Christoph von Dohnányi


  • Der charismatische deutsche Dirigent ungarischer Herkunft CHRISTOPH von DOHNÁNYI, der in nicht allzu ferner Zeit seinen 80. Geburtstag feiern kann, verdient ein eigenes Thema, daher wird dieses Versäumnis hiermit nachgeholt.


    Geboren am 8. September 1929 in Berlin, studierte Dohnányi Jura und Musik in München, u. a. auch bei seinem Großvater Ernst von Dohnányi.


    Bereits mit gerade 27 Jahren wurde er 1957 in Lübeck zum jüngsten Generalmusikdirektor Deutschlands ernannt. Daneben leitete er das WDR Sinfonieorchester. 1968 wurde er zum Generalmusikdirektor in Frankfurt a. M. berufen, 1972–1977 war er Direktor der Frankfurter Oper. Von 1977–1984 nahm er die Stelle des Musikalischen Leiters an der Hamburger Staatsoper wahr. Bereits 1978 wurde er in die Freie Akademie der Künste Hamburg berufen. 1982 zum Musikdirektor des Cleveland Orchestra designiert, nahm er diese Stelle 1984–2002 ein. 1997 wurde er zum Principal Conductor des Londoner Philharmonia Orchestra berufen, dessen Ehrendirigent er seit 2008 ist. Seit 2004 schließlich steht er dem NDR Sinfonieorchester vor.


    Wichtige Aufnahmen Dohnányis (leider vielfach nur mehr gebraucht erhältlich) sind u. a. folgende:







    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Das war sein Spitzname als er noch Opernchef in HH war.


    Und ich habe ihn geflissentlich ignoriert.
    Sein Bruder hat mich mehr interessiert.


    Aber dann:
    Nun dirigiert er seit einigen Jahren die Eröffnungs- bzw. Abschlusskonzerte vom SH Festival,
    Und dabei waren eine Bruckner 4, die so entspannt rüberkam, dass ich mich fragte, was all das Getue um Bruckner soll, wenn man Bruckner so genau und so schlicht zugleich aufführen kann. Das war bestens.
    Und dann eine Mahler 1, wo ich dachte, dass diese verdudelte Sinfonie, die ich zu oft gehört habe und die zu Tode geritten schien, eben doch Mahler als Böhmen darstellt und nur Böhmen oder Verwandte dieses Idiom genau treffen. Ancerl und Kubelik sind Beispiele dafür. Die treffen einen Ton bei Mahler, den selbst Bruno Walter nicht fand.
    Nun tritt CvD als Dritter hinzu: Genial,- ich hoffe, dass diese Aufnahme vom SH Festival mal als CD verfügbar wird.


    Und gestern brillierte er dann mit Beethoven 9.
    Vorweg gab es Wagners vertonte Wesendonk Anbaggereien, aber wer ist schon Wagner? CvD soll die spannendsten Opern, leider keinem kompletten Ring, dazu abgeliefert haben. Kenne ich noch nicht, ich spare aber schon.
    Die 9. war echt Klasse. Sehr überlegen disponiert und sehr flott. Kein Rumgeeier an den schönen Stellen und dennoch sehr ergreifend.
    Dass er all dieses bereits als CDs nachhörbar mit dem Cleveland Orchestra in den späten 80igern und 90igern abgeliefert hat, beschämt einen Mitteleuropäer, der immer nur seinen "Kuddl Böhms" und "Schnarch Jochums" huldigt.


    Vor allem interessiert mich, nachdem ich ein bisschen in seiner Diskografie gestöbert habe, sein Engagement für die amerikanische Moderne.


    Gruß S.

  • Zitat

    Original von s.bummer
    Vor allem interessiert mich, nachdem ich ein bisschen in seiner Diskografie gestöbert habe, sein Engagement für die amerikanische Moderne.


    In dieser Hinsicht sehr zu empfehlen (leider momentan nur gebraucht zu erhalten bzw. bei arkivmusic als Nachpressung):



    :hello:


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Zitat

    Original von s.bummer
    ...
    Und gestern brillierte er dann mit Beethoven 9.
    ...
    Die 9. war echt Klasse. Sehr überlegen disponiert und sehr flott. Kein Rumgeeier an den schönen Stellen und dennoch sehr ergreifend.
    ...


    Jo, ähh, hm, hm...


    Die Geschmäcker sind nun einmal offenbar doch sehr verschieden. Das war für mich bestenfalls eine brave und ambitionierte Aufführung eines Ensembles, das das Werk immerhin recht ordentlich hinter sich brachte (was schon keine geringe Leistung ist!), aber darüber hinaus keinerlei Glanzlichter setzen konnte. Es gab im Gegenteil hörbare Schwächen im Ensemblespiel (besonders im ersten Satz) und so gut wie keine Delikatesse im Orchesterklang. Dohnanyi verwaltete, was er vom Orchester geboten bekam und konnte keine fesselnde Interpretation herausholen...


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Ich muß mich Theophilus' Sichtweise anschließen: Diese Aufführung wurde dem Anspruch einer Festival-Eröffnung nur teilweise gerecht. Vielleicht lag es an zu knapp bemessener Probenzeit, das Tuttispiel jedenfalls war bei dieser IX. wohlwollend formuliert höchstens mittelmäßig.
    Die Darbietung der männlichen Solisten im Schlußsatz übrigens auch. Überzeugen konnten der Chor aus Dänemark und de Damensoli.


    Man muß dem Regionalpathos nicht das Wort reden, um feststellen zu können: Böhm und Jochum müssen sich mit ihren Aufnahmen nicht verstecken und auf Attribute à la s.bummer können sie getrost auch verzichten.


    Auf den Flaps "aber wer ist schon Wagner?" gehe ich bewußt nicht ein.

    Freundliche Grüße Siegfried