Christoph Willibald Gluck – il parnaso confuso

  • Il parnaso confuso, eine “azione theatrale” wurde am 24. Januar 1765 am Wiener Hof zu Schönbrunn gegeben. Der Text des Werkes stammte natürlich von Pietro Metastasio.
    Und dieses Werk ist in mancher Hinsicht absolut außergewöhnlich.
    Denn nicht nur das dieses seriahafte Opernwerk einer der größten Erfolge Glucks war, die 4 Gesangsrollen wurden von Töchtern der Kaiserin Maria Theresia besetzt:


    Apollo: Erzherzogin Amalie (Sopran)
    Erato: Erzherzogin Karolina (Sopran)
    Euterpe: Erzherzogin Josepha (Sopran)
    Melpomene: Erzherzogin Elisabeth (Sopran)


    Das ganze Werk ist natürlich noch ganz im Stil der Oper des 18. Jahrhunderts gehalten, Orfeo, Alceste, Iphigenie... das liegt noch in weiter Ferne, so scheint es.
    (Dabei stammte die erste Fassung des Orfeo ja von 1762, liegt also fast 3 Jahre zurück )



    Die Handlung bezieht sich auf die Hochzeit des zukünftigen Joseph II. mit Maria Josepha von Bayern.
    Das ganze spielt „an den Hängen des Parnass“
    Apollo informiert seine Musen über die zukünftige Hochzeit des Kaisers und natürlich sollen die Musen mit ihren Künsten das Fest bereichern.
    Apollo selbst ist ja der Gott der Musik, Erato ist die Muse der Lyrik, des Tanzes und des Gesangs, Euterpe ist die Muse der lyrischen Poesie und der Tonkunst und Melpomene die Muse der tragischen Dichtung und des Trauergesangs.


    Die Handlung ist auch recht typisch für solch allegorische Sujets, im Grunde passiert nicht viel. Es wird beraten, wie man nun am besten das Fest gestalten kann und nach diversen Arien kommt man zu dem Schluss, dass man sich zusammentun will um das bestmögliche Ergebnis zu bekommen. Man streitet nur noch darüber welche große Liebesgeschichte nun erzählt werden soll.
    Recht witzig ist, das dann Apollo erneut erscheint und die Musen informiert:
    „tja Leute, ihr habt solange gebraucht euch einig zu werden, die Hochzeit ist schon vorbei“


    Dennoch solle die unvorbereitet Musen nun Apollo zu dem nachfolgenden Fest folgen, ob vorbereitet oder nicht. Das ganze löst sich dann doch in Wohlgefallen auf, die übrigen Musen schließen sich dem Zug an und es kommt ein wunderbares Finale zu Gehör, das dann diese Allegorie beschließt. (ein Duett das dann in einen kleinen Coro übergeht)




    Heute hängen in der Wiener Hofburg noch zwei große Gemälde im sogenannten Arbeitszimmer Joseph II.
    Die Gemälde stammen von Johann Franz Greipel (1720-1792) dem Hofmaler der kaiserlichen Familie. Lage Zeit hatte man wohl vergessen welche Bedeutung diese beiden Bilder haben:





    Das eine Bild zeigt den Innenraum eines Theater und die angeschnittene Bühne.


    Auf dem zweiten Gemälde ist exakt die Szenerie der Bühne festgehalten, 4 Damen als allegorische Figuren.


    Die Gemälde gehören also zusammen und man ist sich Heute sicher was hier festgehalten wurde: die 4 Töchter der Maria Theresia während der Aufführung von Glucks „il parnasso confuso“
    Zudem kann man im Orchestergraben den Bruder der vier Sängerinnen erkennen, den Erzherzog Leopold, der spätere Kaiser Leopold II. Er dirigiert das Orchester vom Cembalo aus.
    In der ersten Reihe konnte man die gesamte Familie der Kaiserin identifizieren.





    Von dem Werk selbst gibt es mittlerweile zwei Aufnahmen:



    diese Aufnahme ist leider wohl zurzeit gestrichen.
    Die Interpretation ist ganz o.K. aber ich werde mir wohl in absehbarer Zeit noch diese Aufnahme zulegen:




    und zumindest eine Arie findet sich auch auf dem Bartoli Album:




    Absolut beeindruckend ist, über welches Können die Töchter der Kaiserin verfügt haben müssen.
    Metastasio soll auf dem Totenbett noch gestammelt haben, dass diese Aufführung zu dem großartigsten gehörte, was er je erlebt hatte und eine der Töchter (ich glaube es war Amalie) sei die größte Stimme, die er je hörte. Also doch etwas mehr, als nur eine Darstellerin, wie andernorts foruliert wurde.


    Mag sein, dass dies nur eine Referenz an das Kaiserhaus gewesen ist, aber fast möchte man es glauben.