Hans Beirer – Nur zweite Wahl?


  • Der Wiener Tenor Hans Beirer (1911–1993) wollte eigtl. zunächst Medizin in seiner Heimatstadt studieren, eher er sich dem Gesang zuwandte und an die Wiener Musikakademie wechselte als Schüler von Tino Pattiera und Paul Neuhaus. Sein Debüt hatte Beirer 1936 am Landestheater von Linz als Hans in der "Verkauften Braut". 1937–39 war er an den Stadttheatern von Basel und St. Gallen tätig, danach bis 1941 Operettensänger am Mellini-Theater in Hannover. Der Krieg bedingte eine Unterbrechung seiner Karriere, doch konnte er dennoch nach seiner Einziehung zur Wehrmacht am Theater am Nollendorfplatz in Berlin weiterhin in Operetten auftreten. 1943 erfolgte eine Anstellung an der Städtischen Oper (Deutsche Oper) Berlin. Nach anfänglichem Auftreten im lyrischen Fach, wurde er mehr und mehr als Wagner-Tenor bekannt. Von 1958 an gehörte er zum Ensemble der Staatsoper Hamburg, 1962–87 auch zu dem der Wiener Staatsoper. Seine zahlreichen Gastspiele umfassten die Mailänder Scala, das Teatro San Carlo in Neapel, die City Centre Opera in New York, die Grand Opéra in Paris, das Teatro Comunale in Bologna, das Teatro Colón in Buenos Aires, das Teatro San Carlos in Lissabon, das Teatro Liceo in Barcelona, die Opernhäuser in Lyon und Toulouse, das Théâtre Royal de la Monnaie in Brüssel, Covent Garden in London, die Oper von Rom, die Staatsopern in München und Stuttgart, die Opern von Marseille und Kopenhagen sowie das Teatro Carlo Felice in Genua. Daneben trat er von 1958–62 als Parsifal bei den Bayreuther Festspielen auf, ebenso als Tristan (1959) und Tannhäuser (1961). Auch bei den Salzburger Festspielen war er Gast, und zwar 1951 im "Wozzeck" und in der "Zauberflöte". 1971 wirkte er bei der Uraufführung der Oper "Der Besuch der alten Dame" von Gottfried v. Einem mit. 1972 sang er den Alfred aus der "Fledermaus" an der Deutschen Oper Berlin. Am selben Haus verletzte er sich, damals bereits 70, als Siegfried in gleichnamiger Oper 1981 bei einem Sturz auf der Bühne im 1. Akt schwer, beendete aber, vom Publikum umjubelt, die Aufführung dennoch. Beirer war vielseitig interessiert und betätigte sich auch als Schriftsteller und Maler.


    Trotz dieser eindrucksvollen Bühnenkarriere kommt es mir so vor, als wäre Beirer gerade in Bayreuth immer nur zweite Wahl gewesen neben Windgassen und evtl. noch Vinay. Heute wäre man vermutlich sehr froh um eine Stimme wie die Seinige.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Wie gut, dass ein Fragezeichen hinter der mutig, provozierenden Frage
    " Hans Beirer -- nur zweite Wahl"? steht.
    Wie im Eingangsstatement von Josef II sauber recherchiert sang Beirer jahrzehntelang an den größten Opernhäusern der Welt, große Partien und 1. Fach. Damit ist seine Qualität bewiesen. Allerdings war Beirer ein Sänger mit sehr wechselnder Qualität. Ich erinnere mich, dass er im "Tannhäuser" eine begeisternde Romerzählung sang. Es gibt daneben einen Tannhäuser auf CD unter Karajan mit ihm in der Titelpartie. Schmisse, wie es schlimmer nicht geht. Beier musste auch Nerven wie breite Nudeln gehabt haben, denn egal welche Schwierigkeiten es gab, der Hans hielt immer durch und rettete sich über die Runden.
    Hans Beier, der sich selbst als den letzten Dino Saurier auf der Bühne bezeichnete, war ein Sängertyp, mit dem zumindest Wieland Wagner nicht viel anfangen konnte. Richtig ist die Feststellung, wir wären heute froh, wenn wir einen Heldentenor vom Kaliber Hans Beier hätten.
    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Lieber Operus,


    dies war in der Tat fragend gemeint, ich wollte Beirer sicher nicht herabwürdigen.
    Das Bayreuther Publikum der damaligen Zeit war wohl durch Windgassen etwas verwöhnt, so daß Beirer etwas im Schatten stand und auch nicht besonders häufig dort auftrat.
    Stellt man sich hypothetisch vor, es hätte keinen Windgassen gegeben, wie anders wäre Beirers Bayreuther Karriere vielleicht verlaufen.


    Liebe Grüße
    :hello:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Dem Beitrag von Operus kann ich mich nur anschließen.
    Als Heldentenor war Beirer in den 50er Jahren einer von
    ca. 20 berühmten Kollegen. Auf Wunsch kann ich sie alle aufzählen.


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Zitat

    Original von Joseph II.


    Der Wiener Tenor Hans Beirer (1911–1993) wollte eigtl. zunächst Medizin in seiner Heimatstadt studieren, eher er sich dem Gesang zuwandte und an die Wiener Musikakademie wechselte als Schüler von Tino Pattiera und Paul Neuhaus. Sein Debüt hatte Beirer 1936 am Landestheater von Linz als Hans in der "Verkauften Braut". 1937–39 war er an den Stadttheatern von Basel und St. Gallen tätig, danach bis 1941 Operettensänger am Mellini-Theater in Hannover. Der Krieg bedingte eine Unterbrechung seiner Karriere, doch konnte er dennoch nach seiner Einziehung zur Wehrmacht am Theater am Nollendorfplatz in Berlin weiterhin in Operetten auftreten. 1943 erfolgte eine Anstellung an der Städtischen Oper (Deutsche Oper) Berlin. Nach anfänglichem Auftreten im lyrischen Fach, wurde er mehr und mehr als Wagner-Tenor bekannt. Von 1958 an gehörte er zum Ensemble der Staatsoper Hamburg, 1962–87 auch zu dem der Wiener Staatsoper. Seine zahlreichen Gastspiele umfassten die Mailänder Scala, das Teatro San Carlo in Neapel, die City Centre Opera in New York, die Grand Opéra in Paris, das Teatro Comunale in Bologna, das Teatro Colón in Buenos Aires, das Teatro San Carlos in Lissabon, das Teatro Liceo in Barcelona, die Opernhäuser in Lyon und Toulouse, das Théâtre Royal de la Monnaie in Brüssel, Covent Garden in London, die Oper von Rom, die Staatsopern in München und Stuttgart, die Opern von Marseille und Kopenhagen sowie das Teatro Carlo Felice in Genua. Daneben trat er von 1958–62 als Parsifal bei den Bayreuther Festspielen auf, ebenso als Tristan (1959) und Tannhäuser (1961). Auch bei den Salzburger Festspielen war er Gast, und zwar 1951 im "Wozzeck" und in der "Zauberflöte". 1971 wirkte er bei der Uraufführung der Oper "Der Besuch der alten Dame" von Gottfried v. Einem mit. 1972 sang er den Alfred aus der "Fledermaus" an der Deutschen Oper Berlin. Am selben Haus verletzte er sich, damals bereits 70, als Siegfried in gleichnamiger Oper 1981 bei einem Sturz auf der Bühne im 1. Akt schwer, beendete aber, vom Publikum umjubelt, die Aufführung dennoch. Beirer war vielseitig interessiert und betätigte sich auch als Schriftsteller und Maler.


    Trotz dieser eindrucksvollen Bühnenkarriere kommt es mir so vor, als wäre Beirer gerade in Bayreuth immer nur zweite Wahl gewesen neben Windgassen und evtl. noch Vinay. Heute wäre man vermutlich sehr froh um eine Stimme wie die Seinige.


    Hallo,
    ich hatte das "Glück", Hans Beirer mehrmals live in der Hamburger Staatsoper zu erleben. Es war immer ein Wechselbad der Gefühle. Er konnte gut sein, zumindest war er immer ein Heldentenor mit großer Durchschlagskraft, was es ja heute nicht mehr gibt. Leider hat er häufig sehr unsauber gesungen, Einsätze verpatzt, und er hatte immer Schwierigkeiten mit der Höhe.
    Mein letztes Erlebnis mit ihm war eine Meistersinger Aufführung am 23.12. 19.. (das genaue Jahr müßte ich aus dem Programm entnehmen) wo er dann beim Preislied mit dem Podest zusammenbrach. (Beirer war "etwas" übergewichtig)
    Das Gelächter war dementsprechend und die Aufführung wurde abgebrochen. Gottseidank hatte er es unverletzt überstanden.
    Das war meine letzte Aufführung mit Beirer, ich höre ihn ab und zu, wenn ich mir alte Livemittschnitte von der Hamburger Staatsoper anhöre.
    Sicherlich wäre er heute der einzige, echte Heldentenor.....

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  • Hallo, Taminos!


    Ich höre gerade einen interessanten Ausschnitt aus "Tannhäuser". Es singen: Hidegard Hillebrecht, Hans Beirer und Theo Zilliken, begleitet von Chor und Orchester der Städtischen Oper Berlin unter der Ltg. von Richard Kraus. Hans Beirer singt einen ausgezeichneten Tannhäuser, der allerdings manchmal etwas zuviel forciert. Ansonsten eine hörenswerte Aufnahme.



    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • Ich glaube, mich erinnern zu können, in der verfilmten Offenbach-Operette den Wohlbeleibten als Jupiter erlbebt zu haben - mit Astrd Varney als Juno und John Shierley sang den Pluto. Die Scetche waren teils ganz gut. Die Tochter von Irmgard Seefried spielte die Öffentliche Meinung.


    Also in der Unterwelt wird französisch gesprochen. Die Göttin Diana hatte Verständigungsprobleme und lispelte außerdem. Sie fragte ihre Freundin, wenn sie etwas nicht verstanden hatte immer "Was hat der Höllenfürst soeben gesagt?" Kann sich von der Taminoranern sonst noch jemand an den Film erinnern?


    Orpheus telefonierte aus einem Straßentelefon mit dem Olymp. "Wer ist am Apparat?" "Das Olympische Komitee, Göttermutter Juno."


    Hier ist Orpheus. Es geht um die Enführung meiner Frau" "Und was hat der Olymp damit zu tun?" "Eine Gottheit ist in die Sache verwickelt." " Das habe ich mir doch gleich gedacht!" "Habt ihr auf Erden denn keine Gerichtsbarkeit?"


    So in dem Dreh ging das Stück dann weiter.
    Ob das vor 30 oder vor 40 Jahren war, das weiß ich nicht mehr. Aber erinnern kann ich mich an einzelne Details noch ziemlich genau.


    :angel:
    Engelbert

  • Hallo zusammen,


    ich besitze von Hans Beirer eine Doppel-LP, die ich in den 80er Jahren in einem Münchener Antiquariat fand. Die beiden Platten bieten ein breites Spektrum von Beirers Kunst: Wagner, Verdi und auch Mozart. Wahrscheinlich eine Privatpressung, denn es gibt keine biografischen Hinweise, noch nicht einmal die Titel sind auf der Coverrückseite aufgelistet. Vielleicht kennt jemand diese Platte - wahrscheinlich eine Rarität.


    Gruß
    Manfred

    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


    "Non datemi consigli che so sbagliare da solo".
    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
    Giuseppe di Stefano

  • Offenbach, Orpheus in der Unterwelt


    Aufnahme: 1.1.1985, live, Video, Berlin
    Dirigent: Jesús López-Cobos
    Orchester der Deutschen Oper Berlin
    Chor der Deutschen Oper Berlin
    Chorleitung: Walter Hagen-Groll
    Inszenierung: Götz Friedrich
    Vl.: Reinhold Wolf
    (deutsche Fassung von Götz Friedrich und Thomas Woitkowitsch)



    Rollen und Sänger


    Cupido: Carol Malone
    Diane: Janis Martin
    Euridice: Julia Migenes-Johnson
    Hebe: Maria Teresa Reinoso
    John Styx: Helmut Lohner
    Junon: Astrid Varnay
    Jupiter: Hans Beirer
    L'opinion publique: Mona Seefried
    Mars: Manfred Röhrl
    Mercure: Peter Maus
    Minerve: Marie-José Brill
    Morphée: William Pell
    Orphée: Donald Grobe
    Pluton-Aristée: George Shirley
    Vénus: Annabelle Bernard


    [Quelle: A. Ommer: Verzeichnis aller Operngesamtaufnahmen, S. 12306]


    ;)

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

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  • Hallo, Taminos!


    Ich höre gerade einen interessanten Ausschnitt aus "Tannhäuser". Es singen: Hidegard Hillebrecht, Hans Beirer und Theo Zilliken, begleitet von Chor und Orchester der Städtischen Oper Berlin unter der Ltg. von Richard Kraus. Hans Beirer singt einen ausgezeichneten Tannhäuser, der allerdings manchmal etwas zuviel forciert. Ansonsten eine hörenswerte Aufnahme.


    Gruß Wolfgang


    Dieser Tannhäuser-Querschnitt



    galt viele Jahre als die einzige offizielle Studio-Plattenaufnahme von Hans Beirer.
    Inzwischen sind aber einige - mehr oder weniger graue - Aufnahmen aufgetaucht, sodaß Andreas Ommer inzwischen 33 Gesamtaufnahmen von Opern listet.


    LG


    ;)

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Lieber Harald,


    Genau das ist die Einspielung, die ich noch im Kopf hatte. Das Lopez-Cobos diriegierte hatte ich vergessen.


    Mit freundlichen Grüßen
    :angel:
    Engelbert

  • Hallo zusammen,


    galubt man den Ausführungen von Jürgen Kesting in seinem Werk "Die großen Sänger", dann ist auch der Tenor Africo Baldelli niemand anders als Hans Beirer:


    "Wer ist Africo Baldelli, der als Parsifal die Kundry von Maria Callas verzaubert und erregt? (Aufnahme unter Gui von 1950 auf Cetra). Der Name findet sich in keinem Lexikon, in keinem Besetzungsbuch und ist auch in der Branche völlig unbekannt. Der Verfasser ist sich allerdings ziemlich sicher, in dem Italiener mit dem kryptischen Namen den Wiener Heldentenor Hans Beirer wiederzuerkennen, der zu den führenden Fachvertretern zählte ..."



    LG
    Manfred

    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


    "Non datemi consigli che so sbagliare da solo".
    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
    Giuseppe di Stefano

  • In BERLIN war Ks Hans Beirer eine INSTITUTION er sang Tristan, Tannhäuser, Erik, Stolzing, im Ring alles,
    Parsifal, Florestan und ALFRED in der Fledermaus.
    Später Herodes, Äegisth aber auch an der Wiener Staatsoper war er ständiger Gast.
    Im Besuch der alten Dame von van Einem den Bürgermeister.
    Alle obigen Partien sang er auch in Wien von 1965 - 1986.
    Ich kannte ihn persönlich sehr gut und seine tolle Gattin Terry Beirer, die
    für ihn ihre Sängerinnen Karriere aufgab, Sie waren ein einmaliges
    Ehepaar!
    An seiner Stimme schieden sich die Geister.
    Da ranken komische Geschichten zwischen seinem Kollegen Suthaus und ihm
    herum.
    Bewunderswert seine Energie und auch seine Stimmkraft!
    Man mußte ihn mögen oder nicht........... :D
    Ein echtes Urgestein der Oper, wie ich es heute oft vermisse!
    :) :hello:

    mucaxel

  • Am 23.5.1971 wirkte er an der Wiener Staatsoper in der Uraufführung der Oper »Der Besuch der alten Dame« von Gottfried v. Einem mit; auf Amadeo-Polygram erschien eine Gesamtaufnahme. Die ist aber vergriffen. Gab es irgendwann eine Neuauflage?

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  • Ich kann mich gut an die Offenbach-Aufführung aus Berlin erinnern, die ich im TV gesehen habe. Ich kenne ansonsten Beier nur von Aufnahmen, auf der Bühne habe ich ihn nicht erlebt. Ich denke auch, wenn er heute lebte, würde er alle Heldentenöre in Grund und Boden singen.


    Dass er so selten in Bayreuth sang, lag vielleicht auch daran, dass er musikalisch nicht so ganz versiert war. Seine früheren Kollegen erzählten immer, dass er sehr auf den Dirigenten achten musste, um Einsätze zu bekommen und häufig ging es daneben, aber seine stimmlichen Qualitäten waren halt so gut, dass man an ihm ansonsten "nicht vorbei" kam !

  • Am Donnerstag wird er 100:


    Beirer, Hans, Tenor, * 23.6.1911 Wiener Neustadt, † 24.6.1993 Berlin


    Dazu der heutige Radio-Tipp in Ö1:


    heute, Dienstag, 21. Juni 2011
    15:05 Uhr Radio Oe 1


    Apropos Oper - mit Gottfried Cervenka.
    Hans Beirer - zum 100. Geburtstag

    Er hat sich selbstironisch als "letzter Dinosaurier der Opernbühne" bezeichnet und damit gemeint, der letzte wirkliche, schwere Heldentenor seiner Zeit zu sein. Noch mit 75 Jahren hat er an der Staatsoper den Siegfried in "Götterdämmerung" gesungen und ist auch noch danach in seinen beiden Stammhäusern Wien und Berlin in Charakterpartien aufgetreten. Berühmt war der gebürtige Wiener Neustädter aber auch für seine scharfe Zunge, die selbst vor sogenannten "Heiligen Kühen" kein Pardon kannte.


    Diese Hommage zum 100. Geburtstag des 1993 verstorbenen Künstlers zeigt ihn aber auch fern des Wagner-Repertoires in raren Rundfunkmitschnitten aus seinen lyrischen Anfängen.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • heute vor 20 Jahren gestorben:



    Beirer, Hans (* 23. Juni 1911 in Wiener Neustadt; † 24. Juni 1993 in Berlin) war ein österreichischer Heldentenor und Kammersänger, der an der Deutschen Oper Berlin, der Wiener Staatsoper und der Hamburgischen Staatsoper fest engagiert war.
    International bekannt wurde er vor allem als Wagnersänger.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)


  • Möchte hier die DVD erwähnen vom OTELLO mit ihm und Renata Tebaldi Deutsche Oper BerlinMöchte hier die DVD erwähnen vom OTELLO mit ihm und Renata Tebaldi Deutsche Oper Berlin


    und Parsifal


    mucaxel

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  • "Hans Beirer - nur 2. Wahl?" bereits der gewählte Titel klingt despektierlich. Beier war über Jahrzehnte einer der führenden Heldentenöre, der an den renommiertesten Häusern und Festspielplätzen große Erfolge feierte. Er war auch ein liebenswertes Orignal, wie diese in unserem durchorganisierten Opernbetrieb leider selten geworden sind. So sollten wir ihn in Erinnerung behalten - auch wenn er sicherlich unterschiedliche Leistung brachte - aber wer hat die in so einer langen Karriere nicht?


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Natürlich wäre Hans Beirer grad aus heutiger Sicht alles andere als zweite Wahl. Threadtitel werden häufig etwas provokant formuliert, um eine höhere Resonanz zu erhalten (was offenbar glückte).



    Sehr beeindruckend fand ich Beirer als Herodes in "Salome" in dem berühmten Götz-Friedrich-Film unter der Leitung von Böhm:


    Was Filmversionen dieser Oper anbelangt, wohl die Referenz, was nicht zuletzt auch an Beirer liegt, der sich nahtlos in die tadellose Besetzung (Stratas, Varnay, Weikl, Ochman, Schwarz) einreiht.


    :hello:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Aus der Sicht eines Ex-Hamburger Opernbesuchers einige Anmerkungen zu Hans Beirer. Beirer war mein erster Tristan, Tannhäuser, Siegmund, Siegfried, Othello (alles Hamburg) und Parsifal (Bayreuth), und anfangs, d.h. um 1960, war ich begeistert von dieser Stimmgewalt. Dass ich ihn später kritischer sah, lag vielleicht auch an seiner Omnipräsenz an der Hamburgischen Staatsoper, an der man in seinem Fach in den 60er Jahren selten andere Tenöre außer Beirer zu hören bekam. Natürlich war es damals "Usus", dass jedes Ensemble "seinen" Heldentenor hatte, aber wenn man auch einmal andere Heldentenöre hätte erleben können, wäre man Beirer vielleicht etwas gerechter geworden.


    Wenn ich heute an Beirer denke, dann an die vielen Geschichten, "Skandälchen", die sich um Beirer herum abspielten, dessen Auftritte meistens von einer Schar West-Berliner Anhänger begleitet wurde, die ihren Helden entsprechend feierte, zum Missvergnügen der Anti-Beirer-Fans, die sich häufig zu (eigentlich ungerechtfertigten) Buhs hatten hinreißen lassen. So behalte ich ihn lieber als sich selber karikierenden Alfred in der "Fledermaus" in Erinnerung.


    Hans Beirer - nur zweite Wahl? Was wahres heltenorales Material anbelangt, war Beirer einem Wolfgang Windgassen zweifellos überlegen. Weshalb er trotzdem in Bayreuth (und das in seiner besten Zeit) nicht so recht zum Zuge kam, lag ebenso sicher daran, dass Wieland Wagner in Windgassen den kongenialeren Umsetzer seiner Ideen hatte.


    Grüße aus Finnland
    Peter

  • Bisher kannte ich Hans Beirer nur als Sänger heldischer Opernpartien. Gerade höre ich ihn in dem wunderbaren Duett "Immerzu singt mein Herz deinem Herzen zu" aus der GROSSEN SÜNDERIN von Eduard Künneke. Seine Begleiterin ist Hella Steinbrecher und der Dirigent kein geringerer als Eduard Künneke persönlich. Hans Beirer meistert die extreme Höhe in diesem Duett problemlos.

    W.S.

  • "Wer ist Africo Baldelli, der als Parsifal die Kundry von Maria Callas verzaubert und erregt? (Aufnahme unter Gui von 1950 auf Cetra). Der Name findet sich in keinem Lexikon, in keinem Besetzungsbuch und ist auch in der Branche völlig unbekannt. Der Verfasser ist sich allerdings ziemlich sicher, in dem Italiener mit dem kryptischen Namen den Wiener Heldentenor Hans Beirer wiederzuerkennen, der zu den führenden Fachvertretern zählte ..."

    Ich glaube nicht, dass das Beirer ist, wenn ich die Aufnahme höre.




    Ich mag seinen Herodes in dieser Götz-Friedrich-Verfilmung auch SEHR und halte das Video ebenfalls für die Referenz unter den SALOME-Videos, wegen der Gesamtbesetzung im Allgemeinen und auch wegen des alternden Heldentenors (einen solchen halte ich für diese Partie für wesentlich geeigneter als einen reinen Charaktertenor) Hans Beirer im Besonderen! Ich könnte mir keinen besseren Herodes wünschen!

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

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  • Hans Beirer, der am 23. Juni 1911 geboren wurde, starb am 24. Juni 1993, an seinem Namensfeste. Zu seinem Geburtstag habe ich seinen Otello herausgesucht:



    Heute ist sein 104. Geburtstag.



    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Hallo zusammen,
    ich besitze von Hans Beirer eine Doppel-LP, die ich in den 80er Jahren in einem Münchener Antiquariat fand. Die beiden Platten bieten ein breites Spektrum von Beirers Kunst: Wagner, Verdi und auch Mozart. Wahrscheinlich eine Privatpressung, denn es gibt keine biografischen Hinweise, noch nicht einmal die Titel sind auf der Coverrückseite aufgelistet. Vielleicht kennt jemand diese Platte - wahrscheinlich eine Rarität.


    Hallo Manfred, erst jetzt lese ich Deinen Eintrag von vor fünf Jahren. Dieses Album kenne und habe ich auch. Wenn man so will, ist es eine Rarität. Beirer hat es selbst produzieren lassen, für sich und seine Fans. Die Angaben sind tatsächlich mehr als spärlich. Entweder sollten die Quellen aus rechtlichen Gründen verschleiert werden, was einleuchtet, oder aber das Album wollte den Tenor ganz und gar in den Mittelpunkt gestellt sehen. Das passte zu ihm. Er war ja sehr von sich überzeugt, eine Eigenschaft, die ein Sänger gut gebrauchen kann. Es gibt diesen privaten Mitschnitt einiger Szenen der Walküre aus Wien vom 24. Juni 1982. Beirer verabschiedete sich mit dieser Vorstellung "vorläufig" als Siegmund vom Wiener Publikum. Nach Ende des zweiten Aufzuges wandte er sich in einer launigen Ansprache ans Publikum. Dabei fielen auch folgende Worte: "Viele Direktoren und Intendanten sah ich geh'n, doch Hänschen Beirer bleibt bestehen". Nun ja. Mich hat immer gewundert, dass sich kein Label gefunden hat, wenigstens eine Platte mit ihm zu produzieren. Der erwähnte Tannhäuser-Querschnitt unter Richard Kraus beim Europäischen Phonoclub bzw. Bertelsmann ist ja kaum der Rede wert. Er klingt für meinen Geschmack sehr unengagiert mit Tendenz zur Langeweile. Die höhenproblematische Tongebung scheint mir sehr frei gewählt. Vielleicht wirkte ja diese Platte auch in dem Sinne abschreckend auf Produzenten, ja nicht mehr mit ihm zu machen. Zu hören ist das Duett mit Elisabeth (Hildegard Hillebrecht) zu Beginn des zweiten Aufzuges und die Romerzählung. Wann die Platte produziert wurde, weiß ich auch nicht. Ich finde bisher kein Produktionsjahr. Aus früherer Zeit (1949) habe ich Operettenszenen, die mir gut gefallen. Mit scheint, Beirer hätte auch dieses Fach weiterverfolgen können. Alles andere sind Live-Aufnahmen, die erst mit großer Verspätung auf den Markt gelangten, zunächst meist unter dem Ladentisch. Einiges wurde nachträglich legalisiert. Einige Titel wie die MONA LISA finde ich sehr spannend.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Heute möchte ich an Hans Beirers Todestag erinnern, nachdem gestern sein Geburtstag war.


    Heute ist Hans Beirers 22. Todestag.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Da ich ja immer bestrebt bin, die Sängerjubilare des jeweiligen Tages nachzuhören, habe ich bei Youtube gestöbert und dabei festgestellt, dass seit 1. Mai dieses Jahres (wer weiß, für wie lange...) der Berliner "Otello" aus der Deutschen Oper Berlin von 1962 mit Tebaldi, Beirer und Dooley unter Patané in der Inszenierung von Hans-Peter Lehmann komplett eingestellt ist:


    https://www.youtube.com/watch?v=Xwipplk3YYM&t=357s
    Der Chor singt in deutscher Sprache, die Solisten in italienischer Originalsprache.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Da ich ja immer bestrebt bin, die Sängerjubilare des jeweiligen Tages nachzuhören, habe ich bei Youtube gestöbert und dabei festgestellt, dass seit 1. Mai dieses Jahres (wer weiß, für wie lange...) der Berliner "Otello" aus der Deutschen Oper Berlin von 1962 mit Tebaldi, Beirer und Dooley unter Patané in der Inszenierung von Hans-Peter Lehmann komplett eingestellt ist.


    Kurz ein paar Worte zu dieser Inszenierung: Als Renata Tebaldi 1962 an der Deutschen Oper Berlin als Desdemona gastieren wollte, gab es im Repertoire keine "Otello"-Inszenierung. Also wurde Hans-Peter Lehmann, am Hause als Spielleiter und Regieassistent engagiert, damit beauftragt, aus Anlass dieses Gastspiels eine Inszenierung zu erstellen. Das Gastspiel wurde für das Fernsehen aufgezeichnet, es gab jedoch nur zwei öffentliche Aufführungen dieser Inszenierung, die nicht als Premiere angekündigt wurde: Am 30. August 1962 die "Eurovisionsaufführung" und am 1. September 1962 eine als "Gastspiel Renata Tebaldi" bezeichnete einmalige Wiederholung, die vom SFB-Rundfunk übertragen wurde. "Otello" erlebte dann am 7. Dezember 1967 eine "reguläre" Premiere am Haus: Unter der musikalischen Leitung von Lorin Maazel und in der Inszenierung von Gustav Rudolf Sellner sangen Charles Craig, Sena Jurinac und Giuseppe Taddei. Die Inszenierung wurde bis in die 80er Jahre hinein gespielt.

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