele op. 135a. Reger nimmt sich hier altbekannte Kirchenlieder und lässt sie in seinem Stil erklingen. Mir gehen diese kleinen Vorspiele sehr zu Herzen, da ich es liebe, wenn bekannte Melodien in romantischer Art harmonisiert werden. Und das ist hier u.a. der Fall. Von wuchtig bis zerbrechlich und zart geht hier die Spannweite.
    Auf der CD sind die ersten 10 Choralvorspiele enthalten und ich brenne schon darauf, die anderen 20 kennenzulernen.
    Ich werde mir dann auch mal die Noten besorgen, da diese kleinen Miniaturen auch nicht so schwer zu spielen sind und ich beim Spielen sicher noch mehr Freude daran habe.



    :hello:


    Gruß, Peter.

  • Hallo!


    Schön, dass dir Reger weiterhin gefällt und du für dich interessante Sachen entdeckst. Die Choralvorspiele op.135a sind wirklich nicht sehr schwer (meist 4-stimmig).


    Wenn Du allerdings bei der naxos-Reihe bleiben willst und dich bekannte Kirchenlieder besonders interessieren, dann würde ich vielleicht eher mal ein Auge auf Folge 4 und 5 werfen, denn dort findet man Einspielungen einiger Choralfantasien (quasie das andere extrem zu den kleinen Choralvorspielen):


    Reger, Max (1873-1916)
    Sämtliche Orgelwerke Vol. 4
    - Choralfantasie "Wie schön leuchtet der Morgenstern" op. 40,1
    - Orgelstücke op. 59 Nr. 7-12
    - Introduktion & Passacaglia op. 63
    - Choralfantasie "Halleluja! Gott zu loben" op.52,3
    Josef Still / Orgel Kathedrale Trier
    Naxos
    DDD


    Reger, Max (1873-1916)
    Sämtliche Orgelwerke Vol. 5
    - Orgelsonate Nr. 2
    - Orgelstücke op. 65 Nr. 7-12
    - Choralfantasie "Wachet auf, ruft uns die Stimme" op. 52, 2
    Stefan Frank / Orgel Kathedrale Fulda
    Naxos
    DDD


    Sicher gibt es viel "bessere" Aufnahmen und Interpretationen, aber zum kennenlernen sind die Aufnahmen wirklich nicht übel. ;)


    Gruß
    Karsten

  • Lieber Karsten,


    danke für den Hinweis, aber beide genannten CDs besitze ich bereits. ;)
    Die Choralfantasien sind für mich der absolute Höhepunkt in Regers Orgelschaffen. Mag sein, dass es noch bedeutendere Werke gibt, aber persönlich liebe ich sie alle.
    Es ist immer wieder erstaunlich, was Reger aus einfachen Melodien macht, wie er die Themen variiert und immer neue Klänge an der Orgel auslotet, die den Choral wieder in neuem Licht erscheinen lassen. :jubel:



    Gruß, Peter.

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