Die Orchestersuite ist den meisten Klassikliebhabern nur durch die 4 Suiten von Johann Sebastian Bach und die Feuerwerkmusik und die Wassermusik von Georg Friedrich Händel bekannt.
Fakt ist jedoch, das die Orchestersuite zu einer der wichtigsten musikalischen Gattungen des Hochbarock gehört.
Die Geschichte der Orchestersuite, oder Ouvertüren - Suite wie sie oft genannt wird nimmt ihren Anfang am frz. Hof.
Zu Zeiten Louis XIII waren vor allem die Cembalisten und Lautenisten die hochangesehendsten Musiker am Hof. Sie arrangierten ihre Stücke, zumeist einfache Tanzsätze, zu Suiten die von einer improvisierten Prélude eingeleitet wurde und zusammen mit den folgenden Tänzen in einer Tonart standen.
Dann durch die Gründung des ersten Orchesters "die 24 Violinen des Königs" tat man das gleiche mit den Balletten entnommenen Tanzsätzen.
Eine der ersten echten Orchestersuite der Geschichte ist das sogenannte "Concert donné à Louis XIII en 1627"
Für die Unterhaltung bei der Tafel wurde es üblich solche Suiten zusammenzustellen.
In Deutschland fruchtete diese Entwicklung ebenfalls sehr schnell, man denke nur Johann Hermann Scheins "Banchetto Musicale" ebenfalls eine Sammlung von Suiten, bestehend aus Ballettsätzen.
Wärend man in den italienisierten Ländern Sonaten und später Concerti als Konzertmusik hörte, bzw zur Unterhaltung bei Tisch, so nahm diese Funktion die Suite in den frankophilen Regionen ein.
Lully arrangierte die Instrumentalsätze seiner Opern ebenfalls zu Suiten um sie bei den Soupers oder Spielabenden zum besten zu geben.
Aus ganz Europa reisten die Musiker an um die Kunst der Suite bei den französischen Meistern zu lernen.
In Deutschland und England gab es ettliche Höfe die sich frz. Musiker kommen ließen um Suiten Lullys aufzuführen, bzw. neue Werke schufen.
Berühmt ist natürlich Georg Philipp Telemann der wohl über 1000 (!)solcher Orchestersuiten hinterließ.
Bald bezeichnete man diese Suiten nur noch als Ouverture, da durch Lullys Opernsuiten, die frz. Ouverture die alte Intrada, bzw. die Pavane ersetzte mit der bisher die Suiten eröffnet wurden.
Hannover, Celle, Darmstadt, München und Düsseldorf wurden zu den Zentralen Höfen der frz. Musikpflege.
Namen wie Graupner und Fasch sind sogar noch Heute geläufig.
Die gewöhnliche Besetzung einer Suite orientiert sich an dem Orchester Lullys: ein 5 Stimmiges Streicherensemble mit reichem Basso Continuo und ganz typisch das Trio 2 oder 3 Oboen mit Fagott.
Manchmal kamen noch Flöten dazu und Trompeten und Pauken.
Ebenfalls wurde oft und reichlich Schlagwerk verwendet - was in den Sonaten und Concerti wohl eher selten der Fall ist und was die starke Bindung zum Ballett unterstreicht.
Die Orchestersuite verschwand erst mit dem Auftreten der Symphonie.
Ich habe hier einige sehr schöne Aufnahmen mit Suiten ausgesucht und bewusst auf die bekannten Gestalten wie Fasch, Telemann, Graupner, für Deutschland und Lully, Campra und Delalande für Frankreich verzichtet - die haben ihre eigenen Threats.
Johann Sigismund Kusser, Hofkapellmeister in Stuttgard und Leiter der Hamburger Oper, soll auch bei Lully in Paris studiert haben.
Die Ensembles Musica Aeterna und Les Menus Plaisirs spielen 6 seiner Ouvertüren Suiten.
Lully in Deutschland
Hier werden einige der deutschen "Lullisten" vorgestellt: Kusser, Erlebach und ein Concerti von Händel.
Auch wenn die Interpretation recht gut gelungen ist, so ist es doch etwas seltsam, dass man darauf verzichtet hat, eine Suite von Lully mitaufzunehmen um den Ursprung darzulegen und vor allem um den Titel der CD zu rechtfertigen...
Ouvertüren für die Hamburger Oper
Die von mir schon einmal erwähnte CD - die wohl bisher beste Aufnahme des Berliner Ensembles
Francesco Maria Veracini - 5 Ouvertüren
Etwas italianisierte Orchestersuiten für den Dresdner Hof - meisterhaft und mitreißend eingespielt von der Musica Antiqua Köln.
Am Hof zu Hannover
Das Ensemble "Capella Agostino Steffani" gibt einen Einblick in die Hofmusik des wohl frz. Hofs Deutschlands.
Vorgestellt werden Kompositionen von Steffani und anderen Komponisten die am Hof gespielt wurden.
Eine der eindrucksvollsten CD's mit barocken Orchestersuiten.
Agostino Steffani - Suiten
der großartige Komponist, der sowohl den italienischen wie auch frz. Stil beherrschte ist Heute kaum mehr beachtet - ein Verbrechen!
Marais - Alcione Suite des Airs
Mal ein frz. Original - meisterhaft eingespielt von Jordi Savall und seinem Ensemble.
Geortg Muffat
Auch er studierte wie Kusser, Fischer und Steffani direkt bei Lully - und das hört man.
Hier ist er vertreten mit Orchestersuiten und Concerti.
Benedikt Anton Aufschaiter war Hofkapellmeister in Passau.
Auch er soll bei Lully studiert haben, oder zumindest bei Muffat. Über sein Leben ist nicht viel bekannt bevor er nach Passau kam.
Jedenfalls sind seiner Serenaden (Suiten) eine absolute Endeckung.