"Opernglas"? "Opernwelt"? Beides?

  • Salute,


    ich kaufte (oder besser: ließ mir kaufen) früher immer beide Fachzeitschriften, habe aber beschlossen, nun doch ganzheitlich aufs Glas zu schwören.


    Grund sind diese Besprechungen in der "Welt", bei denen man teilweise denkt, dass die Theater da einen hübschen Vorschuss an die Autoren gezahlt haben müssen, und diese manchmal wirklich bescheuerten sachlichen Fehler (so sang Franz Mazura bei der Uraufführung der dreiaktigen Lulu angeblich den Schigolch, und René Pape hätte in der Herheim-Inszenierung des Lohengrin sein Debüt als Heinrich gegeben- komisch, dass es ihn in diesem Werk schon auf CD gibt:



    Den Schwanenritter wird er wohl kaum gesungen haben. :no:).


    Frohes Diskutieren über diese beiden Hefte!

  • Hallo Basti,


    seit 1992 bin ich Abonnent vom "Opernglas" und habe damit eigentlich durchweg gute Erfahrungen gemacht.
    Die "Opernwelt" habe ich nur einmal als Probeheft gelesen und fand dann das "Opernglas" doch erheblich besser.
    Bis vor zwei Jahre hatte ich auch parallel dann noch den "Orpheus" abonniert. Irgendwann stellten diese dann auf zweimonatige Ausgaben für das gleiche Geld um und waren dann auch oft nicht mehr sehr aktuell.


    LG
    :hello:
    Jolanthe

  • Meine Meinung "Opernglas" bietet gute Besprechungen und einen praxisnahen Überblick über Aufführungen und die Opernszene.
    Opernwelt, hat nicht zuletzt durch den Chefredakteur, Dr. Stephan Mösch, einen hohen intellektuellen Anspruch. So sind in der Regel
    die Grundsatzartikel, die Analysen und Kommentare überaus lesenswert. Wer sein Meinungsbild nicht von einer Redaktion beeinflussen lassen will liest am besten beide Fachjournale.
    Ein Geheimtipp von mir ist der "Neue Merker" Wien. Hier schreiben kaum Profis sondern begeisterte in der Regel sehr kenntnisreiche Opernfreunde, ohne alle kommerziellen Interessen. Entsprechend breit und unterschiedlich sind die Kritiken und Kommentare, meist mit viel Herzblut geschrieben. Das trotzdem Niveau geboten wird, ist der sehr kompetenten Chefredakteurin, Dr. Sieglinde Pfabigan, zu danken.
    Opernwelt und Opernglas lese ich mit Interesse auf den Merker freue ich mich jeden Monat. Darüberhinaus ist diese Lektüre auch noch preisgünstig.
    Herzlichst
    Operus
    P. S. Übrigens ist vor kurzem ein interessanter Artikel über Tamino-Klassik-Forum im "Neuen Merker" erschienen. Kann hier im Forum unter dem Thread " Tamino in der Presse" gelesen werden.

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Ich bin auch begeisterter Leser des Opernglases, weil ich die Kritiken hier sehr genau aber auch kompakt genug finde. In der "Opernwelt" sind mir zu oft viel zu literarische Ergüsse, wo ich das Gefühl habe, der Verfasser nimmt sich und seinen Intelellkt viel zu wichtig.

  • Ich kenne nur das "Opernglas". Erscheint mir viel zu unkritisch ggü. dem Regietheater.


    Letztlich vertraue ich eher den Rezensionen bei Tamino als denen sog. "Fachzeitschriften".

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Zitat

    Original von operus


    Ein Geheimtipp von mir ist der "Neue Merker" Wien. Hier schreiben kaum Profis sondern begeisterte in der Regel sehr kenntnisreiche Opernfreunde, ohne alle kommerziellen Interessen. Entsprechend breit und unterschiedlich sind die Kritiken und Kommentare, meist mit viel Herzblut geschrieben. Das trotzdem Niveau geboten wird, ist der sehr kompetenten Chefredakteurin, Dr. Sieglinde Pfabigan, zu danken.
    Opernwelt und Opernglas lese ich mit Interesse auf den Merker freue ich mich jeden Monat. Darüberhinaus ist diese Lektüre auch noch preisgünstig.
    Herzlichst
    Operus
    P. S. Übrigens ist vor kurzem ein interessanter Artikel über Tamino-Klassik-Forum im "Neuen Merker" erschienen. Kann hier im Forum unter dem Thread " Tamino in der Presse" gelesen werden.


    Lieber operus,


    vielen Dank für die wirklicih positive Erwähnung des "Merkers" !!! Zusätzlich zum Heft gibt es ja auch noch den Online-Merker, wo man in der Regel schon einen Tag vor allen anderen Medien die neuesten Besprechungen von Opernaufführungen lesen kann. Da sich alle Rezensenten die Karten selbst zahlen, sind wir ja niemanden wirklich verpflichtet - außer der (subjektiven) Objektivität und teilweise dem eigenen Geschmack. Was den Merker m.E. außergewöhnlich macht ist die Tatsache, dass jede einzelne Aufführung an der STOP besprochen wird - so kann man einen umfassenden Eindruck von Produktionen aus verschiedenen Blickwinkeln erhalten.

    Hear Me Roar!

  • Hallo,
    ich lese beide Zeitschriften fakultativ, d.h., dass ich mir jeweils anschaue, ob etwas für mich Interessantes drin ist oder nicht. Generell ist mir das Opernglas oft zu unkritisch, zu wenig differenzierend, etwas zu sehr "Yellowpress". Im Gegensatz dazu kommt Opernwelt gern etwas intellektualisierend und oft gähnend langweilig geschrieben rüber, zudem konzentriert sie sich, für meinen Geschmack, zu sehr auf die kleinen Häuser in Deutschland...deren Meriten sicher wichtig sind, mich aber trotzdem nur am Rande, sehr am Rande, interessieren.
    Generell zu kurz kommt mir in beiden Zeitschriften Kenntnisreiches zum Thema Gesang . Zudem sind die Kritiken oft durch, vorsichtig gesagt, wirtschaftliche Interessen beeinflusst...schließlich braucht man die Anzeigenkunden auch in der Zukunft noch!


    LG
    Fides :stumm:

    La vita è bella!

  • Meine klare Antwort: Weder, noch!


    Warum? Ich hatte jahrelang beide Zeitschriften abonniert und mich immer öfter über die selbstherrlichen Artikel gewisser Kritiker ärgern müssen, was in zeitraubende Korrespondenz ausartete.


    Das alles kann ich in einem Klassikforum wesentlich günstiger haben, und ich kann mir die Artikel selbst aussuchen, die ich lesen will.


    :hello:

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Das stimmt :yes:. Kritiken in Foren sind auch wegen ihrer Ehrlichkeit unschlagbar. Schreibt die Fachzeitschrift: "Der siebzigjährige Bariton hat kaum etwas von seiner Stimme und Technik eingebüßt", so steht in einer Forenkritik: "Wie man diesen Sänger an so einer renommierten Bühne noch beschäftigen kann, ist mir ein Rätsel" :D.


    Die "Opernwelt" ist mir mit ihren Bandwurmsätzen auch deutlich zu intellektuell.


    :hello:


  • Beide Fachzeitschriften - auf Hochglanzpapier - sind nicht ganz billig.
    Ein Freund von mir, der auch beide Zeitschriften abonniert hat, zieht
    sich erst weiße Handschuhe an vor dem Lesen, da ja kein Fleck die
    Hochglanz-Aufmachung trüben soll. Dasgeht mir dann doch zu weit. Ich
    blättere manchmal drin herum, aber kaufen, nein.



    Gruß Gerlach


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


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  • Auch ich sage weder und noch.


    1. sind mir die Zeitschriften zu teuer, und


    2. habe ich eine hervorragende Quelle aufgetan, wo ich mich sehr gut informieren kann...


    Es ist ein Forum mit dem komischen Namen Tamino... :untertauch: :untertauch: :untertauch:


    Zur Zeit meines Studiums habe ich die Opernwelt regelrecht verschlungen, doch erschienen mir die Kritiker als nicht so kompetent.


  • SORRY.......aber mein gesamter langer Artikel, den ich in den letzten 65 Minuten geschrieben habe, ist vor wenigen Minuten beim Computerabsturz verlorengegangen.
    Jetzt muß ich ins Bett........................vielleicht MORGEN auf ein NEUES !


    Gruß................"Titan"

  • Titan, so etwas ist mir schon passiert, dass ich aus Dummheit das Geschriebene weggedrückt habe. Ein Rettungsanker wäre da angenehm, der noch einmal fragt:" Wollen Sie wirklich..."


    Ich verhalte mich so, dass längere Texte vorab in einer Word-Datei aufgenommen und dann rüberkopiert werden. Meistensist es allerdings so, dass sich erst während des Schreibens die Gedanken einstellen und der Beitrag in die Länge gerät. Bei Verlust ist der gute Rat nicht nur teuer, sondern nicht zu bekommen.


    Mit freundlichen Grüßen
    :angel:
    Engelbert

  • Ich lese keine der beiden Zeitschriften mehr. Da kann ich mich ja gleich in eine Marketingsitzung von "Das Regietheater heute - es lebe hoch, hoch, hoch" setzen. Vor ein paar Jahren sahen die Rezensionen noch gänzlich anders aus. Insofern: Kein Interesse.

  • Ja, gut gesagt, Knusperhexe. Das sollte man sogar noch extra betonen. Viele Leser (gerade Opern-Anfänger) wissen das vielleicht gar nicht und werden so unterschwellig auf Linie gebracht. Glücklicherweise gibt es unabhängige Plattformen wie Tamino, wo man das kritisch beäugen kann. Ein Regietheater-kritisches Blatt täte not in diesem Lande.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Zitat

    Original von Titan


    SORRY.......aber mein gesamter langer Artikel, den ich in den letzten 65 Minuten geschrieben habe, ist vor wenigen Minuten beim Computerabsturz verlorengegangen.
    Jetzt muß ich ins Bett........................vielleicht MORGEN auf ein NEUES !


    Gruß................"Titan"



    ZWEITER VERSUCH, eine Nacht (24 Std) später


    65min war ich letzte Nacht für eine Argumentation PRO OPERNWELT
    recht gut drauf...im Moment denk ich nur an meine morgige Kiefer-Operation , die mich hindert zum Treffen nach Troisdorf zu fahren.
    Als mir der PC letzte Nacht abstürzte, war ich auf dem Weg ins Bett "doppelt traurig". Einmal natürlich wegen meinem - in welche Sphären auch immer -entschwundenen Artikel, zum Zweiten allerdings auch wegen der gelesenen Meinungen über die beiden guten Deutschen Opernmagazine. Das "Dritte", der "Orpheus, stand ja nicht zur Debatte....ich kenne es auch wenig. Die Tendenz, daß OPERNMAGAZINE überflüssig und zu einseitig auf bestimmte redaktionelle Interessen ausgerichtet seien, finde ich nicht richtig.....ich vermisste Neugier und Interesse in den Artikeln. Sehr schade.


    Meine Favorit ist die OPERNWELT, deshalb ganz eindeutig, weil die Mehrheit ihrer Journalisten der OPER einen gesellschaftlich relevanten Stellenwert einräumt und gibt.
    DAS heißt für mich, entsprechend meinem großen Anliegen, daß die Oper uns in einer Form, die UNS in unserer Welt mit unseren Problemen erreichen kann... OPERNTHEATER ...........nicht Museales und eher einseitig (wie z.T. in Italien) auf die musikalische Seite ausgerichtete Vorstellung versucht zu fördern.


    DAS halte ich für ein gesellschaftspolitisches Anliegen....welches doe OPER mit der Fülle und Vielseitigkeit die ihr zu Gebote steht durchaus leisten kann.


    Schade ist, das Bernd Feuchtner bei der OPERNWELT nicht mehr dabei ist, denn er war eine wichtige Ergänzung zu Herrn Moesch.
    Das einzigartige PLUS der OPERNWELT, einzigartig im wahrsten Sinne des Wortes ist ihr SCHMUCKSTÜCK, das OPERNJAHRBUCH.
    Wo sonst gibt es ca 50 Musikjournalisten unterschiedlicher Couleur, die um die wichtigsten Opernaufführungen, Interpreten, Inszenierungen, Dirigenten... etc
    wettstreiten.


    Was die Argumente über "Hochglanz", "weiße Handschuhe" etc anbetrifft...kann ich nur sagen: "Jedem Tierchen sein Plesierchen". Hier im Dorf gibt es Mitbürger, die auch ihre beste Stubb nur für Besuch und zu Festtagen benutzen.


    Ich (und da bin ich sicher nicht der Einzige) schaffe mir schöne Dinge an um das kurze Leben--möglichst jeden Tag-- zu genießen....und dazu gehören mein Lieblingswein genauso wie meine Fettfinger im "Opernmagazin".......GANZ IM SINNE DES LEBENDIGEN MUSIKTHEATERS.......die "weißen Handschuhe" gehören ins Museum....oder später zu den Herren die meinen Sarg tragen werden.


    Der hohe Preis der OPERNWELT kann ein Problem darstellen.....allerdings ist das erwähnte "Juwel" OPERNJAHRBUCH im ABO-Preis einbegriffen.


    Ich will die Konkurrenz "Opernglas" nicht unerwähnt lassen.....sie ist zwar eher "die BUNTE" unter den Opernzeitschriften.....aber auch, die zwar teils gestellten und trotzdem "als Objekt der Begierde" interessanten Glanzphotos von Netrebko und CO, können erfreuen.
    Im Gegensatz zu früheren Jahren gibt es beim OPERNGLAS inzwischen auch ein, zwei Journalisten, die dem OPERNTHEATER gegenüber aufgeschlossen sind.


    Für mich....und das soll eine "Empfehlung" sein, ist die OPERNWELT herausragend und unverzichtbar....was nicht heißen muß, mit jedem Artikel einverstanden sein zu müssen.


    Gruß..................."Titan"

  • Hallo Joseph II., in der Tat! Ich finde es bemerkenswert, wie sich die Maßstäbe für Rezensionen durch das Regietheater verschoben haben. Es wird ja völlig als normal hingenommen, dass Stücke in andere Zeiten verlegt werden. Wenn dem mal ausnahmsweise nicht so ist (die Wahrscheinlichkeit steht 1:365), dann wird direkt die Kitschbombe gezündet und Kübel der Häme ausgeschüttet. Und was mich generell an den heutigen Rezensionen in den Tageszeitungen stört: Die Relation zwischen Berichterstattung zur musikalischen Darbietung und szenischer Analyse ist völlig aus dem Ruder.


    An der MET hat übrigens auch die Machtübernahme durch das Regietheater begonnen. Genau wie bei uns, erst unmerklich, aber mit massivem Allgewaltsanspruch und mit denselben Totschlag-Arguementen. Brr. Allerdings zeigt sich die Öffentlichkeitsarbeit des Hauses wesentlich kundenfreundlicher und nimmt die massive Kritik (scheinbar?) ernst. Angeblich wollen sie ein paar bereits ausgemusterte Inszenierungen wieder ins Repertoire aufnehmen. Ich kann mir schon lebhaft die Kommentare von Opernglas und Opernwelt vorstellen.

  • Um es vorweg zu nehmen, ich neige auch eher der Opernwelt zu. Ich finde die Opernglas-Artikel teilweise sprachlich erschreckend schwach und die gesellschaftliche Einbindung - die titan zurecht bei der Opernwelt herausstellt - findet nicht statt.
    Die Einschätzungen der Inszenierungen im Opernglas halte ich für wesentlich weniger kompetent als die musikalische Bewertung.


    Dieses Mißverhältnis finde ich in der Opernwelt nicht, obwohl hier, da gebe ich der Knusperhexe recht gelegentlich das Musikalische ein wenig zu kurz kommt. In der Opernwelt ist man stets um hohes Abstraktions- und Bildungsniveau bemüht, was mir gefällt. Manchmal fehlt mir etwas Sinnlichkeit, etwas Enthusiasmus. Den, auch hier hat Titan völlig recht, hat Bernd Feuchtner früher eingebracht. Da fehlt mir ein bischen etwas.
    Aber ich fühle mich immer gut informiert, über - auch kleinformatigere - Ereignisse und Entwicklungen in der Opernwelt.


    Im Opernglas werden hauptsächlich die Top-Premieren an den Top-Schauplätzen abgegrast und dazu Top-Stars und solche, die es werden sollen - häufig leicht bekleidet oder zumindest albern modisch gestylt - in redundanten Interviews ohne Informationsgehalt gefeiert.
    Und es fehlt nicht nur die gesellschaftliche, sondern auch die kulturhistorische Dimension zu hundert Prozent.


    Also wenn (manchmal bin ich mir da auch nicht mehr sicher), dann Opernwelt.


    Kleiner Hinweis für Menschen in Nordrhein-Westfalen, die vielleicht auch mal eine Sprechtheater- oder Ballettaufführung besuchen: Schaut euch mal "Theater pur" an, unprätentiös, leidenschaftlich und frisch von der Leber weg gemacht.

    Der Jugendtraum der Erde ist geträumt
    Grillparzer
    Macht nix!
    grillparzer

  • Ich bin seit vielen Jahren Leser der "Opernwelt" und des "Orpheus",
    die OW finde ich gut, weil die Rezensenten in den meisten Fällen sehr fundiert sind - auch wenn sie für meinen Geschmack manchmal zusehr dem Regietheater zuneigen. Außerdem schätze ich -wie auch andere hier - das Opernjahrbuch sehr.
    Beim ORPH finde ich es sehr schön, dass -zumindest was die Berliner Häuser angeht - nicht nur Premieren besprochen werden, sondern auch Repertoiraufführungen , außerdem sind den Spielplänen auch Konzerte, Musical, Cabarett u.ä. aufgeführt. Negativ ist leider, dass die Zeitschrift oft sehr spät erscheint.
    Früher habe ich sehr gern die in München erschienene "Oper und Konzert" gelesen, da schrieben begeisterte Laien (die aber durchaus Wissen hatten) über fast alle Aufführungen - natürlich hauptsächlich in München, was mir aber sehr entgegenkam, da ich damals sehr häufig in München war. Leider wurde diese Zeitschrift eingestellt.
    Den Merker bekam ich früher ab und zu von Freunden, der war ja immer sehr kritisch und ging mit vielen Interpreten nicht gerade zimperlich um - aber war schon interessant zu lesen.

  • Ich habe früher das Opernglas gerne gekauft, doch in letzter Zeit habe ich es nur noch sporadisch gelesen. Jetzt ist es so, dass ich nur noch im Shop darin blättere, um dann zu sehen, dass sie sich immer auf die selben Themen konzentrieren.


    Das ist das Hauptproblem für mich. Es werden immer die selben Künstler durchgekaut. Die scheinen ihre Favoriten zu haben und deren Aufführungen werden natürlich immer rezensiert - positiv, versteht sich.
    Andere Künstler werden totgeschwiegen, oder oft nur am Rande mit einem lapidaren, wenig aussagekräftigen Satz, erwähnt. Obwohl viele davon zu den Stars von heute zählen. Warum das Opernglas manche wertvolle Künstler ignoriert ist mir nicht klar.


    Werden einfach nur die Lieblinge der Mitarbeiter ins positive Licht gerückt? Oder spielen da andere Kriterien auch eine Rolle? Ich kenne mich in diesem Bereich sicher zu wenig aus.


    Jedenfalls ist mir das Opernglas inzwischen einfach zu wenig aussagekräftig, zu unkritisch. Und man sieht eben immer die selben Gesichter.
    Ich würde mir wünschen, dass sie auch auf andere Künstler eingehen würden und damit auch vielfältiger werden. Dann hätte ich wieder einen Grund die Zeitschrift zu kaufen.


    Opernwelt kenne ich im Grunde nicht. Hat aber auch keinen besonders guten Ruf.


    Gregor

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  • Wirklich eine interessante Diskussion....


    Ich lese regelmässig das Opernglas, Opernwelt kaufe ich nur selten oder blättere sie manchmal im Kiosk durch!
    ich finde das Opernglas im Grossen und Ganzen wesentlich gelungener als die opernwelt, welche es sich zur Aufgabe gemacht hat übelste Regietheater-Vorstellungen in den Himmel zu loben.
    Das Opernglas ist in dieser Hinsicht nicht so festgelegt und lobt auch klassische Inszenierungen. So wurde in der letzten Juli die Wiederaufnahme von Otto Schenks Münchner Rosenkavalier-Inszenierung vom Kritiker ohne Einschränkung gelobt und die Belassung dieser Produktion im Repertoire als "Sieg der Vernunft" bezeichnet, wobei man den Rosenkavalier auch anders, aber kaum besser machen könne wie Otto Schenk.
    Ausserdem bin ich mit den Opernglas Kritikern was Sänger und Dirigenten betrifft oft einer Meinung.
    Negativ am Opernglas empfinde ich auch, dass teilweise immer wieder und wieder die gleichen Sänger auf der Titelseite sind. Da wurden teilweise Anna Netrebko, Rolando Villazon und Jonas Kaufmann u.a. bis zu drei Interviews in ca. 2 jahren gegeben, während andere fantastische Sänger einfach vernachlässigt wurden.
    Auch finde ich die Auswahl der orte von denen berichtet wird manchmal befremdlich. Aufführungen an Opernhäusern wie der Scala etc... werden regelmässig missachtet, während über die hundertste moderne Aida mit Kalaschnikow in der sog. Provinz im Detail berichtet wird.....


    :hello:

  • Nennt mich gerne konservativ...! Aber es sind nicht nur immer die inneren Werte!


    Grundsätzlich finde ich das Netz und insbesondere das Forum für den schnellen Überblick unersetzbar und unschlagbar, im Nachgang auch zur objektiven Bewertung, offen und ehrlich!
    Aber ich werde mir immer Bücher und Zeitschriften kaufen anstatt von E-Books,
    ich werde mir immer Schallplatten und Cds kaufen anstatt von Downloads.


    In der Opernwelt, auch in der aktuellen Ausgabe, ärgere ich mich ebenfalls über die unreflektierte Regietheater-Hudelei. Doch trägt auch das bei mir zur Meinungsbildung (hier -festigung) bei und hat seine mediale Berechtigung.

  • In der Nennung der Kampfzeitschriften "Regietheater an die Macht" fehlt noch "Der Opernfreund". Allerdings handelt es sich hierbei um kein Printmagazin, sondern um ein Internetportal, das sich selbst "unabhängig" nennt, sich aber nicht davor scheut mit den abgegriffensten Vokabeln Stimmung gegen Regiearbeiten zu machen, die das Libretto entsprechend den dort zu findenden Angaben umsetzen. Eine Sammlung abgedroschenster Pamphlete. Liest man eines, kennt man sie alle. GÄHN!

  • Als meine Opernzeitschriftenzeit begann, war es zuerst die Opernwelt. Etwa 2 Jahre habe ich sie gelesen, Ende der 90- er Jahre. Immer wurde ein Operhaus des Jahres gewählt, und fast immer hat Stuttgart gewonnen. War mir irgendwie unbegreiflich, da mir eine Bekannte eben aus Stuttgart - und noch dazu Wagnerianerin - damals schrieb, daß selbst im Stuttgarter Ring (der damals von 4 verschiedenen Verunstaltern verunstaltet wurde) die Oper selten ausverkauft ist.


    Als ich dann gelesen habe, daß ein Großteil der an der Abstimmung beteiligten Kritiker im Raum Stuttgart wohnt (und sicher auch bei der Opernwelt angestellt war), da war mir der Ausgang der Abstimmung klar. Ich habe die Zeitschrift dann abbestellt, zumal alles das gelobt wurde, was verunstaltet war und die wenigen traditionellen Opernaufführungen wurden zerrissen. Das wollte ich nicht lesen.


    Ich habe dann seit 2000 das Opernglas abonniert. Ich glaube, die sind etwas objektiver, obwohl sie sich dem Trend nicht verschließen konnten. Aber als die positiven Berichte über kaputte Inszenierungen immer mehr wurden (in einer Aufführung schrieb der Rezensent sogar, daß das Publikum "trotz" konventioneller Regie stark applaudiert habe), und im gleichen Maße meine Freude am Opernbesuch dem Frust wich, habe ich beschlossen, die Zeitschrift zum Ende dieses Jahres zu kündigen. Ich gehe kaum noch in die Oper, was soll ich da die Berichte lesen über verunstaltete Aufführungen in Deutschland und klassische Aufführungen in Slowenien oder Estland - wo ich eh nicht hinkomme.


    Auf Opernzeitschriften werde ich Ende des Jahres verzichten. Nun stehen bei mir 12 fein gebundene komplette Jahrgänge rum und werden wohl demnächst im Keller landen. Und nach dem Ende meines irdischen Daseins wird mein absolut opernuninterssierter Sohn den Müll damit füllen.


    Schicksal wohl (fast) jeder Zeitschrift.


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Und nach dem Ende meines irdischen Daseins wird mein absolut opernuninterssierter Sohn den Müll damit füllen.


    Solange er nicht mit der Plattensammlung das gleiche macht...

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Solange er nicht mit der Plattensammlung das gleiche macht...


    Aber sicher wird es so kommen! Allerdings ist doch klar, daß damit ein kleiner finanzieller Ausgleich herausspringt. So wird es bei mir sein, so wird es bei vielen anderen auch noch sein...


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Aber als die positiven Berichte über kaputte Inszenierungen immer mehr wurden (in einer Aufführung schrieb der Rezensent sogar, daß das Publikum "trotz" konventioneller Regie stark applaudiert habe), und im gleichen Maße meine Freude am Opernbesuch dem Frust wich, habe ich beschlossen, die Zeitschrift zum Ende dieses Jahres zu kündigen.


    Schon deprimierend. Vor allem, für wie blöde die ihre Leser halten. Resultat: Immer mehr gehen in die innere Emigration.

  • Zitat von Gregor

    Das ist das Hauptproblem für mich. Es werden immer die selben Künstler durchgekaut. Die scheinen ihre Favoriten zu haben und deren Aufführungen werden natürlich immer rezensiert - positiv, versteht sich.


    Andere Künstler werden totgeschwiegen, oder oft nur am Rande mit einem lapidaren, wenig aussagekräftigen Satz, erwähnt. Obwohl viele davon zu den Stars von heute zählen. Warum das Opernglas manche wertvolle Künstler ignoriert ist mir nicht klar.


    Werden einfach nur die Lieblinge der Mitarbeiter ins positive Licht gerückt? Oder spielen da andere Kriterien auch eine Rolle? Ich kenne mich in diesem Bereich sicher zu wenig aus.

    Hallo Gregor.


    Ich sehe das ein bisschen anders. Natürlich werden die großen Stars (z.B. die Netrebko) häufig erwähnt. Das muss man wohl damit die Leute die Zeitschrift kaufen. Ausserdem will man vielleicht mal eine Netrebko interviewen, da kann man sie ja nicht zu sehr kritisieren. Allerdings habe ich schon viele Berichte über Newcomer oder auch renommiertere Künstler gefunden, von denen ich vorher nichts oder nur wenig gelesen habe. Auch werden Aufführungen von Provinztheatern rezensiert.
    Auch gefällt mir, dass oft auch sachliche Dinge angesprochen werden. Z.B. über den Bremer Freischütz (Ausgabe Mai 2013): ".....sodass man über weite Strecken einer aufregenden spannenden Aufführung beiwohnt -sofern man bereit ist, sich auf das eigenartige Konzept einzulassen." Das ist die eigene Meinung des Herrn Wilks mit einem Schuss Objektivität.


    Gute Nacht


    Serse