Geiz ist geil... oder doch nicht...?

  • Na, wie schaut's bei den TAMINOS in Sachen CD-Käufe aus?


    Welches innere Schweinchen ist stärker? Jenes, das meint:


      Diese Neueinspielung MUSS ich SOFORT haben, koste sie mich, was sie wolle...


    oder jenes, das beruhigt und meint:


      He, Alter, irgendwann bekommst Du die Aufnahme nachgeworfen oder gar geschenkt... was Du benötigst, ist ZEIT...!


    ?( ?( ?(


    Bei mir ist es zunehmend seltener der Fall, daß ich Neuheiten - so sehr sie mich auch reizen - unbedingt sofort kaufen muß. Seltene Ausnahmefälle lasse ich durchaus mit mir durchgehen (im wahrsten Wortsinn). Aber meistens ist es doch Nr. 2 - und da bin ich mir mittlerweile ziemlich sicher, daß ich jede Aufnahme, die ich auf meiner Wunschliste habe, irgendwann für selbstauferlegte 8 € (maximal / pro CD) irgendwo bekomme. Je nach persönlicher Wichtigkeit der Einspielung kann es auch sein, daß ich nach angemessener Wartezeit (z.B. 2 Jahre...) auch doch noch 10 bis 12 € investiere, um diese Aufnahme zu erhalten, wenn es eben preiswerter absolut nicht geht. Bei der Größe und Vielfalt meiner Wunschliste ist es auch völlig egal, welche Aufnahmen als nächstes in den Pool gelangen...


    Manchmal passiert es sogar, daß mich ein preiswertes Angebot (nach der auferlegten Wartezeit) nicht mal mehr reizt, die Zeit des eingespielten Werkes ist bei mir vorbei und eine Wiederauflage der Faszination ist nicht in Sicht...


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Hallo Ulli,


    sind wir Zwillingsbrüder???


    Zumindest bei der Art und Weise des CD-Kaufs gehe ich ganz genau so vor, vorrangig Nr. 2.


    Allerdings nutze ich hin und wieder die monatlichen Vorzugspreise bei Neuerscheinungen, wenn mich eine Aufnahme sehr interessiert.



    Herzliche Grüße
    von LT :hello:

  • Ich reagiere hier total anders.


    Zum einen muß gesagt werden, daß es nur wenige Neuerscheinungen gibt, die mich wirklich reizen.
    Erschiene aber beispielsweise ein Klavierkonzert eines eher unbekannten Komponisten des 18. Jahrhunderts - ich würde sofort kaufen.


    Auf Grund meines sehr spezifischen Geschmacks sind "meine" Objekte der Begierde stets von der Streichung aus dem Katalog bedroht - oder spottblillig zu haben.


    Ich warte in der Regel nicht auf Letzteres, weil zumeist ersteres eintreten könnte....


    Würden alle Sammler auf "Schnäppchen" warten bzw bis eine Aufnahme zum Abverkaufspreis angeboten wird, dann gäbe es
    bald keine Neuaufnahmen mehr - kein Unternehmer ist willens Kundenwünsche zu befriedigen wenn die Gegenleistung nicht stimmt.



    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Na ja, bei mir sieht das etwas anders aus.


    Also grundsätzlich gilt bei mir nicht :


    Diese Neueinspielung MUSS ich SOFORT haben, koste sie mich, was sie wolle...


    Gibt es eine Neueinspielung die mich interresiert kauf ich mir Sie im Normalfall.
    Das bedeutet ich kaufe sie nicht gleich zum Start sondern warte in der Regel so 2-3 Wochen ab ( selten kaufe ich sofort )
    Habe ich immer noch interresse kaufe ich sie mir.
    Dabei wäge ich ab ob dieser Neuerwerb eine Bereicherung meiner Sammlung ist oder nicht.
    Sicher spielt auch der Preis dabei eine Rolle.


    Als Beispiel : Brauche ich nun die 17. Einspielung dieser Beethoven Sinfonie ?
    Wenn ja, warum sollte ich zugreifen ?
    Werde ich etwas neues draus hören ?? oder, oder...


    Meisstens stellt man dann eh erst nach dem Kauf fest ob es eine Bereicherung war oder nicht.


    Dann könnten wir ggf. in den Thread der Kaufreue übergehen.


    :hello:


    Gruss
    Holger

    "Es ist nicht schwer zu komponieren.
    Aber es ist fabelhaft schwer, die überflüssigen Noten unter den Tisch fallen zu lassen"
    Johannes Brahms

  • Da ich den Vollpreis, besonders aber die Preisspannweite bei CDs seit Jahren absurd finde, kaufe ich grundsätzlich nichts zum vollen Vollpreis. Normalerweise reizen mich Neueinspielungen auch nur selten so, daß ich sie sofort haben muß. Eine extrem vielversprechende oder hochgelobte Neuerscheinung hätte allerdings eine Chance, sofort gekauft zu werden, wenn sie etwa bei jpc zum Einführungspreis günstiger (z.B. 15 (da liegt etwa meine Schmerzgrenze) statt 19 Euros). Beinahe hätte ich z.B. die Beethovensonaten mit Faust/Melnikov deshalb vor ein paar Wochen gekauft, habe es dann aber doch gelassen, siehe anderes posting. (Die sind allerdings ohnehin relativ preiswert.)


    Neuerscheinungen zu günstigen Preisen, z.B. Wiederveröffentlichungen kaufe ich ggf. sofort, da das Einsparpotential sehr gering ist.


    Es gibt zum einen nicht sehr viel, das mich so reizt, daß ich nicht ein paar Monate oder auch zwei Jahre warten kann, zum anderen findet man ja fast alles beinahe sofort deutlich günstiger bei einschlägigen Anbietern.


    Wenn z.B. eine neue Folge der (hoffentlich irgendwann mal fortgesetzten) Beethovenquartette mit den Hagens herauskäme, dafür würde ich 15 Euro zahlen, um sie schnell zu haben. Andererseits habe ich eigentlich genügend Aufnahmen der Werke, so daß ich ebensogut warten könnte.


    Es sind letztlich nur CDs, ich habe schon sehr viele davon, mir fällt spontan wirklich nichts ein, was ich zu einem recht hohen Preis sofort haben müßte.


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

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  • Der Vollpreis kommt bei mir ebenfalls nur noch sehr selten oder eigentlich schon so gut wie gar nicht mehr vor, genauso wie es aus dem Hauptrepertoire kaum noch Neuerscheinungen gibt, die ich jetzt unbedingt und schnellst möglich haben müßte.
    Ist doch etwas dabei, dann beobachte ich diese Aufnahme bei Amazon Marketplace und kaufe sie dann bei entsprechend günstigem Preis, welcher übrigens ziemlich selten länger als drei Wochen auf sich warten lässt. Übrigens meine übliche Vorgehensweise bei jedweder CD, mit Ausnahme solcher von Naxos, die kann ich mir nämlich paradoxer Weise versandkostenfrei noch über unseren hiesigen Elektrofachmarkt besorgen, der zwar keine Klassik mehr führt, aber immer noch einen kompetenten Abteilugsleiter hat.


    Aber wie Alfred richtig feststellt:


    Zitat

    Auf Grund meines sehr spezifischen Geschmacks sind "meine" Objekte der Begierde stets von der Streichung aus dem Katalog bedroht - oder spottblillig zu haben.

    Ich warte in der Regel nicht auf Letzteres, weil zumeist ersteres eintreten könnte....


    So schnell wie bei den Großen zur Zeit das Repertoire zusammengestrichen wird, ist nicht einmal Brilliant mit dem Lizenzkauf. D.h. wenn mich wirklich was interessiert, dann dauert es maximal 6 Monate bis ich es durch die oben beschriebene Vorgehensweise hab.


    John Doe

  • Ich kaufe nie gezielt Neueinspielungen, bekomme solche auch nicht mit.
    Ich suche gezielt nach Komponisten/Werken und meine Wunschlisten sind ellenlang.
    Gekauft wird zunächst das Billige, das, was schon einige Jahre am Buckel hat und von Streichung bedroht ist, und das, was mich brennend interessiert, wo aber keine Billigveröffentlichung zu erwarten ist.
    Somit sind durchaus 20€-CDs dabei, aber anteilsmäßig wenige. Auch Neuveröffentlichungen, aber anteilsmäßig verschwindend (die dürfen erst einmal ein paar Jahre auf den Wunschlisten warten).
    :hello:

  • Also, ich kaufe in erster Linie meine Platten und Cds gebraucht auf ebay oder auf Flohmärkten - hier in Berlin gibt es dutzende, und LPs kosten selten mehr als 1 Euro. Mich interessieren in erster Linie Komponisten, nicht Einspielungen. Und die paar Interpreten die ich liebe, sind alle schon tot (Kempff, Cortot, Fischer, Gould) und daher günstig zu haben.


    Da ich aber immer wieder versuche abseitige Komponisten kennen zu lernen, und der Gebrauchtmarkt bei CDs in erster Linie Massenwahre hergibt - bei LPs ist es etwas besser - bleibt mir ab und an nichts anderes übrig als neue CDs zu kaufen, dann aber möglichst von Naxos, deren Katalog ja allerlei Abseitiges hergibt.


    Ich sehe zum Beispiel auch nicht ein für eine DGG-CD knappe 20 Euro zahlen zu müssen, wenn dieselbe Aufnahme auf Vinyl gebraucht für 1-2 Euro zu haben ist.


    Im Zweifel muß man nur warten können: unlängst habe ich das Gesammtwerk von Prinz Louis Ferdinand bei ebay für 9.95 Euro bekommen (die Einspielung auf Thorofon).


    Dann sind da natürlich Aufnahmen, die ich zwingend brauche und die teuer sind - die leihe ich mir aus der Bibliothek aus und brenne sie. :angel:
    .
    .
    .

    Einmal editiert, zuletzt von Florian Voß ()

  • Hallo zusammen,


    Hochpreis-CDs kommen mir nur noch sehr selten ins Haus. Die letzten Beispiele waren die Beethoven-Symphonien mit Paavo Järvi.


    In nächster Zeit wird es unumgänglich sein, die Hochpreis-Aufnahme der "Vespri Siciliani" mit Riccardo Muti zu erwerben. Das scheint mir die einzige zu sein, die ein mehrsprachiges Booklet mit Libretto enthält. Nur so werde ich meine "Vespri"-Aufnahmen mit Levine und E. Kleiber (mit Callas) richtig genießen können ... seufz ...


    Ansonsten stelle ich beglückt fest, wie viele interessante Live-Mitschnitte für unter €10,- etwa bei Line Classics, Walhall, Myto und Andromeda zu haben sind. Wer braucht da noch Hochglanz-DDD-Einspielungen mit den Netrebkos und Villazons dieser Welt? Aber das wäre ein anderes Thema ...

  • Was ich haben muß,kaufe ich sofort und schaue nicht auf den Preis.
    Was ich haben will,kaufe ich zu einem Preis,der mir gefällt.Dann kann ich auch ein paar Monate auf ein günstiges Angebot warten.
    Bisher habe ich mich immer bei 20% Sparangeboten einmal im Jahr oder anderen Rabattaktionen eingedeckt.Dann kommt für meine Warteliste der große Tag und für mein Portemonnaie auch.
    Länger als ein Jahr auf einen Schnäppchenpreis zu warten,halte ich in meinem Alter(60 Jahre) für nicht für angemessen.Schließlich will ich noch was davon haben,bis der Sensemann kommt.

    mfG
    Michael

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  • Glücklich, wer Flohmärkte, Grabbeltische in Kaufhäusern oder CD-Läden und Tauschbörsen zur Verfügung hat! Ich muß immer auf Verdacht kaufen, denn hier am Balkan gibt es keinen einzigen Laden, in dem man qualitativ befriedigende CDs kaufen und vielleicht vorher reinhören kann (wer sollte das in einem armen Land auch bezahlen?) - also ist Bestellung im Versandhandel der einzige Weg. Ich schaue natürlich im Netz oft nach Sonderangeboten (gesegnet sei 2001!), aber da gibt es doch vom Repertoire wenig, was vom Gängigen abweicht. Also bleiben nur die beiden Großen jpc und Amazon mit dem Hochpreissegment, und auch da rassele ich oft in einen Fehlkauf, weil hymnische Lobpreise eben doch täuschen können.
    Um manche Aufnahmen schleiche ich deswegen virtuell manchmal mehrere Monate herum, weil ich mich nicht entschließen kann (letzthin bei einer DVD der "Viaggio a Reims" - kostete um die 60 Euro!) - irgendwann wird mir die Warterei zuviel und ich kaufe doch: dann kann ich allerdings sicher sein, daß der Preis eine Woche danach im Rahmen einer "Alles muß 'raus!"- Aktion deutlich gesenkt wird....


    Grüße!


    Honoria

    "...and suddenly everybody burst out singing"
    Busman's Honeymoon

  • Zitat

    Original von Wolfram
    Wer braucht da noch Hochglanz-DDD-Einspielungen mit den Netrebkos und Villazons dieser Welt? Aber das wäre ein anderes Thema ...


    Diejenigen, denen die schrömmelige Tonqualität von Wallhall und Co auf den Stift geht, und diejenigen, die wissen wollen wie heute Musik gemacht wird.


    In den neuen Produktionen - und jetzt bitte nicht immer mit den Hochglanzstars kommen - steckt oftmals jede Menge Engagement und Herzblut. Eine CD wie die Ravel-Platte des Trio Dali kann nur erscheinen, weil sie Sponsoren hat und kostet dennoch 20 EURO. Kann doch nicht sein, dass gute junge Leute auf dem Plattenmarkt zurücktreten müssen, weil die Untoten in stets neuer Aufmacheung durch die Lande geistern. Zugegeben, die sammle ich auch, habe aber auch da höchstselten das Glück, die für einen Euro zu kriegen.


    Die 20 EURO für Trio Dali habe ich gerne bezahlt und werde es auch für jede weitere CD der drei tun.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Liebe Taminos,


    die meisten Taminos sind doch langeingesessenen Klassikhörer, die auf dem Stand sind, das man doch alle wichtigen und wesentlichen Werke bereits hat.


    Da kann mich eine Neuaufnahme nicht mehr erschüttern, die in der Regel gar nicht mehr an meine vorhandene(n) Spitzenaufnahmen herankommt.
    Die Zeiten der großen Dirigenten - Bernstein - Karajan - Solti - Ansermet - Szell, um nur einige zu nennen, sehe ich heute ("heuer" für Ö) nicht mehr. Ich will nicht sagen, das diese Vorbei ist, aber derzeit - nein !


    :yes: Von daher reagiere ich bei CD-Kauf wie eingangs Ulli, Liebestraum und Johannes - ich kann warten und nehme dann gerne das günstige TOP-Angebot entgegen, wenn es denn überhaupt eine Neuaufnahme sein muß.



    *** Übrigens NAXOS hat sehr oft gute Neuaufnahmen im Programm und da entfällt bei 5,90€/CD der Preisgedanke.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo !


    Ich möchte auch Thomas voll und ganz zu stimmen.


    Und ausserdem sollte man auch einmal daran denken, was wäre wenn kaum noch jemand Neueinspielungen kaufen würde ?


    Etwa, daß diese CD`s dann billiger werden ?


    Sicher nicht.


    Die Konsequenz wären eben weniger neue CD`s aber und daraus resultierend weniger Wiederveröffentlichungen von ggf. älteren Aufnahmen.


    Denn diese werden durch aus auch von Neuveröffentlichungen finanziert ( Werbung etc ). :yes:


    Und es gibt sicherlich auch noch richtig gute Neuveröffentlichungen.
    Wäre schade wenn es dann so etwas nicht mehr geben würde.



    :hello:


    Gruss
    Holger

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    Aber es ist fabelhaft schwer, die überflüssigen Noten unter den Tisch fallen zu lassen"
    Johannes Brahms

  • Tja, lieber Wolfgang, die Antwort gäbe schon einen neuen Thread ab. Unser Künstler sind zu einem Gutteil unsere Erinnerungen. Als solche bewahre ich sie mir auch. Und Du hast recht: unere Lieblinge sollten wir eigentlich um uns versammelt haben. Faktisch leben wir damit in einem aufführungspraktischen Jenseits: unsere Lieblinge haben alle das Zeitliche gesegnet (selbst Günter "d'r Schlaks" Wand). Und es ist klar: unsere Lieben sind nicht absolut. Karl Böhm spielt meinen Schubert, Karajan meinen Mendelssohn. Meine Geschichte. So habe ich die Werke kennengelernt. Heute heissen die Stars Minkowksi, Herreweghe, Jacobs usw. Und die machen göttlich Musik. Unglaublich faszinierend, wie lebendig die alten Noten sind.


    Mein Loslassen heisst: den Oskar Fried für seine Deutung der 9. von Beethoven zu lieben, zu registrieren, das Weingartner das Werk anders gespielt hat, von Horensteins Sicht ebenso begeistert zu sein wie von der von Fricsay oder von Karajan, später von Karl Böhm.Und zuzuhören, wenn Herrweghe das Werk spielt.


    Man kann diese alten Heroen heute recht wohlfeil erwerben. Ich finde das schlimm. Der "billige" Karajan verhindert den Austausch mit Heutigen. Es ist auch kein Wettbewerb, wenn - ökonomisch - längst abgeschriebene Aufnahmen wieder und wiederverwertet werden und neue kaum eine Chance haben, sich als Bewerber vorstellen zu können.


    Liebe Grüsse vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
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  • Ich wundere mich auch ein wenig über den Tenor der Antworten hier. Wo ist den nur die Freude am Elitären geblieben? Und wo findet sich nur die Fortsetzung des Mäzenatentum des Adels und des Bürgertums?


    Der Klassikapparat will finanziert werden, und dies geschieht nun mal nicht unwesentlich durch CD Verkäufe.


    Natürlich freue ich mich über günstige Aufnahmen, aber ich zahle gerne den gesamten Listenpreis, wenn ich die CD entsprechend begehre und hoch einschätze. Es ist immer noch ein beschämend preiswertes Vergnügen, eine wunderbare CD für 20€ erwerben zu dürfen.


    Ich meine, für was alles gibt man eben mal 20€ aus, ohne dass es Vergnügen bereitet.



    Auf der anderen Seite finde ich den Boxenwahn (riesige CD Boxen zu Spottpreisen) ähnlich obszö, wie all you can eat buffets.


    Und ein bisschen provokant füge ich hinzu: ein Mensch mit Geschmack meidet das Eine wie das Andere. :pfeif:

    marta

  • Zitat

    Original von Mawal
    Ich wundere mich auch ein wenig über den Tenor der Antworten hier. Wo ist den nur die Freude am Elitären geblieben? Und wo findet sich nur die Fortsetzung des Mäzenatentum des Adels und des Bürgertums?


    Der Klassikapparat will finanziert werden, und dies geschieht nun mal nicht unwesentlich durch CD Verkäufe.


    Das ist lange vorbei. Und es ist eben die Frage, ob hier ein "Apparat" finanziert wird oder die Künstler.
    Künstler leben hauptsächlich von Konzerten und anderen Jobs (Unterricht) bzw. bei Festanstellung von öffentlichen Mitteln. Vermutlich konnte man zur besten Zeit, den 60ern und frühen 70ern, mal deutlich mehr Geld mit Aufnahmen verdienen, aber das scheint spätestens nach den Fehlkalkulationen, die während des CD-Booms der 80er gemacht wurden, für die allermeisten vorbei zu sein.


    (Wenn ich genügend Geld hätte, um als Mäzen aktiv zu werden, würde ich das nicht durch das Zahlen überhöhter Preise für kleine Silberscheiben tun, sondern durch echtes Sponsoring. So kann ich mich damit begnügen die Steuern zu zahlen, die typische Mäzene aufgrund ihre vielfältigen Absetzmöglichkeiten einsparen... Man sollte mal geltend machen, daß mehr als 1000 EUR für CDs pro Jahr anteilig absetzbar sein sollten, wegen Kulturförderung ;))


    :hello:


    JR

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    (Bob Dylan)

  • Hallo Thomas,


    meine Antwort hörte sich vielleicht ein wenig krass an, so als wenn ich nur die "großen Alten" hören will. Ich gebe auch ständig Neuaufnahmen eine Change (man muß ja nicht alles direkt kaufen, sondern erst einmal abwägen, ob dich der Kauf lohnt - und reinhören).


    Das letzte Beispiel waren die Beethoven-Sinfonien mit Paavo Järvi, der auf sehr hohem Niveau musiziert --- nur hielt sich da meine Begeisterung auch wieder in Grenzen. (Ich habe die CD´s der Sinfonien 3,8,4,7 mit P.J.) ......



    :] In den letzten Monaten habe ich mit Neuaufnahmen von Jose Serebrier (bei Naxos) gute Erfahrungen gemacht.


    ;) Und mein Neuaufnahmen-Geheimtipp sind die Roussel-Sinfonien mit Stephane Deneve / Royal Scottish SO (Naxos).

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Zitat

    Original von teleton
    Ich gebe auch ständig Neuaufnahmen eine Change (man muß ja nicht alles direkt kaufen, sondern erst einmal abwägen, ob dich der Kauf lohnt - und reinhören).


    Genau, das seh ich auch so. Vieles erscheint auch gar nicht erst auf CD; denke an die ganzen Rundfunkproduktionen. Da heißt es mitschneiden bis der Tonkopf glüht. Der Plattenmarkt bildet das tatsächliche Musikleben nur unzulänglich ab. Aber Du hast recht: Label wie Naxos verhelfen zu deutlich mehr Vielfalt.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Hallo Mawal,


    du sagst:


    Zitat

    Ich wundere mich auch ein wenig über den Tenor der Antworten hier. Wo ist den nur die Freude am Elitären geblieben? Und wo findet sich nur die Fortsetzung des Mäzenatentum des Adels und des Bürgertums?


    In Anbetracht der Tatsache, dass es mit der klassenlosen Gesellschaft nicht so recht geklappt hat und auch die Umwandlung von Proletariern in Kleinbürger eingestellt worden ist, müssen wir uns halt - gleichsam als Surrogat dafür - mit einem immer größer werdenden Prekariat begnügen, das neben dem Subproletariat und Proletariat zwischenzeitlich einen immer größer werdenden Teil des Bürgertums allgemein umfasst, auch wenn das letzterer noch nicht so recht wahrhaben will.


    Oder wir haben nur eine Deflation.


    Mit prekären Grüßen
    John Doe :D

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  • Gestern fiel mir u.a. folgende Aufnahme in die Hände:



    Im Original kam sie 2005 so heraus:



    Wenn die "Halbwertzeit" zwischen "Geld verdienen" und "Verramschen auf dem Niedrigpreissektor" nur noch vier Jahre beträgt, dann müssen sich die Plattenfirmen nicht wundern, wenn sich "Geiz ist geil" immer mehr durchsetzt.


    Die Produktion wird damals einiges an Geld gekostet haben, immerhin ist man nach "Altväter Sitte" ins Studio gegangen und hat die Oper eingespielt.


    Dem Konsumenten wird's recht sein, bei dem günstigen Preis werde ich sicherlich käuflich tätig werden (dabei war ich gestern so stolz auf meine Standhaftigkeit, aber ich kenne meinen schwachen Willen ;) ), aber kaufmännisch gesehen verursacht die Veröffentlichungspolitik der EMI ein wenig Kopfschütteln...

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Da ich in erster Linie auch eher auf interessante Musiktücke aus bin als auf die neueste Platte eines bestimmten Interpreten, habe ich schon seit Ur- (d.h. Schallplatten-)zeiten eine absolute Preisgrenze für damals 15 DM für eine Schallplatte eingehalten und diese dann auf 8 Euro für eine CD umgerechnet. Das ist eine Art psychologischer Selbstschutz für den damals als Schüler/Student notorisch engen Geldbeutel und funktioniert auch heute noch als Überlastungsschutz der Regalböden. Trotzdem vergeht keine Woche, in der ich nicht durchschnittlich etwa 2 CDs kaufe, eben maximal für diesen Preis (so haben sich inzwischen auch schon etwa 3000 dieser Dinger angesammelt). Aber auch die vollen 8 Euro sind nur für die absoluten Wunsch-CDs, in meinem Kopf hat jede Aufnahme so ihren imaginären Preis, der natürlich den jeweiligen auch wechselnden Interessen angepasst, ist. Und wenn ich hier im Forum die tollen Anregungen und Empfehlungen lese, steigt natürlich auch der innere Preis...

    Da es mir auch etwas um das "Jagdfieber" und das Gefühl der endlich "erlegten Beute" geht, wenn ich mal eine schon x-mal für interessant, aber zu teuer befundene Scheibe für meinen Preis bekommen kann, sind meine Quellen nicht die Versandhändler (das thrillt irgendwie nicht genug), sondern Second-Hand-Läden, die 2**1-Filialen, und alle möglichen Händler mit Grabbelkisten. Entsprechend gezielt und eher selten kaufe ich dann auch CDs, die sowieso schon billig sind, wie Naxos oder die Restverwurstungsreihen der EMi, hamonia mundi etc.


    Mich würde interessieren: Gibt's Taminos, die sich ähnliche Schranken auferlegen, und welche Erfahrungen habt ihr damit gemacht?


    Gustav Theodor

    "Nur in der Gesellschaft wird es interessant, Geschmack zu haben."
    Immanuel Kant

  • Zitat

    Original von Norbert
    ...
    Wenn die "Halbwertzeit" zwischen "Geld verdienen" und "Verramschen auf dem Niedrigpreissektor" nur noch vier Jahre beträgt, dann müssen sich die Plattenfirmen nicht wundern, wenn sich "Geiz ist geil" immer mehr durchsetzt.


    Die Produktion wird damals einiges an Geld gekostet haben, immerhin ist man nach "Altväter Sitte" ins Studio gegangen und hat die Oper eingespielt.
    ...


    Hi


    Ich meine, du sitzt da einer Fehleinschätzung auf. Dass es bereits jetzt eine Neuauflage gibt, beweist, dass die Erstauflage ausverkauft ist. Die EMI dürfte also auf ihre Kosten gekommen sein. Da die Nachfrage aber offensichtlich weiterbesteht, gibt es eine Neuauflage. Nur gibt es nach vier Jahren nicht mehr genug Publikum für einen großen Schwung Vollpreis-Ausgaben, und so hat man ins Mid-Preis-Segment gewechselt (tatsächlich fast Low-Budget), um weiter verkaufen zu können. So herausragend ist die Aufnahme nicht. als dass man da ewig mit Vollpreis anbieten kann....


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Das ist eine Möglichkeit.


    Aber es könnte auch genau anders herum sein: Die Aufnahme hat sich so schlecht verkauft, daß man sie im Preis senken mußte, um zumindest die Produktionskosten wieder hinein zu bekommen.


    Daß die Länge des Vorhaltens einer Aufnahme im Vollpreis-Sektor ein Indikator für die Güte ist, halte ich in der Aussage für problematisch.
    Thielemanns Aufnahme von "Tristan und Isolde" ist noch ein Jahr älter als die mit Pappano und noch immer im Vollpreis-Sektor zu finden.


    Deswegen muß sie nicht automatisch besser sein...

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Ich meine mal gelesen zu haben, daß im LP-Zeitalter (sicher nicht am Beginn, ich schätze mal so um 1970) normalerweise mit 7 Jahren Angebot zum Vollpreis gerechnet wurde, danach streichen oder eben in günstigerer Serie wiederveröffentlichen. Ich weiß allerdings nicht, ob die Zeit, in der das funktionierte, von ca. 1965 bis Anfang der 1980er genügend Daten hergeben, um diese Marketingstrategie nachzuweisen. Schreiber erwähnt jedenfalls in seinem Plattenführer, daß die DGG (?) 1977 einfach einen großen Teil der Aufnahmen vom vorherigen Beethovenjubiläum (1970) zu deutlich geringeren Preisen wiederaufgelegt hätte. Ich selbst habe vom LP-Zeitalter halbwegs bewußt nur die "Dämmerung" ab ca. 1986 mitbekommen.


    Wenn das mit den 7 Jahren aber stimmt, sind 4 Jahre Vollpreis bis zur günstigeren Wiederveröffentlichung 30 Jahre später im Download/Kopier/Billigboxen-Zeitalter eigentlich völlig o.k., oder?


    @ Gustav Theodor:
    Eine solch strikte Haltung teile ich nicht. Allerdings weigere ich mich, EUR 20 für eine CD zu zahlen; meine Schallgrenze liegt bei ca. 13 EUR, in wenigen begründeten Ausnahmefällen gehe ich auf 15.


    Die meisten CDs, die ich kaufe, kosten vermutlich zwischen 5 und 10 EUR. Also die 8 EUR sind bei mir (von sehr preiswerten Boxen abgesehen) eher so ein langfristiger Mittelwert.
    Die Schnäppchenjagd hatte bei mir zwischenzeitlich eher dazu geführt, alle möglichen Sachen bloß zu kaufen, weil sie günstig waren, nicht weil ich sie wirklich brauchte. Daher versuche ich jetzt, ein wenig wählerischer zu sein... Da gibt es dann leider keinen so einfachen Schutzmechanismus wie eine starre Preisgrenze... :rolleyes:


    :hello:


    JR

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    (Bob Dylan)

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  • Ich habe gerade mal nachgeschaut:falls die Datenbank und damit EMI keinen Fehler gemacht haben, ist die teurere Ausgabe nach wie vor lieferbar.


    :hello: Jürgen

    Ich brauche keine Millionen, mir fehlt kein Pfennig zum Glück...

  • Zitat

    Original von Norbert
    Das ist eine Möglichkeit.


    Aber es könnte auch genau anders herum sein: Die Aufnahme hat sich so schlecht verkauft, daß man sie im Preis senken mußte, um zumindest die Produktionskosten wieder hinein zu bekommen.
    ...


    Nein, das ist nicht möglich, da es sich ganz offensichtlich um eine anders gestaltete Neuausgabe handelt!


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Zitat

    Ich wundere mich auch ein wenig über den Tenor der Antworten hier. Wo ist den nur die Freude am Elitären geblieben? Und wo findet sich nur die Fortsetzung des Mäzenatentum des Adels und des Bürgertums?


    Ich sehe das ähnlich - !3 Euro !!
    Natürlich kaufe ich auch cads um 13 Euro - und auch billigere.


    Aber in der Regel kosten meine CDS leider oft 18 Euro (via JPC) oder 22 Euro (in Wien beim Händler)


    Ich war sehr verwundert als plötzlich die Brilliant Ausgabe der einstigen Nimbus Einspielung von Haydns Sinfonien soviel Anklang fand in einem Forum wo man an sich gegen dicken Klang und no-HIP oft die Nase rümpft...


    Aber der Preis war halt für die meisten doch das Hauptargument.


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • glaube ich daran, (zu) viele Aufnahmen zu besitzen.


    Überredet zu Neuanschaffungen kann ich werden durch:
    1) böse Geister wie Ulli, der mir „Neudeuter“ meiner Lieblingskomponisten empfiehlt (blöderweise gefallen sie mir auch, die Neudeuter).
    2) Sonderangebote von Titeln, deren Anschaffung einstens mir zu teuer war.
    Norbert hat die Aufnahme „Tristan und Isolde“ mit Pappano erwähnt. Da werde ich schwach, löhne 22,9 Euro und habe den 12. Tristan ergattert.
    Übrigens: Diese Anschaffung war das Geld wert, wahrscheinlich auch den Originalpreis.
    3) Live-Aufnahmen zu erschwinglichen Konditionen, wenn auch mit der Einschränkung Tonqualität (wurde bereits erwähnt) - siehe z.B. Produktionen der MET mit Richard Tucker.

    Otto Rehhagel: "Mal verliert man und mal gewinnen die anderen".
    (aus "Sprechen Sie Fußball?")

  • zu meinem gestrigen Gelabber.
    Den "Thielemann-Ring" aus Bayreuth muß ich sofort, gleich und auf der Stelle als vorgezogenes Weihnachtsgeschenk haben.
    Ein Preisvergleich schadet auch hier nicht.

    Otto Rehhagel: "Mal verliert man und mal gewinnen die anderen".
    (aus "Sprechen Sie Fußball?")

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