Mozart Divertimento (N. 2) KV 131 in D-Dur

  • Hallo liebe Forianer,


    es handelt sich bei dem Divertimento KV 131 um ein sehr unbekanntes Werk Mozarts. Ich las hier noch nie was drüber.
    Und doch ist es mir ein großes Bedürfnis diesen Thread, zu eröffnen. Denn ich liebe dieses Werk sehr. Obgleich es ein einigermaßen frühes Werk ist, wirkt es für mich wie eine sehr gelungene, reife Sinfonie in 6 Sätzen.


    Mozart besetzte das Divertimento mit Flöte, Oboe, vier Hörner, Fagott und Streicher.
    Geschichtlichen Hintergrund zu dem Werk kenne ich bis heute keinen, hoffe daher dass Ulli hierzu was sagen kann.
    Ich denke Mozart hat hier, gerade in den kontrapunktischen Rahmsätzen, viel in Richtung italienische Sinfonie experimentiert, denn den Hang zum italienischen lässt sich hier nicht anzweifeln.


    Vielmehr hoffe ich nun, dass ich nicht der einzige bin, der dieses Werk kennt und schätzt.
    Ich habe nichtmal Einspielungen zu empfehlen, denn ich kenne keinen. Ich fand das Werk als Aufnahme im Internet.
    Mein Lieblingssatz ist übrigens der Letzte. 8)



    Eilige Grüße,



    C.

  • Hallo Sakow!!!


    Ich kann dir nur in allen Punkten beipflichten!


    Ein grandioses Werk, das mich tief berührte und freudig und glücklich machte!!!
    Ein sehr frühes Werk, man merkt die Lebenslust des Herrn Mozart unglaublich stark.


    Ich finde das gesamte Divertimento gelungen, vor allem der von dir gepriesene letzte Satz und der erste haben es mir angetan... 8) 8)


    Einspielung habe ich (ebenso wie du) keine - ich hörte es (ebenso wie du) im Internet... :O


    Gruß :hello:

    Komponiert ist schon alles - aber geschrieben noch nicht. (W.A. Mozart)

  • Zitat

    Original von Hammel
    Einspielung habe ich (ebenso wie du) keine - ich hörte es (ebenso wie du) im Internet... :O


    Wo liegt das Problem? Enthalten in der Philips Complete Edition Vol. III (Academy of St. Martin in the Schmalztopf, Sir Neville Marriner - z. Zt. irgendwie nicht greifbar, außer in meinem Schrank). Jpc listet allerdings noch einige andere Einspielungen:


    ...


    Die Zefiros stellen den Marsch KV 167AB (290) voran, der aber schon rein besetzungstechnisch (Violine, Viola, Baß, 2 Hörner) nichts mit KV 131 zu tun hat. Dennoch würde ich natürlich die Zefiros empfehlen :D HIP for ever. Von der Capella ismirüblitana alias Capella unsmogkaana würde ich die Finger weg lassen (nicht mal für geschenkt, was ja bei NAXOS fast der Fall ist...).


    Mich persönlich fasziniert am meisten das 29taktige Adagio des 2. Satzes - komprimierter Mozartschmalz :D der auch große Ähnlichkeit mit der Boccherini-Hayndschen 'Serenade' hat.


    Das Besondere an dem Werklein ist die Besetzung: Flöte, Oboe, Fagott, 4 (!) Hörner (welche auch im ersten Trio (von insgesamt merkwürdiger Weise drei Trios) des ersten Menuetts und gleich zu Beginn des 2. Menuetts und des Vor-Adagios zum Finale witzigerweise solistisch a capella tönen) und Streicher.


    Das Allegretto ist ähnlich dem Andantino grazioso aus der B-Dur-Sinfonie KV 173dA (182).


    Für wen und warum Mozart das Werk komponierte, wußte er vermutlich selbst nicht. Jedenfalls sind Auftrag- bzw. Anlassgeber heute unbekannt.


    Die vier Hörner nerven übrigens :D


    :hello:


    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Der geneu Entstehungsanlass dieses Werkes ist nicht bekannt. Datiert ist es auf Juni 1772. Man vermutet , es in die Nähe der Begebenheiten um die Amtseinführung des neuen Erzbischofs zu Salzburg Hieronymus Graf Colloredo rücken zu dürfen.


    Bei der richtig benannten Tonart D-Dur ist das Werk jedoch eigentlich eine größere Salzburger Serenade, mehr denn als ein Divertimento - in diesem Fall also großangelegte "Unterhaltungsmusik" (der Titel Divertimento wurde von Mozarts Biograph Nissen dem Autograph hinzugefügt). Trotzdem hat Sakow nicht unrecht, denn es führt den Stil und den Gestus des in Mailand entstandenen Divertimentos KV 113 fort: Ein dem Stil nach italienisches Werk, dass mit seinem konzertanten Wechselspiel der Streicher und Bläser ein wenig an den concerto grosso Stil des Barock erinnert. Nur hier eben die Übertragung in den etwas größeren Rahmen.


    Die etwas ungewöhnliche Bläserbesetzung sprich schon hier für Mozarts Klangvorliebe und seine Experimentierfreudigkeit von Klangfarben - dem trägt er Rechnung mit der reinen langsamen Bläsereinleitung des letzten (sechsten) Satzes.


    Auch in diesem Werk bieten sich in wechselnder Reihenfolge Solopartien für die verschiedenen Instrumente (z.B. die Flöte im vierten Satz, einem scherzohaften Rondo).


    Der dritte Satz ist im übrigen eine Art vorwegnahme des 6. Menuettes von KV 176.

  • Wo findet man das denn im Netz?
    Zefiro hat die Streicher solistisch, nach den Klangschnipseln, was natürlich ein ziemlich anderes Klangbild gibt. Mir war das Stück bislang unbekannt (und ich dachte ich hätte die an Umfang und Besetzung größeren Serenaden größtenteils), daher ich habe mal eine preisgünstige gebrauchte mit Vegh/Camerata Acad., Salzburg bestellt.


    4 Hörner sind schon mal vielversprechend... :D


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Hier hab ich vielleicht etwas Verwirrung gestiftet: Das "groß" bezog sich mehr auf den Stil: Die Besetzung ist:


    2 Violinen, 2 Violen, Bass, 1 Flöte, 1 Oboe, 1 Fagott und 4 Hörner in D

  • Zitat

    Original von Peter Pasdzierny
    Hier hab ich vielleicht etwas Verwirrung gestiftet: Das "groß" bezog sich mehr auf den Stil:


    Das kommt jetzt etwas spät, denn:


    Zitat

    Original von Johannes Roehl
    daher ich habe mal eine preisgünstige gebrauchte mit Vegh/Camerata Acad., Salzburg bestellt.


    :baeh01:


    Die Hörner sind auch eher solistisch eingesetzt (außerdem hatte ich die Besetzung w.o. schon angegeben).


    Zitat

    Zefiro hat die Streicher solistisch, nach den Klangschnipseln, was natürlich ein ziemlich anderes Klangbild gibt.


    Damit dürften sie richtig liegen, wenn man sich die Besetzungsliste anschaut, weshalb (groß-) orchestrale Einspielungen per se ausscheiden.


    :hello:


    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Dass schon bestellt wurde hab ich nicht überlesen, aber trotzdem sollte man Verwirrung doch richtig stellen.


    Und in Bezug auf die Frage ob solistisch oder ein ganzes Orchtester ist als Besetzungsangabe "Streicher" (wie von Ulli gegeben) nicht sehr aussagekräftig :untertauch:


    Insofern hab ich das Köchelverzeichnis diesbezüglich zitiert und in 2 Violinen, 2 Violen und Bass verfeinert. Wobei natürlich wieder die Frage ist woher diese Angaben stammen. Bei den Divertimenti und Serenaden gibt es bezüglich der Besetzung ja einige offenene Fragen. Vielleicht ist es bei diesen Werken auch nicht so wichtig, da sie ja auch in der Praxis wohl oft den zu Verfügung stehenden Möglichkeiten angepasst wurden.


    Die Einspielung in der Phillips Complete Edition klingt aber nicht solistisch???


    Die Bratschen sind übrigens geteilt eingesetzt und es sind explizit Celli vorgeschrieben, was bei der sonst variablen Bezeichnung Bass nicht immer beinhaltet sein muss.

  • Ich nutze die Brilliant-Gesamtaufnahme, um Mozarts Musik kennenzulernen. Das eine oder andere kaufe ich mir dann später noch einmal in anderen Aufnahmen (mein Lieblings-Klavierquintett KV 452 zum Beispiel...).


    Das Divertimento KV 131 wird vom Kurpfälzischen Kammerorchester Mannheim unter Jiri Malát dargeboten. Ich muss mir das morgen noch mal anhören, nachdem ich all das hier gelesen habe, glaube ich. :)

  • Zitat

    Original von Peter Pasdzierny
    Und in Bezug auf die Frage ob solistisch oder ein ganzes Orchtester ist als Besetzungsangabe "Streicher" (wie von Ulli gegeben) nicht sehr aussagekräftig :untertauch:


    Insofern hab ich das Köchelverzeichnis diesbezüglich zitiert und in 2 Violinen, 2 Violen und Bass verfeinert.


    Ja eben. Ich ging davon aus, daß dies eh klar ist.


    Zitat


    Wobei natürlich wieder die Frage ist woher diese Angaben stammen.


    Vom noch existenten Autograph.


    Zitat


    Die Einspielung in der Phillips Complete Edition klingt aber nicht solistisch???


    Leider nicht: deswegen ist sie ja auch incomplete (zum Ausgleich gibts aber KV 525 in zwei Versionen: mit größerem Streicherkorpus und solistisch).


    Zitat

    Die Bratschen sind übrigens geteilt eingesetzt und es sind explizit Celli vorgeschrieben, was bei der sonst variablen Bezeichnung Bass nicht immer beinhaltet sein muss.


    Die Bratsche wird nicht geteilt, es sind zwei Bratschen, gekennzeichnet mit Viola I, II - teils in einem System notiert. Und es steht dort nicht explizit Celli (vllt. im veralteten Köchel [in KV6 steht nur 'Baß'], nicht so in der NMA: dort steht explizit Violoncello e Basso).


    :hello:


    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Zitat

    Original von Peter Pasdzierny:
    Und in Bezug auf die Frage ob solistisch oder ein ganzes Orchtester ist als Besetzungsangabe "Streicher" (wie von Ulli gegeben) nicht sehr aussagekräftig. Insofern hab ich das Köchelverzeichnis diesbezüglich zitiert und in 2 Violinen, 2 Violen und Bass verfeinert.


    Zitat

    Von Ulli:
    Ja eben. Ich ging davon aus, daß dies eh klar ist.


    Was ist eh klar? Jetzt verwirr nicht noch mehr, das hat doch gerade gar keinen Sinn mehr gemacht? :P


    Und über die geteilten Violen sowie Cello und Bass sind wir uns doch prinzipiell einig. Die Frage ist nur, ob mit den Bezeichnungen die Stimmen oder die tatsächliche Instrumenten Anzahl gemeint ist.


    Wer kommt denn sonst auf die Idee das ganze Werk als Serenade für Orchester einzuordnen? Naja...vielleicht sollte man sich einfach über die Definition "Orchester" streiten. :yes:


    :hello:
    Peter

  • Zitat

    Original von Peter Pasdzierny
    Was ist eh klar? Jetzt verwirr nicht noch mehr, das hat doch gerade gar keinen Sinn mehr gemacht? :P


    Wieso nicht? Divertimenti sind eigentlich immer solistisch. Konkret z.B. bei KV 251, von Mozart als Divertimento a 7 stromenti betitelt (Oboe, 2 Violinen, Viola, Baß und 2 Hörner) oder KV 247 Divertimento à 6 Strom. (2 Violinen, Viola, Baß und 2 Hörner).


    Bei den Serenaden ist das anders: diese müssen chorisch besetzt werden, da sich (meistens) eine Concertante im Werkinnern befindet, welche Solisten gebraucht.


    Zitat

    Die Frage ist nur, ob mit den Bezeichnungen die Stimmen oder die tatsächliche Instrumenten Anzahl gemeint ist.


    Mozart korrigierte beispielsweise bei KV 134a (155) das originäre Viole in Viola. Dadurch wird z.B. klar, daß er selbst zunächst nicht sicher über die Besetzungsgröße war... durch die deutlich sichtbare Änderung aber ist klar, was gemeint ist. Wäre KV 131 chorisch zu besetzen, müßte es (da 'Violini' und 'Viole' nicht eindeutig genug sind) auch 'Violoncelli e Bassi' und nicht 'Violoncello e Baßo' heißen. So jedenfalls notiert Mozart das bei seinen späteren Sinfonien im eig. Verzeichnis: Eine Sinfonie. - 2 Violini, 1 flauto, 2 clarinetti, 2 fagotti, 2 Corni, 2 clarini, Timpany, viole e Baßi. [e.g. KV 543]. Man kann m. E. nur anhand der Behandlung der 'Bässe' (gemeint sind Celli und Kontrabäße) ablesen, welche Besetzungsstärke gemeint ist.


    Zitat


    Wer kommt denn sonst auf die Idee das ganze Werk als Serenade für Orchester einzuordnen?


    Zunächst kommt es auf den Stand der Forschung an, die - wenn überhaupt - der Einspielung zugrunde liegt. Außerdem würden durch die Reduzierungen so wahnsinnig viele Streicher arbeitslos.


    :hello:


    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Inzwischen habe ich mir in aller Eile auch die Naxos-Aufnahme gekauft.


    Ulli:

    Zitat

    Die vier Hörner nerven übrigens


    Traut man dem Naxos Beiheft (Cris Possiac),
    dann war das durchaus nicht unbeabsichtigt.
    Die Partien für die Hörner sollen derart komplex notiert sein, daß "normale" Spieler sie nicht bewältigen konnten - notabene nicht mit den damals üblichen Naturhörnern............


    Der Autor deutet an, es könne sich um eine subtile Bosheit Mozarts handeln um die Aufführung zum Desaster werden zu lassen und den Auftraggeber (Colloredo ??) zu ärgern.



    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Das ist auch durchaus subjektiv... da ich persönlich eine hohe Affinität zu Bläsern habe, empfinde ich das eher als 'aufregend' denn als 'nervend'.


    Aber worauf ich mich einlasse ist in jedem Fall: 'auffällig' und 'außergewöhnlich'.

  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt



    Der Autor deutet an, es könne sich um eine subtile Bosheit Mozarts handeln um die Aufführung zum Desaster werden zu lassen und den Auftraggeber (Colloredo ??) zu ärgern.


    Um ihn zu ärgern? Dafür hat er aber ganz schön viele Ideen in dieses Divertimento gesteckt. Sinfonien zu der Zeit waren von ihm weit weniger ansehnlich.



    :hello: