Tschaikowsky: Orchesterwerke – Was sind eure Empfehlungen?

  • Wir stellen es mitnichten zum ersten Mal fest: Tschaikowsky ist, gemessen an seiner Bedeutung und Beliebtheit (grad auch beim sonstigen Klassik-Verächter, wie ich immer wieder feststelle), recht unterpräsentiert bei "Tamino". Sicher: Die (späten) Symphonien wurden vielfach gewürdigt. Auch der "Dauerbrenner", das Klavierkonzert, hat seinen Thread seit Jahren. Aber die sonstigen Orchesterwerke haben scheinbar bis dato kein eigenes Thema! Dieser Mißstand sei hiermit behoben. ;)


    Die wichtigsten im einzelnen:


    - Romeo und Julia [1869; umgearbeitet 1870 und 1880]
    - Francesca da Rimini [1876/77]
    - Capriccio Italien [1880]
    - Ouvertüre solennelle 1812 [1880]
    - Manfred-Symphonie [1886]
    - Hamlet [1888]


    Wie man bereits sieht, handelt sich sich um symphonische Dichtungen und Konzert-Ouvertüren. Allerdings denke ich, man kann diese als "Orchesterwerke" zusammenfassen, um es nicht zu sehr zu zerfasern.


    Welche Aufnahmen sind nun die besten, so subjektiv es klingen mag?



    Ich kenne von "Romeo und Julia" die Muti-Aufnahme von 1977, die ich als "gut" bezeichnen würde; aber es geht sicherlich noch besser.



    Ich könnte mir vorstellen, daß Bernstein diese Werke besonders liegen müßten. Ich mag ja seine späte "Pathétique" (DGG, 1986) auch total. Er steigert den Kitsch ins Unermeßliche, sagt dagegen der Kritiker. Diese Werke vertragen m. E. aber diese extreme Emotionalität und die sehr gedehnten Tempi.



    Und klar, auch Karajans "Schönklang" dürfte meinem Ideal nahekommen. Wobei der offenbar nur "Romeo und Julia", "Capriccio Italien" und "1812" überhaupt eingespielt hat.



    Von Solti gibt es offenbar auch nur einige dieser tollen Werke auf CD.



    Wo ich grad das CSO erwähnte: Unter Barenboim haben sie auch etliche der Werke aufgenommen.



    Kennt jemand vielleicht auch die Maazel-Aufnahmen?



    Auf dieser Box unter Pletnev sind sogar sämtliche symphonische Dichtungen plus Manfred-Symphonie drauf.



    Hier noch eine ganz neue Aufnahme u. a. mit "Francesa da Rimini", die wohl sehr umstritten sein dürfte: Es dirigert Dudamel.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Hallo Joseph,


    trotz 60Aufrufen will dieser Thread nicht in Gang kopmmen !??!
    Du hast mit Bernstein, Solti und Karajan schon einige Leckerbissen als Einzelaufnahmen herausgepickt.



    Meine Empfehlung:


    Auf der Decca-Doppel-CD sind alle von Dir aufgeführten Sinf.Dichtungen und Capriccio Italien enthalten. Antal Dorati erweist dich mit seinen amerikanischen orchestern als würdiger Tschaikowsky-Dirigent. Fabelhafte Aufnahmen !



    Disk 1:
    1. Capriccio italien, op.45
    2. Hamlet, op.67: fantasy overture after Shakespeare
    3. The Voyevoda, op.78
    4. Fatum, op.77
    5. 1812 Overture, op.49
    Disk 2:
    1. Romeo and Juliet: fantasy overture after Shakespeare
    2. The Tempest, op.18: sym fantasia after Shakespeare
    3. Francesca da Rimini, op.32: sym fantasia after Dante
    4. Marche slave, op.31
    Detroid SO, Washington SO, Dorati
    Decca, 1974-1978, ADD



    :yes: Das gleiche gilt aber auch für diese Werke unter Jewgenij Swetlanow. Und da kommst Du um seine Wahnsinnaufnahme der Manfred-Sinfonie nicht herum:


    Die Digitale in der Fassung ohne Orgel im letzten Satz (WARNER, Live in Tokyo) und die komplette aus Moskau (Melodiya, ADD).


    ... Für die werden Wahnsinnpreise verlangt.
    Melodiya, ADD


    ... das war mein Best Buy 2008
    WARNER, 1995, DDD


    Die Melodiya-Aufnahmen von Swetlanow habe ich alle "nur" auf Eurodisc-LP. Aber wenn die mal peislich erschwinglich zu haben sind, dann kaufe ich auch die CD´s.



    In deiner Aufzählung fehlt noch die Sinfonische Dichtung Der Sturm. Die ist natürlich bei Swetlanow und Dorati auf den genannten CD´s mit dabei. Auch in der Aufnahme mit Pletnev sehr überzeugend (DG, 1994, DDD). Allerdings ist die Manfred-Sinfonie auf dieser DG-CD zu geglättet .... vom Swetlanow-Wahnsinn keine Spur !

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • @ Joseph II :



    I Tschaikowsky hat nicht nur das vielleicht berühmteste aller Klavierkonzerte , das in b - Moll Nr. 1 , komponiert , sondern auch das G - Dur _ Klavierkonzert Nr. 2 . Dieses halten rein musikalisch - inahaltlich nicht wenige für das bedeutendere !


    Empfohlene Aufnahme : E m i l G i l e l s .



    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Für mich steht die Symphonie Nr.5 in e-moll op.64 ganz oben. Das ist eine reine Gefühlssache und nicht erklärbar.

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Zitat

    Original von Siegfried
    Für mich steht die Symphonie Nr.5 in e-moll op.64 ganz oben. Das ist eine reine Gefühlssache und nicht erklärbar.


    Bei den Symphonien kann ich mich nicht endgültig entscheiden, ob ich die IV., V. oder VI. am liebsten mag. Sind einfach alles Wahnsinns-Werke. :jubel:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Zitat

    Original von Joseph II.
    Bei den Symphonien kann ich mich nicht endgültig entscheiden, ob ich die IV., V. oder VI. am liebsten mag. Sind einfach alles Wahnsinns-Werke. :jubel:


    Na ganz einfach:


    Am Besten ist die V., dann kommt die IV., und dann die VI. Ganz einfach, oder? :D :D


    Großartig sind natürlich viele Werke, insbesondere natürlich die Klavierkonzerte 1 (kennt eh jeder :pfeif:) und 2 (wird viel zu wenig gespielt)...


    Gruß :hello:

    Komponiert ist schon alles - aber geschrieben noch nicht. (W.A. Mozart)

  • Bei der IV. und V. schätze ich v. a. die sehr feurigen Finalsätze, bei der VI. den 3. Satz. Absolute Empfehlungen sind hier die späten Bernstein-Aufnahmen als das eine Extrem, Mrawinsky als das andere Extrem. Wem beides zu exorbitant ist, dem würde ich als Mittelweg Karajan ans Herz legen, und hier am ehesten die 70er-Aufnahmen. Die digitalen 80er-Aufnahmen mit den Wienern sind auch sehr gut, aber fehlt hier etwas das Energische. Die 60er-Aufnahmen von EMI kenne ich nicht.


    Bernstein als Gesamtedition:



    Bernstein als Einzelaufnahmen:




    Mrawinsky:



    Karajan (70er, CD und DVD, nicht identisch):


    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Damit man zu Liebestraums "Bilderbuch-Beiträgen" auch eine textliche Untermauerung lesen kann, möchte ich für die Sinfonien und Orchesterwerke auf die zahlreichen Tschaikowsky-Therad´s bei TAMINO hinweisen.
    :hello: Diese findet man in der TAMINO-Themenliste.



    Was die Empfehlung der Sinfonien angeht, so hat Joseph mit Karajan (hier allerdings ganz besonders die DG-Erstaufnahmen mit den Berliner PH aus den 60er-Jahren; blos nicht die Späten aus Wien), Bernstein (DG), Mrawinsky (DG) schon einige Leckerbissen angesprochen.


    Was Mrawinsky angeht, so sei auch auf die Melodiya-Aufnahmnen verwiesen (bei Brillant und Warner in den Mrawinsky - CD - Boxen), die noch packender, unmittelbarer sind als die genannten DG-Aufnahmen der Leningrader PH, die in der Wiener Philharmonie aufgezeichnet wurden. das gilt gnaz besonders für die Fünfte.


    Und weiter Bernstein. Seine Extreemaufnahmen bei DG haben etwas bekenntnishaftes, sie sind sicher packend und toll. Für mich aber in der Länge nicht immer (hägt von der Stimmung ab) geniessbar. Da möchte ich auf seine CBS-Aufnahmen, die noch im angemessenen, gewohnten "normalen" Tempo gespielt werden und trotzdem die gleiche Unbändigkeit haben. Die klingen einfach frischer !
    Besonders die Nr.1 Winterträume (meine Referenz) ist ein ganz heisser TIPP, aber der Rest auch ...... :jubel:



    SONY, ADD

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo Wolfgang,



    Von Mrawinskij (außer DG) würde ich general abraten, weil er Tschaikowski völlig entlaubt - fast emotionslos.


    Bei den späten Sinfonien würde ich auch eher zu Bernstein II raten. Bei CBS ist vieles doch sehr ausgebremst und dann dieser Rausch-Pegel...


    :hello: LT

  • Zitat

    Original von teleton
    Noch krasser sehe ich den Vergleich bei den Tschaikowsky-Sinfonien, die ich mit Karajan/Berliner PH auch in den noch schätzenswerteren Aufnahmen aus den 60er-Jahren (DG) habe. Die DG-Aufnahmen aus Berlin in den 70er, sind in der GA enthalten, auch fabelhaft, aber fallen schon im Vergleich stellenweise zurück. Ganz enttäuschend (also weit mehr als Du) fand ich dann die Interpretationen mit den Wiener PH. Du schreibst sie seien weniger dramatisch ! Das finde ich, die 60er-Jahre-Aufnahmen der 5 und 6 im Ohr, noch absolut harmlos ausgedrückt . Ich habe mich von diesen Enttäuschungen getrennt...


    Hallo Wolfgang,


    ich zitiere vom BPh vs. WPh-Vergleichsthread, da es hier sinniger ist.


    Jetzt machtest Du mir Appetit auf die besagten 60er-Aufnahmen. :D


    Handelt es sich hierbei um folgende?


    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Hallo Joseph II.,


    ja, das sind die 60er-Aufnahmen der 4.-6. mit HvK. - Ich kenne nur die Gesamtaufnahme (1. - 6.) aus den 70er Jahren mit den Berliner Phiharmonikern. Ich finde, dass dies eine tolle Aufnahme ist, um die Musik kennen zu lernen (wie so oft bei HvK). Hört man die Aufnahmen mit der Partitur in der Hand und anderen Aufnahmen im Ohr, so merkt man schon, wo HvK leichte Veränderungen des Textes vornimmt (Ausbalancierung des Orchesterklanges, kleine Beschleunigungen und Verlangsamungen). - Geschmackssache, wie immer. HvK würde vielleicht dazu sagen, dass der Komponist das nicht ideal notiert hat und er dies richtigstellte ... ("Das weiß ich besser!")


    Für die Sinfonien 4 - 6 würde ich gerne auf die Aufnahmen mit dem früh verstorbenen und wenig bekannten Guido Cantelli hinweisen:



    Auch mit Mrawinsky erhält man einen ausgezeichneten, strukturbetonten, völlig unsentimentalen Tschaikowsky:



    Für die 6. möchte ich die Aufnahmen mit Abbado (WPO, ca. 1974) und Sinopoli (Philharmonia Orchestra, ca. 1990) nahelegen. Leider scheinen beide vergriffen zu sein. - Wer die 6. gerne mal völlig überdreht hören möchte, greife zu Pletnev.


    Bei der 5. mag ich außer Mrawinsky und Cantelli auch Celibidache mit MPO - wenn man mit den langsamen Tempi zurecht kommt. Auch diese Aufnahme scheint einzeln nicht mehr erhältlich, sondern nur noch in einer 10CD-Box mit Celi + MPO.


    Bei der 4. sind mir die Aufnahmen mit Ferenc Fricsay (RIAS SO, ca. 1952) und Rozhdestvernsky (Leningrad SO, ROH live 1971) in bester Erinnerung. Die Fricsay-Aufnahme gibt es offenbar nur noch in einer 3CD-Box von Andromeda, ich kenne daraus nur die 4., kann mir jedoch sehr gut vorstellen, dass auch die anderen Werke aufregend eingespielt wurden: (Kennt jemand diese Box??)




    Das erste Klavierkonzerte - na ja, die Klassiker sind wohlbekannt: Horowitz/Toscanini (beide Aufnahmen), Gilels/Reiner, van Cliburn/Kondrashin. Wer Martha Argerichs Tasteneruptionen mag, ist mit der jüngsten ihrer Aufnahmen sicher trefflich bedient:


  • Andromeda sind "graue Kopien" von DGG Aufnahmen, die zwischen ca. 1949 und '55 gemacht wurden. Fricsay ist sehr gut hier, weit entfernt von den plüschigen Klangwolken von HvK u.a.


    Ein ähnlicher Zugang findet sich in Markevitchs Stereo-GA (Philips), hier weiß ich aber nicht mehr (die Box ist irgendwo "vergraben"), ob "Manfred" und die Ouverturen usw. auch von ihm dirigiert werden.


    Zu den Sinfonien gibt es ja ausführliche eigene threads. Ich fürchte, ich mag die Musik inzwischen nicht mehr genug, um mich nochmal näher damit zu befassen; ich habe neulich die auch klanglich brillante Einspielung der 4. Sinf. mit dem jungen Maazel (Berliner Phil, DG Anfang 1960er) angehört und das Finale ist ein dermaßen sinnloses Spektakel, das höre ich mir nicht öfter als einmal im Jahr an... Romeo&Julia ist gnädigerweise kürzer, aber doch zu lang für das Material. Dieses Stück und Francesca da Rimini gefallen mir dennoch ganz gut. Hamlet und Manfred habe ich so selten gehört, dass ich gar keine Meinung dazu habe.


    Ganz nett sind die hier noch gar nicht erwähnten Orchestersuiten (4).
    "Mozartiana" ist interessant, wenn auch vielleicht eher eine Kuriosität (Arrangements von Mozart-Werken), auch beim Rest versucht die Musik (anders als m.E. die 4. u. 5. Sinfonie) nicht mehr zu sein als sie ist.
    Es gibt eine auch sehr gut klingenden Aufnahme unter Dorati auf einem Philips Duo.



    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Wem Andromeda bzgl. Klangqualität zu unsicher ist, dem seien die originalen DGG-Aufnahmen (Japan macht's möglich) noch in Erinnerung gerufen:





    Zudem gibt's von Audite bzw. Orfeo noch eine Live-Fünfte von 1957 und Live-Sechste von 1960 (schon in Stereo?):



    :hello:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Hallo,


    es überrascht mich ein wenig, dass hinsichtlich der Orchesterwerke der Name Marriner mit der Academy of St. Martin in the Fields noch nicht genannt wurde. Oder ist diese Einspielung so „daneben“, dass sie keiner Erwähnung Wert ist? Ich jedenfalls mag sie einfach deshalb, weil ich hier ein recht klares und transparentes Klangbild vorfinde, ohne allzuviel Getöse (oder wie JR es sagt. Spektakel) zu veranstalten, und mir dadurch auch wieder der Weg zu dieser Musik geebnet wurde – mir erging es ganz ähnlich wie JR: Ich konnte das Zeug einfach nicht mehr hören. In der Capriccio-Aufnahme sind außer den Sinfonien auch Capriccio Italien, Francesca da Rimini, Die Ouvertüre 1812 und Romeo und Julia enthalten. Die Marriner-Aufnahme gefällt mir jedenfalls besser als die von Maazel und den Wiener Philharmonikern (auf Vinyl).
    Was das G-Dur-Klavierkonzert betrifft, kann ich mich der Meinung von Frank nur anschließen: Viel zu wenig gespielt! Ich hatte eine Aufnahme mit Gilels auf Vinyl, die mir sehr zusagte, die ich aber aufgrund des dann doch unerträglichen „Lagerfeuers“ entsorgen musste (schon länger her; heutzutage wäre es zumindest den Versuch wert, die Aufnahme mit einem entsprechenden Cleaning-Programm zu retten).


    @JR: Die Orchester-Suiten sind im Thread durchaus schon erwähnt – einfach schöne Musik!


    Liebe Grüße,
    Harry

    Einmal editiert, zuletzt von harry ()

  • Zitat

    Zitat von Liebestraum:
    Von Mrawinskij (außer DG) würde ich general abraten, weil er Tschaikowski völlig entlaubt - fast emotionslos.


    Das finde ich gerade bei der DG-Aufnahme, insbesondere bei der Sinfonie Nr.5, die er mir zu sehr "seziert". Da geht so einiges an Emotion flöten. Die 4 und 6 sind auch bei DG aussergewöhnlich stark.
    Man Vergleiche dazu auch meine Lieblingsaufnahmen der Sinfonien Nr.5 und 6. Das sind bei der 5 und 6 die Solti-Aufnahmen (Decca), wie da "die Post abgeht"; diese sind bisher noch gar nicht erwähnt worden. Und die Swetlanow-Aufnahmen (Melodiya), die ich leider nur auf LP habe.


    Mrawinsky fällt bei den Tschaikowsky-Sinfonien schon ganz besonders auffallend heraus.
    :yes: Aber welch eine Überraschung waren seine LIVE-Aufnahmen der Sinfonie Nr.5 aus Leningrad von 11/1982 (Brillant) und 03/1983 (ERATO), der Sinfonie Nr.6 von 10/1982 (ERATO). Die sind alles andere als verstaubt und geladen voll berstender Emotion. Wie man an den Aufnahmedaten sieht auch klanglich voll brauchbar.


    ;) Wie man sieht sind wir jetzt schon wieder bei Einzelbetrachtungen und die sind fast immer unvermeidlich, weil eine GA nicht immer einheitlich gleich gut ist.



    Zu Bernstein (SONY):
    Klanglich etwas verrauscht, das stimmt nur teilweise. Es ist ja bekannt, dass ich in dieser Hinsicht sehr empfindlich bin. Aber was Lenny auf seinen CBS-Aufnahmen bietet ist schon wirklich großer Tschaikowsky. Und das gilt sogar einheitlich für alle 6 Sinfonien.
    Da vergißt man schnell die geringen klanglichen Defizite, die für die 60er-Jahre-Aufnahmen ganz normal sind - die Aufnahmen entstanden von 1960 bis 1975. Die Sinfonien Nr.1 (1970), Nr.3 (1970), Nr.4 (1975) sind klanglich zudem auch klanglich tadellos. Für mich ist Bernstein bei CBS angemessener als in seinen späteren DG-Aufnahmen, die ich aber auch auf ihre Art schätze.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Zitat

    Original von Johannes Roehl


    Ein ähnlicher Zugang findet sich in Markevitchs Stereo-GA (Philips), hier weiß ich aber nicht mehr (die Box ist irgendwo "vergraben"), ob "Manfred" und die Ouverturen usw. auch von ihm dirigiert werden.


    "Manfred" wurde auch von Markevitch eingespielt. Für mich nicht ganz nachvollziehbar, warum dieses Werk in GA's der Sinfonien gerne unterschlagen wird. Markevitch wäre auch für mich ein Kanditat für eine empfehlenswerte GA (wenngleich ich nur die Nr 1,2 und Manfred im Bestand habe).


    Ansermet wurde in diesem Thread glaube ich noch nicht erwähnt. Von den Sinfonien hat er lediglich die 6. eingespielt, die Orchestersuiten alle vier. Am prominentesten dürfzten wohl seine Einspielungen der Ballette "Nußknacker", "Schwanensee" und "Dornröschen" sein.


    "Plüschige Klangwolken" das gefällt mir. Die sucht man allerdings bei den genannten Aufnahmen vergebens. Insofern geht meine Präfernz neben den genannten auch unbedingt in die Richtung Mrawinski, Roschdestwenski und Swetlanow.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Hallo Thomas,


    Du bringst mit Roshdestwensky einen neuen Namen für diesen Thread ins Spiel.
    Ich besitze seine GA der Tschaikowsky-Sinfonien mit Manfred in einer dicken Eurodisc-LP-Box.


    Allerdings hört sich sein Tschaikowsky insgesamt gut an, doch ohne Exzesse und einfach eben nur normal. Das ich nach Schostakowitsch auch für Tschaikowsky Roshdestwensky gewählt habe erscheint nach diesem gebotenen Wahnsinn dort fast logisch.
    :wacky: Doch wurden meine Erwartungen jäh enttäuscht - sein Tschaikowsky ist mir zu harmlos geraten.


    Ganz anders dagegen Swetlanow und vereinzelt, wie erwähnt auch Mrawinsky.
    Das geht dann auch in deine Präferenz-Richtung.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo Wolfgang,


    den Roshdestwensky habe ich vor allem wegen der Ballette auf der Agenda (Sinfonieeinspielungen habe ich von ihm glaube ich nicht), kann mir allerdings ganz gut vorstellungen, daß er bei den Sinonien in Richtung "lieb" geht. In einer Eurodisc-Box sagst Du? Ist mir noch nicht untergekommen (dafür aber die Sibelius-Box mit ihm :] )


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Sinfonie Nr. 1
    - Markevitch
    - Jansons
    - Swetlanow (Melodia)
    - Pletnev
    - Swetlanow (Warner)
    - Karajan II (DG)


    Sinfonie Nr. 2
    - Markevitch
    - Jansons
    - Swetlanow (Melodia)
    - Pletnev
    - Swetlanow (Warner)
    - Karajan II (DG)


    Sinfonie Nr. 3
    - Markevitch
    - Jansons
    - Swetlanow (Melodia)
    - Pletnev
    - Swetlanow (Warner)
    - Karajan II (DG)


    Sinfonie Nr. 4
    - Markevitch
    - Muti
    - Mrawinski (DG)
    - Roshdestwenski (Regis)
    - Jansons
    - Swetlanow (Melodia)
    - Pappano
    - Pletnev
    - Swetlanow (Warner)
    - Ashkenazy
    - Karajan I (DG)
    - Karajan II (DG)
    - DVD: Karajan
    - DVD: Bernstein (New York


    Sinfonie Nr. 5
    - Markevitch
    - Ormandy
    - Muti
    - Ozawa
    - Karajan (DTS)
    - Mrawinski (DG)
    - Roshdestwenski (Regis)
    - Bernstein (DG)
    - Swetlanow (Melodia)
    - Pappano
    - Pletnev
    - Swetlanow (Warner)
    - Ashkenazy
    - Stokowski
    - Karajan I (DG)
    - Karajan II (DG)
    - DVD: Karajan
    - DVD: Bernstein (Boston)


    Sinfonie Nr. 6 „Pathetique“
    - Maazel (Cleveland)
    - Abbado (WPO 1974)
    - Reiner
    - Muti
    - Markevitch
    - Stokowski
    - Mrawinski (DG)
    - Roshdestwenski (Regis)
    - Bernstein (DG)
    - Swetlanow (Melodia)
    - Pappano
    - Pletnev
    - Swetlanow (Warner)
    - Ashkenazy
    - Solti
    - Karajan I (DG)
    - Karajan II (DG)
    - Temirkanov
    - DVD: Bernstein (New York)
    - DVD: Karajan


    Sinfonie „Manfred“
    - Markevitch
    - Jansons
    - Pletnev
    - Swetlanow (Melodia)
    - Swetlanow (Warner)


    Fantasie-Ouvertüre „Romeo und Julia“
    - Stokowski
    - Solti
    - Abbado
    - Bernstein
    - Haitink
    - Ozawa
    - Leaper
    - Bernstein (DG)
    - Jansons
    - Pletnev
    - Swetlanow (Melodia)
    - Karajan
    - Temirkanov
    - Marriner
    - DVD: Stokowski


    Capriccio italien
    - Stokowski
    - Marriner (Staatskapelle Dresden)
    - Ahronovitch
    - Gergiev
    - Karajan
    - Ashkenazy
    - Kunzel
    - Haitink
    - Dorati (Mercury)
    - Kodraschin
    - Rostropowitsch
    - Fiedler
    - Swetlanow (Canyon)
    - Leaper
    - Roshdestwenski
    - Jansons
    - Pletnev
    - Swetlanow (Melodia)
    - Marriner


    Slawischer Marsch
    - Karajan
    - Maazel (WPO)
    - Stokowski
    - Reiner
    - Haitink
    - Fiedler
    -Ormandy
    - Swetlanow (Canyon)
    - Leaper
    - Roshdestwenski
    - Pletnev
    - Swetlanow (Melodia)


    Ouvertüre „1812“
    - Solti
    - Maazel (WPO)
    - Stokowski
    - Markevitch
    - Reiner
    - Kunzel
    - Ormandy
    - Dorati (Mercury)
    - Ozawa
    - Fiedler
    - Swetlanow (Canyon)
    - Leaper
    - Ahronovitch
    - Jansons
    - Pletnev
    - Swetlanow (Melodia)
    - Karajan


    Francesca da Rimini
    - Ashkenazy
    - Markevitch
    - Muti
    - Stokowski
    - Jansons
    - Pletnev
    - Swetlanow (Melodia)
    - Marriner


    Der Sturm
    - Pletnev
    - Inbal
    - Roshdestwenski
    - Swetlanow (Melodia


    Der Wojewode
    - Pletnev


    Hamlet
    - Markevitch
    - Stokowski
    - Pletnev


    Festouvertüre op. 15
    - Pletnev


    Ouvertüre F-dur
    - Pletnev


    Fatum
    - Inbal
    - Pletnev


    Das Gewitter
    - Inbal


    Streicherserenade op. 48
    - Judd
    - Zinman
    - Swetlanow (Melodia)
    - Karajan


    Serenade mélancolique op. 26
    - Accardo, Davis


    Suite Nr. 1
    - Dorati
    - Marriner


    Suite Nr. 2
    - Dorati
    - Marriner


    Suite Nr. 3
    - Dorati
    - Marriner


    Suite Nr. 4 "Mozartiana"
    - Judd
    - Dorati
    - Marriner


    Schwanensee
    - Stokowski (Ausschnitte)
    - Previn
    - Ormandy (Ausschnitte)
    - Ozawa
    - Slatkin
    - Ansermet (Ausschnitte)
    - Rostropowitsch (Suite)
    - Swetlanow (Melodia)
    - Karajan (Suite) Decca
    - Lanchbery
    - Solti (Suite)
    - Karajan (Suite) DG
    - DVD: Burmeister, Tuggle
    - DVD: Nurejew, Lanchbery
    - DVD: Neumeier
    - DVD: Bourne, Lloyd-Jones
    - DVD: Bart, Barenboim


    Dornröschen
    - Stokowski (Auschnitte)
    - Slatkin
    - Previn
    - Muti (Ausschnitte)
    - Ormandy (Ausschnitte)
    - Gergiev
    - Dorati
    - Ozawa (Suite)
    - Rostropowitsch (Ausschnitte)
    - Pletnev
    - Roshdestwenski
    - Karajan (Suite) Decca
    - Lanchbery
    - Karajan (Suite) DG
    - DVD: Nurejew, Coleman
    - DVD: Sergejew, Fedotov
    - DVD: Gielgud, Wordsworth
    - DVD: Winogradow, Fedotov
    - DVD: Scholz, Krüger
    - DVD: Makarova, Bond
    - DVD: Petit
    - DVD: Grigorowitsch, Kopilow


    Der Nussknacker
    - Solti (Suite)
    - Previn
    - Karajan (Suite)
    - Roshdestwenski
    - Bonynge
    - Ormandy (Suite)
    - Reiner (Ausschnitte)
    - Dorati (Philips)
    - Ozawa
    - Rostropowitsch (Suite)
    - Jansons
    - Karajan (Suite) Decca
    - Lanchbery
    - Karajan (Suite) DG
    - DVD: Bourne, Morris
    - DVD: Nurejew: Queval
    - DVD: Nurejew, Lanchbery
    - DVD: Ballard
    - DVD: Bejart


    Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1
    - Kissin, Karajan
    - Gilels, Mehta
    - Richter, Karajan
    - Gilels, Reiner
    - Haas, Inbal
    - Argerich, Kondraschin
    - Pletnev, Fedossejew
    - Rubinstein, Leinsdorf
    - Cliburn, Kondraschin
    - Ohlsson, Marriner
    - DVD: Weissenberg, Karajan
    - DVD: Kissin, Karajan


    Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2
    - Haas, Inbal
    - Pletnev, Fedossejew


    Konzert für Klavier und Orchester Nr. 3
    - Haas, Inbal
    - Pletnev, Fedossejew


    Konzertfantasie für Klavier und Orchester op. 56
    - Haas, Inbal
    - Pletnev, Fedossejew


    Konzert für Violine und Orchester
    - Oistrach, Ormandy
    - Heifetz, Reiner
    - Zukerman, Mehta
    - Accardo, Davis
    - Grumiaux, Krenz
    - Perlman, Ormandy
    - Ferras, Karajan
    - Mutter, Karajan


    Variationen über ein Rokoko-Thema
    - Gendron, Dohnanyi
    - Rostropowitsch, Karajan


    Pezzo capriccioso für Violoncello und Orchester op. 62
    - Gendron, Dohnanyi
    - Rostropowitsch, Karajan


    Pater Noster
    - Stokowski


    Die Jungfrau von Orleans
    - DVD: Pokrowski, Lazarev


    Eugen Onegin
    - Levine
    - DVD: Lehnhoff, Roshdestwenski
    - DVD: Weigl, Solti
    - DVD: Gergiev
    - DVD: Kaslik, Neumann
    - DVD: Perlemutter, Wedernikow


    Jolanta
    - Rotman


    Mazeppa
    - Järvi
    - DVD: Molostawa, Gergiev


    Pique Dame
    - Rostropowitsch
    - DVD: Vick, A. Davis
    - DVD: Temirkanov, Gergiev




    :hello: LT

  • Waaaaaas? Dir fehlen die Fragmente zur 7. Symphonie??? Dass Du Dich traust, hier zu posten ... allerhand ... :hahahaha::hello:


    Spaß beiseite: Was empfiehlst Du und wovor warnst Du?

  • Hallo Liebestraum,


    dazu haben wir bei TAMINO einen eigenen Thread Tschaikowsky Sinfonie Nr.7, der aber nicht in der THEMENLISTE steht !


    Die Sinfonie Nr.7 ist eine orchestrale Fassung, nach den Entwürfen ausgearbeitet von Semion Bogatyrjew. Es ist zusammengesetzt aus dem Material des KK Nr.3 op.75, sowie Andante und Finale op.79. Der Klavierauszug dafür stammt von Tschaikowsky.


    Da diese Musik also in Form der genannten Werke für Klavier und Orchester op.75 und 79 vorliegen, ist dieses Werk auch tatsächlich entbehrlich.
    Ich hatte die 7 mal auf einer CBS-LP mit Ormandy ... jetzt nicht mehr.


    Der o.g.Thread zeigt auch die 1-2 verfügbaren Aufnahmen.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Zitat

    Original von teleton


    Mrawinsky fällt bei den Tschaikowsky-Sinfonien schon ganz besonders auffallend heraus.


    Aber welch eine Überraschung waren seine LIVE-Aufnahmen der Sinfonie Nr.5 aus Leningrad von 11/1982 (Brillant) und 03/1983 (ERATO), der Sinfonie Nr.6 von 10/1982 (ERATO). Die sind alles andere als verstaubt und geladen voll berstender Emotion. Wie man an den Aufnahmedaten sieht auch klanglich voll brauchbar.



    Ohne zu wissen, ob es sich bei der im folgenden beschriebenen Aufnahme
    um die von teleton angeführte handelt, pflichte ich dem Ausspruch von
    der 'berstenden Emotion' vollkommen bei.



    Hier ist der Name der Symphonie, dem zugrundeliegenden griechischen
    pathos, was ja auch die Bedeutung 'Leid' in sich trägt, auf bestürzende
    Weise Musik geworden. Wenngleich es sich in den Mittelsätzen etwas abschwächt - das Aufbegehren gegen das Unausweichliche im dritten Satz
    ist dennoch fein gezeichnet - so steht der erste Satz ganz im Zeichen einer Todesverzweiflung, die klanglich bis ans äußerste getrieben wurde.


    Es ist nicht angenehm, diese Einspielung zu hören, Karajan und vor allem
    Bernstein lassen einen diese Symphonie lieben, Mrawinsky hier keinesfalls.
    Die Härte des Orchesters hat etwas schneidendes, das Blech ist
    schmerzhaft direkt, alles ohne Verzierung, ohne Milderung.


    Es ist nicht angenehm, doch es ist von einer besitzergreifenden Faszination
    durchdrungen, vergleichbar hierin mit der - freilich auch diametral
    verschiedenen - Furtwängler-Neunten von 1942, Beethoven am Rande des
    Erträglichen, die Schlussapotheose dem Wahnsinn verfallen wie die Zeit,
    beinahe zu Tode gehetzt die Musik.


    Marwinsky eröffnete hier mit Klarheit und Stringenz eine neue Sichtweise
    auf Emotionalität, entwickelte eine Gegenthese zu klanglicher Schönheit
    und gefühlsorientierten Tempo- und Dynamikmodulationen.

    'Architektur ist gefrorene Musik'
    (Arthur Schopenhauer)

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