Das Unterforum 'Gestern in der Oper' ist nicht sonderlich klug angelegt... ich wollte eigentlich keinen eigenen Thread für einen einzigen Opernbesuch, den vermutlich eh niemand kommentieren wird, erstellen, aber sei's drum...
Spontan nach dem Mittagessen beschlossen: heute gibt's FIDELIO im Badischen Verfremdungstheater. Vielleicht gibt's noch Karten? Es gab! Hartz-IV-Karten zu 9 € - Platz 1001 ! Letzte Reihe, vorletzer Platz - also dann...
Das A-Orchester spielte wie gewohnt eher mittelmäßig, also an sich natürlich schon sehr gut, aber das 'gewisse Etwas' (das eigentlich ein A-Orchester ausmachen sollte) fehlte mir wie immer im Staatstheater. Es gab durchaus punktuell sehr bewegende Momente, während derer ich ein paar Tränchen der Rührung nicht einhalten konnte insgesamt eine runde Sache. Auffallend viel junges Publikum (was mich bei Fidelio wirklich wundert - vielleicht war DSDSO schuld?).
Wer da nun heute Abend so sang, weiß ich als notorischer Programmheftnichtkäufer nicht, kann aber hier ggfs. erraten werden
Fidelio/Leonore hat mir nicht so gefallen, zu knödelig. Florestan war für mich der Hit des Abends, Pizarro ordentlich, die übrigen Sänger eher unauffällig. Der Chor ist toll!
Die Inszenierung von Robert Tannenbaum langweilig, nach Gerechtigkeit heischend: Florestan, der ja erst im 2. Akt wirklich was zu tun bekommt, saß auch den ganzen ersten Akt über regungslos in Salieris Rollstuhl mitten auf der Bühne... find ich okay, er wird ja auch für die ganze Oper bezahlt.
:beatnik:
Ich bewerb mich dort mal als Inszenör, denn meinen Büropapierkorb schnell vor der Vorstellung auf die Bühne kippen kann ich auch. Ansonsten gab's eigentlich nichts zu sehen - alle Darsteller waren orangefarben gekleidet, nur Don Fernando im neuesten Karstadtoutfit.
Als notorischer Programmheftignorant weiß ich natürlich auch nichts über die Be-/Verarbeitung des Librettos. Ich meine, aufgeschnappt zu haben, daß die Fassung von 18 Uhr 14 gespielt wurde. Mir kamen die Dialoge jedenfalls ziemlich zerhackt vor, was aber durchaus auch original sein könnte. Es gibt ja durchaus eine mehr oder minder 'logische' Handlung in der Oper, aber das hätte man doch besser verbinden und flüssiger gestalten können. Die Schlußnummer der Oper fand ich überflüssig - ein leises und verhaltenes Ende bekäme diesem Werk m. E. sehr viel besser.
Die Akustik und Sicht war wie immer gut - das Orchester meistens in Relation zu den Sängerinnen und Sängern zu laut (auch wie immer). Das Problem ist aber dort bekannt und wird mitgeschleppt... der Mensch braucht Konstanten.
Während der Vorstellung kam mir da noch so ein seltsamer Gedanke... Irgendwie sind ja Opern- und Konzertbesuche nichts anderes als Bordellbesuche (letzteres dem Hörensagen nach beurteilt): Man zahlt, bekommt was geboten, geht mehr oder minder befriedigt heim, Geld ist futsch und in ein paar Tagen ist alles vergessen... aber das ist beim Essengehen ja genauso...
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Will ich in HIP haben (die Gardiner-Leonore hab ich schon, gefällt mir auch).