Die Zauberflöte – Oper im Spannungsfeld von Kirche, Illuminaten und Aufklärung?

  • Was steckt nun wirklich hinter der Zauberflöte? Ich möchte hier einmal einige Gedanken einbringen, die ich dem Buch „Der Fall Mozart“ von Helmut Perl, der kurz nach der Fertigstellung des Manuskriptes im Dezember 2004 verstarb, entnehme.


    Ich gebe nur einen Ausschnitt aus dessen Gedankenspektrum wieder und bitte Euch um Eure werte Meinung.


    Gehen wir gleich in medias res.
    Ich gehe mit Perl davon aus, dass Mozart nicht nur der abgehobene Musiker war, sondern sehr wohl Kontakt zu den geistigen Größen der damaligen Zeit hatte, v. a. zu den der Aufklärung zugeneigten. Wien war damals ein brodelnder Kessel, und die von Kaiser Joseph erlassenen Gesetze (Josephinismus), gerade auch in Bezug auf die Einschränkung vieler Rechte der Kirche, zeigten ihre Wirkung. Aber eben auch die der Gegenseite, die nun, v. a. mit dem Tod Josephs 1790, kompromisslos gegen die „Ketzer“ vorging. (Perl widmet diesen historischen Gegebenheiten mehr als nur ein Kapitel.)


    Schikaneder und Mozart konnte es gar nicht darum gehen, lediglich noch eine weitere Oper in der Art zu schreiben, wie schon unzählige auf dem Markt waren, und auch Schikaneder hatte Opern dieses Typs bereits zur Genüge aufgeführt. Sollte dieses Werk tatsächlich nur ein weiteres in der langen Kette solcher Opern darstellen? Das passt nach meiner Meinung absolut nicht zu einem Spätwerk. Zudem schreibt Mozart die Ouvertüre, die so manches vorwegnimmt und auch zusammenfasst, erst am Schluss. Und diese Ouvertüre allein ist zu genial – vom Rang und der Art her vergleichbar dem 4. Satz seiner letzten, der Jupiter-Sinfonie von 1788 – , als dass Mozart sie nur für ein Stück Unterhaltung oder Märchen komponiert hätte.


    Die Zauberflöte erscheint genau in dem Moment, als die errungenen Rechte der Aufklärung von der Kirche wieder zurückgerudert werden. Viele werden mundtot gemacht, verfolgt, landen in Kerkern (vgl. Perl).


    Politik wurde damals auch auf der Bühne gemacht, und mit diesem Hintergrund wollen wir die Zauberflöte jetzt einmal betrachten. Also hinein in die Deutungskiste!


    Der Titel wurde gewählt, um jegliche reale Assoziation auszuschließen. Zudem verband man den Titel mit der zuvor erschienenen, völlig unverfänglichen Märchenoper „Lulu oder Die Zauberflöte“.
    Von den unterschiedlichen Figuren der Zauberflöte möchte ich an dieser Stelle in erster Linie die Königin der Nacht und die Drei Damen herausgreifen. Perl geht davon aus, dass sie für die Kirche stehen. Ist diese Deutung nicht etwas zu banal, zu billig? Warten wir’s ab, Hinweise sollen weiter unten noch folgen!


    Doch zunächst zum Milieu, das lediglich der Ausschmückung dient: Da erkennen wir die typischen Parallelen zur Wiener Komödie, so z. B.
    - die Figur des Papageno und seine Beziehungen zu den Rollen der Kasperlgestalten, wie sie am Leopoldstädter Theater gepflegt wurde
    - das Einführen von Motiven, die im weiteren Verlauf der Handlung keine Rolle mehr spielen, oder das unmotivierte Lösen von Problemen (z. B. die nicht vollzogene Prügelstrafe an Monostatos)
    - die Verwandlung der alten Vettel in ein jugendliches Weib
    - der Suizidversuch Papagenos.


    Das alles gab es bereits vor der Zauberflöte, und hier konnte der Wiener Besucher die ihm bekannte Welt und Sprache des Theaters wiederfinden. Dieses ausschmückende Milieu steht zu der wesentlich wichtigeren Spur der geistes- oder ideengeschichtlichen Thematik und der politischen Brisanz des Librettos in einem merkwürdigen Kontrast. Im Kontext der eigentlichen Thematik sind diese marginalen Figuren und Motive als Camouflage (Tarnung von (politischen) Absichten) zu bewerten.


    Dennoch: Schikaneder ist es gelungen, diese typisch wienerischen Elemente in sein Gesamtkonzept sinnvoll einzuordnen. Die Figuren sind Vertreter einer gesellschaftlich definierten Gruppe aus der zeitgenössischen Umwelt, die es zu reformieren oder zu überwinden gilt. Antifeudale oder antiklerikale Ideen wurden in ein auf den ersten Blick harmloses Geschehen auf der Bühne gekleidet. Von den Vertretern des ancien régime und dem Publikum wurde das sehr wohl verstanden.


    Mag ja alles sein. Aber was hat das nun mit der Königin als Kirche zu tun?


    Wie gesagt, den Autoren kam es darauf an, zunächst einen irreführenden Nebel zu verbreiten. Daher bleiben die Angaben zum Bühnenbild merkwürdig unbestimmt (s. Libretto). Erst der Besucher sah, dass der runde Tempel eine Kirchenfassade war, die dem Baustil jesuitischer Kirchen des 18. Jahrhunderts entsprach (Vorbild: die Hauptkirche der Jesuiten Il Gesu in Rom). Aus dem Portal dieses Tempels traten drei schwarz gekleidete Gestalten hervor: die Drei Damen. Perl sieht in ihnen eindeutig Kleriker: „Sie waren etwa so kostümiert, wie Ignaz von Born sie in seiner Monachologia beschrieben hatte (...) vgl. die Kapuziner und auch die Kapuzinerinnen, die damals verschleiert waren. (...) Diese Interpretation wird durch die originalen Entwürfe der Bühnenbilder der Uraufführung bestätigt, die sich im Bildarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien befinden. Weil sie im Katalog der Sammlung nicht aufgeführt sind, waren sie bisher nicht zugängig. Ihre Spur konnte im Eingangsbuch des Jahres 1791 gefunden werden. ...“


    Vielleicht liegt in der Kostümierung der Drei Damen noch eine weitere Anspielung vor, die sich auf die Parthey bezieht (sollte 1791 als Orden zur Bekämpfung der Illuminaten gegründet werden, die Versammlungen sollten verschleiert und in Schwarz abgehalten werden).
    Nun gut, viel Theorie, wenn auch leichtes Interesse weckend.


    Aber jetzt mal konkret:
    Der Held flieht vor der Schlange. Ach je, der Arme. Und dann fällt er auch noch in Ohnmacht. So was sah ich noch in keinem Drachen- oder Actionfilm. Angst und Kämpfe, ja. Aber Ohnmacht? Dazu vor einer Schlange?
    So, jetzt sind wir mittendrin. Nehmen wir das Ganze mal tatsächlich als Allegorie auf das grundlegende theologische Konzept der römisch-katholischen Kirche: Die Schlange als Symbol für die Erbsünde: Laut Kirche kann davor niemand fliehen, wir alle sind „Sünder“... Es wäre aussichtslos, dagegen anzukämpfen: Der Mensch ist ihr gegenüber ohnmächtig. Nur die Kirche hat die Kompetenz, diesen Fluch und seine Folgen zu beseitigen, den Menschen zu retten und vor der Erbsünde und damit vor ewiger Verdammnis zu erlösen. Die Drei Damen als exemplarische Vertreter des Klerus überwinden die Schlange. Anders gesehen: Wenn die Autoren ein kirchliches Thema auf die Bühne bringen wollten, wie anders oder besser hätten sie es denn in einer Introduktion einführen können? (Das Bild der zerteilten Schlange bedeutet in einer mehrschichtigen Allegorie natürlich auch, dass die religiöse Bedeutung dieses Mythos von der Erbsünde nicht mehr akzeptiert werden kann)
    Den PC noch nicht abschalten! Es geht noch ein bisschen weiter, geht doch erst richtig los. Denn wenn die Drei Damen Geistliche gewesen wären, wie steht es dann um die Königin selbst? Ist sie denn nicht das weibliche Prinzip schlechthin? Die Göttin der Nacht? Oder zumindest die arme, rachsüchtig-weil-betrogene Mutter?


    Zunächst ein kleiner Exkurs: Dass irgendwas faul im Staate Österreich war, zumindest mit der Zauberflöte, wurde damals auch von Gegnern der Aufklärung verstanden. Der Schikaneder-Mozartsche Sinn musste verschleiert werden. Und so erscheinen bereits 1793 die ersten verfälschenden Bearbeitungen. C. A. Vulpius (mit Goethe) z. B. macht aus der Schlange einen Drachen. Scheint ja auch sinnvoller als eine kleine Schlange. Weit gefehlt: Damit wird der eigentliche Ansatz der Oper vorsätzlich eliminiert; sie wird in der Märchenwelt angesiedelt. Die Assoziationsreihe Schlange – Erbsünde – Absolution – religiöses Thema wurde so von vornherein zerstört. Der Zuschauer konnte die richtige Spur nicht mehr finden. Übrigens: Gleich mehr zur „Absolution“!
    In der Version von Niklas Ambrosi (1793) werden aus den Drei Damen drei Mädchen, deren Kostümierung keinerlei verfängliche Assoziationen mehr provozieren konnte. Der Begriff der „sternflammenden Königin“ wird ausgeklammert, auch fiel die Erscheinung der Königin im 5. Aufritt weg.


    Halt, hier fiel soeben ein neuer Begriff: der der Sternflammenden Königin. Hallo?! Dieser Terminus bezog sich damals doch auf Maria? Die sternflammende Königin stand beispielsweise im Hochalter der Franziskanerkirche in Salzburg in einem barocken sternförmigen Strahlenkranz. Liegt es nicht auf der Hand, dass durch den Begriff „sternflammende Königin“ beim zeitgenössischen Publikum sofort die spätgotische Madonna provoziert wurde? Dazu gleich mehr. Zunächst zurück zu dem Umarbeitungen:
    Auch Texte wurden geändert. Die Überreste provokanter Texte der Originalfassung erhalten durch diese Manipulationen einen völlig anderen Sinn. Alles wird zum harmlosen Unsinn pervertiert.
    Eine andere Methode der Bearbeitung war ebenfalls erfolgreich. Es handelt sich um die Verlegung der Handlung nach Ägypten. Die Oper wurde zur Darstellung altägyptischer Mythologie umfunktioniert. Als Begründung kann man allenfalls zwei Stellen des Librettos anführen (Szenenbeschreibung zum 9. Aufritt des 1. Aufzuges, zum 2. Auftritt des 2. Aufzuges). Letztere beschreibt eine Szene, wie sie vielfach in Parks dieser Epoche angelegt wurde, weil man sich ein Arkadien als symbolträchtigen Wohnsitz der Glückseligkeit erdachte (vgl. den englischen Garten am Schloss Aigen, in dem sich noch die Illuminatenhöhle und Fundamente von Tempel und Pyramide nachweisen lassen).


    Zurück zu den „geistlichen“ Drei Damen! Dass die Damen Kleriker sind, erfährt das Publikum nicht nur aus der wohlbekannten – zudem auf dem liturgischen Rezitationston gesungenen – Absolutionsformel: Die Königin begnadigt dich, erlässt die Strafe dir durch mich (8. Auftritt), sondern auch durch den zölibatären Liebesverzicht: Würd’ ich mein Herz der Liebe weih’n (...) Sie/Wir wären gern bei ihm allein, bei ihm allein, nein, nein, nein, nein, nein, nein das kann nicht sein! So besehen erhalten die Wiederholungen durchaus satirischen Charakter. Aber auch hier ist der Text raffiniert abgefasst, sodass er auch als punktuell auf die Situation bezogen verstanden werden kann, als albern-verliebtes Geplänkel der Damen untereinander. Die Musik Mozarts stellt allerdings durch die Wiederholungen die andere Bedeutung heraus. Man behält im Ohr: Würd’ ich mein Herz der Liebe weih’n, (...) nein, nein, es kann nicht sein!
    Ich möchte nur kurz erwähnen, dass Mozart bei der erwähnten Absolutionsformel auf den Text erlässt die Strafe eine barocke Figur übernimmt, die auch Bach in ähnlichem Zusammenhang verwendet (Genaueres vgl. Perl, S. 100).


    Übrigens hat Schikaneder das Motiv des Schloss vor den Mund aus zeitgenössischen Publikationen übernommen; es findet sich z. B. bei Johann Pezzl im Faustin in Zusammenhang mit der Praxis der Kurie, unbequeme Autoren durch Entzug des Publikationsrechts mundtot zu machen, ihre Werke zu indizieren und die Autoren zum Widerruf zu zwingen. Der Faustin stand auf dem Index, wurde dennoch überall gelesen, ist auch im Nachlassverzeichnis Mozarts aufgeführt. Jedenfalls wusste jeder Wiener, wer die Leute waren, die den Mund mit eine Schloss verstummen machen wollten. Die Szene war für sie ohne Zweifel eindeutig.
    Zurück zu Tamino! Er sang ja bereits von der listigen Schlange. Erinnert das nicht an das Paradies? Ihr wisst schon, die Sache mit der verführerischen Eva, zumindest verführerisch durch den Apfel, den sie ... woher? Genau: von der listigen Schlange bekommen. (Ich sehe gerade, dass Tamino die Götter anruft, ihm zu helfen. Hinweis darauf, dass wir nur von dort von der Erbsünde erlöst werden können?) Weiter im Text: Die listige Schlange steht ja für das Böse schlechthin. Und so definiert es auch der aus der Ohnmacht (!) erwachende Tamino, zunächst mit der Frage: Oder hat eine höhere Macht mich gerettet? (Sieh da, wieder der Hinweis auf das Göttliche). Tamino: Die bösartige Schlange tot zu meinen Füßen? Aha: Da haben wir ja schon das „Böse“. Nicht die „gefährliche“, nein, die böse!! Hat Siegfried das auch gesagt, als er den Drachen getötet hatte? Den bösen, bösen ... oder hat er nicht vielmehr ein Ungeheuer getötet? Aber hier steht die listige Schlange für das Böse. Nur so macht es m. E. auch Sinn, dass Tamino singt: Der listigen Schlange zum Opfer erkoren.
    Also: Die Heilslehre der Kirche ist Ausgangspunkt eines allegorischen Dramas über Fragen der Religion. Hier wird das Thema im Sinne der Aufklärung problematisiert, die die Lehre von der ererbten Sündhaftigkeit des Menschen nicht akzeptieren konnte, zumal sie sich als Entschuldigung für individuelles Fehlverhalten heranziehen ließ. Ihr wird im weiteren Verlauf die neue Lehre von der irdischen Glückseligkeit gegenübergestellt.


    Wer an das „Schloss vor dem Mund“ denkt, weiß, wie riskant es damals war, seinen Mund zu weit aufzumachen. Es ging bei der Zauberflöte – neben all dem lauten Gedöns, den Maschinen und Effekten, dem Lärm auf der Bühne wie dem Gelächter im Publikum – vor allem um das stille Einvernehmen. Just als ich dies hier schreibe, wird mir Mozarts Briefstelle klar: als er an Constanze schreibt, dass ihn am meisten der Stille beifall! freut. Ja, das macht Sinn!
    Im 8. Auftritt erhalten Tamino und Papageno ihre sakralen Amulette. Erst nach Empfang desselben ist Papageno bereit, Tamino auf dem anscheinend gefährlichen Weg zu folgen. Schikaneder greift auch mit diesem Motiv auf die Wiener Theatertradition zurück und überträgt es gleichzeitig auf kirchliche Praktiken, die zwar von Kaiser Joseph – vergeblich – verboten worden waren, nach seinem Tode jedoch wieder verbreitet auflebten.


    Zur Königin der Nacht: Diese ist „im Kontext zu Publikationen der Zeit als „Königin der Nachtreligionen“ zu verstehen, die Aberglauben unter den Papagenos verbreitet. Perl: „Für den Opernbesucher ist die Spannung nach der 7. Szene auf den Höhepunkt gestiegen, denn er will endlich wissen, wer die Königin ist (...) wer diesen sympathischen Jüngling zum Mord angestiftet hat. (...) Im Libretto heißt es: sogleich wird ein heftig erschütternder Accord mit Musik gehört. Mozart hat ihn allerdings nicht komponiert. Tamino: Ihr Götter! Was ist das? Er reagiert, wie das Publikum an dieser Stelle seinerzeit reagieren sollte und wohl auch reagiert hat: Passt auf! Jetzt gleich passiert etwas Ungeheuerliches!“ Die Ankündigung der drei Damen wird nun durch Donner untermalt. „Der Donner untermalt also nicht den Auftritt der Königin an sich, sondern provoziert und verstärkt das Erschrecken des Zuschauers, dem auch der Zuruf Fasse dich! Gilt, denn: Die Berge teilen sich ..... Die Königin sitzt auf einem Thron, welcher mit transparenten Sternen geziert ist. Die Königin erscheint so, wie das Publikum sie aus den zahllosen Berichten über vorgebliche Marienerscheinungen in aller Welt kannte. Eine solche Darstellung, Maria zwischen Felsen im Sternengewand thronend, befindet sich – nebenbei bemerkt – im Eingangsportal der Schlosskirche zu Aigen bei Salzburg, darüber das für die Aufklärer so provokante Ich bin die Unbefleckte Empfängnis. Knapp fünfhundert Meter weiter befindet sich die noch heute so genannte Illuminatengrotte...
    Das Wiener Publikum erkannte in dieser Bühnengestalt die Nationalpatronin, (...), Kaiserin und Königin, zu der die Immaculata am 18.05.1647 erhoben worden war. Auch für Bayern war diese Schutzpatronin des Landes „unsere Königin“, die allerheiligste Gottesmutter.“ Tamino wird im 7. Auftritt die erlebte Szene als Erscheinung erklären (s. dort).
    Und nun geht es bei Perl erst so richtig los. Aber ich möchte hier enden, zu viel Zeit vergeht beim Schreiben. Dies zunächst mal als Anregung.


    Da ich immer gern auf die Musik schaue: Von Bedeutung ist, dass der mit dem Auftritt der KdN gekoppelte Sakralstil umso mehr auffällt, als es vorher kein Rezitativ gibt. Auch die Musik signalisiert an dieser Stelle: Kirche. (Zu den Koloraturen ein ander mal...)


    Gute Nacht,


    Wandergeist :hello:

  • Da hat sich ja doch noch jemand besonnen und eine interessante und Spannung versprechende Diskussion angeschlagen...


    Ich glaube, das meiste dieser an sich interessanten Behauptungen kann relativ einfach widerlegt werden, zumal jene in keiner Weise bewiesen sind oder werden können.


    Wäre Die Zauberflöte tatsächlich ein politisches Machwerk gewesen, so wäre sie ziemlich schnell von der Bühne verschwunden resp. erst gar nicht - jedenfalls nicht in dieser Form - auf der Bühne erschienen. Man bedenke allein die Umstände der Nozze di Fogaro. Ich glaube kaum, daß Adel und Clerus derart verblödet waren, solche versteckten Anspielungen nicht erkennen zu können. Sie hätten gehandelt - und zwar umgehend. Der anschließende Gedanke, daß Mozart wegen der Zauberflöte ermordet worden sei, braucht hier wohl kaum diskutiert zu werden...


    Was Vulpius betrifft, so hat er nicht nur Die Zauberflöte bearbeitet, sondern auch Schikaneders spätere Zauberoper Der Spiegel von Arkadien. Zwar kenne ich Vulpius' Bearbeitung des Zauberflötenlibrettos nicht im Detail, dafür aber letztgenannte, wobei Dr. Erich Duda (Wien) hier eine Gegenüberstellung von Schikaneders Origiallibretto mit Vulpius' Bearbeitung zusammengestellt hat (soweit mir bekannt ist, ist diese Arbeit aber niemals veröffentlicht worden). Duda ist übrigens anerkannter Süßmayrforscher und Herausgeber des SmWV. Wenn man Vuplius die 'Bereinigung' des Zauberflötenlibrettos im Sinne dieses Threads unterstellt, dann müßte er ähnliche Intentionen beim Spiegel von Arkadien gehabt haben, was aber nicht der Fall ist. Der Spiegel ist eine reine 'Klamaukoper', deren Text Vulpius nur verschlimmbessert hat, vgl. entsprechender Thread. Vielmehr hat Vulpius in Anbetracht seiner 'Verwandtschaft' mit Goethe gemeint, textlich und literarisch einiges 'retten' zu können. Soweit ich die Übertragung des Spiegel kenne, ist ihm dies aber nicht gelungen. Auch hat sich seine Zauberflötenübertragung in keiner Weise durchsetzen können (obwohl die Kritik an Schikaneders Arbeit noch immer stark aufgegriffen wird). Die Zauberflöte wurde u.a. auch 1794 in Prag in italienischer Sprache gegeben. Hier adaptierte Giovanni de Gamerra den Text und Jan Krtitel Kucharz organisierte die Rezitative. Die Fassung ist als CD erhältlich:



    Zwar nicht unbedingt eine der besten Einspielungen, aber durch das italienische Seriaflair doch höchst interessant zu hören. Zudem ein Indiz für zahlreiche Bearbeitungen des Werks ohne derartige Hintergründe.


    Wenig kirchliches kann ich den Arien der Königing der Nacht, wie behauptet wird, abringen. Zunächst stimmt die Aussage nicht:


    Zitat


    Da ich immer gern auf die Musik schaue: Von Bedeutung ist, dass der mit dem Auftritt der KdN gekoppelte Sakralstil umso mehr auffällt, als es vorher kein Rezitativ gibt. Auch die Musik signalisiert an dieser Stelle: Kirche. (Zu den Koloraturen ein ander mal...)


    Die erste Arie der KN hat sehr wohl ein Rezitativ vorangestellt, die zweite nicht. Was daran sakral sein soll, erschließt sich mir nicht. Vielmehr handelt es sich um fast klassische Seria-Arien, weltlicher geht es kaum. Sakralstil ist beim Choral der Geharnischten zu erkennen und ggfs. im Priestermarsch zu Beginn des 2. Aktes.


    Einzig interessant wäre in dem Zusammenhang der Schwur der Mutter (Königin) am Ende der Hölle-Arie... wem schwört sie eigentlich? Wie dem auch sei, diesen Eid kann sie nicht einlösen und verschwindet (deswegen?) im Verlauf des Aktes im Boden... ob für immer, bleibt in dieser Folge des Geschehens ungeklärt.


    :hello:


    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Zitat

    Original von Ulli
    Da hat sich ja doch noch jemand besonnen und eine interessante und Spannung versprechende Diskussion angeschlagen...


    :hello:


    Ulli



    Ja, nach Deiner weniger qualifizierten Antwort auf meine Gedanken am Ende des Threads der Königin der Nacht ("Scheusal oder Betrogene?") möchte ich es hier noch einmal versuchen.


    Zitat

    Ich glaube, das meiste dieser an sich interessanten Behauptungen kann relativ einfach widerlegt werden, zumal jene in keiner Weise bewiesen sind oder werden können.


    Du glaubst?? Ulli, wir sind hier nicht in der Kirche, wo es um Glauben geht. Hier geht es um den Kampf der Kirche gegen die Aufklärung! Was das "relativ einfache Widerlegen" betrifft: Es wäre schön, wenn Du das tätest. Aber in Deiner Antwort folgt da nicht sehr viel Brauchbares. Werde es sukzessive durchgehen.


    Zitat

    Wäre Die Zauberflöte tatsächlich ein politisches Machwerk gewesen, so wäre sie ziemlich schnell von der Bühne verschwunden resp. erst gar nicht - jedenfalls nicht in dieser Form - auf der Bühne erschienen. Man bedenke allein die Umstände der Nozze di Fogaro. Ich glaube kaum, daß Adel und Clerus derart verblödet waren, solche versteckten Anspielungen nicht erkennen zu können. Sie hätten gehandelt - und zwar umgehend.


    Darauf werde ich nachfolgend eingehen. Aber bitte nicht schon wieder solche Sätze wie:


    Zitat

    Der anschließende Gedanke, daß Mozart wegen der Zauberflöte ermordet worden sei, braucht hier wohl kaum diskutiert zu werden...


    Wenn ich so was Albernes lese, hab ich schon fast keine Lust mehr, hier weiter zu schreiben. Wer hat wann wo diesen anschließenden Gedanken geäußert? Wem möchtest Du hier was unterstellen? Mir? Perl?
    Hättest Du nur ansatzweise in dieses Buch geschaut, wie ich Dir Anfang der Woche empfahl, Du hättest gelesen, welche Theorie zum Tode Mozarts Perl bringt. Und die ist so faszinierend, ist so glaubwürdig, dass alles andere dagegen - auch Dein dummes Geschwätz (Sorry, guter Freund, aber es musste einfach mal raus) von der Ermordung Mozarts - hier wirklich nicht weiter diskutiert zu werden braucht. (Übrigens wurde van Swieten - in diesem Zusammenhang äußerst interessant - an Mozarts Todestag entlassen. Dazu vielleicht ein andermal mehr)


    Nun zur Geschichte:
    Die Zauberflöte stand ja in der Tat auf dem Index (darüber ein andermal mehr). Allerdings hat sie sich dennoch durchgesetzt. Ein bisschen Geschichte, wobei ich mich auf Perl beziehe:


    Fest steht: In das Ende des Jahres 1791 fällt die Gründung einer kaiserfreundlichen Partei, die in einem Dokument als „Assoziation“ erwähnt wird. Die Mitglieder der von J. E. Mayer und L. A. Hoffmann projektierten Gesellschaft verpflichteten sich, der Aufklärung entgegenzuwirken und sie öffentlich zu bekämpfen. Im Kontext hierzu wurde die Wiener Zeitschrift als Organ der antiaufklärerischen Bestrebungen begründet. Der Kaiser trieb die Sache voran. Wenige Tage vor der Uraufführung der Zauberflöte kam es zu einer Umorganisation der Zensurbehörden. Am 7. 09. wurden auf Wunsch des Kaisers neue Mitglieder als Zensoren bestimmt, van Swieten unterstellte diese jedoch durch ein Dekret dem „Studienkonseß“, wodurch die kaisertreuen Zensoren vom direkten Zugang zu den betreffenden Publikationen ausgeschlossen blieben. Schikaneders Libretto könnte möglicherweise durch diese Maßnahme an den reaktionären Mitgliedern der Zensurbehörde vorbeigeschleust worden sein. Am 27.09., drei Tage vor der Uraufführung der Zfl., teilte Hoffmann das Swietensche Dekret dem Kaiser mit. Swieten habe die Anweisung des Kaisers missachtet. Hoffmann trug vor, die Zensur solle doch ausnahmslos alle Bücher und Manuskripte umfassen, was in Swietens Dekret nicht vorgesehen wäre. Der Kaiser reagierte am 4.10. mit einem verschärften Dossier. Die Zauberflöte ging zu diesem Zeitpunkt aber bereits seit vier Tagen über die Bühne.


    Es ist eine Überlegung wert: Könnten die hektischen Vorgänge innerhalb der Zensurbehörde nicht sogar eine unmittelbare Reaktion auf die Oper gewesen sein? Das Libretto war bereits gedruckt und anscheinend Hoffmann zugespielt worden. Und nun lief das Volk tagtäglich in das Freyhaustheater und amüsierte sich über blasphemische Szenen. Da musste doch irgendwie reagiert werden. Außerdem hatte der Kaiser sich in Prag gerade in La clemenza di Tito vorhalten lassen müssen, wie die Intelligenz seines Staates sich einen Monarchen wünschte: milde, reformfreudig, aber nicht als Diktator.


    Machen wir uns bewusst, dass sich in den Monaten nach dem Sturm auf die Bastille vieles änderte. Kaiser Joseph hatte bereits im Januar 1790 den reaktionären Vorschlägen seines Polizeiministers Graf Pergen entsprochen. Der Polizeistaat etablierte sich. Mit dem Tode Josephs am 20.02.1790 war eine verwirrende Komponente in das Spiel der widerstrebenden Kräfte hinzugekommen. Wie würde sich Leopold verhalten? Und wie sollten sich Publizisten in diesen verwirrenden Konstellationen verständlich machen? Vor dieser Frage standen Mozart und Schikaneder in den turbulenten Jahren 1790 und 1791.


    Nach Perls Theorie reagierte die Wiener Aufklärung auch mit der Zauberflöte, in der die Jakobinerprozesse gewissermaßen prophezeit werden (die Morddrohung der Königin (= Kirche) gegen Sarastro). Wie man weiß, kamen die ungarischen und österreichischen Jakobiner 1794 vor die Inquisition und 1795 an den Galgen, oder, wohl noch brutaler, sie verschwanden – bei einer Lebenserwartung von allenfalls drei Jahren – für immer in den Kerkern der Festungen; oder sie wurden als Galeerensklaven zum Treideln der Donauschiffe verdammt, was niemand länger als ein Jahr aushielt. Dass die Eingekerkerten bald sterben würden, wurde von den Justizbehörden einkalkuliert. Proteste des Klerus gegen diese Urteile waren nicht zu erwarten und erfolgten auch nicht, denn in den Augen der Geistlichkeit handelte es sich um gottgewollte Ketzerverfolgungen, zu denen der Kaiser verpflichtet war. Vor diesem Hintergrund ist die radikale Position der Zfl. gegen (Klerus und Kirche) zu verstehen.


    Zitat

    Was Vulpius betrifft, so hat er nicht nur Die Zauberflöte bearbeitet, sondern auch Schikaneders spätere Zauberoper Der Spiegel von Arkadien. Zwar kenne ich Vulpius' Bearbeitung des Zauberflötenlibrettos nicht im Detail, dafür aber letztgenannte, wobei Dr. Erich Duda (Wien) hier eine Gegenüberstellung von Schikaneders Origiallibretto mit Vulpius' Bearbeitung zusammengestellt hat (soweit mir bekannt ist, ist diese Arbeit aber niemals veröffentlicht worden). Duda ist übrigens anerkannter Süßmayrforscher und Herausgeber des SmWV. Wenn man Vuplius die 'Bereinigung' des Zauberflötenlibrettos im Sinne dieses Threads unterstellt, dann müßte er ähnliche Intentionen beim Spiegel von Arkadien gehabt haben, was aber nicht der Fall ist. Der Spiegel ist eine reine 'Klamaukoper', deren Text Vulpius nur verschlimmbessert hat, vgl. entsprechender Thread. Vielmehr hat Vulpius in Anbetracht seiner 'Verwandtschaft' mit Goethe gemeint, textlich und literarisch einiges 'retten' zu können. Soweit ich die Übertragung des Spiegel kenne, ist ihm dies aber nicht gelungen. Auch hat sich seine Zauberflötenübertragung in keiner Weise durchsetzen können (obwohl die Kritik an Schikaneders Arbeit noch immer stark aufgegriffen wird). Die Zauberflöte wurde u.a. auch 1794 in Prag in italienischer Sprache gegeben. Hier adaptierte Giovanni de Gamerra den Text und Jan Krtitel Kucharz organisierte die Rezitative. Die Fassung ist als CD erhältlich:


    Ja, das ist Ulli, wie ich ihn liebe: Eigene Recherchen, Gedanken, Tipps zu Platten etc. Gratuliere.
    Und doch widerspricht das alles nicht dem von mir Gesagten. Es geht bei der Zauberflöte ja um die extrem brisante Situation des Jahres 1791. Und in dieser Situation bemühten sich Herzog Karl August und Goethe, die Schriftsteller in Weimar und Jena zu veranlassen, zu aktuellen politischen Ereignissen keine Stellung mehr zu beziehen. Goethe vertrat sogar die Verschwörungstheorie, als im Sommer 1792 Unruhen unter den Jenaer Studenten ausbrachen. Sie wurden demzufolge als Jakobiner eingestuft. Die verfälschende Vulpiussche Fassung mit dem Drachen (u. a.) in Bezug auf das Fehlen der Erbsünde wurde so gut wie von niemandem kritisiert - mit Ausnahme von E. T. A. Hoffmann (vgl. Brief an Franz von Holbein vom 5.April Achtzehnhundertachtzehn). (muss es ausschreiben, sonst setzt sich bei der Zahl ein Smilie rein - weiß nicht warum)
    Dennoch kann es durchaus so sein, wie Du es meinst, dass Vulpius einfach nicht gewusst hat, was er tut (wissen wir das immer?).


    Ja, und jetzt vermisse ich die Beweise gegen das viele von mir in der Eröffnung des Threads Gesagte, gerade in Bezug auf die Königin.
    Demzufolge kann ich auch nicht viel zu Deiner These sagen.
    (Kannst Du Dir denken, warum so viele Briefe Mozarts gerade aus dieser Zeit verschwunden sind? Das tut auch Perl: Er geht gerade auf das ein, was immer wieder verschwiegen wird - auch z. B. bei Mozarts Beerdigung)
    Ich kann stattdessen ja noch wenigstens einen weiteren Gedanken Perls anfügen:
    Die damalige Kirche wollte, dass der Kaiser wieder stärker gegen die Aufklärer und Illuminaten durchgreift, was nach Josephs Tod ja auch geschah. Dies zeigt die Bitte der Königin an Tamino: Tamino ist "Prinz", sein Vater herrscht als Fürst über viele Länder und Menschen. Perl sieht hier die Bitte der Kirche (Königin) an den Kaiser (als märchenhafter Fürst kaschiert, aber doch erkennbar, wie auch der "Prinz"). Dass mit Sarastros Gemeinschaft diese Illuminaten gemeint sind, liegt auf der Hand.


    Zitat

    Wenig kirchliches kann ich den Arien der Königing der Nacht, wie behauptet wird, abringen. Zunächst stimmt die Aussage nicht:


    Du beziehst Dich auf meinen Satz:
    "Von Bedeutung ist, dass der mit dem Auftritt der KdN gekoppelte Sakralstil umso mehr auffällt, als es vorher kein Rezitativ gibt. Auch die Musik signalisiert an dieser Stelle: Kirche."


    Zitat

    Was daran sakral sein soll, erschließt sich mir nicht. Vielmehr handelt es sich um fast klassische Seria-Arien, weltlicher geht es kaum.


    Klar sind das einwandfreie Arien. Mir ging es um das Rezitativ. Und als Musiker weißt Du, dass Rezitative nicht nur in Seria-Opern vorkommen, sondern ebenso in geistlichen Vokalwerken der damaligen Zeit, sprich in Kantate, Oratorium und Passion. Diese mehrsätzigen Gesangswerke mit Instrumentalbegleitung verwenden, in Anlehnung an die Opernszene, Rezitative, Ariosi, Arien, Chorsätze (Chöre und Choräle) und instrumentale Teile. Aber das weißt Du, und Du hast es wohl eher auf die Arie bezogen.


    Bleiben wir also bei der Arie. Nimm den "Sakralstil" doch mal symbolisch: Zunächst ein (durchaus sakral aufzufassendes) Rezitativ, dann "Seria-Arien". Für Mozart war eigentlich die Zeit der Seria längst vorbei, und dennoch bringt er diese "veraltete" Form bewusst bei der Königin der Nacht. Die virtuosen Koloraturen, die doch in so eindeutigem Gegensatz zu dem Übrigen stehen: Hinweis auf das Alte? Das negativ besetzte Alte? Eine Parodie des italienischen Gesangsstils...


    Zitat

    Sakralstil ist beim Choral der Geharnischten zu erkennen und ggfs. im Priestermarsch zu Beginn des 2. Aktes.


    Ja, das liest man immer wieder so. Machen wir uns aber bewusst, dass zum einen "Barock" nichts mit "Sakral" zu tun haben muss. Im Barock wurde noch nicht in dieser Richtung unterschieden, wie auch Bachs Musiksprache zeigt. Er funktioniert ja eigene weltliche Werke in geistliche um. Bei Mozart kommt ein weiteres Moment hinzu (Beethoven spricht vom "poetischen Element" in den Fugen). Das zeigt sich gerade in der Quasi-Fuge der Ouvertüre deutlich: alte Form, nix sakral. Doch nehmen wir die Geharnischten-Stelle: Hier geht es um Kontrapunktik, welche den Prüfungsweg symbolisiert. Also auch Altes, aber nicht "negativ" besetzt, sondern eher im Sinne von "altehrwürdig". Verstehst Du den feinen Unterschied? (So fein ist er nun auch wieder nicht)


    Zitat

    Einzig interessant wäre in dem Zusammenhang der Schwur der Mutter (Königin) am Ende der Hölle-Arie... wem schwört sie eigentlich? Wie dem auch sei, diesen Eid kann sie nicht einlösen und verschwindet (deswegen?) im Verlauf des Aktes im Boden... ob für immer, bleibt in dieser Folge des Geschehens ungeklärt.


    Ich lese, dass sie den "Rachegöttern" schwört. Die Kirche schwört also bei Gott. Klar kann sie diesen Eid nicht allein einlösen, dazu braucht sie die Mithilfe der weltlichen Macht.


    Wie gesagt: Da Du auf das viele andere nicht eingehst, enthalte ich mich hier auch des weiteren.


    Was mich wundert: Gestern kam Deine Antwort in diesem Thread, und im "Königin-Thread" kam auch eine Antwort. Bisher erhielt ich immer eine Mail, wenn ein neuer Beitrag zum Thema veröffentlicht wurde. Dann sah ich gleich, dass ich antworten kann (oder nicht). Diesmal war das in beiden Foren nicht der Fall (?!)


    Liebe Grüße an meinen musikalischen Begleiter


    Wandergeist C. H. :hello:

  • Zitat

    Der anschließende Gedanke, daß Mozart wegen der Zauberflöte ermordet worden sei, braucht hier wohl kaum diskutiert zu werden.

    ..


    Auch wenn ich Deine latent vorhandenen, da immer wieder auftauchenden Mordgedanken bzgl. Mozart nicht teilen kann ("der anschließende Gedanke" schloss sich doch wohl bei Dir an?), möchte ich doch, obwohl es nichts mit Perl zu tun hat, für Dich, meinen treuen Wegbegleiter, ein kleines Schmankerl zum besten geben. Es entstammt der Mozart-Biographie von P. Melograni. Also, so als Gute-Nacht-Geschichte:


    "Am Tag von Mozarts Begräbnis nahm sich Franz Hofdemel, Kanzlist bei der obersten Justizstelle und Musikdilettant, in seiner Wiener Wohnung mit einem Rasiermesser das Leben, nachdem er zuvor in einem Eifersuchtsanfall seine schöne 25-jährige Frau, Maria Magdalena Pokorny, schwer verletzt hatte. M. M. Pokorny, die bis zuletzt Mozarts Schülerin gewesen war, soll in der Bestürzung über den Tod des Meisters ihrem Mann gestanden haben, sie sei Mozarts Geliebte gewesen und erwarte ein Kind von ihm. Sie war im fünften Monat schwanger. Hofdemel tötete die Frau nicht, sie wurde blutüberströmt aufgefunden. Die Verletzungen hatten für immer ihr Gesicht entstellt. (...) Fest steht nur, dass die ganze Wiener Gesellschaft betroffen war. (...) Piero Buscaroli lässt uns in seinem Aufsatz über „Mozarts Tod“ wissen, das man sich in Wien bis vor nicht allzu langer Zeit noch erzählte, Mozart sei an einer Gehirnblutung gestorben, die durch einen Stockhieb von Hofdemel verursacht worden war. Und Giorgio Taboga hat unlängst ein Buch veröffentlicht, in dem er ebenfalls diese These vertritt.“
    Ja, unser Mozart..... Doch genug der blutrünstigen Horror-Stories. Kehren wir zurück in die Realität der Nacht... die Königin wartet. Oder Pamina. Oder beide... :pfeif::no:


    Gute Nacht

  • Zitat

    Original von Wandergeist
    Du glaubst??


    Sicher glaube ich das, was ich schreibe.


    Zitat


    Ulli, wir sind hier nicht in der Kirche, wo es um Glauben geht. Hier geht es um den Kampf der Kirche gegen die Aufklärung!


    Nein, es geht um eine angelesene fixe Idee aus einem Bahnhofsroman, die Dich gepackt hat und welche Du nicht zu beweisen in der Lage bist. Mit "Dazu vielleicht ein andermal mehr" ist es nicht getan...


    Zitat

    Was das "relativ einfache Widerlegen" betrifft: Es wäre schön, wenn Du das tätest.


    Bereits erledigt - s. o.



    Zitat

    Wenn ich so was Albernes lese, hab ich schon fast keine Lust mehr, hier weiter zu schreiben. Wer hat wann wo diesen anschließenden Gedanken geäußert? Wem möchtest Du hier was unterstellen? Mir? Perl?


    Für Dich mag das albern sein, okay. Für mich wäre dies eine logische Schlußfolgerung, die sich in Verbindung mit anderen - tatsächlich albernen - Anekdoten aus dem Kontext ergibt. Womit ich nicht aussage, daß ich diesen Gedanken ernsthaft weiter verfolgen möchte, obwohl er sich für einen weiteren Roman durchaus eigenen würde. Von einer Unterstellung ist hier nicht die Rede.


    Zitat


    Hättest Du nur ansatzweise in dieses Buch geschaut, wie ich Dir Anfang der Woche empfahl, Du hättest gelesen, welche Theorie zum Tode Mozarts Perl bringt. Und die ist so faszinierend, ist so glaubwürdig, dass alles andere dagegen - auch Dein dummes Geschwätz (Sorry, guter Freund, aber es musste einfach mal raus) von der Ermordung Mozarts - hier wirklich nicht weiter diskutiert zu werden braucht.


    Sorry, ich habe andere Dinge zu tun, als Bahnhofsromane zu lesen... vielleicht in meinem nächsten Urlaub. Faszinierende und glaubwürdige Theorien gibt es en masse - diese sind aber, wie Du richtig schreibst, Theorien. Sie bedürfen - auch auf die Gefahr einer Wiederholung hin: eines Beweises! Und der liegt nicht vor. Was Du als 'dummes Geschwätz' abtust, ist allein Deine Angelegenheit - ob ich ein 'guter Freund' bin, meine.


    Zitat


    (Übrigens wurde van Swieten - in diesem Zusammenhang äußerst interessant - an Mozarts Todestag entlassen. Dazu vielleicht ein andermal mehr)


    Was auch nicht neu ist. Dazu gibt es eine faszinisrende und äußerst glaubwürdige Theorie von Köppen :P


    Zitat


    Nun zur Geschichte:
    Die Zauberflöte stand ja in der Tat auf dem Index (darüber ein andermal mehr).


    "Darüber ein andermal mehr" ist (erneut!) kein Beweis!


    Zitat

    Allerdings hat sie sich dennoch durchgesetzt.


    Wie kann sich ein Werk duchsetzen, das auf dem 'Index' steht? Das ist absoluter Unfug!


    Zitat

    Schikaneders Libretto könnte möglicherweise durch diese Maßnahme an den reaktionären Mitgliedern der Zensurbehörde vorbeigeschleust worden sein.


    Theorie...


    Zitat

    Könnten die hektischen Vorgänge innerhalb der Zensurbehörde nicht sogar eine unmittelbare Reaktion auf die Oper gewesen sein?


    Könnte in der Tat... doch wo sind die Beweise?


    Zitat

    Das Libretto war bereits gedruckt und anscheinend Hoffmann zugespielt worden.


    Was im Falle einer tatsächlichen Zensur keine Rolle spielt...


    Zitat


    Ja, und jetzt vermisse ich die Beweise gegen das viele von mir in der Eröffnung des Threads Gesagte, gerade in Bezug auf die Königin.


    Moment, erstmal müssten Deine Theorien bewiesen werden! Dann können wir über Gegenbeweise verhandeln...


    Zitat


    Demzufolge kann ich auch nicht viel zu Deiner These sagen.


    Ich habe doch gar keine...


    Zitat

    (Kannst Du Dir denken, warum so viele Briefe Mozarts gerade aus dieser Zeit verschwunden sind? Das tut auch Perl: Er geht gerade auf das ein, was immer wieder verschwiegen wird - auch z. B. bei Mozarts Beerdigung)


    Auch hier ließe sich viel spekulieren... aber wenig beweisen.



    Zitat

    Klar sind das einwandfreie Arien. Mir ging es um das Rezitativ. Und als Musiker weißt Du, dass Rezitative nicht nur in Seria-Opern vorkommen, sondern ebenso in geistlichen Vokalwerken der damaligen Zeit, sprich in Kantate, Oratorium und Passion.


    Ja, es kommen üblicher Weise auch Violinen und Solisten gleichermaßen vor... :pfeif: Ein Rezitativ als "Beweis" für ein Sakralwerk ist nun wirklich total bescheuert...



    Zitat

    Bleiben wir also bei der Arie. Nimm den "Sakralstil" doch mal symbolisch: Zunächst ein (durchaus sakral aufzufassendes) Rezitativ, dann "Seria-Arien". Für Mozart war eigentlich die Zeit der Seria längst vorbei, und dennoch bringt er diese "veraltete" Form bewusst bei der Königin der Nacht.


    Die virtuosen Koloraturen, die doch in so eindeutigem Gegensatz zu dem Übrigen stehen: Hinweis auf das Alte? Das negativ besetzte Alte? Eine Parodie des italienischen Gesangsstils...


    Parodie wohl weniger, wäre die Rache-Arie sonst dermaßen umjubelt worden? Und die heutigen Rache-Arien-Fans wären nur ein Opfer einer Mozartparodie? Naja... Serie-Arien gibt es auch im 'Tito' wie in allen da-Ponte-Opern zuvor... wohl eher ein Stilmittel.


    Zitat

    Ja, das liest man immer wieder so. Machen wir uns aber bewusst, dass zum einen "Barock" nichts mit "Sakral" zu tun haben muss.


    Ich habe nirgends behauptet, der Geharnischtenauftritt sei barock...



    Zitat


    Ich lese, dass sie den "Rachegöttern" schwört. Die Kirche schwört also bei Gott.


    Klar, weil die Kirche auch mehreren Göttern fröhnt ;-)


    Zitat


    Was mich wundert: Gestern kam Deine Antwort in diesem Thread, und im "Königin-Thread" kam auch eine Antwort. Bisher erhielt ich immer eine Mail, wenn ein neuer Beitrag zum Thema veröffentlicht wurde. Dann sah ich gleich, dass ich antworten kann (oder nicht). Diesmal war das in beiden Foren nicht der Fall (?!)


    Technik eben...


    Ich fürchte, daß auf Perl meine derzeitige Signatur überaus zutreffend ist (wie übrigens auch auf Köppen).


    :hello:


    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

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  • So, zum Frühstück möchte ich - im Gegenzug zu der italienischen Zauberflöten-Aufnahme - auch zwei Plattenaufnahmen reichen, die mich gestern per Post erreichten.
    Ich tue dies deshalb, weil diese momentan extem billig sind.


    Die eine ist die relativ neue Aufnahme vom Juli 2004 mit Sigiswald Kuijken und La Petite Bande. Fand ich bisher immer nur für 55 Euro, im Angebot mal für 50,-. Bei Zweitausendeins jetzt für ganze 19,90 Euro!! (3 Super Audio CD). Eine Kritik reiche ich weiter unten nach.





    Eine andere Aufnahme ist die von Fricsay aus dem Jahr 1954. Suchte sie wegen der schnellen Tempi. Kritiken lese man z. B. unter amazon nach (bei den Rezensionen).





    Ich habe auch hier eine Aufnahme bei Zweitausendeins gefunden.
    Allerdings nicht die abgebildete Einzelaufnahme, sondern diese mit einer Reihe von weiteren Aufnahmen. Und statt in der Regel 19,95 für eine Oper nun sage und schreibe 3,99 Euro für mehrere Opern.
    Es handelt sich dabei um eine klanglich sehr gute Aufnahme im mp 3-Format. AUf den beiden CDs sind folgende Opern:
    - Cosi fan tutte (Böhm 1955)
    - Le nozze di Figaro (Kleiber 1955)
    - Don Giovanni (Krips 1955)
    - Die Zauberflöte (Fricsay 1954)
    - Die Entführung aus dem Serail (Fricsay 1954)


    Habe bisher nur Ausschnitte aus der Zauberflöte gehört: klanglich tolle Qualität!! Wie gesagt, anderes Format, aber viele CD-Player spielen das ja ab.


    Beim gleichen Verlag für 3,99 übrigens auch "Thamos, König in Ägypten" von Mozart (Giulini, Turin 1958, italienisch).


    Ich hoffe, damit - neben dem vielen historischen Geschreibe - mal was Praktisches geliefert zu haben.


    Wandergeist :hello:


    P. S. : Wen es interessiert, hier eine Rezension, die ich fand:



    Wolfgang Amadeus Mozart: Die Zauberflöte


    Singspiel in 2 Akten (Text Emmanuel Schikaneder)
    nach der Originalfassung Wien 1791


    Isolde Siebert (Königin der Nacht)
    Suzy Le Blanc (Pamina)
    Christoph Genz (Tamino)
    Cornelius Hauptmann (Sarastro)
    Stephan Genz (Papageno)
    Marie Kuijken (Papagena)
    Knaben des Tölzer Knabenchors
    Chor und Orchester La Petite Bande
    Dirigent Sigiswald Kuijken


    3-CD-Box DDD


    Super-Audio CD ”SACD” Multi-Channel Stereo



    Ein Geschenk


    Manche Dinge brauchen Zeit. Und manche Dinge schenkt man sich am besten selbst. So hat sich Sigiswald Kuijken, einer der Pioniere der historischen Aufführungspraxis, zu seinem 60. Geburtstag die Aufführung beim Festival im französischen Beaune und die dabei entstandene Einspielung von Mozarts unverwüstlicher "Zauberflöte" wohl auch ein bißchen selbst geschenkt und gesteht im Booklet gleich ein, bisher aus lauter Angst, den ohnehin schon vielen Deutungsversuchen noch einen eigenen hinzuzufügen, einen Bogen um das Werk gemacht zu haben.
    Diese Wartezeit aber hat ihre Früchte getragen. Von Klugheit, kindlichem Staunen und dem Wissen um unser Nicht-Wissen geleitet, enthält Kuijken sich bei seiner Interpretation bewußt jeder Deutung der Oper. Er läßt ihr ganz hörbar den Charakter einer Volks- und Märchenoper, deren vielfältige Projektionsflächen und Identifikationsmuster zu füllen damit allein Sache des Hörers bleibt - wenn er den Lust dazu hat und sich nicht mit dem musikalischen Bühnenspektakel als Selbtszweck begnügt.
    Diese unakademische, undogmatische Herangehensweise ist zwar nicht gänzlich neu, aber sie führt ungeachtet dessen zu einem entspannteren und unverstellten Operngenuß.
    Dabei produziert Kuijken mit seinem Ensemble La Petite Bande einen überraschend kräftige, manchmal sogar derb- zupackenden Orchestersound. Schon in der Ouvertüre strotzen die Musiker nur so vor Kraft und Einsatzfreude. Auf Kosten der Genauigkeit geht dies zum Glück bei ihnen nie, so dass diese Aufnahme ihren Reiz vor allem aus der unerhört frischen Orchesterbegleitung bezieht.


    Den Sängern hat Kuijken in Umsetzung seiner Grundidee eine gewisse Zurückhaltung auferlegt, so dass sie ihre Stimme kaum jemals opernhaft aussingen. Gerade beim glänzend disponierten Stephan Genz als Papageno funktioniert das ausgezeichnet. Auch der Tamino von Christoph Genz wirkt so recht frisch und jugendlich. Die 3 Damen erscheinen als hysterisch überdrehte, eigentlich aber doch ganz liebenswerte Truppe. Märchenhaft unschuldig, rein und zum Verlieben singt Suzi LeBlanc die Pamina.
    Unter den Solisten fallen als weniger erfreulich nur Isolde Siebert (Königin) und Philip Defrancq (Monastatos) auf. Bei den Arien der Königin der Nacht ist nicht ganz klar, ob das Orchester plötzlich und anders als im übrigen die Tempi verschleppt und die Sopranistin deshalb in Schwierigkeiten gerät, oder ob Isolde Siebert mit den Koloraturen tatsächlich soviel Mühe hat, dass das Orchester Rücksicht nehmen wollte. Jedenfalls klingt das alles recht angestrengt und in der Tonfärbung nicht homogen genug.
    Als Monostatos verkörpert Philip Defrancq den bösen, dunkeln, dauergeilen Obersklaven stimmlich und dramatisch nicht ansatzweise überzeugend. Viel zu monochrom und unengagiert ist sein Vortrag. In den Sprechtexten hat er zudem Mühe mit der deutschen Sprache.
    Apropos Sprechtexte: Kuijken hat, wie schon andere vor ihm, versucht, die Dialoge an der Idee des Singspiels orientiert und zudem ungekürzt deklamieren zu lassen. Das gerät zumeist durchaus stimmig und wirkt weniger gestelzt, als man meinen könnte. Zudem wird damit durchgängig eine eigene, zauberische Bühnenwelt aufrecht erhalten.
    Das Klangbild der am 02. und 04.07.2004 in der Basilika von Beaune aufgezeichneten SACD ist sehr weiträumig und plastisch. Alles, inklusive der Bühnengeräusche, wirkt so lebendig, wie bei einer Live-Aufführung auf der Opernbühne, aber ganz ohne störende Nebengeräusche.


    Sven Kerkhoff


    Quelle http://www.musikansich.de

  • Hallo Ulli,


    schickte gerade meine Antwort an Dich ab, da sehe ich nun Deine. Bist Du mir zuvorgekommen... das lag aber nur daran, dass ich eine Viertelstunde brauchte, bis ich mal kapierte, wie ich Bilder einfügen kann.
    Dann haben wir ziemlich parallel geschrieben.


    Werde Deine Antwort in Ruhe durcharbeiten - auf alle Fälle vielen Dank dafür (egal, was - nach meinem Schreiben gestern - drin steht!)


    Also, bis später


    Christoph :hello:


  • Die Einspielung würde mich ebenfalls interessieren, die Trauben hängen aber (auch für 19,90 €) zu hoch: Die Zauberflöte passt nämlich auf 2 CDs und liegt somit mit 9,95 € / CD leider über meinen fixen 8 € / CD, die ich zu zahlen bereit bin.


    Kommt Zeit, kommt Preissturz :D


    Mir erschließt sich aber gerade nicht, was die Einspielung mit dem Spannungsfeld zu tun haben könnte...? ?(


    :hello:


    Ulli


    P.S. Bevor wir uns gegenseitig bewerfen, schlage ich ein persönliches Treffen zur Diskussion vor: Der Black forest ist ja soweit von mir nicht entfernt... ;)

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    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Zitat

    Sicher glaube ich das, was ich schreibe.


    Also gut, der Punkt geht an Dich. Obwohl ich - im Sinne der Aufklärung - für mich zu sagen gewillt bin: "Ich weiß, was ich sage." Oder: "Ich denke, was ich sage".


    Zitat

    Nein, es geht um eine angelesene fixe Idee aus einem Bahnhofsroman, die Dich gepackt hat und welche Du nicht zu beweisen in der Lage bist. Mit "Dazu vielleicht ein andermal mehr" ist es nicht getan...


    Bahnhofsroman: Nun ja, es kam mit der Post....
    Bin gelegentlich in Karlsruhe, Deiner Stadt, sogar in dem Zeitschriften- bzw. Buchladen am Bahnhof, wenn ich auf einen ehemaligen Studienkollegen - Uli (!) - warte. Dort sah ich's allerdings noch nicht. (Muss ich wohl besser schauen)
    Und ich dachte, für 3,99 Euro schaust Du wenigstens mal rein. Mein Problem ist, dass in besagtem Buch vieles mit Daten, Namen etc. aufgeführt ist, aber ich nicht alles abschreiben kann. Schau doch mal meine listig-bösen Riesenschlangen an, die ich da ständig produziere. Da hätte selbst die Königin Angst davor.


    Aber da ich an der Annäherung an die Wahrheit interessiert bin, folgender Vorschlag: Ich zahle Dir das Buch (schicke Dir ein neues), und Du schaust mal rein und postest mir dann, ob ich da wirklich so blind bin, wie Du meinst.


    Zitat

    Nein, es geht um eine angelesene fixe Idee aus einem Bahnhofsroman, die Dich gepackt hat und welche Du nicht zu beweisen in der Lage bist. Mit "Dazu vielleicht ein andermal mehr" ist es nicht getan...


    Was das "Dazu vielleicht ein andermal mehr" betrifft: Das schreibe ich nicht in Ermangelung an Beweisen, sondern weil ich merke, dass das von dem, was ich im Augenblick des Schreibens sagen möchte, zu weit weg führt.


    Zitat

    Für Dich mag das albern sein, okay. Für mich wäre dies eine logische Schlußfolgerung, die sich in Verbindung mit anderen - tatsächlich albernen - Anekdoten aus dem Kontext ergibt. Womit ich nicht aussage, daß ich diesen Gedanken ernsthaft weiter verfolgen möchte, obwohl er sich für einen weiteren Roman durchaus eigenen würde. Von einer Unterstellung ist hier nicht die Rede.


    Nein, ich finde den Gedanken gar nicht albern - nur die Schlussfolgerung mit dem anschließenden Angriff, den Du gestartet hattest.
    Bahnhof-Perl schreibt wie gesagt sehr viel zur Beerdigung, indem er sehr viele Berichte dazu zitiert.
    Die Theorie von Köppen: Ich weiß nicht, ob die bei Bahnhof-Perl auch steht. Aber Du kannst mir ja mal mitteilen, wo ich sie finde. BP schreibt übrigens auch diesbezüglich einiges.


    Zitat

    Sorry, ich habe andere Dinge zu tun, als Bahnhofsromane zu lesen... vielleicht in meinem nächsten Urlaub.


    Lies es doch auf dem Klo oder am Bahnhof, dann geht Deine kostbare Urlaubszeit nicht drauf!



    Zitat

    "Darüber ein andermal mehr" ist (erneut!) kein Beweis!


    In diesem Falle gebe ich Dir Recht. Das mit dem Index las ich gestern Nachmittag, und gestern Nacht beim Schreiben fand ich die Stelle nicht mehr. Habe lange gesucht, aber weg war sie, und ich war müde. Ich reiche Dir das aber ganz sicher nach, sobald ich wieder drauf stoße! Im übrigen galt das nur für diese eine Aussage, wie Du selbst nachlesen kannst.


    Zitat

    Wie kann sich ein Werk duchsetzen, das auf dem 'Index' steht? Das ist absoluter Unfug!


    Ja, Ulli. Darum habe ich ja versucht, in meinem Posting eine Möglichkeit aufzuzeigen, wie es an der Zensur vorbei geschleust wurde. Klar ist das nur Theorie. Auch das ständige Schreiben hier am PC.....
    Zudem: Was ist schon absolut?



    Zitat

    Moment, erstmal müssten Deine Theorien bewiesen werden! Dann können wir über Gegenbeweise verhandeln...


    Du machst es einem nicht leicht. Mir geht es doch auch darum, Theorien zu entwickeln bzw. gelesenen Theorien, die ich interessant finde, nachzuspüren und anschließend Beweise dafür zu finden. Macht das nicht auch ein Posting, einen Austausch aus?


    Zitat

    Auch hier ließe sich viel spekulieren... aber wenig beweisen.


    Das schreibst Du zu den verschollenen Briefen. Aber sag doch selbst: Was soll denn da bewiesen werden? Kann man sich nicht gerade dazu seine Meinung bilden, warum gerade diese Briefe verschwanden? Oder warum Konstanze in bestimmten Briefen Namen unkenntlich machte?
    Wie willst Du da heute einen Beweis einfordern?
    Es liegt sogar auf der Hand, dass aus Mozarts Nachlass einige Bücher verschwinden mussten, die inzwischen auf den Index gekommen waren.



    Zitat

    Ja, es kommen üblicher Weise auch Violinen und Solisten gleichermaßen vor... Pfeifender Ein Rezitativ als "Beweis" für ein Sakralwerk ist nun wirklich total bescheuert...


    Also "bescheuert hoch zwei". Wenn Du meinst...


    Zitat

    Parodie wohl weniger, wäre die Rache-Arie sonst dermaßen umjubelt worden? Und die heutigen Rache-Arien-Fans wären nur ein Opfer einer Mozartparodie? Naja... Serie-Arien gibt es auch im 'Tito' wie in allen da-Ponte-Opern zuvor... wohl eher ein Stilmittel.


    Parodie wohl weniger: Ja, stimmt. Was aber die Seria-Arien betrifft: Ich habe nur geschreiben, dass Mozart da eigentlich drüber raus war. Du schreibst selbst, dass die da-Ponte-Opern zuvor geschrieben wurden. Und was den Tito anbelangt: Hier sprechen Entstehungsgeschichte und Zweck für sich.


    Zitat

    Ich habe nirgends behauptet, der Geharnischtenauftritt sei barock...


    Nein, das behaupte ich. Er ist barock komponiert, aber eben nicht unbedingt sakral. War mein Umkehrschluss.


    Zitat

    Klar, weil die Kirche auch mehreren Göttern fröhnt ;-)


    Ich weiß. Dachte ich auch, als ich es schrieb. Tamino spricht aber auch von den "Göttern". Also: Vertuschung seitens Schikaneder/Mozart - oder eben Unsinn.


    Zitat

    Ich fürchte, daß auf Perl meine derzeitige Signatur überaus zutreffend ist.


    Du meinst das Bahnhofsniveau? Nun ja, für mich ist auch Bahnhof Leben. Mein Angebot mit dem Perl steht. Da kann ich dann vielleicht was von Dir lernen, wenn Du mir nach der Lektüre noch das gleiche schreibst.
    Ich verstehe aber auch, dass Du dazu evtl. keinen Bock hast. Es sei Dir unbenommen.
    Allerdings sehe ich diesen interessanten Thread dann für beendet an. Weil er sich eben explizit auf Perls Buch bezog.
    Wir haben uns ausgetauscht, und einiges kam doch immerhin dabei raus - finde ich zumindest. Werde meine Zeit nehmen und mich weiter in meine Mlozart-Zauberflöten-Literatur vertiefen, und zwar nun weiter mit der Musik (bin grad an Jan Assmann, Stefan Kunze und Christoph Peter).


    Zitat

    "... ob ich ein 'guter Freund' bin, meine.


    Ok, nehme ich hiermit zurück.


    Und was die Technik betrifft: Dein Beitrag wurde mir wieder nicht angezigt.


    So, nun aber raus aus der virtuellen Welt und ab ins Leben!!!



    Grüße, ich muss weiter wandern,


    :hello:

  • So, jetzt warst Du wieder schneller.


    Und um ein Haar wäre ich heute in Karlsruhe bei meinem Musikerfreund Uli aus Landau gewesen. Aber er musste sein verrostetes Auto in die Werkstatt bringen, da haben wir den Termin kurzfristig abgesagt.
    Ja, ich bin gern mal in Karlsruhe, und andersrum geht's genauso. Anderthalb Stunden mit Zug oder Auto - wobei ich Zug präferiere, nicht nur wegen des Bahnhofs :baeh01: sondern auch, weil ich im Zug gerne Bahnhofsbücher lese :hahahaha: (Jetzt war ich doch mal wirklich originell!)


    Das "Bewerfen" hatte ich ja auch schon beendet - weil der Thread hier wirklich zu einem Ende geführt wurde. Der werte Leser kann entscheiden, ob er sich ein solches Buch holt oder nicht, und das war eigentlich auch meine primäre Absicht des Postings gewesen: Die Forumsteilnehmer auf etwas aufmerksam zu machen, was mich gerade sehr beschäftigt, wie Du ja gemerkt hast.



    Zitat

    Mir erschließt sich aber gerade nicht, was die Einspielung mit dem Spannungsfeld zu tun haben könnte...? verwirrt


    Die Kuijken-CD hat absolut (?!) nichts mit dem Thema zu tun, wollte es nur mitteilen, weil ich sie so preisgünstig fand und ich ein mitteilsamer Mensch bin.


    :hello:

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  • Zitat

    Original von Wandergeist
    Bin gelegentlich in Karlsruhe, Deiner Stadt, sogar in dem Zeitschriften- bzw. Buchladen am Bahnhof, wenn ich auf einen ehemaligen Studienkollegen - Uli (!) - warte.


    Dann melde Dich doch, wenn Du in der Nähe bist.


    Zitat


    Aber da ich an der Annäherung an die Wahrheit interessiert bin, folgender Vorschlag: Ich zahle Dir das Buch (schicke Dir ein neues), und Du schaust mal rein und postest mir dann, ob ich da wirklich so blind bin, wie Du meinst.


    Akzeptiert.



    Zitat


    Nein, ich finde den Gedanken gar nicht albern - nur die Schlussfolgerung mit dem anschließenden Angriff, den Du gestartet hattest.


    Ich habe keinen Angriff gestartet - nichtmal geplant. Aber Deine Wortwahl ist IMO teilweise etwas aufdringlich...



    Zitat


    Ja, Ulli. Darum habe ich ja versucht, in meinem Posting eine Möglichkeit aufzuzeigen, wie es an der Zensur vorbei geschleust wurde. Klar ist das nur Theorie. Auch das ständige Schreiben hier am PC...


    Ein Werk, daß quasi unaufhörlich seit der Uraufführung gespielt wurde, kann man nicht als 'an der Zensur vorbeigeschleust' bezeichnen. Wäre an der Zauberflöte im Sinne der Zensur etwas dran gewesen, so hätten alle Schleusen nichts genutzt...



    Zitat


    Du machst es einem nicht leicht.


    Ich weiß, das Leben ist schwer genug :D


    Zitat

    Mir geht es doch auch darum, Theorien zu entwickeln bzw. gelesenen Theorien, die ich interessant finde, nachzuspüren und anschließend Beweise dafür zu finden. Macht das nicht auch ein Posting, einen Austausch aus?


    Ja, sicher.



    Zitat

    Das schreibst Du zu den verschollenen Briefen. Aber sag doch selbst: Was soll denn da bewiesen werden? Kann man sich nicht gerade dazu seine Meinung bilden, warum gerade diese Briefe verschwanden? Oder warum Konstanze in bestimmten Briefen Namen unkenntlich machte?


    Zu den verschwundenen Briefen gibt es sicherlich nicht nur eine einzige Lösung. Was auch immer darinnen stand - es wird verschiedene Gründe für deren Verschwinden gegeben haben. Es wäre müßig, darüber zu diskutieren. Ich erkenne darin keinen Sinn, außer einem Zeitvertreib...


    Zitat


    Wie willst Du da heute einen Beweis einfordern?
    Es liegt sogar auf der Hand, dass aus Mozarts Nachlass einige Bücher verschwinden mussten, die inzwischen auf den Index gekommen waren.


    Ich glaube kaum, daß Constanze in der Kürze der Zeit in der Lage war, solche Bücher verschwinden zu lassen...


    Zitat

    Hier sprechen Entstehungsgeschichte und Zweck für sich.


    Und das betrifft die Zauberflöte etwa nicht?


    Zitat

    Du meinst das Bahnhofsniveau?


    Nein, meine ich nicht. Vom Niveau war nie die Rede (jedenfalls nicht meinerseits). Ich meine den Satz so, wie er da steht.


    Zitat


    Allerdings sehe ich diesen interessanten Thread dann für beendet an.


    Nicht gleich so eingeschnappt sein, ja? ;)
    Es gibt ja noch andere Mitdiskutanten... (auf deren Meinung wäre ich auch gespannt).


    :hello:


    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Da bisher noch niemand geantwortet hat, von mir noch einige kurze und für die nächste Zeit abschließende Gedanken.


    Zunächst möchte ich auf die Schwierigkeit dieser "virtuellen" Art des Gedankenaustauschs eingehen:
    "Der Ton macht die Musik", heißt es nicht nur unter Musikern. Die Art und Weise, wie ich mich in einem persönlichen Gespräch auf mein Gegenüber in jeder Hinsicht einstellen kann, ja sogar mit Einschränkungen noch in einem Telefonat, ist in einem Posting-Austausch nicht gegeben. Selbst ein Brief ist da oft noch mit mehr Bedacht geschrieben als eine Mail. So kommt es leicht, dass ein Posting falsch verstanden wird, oder eben auch die Antwort auf dieses Posting.


    Dazu ein Beispiel:


    Du, Ulli, schreibst auf meine Thread-Eröffnung folgende Antwort:


    Zitat

    Wäre Die Zauberflöte tatsächlich ein politisches Machwerk gewesen, so wäre sie ziemlich schnell von der Bühne verschwunden resp. erst gar nicht - jedenfalls nicht in dieser Form - auf der Bühne erschienen. Man bedenke allein die Umstände der Nozze di Fogaro. Ich glaube kaum, daß Adel und Clerus derart verblödet waren, solche versteckten Anspielungen nicht erkennen zu können. Sie hätten gehandelt - und zwar umgehend. Der anschließende Gedanke, daß Mozart wegen der Zauberflöte ermordet worden sei, braucht hier wohl kaum diskutiert zu werden...


    Die Worte "derart verblödet" und Deinen Schlusssatz ("braucht hier wohl kaum diskutiert zu werden") empfinde ich beim Lesen nicht als besonders aufbauend. Also kommt von mir die Antwort auch in einem andern Ton zurück.
    Im Verlaufe des threads versicherst Du mir, dass Deine Sätze nicht so gemeint waren, wie ich sie verstanden habe. Klar glaube ich Dir das, aber beim reinen Lesen ergab sich für mich nun mal meine o. g. Einschätzung.
    In einem Gespräch hätte der Ton von Dir vielleicht ganz anders geklungen, dazu Mimik, Gestik etc.


    Oder Dein Schlussgedanke:


    Zitat

    Nicht gleich so eingeschnappt sein, ja? Augenzwinkern


    Da hast Du jetzt einen Eindruck wiedergegeben, den ich nicht so stehen lassen möchte.
    Es ist ja eher das Gegenteil der Fall: In diesem thread ging es mir wirklich nur um dieses spezielle Buch, und um dessen Thesen auf ihren möglichen Wahrheitsgehalt hin zu prüfen, bat ich um Rückmeldung. Klar fehlen die Beweise, die Du einfordertest. Darum bat ich Dich ja auch, dass Du mal in das Buch rein schaust.


    Wie meint bereits Peter von Matt in "Papagenos Sehnsucht":

    Zitat

    "Die Zauebrflöte ist neben Shakespeares Trauerspiel Hamlet und Leonardos Bildnis der Mona Lisa das dritte große Rätselwerk unserer Kultur."


    Ich sehe das auch so. Gerade deswegen auch so viele Deutungen, von denen vielleicht keine allein den Kern der Sache trifft. Das ist ja das Faszinierende daran. Konservative, politische, freimaurerische, jakobinische, tiefenpsychologische, rosenkreuzerische, alchemistische, altägyptische Deutungen, Bruchtheorie und und und....
    Helmut Perl bringt eben die "illuministische" Seite ins Spiel, die er stark mit der damaligen Wiener Politik verknüpft.


    Für mich ist Perl auch nur einer von vielen. Dennoch finde ich seine Theorien bedenkenswert, und so bin ich über unsern Konsens recht glücklich: Das (neue) Buch ist inzwischen zu Dir unterwegs, und mich kostet das nur einige wenige Euro (grade mal zwei Tassen Cappuccino), Du erklärst Dich im Gegenzug dazu bereit, zumindest interpretiere ich das jetzt mal so, mit dem Buch zu arbeiten. Und dass ich auf Deine Meinung dann sehr gespannt bin, liegt wohl auf der Hand. Denn: Du zeichnest Dich aus meiner Sicht nicht allein durch die Fülle Deiner Beiträge in diesem Forum aus, sondern durch die Qualität. (Das sei nur mal am Rande gesagt!) Also, von wegen "eigneschnappt". Im Übrigen kennst Du meinen Humor noch nicht...


    Derweilen werde ich mich weiter mit Jan Assmann ("Die Zauberflöte") beschäftigen - der den Versuch macht, "Text und Partitur einmal gewissermaßen "mit historischen Augen" durch die Brille des damaligen Wissens von Ägypten und seinen Mysterien zu betrachten."


    Unter uns gesagt: Aus meiner Sicht ein Wahnsinns-Buch, das mich da gefangen hat. Aber diesbzgl. fühle ich mich noch nicht befähigt, hier was von mir zu geben. Das braucht viel Zeit und Arbeit meinerseits. Aber ich bin dran! Der Perl war mir da lieber, weil eben leichter zu lesen und somit schneller durchschaubar.


    Melde mich wieder zu gegebener Zeit.


    Wandergeist :hello:


    Allgemeines P.S.: Das "Jubel"-Smilie :jubel: habe ich nie als solches aufgefasst. In einem anderen Forum entdeckte ich es neulich auch, allerdings als "Flehen" oder "Abbitte". Kommt das nicht eher hin?


  • Wenn Du genau liest, wirst Du bemerken, daß sich z.B. das 'total verblödet' nicht auf Dich bezieht, sondern auf Clerus und Adel - und dies als vermutete Nichtunterstellung.


    ;)


    Da ein Mord an Mozart auszuschließen ist, braucht auch dieser Gedanke hier nicht fortgeführt zu werden. So war das gemeint und so wird es von 98% der Leser auch aufgenommen (hoffe ich doch...). Durch die Kombintation Deiner Gedanken jedoch - und dadurch, daß Du auch die Illuminnaten mit in Spiel bringst - wird m. E. ein Mord regelrecht unterstellt, weil es sich zwangsläufig ergäbe, auch, wenn Du es nicht erwähnst...


    So mißverständlich drücke ich mich nun wirklich nicht aus, oder?


    Den Hamlet kenne ich zugegebenermaßen nicht wirklich; Zauberflöte und Mona Lisa finde ich alles andere als rätselhaft. Rätselhaft ist mir lediglich der ganze Buhai, der um die ML gemacht wird... ich hätte das Bild längst entsorgt...


    :untertauch:


    Zitat

    Für mich ist Perl auch nur einer von vielen. Dennoch finde ich seine Theorien bedenkenswert, und so bin ich über unsern Konsens recht glücklich: Das (neue) Buch ist inzwischen zu Dir unterwegs, und mich kostet das nur einige wenige Euro (grade mal zwei Tassen Cappuccino), Du erklärst Dich im Gegenzug dazu bereit, zumindest interpretiere ich das jetzt mal so, mit dem Buch zu arbeiten.


    Das ist abgemachte Sache. Vielen Dank für die Spende - ich bin gespannt!



    Zitat

    Und dass ich auf Deine Meinung dann sehr gespannt bin, liegt wohl auf der Hand. Denn: Du zeichnest Dich aus meiner Sicht nicht allein durch die Fülle Deiner Beiträge in diesem Forum aus, sondern durch die Qualität. (Das sei nur mal am Rande gesagt!) Also, von wegen "eigneschnappt". Im Übrigen kennst Du meinen Humor noch nicht...


    Offensichtlich ist mir da wirklich etwas entgangen ;)


    Das 'eingeschnappt' bezog sich eher auf die wenigen Postings von anderen Usern in diesem Tread (ich glaube, die trauen sich nun eh nicht mehr, hier mitzumischen... :D ), weshalb Du das Thema kurzum einfach für beendet erklärst, obwohl dazu noch so viel zu schreiben wäre. Das klingt sehr nach beleidigte Leberwurst... (aber vermutlich irre ich mich da!)


    Zitat

    Original von Wandergeist
    Allgemeines P.S.: Das "Jubel"-Smilie :jubel: habe ich nie als solches aufgefasst. In einem anderen Forum entdeckte ich es neulich auch, allerdings als "Flehen" oder "Abbitte". Kommt das nicht eher hin?


    Möglich. Aber hier bei TAMINO ist es nun mal der Jubelsmiley. Außerdem ist das Mitwirken in Fremdforen unter Todestrafe verboten - laß das nur den großen Illuminator lesen... :hahahaha:


    :hello:


    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Zitat

    Da ein Mord an Mozart auszuschließen ist, braucht auch dieser Gedanke hier nicht fortgeführt zu werden. So war das gemeint und so wird es von 98% der Leser auch aufgenommen (hoffe ich doch...). Durch die Kombintation Deiner Gedanken jedoch - und dadurch, daß Du auch die Illuminnaten mit in Spiel bringst - wird m. E. ein Mord regelrecht unterstellt, weil es sich zwangsläufig ergäbe, auch, wenn Du es nicht erwähnst...


    Nein, das war nicht so gemeint von mir. :faint: Weder dass der Klerus ihn umbrachte (laut Perl verweigerte diese ihm bzw. seinem leblosen Körper allerdings die kirchliche Bestattung...), noch dass dies die Illuminaten taten (er gehörte ja zu diesen Kreisen).



    Zitat

    Wenn Du genau liest, wirst Du bemerken, daß sich z.B. das 'total verblödet' nicht auf Dich bezieht, sondern auf Clerus und Adel


    Ja, Ulli, ich hab's wirklich gemerkt. :yes: Zumindest den von Dir intendierten Bezug zur Geistlichkeit. Ich ging in Bezug auf diese Sätze mehr vom Duktus Deiner Antwort als solcher aus, sprich: auf die Sätze, die Wortwahl sowie den Kontext, in dem Du sie verwendetest. Und auf meine so vielen Gedanken, die unberücksichtigt geblieben waren... :boese2: :angry:



    Aber ich denke, das haben wir jetzt geklärt. :hahahaha:


    Zitat

    So war das gemeint und so wird es von 98% der Leser auch aufgenommen


    Und wo bleiben die restlichen 2 Prozent? Das ist Unterdrückung von Minderheiten, und ich möchte auch nicht immer denken und aufnehmen wie die große Masse :motz:


    Zitat

    So war das gemeint und so wird es von 98% der Leser auch aufgenommen (hoffe ich doch...)


    Ich halte es jetzt mal nicht mit Bloch ("Prinzip Hoffnung"), sondern mit Dantes Inferno: "Lasset alle Hoffnung fahren."


    Zitat

    Den Hamlet kenne ich zugegebenermaßen nicht wirklich


    Ha!!! Da haben wir nun wirklich mal was gemeinsam! Aber da habe ich noch Hoffnung, dass ich das noch nachhole. Also nicht nur Dante :D



    Zitat

    Offensichtlich ist mir da wirklich etwas entgangen Augenzwinkern


    Ich gehe davon aus, dass Du Dich hierbei weniger auf Deine qualitativ hochwertigen Beiträge beziehst als vielmehr auf meinen Dir bisher entgangenen Humor... :baeh01:


    Zitat

    Das klingt sehr nach beleidigte Leberwurst... (aber vermutlich irre ich mich da!)


    Ja, denn ich bin i. d. R. Veganer, zumindest aber Vegetarier.


    Zitat

    Möglich. Aber hier bei TAMINO ist es nun mal der Jubelsmiley. Außerdem ist das Mitwirken in Fremdforen unter Todestrafe verboten - laß das nur den großen Illuminator lesen... Superlacher


    Mach mir bloß keine Angst! Schau dem Kerl doch mal ins Gesicht: Also wenn ich mich freue oder in Jubel ausbreche, dann sieht das anders aus!!
    Das passt jetzt - seien wir fächerübergreifend - zum Sport: Fußball interessiert mich eigentlich gar nicht. Aber als ich diese Woche Teile des Finales der Frauen sah (deren Spielen gefiel mir sogar!), da fiel mir der Unterschied zwischen Männern und Frauen bzgl. des Jubelns nach einem geschossenen Tor auf: Frauen können sich noch so richtig freuen, während es bei Männern oft eher machomäßig cool, leicht showmäßig und wie der Tamino-Jubelsmiley ausschaut. (So, das musste mal raus, auch wenn ich mich dadurch endgültig disqualifiziere! Vielleicht werde ich einen neuen thread beginnen: Aus"Zauberflöte" und "Machwerk" wird: "Das Tamino-Klassikforum: Ein Machowerk?")
    Ich merke nun - und 99% der Leser ebenso - das mein Beitrag nun doch ausartet und vom Thema endgültig abkommt. Also Tschüss!! :hahahaha:


    Im übrigen sollte der große Illuminator registrieren, dass besagtes Fremd-Forum für Fragen bzgl. eines Internet-Browsers (ich nenne keine NAmen!) zuständig ist. Was Musik betrifft: Da gibt es für mich nur eines:


    Es lebe das TAMINO-KLASSIKFORUM!!! :jubel::yes: :lips:

  • Nach den gestrigen "Entgleisungen" nun wieder zurück zum Thema: ein kleines Schmankerl zum Anschauen:


    Entdeckte soeben ein Zauberflöten-Video aus Amerika (Universitätsaufführung aus Illinois), bei dem die Dialoge in amerikanischer Sprache vorgetragen werden.


    Hat zwar nichts mit dem "Spannungsfeld" des Threads zu tun, eher vielleicht mit dem Spannungsfeld zwischen deutscher und englischer Sprache... :pfeif:


    Hab erst den Beginn angeschaut, lustig z. B. die eingebauten Jokes, als z. B. Tamino Papageno fragt, wer dieses Land regiere:
    Tamino: "Who reigns this land?"
    Papageno: "Who rains...?" (oder so ähnlich)


    Oder die Kung-Fu-Einlage Papagenos, als er zeigt, wie er die Schlange besiegt hat.


    http://www.videosift.com/video…ote-The-Magic-Flute-Act-1


    http://www.videosift.com/video…ote-The-Magic-Flute-Act-2



    Oder über folgende Seite:


    http://www.schule-bw.de/unterr…/zauberfloete/index.htm#7



    Das ist eine Baden-Württemberger Schulseite, auf der diverse Links angegeben sind. Dort auf den Link der Aufführung klicken. ;am findet dort auch andere Links (Literatur etc.)


    Schöne Sonntagsgrüße,


    Christoph :hello:

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • 'Der Fall Perl' von einem gewissen Mozart arrivierte bereits heute:



    Besten Dank! Ich werde 'Die Frau mit den Regenhänden' unterbrechen...


    :hello:

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Was mir als erstes unangenehm auffällt, ist, daß Helmut Perl Freimaurer und Illuminaten ohne Rücksicht auf Verluste über einen Kamm schert:


    • So vermisst man in Biografien Informationen über die geistige Welt der beiden Illuminatenlogen, denen Mozart angehörte. [S. 8/9]
    • Die eindeutige Antwort der Zauberflöte lautet: Wir […] das ist der „Bund“ der Erleuchteten, der Illuminaten, der Aufgeklärten, die den mündigen Bürger vertreten. [S. 14]
    • Die sogenannten Wiener Klassiker waren Mitglieder der Illuminatenlogen, oder sie standen, wie Beethoven, ihren Ideen geistig nahe. [S. 17/18]
    • Zu den ersten Bekannten gehörte auch Josef von Sonnenfels, der Begründer der Wiener Illuminatenszene [...] [S. 52]
    • Wenn Mozart sich den von Illuminaten geprägten Logen anschloss und in Borns Loge zum Meister promoviert wurde [...] [S. 53]


    In (bisher) nur zwei Fällen werden die Freimaurer in einer Aufzählung separat erwähnt (wie ich es für korrekt halte):


    • Etliche Freimaurer, Illuminaten, Schriftsteller und Wissenschaftler waren Mönche oder Jesuitenschüler gewesen [S. 15]
    • Die Sekundärliteratur kritisiert gelegentlich Männer, die als Jesuiten erzogen, dann Freimaurer, Illuminaten, Rosenkreuzer und schließlich Gegner des Fortschritts wurden [...] [S. 16]


    Außerdem fehlerhaft:


    • [...] als Kampf […] innerhalb des königlichen Ordens der Freimaurerei darzustellen, also der Illuminaten gegen die Asiatischen Brüder oder dergleichen. [S. 11]


    Die Freimaurerei und der Illuminatenorden haben prinzipiell erst einmal nichts miteinander zu tun. Der am 1. Mai 1776 gegründete Illuminatenorden (dem seitdem immer wieder irgendwelche dunklen Machenschaften angedichtet wurden und werden), existierte nur kurze Zeit: Eine mehrstufige Verbotswelle 1784/1785 bis 1787 vernichtete den Orden der Illuminati vollständig. Alles andere sind Gerüchte. Richtig ist hingegen, daß der Illuminatenorden ganz ähnlich den Freimaurerlogen organisiert war und daß verschiedene Zeitgenossen Mitglieder in beiden Orden waren. Mozart allerdings, wie von Perl falsch unterstellt, war kein Mitglied des Illuminatenordens, sondern Freimaurer. Zwar gab es neben der personellen auch inhaltliche Überschneidungen, aber dennoch gibt bzw. gab es einen bedeutenden Unterschied zwischen beiden Organisationen. Zur Freimaurerei schreibt Horst Kischke (Die Freimaurer. Fiktion, Realität und Perspektiven, S. 25):


    Der Wesenskern des Männerbundes Freimaurerei ist das Bekennen zu den ethischen Grundwerten der Humanität, Toleranz und Freiheit, zu dem sich der Grundsatz der Brüderlichkeit gesellt, wahrscheinlich ein Ausfluß der christlichen Nächstenliebe [...]


    Später (S. 63) zitiert er aus den 'Alten Pflichten':


    I. Hauptstück


    Von Gott und der Religion


    Der Maurer ist durch seinen Beruf verbunden, dem Sittengesetz zu gehorchen, und wenn er seine Kunst recht versteht, wird er weder ein dummer Gottesleugner noch ein Wüstling ohne Religion sein. [...]


    Dem sind die Grundsätze des Illuminatenordens, der die Freimaurer zu unterwandern suchte, (nach Wikipedia) entgegenzusetzen. Deutlich schreibt auch Guy Wagner (Bruder Mozart. Freimaurerei im Wien des 18. Jahrhunderts, S. 46/47):


    Was die Freimaurerei betrifft, so gab es in den 80er Jahren des 18. Jahrhunderts […] zwei gegensätzliche Hauptströmungen, die sich ursprünglich außerhalb der Maurerei gebildet hatten, sich später aber in die Logen integrierten und ihre Entwicklung bestimmten: die 'Bruderschaft der Rosenkreuzer' und der 'Bund der Illuminaten'.


    Diese beiden Orden hatten zum Ziel, das Freimaurertum zu zersetzen und auf andere Bahnen zu lenken und für ihre Zwecke zu gebrauchen. So arbeiteten sie in der Hauptsache gegen religiöse Mystifizierung und die Tyrannei der Kirche, in der Annahme, daß nur die freie Entfaltung der menschlichen Vernunft (ebenfalls ein Ziel der Freimaurer!) 'Gottes Reich auf Erden' herbeiführen kann. Auch schreibt Wagner deutlich: Mozart ist den Illuminaten nicht beigetreten. Der Vorwurf gegen die Illuminaten wird bei Jean et Brigitte Massin (Mozart, S. 1185) lautet:


    [...] die christliche Religion auszuhöhlen und aus der Freimaurerei ein politisches System zu machen.


    Kurzes Erstfazit: Die Freiheit Perls, das alles über einen Kamm zu scheren, stinkt mir schon mal gewaltig. Auch hat er hier wohl wenig recherchiert, damit sein 'Konzept' aufgeht. Aber ich werde akribisch weiterlesen.


    :hello:


    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Ulli schrieb:


    Zitat

    Was mir als erstes unangenehm auffällt, ist, daß Helmut Perl Freimaurer und Illuminanten ohne Rücksicht auf Verluste über einen Kamm schert:


    Zitat

    Die Freimaurerei und der Illuminantenorden haben prinzipiell erst einmal nichts miteinander zu tun.



    Hallo Ulli,


    zunächst fällt mir auf, dass Du den Illuminaten-Orden in Deinem Artikel durchweg falsch benennst. Das kann vorkommen, wenn man belesen ist und wenig außerhalb des Netzes bzw. ausschließlich virtuell kommuniziert. Zumindest, was solcherlei Dinge betrifft. Letzteres möchte ich Dir jetzt nicht unbedingt unterstellen; dennoch: Solltest Du dieses Thema (ich meine jetzt nicht den Perl, sondern die Illuminaten) tatsächlich schon mal mit andern diskutiert oder erörtert haben, dann wäre Dir im Gespräch längst aufgefallen, dass es keine Illuminanten gibt, sondern eben die Illuminaten (ohne ‚n’ vor dem ‚t’). Das macht mich etwas stutzig: Geschrieben zwar nur ein kleines ‚n’, aber vom Gehör her doch vollkommen anders.


    Aber tröste Dich: Das machen auch andere. 8)


    Zu Deiner Kritik an Perl betr. Freimaurer - Illuminaten: Das fiel mir zwar auch auf, aber das liegt daran, dass Perl eben einfach einen anderen Ansatz der Unterscheidung vornimmt, nämlich den zwischen Illuminaten (was Du unter Freimaurern verstehst) und zwischen „deutschen Freimaurern“.
    Er nennt auch zwei Punkte, die sich auf den „Bund“ in Bezug auf die Zauberflöte beziehen. Das wirst Du noch lesen.


    Eine typische Stelle, die mir gerade blätterns-suchend ins Auge fällt, findet sich auf Seite 86:


    „(...) Dass das Libretto auch in dieser Richtung Anspielungen entwickelt, kann nicht ausgeschlossen werden, denn die Oper sollte Menschen aller Schattierungen ansprechen, und sie sollte die Ideen des „Bundes“ öffentlich darlegen. Mit dem Bund ist vermutlich der „Bund deutscher Freimaurer“ gemeint, der 1790 gegründet und unter der Führung der Illuminaten als Sammelbecken aller Richtungen der Freimaurerei konzipiert worden war. Es war ein Versuch, nach Zerschlagung des Illuminatenordens dessen „bereinigte“ Ideologie weiterzutragen.“


    Soweit hierzu.
    Was allerdings die Perl vorgeworfene fehlende Recherche angeht, da bin ich anderer Meinung. Aber lies erst mal weiter.


    Das einzige, was mir Kopfzerbrechen bei der Lektüre des Buches gemacht hatte, war eher folgender Satz, der direkt im Anschluss an oben zitierte Stelle steht:


    „...Ideologie weiterzutragen. Nebenbei: Die mythologisch vorbelastete Frage, warum es ausgerechnet drei Damen, drei Knaben oder drei Sklaven sind, lässt sich einfach beantworten: ein Terzett hat drei Stimmen.


    Ja, dieser Satz... zack bumm.. und alle esoterischen Theorien schmelzen dahin, werden weggeschwemmt durch Perls Äußerung. Unter uns gesagt: Mir macht der Satz kein Kopfzerbrechen mehr, ich lasse ihn mit einem süffisanten Lächeln vor meinem geistigen Auge vorbei ziehen und ihn seine (wohlgemerkt dreifachen) Loopings durch die Lüfte schlagen...



    Ulli, ich finde es gut, dass Du das Buch in Angriff genommen hast. Vielleicht können wir dann zu den Punkten kommen, weshalb ich diesen Thread eigentlich eröffnet habe. Da ging es mir mehr um die von Perl entwickelten Theorien zur Zauberflöte...


    Wie schriebst Du auf meine Thread-Eröffnung so schön:

    Zitat

    Ich glaube, das meiste dieser an sich interessanten Behauptungen kann relativ einfach widerlegt werden, zumal jene in keiner Weise bewiesen sind oder werden können.


    Und da warte ich noch auf Deine präzis(iert)en Antworten.


    Liebe Grüße aus dem kalten Schwarzwald,


    Wander wander :hello:

  • Zitat

    Original von Wandergeist
    Aber tröste Dich: Das machen auch andere. 8)


    Revidiert. Danke für's genaue Hinschauen. Mir passiert das komischer Weise immer wieder - künftig wähle ich die lat./ital. Variante der Illuminati, da passiert mir das nie...


    Zitat


    Zu Deiner Kritik an Perl betr. Freimaurer - Illuminaten: Das fiel mir zwar auch auf, aber das liegt daran, dass Perl eben einfach einen anderen Ansatz der Unterscheidung vornimmt, nämlich den zwischen Illuminaten (was Du unter Freimaurern verstehst) und zwischen „deutschen Freimaurern“.


    Wie das eben bei pseudowissenschaftlichen Publikationen so ist - da erfindet jeder Autor seine eigenen Termini, die mich dann absolut verwirren. Ich weiß schon, was er meint, aber er hätte es deutlicher schreiben können und sollen.


    Zitat

    „...Ideologie weiterzutragen. Nebenbei: Die mythologisch vorbelastete Frage, warum es ausgerechnet drei Damen, drei Knaben oder drei Sklaven sind, lässt sich einfach beantworten: ein Terzett hat drei Stimmen.


    Tja, wenn ihm sonst dazu nichts einfällt... Es sind nebenbei auch drei Tore, drei Prüfungen sowie der dreimalige Akkord. Wohingegen ich Perl schon Recht geben muß, daß sich Terzette in einer Oper besonders eignen. Der dritte Sklave übrigens, wird häufig einfach eliminiert, was ich nicht besonders gut finde, was aber zeigt, wie wenig sich manche Regisseure mit der Ma(r)terie beschäftigen... aber das soll ein anderes Thema sein.


    Ich bleibe dran und werde berichten.


    :hello:


    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Hallo Ulli,


    ich spreche zur Abwechslung :pfeif: wieder mal Dich an, da dieser Thread weiterhin als Duell äh Duett stattfindet.


    Zitat

    Revidiert. Danke für's genaue Hinschauen. Mir passiert das komischer Weise immer wieder - künftig wähle ich die lat./ital. Variante der Illuminati, da passiert mir das nie...


    Illuminat – Illuminant: Habe mir soeben einige Gedanken dazu gemacht:


    Die Wörter, die sich auf Menschen beziehen und die mir auf die Endung –ant gerade einfallen, sind oft negativ belegt:
    Querulant, Denunziant, Intrigant, Musikant (Reinhard Mey : „Musikanten sind in der Stadt!“), Dilettant etc. Aus der Reihe schert da der Dilettant, denn der war zumindest damals ein Liebhaber der Musik bzw. der Kunst, also ganz ohne Abwertung.


    Adjektiva dagegen oft positiv: interessant, bekannt, galant, charmant etc.


    Auf die Endung –at finde ich eigentlich nicht sehr viel: Da ist lediglich der Stipendiat.


    Da liegt es eigentlich auf der Hand, vielleicht auch vor dem Hintergrund, die Illuminaten indirekt negativ zu belegen, dass Du auf „Illuminant“ kommst.


    Im übrigen ist es so: Hat sich mal was im Kopf festgesetzt, dann ist das drin, da kann man hundertmal das korrekte Wort lesen: Man überliest es einfach!


    Interessant übrigens: Illuminat ist das einzige Wort der oben zitierten, das vier Silben aufweist (auch „De-nun-ziant“ und „Sti-pen-diat“ sind eigentlich nur dreisilbig).


    Lange Rede kurzer Sinn: Ich finde "Illuminant" gar nicht so übel!!



    Zitat

    Tja, wenn ihm sonst dazu nichts einfällt... Es sind nebenbei auch drei Tore, drei Prüfungen sowie der dreimalige Akkord. Wohingegen ich Perl schon Recht geben muß, daß sich Terzette in einer Oper besonders eignen.


    Das ist ja das eigenartige: In solch einem Buch, wo man in jedem Satz eine Verschwörungstheorie wittert, steht ein solcher Satz! Aber wie gesagt: Der vielleicht hintergründige Humor dieses Satzes hat sich bei mir eingeprägt - vielleicht das Lustigste am ganzen Buch...
    Mit den Terzetten: Das sehe ich genauso. Ergo: Alles ist ambivalent, auch Perls Aussage. Wie die Zauberflöte... :yes:


    Zitat

    Der dritte Sklave übrigens, wird häufig einfach eliminiert, was ich nicht besonders gut finde, was aber zeigt, wie wenig sich manche Regisseure mit der Ma(r)terie beschäftigen...


    Da wollen wir hoffen, dass da keinerlei 'Rassismus' im Spiel war!


    Zitat

    Ich bleibe dran und werde berichten.


    Ich finde es super, dass Du am Buch dran bleibst, trotz Deiner Bedenken!


    Ernst Helmut Perl, geboren 1927, studierte übrigens Kirchen- und Schulmusik; Promotion über Aufführungsprobleme in der Musik des 18. Jahrhunderts. Konzerttätigkeit als Organist und Cembalist. Er verstarb kurz nach Fertigstellung des Manuskriptes zu "Der Fall Mozart". Das Manuskript wurde also noch im Nachhinein ("behutsam") bearbeitet.



    Auch ich habe weiter recherchiert und folgendes in Erfahrung gebracht: Perl schrieb zunächst ein anderes Buch: „Der Fall Zauberflöte“. Hierzu kopiere ich weiter unten einfach einige Kritiken in diesen Thread.


    Anschließend folgt dann noch eine Rezension zu "unserem" Buch.
    (Hätte ich die früher gesehen, hätte ich mir nicht die Arbeit gemacht, die ganzen Stellen im Eröffnungsthread aus dem Buch abzuschreiben. Tja, nächstes Mal mehr denken...) Auf alle Fälle steht auch hier einiges zu den Illuminaten – Freimaurern.


    Mein "persönlicher Beitrag" endet hier.


    Liebe Grüße, wg :hello:


    P.S. Nachfolgende Kritiken geben nicht unbedingt meine Meinung wieder!!



    Der Fall `Zauberflöte`. Mozarts Oper im Brennpunkt der Geschichte




    Klappentext
    Kurzbeschreibung

    Erstmals wird das Libretto der "Zauberflöte" in einem neuen Zusammenhang mit der Zeit- und Geistesgeschichte des späten 18. Jahrhunderts interpretiert. Mozart und sein Textdichter Schikaneder erweisen sich in Perls Untersuchung als engagierte Vertreter einer radikalen spätaufklärerischen Strömung, der Ideologie der Illuminaten, einem Geheimorden, zu dessen Wiener Organisationen Mozart in enger Verbindung stand. Wegen der rigorosen Zensur mussten die Autoren die Botschaft des Werkes tarnen: Die "Zauberflöte" wurde zum allegorischen Theater, in dem die handelnden Personen die beiden unversöhnlichen Mächte Klerus und Illuminaten verkörpern, die originalen Bühnenbilder lassen sich gar als Darstellung eines Salzburger Versammlungsortes des Ordens bestimmen. So stellt sich diese Oper in neuer Perspektive als einzigartiger Spiegel der politischen Ereignisse im josephinischen Österreich dar.


    Inhaltsverzeichnis
    Vorwort - 2. Der Dalk hat nichts verstanden - 3. Jesuiten und Illuminanten - 4."Natur, Vernunft, Weisheit"- 5. Geharnischter Gesang - 6. Mysterienspiel und allegorisches Theater - 7. Personen/Figuren/Handlung - 8."Dschinnistan"und Isis - 9. In diesen heil'gen Hallen - 10. Mozart und die Wiener Illuminatenszene - 11. Illuminatenverfolgung und"Zauberflöte"- 12. Die indizierte Oper - 13. Spekulationen - 14."Die Zauberflöte Zweyter Theil"- 15. Kritik einer Interpretation - ein notwendiger Exkurs - 16. Die Grotte. Die Bühnenbilder der Uraufführung - 17. Ein oratorisches Finale - 18. Epilog - Anmerkungen - Glossar - Literatur - Zeittafel - Register


    Ha, auch hier, Kapitel 3, der Begriff „Illuminanten“!


    Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 12.05.2001
    Wem die Zauberflöte als Märchenoper grade recht ist, der sollte das Buch vielleicht besser nicht lesen. Der Rezensent jedenfalls freut sich nach der Lektüre dieser "kundigen und scharfsinnigen Analysen" schon auf die erste Inszenierung nicht mehr als Sperenzchenstück, sondern als ein "ernstes, hochpolitisches Werk." Was ist geschehen? Zwar sei der Gedanke von der Oper mit doppeltem Boden nicht neu, erklärt Friedemann Kluge, neu sei allerdings der Nachweis der allegorischen Durchstrukturierung, wie ihn das Buch "auf großartige Weise" biete. Damit wir begreifen, bringt Kluge einige Beispiele: So stehe etwa die Königin der Nacht als "Himmelskönigin" für die katholische Kirche, Papageno (von papa = Papst und gens, -tis = Leute, Volk bzw. Ursprung) für einen kirchentreuen Menschen und Tamino, mit einiger Fantasie freilich, für Illuminat. Letzterer, weiß Kluge, war Mozart selber, der somit schärfster Verfolgung ausgesetzt gewesen wäre, hätten, ja, hätten er und sein Textdichter Schikaneder sich nicht aufs Verschlüsseln verstanden. "Die Zauberflöte ist nämlich vor allem antiklerikal", und jedes Bild, jede Silbe, so Kluge, werbe für die Sache der Aufklärung.


    Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 10.03.2001
    Der Rezensent mit dem Kürzel "Th. B." überlässt es dem Leser, ob er sich auf den weit ausholenden Bericht Helmut Perls über die Geschichte des Illuminatenordens und seine Interpretation der "Zauberflöte" im Sinne einer illuminatorischen Vorstellung einlassen möchte. Unbestritten habe "Die Zauberflöte" mit dem Freimaurertum zu tun. Dieser Aspekt sowie die politische und gesellschaftliche "Sprengkraft" der Oper sei von Perl sehr präzise untersucht worden, meint der Rezensent. Nur musste auch er sich durch die nicht gerade leicht überschaubar präsentierte Detailfülle etwas hindurchkämpfen, merkt "Th. B." an.


    Nun – aus amazon – auch mal eine negative Kritik:


    Ein Schmarren, schlimmer: ein teurer Schmarren!, 3. Juli 2001, Von P.Back-Vega „prophet“
    Dieses Buch hätte schon durch einen aufmerksamen Lektor abgeschmettert werden müssen: Musikwissenschaftlich bringt es keinerlei Erkenntnisse und was den zeit- und geistesgeschichtlichen Hintergrund der Zauberflöte betrifft, stiftet es mit jedem Satz nur Verwirrung. Die Fülle an (zum Großteil bekannten) Indizien und Assoziationen erlangt weder sprachlich noch gedanklich irgendeine erhellende Folgerichtigkeit. Der Autor springt leichtfüßig durch die Fülle seines Materials und durch die ca. 25 Jahre von 1770 bis 1795, die seiner Betrachtung zugrunde liegen, ohne irgendwo Fuß zu fassen, konkret zu werden oder gar sinnvolle Deutungen vorzulegen. Daß in jener Zeit ein Kampf (besser eine Intrige) um die Vorherrschaft zwischen verschiedenen Zweigen der Freimaurerei (solchen redlichen, die Gleichheit, Freiheit, Brüderlichkeit durchsetzen wollten, denen die doch dünkelhaft ihren adligen Stand aus der Brüderlichkeit herausheben wollten, und solchen, die eine aufklärerische Elite bilden wollten) auf der einen Seite, und dem Klerikalismus (noch schlimmer den Kämpfern der Kirche, als die sich die Jesuiten verstanden) auf der anderen Seite tobte, ist bekannt. Goethe etwa war mit seinem Herzog, der als politisch unbedeutender Fürst zur Führung der Illuminaten ausersehen war, in diesen Kampf verstrickt und hat in der Folge dreißig Jahre lang die Finger von der Freimaurerei gelassen! Dieser Kampf war jedoch mit der Französischen Revolution (1789), sicher aber zur Zeit der Dichtung und Komposition der Zauberflöte abgeschlossen. Und wenn die Oper tatsächlich ein Fanal hätte sein sollen, dann hätte sie allenfalls den Sieg der Königin der Nacht darstellen können, um den Zuschauer aufzurütteln und darauf zu stoßen, daß im übrigen Europa die Restauration und Niederdrückung der Aufklärung herrschte. Viele Vermutungen über Vater Mozart, zu denen auf jeder Seite einmal der Satz steht "Wie wir auch in der Zauberflöte sehen..." (ohne jeden Szenen-, Figuren- oder Situationsbezug), versteigen sich sogar zu einer Gleichsetzung Leopold Mozarts mit Kant! Alle politischen und zeitgeschichtlichen Konklusionen werden auf Mozart (nicht auf Schikaneder) bezogen. Großzügig wird überspielt, daß Wolfgang Amadeus ab 1781 in Wien lebte, sich dem Vater total entfremdete und erst 1785 Freimaurer wurde. Alle Logenentwicklungen, das Freimaurerpatent Josephs II. und die Intentionen Borns, des Großmeisters, der die Wiener Logen zu einer Akademie ausbauen wollte, werden unsachlich und ohne die Fakten zu analysieren, durcheinandergeworfen. Auch bei der Deutung des Titelkupfers der Zauberflöte (das ja erst nach Mozarts Tod hinzugefügt wurde, was nicht Erwähnung findet) wird willkürlich in den Zeitabläufen und zwischen den Bühnenbildnern und den eigentlichen Schöpfern des Oper herumgesprungen. "Kriminalistisch" bringt der "Fall Zauberflöte" nur Verwirrung und Verwischung des bereits Bekannten, statt Aufklärung. Und der hohe Preis des Buches ist weder durch die Ausstattung noch durch den Mitteilungswert gerechtfertigt. - Schade! Denn das Material ist nach wie vor spannend und für jeden, der an der Menschwerdung des Menschen (von der die Zauberflöte erzählt) interessiert ist, ein Anlaß sich mit dem Zusammenhang von Geschichte, Politik, Symbolik und Märchen auseinanderzusetzen. Man sollte sich diese Freude auch nicht durch solche Machwerke verderben lassen.



    Dieter David Scholz, Rezension:
    Helmut Perl: Der Fall „Zauberflöte“.
    Neu und spannend aufgerollt von Helmut PerlMozarts Oper im Brennpunkt der Geschichte.

    Atlantis Musikbuch/Wissenschaftl. Buchgesellschaft Darmstadt, 200 S., geb., mit farbigen Abbildungen, Zürich/Mainz, Darmstadt 2000, DM 89,00 (Wiss. Buchges. DM 59,00).



    Mozarts „Weltabschiedswerk“, die „Zauberflöte“ ist nicht nur sein populärstes, es ist auch sein am meisten mißver-standenes, ja fehlinterpretiertes Werk. Die Ungereimtheiten des Librettos sind unübersehbar. Interpretatorische Miß-verständnisse scheinen vorprogrammiert. Die Diskussionen über die Zauberflöte sind nie verstummt, die Meinungen über das sich nicht recht ins übrige gesellschaftskritische Œuvre Mozarts einfügende Werk gingen seit je auseinander. In der Tradition der Wiener, speziell der Schikanederschen Maschinenkomödie, und Zauberoper stehend, nannte schon Hegel das Stück ein „Machwerk“. Der Mo-zartforscher Alfons Rosenberg deutete die Zauberflöte dagegen als ein „Mysterienspiel vom Kampf der Urmächte und von der Erlösung des Menschen“. Der Musikwissenschaftler Alfred Einstein verklärte es zu einem „Vermächtnis an die Menschheit“. Goethe, immerhin, der Kluge, er orakelte, es „gehöre mehr Bildung dazu, den Wert des Librettos zu erkennen, als ihn abzulehnen“. Und er hatte recht!
    Daß nämlich die Zauberflöte allen Verklärungen und Mißverständnissen zum Trotz einen sehr konkreten Gehalt und eine eindeutige Botschaft enthält, hat jetzt der auf den kanarischen Inseln lebende Musikwissenschaftler und Musiker Helmut Perl mit seinen aufschlußreichen und einleuchtenden Forschungen enthüllt. Er hat den allegorischen Code geknackt, demzufolge das märchenhafte „Ägypten“ der Handlung nichts anderes meint als „Österreich“, so der Geheimjargon der Illuminaten. Am Anfang seiner kritischen Untersuchungen, deren Ergebnisse er jetzt in einem sehr sachlichen und anschaulichen, gut bebilderten Buch vorgelegt hat, steht der berechtigte Zweifel an den herkömmlichen Interpretationen der Zauberflöte. Der Zweifel daran, daß eine Persönlichkeit wie Mozart angesichts der Französischen Revolution und der dramatischen Ereignisse seiner Zeit wohl kaum in eine belanglose Märchenoper geflüchtet sein könne, mag wohl jeden Mozartkenner beschleichen. Das Mißtrauen an den gängigen Deutungen der Zauberflöte hat Helmut Perl zu aufregenden Beobachtungen verführt. Er verglich die Uraufführungsdekorationen beispielsweise des Finales der Oper mit einem Kupferstich von Ferdinand Runk und stellte erstaunliche Entsprechungen fest zu der bei Runk abgebildeten unteren Grotte des Schlosses Eigen bei Salzburg. Perl reiste nach Eigen und besah sich die Sache genauer. Die Übereinstimmungen der noch heute als Illuminatengrotte erhaltenen realen Vorlage der Uraufführungsdekoration der Zauberflöte ergaben nach und nach ein schlüssiges Konzept. Je mehr Helmut Perl die Uraufführungsdekorationen mit zeitgenössischen realen Analogien, die in seinem Buch natürlich abgebildet sind, verglich, und die Symbole und Bilder der Zauberflöte nach Maßgabe gängiger Anschauungen der Mozartzeit entzifferte und dechiffrierte, um so deutlicher wurde ihm – und wird dem Leser - die Eindeutigkeit der Stoßrichtung des Zauberflötenlibrettos. Schon die erste Szene der Oper in der Originaldekoration ist, genau besehen, der eigentliche Schlüssel zum Verständnis des Ganzen: Prinz Tamino, der Held der Oper, flüchtet vor einer Schlange, keinem feuerspeienden Drachen, wie heute meist auf der Bühne gezeigt, und fällt in Ohnmacht. Eine zugegeben ungewöhnliche Einführung eines Opernhelden. Wenn man aber die Schlange als Metapher der Schöpfungsgeschichte, des Sündenfalls, der Vertreibung aus dem Paradies versteht, und das damalige Publikum verstand diese Allegorie sicher so, dann meint die Szene die Ohnmacht des Menschen vor der Erbsünde. Drei schwarz gekleidete Damen treten aus einem kirchenartig aussehenden Tempel. Und diese Vertreter der Kirche zerteilen die Schlange in drei gleiche Teile. Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist? Jedem Zuschauer der Uraufführung im Josephinischen Wien mußte klar sein, daß in dieser Oper ein klerikales, ein religiöses Thema abgehandelt wird.
    Abgehandelt – um es vorwegzunehmen - aus der Perspektive eines Illuminaten! Einer speziellen Spielart des Freimaurertums, die Kirchenkritik, Adelskritik, Kritik der bestehenden Verhältnisse mit sozialethischen, humanitären, utopischen, aufklärerischen Idealen verband. Mozart war nachweislich Mitglied einer Wiener Illuminatenloge – und nicht nur er, auch Herder, Goethe und Pestalozzi waren Illuminaten. Man kann sagen, ein Großteil der deut-schen bzw. deutschsprachigen Intelligenz war Mitglied des Illuminatenordens. Perl belegt dies mit hieb- und stichfesten Fakten. Die Illuminaten haben in Wien nachweislich mit großer Wirkung gearbeitet, bis es allmählich den Fürsten zu gefährlich wurde. 1785 wurde der Illuminatenorden in Bayern verboten und daraufhin auch in Wien durch Joseph den Zweiten mit Gewalt zerschlagen. Von diesem Punkt an gingen die Illuminaten in den Untergrund. Und das war die Geburtsstunde der Zauberflöte. Die Akten über diese brutale Verfolgung übrigens sind merkwürdigerweise fast alle verschwunden. Was für ein Zufall? Perl weist einige eklatante Fälle nach. Sein Verdacht erhärtet sich, daß diese Dinge nicht an die Öffentlichkeit kommen sollten. Selbst heute wird ja noch oft bestritten, daß Mozart Illuminat gewesen ist, obwohl diese Tatsache längst zur Gewißheit erhärtet ist. Perls These: Die große Oper (von Singspiel ist im Originaltext nicht die Rede) „Die Zauberflöte“ ist eine „Darstellung der Illumina-tenideologie als Produkt der radikalen Spätaufklärung, die sehr starke kirchenkritische Züge hatte“.
    Was Wunder, daß Kirche und Adel die Zauberflöte, also Mozart nicht mochten. Selbst sein legendenumrankter Tod steht nach der Lektüre dieser Lesart des Stücks in ganz neuem, neu zu hinterfragendem Licht. Denn eher noch als sein angeblicher Widersacher Salieri hätte der Klerus ein Interesse daran haben können, daß Mozarts Stimme verstummt. Sein dubioser, plötzlicher Tod und sein eilfertiges, anonymes Begräbnis sprechen für sich. Helmut Perl deutet dies zumindest in seinem Buch an. Ein spannendes Buch, das die inhaltlichen Widersprüche und Verrätselungen, die Brüche und Ungereimtheiten des Textbuches endlich auflöst und Licht ins mystische Dunkel des Stücks bringt. Helmut Perl gelingt der Beweis seiner These nahezu lückenlos, er macht auf einen Schlag eine ganze Zauberflöten-Bibliothek überflüssig, denn seine Argumente sind überzeugend, die zusammengesuchten Indizien sind eindeutig. Seine Beweiskette ist schlüssig. Die Zauberflöte liegt plötzlich vor einem wie ein Brennglas der ideologischen und politischen Auseinandersetzungen der Spätaufklärung, als ein allegorisches Werk des Musiktheaters, in dem hinter dem märchenhaften Vordergrund eine allegorische Darstellung der Ideale und Riten des Illuminatenordens zu verstehen ist. Die Zauberflöte ist so gesehen ein radikal utopisches, aufklärerisches, ja politisches Werk, mit dem sich Mozart von der Musiktheaterbühne verabschiedete. Helmut Perls Buch ist eines der scharfsinnigsten Bücher, die je über die Zauberflöte geschrieben wurden. Nach der Lektüre versteht man endlich die „Zauberflöte“ als utopischen Abschluß einer geradlinigen Entwicklungslinie der gesellschaftskritischen Opern „Cosi fan tutte“, „Le Nozze di Figaro“ und „Don Giovanni“.
    Es bleibt nur zu wünschen, daß das Mißverständnis der Zauberflöte vor allem auf der Bühne, wo seit Generationen die Hanswurstiaden und Kasperliaden, die Märchenklischees und insze-natorischen Verrenkungen meist den Blick auf das Werk eher verstellen als erhellen, endlich ein Ende hat.
    Wobei Perl nicht verschweigt, daß die szenischen Mißverständnisse auf Tradition beruhen, der Tradition nämlich der bewußten Uminterpretation, ja Textverfälschung mit dem Zwecke der Verharmlosung. Und das schon kurz nach Mozarts Tod. Angefangen hat es mit Christian August Vulpius, dem Schwager von Goethe, der eine völlig entschärfte Textversion erstellte, in der die aufklärerischen Intentionen des Textes total eliminiert wurden. Daß Goethe diesen Unsinn in Weimar bzw. Bad Lauchstädt aufführte, ist wohl nur durch Anweisung seines fürstlichen Brotherrn zu erklären. Der Erfolg der Zauberflöte beim breiten Publikum geht übrigens auf diese verharmloste Version zurück. „In der Originalversion Schikaneders ist die Zauberflöte wohl nur in Wien gespielt worden. Einem Schikaneder konnte der Kaiser nicht die Aufführung verbieten. In Prag dagegen wurde die Theatergesellschaft, die die Zauberflöte aufführte, eingesperrt wegen aufrührerischer Reden“. Man wußte, warum! Heute zumal verdiente soviel Sprengstoff endlich eine angemessene Realisierung auf der Opernbühne. Nicht nur allen Mozartinteressierten und Opernfreunden, vor allem allen Opernregisseuren und -Dirigenten möchte man das aufklärende Buch von Helmut Perl dringend zur Lektüre empfehlen!
    (Abgedruckt in „Opernwelt“ 11/2000, S. 65)


    Werde mir die Rezensionen in Ruhe durchlesen und mir das Buch (19,95) vielleicht kaufen. Oder auch nicht...



    Politische Mozart-Offenbarungen - Helmut Perl: Der Fall Mozart, Aussagen über ein missverstandenes Genie


    Im Mozartjahr 2006, in dem sich der Geburtstag des Komponisten zum 250. Male jährt, hat sich eine wahre Flut an neuer Mozart-Literatur schon jetzt auf den Buchmarkt ergossen. Eines der am wenigsten wahrgenommenen, aber wichtigsten Bücher heißt „Der Fall Mozart“ und stammt aus der Feder von Helmut Perl.
    Mit Mozarts „Zauberflöte“ begann eigentlich das Interesse des Autors Helmut Perl am „Fall Mozart“. Vor vier Jahren hat er sein erstes Mozartbuch geschrieben, eben über den „Fall Zauberflöte“. Eine intelligente wie brisante Studie über das populärste, aber auch am meisten missverstandene Werk Mozarts. Ob Schikanedersche Maschinenkomödie, Zauberoper, Mysterienspiel oder Machwerk: Helmut Perl, seines Zeichens Orgelrevisor in Norddeutschland, Cembalist, Musikinstrumentenbauer und promovierter Musikwissenschaftler hatte berechtigte Zweifel an den herkömmlichen Interpretationen der Zauberflöte. Er dechiffrierte sie vor dem Hintergrund der Französischen Revolution, nach genauer Analyse der Urauffüh-rungsbühnenbilder und Recherchen über Mozarts freimaurerische Tätigkeit als gesellschafts-politische Allegorie, als aufklärerische Parabel.
    „Die Oper ist meiner Ansicht nach eine Darstellung der Illuminatenideologie als Produkt der Spätaufklärung, die sehr starke kirchenkritische Züge hatte.“
    Die Illuminaten waren eine spezielle Spielart des Freimaurertums, die Kirchen- und Adelskritik, Kritik der bestehenden Verhältnisse mit sozialethischen, humanitären, aufklärerischen Idealen verband. Mozart war nachweislich Mitglied einer Wiener Illuminatenloge. Er wurde am 14. Dezem-ber1784 in die Wiener Loge "Zur Wohltätigkeit" aufgenommen, bald zum Gesellen und ein Jahr später schon zum Meister befördert. Im Wien der Mozartzeit war ein Großteil der Intellektuellen und Künstler freimaurerisch aktiv. Nicht nur in Wien. Auch Herder, Goethe und Pestalozzi waren Illuminaten.
    „Man kann sagen, die ganze deutsche Intelligenz war Mitglied in diesem Orden. Und diese Illuminaten haben in Wien gearbeitet Ab 1785 wurden die Illuminatenlogen in München zerschlagen, und in Wien verboten. Von diesem Punkt an gingen die Illuminaten in den Untergrund „
    Auch Helmut Perl hat im Untergrund, will sagen in den Schatz- und Beinhäusern der Archive und Bibliotheken Wiens und Münchens nachgeforscht und wie kein anderer Mozart-Autor vor ihm Schluß gemacht mit vielen falschen, verklärenden Aussagen über den Mythos Mozart. Er hat vor allem Schluß gemacht mit der Mär vom angeblich unpolitischen Mozart und ordnet den Komponisten systematisch in die politische Szene seiner Zeit ein. Was hat der Komponist gelesen? Wer waren seine Freunde? Worüber haben sie gesprochen? Unter welchen politischen Umständen entstanden seine Werke?
    Das Ergebnis Helmut Perls ist eine brilliante Analyse des Wiener Kulturkampfs zur Zeit Kaiser Josephs II und seines reaktionären Nachfolgers Leopold. Erbarmungslos zeigt er de Einfluss der katholischen Kirche auf und macht deutlich, wie sie durch unsinnige Dogmen das Volk dümmer machte als es war, und wie sie es in Schach hielt. Wer beispielsweise, so erfährt man, ein Amt erlangen, eine staatliche Prüfung ablegen oder heiraten wollte, mußte auf die unbefleckte Empfängnis Mariens schwören. Wer dies nicht tat, wurde als Staatsfeind behandelt und ins Irrenhaus gesteckt. Dumme und anmaßende Prediger versetzten das Volk mit Höllenvisionen in Angst und Schrecken, um ihm leichter Ablässe, Fieberwasser, Walpurga-Öl, Nikolai-Brot, Ignatius-Bohnen, Lukaszettel, geweihte Zweige, Reliquien und andere Devotionalien zu verkaufen.
    All dem versuchte Joseph II. durch Bildungs- und Rechtsreformen ein Ende zu machen, als Mozart nach Wien kam. Doch die kaiserliche Reformpolitik erhielt zweimal einen empfindlichen Rückstoß und wurde schließlich zurückgenommen: 1785/86 als die außenpolitischen Probleme prekär wurden und sich der Kaiser einen Kirchenkampf im Innern nicht leisten konnte und 1789/90 durch die Französische Revolution. Der Klerus prophezeite dem Kaiser, dass die Auflösung der geistlichen Bande zu einer Entfesselung zerstörerischer Kräfte im Staate führte. Mozart und seine Freunde wurden mit den Lynchmördern von Paris auf eine Stufe gestellt. Die Kirche hetzte in Pamphleten gegen die Wiener Aufklärer, die sich nicht wehren konnten, da die Zensur wieder verschärft worden war. In diesem Moment schrieb Mozart „Die Zauberflöte“: „In diesen heil´gen Hallen, kennt man die Rache nicht“ sollte dem Publikum sagen: wir sind keine Mörder nach Pariser Vorbild. Die Kleriker verleumden uns: in der Königin der Nacht und ihren drei Damen sind sie dargestellt.
    Helmut Perl erklärt in seinem Buch nicht nur die Zauberflöte als politisches Stück, er schlägt ein Kapitel Wiener Geistes- und Politikgeschichte auf, das – gerade im Zusammenhang mit Mozart – immer überlesen wurde. Er macht deutlich, was Aufklärung zur Mozartzeit konkret meinte und er nennt die Repräsentanten der Gegenaufklärung, die verbrecherischen Jesuiten und die unter ihrem Einfluß Stehenden. Schonungslos entlarvt er aber auch die größtenteils auf unhaltbaren Behauptungen basierenden Mutmaßungen selbst namhafter Mozartforscher.
    Helmut Perl wirft viele Frage auf. Und er gibt viele Antworten. Vor allem auf den seit 1791 ungelösten Kriminalfall des rätselhaften Todes Mozarts und des Verschwindens seiner Leiche. Für alle Mozart-Kriminalisten gilt, was der Helmut Perl nach akribischem Vergleich aller Mozart-Biographien feststellte:
    "Nicht ein einziges der als faktisch unvermeidlich und damit unwiderleglich hingestellten und als Tatsachen vermuteten und dargestellten Ereignisse kann belegt werden."
    Ob Eifersuchtsdramen, Giftmord, Quecksilbervergiftung wegen Eigenbehandlung einer Syphilis – vor einigen Monaten erst die These Ludwig Köppens in dem Buch „Mozarts Tod“ - oder was sonst an zum Teil absurden Theorien in der Mozartliteratur herumgeistert.
    Viel spricht für die Hypothese Perls, daß nach der "Zauberflöte", die er als Kampfansage des radikal aufklärerischen Illuminaten Mozart an Adel und Klerus dechiffrierte, daß nach dem gewagten „Titus", den die Kaiserin als "porcheria tedesca" bezeichnete, die "Begräbnisreaktion" von Adel und Klerus zum Racheschlag an Mozart ausgeholt habe. Mozart sei exkommuziert worden, ihm sei ein anständiges Begräbnis verweigert, und er sei schließlich, angeführt vom reaktionären Kaiser Leopold, der für seine gnadenlose und grausame Hatz auf die Illuminaten bekannt war, unterstützt von den Jesuiten, unter deren starkem Einfluß die Kaiserin stand, schnell und anonym unter die Erde gebracht worden. Helmut Perl präsentiert nie zuvor gelesene Quellen, seine Argumentation ist einleuchtend und er entlarvt auf einen Schlag die ganze Mozart-Tradition als Mißverständnis.
    Helmut Perls Buch ist eines der ernsthaftesten und wichtigsten Bücher, die über Mozart geschrieben wurden. Ein geradezu sensationelles Buch, das scharf schießt gegen jede Art von falscher Mozart-Beweihräucherung, das aufräumt mit vielen falschen Mozart-Klischees und –Legenden und das anregt, jenseits aller Verklärungen, übrigens auch Josephs II., über die rebellische Persönlichkeit und das geradezu subversive Werk Mozarts neu nachzudenken. Der Mozart-Forschung galt Helmut Perls Leben, auch wenn er nicht zum Kreis der führenden Mo-zartforscher gehörte. Aber was heißt das schon? Vor einem Jahr ist Helmut Perl gestorben. Sein Buch hat er noch abschließen können. Es ist sein Vermächtnis. Und keiner, der sich ernsthaft für den politischen Mozart und die Wiener Aufklärung interessiert, kommt an diesem Buch vorbei!

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  • Zitat

    Original von Wandergeist
    Auf die Endung –at finde ich eigentlich nicht sehr viel: Da ist lediglich der Stipendiat.


    Du vergisst: http://www.tamino-klassikforum.at :lips:


    Zitat

    Da liegt es eigentlich auf der Hand, vielleicht auch vor dem Hintergrund, die Illuminaten indirekt negativ zu belegen, dass Du auf „Illuminant“ kommst.


    Nein, falsch interpretiert. Der Fehler passiert mir regelmäßig nur beim Schreiben an der Tastatur - nicht beim Schreiben mit der Feder und auch nicht in der wörtlichen Rede... warum, ist mir ziemlich egal.


    Zitat

    Interessant übrigens: Illuminat ist das einzige Wort der oben zitierten, das vier Silben aufweist (auch „De-nun-ziant“ und „Sti-pen-diat“ sind eigentlich nur dreisilbig).


    Ich als Viertelgebildeter würde wie folgt trennen:


    De-nun-zi-ant
    Sti-pen-di-at


    :beatnik:




    Zitat

    Da wollen wir hoffen, dass da keinerlei 'Rassismus' im Spiel war!


    Reine Sparmaßnahme, da der dritte Sklave quasi nur einen Auftritt hat, der gern wegrationalisiert wird (1. Akt, neunter und zehnter Auftritt). Hier wird gerne konsolidiert. Was aber den Reiz der Sache, das Verteilen einer Aussage auf drei Personen, ausmacht (analog der drei Damen), geht dann völlig unter. Gerne werden der neunte und zehnte Auftritt auch vollständig ausgelassen. Der erste, der dies wieder einführte, war IMO Arnold Östman. Aber wie geschrieben, das ist ein anderes Thema.


    Zitat

    Ich finde es super, dass Du am Buch dran bleibst, trotz Deiner Bedenken!


    Ja, nur leider schreibt Perl weder in spannender Romanform, noch in transparenter wissenschaftlicher Berichtsform... das macht die Sache zu einer wahren Quälerei...


    Auch erschließt sich mir der Sinn so manchen Geschwalls nicht: Da wird seitenweise über die Kontakte von Friedrich Münter geschrieben. Da werden Menschen aufgezählt, die Münter persönlich besucht hat und die wir namentlich im Zusammenhang mit Mozart kennen, alles sehr detailliert. Doch Mozart selbst wird mit keinem Sterbenswörtchen in Münters Aufzeichnungen erwähnt. Daraus schließt der Autor, daß Mozart mit den von Münter mitgeteilten Ideen konfrontiert war. Das ist sicherlich korrekt, aber viel zu aufwendig. Mit Mozart persönlich wird Münter wohl keinen Kontakt gehalten haben. Immerhin erwähnt Münter, daß Borns 'Mimi' bei einem Besuch seinerseits Clavier spielte und Baron Gemmingen beschreibt er als einen trefflichen jungen, schönen Mann, voll Geist u. Feuer. Mozart hätte ihm also auffallen müssen und er wäre bestimmt eine, wenn auch nur kurze, Erwähnung wert gewesen. Schließlich war Mozart stadtbekannt und zu dieser Zeit auch in den Freimaurerlogen nicht ganz unwichtig... Was Perl damit nun bewiesen haben will..? Keine Ahnung...


    :hello:


    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Zitat

    Original von Ulli
    Du vergisst: http://www.tamino-klassikforum.at lips


    Ja, da hab ich wohl zu schlecht recherchiert... :pfeif:


    Zitat

    Der Fehler passiert mir regelmäßig nur beim Schreiben an der Tastatur - nicht beim Schreiben mit der Feder und auch nicht in der wörtlichen Rede...


    Aha, das wusste ich nicht. Danke für die Klärung. Kann ich aber gut nachvollziehen!


    Zitat

    warum, ist mir ziemlich egal.


    Ja, kann ich auch gut nachvollziehen. (Nur keine unnötigen tiefenpsychologischen Türen aufmachen...)


    Zitat

    Ich als Viertelgebildeter würde wie folgt trennen:
    De-nun-zi-ant
    Sti-pen-di-at


    Klar, aber ich als Drittelgebildeter gehe von der Aussprache aus, und da werden die letzten beiden Silben zusammengezogen:
    Sti-pen-diat; beim Denunziant das -i nahezu zum -j: De-nun-zjant.
    Aber was verwenden wir da wieder für schlimme Wörter...



    Zitat

    war IMO Arnold Östman


    Da das im Forum öfter erscheint: Heißt IMO "in meinen Ohren"?



    Zitat

    Ja, nur leider schreibt Perl weder in spannender Romanform, noch in transparenter wissenschaftlicher Berichtsform... das macht die Sache zu einer wahren Quälerei...


    Tut mir aufrichtig leid! :hahahaha:



    Zitat

    Auch erschließt sich mir der Sinn so manchen Geschwalls nicht (...) Was Perl damit nun bewiesen haben will..? Keine Ahnung...


    Vielleicht haben Er (U.) ja tatsächlich recht - zumindest in diesem Punkt.


    Grüße,


    Christoph

  • Technische Anmerkung (da Google sicher nicht weiß, was IMO bedeutet :rolleyes: ) um auch mal was qualitatives und vorallem handfestes zu diesem Thread beizutragen:


    IMO = In My Opinion = Meiner Meinung Nach = MMN :D



    Hach, was ein guter Beitrag :baeh01:


    :hello:


    Peter


    ------


    PS: Kann man eigentlich beweisen, dass die Theorie nur eine Spekulation über einen Beweis ist? :stumm:


    UND:


    Wenn ich das hier höre, ist das IMO



    = In Meinen Ohren Östmann....also eigentlich IMOÖ :D

  • Hi Peter,


    erst mal danke für die Zuschaltung Deiner Person: So haben wir jetzt wirklich ein Terzett (vielleicht weniger die drei Damen, auch nicht unbedingt die drei Sklaven, naja, die drei Knaben sind mir eigentlich auch nicht so recht...)


    Zitat

    Technische Anmerkung (da Google sicher nicht weiß, was IMO bedeutet Augen rollen ) um auch mal was qualitatives und vorallem handfestes zu diesem Thread beizutragen:
    IMO = In My Opinion = Meiner Meinung Nach = MMN großes Grinsen


    Bin mal schnell ins google und dann wikipedia: Da steht wahrhaftig:


    IMO steht als Abkürzung für:


    * International Maritime Organization, siehe Internationale Seeschifffahrts-Organisation (UN-Sonderorganisation)
    * Internationale Mathematik-Olympiade
    * IMO Car Wash Group, ein internationaler Betreiber von Autowaschanlagen
    * Institut für Marktökologie, Privatunternehmen
    * International Meteor Organization
    * in my opinion (engl. „meiner Meinung nach“), siehe Liste von Abkürzungen (Netzjargon)
    * International Money Order, eine Zahlungsanweisung international tätiger US-amerikanischer und kanadischer Banken, die sich durch diese verbrieften Anweisungen verpflichten, einen bestimmten Geldbetrag an den im Dokument ausgewiesenen Begünstigten (to the order of) auszuzahlen.


    Imo ist


    * ein Bundesstaat im afrikanischen Nigeria, siehe Imo (Bundesstaat)


    Aber vielen Dank, denn ich kam nicht drauf, da nachzuschauen, und bei all den vielen Bedeutungen... ist ja fast so schlimm wie in der Zauberflöte :hahahaha: (Dachte, weil im Forum so viele Musiker sind, habe es etwas mit "Ohren" zu tun)


    Zitat

    PS: Kann man eigentlich beweisen, dass die Theorie nur eine Spekulation über einen Beweis ist? stumm


    Ist mir grad zu hoch - werd ich in Ruhe drüber nachdenken!



    Zitat

    = In Meinen Ohren Östmann....also eigentlich IMOÖ großes Grinsen


    Ja, das ist gut! Allerdings passt auch der "Cosi fan tutte"-Titel (die Übersetzung) zu diesem Thread...


    Und das IMOÖ kann ich nicht generell anwenden: Habe neben der Östmann- u. a. eine Karajan- und eine Kuijken-Einspielung der Zauberflöte: IMOK. Aber welcher der beiden Dirigenten ist dann gemeint? Oder: IMOKA und IMOKU?


    Mist, jetzt wollte ich am Schluss den super gescheiten Lacher bringen, aber durch das viele Zitat-Einfügen etc. ist's mir entfallen.... X(
    Vielleicht reich ich ihn nach - oder es war nicht so wichtig.. :stumm:


    Christoph :hello:

  • Der Absatz Zur Bedeutung der Königin im 4. Kapitel (Die Zauberflöte - eine Parabel) regt in der Tat zum Nachdenken an.


    Zitat


    Die Königin beginnt zunächst mit einem Rezitativ im Sakralstil [...]


    Wie weiter oben gesagt, kann ich keinen (musikalischen!) Sakralstil erkennen. Jedoch haben die Worte 'O zittre nicht, mein lieber Sohn' vor dem von Perl theoretisierten Hintergrund eine andere Gewichtung/Bedeutung erhalten. Es könnte sich in der Tat um eine Anspielung auf diverse Bibeltexte handeln, welche mit einem 'Fürchtet euch nicht' beginnen (da gibt es neben der sogenannten Weihnachtsgeschichte mehrere...). Hinzu käme die Formulierung 'mein Sohn', die bekanntermaßen von Pfaffen für ihre Schäfchen verwendet werden.


    Die Formulierung 'mein Sohn' beziehe ich allerdings eher auf die in Aussicht gestellte zukünftige Verwandtschaft Taminos mit der Königin als Schwiegermutter.


    Zudem gibt es in anderen Werken Schikaneders ganz ähnliche und vergleichbare Stellen, z.B. im Stein der Weisen (auch: die Zauberinsel):


    (Eutifronte) Ich bin es, zittre nicht! Ich bin dir gut, nun höre mich.


    Eutifronte verkörpert hier die männliche 'Version' der Königin der Nacht - die Oper ist ein Vorläufer der Zauberflöte und wurde ein Jahr zuvor, am 11. September 1790, uraufgeführt. Es gibt hier insbesondere textlich sehr viele Parallelen, auf die ich noch eingehen werde und welche m. E. Perls Theorien aushebeln.


    Ein weiteres Werk Schikaneders muß mit ins Boot genommen werden: Der Spiegel von Arkadien (vertont von F. X. Süßmayr). Hier ist Tarkeleon das Pendant zur KdN - der Text ist etwas anders aufgebaut:


    (Tarkeleon) Es ist dein letzter Tag, wo du dich sträubst!
    (Metallio) Ich fürchte nichts. Hier kannst du mir nicht soviel schaden [...]


    Übrigens hat Vulpius auch bei diesem Schikanederwerk den Korrekturstift angesetzt:


    (Tarkeleon) Ich bringe dich um.
    (Metallio) Hier kannst du das nicht, und zu dir komme ich nicht wieder. Du kannst dir deine Schlangen selbst fangen, alter Erzschlangenfänger! [...]


    Erstaunlich, daß Vulpius hier konkreter wird, also nichts verschleiert, auf Perls Theorie bezogen sogar eine weitere Anspielung hineinbringt: den Erzschlangenfänger!


    Nach Perls Theorie wäre nun auch Vulpius des Lebens überdrüssig. Und woher käme auf einmal dieser Sinneswandel Vulpius'?


    Bei seinen ersten Auftritt (Dreyzehnter Auftritt) beschreibt sich Tarkeleon selbst sehr treffend:


      Der Tag der Rache ist erschienen,
      Zu quälen diese Menschenbrut,
      Ihr Gram soll mir zum Spotte dienen
      Ich dürste nur nach Tod und Blut.
      Der Höllen Qual soll sie ereilen
      Mit tausendfacher Todespein,
      Sie mögen flehen, winseln, heulen,
      Triumph wird mir ihr Jammer seyn,
      Dies Hoffen - ist mir Labsal schon:
      So nur rächt sich Tarkeleon.


    Die Nähe zur Höllearie der Königin liegt wohl auf der Hand. Und Tarkeleon wird natürlich entsprechend mit Pauken und Trompeten untergehen...


    ~ ~ ~


    Hätte Schikaneder die von Perl unterstellten Absichten tatsächlich gehabt, so müßten sie auch auf den 'Spiegel von Arkadien' und die frühere 'Zauberinsel' zutreffen. Gleich drei Werke also, die dem Klerus und der Zensur ein Dorn im Auge gewesen wären? Schier unmöglich! Schikaneder und sein Unternehmen wären längst aus dem Verkehr gezogen worden. Hingegen feierte der Librettist einen Triumph nach zwei anderen.


    :hello:


    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

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  • Was Perls Deutung der Königin der Nacht mit der Kirche (bzw. Sternflammende Königin - Maria) betrifft und seinen Schluss: Schlange - Erbsünde, so lese ich gerade in einem normalen Konzertführer von Kurt Pahlen foglendes:


    "Die Schlange verkörpert im Okkultismus die Versuchung, die niederen Triebe."


    In Verbindung mit Jan Assmann, der meint, dass die folgende Ohnmacht Taminos (wie auch später Paminens und Papagenos, s. o.) einer Neugeburt, einer Einweihung gleich kommt, so kann ich das gut nachvollziehen:


    Der unschuldige Tamino, verfolgt von seinen niederen Trieben, diese werden abgetötet - hat er am Ende gar was mit den drei Grazien gehabt? Vorstellbar wär's ja!! (Vielleicht war er ja gar nicht ohnmächtig, der alte Genießer :pfeif::baeh01::pfeif: - da ich keinen explizit weiblichen Smiley finde, stehen diese für die drei Grazien)


    Also, "danach" ist er - zumindest symbolisch - von seine Trieben geheilt, und als er aus der "Ohnmacht" (häähm hüstel) erwacht und das Bild Paminens sieht, erwacht diese andere, hehre Liebe in ihm, nicht mehr die körperliche Begierde (ich gehe ja hoffentlich richtig in der Annahme, dass das kein Nacktfoto Paminens (aha, zum dritten Mal veralteter Genitiv!) war, sondern Tamino wirklich ihr Bildnis sah).


    Na? :rolleyes:

  • Zitat

    Original von Wandergeist
    Na? :rolleyes:


    Interessant. Nicht mehr.


    (Die nachfolgenden Zitate beziehen sich alle auf Perls Mozart-Fall):


    Zitat

    S. 106


    Wenn diese Interpretation der Szene richtig ist, dann haben sich die Autoren hier - nach dem Verständnis des Klerus - einer Gotteslästerung schuldig gemacht. Sie ließen die Gottesmutter auf der Bühne erscheinen. Sie inszenierten das, was die Kirche ihren Gläubigen seit Jahrhunderten überall als nachweisbare Marienerscheinungen verkündete. Wer Mönche, Nonnen, Kirchengebräuche und überhaupt die Diener Gottes angreift, der greifet Gott selbst an. Solche "politischen Verbrechen" konnten nach der Justizreform von 1787 anscheinend ohne Gerichtsverhandlung abgestraft werden.


    Und? Was war die Strafe für diese offensichtliche Gotteslästerung? :rolleyes:
    Perls Aussage interpretiere ich nicht als Kannvorschrift. Das 'konnten' bezieht sich vielmehr auf das Ausklammern der Gerichtsverhandlung, gehen Sie also nicht über Los, streichen Sie keine 4.000 € ein und begeben sich direkt ins Gefängnis.


    Zitat

    S. 107 oben


    Alle bisherigen Interpretationen der Oper sind an dem Mordauftrag der Königin gescheitert.


    Das ist mir bisher wirklich nirgends aufgefallen. Der Mordauftrag ist für mich völlig klar dargelegt und die KdN überreicht ja auch im Anschluß an die Rachearie ein nettes Solinger Werkzeug an ihre Tochter. Ich dachte immer, die Inszenierungen scheitern entweder an dem (als solchen missverstandenen 'Bruch', der bekanntlich nicht existiert) oder an sich selbst.


    Zitat

    S. 107 unten


    Die Marienerscheinung als Sinnestäuschung. Realität kann das nicht sein, aber als Allegorie allemal mit realem Hintergrund, denn die von der Kirche behauptete Realität solcher Erscheinungen wird hier als Allegorie mit negativem Impetus auf die Bühne gestellt.


    Ich wollte nur anmerken, daß ich heut Nacht immer Allegroarie anstelle Allegorie las...


    Zitat

    S. 111


    Monostatos ist von Monasterium abgeleitet; er ist also ein "Schwarzer", Klosterbruder, [...]


    Ja, die Ableitung ergäbe sogar einen gewissen Sinn, da das Wort Monasterium sich selbst wiederum aus dem Griechischen Monachos ableitet. Dies wiederum eine Assimilation aus monos (für allein). Die Kombination mit dem (ebenfalls griechischen) statos (für stehend) ergäbe alleinstehend. Und das sind Möche ja nun mal... und wo Priester sind, sind auch Mönche meist nicht weit. Aber Monostatos wird im Personenregister eindeutig nur als ein Mohr bezeichnet. Und dieser ist zugleich Chefsklave. Bei der Anspielung auf den Mönch kann es sich allenfalls um einen Gag handeln... denn er wäre ein allzu lüsterner solcher.


    Zitat

    S. 112


    Sarastro als Anagramm von Zoroaster ist bereits des Öfteren angeführt worden.


    Sorry, aber Anagramme von Zoroaster sind (z.B.)


    • Rasterzoo
    • Zorros Tea
    • Zooarrest
    • Rote Zoras
    • Rosa Rotze


    Sarastro mag ggfs. in Anlehnung an Zoroastre entstanden sein, vielmehr aber lehnt sich der Name an Astromonte, einer wichtigen Figur aus Wielands Märchensammlung Dschinnistan oder: Auserlesene Feen- und Geistermärchen an, welche Grundlage für Schikaneders Zauberinsel (Stein der Weisen), Zauberflöte und Spiegel von Arkadien und zu jener Zeit topaktuell (dem Publikum also auch bekannt) war. Astromonte erscheint namentlich auch 1:1 im Stein der Weisen.


    :hello:


    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Zitat

    Ulli schrieb:
    Interessant. Nicht mehr.


    Das sind wieder so Deine abfällig-nichtssagenden Antworten... :motz:


    Bezogen auf meinen Joke, war der wohl weniger interessant. Aber bezogen auf die Theorie mit der Ohnmacht, so ist das ein sehr ernst zu nehmender Aspekt. Ich habe diesen bereits a. a. O. erwähnt, aber er fand bisher keine Beachtung.
    Bedeutsam auf jeden Fall - Tamino betreffend - das Motiv der Unschuld, wie im Forum immer wieder erwähnt (Vorlage: Lulu oder die Zauberflöte. Die Fee Perifirime: "Du allein hast die Prüfung bestanden und dich als den Unschuldigen, den ich erwarte, erwiesen." Unschuldig im Sinne von noch nicht geliebt zu haben.) Perifirime meint auch: "ein Jüngling von männlichem Alter, dessen Herz die Macht der Liebe noch nicht empfunden hat..." Hier geht es wohl weniger um die körperliche Liebe.


    Zitat

    Zitat:
    S. 107 oben
    Alle bisherigen Interpretationen der Oper sind an dem Mordauftrag der Königin gescheitert.


    Ulli:
    Das ist mir bisher wirklich nirgends aufgefallen. Der Mordauftrag ist für mich völlig klar dargelegt und die KdN überreicht ja auch im Anschluß an die Rachearie ein nettes Solinger Werkzeug an ihre Tochter.


    Warum lässt Du den unmittelbar darauf folgenden Satz weg? Der erst ergibt doch den Kontext in Bezug auf die Kirche. ("Der Kirche Aufforderung zum Mord vorzuwerfen...")


    Am Rande erwähnt: Die Königin der Nacht wird im ersten Aufzug nie als solche bezeichnet, sondern immer nur als "nächtliche", "sternflammende" Königin.


    Zitat

    Ich dachte immer, die Inszenierungen scheitern entweder an dem (als solchen missverstandenen 'Bruch', der bekanntlich nicht existiert) oder an sich selbst.


    Dieser Unsinn der Bruchtheorie wurde längst anhand des Manuskriptes nachgewiesen. Ich hoffe, das ist nun hinlänglich bekannt und bedarf hier künftig keinerlei Erwähnung mehr!


    Zitat

    Zitat:
    S. 107 unten
    Die Marienerscheinung als Sinnestäuschung. Realität kann das nicht sein, aber als Allegorie allemal mit realem Hintergrund, denn die von der Kirche behauptete Realität solcher Erscheinungen wird hier als Allegorie mit negativem Impetus auf die Bühne gestellt.


    Noch was zur "Erscheinung": In Assmanns Buch "Die Zauberflöte" heißt es auf S. 59:
    "Das Prinzip des annoncierten Auftritts ist als ein spannungssteigerndes Mittel für die Zauberflöte charakteristisch. Auf Pamina, deren Bildnis gerade ins Spiel kam, müssen wir bis zur elften, auf Sarastro, den "Bösewicht", sogar bis zur 18. Szene warten. Die Königin der Nacht tritt nicht eigentlich auf, sondern der Blick auf sie wird freigegeben. Sie wird sichtbar, ohne sich von der Stelle zu bewegen, wie wenn die Wolkendecke aufreißt und der Mond sichtbar wird - oder: wie wenn der Vorhang aufgeht und den Blick auf eine Bühne in der Bühne, ein Theater im Theater freigibt. Wir haben schon viel von ihr gehört, was unsere Spannung geweckt hat. Jetzt erscheint sie leibhaftig."


    Assmann geht nachfolgend auf die musikalischen Merkmale ein, werde ich an anderer Stelle ggfs. nachholen.


    Zitat

    Bei der Anspielung auf den Mönch kann es sich allenfalls um einen Gag handeln... denn er wäre ein allzu lüsterner solcher.


    Ich weiß nicht, wie sehr Du mit der Realität in manchen Klöstern vertraut bist. Ich habe da Erfahrungen, die ich Dir aber höchstens persönlich mitteilen würde. Von wegen Gag... Allerdings sehe ich die Sache mit dem "nur ein Mohr" wie Du!


    Zitat

    Sarastro mag ggfs. in Anlehnung an Zoroastre entstanden sein, vielmehr aber lehnt sich der Name an Astromonte, einer wichtigen Figur aus Wielands Märchensammlung Dschinnistan oder: Auserlesene Feen- und Geistermärchen an, welche Grundlage für Schikaneders Zauberinsel (Stein der Weisen), Zauberflöte und Spiegel von Arkadien und zu jener Zeit topaktuell (dem Publikum also auch bekannt) war.


    Nachdem Du immer wieder auf den Stein der Weisen zurückkommst, auch auf Dschinnistan (Geisterreich), seien mir an dieser Stelle einige Anmerkungen erlaubt.


    Ich zitiere nachfolgend aus Jan Assmanns Buch. Es geht um die Stelle, wo Papageno zum ersten Mal auf Pamina trifft:


    "Um Verwechslungen zu vermeiden, hat ihm der Prinz das geliebte Bildnis mitgegeben. Die Identitätsprüfung anhand des Bildes ist eine Parodie der Bildnisarie. Tamino sieht das Bild und verliebt sich, Papageno sieht das Original und identifiziert es misstrauische anhand des Bildes. Aber wie kam es in seine Hände? EIne komplizierte Geschichte, deren Wiedergabe den armen Papageno fast überfordert. Schließlich fällt das Stichwort "Liebe" (...). Eine kleine verräterische Wendung in Papagenos Antwort verweist auf eine bisher wenig beachtete Quelle:


    Papageno: ... Wo blieb ich denn?
    Pamina: Bei der Liebe.
    Papageno: Richtig, bey der Liebe. - Das nenn ich Gedächtnis haben - kurz also, diese große Liebe zu Dir war der Peitschenstreich, um unsre Füße in schnellen Gang zu bringen; nun sind wir hier, dir tausend schöne und angenehme Sachen zu sagen, dich in unsre Arme zu nehmen .....


    "Mille jolies choses à dire" - die Wendung stammt aus einem französischen Zaubermärchen, das, wie Carolyn Abbate gezeigt hat, auffallende Parallelen zur Handlung der Zauberflöte aufweist. Hier nur einige Ausschnitte:
    Ein Zauberkönig (roi magicien) verliebt sich in ein wunderschönes junges Mädchen, entführt es in sein Schloss und bemüht sich vergeblich um Gegenliebe. Der junge Sohn des Königs, den eine Fee mit wunderbarer Schönheit ausgestattet hat, wird auf Reisen geschickt, um dem Vater keine Konkurrenz zu machen. Er gelangt zu der untröstlichen Mutter der Entführten, verliebt sich auf den Anblick von deren Porträt hin und macht sich, von der Mutter vorsorglich mit einer Miniatur der Tochter ausgerüstet, zu ihrer Rettung auf. Die hilfreiche Fee offenbart ihm, dass sein eigener Vater der Entführer ist, und verwandelt ihn in einen sprechenden Papagei, damit er unerkannt zu der Geliebten vordringen kann - wo er denn auch gleich beginnt, ihr "tausend hübsche Dinge zu sagen". Hier endet die Parallele, im weitren nimmt die Geschichte einen anderen Verlauf. .... Dennoch, auch wenn sich die Parallele auf die drei Motive der entführten Tochter, de Liebe auf den Anblick eines Bildes hin und des "tausend schöne Dinge" plaudernden papageis beschränt, ist sie doch wichtig genug, denn sie erklärt die plauderhafte Vogelgestalt Papagenos und die Liebesatmosphäre dieser Begegnung."
    Zumindest ein "interessanter" Aspekt, nicht wahr? :yes:


    So, für den Moment genug virtuelle Welt! Zudem stört mich, dass ich "früher" immer Mails erhielt, wenn im Forum eine Antwort da war, und dies seit längerem nicht mehr so ist. :motz:


    Grüße,


    CH :hello:

  • Zitat

    Original von Wandergeist
    Aber bezogen auf die Theorie mit der Ohnmacht, so ist das ein sehr ernst zu nehmender Aspekt. Ich habe diesen bereits a. a. O. erwähnt, aber er fand bisher keine Beachtung.


    'Erscheinung' ist so ein Wort, das einer näheren Beschreibung bedarf. Ist sie real oder irreal? Mit dem Begriff 'Erscheinung' allein ist nichts gesagt. In der Tat wird die Szenerie zwischen fünftem und siebentem Autritt unterbrochen: Die Berge teilen sich auseinander und das Theater verwandelt sich in ein prächtiges Gemach. Nach dem Auftritt der Königin, die jedenfalls zu Beginn auf einem Thron sitzt (weitere Regieanweisung entfällt, aber es ist davon auszugehen, daß sie sich spätestens ab dem Du, du, du auf ihn zeigend bewegt und den Thron verlässt - das erfordert die Szene - nach dem Auftritt heißt es nur mit den drei Damen ab, was ein gemeinsames Abgehen der Personen suggeriert), verwandelt sich das Theater wieder so, wie es vorher war und Tamino kommentiert dies mit: Ist's denn auch Wirklichkeit, was ich sah? Oder betäuben mich meine Sinnen?


    Soweit, so gut. In einer Zauberoper ist das etwas ganz Alltägliches (zumal bei Schikaneder, s.w.u.), dem ich keine besondere Bedeutung zumesse. Da passieren Dinge, die in der Realität eben nicht vorkommen. Dafür gibt es ja Märchen...


    Perl meint dazu:


    Zitat

    S. 107


    Die Worte sind wieder rhetoisch zu verstehen. Sie geben das wieder, was sich jeder fragen müsste, der eine Marienerscheinung erleben würde [...]


    Aber auch ein jeder, der vor Bergen steht, die sich plötzlich teilen und eine jodelnde Königin erscheint...


    Zitat


    Warum lässt Du den unmittelbar darauf folgenden Satz weg? Der erst ergibt doch den Kontext in Bezug auf die Kirche. ("Der Kirche Aufforderung zum Mord vorzuwerfen...")


    ...hätte "die schwersten Strafen" bedeutet, namentlich wird Feuertod als probates Gegenmittel erwähnt. So interessant Perls Theorie ist (ich schließe auch eine gewisse 'politische' Aktualität des Schikaneder-Mozart-Stoffes gar nicht aus), das Nichthandeln des Klerus bezüglich der Zauberflöte sagt doch einiges über deren Interpretation des Werkes aus, oder meinst Du nicht?


    In Bezug auf den Mordauftrag: Einen solchen erteilt auch Tarkeleon im Spiegel von Arkadien (Szene XXII, 8 ).


    Zitat


    Am Rande erwähnt: Die Königin der Nacht wird im ersten Aufzug nie als solche bezeichnet, sondern immer nur als "nächtliche", "sternflammende" Königin.


    Das gehört natürlich zum Konzept des Librettos, man nennt das auch Spannungsaufbau, der Zuhörer wird neugierig gemacht. Ist die 'sternflammende Köninig' jene, die Tamino als 'mächtige Herrscherin der Nacht' oder 'Göttin der Nacht' bezeichnet? Aus 'sternflammende Königin' und 'Göttin der Nacht' ist schnell eine 'Königin der Nacht' zusammengepuzzlet. Natürlich ist sie das! Und das adjektiv 'sternflammend' ist so schön, daß es verwendet werden muß.


    Zitat


    Dieser Unsinn der Bruchtheorie wurde längst anhand des Manuskriptes nachgewiesen.


    Ach?


    Zitat

    Sie wird sichtbar, ohne sich von der Stelle zu bewegen, wie wenn die Wolkendecke aufreißt und der Mond sichtbar wird - oder: wie wenn der Vorhang aufgeht und den Blick auf eine Bühne in der Bühne, ein Theater im Theater freigibt.


    Ja, genau! Schikaneder fährt hier alle ihm zur Verfügung stehenden technischen Mittel auf. Genau dafür erntete er ja seinen Ruhm - nicht wegen der spitzfindigen Libretti. Eutifronte im Stein der Weisen z.B. schießt unter Donner und Blitz aus der Erde, Jupiter aus dem Spiegel von Arkadien kommt auf einem Wolkenwagen mit dem Adler vom Himmel herab, seine Frau Juno in einem ebensolchen Wagen mit einem Pfauengespann...


    Zitat


    Wir haben schon viel von ihr gehört, was unsere Spannung geweckt hat. Jetzt erscheint sie leibhaftig.


    Leibhaftig ist aber doch real, nicht?



    Zitat


    Ich weiß nicht, wie sehr Du mit der Realität in manchen Klöstern vertraut bist. Ich habe da Erfahrungen, die ich Dir aber höchstens persönlich mitteilen würde. Von wegen Gag... Allerdings sehe ich die Sache mit dem "nur ein Mohr" wie Du!


    Wie die Realität in Klöstern ausschaut oder aussah, interessiert hier weniger. Allein die Unterstellung (sicher war auch damals bekannt, was da abging) hätte entsprechende Gegenmaßnahmen erforderlich gemacht - und da wäre man sicherlich nicht zimperlich gewesen...


    Zitat


    "Mille jolies choses à dire" - die Wendung stammt aus einem französischen Zaubermärchen, das, wie Carolyn Abbate gezeigt hat, auffallende Parallelen zur Handlung der Zauberflöte aufweist. Hier nur einige Ausschnitte:
    Ein Zauberkönig (roi magicien) verliebt sich in ein wunderschönes junges Mädchen, entführt es in sein Schloss und bemüht sich vergeblich um Gegenliebe. Der junge Sohn des Königs, den eine Fee mit wunderbarer Schönheit ausgestattet hat, wird auf Reisen geschickt, um dem Vater keine Konkurrenz zu machen. Er gelangt zu der untröstlichen Mutter der Entführten, verliebt sich auf den Anblick von deren Porträt hin und macht sich, von der Mutter vorsorglich mit einer Miniatur der Tochter ausgerüstet, zu ihrer Rettung auf. Die hilfreiche Fee offenbart ihm, dass sein eigener Vater der Entführer ist, und verwandelt ihn in einen sprechenden Papagei, damit er unerkannt zu der Geliebten vordringen kann - wo er denn auch gleich beginnt, ihr "tausend hübsche Dinge zu sagen". Hier endet die Parallele, im weitren nimmt die Geschichte einen anderen Verlauf.


    Das ist natürlich höchst interessant, hat aber mit dem Threadthema irgendwie nichts zu tun... Entführt wurde übrigens auch Nadine (man beachte den verwendeten Genitiv Nadinen retten! im Stein der Weisen), weiters entführt Tarkeleon im Spiegel von Arkadien Philanie.


    :hello:


    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Zitat

    Ulli schreib:
    ...und Tamino kommentiert dies mit: Ist's denn auch Wirklichkeit, was ich sah? Oder betäuben mich meine Sinnen?


    Zitat

    Soweit, so gut. In einer Zauberoper ist das etwas ganz Alltägliches (zumal bei Schikaneder, s.w.u.), dem ich keine besondere Bedeutung zumesse. Da passieren Dinge, die in der Realität eben nicht vorkommen. Dafür gibt es ja Märchen...


    Klar misst Du dem keine besondere Bedeutung zu. Aber lies doch noch mal genau: Was Tamino sagt, sagt er nicht als Zuschauer vor der Bühne, sondern eben in der Oper. In der Oper passieren zwar Dinge, die sonst nicht so vorkommen, aber dass Tamino das innerhalb derselben sagt, zeigt doch den irrealen Charakter (?!) !


    Zitat

    Das gehört natürlich zum Konzept des Librettos, man nennt das auch Spannungsaufbau, der Zuhörer wird neugierig gemacht. Ist die 'sternflammende Köninig' jene, die Tamino als 'mächtige Herrscherin der Nacht' oder 'Göttin der Nacht' bezeichnet? Aus 'sternflammende Königin' und 'Göttin der Nacht' ist schnell eine 'Königin der Nacht' zusammengepuzzlet. Natürlich ist sie das! Und das adjektiv 'sternflammend' ist so schön, daß es verwendet werden muß.


    Klar, habe nie das Gegenteil behauptet. Darum ja auch "am Rande erwähnt".


    Zitat

    Ach?


    Ja, lies nach bei Assmann.


    Zitat

    Leibhaftig ist aber doch real, nicht?


    Natürlich muss sie ja irgendwie dargestellt werden!! Aber, wie Du schreibst, wir sind hier in einem Märchen!!



    Zitat

    Das ist natürlich höchst interessant, hat aber mit dem Threadthema irgendwie nichts zu tun... Entführt wurde übrigens auch Nadine (man beachte den verwendeten Genitiv Nadinen retten! im Stein der Weisen), weiters entführt Tarkeleon im Spiegel von Arkadien Philanie.


    Auch wenn für Dich was höchst interessant ist, wischst Du es immer wieder - sofern Du überhaupt darauf eingehst - schnell zur Seite.


    Du bist derjenige, der immer wieder auf den "Stein der Weisen" zu sprechen kommt - nicht nur in diesem Thread. Über Dein qualitatives Urteil über diese Oper möchte ich hier jetzt nichts schreiben, aber mir war es wichtig, auch mal eine weitere Quelle neben dieser von Dir oft erwähnten Oper (ich besitze sie auch auf CD) zu nennen. Lies Dir die anderen Zfl-threads doch mal durch. Da steht so vieles, was nicht immer "irgendwie mit dem Threadthema zu tun" hat, auch von Dir.
    Meinst Du etwa, ich hätte deswegen einen eigenen Thread eröffnen sollen?


    Du dagegen kommst prompt wieder mit "Deinem" Stein der Weisen. Nadinen und Paminen: Das war eben damals die Art, einen Genitiv zu bilden.


    Nun habe ich keine Lust mehr, meine Zeit hier am PC mit Tippen zu verbringen und mir dann solche Dinge anzuhören bzw. zu lesen. Da gibt es Sinnvolleres...


    Eigentlich bin ich Dir dankbar, dass Du mir das endlich mal bewusst gemacht hast....


    Mach's gut, und weil heute Sonntag ist, schicke ich gleich drei Smilies!!!


    Liebe Grüße vom Wandergeist, :hello::hello::hello:

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