Beethoven-Sinfonien - - Sir Georg Soltis Beethoven-Sinfonien-Zyklen – Unterschätzt?

  • Im allgemeinen Beethoven-Symphonien-Zyklen-Thread wurde ja die Idee aufgebracht, jetzt die Zyklen diverser Dirigenten einzeln zu untersuchen. Finde ich an sich sehr gut, die Idee. Bei kaum einem Komponisten können bei dessen Symphonien so viele Leute mitreden wie bei Beethoven, daher bietet dies eine gute Basis für interessante Diskussionen.


    Warum Solti?


    Weil Soltis Beethoven im Forum m. E. bisher total vernachläßigt wurde.


    Zwar wurde der frühere Zyklus mal lobend erwähnt, aber eine richtige Diskussion kam nicht zustande. War die Resonanz also schon beim analogen Zyklus gering, so darf dies noch mehr für den digitalen der 80er gelten. Hat wirklich niemand wenigstens einen der beide Solti-Zyklen daheim?


    Bei Solti als gerade in den USA hochberühmten Dirigenten, zuweilen dort noch vor Karajan gesehen, muß, wenn es um Beethoven-Symphonien geht, also m. M. n. noch kräftig nachgeholt werden.


    Ich bin gespannt, was die Forianer beizutragen haben.


    Hier die beiden Zyklen:



    Ludwig van Beethoven (1770–1827)
    Symphonien Nr. 1–9
    + Ouvertüren: Egmont; Coriolan; Leonore Nr. 3
    Pilar Lorengar, Yvonne Minton, Stuart Burrows, Martti Talvela
    Chicago Symphony Orchestra
    Sir Georg Solti
    Decca, ADD, 1972–1974



    Ludwig van Beethoven (1770–1827)
    Symphonien Nr. 1–9
    + Ouvertüren: Egmont; Leonore Nr. 3
    Jessye Norman, Reinhild Runkel, Robert Schunk, Hans Sotin
    Chicago Symphony Orchestra
    Sir Georg Solti
    Decca, DDD, 1986–1990


    BTW: Ich habe keinen der beiden Zyklen und bin daher sehr gespannt auf diesen Thread, insbesondere, was die Symphonien 5 und 9 betrifft.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Lieber Joseph,


    das zwei Tage nach dem Thread-Start noch keiner geantwortet hat, daran siehst Du wie fälschlich unterschätzt Solti´s Beethoven - Zyklen tatsächlich sind. Das mag auch daran liegn, das die Meisten schon mit den anderen massig vorliegenden Beethoven - Aufanhmen zufrieden eingedeckt sind.
    Viele Denken dann: "Wozu noch Solti, der sowieso immer nur draufhaut und Effekte dirigiert" --- welch ein Quatsch !


    Das ich die Solti-GA (DEcca, 1972-74, ADD) auf CD habe war bei mir wegen meines Solti-Interesses; aber auch mehr Zufall, da ich diese einem "Nichtklassiker" für 15,-DM abgeluchst hatte. Das war damals ein Superkauf, der mir wunderbare Beethoven-Hörsitzungen bescherte, ohne nennenswerte Kritikpunkte.


    :angel: Solti´s Beethoven gehört zu den Werktreuesten mit der Beachtung aller Wiederholungszeichen (für mich allerdings kein Qualitätskriterium). Einzig die Tempowahl scheint mir in einigen Sinfonien manchmal Solti-untypisch etwas ausgewalzt. Ganz herausragend ist schon in dem Analog-Zyklus die fabelhafte Klangtechnik mit dem Chicago SO, die diesen Zyklus zu den Klangschönsten aufsteigen läßt und in dieser Hinsicht alle Karajan-Aufnahmen übertrifft.


    Solti soll, wie ich mich informiert habe, in seinem späteren DIGITAL-Zyklus (Decca, 1986-90, DDD) (Deine zweite Abb.) insgesamt schneller unterwegs sein, was ich noch angemessener finden würde.
    :yes: Diese wäre nach meinen 10GA auch noch die einzige GA die mich wirklich interessieren würde - :D nur der Preis ist mir noch zu heiß ....

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Man hat auch bei Celibidache nicht geantwortet.
    Am liebste würde hier über Carlos Kleiber geschrieben - über jene Aufnahmen, die er hätte machen können aber auf Grund seines launischen unberechenbaren Wesens nie gemacht hat.


    Oder über Leibowitz - einen BIlligzyklus, den zur Zeit seines Entstehens - zumindest in Europa - kaum jemand beachtet hat.


    Studiotechnik vom Feinstenen, ein Dirigent der Weltklasse, ein Spitenorchester, audiophiler Klang - all das schein heutzutage verpönt zu sein....


    Aber ich glaube, das es sich hauptsächlich um einen gewissen DERZEITIGEN Sättigungseffekt in Sachen Beethoven-Sinfonien
    handelt - speziell hier im Forum.


    Ich persönlich habe nichts zu Soltis Beethoven geschrieben, weil ich den Thread nicht a priori abwürgen wollte.
    Solti und "Wiener Klassik" das passt (bei mir ) nicht zusammen.
    Egal ob es sich um seinen - in meinenAugen belanglosen und weitaus zu dicken Haydn handelt oder seinen nichtssagenden Schubert.
    Den Beethoven-Sinfonien kann man sicher ein vorzügliches Klangbild nachsagen - aber das ist die Leistung der DECCA-Tontechnik, nicht jener von Solti.
    Selbstverständlich ist hier ein Profi am Werk, der eigentlich ALLES dirigieren kann . aber ich kenne keine Kritiken die ihm in Sachen Beethoven übergroße Kompetenz nachsagen. Sein Ansatz ist weder "monumental" (das hätte den Geschmack einer gewissen Klientel abgedeckt, noch "Spritzig", feurig" oder gar "revolutionär" - sondern allenfalls "routiniert" Auch konnte er keine "neuen Erkenntisse" durch "neue Fassungen" oder "Botschften aus dem Jenseits" vermittlen.
    Und ausserdem war die Konkurrenz zu groß. Keine noch so gute Aufnahme konnte um 1960 herum mit der Beliebtheit der Karajan-Einspielung Mmithalten, nicht mal jene unter Böhm - und der war in Sachen Beethoven weit mehr anerkannt als Solti...
    Und wenn ich in diesem Zusammenhang das wort "Beliebtheit" verwende, dann meine ich bei Klassikpublikum und -kritik gleichermaßen...


    Soltis Einspielung ist an sich sicher nicht schlecht - aber es fehlt ihr - von der Tontechnik abgesehen - der gewisse Kick. Sie hat - meiner Meinung nach - kein Attribut, das sich besonders auszeichnet, besitzenswert macht.


    Ich selbst habe Solti viele Jahre lang unterschätzt und mich gewundert, warum er so berühmt ist - bis ich endlich zu dem Ergebnis kam, daß er hervorragend ist - allerdings nicht jenem Teil des Repertoires, das Zentrum meines Interesses ist..


    Gegenstimmen sind gern gehört.


    Ich besitze eine Menge Solti in meiner Sammlung (auch einige Beethoven-Sinfonien) und würde mich freun, wenn man sie mir schmackhafter machen könnte....


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Lieber Alfred :


    ich kann Dir Deine Hoffnung nicht erfüllen , damit Du auch nur einen der beiden Solti - Zyklen interessantester findest .


    Im Mittelpunkt beider Zyklen steht ein überragendes Chicago Symphony Orchestra mit einer herausragenden Decca - Technik . Beides ist nicht neu .


    Das phänomenale Chicago Symphony Orchestra konnte auch nicht überdecken , dass Daniel Barenboim mit seinen 4 Brahms - Symphonien im Konzertsall ( hier : Köln ) unglaublich langweilig geblieben ist .


    Und über Georg Soltis Intentionen hat die wundervolle CHRISTA LUDWIG in einem umfangreichen Interview mit dem Magazin "Spiegel" etwa 1996 eigentlich alles gesagt ! Solti , hier in Zusammenhang mit einigen der Mahler-Symphonien gelobt , bleibt bei Beethoven ohne
    das Gespür für Beethoven eines Toscanini , Walter , Giulini , Leibowitz , dem frühen Karajan vor allem ( ausser der "Pastorale" ) oder die meisten Interpretationen von Karl Böhm .


    Georg Solti , eine durchaus charismatische Persönlichkeit , ist ( auch ) hier für mich keine Empfehlung .


    Die oben gemachten Ausführungen ergeben für mich auch kein neues Bild .


    Dir einen schönen 3. Adventssonntag !


    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • N a c h z u t r a g e n


    ist , dass etwa in dem früher sehr beliebten RONDO - Magazin ( etwa bis zum Exodus mehrerer führender Autoren um 2002 ) , derzeit kaum die hier bevorzugten Interpretationen von Beethoven - Symphonien noch in den Archiven des Blattes aufgeführt sind . Auch René Leibowitz nicht , Böhm , wie Karajan oder Bernstein nicht . Klemperer fehlt wie Walter , Toscanini oder Giulini .


    Und : Georg Solti fehlt , fast möchte man sagen , natürlich auch !


    Obwohl Georg Solti mindestens früher in RONDO durch A Csampai eine r der "Hausheiligen" gewesen ist ( Mahler vor allem ) .


    Alfred hat sich hier im Forum immer ganz unmissverständlich zu seiner Sicht auf die Wiener Klassik und ihre Interpreten ( Symphonien ; Opern ) geäussert und steht dazu .


    Ich versuche dies auch seit Jahren in den Forenwelten zu tun .


    Überhaupt sollte man vermeiden interpretatorischen Modeströmungen vorschnell hinterherzujagen ! Der so umjubelte Zinman wird schon nach wenigen Jahren sehr viel zurückhaltender beurteilt als Toscanini , Walter , Böhm , Leibowitz usw. nach Jahrzehnten ! Dies hat seine Gründe , die in deren Interpretationen liegen .


    Wenn RONDO etwa fast jede neue Aufnahme einer Beethoven - Symphonie soofrt in sein Archiv aufnimmt , dann kann etwas nicht stimmen . Zumal wenn Aufnahmen nicht mehr im Archiv zu finden sind , die jahrzehntelang zu Recht Masstab für grosses Interpretieren
    standen und weiterhin stehen !


    Doch sehr nachdenklich ,



    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Lieber Alfred :



    Ich denke nicht , dass es einen Sättigungseffekt hier im Forum oder sonst irgendwo bei Beethovens Symphonien gegeben hat und gibt !


    RONDO ( aktuelles Archiv) ist voll mit Rezensionen einzelner Aufnahmen .


    CELIBIDACHE :


    Mir hat er sich als Beethoven - Interpret nie auch nur aus Sammelleidenschaft aufgedrängt .
    Du hast zu Recht die völlig überhöhte Preisgestaltung seiner Aufnahmen durch die EMI kritisiert .


    Dafür bekomme ich , ebenfalls bei der EMI , die sehr viel bedeutenderer CD-Boxen durch Aldo CICCOLINi ( auf diese hatte Thomas Pape ja ausdrücklich hingewiesen) wie die CD-Zusammenstellung der Aufnahmen durch George s CZIFFRA sr. B eide ein MUSS für den Klassikliebhaber !



    CARLOS KLEIBER :


    Er war nachweislich s e h r berechenbar , wenn es um seine Hinorare ging . Eine Aufstellung findet sich in einem älteren nie widersprochenen Artikel in dem deutschen Magazin "Der Spiegel" . Da gab es für ihn Orchesterwahlfreiheit , Luxusauto mit Nebenleistungen sogar ein Honorar usw.


    Nochmals : Es gibt auch von seinen mir bekannten Aufnahmen der Symphonien 4, 5, 6 ( ganz schlimm ; ORFEO ) und 7 weitaus interessanteree Aufnahmen .


    Wenn ich an Kleiber junior denke , dann komme ich nicht umhin an den vergleich zu seinem Vater Erich heranzuziehen .



    RENE LEIBOWITZ :



    Es ist schon seltsam , wenn bei der vorletzte GA der Beethoven - Symphonien soofrt darauf hingewiesen wird, das es sich um eine limitierte Edition handele .


    Das schmälert Leibowitz fiuminante Leistungen nicht .


    Der Meister ist leider viel zu früh verstorben ! Dies ist eines der Kenrnprobleme ( wie bei anderen Künstlern auch . Etwa dem Pianisten Samson FRANCOIS . )


    Was wäre aus Karajan- oder Bernstein-Aufnahmen geworden , die früh entstanden sin , wenn es die CDs nicht gegeben hätte ?


    Und viele Aufnahmen gäbe es nicht , wenn es nicht die in der Herstellung billigen CDs gäbe .


    Karl BÖHMs Beethoven ( ich hatte alleine anhand seiner immer hochgelobten "Pastorale" mehrfach darauf hingewiesen ) ist meiner Meinung nach keineswegs in der Analyse aufgearbeitet . Sehr schade !



    Einen totalen "Sättigunbgseffekt" sehe ich / höre ich bei den übervielen Aufnahmen etwa seit dem damals fast schockirendenen GARDINER oder dem aus gewissen "Überwinderkreisen" so hochgejubelten David ZINMAN ( guter Sängerleistuungen in der 9ten ) .


    Man sollte und darf Aufnahmen nie an modernster Technik bewerten ( wie schnell ändert sich die technik ! 9 , sondern an ihrer Interpretationssubstanz .


    Karl BÖHM wird offensichtlich im Ausland weit mehr noch immer oder auch wieder wahrgenommen als fast alle "Neuerer" in Sachen Beethoven zusammen . Jedenfalls dann , wenn man sich die Rezensionen durchliest .


    Beste Grüsse



    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Zitat

    Dir einen schönen 3. Adventssonntag !


    .... gehabt zu haben!


    Heute ist Mittwoch, und der 3. Adventsonntag liegt drei Tage zurück! :stumm:


    :baeh01:


    (Solti-Fan)

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Zitat

    Man sollte und darf Aufnahmen nie an modernster Technik bewerten ( wie schnell ändert sich die technik ! 9 , sondern an ihrer Interpretationssubstanz .


    Ein wahres Wort, lieber Frank!!!


    Und genau aus diesem Grund sind auch nach wie vor die Toscanini-Aufnahmen aus den 1950er Jahren (RCA) für mich unerreichte Aufnahmen für die Ewigkeit. An Konsequenz, Härte, Spannung und Dramatik sind sie nie überboten worden. Die unglaublich willensstarke Persönlichkeit von Toscanini scheint hier einfach überall durch. Da hatten seine Schreiorgien in den Proben eben seine guten Gründe...



    A g o n

  • Lieber Harald :


    muss ich jetzt zur Strafe den Rest des Jahres gar im rechtsrheinsichen Köln verbringen . Und dann noch mit Georg Solti als Symphonien - Dirigenten ?


    Ich bitte um ein mildes Urteil !



    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Zitat

    Original von teleton
    Lieber Joseph,


    das zwei Tage nach dem Thread-Start noch keiner geantwortet hat, daran siehst Du wie fälschlich unterschätzt Solti´s Beethoven - Zyklen tatsächlich sind. Das mag auch daran liegn, das die Meisten schon mit den anderen massig vorliegenden Beethoven - Aufanhmen zufrieden eingedeckt sind.
    ....


    Meine Zurückhaltung bitte ich zu entschuldigen. Aber derzeit bin ich mit Arbeit eingedeckt und gestresst. Nicht die beste Voraussetzung, um unvoreingenommen konzentriert klassischer Musik zu lauschen - selbst wenn es Beethoven ist.


    Eigentlich sind diese diversen Threads zu den Beethoven-Zyklen genau nach meinem Geschmack, da ich 47 davon besitze. Aber ich habe diese nie als Zyklus hintereinander gehört, sonder nur peu-a-peu verteilt über die letzten 20 Jahre. Das ergibt natürlich kein Gesamtbild. Und derzeit schaffe ich es neben der Arbeit nicht, meine verblassenden Eindrücke zu validieren.


    Solti ist ein von mir durchaus geschätzter Dirigent. Beide Zyklen habe ich viele Jahre zuvor gehört. Verglichen mit Gardiner und Harnoncourt hat mich Solti aber nicht sonderlich beeindruckt. Mein Eindruck war eher ernüchternd. Aber ich würde das gerne nochmal validieren, bevor ich den Stab über Solti breche. Insofern schweige ich aller Orten. Leider.


    Gruß enkidu2

    Nach Schlaganfall zurück im Leben.

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  • Soltis jüngeren Zyklus hatte ich vor Jahren nach und nach zusammengekauft. Es war mein erster Beethovenzyklus und ich war lange glücklich damit.
    Auf Dauer konnte mich Solti nicht fesseln, die CDs habe ich gar nicht mehr und vermisse sie auch nicht. Allerdings wird durch diesen Thread mal wieder meine Neugier geweckt. Es wäre interessant, die Aufnahmen heute nochmal zu hören.


    (Einschub: vielleicht sollte man CDs/ Platten... überhaupt nie verkaufen oder verschenken, sondern lieber in einer Kiste im Keller lagern und nach Jahren mal wieder schauen, ob nicht doch wieder Interesse besteht)


    Die Aufnahmequalität ist formidabel, das Orchester spielt perfekt, allein der Zugang verlor seinen Reiz. Dazu hat sicherlich auch beigetragen, dass ich lange Zeit keine andere Interpretation auf Tonträger hatte außer dieser.
    Mich nervt im Detail die Pauke aus Chicago - ein Grund, warum die Aufnahmen mit diesem Orcherster nicht zahlreich bei mir vertreten sind.


    Ich halte den Zyklus für ein wunderbar funktionierendes Produkt für alle, die das so gerne hören und keinerlei Vergleichsambitionen haben. Solti hat auf jeden Fall seinen Wert mit diesem Zyklus.


    Grüße
    Accuphan



    PS: es gab eine LP mit der 9., ich glaube unter Böhm, bei der mich die penetrante Triangel am Schluss fast wahnsinnig gemacht hat. Wer die Aufnahme hat, kann ja mal reinhören...

    „In sanfter Extase“ - Richard Strauss (Alpensinfonie, Ziffer 135)

  • Zitat

    Einschub: vielleicht sollte man CDs/ Platten... überhaupt nie verkaufen oder verschenken, sondern lieber in einer Kiste im Keller lagern und nach Jahren mal wieder schauen, ob nicht doch wieder Interesse besteht)


    Diese Politik verfolge ich seit vielen Jahren - und habe sie bisher nie bereut.


    Zitat

    Aber ich habe diese nie als Zyklus hintereinander gehört, sonder nur peu-a-peu verteilt über die letzten 20 Jahre. Das ergibt natürlich kein Gesamtbild.


    Ich höre NIE einen gesamten Zyklus als Block durch sondern einzelne Aufnahmen. Es geht ja lettlich auch nicht darum einen Dirigenten "abzuurteilen", sondern an Hand einzelner Sinfonien seine VERMEINTLICHEN Plus- und Minuspunkte anzusprechen, wobei gesagt sein soll, daß eine positive Kritik, nicht mehr und nicht weniger aussagt, als daß eine gewisse Übereinstimmung der Auffassung zwischen Interpret und Hörer (oder Kritiker) besteht.


    Es gibt auf Fälle von kollektiver Geschmacksbildung, Bridpielsweise ist eine Gruppe von Hörern von Karajan völlig "hingerissen", andere Gruppen lehnen ihn jedoch ab. Inwieweit solche Bevorzugungen und Ablehnungen rein musikalischer Natur sind, das wäre hinterfragenswert.


    Kommen wir zurück zu Soltis Beethoven,
    Hier scheint es so zu sein, daß seinen guten Aufnahmen immer wieder eine gegenüberstand die Interessanter, zeitgemäßer, idiomatischer war als die seinen...(?)


    Es ist aber richtig nach Jahren der Pause dieses Urteil erneut einer Prüfung zu unterziehe, da ja viele der konkurrierenden Einspielungen auch etwas an Glanz verloren haben.


    mfg


    aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Kurze Zwischenbilanz:


    Halten wir fest: Soltis Beethoven wird ambivalent gesehen. Einerseits wird das phänomenale CSO in den höchsten Tönen gelobt, andererseits scheint der Maestro dem gar nicht so sehr seinen persönlichen, unverwechselbaren Stempel aufzudrücken.


    Oder war's am Ende nur die große Konkurrenz durch Karajan, Kleiber, Bernstein und die vielen anderen?


    Wirft man einen Blick nach Übersee, so fällt bereits bei einem Blick auf die US-Seite von Amazon auf, daß grad der digitale Zyklus scheinbar viel mehr Aufmerksamkeit erfährt (viele Rezensionen), bei uns aber irgendwie in einem Dornröschenschlaf sich befindet.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Zitat

    Wenn RONDO etwa fast jede neue Aufnahme einer Beethoven - Symphonie soofrt in sein Archiv aufnimmt , dann kann etwas nicht stimmen . Zumal wenn Aufnahmen nicht mehr im Archiv zu finden sind , die jahrzehntelang zu Recht Masstab für grosses Interpretieren
    standen und weiterhin stehen !


    Hallo Frank GB,


    Du kannst die Marktpräsens eines Aufnahmezyklusses nicht daran fest machen, ob diese bei RONDO in der Kritikenliste auftaucht.
    ;) Da ist ein kleiner Denkfehler vorhanden:
    RONDO nimmt viele Neuaufnahmen (nicht alle), die im Laufe der Jahre erscheinen auf und rezensiert diese. Das Karajan, Böhm, Leibowitz, Bernstein, Klemperer, Walter, Toscanini, Giulini und auch Solti nicht dabei sind, liegt auch daran, dass es zur Aufnahmezeit RONDO noch gar nicht gab !




    Zitat

    Mich nervt im Detail die Pauke aus Chicago - ein Grund, warum die Aufnahmen mit diesem Orcherster nicht zahlreich bei mir vertreten sind.


    Hallo Accuphan,


    da kann man mal wieder sehen - das ist einer der Gründe, warum ich das CSO sogar sehr schätze und sehr viele Aufnahmen mit diesem Orchester habe.
    Was stört Dich an der Pauke aus Chicago ?

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Zitat

    Original von Joseph II.
    Hallo Rolo,
    kannst Du bereits Unterschiede zum älteren Solti-Zyklus feststellen?


    hallo Joseph, hallo alle,


    es ist in der Tat so, dass in den späteren Aufnahmen bis auf wenige Ausnahmen alle Sätze zum Teil erheblich schneller gespielt werden, ohne dass ich jetzt sagen würde der erste Zyklus war verschleppt oder der zweite ist gehetzt - Sir Georg packt halt etwas ordentlicher zu. Ich habe mir jetzt mit Absicht die beiden ersten Symphonien angehört, weil ich vor ein paar Tagen auch die ersten beiden aus dem ersten Zyklus anhörte, und man merkt schon den Unterschied, wobei mir trotzdem beide Versionen sehr gut gefallen haben. Solti ist nicht der 'Hau-Drauf', für den ihn manche halten, vielmehr weiß er die Werke mit großer Sensibilität zu behandeln. Klangtechnisch spielen beide Aufnahmen auf hohem Niveau; vielleicht sind die Digital-Aufnahmen ein Winzigkeit klarer, aber das sind wirklich Marginalien. Auf jeden Fall bereue ich nicht den Kauf beider Aufnahmen - ich hab's ja ;)


    rolo :hello:

    Es wird immer weitergehn, Musik als Träger von Ideen.

    Kraftwerk

  • Wenn man den Zeitangaben in den Booklets glauben darf, verhält es sich mit den Zeiten (analog - digital) wie folgt:


    Sinfone Nr. 1
    08:42 - 08:04
    07:50 - 07:15
    03:41 - 03:30
    05:40 - 05:37


    Sinfonie Nr. 2
    13:02 - 11:35
    13:31 - 10:31
    03:38 - 03:33
    06:32 - 06:31


    Sinfonie Nr. 3
    19:34 - 17:55
    17:33 - 15:19
    05:54 - 05:32
    12:19 - 11:16


    Sinfonie Nr. 4
    12:05 - 11:37
    11:00 - 10:15
    05:22 - 05:44
    06:44 - 06:57


    Sinfonie Nr. 5
    08:16 - 08:13
    11:08 - 11:35
    05:32 - 05:31
    11:32 - 11:34


    Sinfonie Nr. 6
    12:27 - 11:46
    13:22 - 12:59
    05:20 - 05:21
    03:47 - 03:58
    09:47 - 8:58


    Sinfonie Nr. 7
    14:38 - 14:33
    08:55 - 08:19
    09:26 - 07:03
    09:05 - 08:47


    Sinfonie Nr. 8
    10:07 - 09:10
    04:11 - 03:58
    05:36 - 05:17
    07:47 - 07:43


    Sinfonie Nr. 9
    17:42 - 18:11
    13:59 - 11:51
    19:47 - 19:59
    24:58 - 24:41



    Gruß enkidu2

    Nach Schlaganfall zurück im Leben.

  • Zitat

    ... es ist in der Tat so, dass in den späteren Aufnahmen bis auf wenige Ausnahmen alle Sätze zum Teil erheblich schneller gespielt werden, ohne dass ich jetzt sagen würde der erste Zyklus war verschleppt oder der zweite ist gehetzt - Sir Georg packt halt etwas ordentlicher zu.


    Hallo Rollo und enkidu,


    Danke für deine ersten Eindrücke zu beiden Solti - Beethoven - Zyklen.


    Das einzige was mir bei einigen Sätzen der Beethoven Sinfonien mit Solti nicht gefällt, ist ein manchmal Solti-untypisches tempomäßig langes Auswalzen.
    :yes: Da er in seinem späteren Digital - Zyklus erheblich schneller ist, wie Du nun auch bestätigst, denke ich, dass ich in der Zukunft nicht um den Kauf des Digitalzyklusses (Decca, 1986-1990, DDD) herum kommen werde.


    Der Orchesterklang bei Solti ist schon in dem mir seit Jahrzehnten vertrauten Analog-Zyklus, genau so, wie ich es mir für Beethoven vorstelle: durchsichtig und trotzdem sinfonisch voluminös. :D Kein abgehackter "HIP-Klang mit ihren historischen Instrumenten als ein unpassend schwächliches Rasseln" (Zitat übernommen aus den Arte Music News), so wie ich es in jüngster Zeit wieder bei einer neueren Aufnahme erlebt hatte.



    Hallo enkidu,


    unsere Beiträge hatten sich überschnitten, deshalb meinen Nachtrag.
    Dank auch Dir für die Zeitangaben. Bei einigen Sinfonien sehe ich beim Digitalzyklus "Fortschritte" : Zum Beispiel in der Sinfonie Nr.7 --- das bei Solti(analog) unendlich lang wirkende Scherzo, mit seinen Wiederholungen, ist jetzt auf 7:03 gerafft (wie bei Karajan 7:18 , Leibowitz 7:47, Szell 7:17) und der 4.Satz hat sich nun auch in Richtung schlüssig entwickelt.


    :hello: Wenn Du beide Solti-Zyklen kennst würden mich Deine Höreindrücke auch sehr interessieren ?
    Wie ist die Fünfte (Digital) ? Ich fand ausgerechnet diese (wieder solti-untypisch) in der Analog-Version schwach.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Bei Werken die mir etwas bedeuten bin ich mit Freude auf der Suche nach der für mich besten Interpretation. Dazu gehören natürlich auch die Beethoven - Sinfonien.


    Da werde ich ganz "kribbelig", wenn ich lese, dass es Aufnahmen geben könnte, die "noch mehr" bieten könnten.
    :]Aus diesem Grunde habe ich mir jetzt (nach dem Analog-Zyklus) noch die meisten Sinfonien aus dem Digitalen Solti-Beethoven-Zyklus auf Einzel-CD´s (weil preiswerter) zugelegt (Decca, 1988-90, DDD).
    :yes: Es hat sich gelohnt !


    Wie mir enkidus Liste zeigte hatte Solti tempomäßig Fortschritte in Richtung "richtiger" Metronomisierung gemacht. Ob diese Zahlen auch das hielten, was sie versprechen, davon habe ich mich jetzt überzeugt.


    Klanglich haben die hervorragend klingenden Digital-Aufnahmen nur marginal an Durchsichtigkeit zugelegt. Das liegt einfach daran, das Solti´s Analalogaufnahme in dieser Hinsicht schon sehr perfekt ist und fabelhaft klingt.


    In den Sinfonien Nr. 3, 5, 7 und 8 sehe ich klare Vorteile bei Solti´s Digitalaufnahmen.
    Die Sinfonie Nr.3 ist digital eine der besten Aufnahmen, die mir je untergekommen sind. Tempomäßig ähnlich wie Leibowitz (der nur im ersten Satz über das Ziel hinausgeschossen hatte und mit 12:45 wirklich zu schnell war). Bei Solti mit 17:55 (mit allen Wdh.)-15:19-5:32-11:16 absolut ausgewogen, voller Hochspannung mit schönen Pauken im 3.Satz und - das ganze klingt nicht so konventionell wie bei den auch geschätzten drei Karajan-Aufnahmen (DG).


    Die Sinfonien Nr.5 und 7 sind jetzt digital wirklich Solti-typisch straff und spannend geraten. Die Fünfte die hatte mir in seiner beinahe undramatischen Analogaufnahme nicht zugesagt.
    Die Siebte hat jetzt das richtige Tempogefühl. Der 3. Satz der Siebten ist mit 7:03 jetzt absolut perfekt, fern jeder langatmigkeit; der 4.Satz fällt dann spannungmäßig wieder leicht ab. Freilich erreicht Solti in beiden Sinfonien nicht meinen ewigen Favotiten Karajan (DG). Aber ich würde ihn mit Bernstein, Szell und Leibowitz auf einer Ebene angesiedelt zu den weiteren Spitzenaufnahmen zählen.


    Die Sinfonien Nr.1 und 2 sind bei Solti sowohl Digital wie auch Analog TOP. Mit gefällt die straffe herangehensweise Solti´s sogar besser als die drei DG-Aufnahmen von Karajan. An meinen neuen Favoriten Leibowitz für die Sinfonien Nr.1 und 2 kommt Solti Digital heran, aber nur heran, ahnlich wie Szell und Bernstein. Auch wirklich beachtenswerte Solti-Aufnahmen.


    Die Sinfonie Nr.4 ist mit Solti digital gut, aber seine Analogaufnahme aus den 70ern hat noch mehr Überschwank und Wucht, als die Neuere.


    Die Sinfonie Nr.8 digital ist einfach eine Wucht; wieder für mich auf einer Qualitätsstufe mit Leibowitz, Bernstein und Szell. Karajan´s im Vergleich langatmige Aufnahme (besonders die DG, 1984) wird klar überflügelt !
    Ich berichtete im Beethoven 8-Thread bereits.


    Die Sinfonie Nr.6 analog finde ich mit Solti sehr gut, aber als mein Favortit hat sich der wesentlich flottere Karajan (DG, 1884,DDD) herausgestellt.
    Die Sinfonie Nr.9 digital ist laut einer Kritik nicht so stark wie die Analoge. Da auch die Spielzeiten beider Sinfonien keine auffallende Änderung versprechen, habe ich derzeit noch auf den Kauf der Digitalaufnahme verzichtet.




    8) Worte sagen jetzt wieder mehr als nötig - damit kein falscher Eindruck entsteht erfahren bei mir die hochgeschätzen Karajan-Aufnahmen (DG) nach wie vor genau so eine Wertschätzung wie Bernstein, Szell und Leibowitz.
    Wie sagte doch Alfred kürzlich: Es liegt letztendlich an den Werken von Beethoven und nicht nur am Dirigenten - die Werke sind es, die begeistern !


    :stumm::D Aber nicht mit den hippeligen HIPlern .....

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Halle Beethoven-Freunde,


    ich besitze auch beide Solti Beethoven-Zyklen. In vielem hat teleton recht. Ich habe die Anschaffung bis heute nicht bereut, da ich ein Solti-Fan bin und ihn häufig live erlebt habe. Alles wirkt perfekt und stimmig. Es gibt jedoch auch Beethoven-Dirigenten, die nicht nur die Noten sondern auch das war dahinter steht (zum Beispiel Einfluss nehmen auf die Lautstärke der Nebenthemen) herausarbeiten. Dies vermisse ich häufig bei ihm.


    Grüße aus Burgdorf


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)