Schubert Klaviersonate Nr 21 in B-Dur D 960

  • Immer wieder stossen wir in unserem Forum auf Beiträge zu der letzten Klaviersonate D 960 von Schubert. Doch haben wir noch keinen eigenen Thread für dieses ergreifende Klavierwerk. Falls wir uns richtig umgesehen haben.


    Lediglich drei Sonaten erschienen zu Lebzeiten Schuberts im Druck (D 845, D 850 und D 894), andere wurden wenige Jahre nach seinem Tod von Freunden aus dem Nachlaß herausgegeben und erhielten posthume Opuszahlen. Hierzu gehört die monumentale B—Dur—Sonate D 960: Sie ist die letzte der drei posthumen Sonaten und damit die letzte Instrumentalkomposition Schuberts überhaupt. Im September 1828 entstanden die letzten späten drei Klaviersonaten in c-moll, A-Dur und B-Dur, wobei die B-Dur Sonate D 960 die Krönung der letzten Sonatenreihen darstellt, denn das Ideal der Sonate, das Schubert in sich trug, ist hier erfüllt.
    Lyrisches Singen bestimmt ihren Grundton, nicht das Austragen dramatischer Kontraste oder gar motivisch—thematische Arbeit. An die Stelle zielgerichteter Abläufe wie bei Beethoven setzt Schubert ein freies fabulierendes Fließen, ein Umkreisen und Weiterspinnen eines Hauptgedankens, eine entspanntere, mitunter kontemplative Tonsprache. Lang ausgesungene, fließende Melodiebögen im Kopfsatz, dagegen ein abgründiges Andante, ein heiteres Scherzo und schließlich ein bewegtes Schlußrondo stecken den weiten Rahmen ganz unterschiedlicher Empfindungsbereiche dieser formal wie inhaltlich ungemein reichen Sonate ab.
    Auch äußert sich hier in klangsatter Kantabilität, in harmonischem Reichtum, in graziösem Humor und in plötzlicher Harmonischer Ausweichung die reife Kunst Schuberts.
    Sein Klavierwerk ist so innerlich, daß man es eher zur Hausmusik als zum Konzertsaal zählt.


    Zitat:
    Wer vermag nach Beethoven noch etwas zu machen? (Schubert)


    Wie gefällt Euch dieses Werk und welche Aufnahmen gefallen Euch?


    Unsere Favoriten werden wir später nachreichen.


    Grüsse
    romeo&julia

  • Bin eher der Meinung D960 könnte man ohne Probleme in Schuberts Klaviersonaten Thread besprechen.
    Der größte Teil des Threads beschäftigt sich eh mit den drei letzten Sonaten.


    Aber dennoch:


    Sofronitsky, Sokolov und Afanassiev (ECM) würde ich hier benennen!


    Gruß

  • Hallo,


    Wenngleich mein Beitrag zu diesem Thema vielleicht noch ein paar Tage auf sich warten lassen wird, so bin ich doch von der Idee eines eigenen Threads sehr angetan. Ich sehe im "allgemeinen Schubert-Klaviersonaten Thread einen "Trailer" der auf Spezialthreads erst Appetit macht.
    Allgemeine Threeads sind recht gut geeignet solange das Forum noch relativ klein ist. Stellen wir und aber den Thread in 2 Jahren vor: 300-400 Mitglieder diskutieren dan querfeldein alle Schubert Sonaten durch...
    Aus diesem Grund begrüße ich diesen Spezialthread.


    Freundliche Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Liebe romeo&julia,
    daß diese Sonate ganz ausserordentlich ist , bedarf keiner weiteren erläuterung .
    Meine Llieblingsaufnahmen sind :
    s. richter
    c. haskil
    r. orozco
    Viele Grüsse
    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Hallo Robert & Julia und Schubert-Freunde,


    ausser Sofronitsky möchte ich hier Artur Schnabel nennen. Im Konzertsaal hat mich am meisten Nikolai Demidenko beeindruckt.


    Viele Grüße,


    Walter

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  • Liebe romeo & julia,
    liebe Freunde dieser aussergwöhnlichen Sonate !
    Ich lese hier im Forum immer häufiger in Zusammenhang mit dieser Sonate den Namen Sofronitzkys . W a s beeindruckt Euch an seiner Interpretation so ausserordenlich ?
    Grüsse
    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Sofronitzky kenne ich auch nicht. Wo ist denn die Aufnahme erschienen. Die B-Dur Sonate habe ich zum allerersten Mal im Konzert gehört- vor Ewigkeiten beim Schleswig-Holstein-Musikfestival auf Sylt mit Cyprien Katsaris. Wieder daheim im Süden habe ich mir die Platte mit Katsaris gekauft. Inzwischen höre ich die Platte auch noch gelegentlich würde aber Perahia und Schiff den Vorzug geben, besonders seit ich Schiff live gehört habe.


    Grüße, Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Salut,


    Schuberts B-Dur Klaviersonate [Deutschverzeichnis 960] ist natürlich eines der größten Werke der Klavierliteratur überhaupt. Schubert vollendete die Sonate am 26. September 1828. Die Größe des Werkes lässt sich durch reines Hören nur erahnen: Wieviel und wie lange Schubert mit den Noten gekämpft hat, kann man recht gut aus den autographen Skizzen zu dieser Sonate erkennen, die glücklicherweise zu jedem der vier Sätze erhalten geblieben sind.


    Als erstes fällt auf, dass Schubert im ersten Satz zunächst lediglich die einfache Melodie ohne Begleitung in den Skizzen notiert. Das Tempo ist Moderato. Der markante Triller auf dem ges der linken Hand ist zunächst „nur“ eine halbe Note lang und eine Oktave höher, als im späteren Reinfassung. Genau dieser Triller auf dem ges verbindet für mich die Sonate mit Mozarts Klaviersonate B-Dur, KV 454 [die mit der langsamen Einleitung]. Mozarts Werk zeichnet sich durch eine parallele Stelle aus [ebenfalls ges-f in der linken Hand vor der Reprise]. Weiterhin fällt auf, dass das Werk urspünglich nach dem später im Werk weiter ausgeführten und ausgeschriebenen [!] Triller [b-ces] nach fis-Dur geht und wesentlich ruhiger verläuft. Erst in der Reinfassung entscheidet sich Schubert für ges-Dur [was letztlich auf dem Klavier egal ist, tongeschlechtlich sicherlich jedoch „richtiger“ in Bezug auf B-Dur]. Auch erst in der Reinfassung unterlegt Schubert das Thema mit dem forellenhaften Geblubber in der linken Hand. Dadurch erklärt sich auch vielleicht die Veränderung, die Schubert in der Tempobeizeichnung durch ein Hinzufügen von molto zum ursprünglichen Moderato vornahm. Im „triolischen“ Teil sind Skizzen und Reinfassung bereits recht identisch, wie auch die Durchführung, welche Schubert zunächst [in der Skizze] durch Verwendung von Triolen in der Begleitung etwas hektischer machte, als wir sie heute kennen. Die Skizze zum ersten Satz wird mit dem ersten Ton der Reprise unterbrochen. Schubert schreibt hier „wie oben“ – erst den Schluss des Satzes schreibt er wieder auf. Dieser erscheint allerdings noch nicht ganz so ausgereift – eher dünn – wie in der endgültigen Fassung.


    Der zweite Satz ist im Entwurf rhythmisch noch nicht so formvollendet, wenn auch die Melodieführung fast identisch zur Endfassung ist. Das markante cis, welches von der linken über die rechte Hand übergreifend gespielt wird, fand zunächst auf dem 3. Schlag des ¾-Taktes statt. Im A-Dur-Mittelteil war das Thema ursprünglich für den Bass vorgesehen und von der rechten Hand umspielt. Dies dreht Schubert später einfach um. Thematisch landet er in der Skizze plötzlich bei der c-moll-Sonate: Die Oktavsprünge in der rechten Hand sind ganz unverkennbar ein „Rückblick“ auf den letzten Satz der ersten Sonate dieser Trilogie. Wohl ein Grund, warum Schubert diesen Part später völlig eliminierte und durch einen neuen ersetzte. Im Wiederholungsteil dann endlich kommt das markante cis auf den 2. Teil des zweiten Schlages, wie wir es gewohnt sind.


    Das Scherzo weicht in der Endfassung eigentlich kaum von der Skizze ab, außer dass Schubert ein paar modulierende Takte einfügt.


    Sehr konfus sind die Erstaufzeichnungen zum 4. Satz: Offenbar hat Schubert diesen bis Takt 147 gleich rein geschrieben, die Skizze nämlich beginnt erst bei Takt 148 und weist weder irgendwelche Vorzeichen noch Schlüssel auf. Im Ganzen entspricht sie aber dennoch in groben Zügen dem Endergebnis, wenngleich manche Phrasen etwas anders harmonisiert und rhythmisiert sind.


    Man kann also durch das Spielen der Skizzen ein völlig anderes Werk Schuberts hören, als es nun bekannt ist. Es ist einfach so genial, wie Schubert gearbeitet hat...


    Cordialement,
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

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  • Zitat

    könnte man da am Beginn von eher allgemeineren threads auf die spezielleren verweisen?


    Nein.


    Dafür gibt es mehrere Gründe:


    1.) ist es gar nicht sicher, daß ein spezieller Thread zu Beginn eines allgemeinen schon überhaupt extistiert, der spezielle könnte ja viel später gestartet worden sein (was in der Regal auch der Fall ist)


    2)eine nachträgliche Überwachung durch den Administratror wäre bei derzeit etwa 1000 Threads zu aufwändig - Eigeninitiative ist hier angesagt. :D


    3) Es ist ja jedem Mitglied möglich innerhalb eines Beitrags auf einen anderen hin zu verlinken . was ja auch gelegentlich geschieht.



    freundliche Grüße
    aus Wien
    Alfred



    PS Weiteres zu diesem Thema, so erforderlich, bitte im internen Bereich zu posten

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !




  • Vor allem bliebe es nicht bei EINEM anderen Thread.
    Geht man von Schuberts Sonaten Thread so können ohne Probleme 10-15 andere Threads eine gemeinsame Schnittmenge mit den Thread haben.
    Ausschnitte spezielle Werke, einzelne Komponisten ect.


    Ein Blick ins Inhaltsverzeichnis wäre hilfreich!
    Sofern Alfred das halbwegs auf den neuesten Stand hält :stumm: :D

  • Noch wenig bekannt, aber excellent: Die D 960 gespielt von Michael Korstick. Mir gefällt vor allem der wunderbar langsame Kopfsatz, der erahnen lässt, wieviel Zeit und Einfühlung der Pianist sich bis zur Aufnahme gelassen hat - es sollen Jahre des allmählichen Annäherns sein.

  • Lieber tctc ,
    zunächst willkomen im Forum .
    Besten Dank für Deinen Hinweis auf diese Aufnahme , don der ich noch nie etwas gehört hatte .
    Alles Gute weiterhin hier im TAMINO - Forum !
    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Ciao Ulli


    Vielen Dank für Deine interessanten Ausführungen zur Klaviersonate D960.
    Inzwischen sind schon einige Aufnahmen von Euch erwähnt worden;
    - Richter
    - Haskil
    - Sofronitsky
    - Schnabel
    - Kostick
    - Brendel
    - und andere


    Wir haben uns acht Aufnahmen blind vergleichend angehört, ohne differgierende Ansichten zu Wiederholungen von Expositionen oder anderes bewertet zu haben. Dies überlassen wir den jeweiligen Pianisten und Pianistinnen. Unter den bereits aufgeführten Interpreten hatten wir Richter und Korstick dabei.


    Für uns stark abgefallen war die Aufnahme des Pianisten Edward Stan. Die doch etwas arg langsam und dadurch wohl spannungsarm vorgetragen ist.


    Claudio Arraus Aufnahme von Philips konnte auch nicht durchgehend begeistern. Sie ist flüssig gespielt aber ohne treffenden Ausdruck. Der letzte Satz gefiel besser.


    Die Aufnahme des Italieners Sergio Fiorentino, in hohem Alter eingespielt, konnte mehr überzeugen. Etwas zu langsam vorgetragen und manchmal pathetisch oder gar maniriert aber durchaus sehr lyrisch und differenziert gespielt.


    Die späte Aufnahme von Vladimir Horowitz aus dem Jahre 1986 ist wunderbar differenziert und fliessend aber gelegentlich etwas zerhackt doch wiederum zum Teil mit wunderbaren Spannungsbögen.
    Wirklich überzeugt haben uns folgende Aufnahmen mit zum Teil unterschiedlichen Ansätzen;
    Der Russe Grigorij Sokolov spielte eine wunderbar differenzierte, fliessend luftige Aufnahme ein und hat den Charakter der Sonate gut getroffen.
    Der relativ unbekannte Betthoven-Interpret Michael Korstick versteht es auch Schuberts Sonaten zu spielen und den möglichen Seelenzustand der Musik zu treffen. Ein lyrisches Spiel mit zumTeil gewagten schnellen manchmal sehr langsamen Stellen differenziert und persönlich vorgetragen. Leicht mit tollen Nuancen und Akzenturierungen.


    Alfred Brendel hatte uns ebenfalls mit seiner Aufnahme aus dem Jahre 1988 sehr gut gefallen. Wir konnten im Gegensatz zu Gerrit Stolte keine Anstrengungen heraushören. Sicherlich es ist manchmal schroff beinahe dramatisch gespielt, dann wieder sehr lyrisch, frisch und spielerisch differenziert vorgetragen. Die Aufnahme hat eine schöne Transparenz und Lichtigkeit die uns sehr angesprochen hat.


    Sviatoslav Richter mit seiner sehr langsam vorgetragenen Aufnahme aus dem Jahre 1972 ging an die Grenzen, gefiel uns aber sehr. Es ist eine beunruhigende Innigkeit mit einer wunderbaren Struktur und schönem Spannungsbogen welche diese Aufnahme auszeichnet.


    Freundliche Grüsse aus Basel


    romeo&julia

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  • Hallo,


    aber ihr müßt unbedingt noch Afanassiev hören :D

  • Hallo Richard


    Die Aufnahme Afanassievs von ECM haben wir auch, sowie die konträre Aufnahme von Curzon bei Orfeo, die sehr schnell gespielt ist. Wir wollten aber beide extremen Interpretationen nicht schon in den Vergleich miteinbeziehen. Dies werden wir mit einer geringeren Auswahl durchführen. ;)


    Schöner Tag


    romeo&julia

  • Hallo,


    tctc hat Recht. Korstick ist ein (kommender) Kölner Pianist, auch seine Interpretation der Beethovenschen Hammerklaviersonate hat Aufsehen erregt.

  • Lieber Richard ,
    aber mit Sviatoslav Richter liegen "romeo&julia" aus meiner Hörweise hervorragend . Die Aufnahme von Richter ist überwältigend !
    Herzliche Grüsse
    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Zitat

    Original von Frank Georg Bechyna
    Lieber Richard ,
    aber mit Sviatoslav Richter liegen "romeo&julia" aus meiner Hörweise hervorragend . Die Aufnahme von Richter ist überwältigend !
    Herzliche Grüsse
    Frank


    Habe ich nicht abgestritten!
    Gleiches gilt für Afanassiev! :D

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  • bevor ich jetzt für 3 wochen verschwinde noch schnell einen beitrag fürs neugegründete forum:


    ich habe inzwischen meinen bestand auf 36 erhöht -hallo theophilus! ( – das bezieht sich auf die entsprechende stelle im allgemeinen schubert klaviersonaten thread). Und unlängst versucht , mir 3 jüngere russen (zumindest leben sie noch) und 3 ebenso „junge“ deutsche (also nicht die ganz jungen, gepushten stars wie stadtfeld) anzuhören. wieder einmal mussten aus zeitgründen teile des gesamten werkes, diesfalls der 3. und 4. satz, daran glauben -ich hätte gern ein parallelleben nur zum musikhören!


    die objektiven tatensachen:
    evgeny kissin (geb.1971) aufn. 2003 I: 22:05 II: 12:26
    grigory sokolov (geb.1950) aufn. 1992 I: 20:18 II: 10:47
    valery afanassiev (geb.1947) aufn. 1997 I: 28:13 II: 12:40
    karl betz (weiß jemand, wann?) aufn. 1998 I: 17:50 II: 11:11
    michael endres (geb.1961) aufn. ? I: 19:40 II: 8:15
    michael korstick (geb.1955) aufn. 2003 I: 25:39 II: 11:10
    {ich versteh nicht, wieso das wieder so unübersichtlich daherkommt -ich hatte so lange mit den tabulatoren herumgewürgt X( }


    betz spielt, wie man erkennen kann, die wiederholung im 1. satz nicht; was man nicht erkennen kann, ist, dass afanassiev KEINE zusätzlichen noten spielt, auch lässt endres im 2. satz nichts aus.


    bei den subjektiven daten möchte ich mich nicht zuweit hinauslehnen, bei den vielen pianisten hier im forum…
    aufgefallen ist mir:
    KISSIN arbeitet viel mit temposchwankungen und setzt mit der verzögerung schon viele takte vor dem schluss (des 2. satzes) ein.


    SOKOLOV spielt den mittelteil des 2. satzes eindeutig schneller, sein starkes schnaufen erinnert mich an die arrau-aufnahmen. der klavierklang kommt mir etwas dumpf vor (life-aufnahme)


    AFFANASIEV spielt im 1. satz bei takt 124a (der überleitung zur wh) ein ungetüm von einem triller –gestoppte 10 sekunden lang! das pochende hämmern der linken hand ab takt 150 und dann wieder bei 173 habe ich bei keinem so eindringlich gehört. auch scheint mir bei ihm die einheitlichkeit der figur der linken hand beim übergreifen –wie von ulli weiter oben so anschaulich beschrieben- am meisten gewahrt. er erinnert mich ein wenig an glenn gould mit seinem bach, wie er stimmen „herausholt“.
    er wird im mittelteil des 2.satzes schon „schneller“, aber erst ab takt 51 und nicht ab 43 wie die meisten anderen. er beachtet das diminuendo in takt 88 nicht, zusammen mit der sehr langen pause entsteht der eindruck eines vollkommenen abbruchs. ausserdem ist ein diminuendo meines wissens eigentlich ein decrescendo und kein ritardando, welches hier aber alle anderen spielen!


    BETZ bleibt auch eher beim zurückhaltenden tempo im andante sostenuto.


    ENDRES spielt alles am schnellsten, den mittelteil im andante auch noch einmal, macht aber trotzdem keinen schlechten eindruck (welch schlechten eindruck würde ich mit dieser formulierung wohl auf gerrit stolte machen! :wacky: )


    KORSTICK bleibt dem einmal gewählten (langsamen) tempo treu, im 2. satz setzt das diminuendo in takt 88 relativ spät ein. klanglich fällt mir ein mächtiger bass schön auf. diese einspielung rangiert bei mir jetzt ganz vorne.



    wenn jemand die sonate nicht kennt, dem würde ich afanassiew wahrlich nicht empfehlen, wegen verstörungsgefahr. aber für „kenner und liebhaber“…



    zusammenfassend: ein wunder, was aus so vielen punkterln und stricherln entstehen kann.


    :beatnik:

  • Lieber Observator ,
    besten Dank für Deine Analysen der verschiedenen Aufnahmen . Vor allem bzgl. der Wiederholungen . Diese müssen meiner Meinung nach gespielt werden .
    Warum Brendel sie nicht spielt bleibt mir auch nach der Lektüre seiner Bücher ein Rätsel .
    Hervorheben möchte ich auch noch einemal die Aufnahme mit Artur S c h n a b e l !
    Einen schönen Urlaub !
    Grüsse
    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Zitat

    karl betz (weiß jemand, wann?)


    Salve, observator,


    ich glaube, er will nicht, das Du es weißt...



    Quelle: Hochschule für Musik in Würzburg


    Urlaubus bonus!


    Liebe Grüße
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Lieber Ulli ,
    muss es nicht heissen in neuestem Latein "urlabum bonum" ( Akkusativ ) oder in LateinISH (!) " I wish you Urlaubo bono" ?
    Wer weiss .
    Ist nach Deiner Kenntnis Würzburg inzwischen - auch durch Bernd Glemser - eine Art Mekka der deutschen Pianisten ?
    Beste Grüsse
    F r a n k

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

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  • ich sollte wohl hinzufügen, dass es sich um die denon-aufnahme handelt, das ginge zwar aus dem aufnahmedatum hervor, aber wahrscheinlich nur für insider (besitzer). da die cd nicht mehr zu bekommen ist, erhöht sich wohl ihr "kultfaktor" noch mehr. die ecm-einspielung habe ich auch, sie wurde aber hier nicht mit einbezogen. ich möchte diesbezüglich auf den allgemeinen schubert klaviersonaten thread verweisen.
    :hello: (und danke für die netten wünsche)

  • ganz wichtiger termin für alle affanassiev- und d960-interessierte!


    ö1 sendet am montag 18. juli ab 15:05 ein konzert vom 16.5. aus schwetzingen. affanassiev spielt d946 und d960.
    wer kein oe1 empfangen kann, kann sich eine cd beim audioservice brennen lassen (tel.: wien 50170374)


    {falls das eh schon 5x in deutschem radio gesendet worden ist, entschuldigt meine aufdringlichkeit}


    :hello:

  • hallo liebe musikfreunde,


    da ich hier neu bin, möchte ich auch meinen 'senf' dazu geben. interpretatorisch eindrucksvoll sind die pulsschlagartigen tempowechsel im ersten satz, die svjatoslav richter vollbringt. zum modulatorischen höhepunkt am ende der durchführung kommt es gar einem kurzen herz-kreislauf-stillstand gleich ! leider ist die live-aufnahme aus den 60er jahren aufnahmetechnisch nicht so gut. ansonsten höre ich gerne die DDD-aufnahme des stephen kovacevich (EMI), den ich vor zwei jahren auch mit diesem werk live hörte. aber eigentlich kenne ich keine schlechte interpretation dieses werkes.


    gruß, siamak

    Siamak

  • Hallo,
    bei mir haben sich im Laufe der letzten Zeit acht Einspielungen angesammelt:


    Rubinstein (1965)
    Endres
    Horowitz (80er Jahre)
    Schnabel
    Kissin (aus diesem Jahrhundert)
    Pollini (90er Jahre)
    Haskil (50er Jahre)
    Richter (60er Jahre)
    auch für mich gilt, dass es hierbei keine schlechte Einspielung gibt. Der hier im Forum immer sehr viel gepriesene S. Richter spielt für meinen Geschmack den ersten Satz etwas zu lang. Leider ist auch die Aufnahme recht „zerhustet“. (Ein Zuhörer in den ersten Reihen scheint unter einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung zu leiden. :)) Ich bin wohl etwas ungeduldig und mag lieber etwas zügigere Interpretationen. Gleiches gilt für Kissin (scheint eine russische Eigenart zu sein) Die ersten drei Sätze machen mich unruhig. Das Finale ist dann aber richtig gut. Alle anderen von mir genannten Interpretationen sind sicher auf ihre Art auch nicht schlecht. Die empfohlenen Aufnahmen von Sofronitzky, Sokolov und Afanassiew kenne ich leider nicht.
    Meine absolute Favoritin ist Clara Haskil. Sie hat den von mir gewünschten „Zug“, keine Pause ist zu lang. Laute Passagen werden nie zu laut, langsames nicht zu langsam, sie hat einfach das richtige Gefühl für jede Stelle und jede Stimmung die diese Sonate ausdrückt. Auch das Finale erscheint so „leichtfingrig“ im Sinne von „leichtfüßig“ :D, ich habe das Gefühl, hier stimmt einfach alles. Darum ist sie für mich persönlich das Non plus ultra!! :jubel:
    Wie steht Ihr zu dieser Einspielung?

    Günter

  • hallo Günter,


    bist du eigentlich lungenfacharzt ;),


    die aufnahme mit haskil kenne ich nicht. wenn du jedoch noch eine sehr zügige darstellung als DDD-aufnahme suchst, ich habe eine aufnahme mit dem ehemaligen studienkollegen von kocsis und a. schiff, deszö ranki. extrem zügige tempi vor allem auch im ersten satz, außerdem läßt er die wiederholung der exposition weg. eh man sichs gemütlich gemacht hat, ist alles schon vorbei.


    wessen interpretation ich nicht recht mag, ist die valery afanassievs. er hat die angewohnheit, die tempi extrem auszubreiten. und manchmal, so hat man den eindruck, phrasiert er wie ein klavierschüler. absichtlich ?(


    gruß, siamak

    Siamak

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