In meinem Kopf ist eine Jukebox. Kennt ihr das?

  • Eins vorweg: Nein, ich bin nicht schizophren, ich höre keine Stimmen, die mir Anweisungen geben oder die mich beschimpfen.
    Ich habe aber, solange ich denken kann, Musik im Kopf. Und damit meine ich nicht, dass ich mich dafür interessiere, sondern bei mir läuft Musik wie ein inneres Radio oder - wie es so schön österreichisch heißt - ich habe so eine Art inneren Wurlitzer und da läuft dann Musik, die ich auch verändern kann. Es geht also nicht darum, dass da Tag und Nacht irgendein Ohrwurm vor sich hin quäkt und ich warten muss, bis der nächste Ohrwurm hinein kriecht. Ich habe so ein Reservoir an Musik im Hirn gespeichert und da wird eben mal eine Platte aufgelegt. Beim Radfahren, in der U-Bahn oder auch am Computer.


    Neulich hat Simon Rattle in einem Interview erzählt, dass es ihm ebenfalls so geht. Seit seiner Kindheit höre er in seinem Kopf Musik, immer war da Musik.


    Nun will ich mich nicht mit Sir Simon in irgendeiner Weise vergleichen. Ich stelle nur fest, dass es bei ihm auch so ist. Und weil ich zuviel X-Men gesehen habe, denke ich natürlich (doch schizophren???), das passiert nur bei ein paar Mutanten.


    Aber mal im Ernst: Geht es euch auch so, dass bei euch ein "inneres Radio" oder eine "innere Jukebox" läuft? Was hört ihr da? Könnt ihr die Musik beeinflussen, die ihr euch "denkt"?

  • Hallo Luis,


    ich dachte ich wäre die Einzige, doch jetzt bin ich beruhigt. Ich habe den ganzen Tag irgend welche Melodien im Kopf, sie laufen ab wie ein Uhrwerk. Zuerst dachte ich immer das hängt damit zusammen, dass ich für unsere Solisten die Programme zusammenstelle. Doch es sind auch die einfachsten Melodien darunter, bis zur Oper, ich höre bekannte Interpreten, obwohl das Radio immer Tag läuft.

  • Ich würde sagen, das ist speziellbei Menschen die sich EXORBITANT mit Musik befassen durchaus natürlich. Haben nicht denkende Menschen stets Texte im Kopf ? (nein keine Stimmen - man philosophiert einfach vor sich hin - oder erfindet Einführungstexte zu Threads. Man ist auch imstande einen Geruch zu "synthetisieren" - soll heissen sich EXTREM an ihn zu erinneren, sodaß man ihn tatsächlich wahrnimmt.
    Ich kann beispielsweise , eine EINMAL gehörte Kabarettszene nach Tagen fast wörtlich- und im entsprechenden Tonfall wiedergeben (Dazu muss ich sie natürlich "gespeichert" haben
    Immer handelt es sich um ein und dasselbe Phänomen, nämlich um ERINNERUNGEN vonEindrücken, bzw deren Verarbeitung. Warum sollte hier das Erklingen von "Innereren Melodien" davon ausgenommen sein ?
    In meiner Jugend hat mir irgendjemand sogar erzählt, die Melodien, die Mozart niederschrieb, habe er vorher mit seinem "inneren Ohr" gehört.
    Ob das der Fall war, werden wir wohl nie erfahren, aber sollte dies der Fall gewesen sein, dann wäre das schon einen Schritt weiter:


    Es wäre zwar eine kreative Leistung - aber eine die auch auf der Erfahrung beruht - kaum je ist es vorgekommen, daß ein europäischer Komponist des 18. Jahrhunderts beispielsweise JAZZ aus sich heraus "komponierte" ;)
    Daraus schliesse ich, daß auch das kreative Hören von musikalischen Inhalten von den äusseren Umständen (Zeit, Raum, Milieu) abhängig ist....


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Wenn man ein erfülltes Leben mit Musik hinter sich hat, träumt man sehr oft von irgend einer Situation. Oft träume ich..ich stehe auf der Bühne und weiß den Text nicht....oder mein Auftritt kommt und nichts ist mehr da....ich reise in Sachen Musik und sehe mich ständig unterwegs, im Auto und in der Bahn, träume von Hotels....usw.
    Am Morgen versuche ich mich zu erinnern, aber es sind nur Bruchstücke....


    Musik ist bei mir immer gegenwärtig, ob im Traum oder im Kopf mit irgend einer Melodie.

  • Ein interessantes Thema, von auch ich betroffen bin : in meinem Kopf spielt fast ständig die Musik, und ich muss zugeben, sie trägt einiges zu meinem seelischen Wohlbefinden bei. So wie ich zuhause meistens Klassik höre und nur gelegentlich Pop/Rock, so verhält es sich auch in meinem Hirn, die Klassik überwiegt bei weitem.


    Manchmal ist es quälend, wenn sich die selben Takte über Stunden hinweg wiederholen und man das nicht aus dem Kopf kriegt, aber meistens sind es doch unterschiedliche Sachen die ich 'höre'. Ich kann es auch beeinflussen, was aufgelegt wird, auch wenn sich meistens eine zufällige Melodie einnistet (zur Zeit sind es meistens die letzten 5 Minuten aus Schostakowitschs Fünfter); ich kann gezielt ein bestimmtes Stück im Kopf anstimmen, und das spielt dann. Und das Tolle an der Sache : die Musik, die dann spielt, die spielt dann so wie ich es will, es ist quasi meine Interpretation. Und die gefällt mir natürlich am besten.


    Ein Thema, das mit diesem hier verwandt sein dürfte, ist 'Musik in Träumen' - neulich habe ich im Traum eine geile Musik gehört, es war einfach toll, was sich mein Unterbewusstsein zusammenkomponiert hat. Aber als ich aufwachte, war alles weg ... ;(


    rolo

    Es wird immer weitergehn, Musik als Träger von Ideen.

    Kraftwerk