Der beste Herzog von Mantua - Wer ist es ?

  • Anders als im Thread


    Verdis Herzog von Mantua - Ein mieser Charakter ?


    wo es um eine Analyse der Rolle ging soll hier nur die ideale Besetzung gesucht werden - vorzugsweise auf Tonträger., aber auch die Live-Erscheinung kann davon unabhängig erwähnt werden.


    "Questo Quello" oder "Freundlich blick ich auf diese und jene"
    sowie "La donna e mobile" bze "O wie so trügerisch"
    sind Marksteine der italienischen Oper - an ihnen muß sich jeder Tenor, der dieses Fach singt, messen lassen.


    Eigentlich wird die Figur ja als schöner verführerischer Adeliger beschrieben, dem kein Mädchen widerstehen kann - in der Oper wurden daraus oft saturierte ältere Lebemänner ohn Skrupel.


    Scheinbar kommt kein Operntenor ,der für dieses Fach geeignet ist, an dieser Rolle vorbei. Stellt sich also die Frage,:
    Wer singt diese Aria um schönsten, wer am überzeugendsten ??


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Lieber Alfred ,



    d e r Herzog von Mantua war , ist uind wird für mich ohen Abstrich bleiben :



    A L F R E D O K R A U S .



    Am besten zugänglich ist seine Interpretation des Duca in der Referenzaufnahme bei RCA mit Anna Moffo , Robert Merrill unter Georg Solti .


    Beste Grüsse ,




    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Die wirklich schwere, große Arie ist eigentlich die mittlere:
    "Ella mi fu rapita... Parmi veder le lagrime". An ihr muß man sich als Duca messen lassen.


    Ich habe in dieser Rolle drei Favoriten, allesamt auf Tonträgern erhalten: Gianni Raimondi (BA 1961), Mario Filippeschi (Rom 1946) und Helge Rosvaenge (Berlin 1944).


    Der junge Aragall war auch nicht schlecht. Kraus ist mir in dieser Rolle ein bißchen zu glasig.


    :hello:
    M.

  • Ich hatte die Freude , den sängerisch wie darstellerisch s e h r überzeugenden G. Aragall erlebn zu können .


    Er ist leider zu sehr aus dem Focus verschwunden . Daher danke für diesen Hinweis wie auch auf Gianni Raimondis Duca .


    Nicht so überragend fand ich Luciano Pavaroti ( festgehalten auf einem Livemitschnitt unter C M Giulini ) .



    Erwartet hatte ich eigentlich den Hinweis auf Giuseppe di Stefano , der sicherlich durchaus ankzeptabel gewesen ist in seiner Glanzeit .


    Schöne Grüsse ,



    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Hallo Frank,


    mit Pavarotti habe ich auch meine Schwierigkeiten. Einerseits wegen der manchmal arg dünnen Höhe... hauptsächlich aber wegen einer oft nicht existenten tiefen Lage. Heldenbariton spielte mir mal einen Live-Mitschnitt aus den 1960ern vor, da war bei "Questa o quella" unten nichts außer heiße Luft.


    Von Di Stefano gibt es ja einen Mitschnitt aus Mexico City - ich glaube von 1948. Ich habe ihn allerdings lang nicht mehr gehört und kann dazu nichts sagen.


    :hello:
    M.

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Mein liebster Duca ist Aragall.


    Mit der Stimme von Alfredo Kraus habe ich so meine persönlichen Problem.


    Auch Pavarotti konnte ich in dieser Rolle nie wirklich etwas abgewinnen.


    Domingo mochte ich in dieser Rolle auch immer sehr gern und besonders gern mochte ich den jungen Alagna in dieser Rolle ( aufgenommen 1994).



    LG
    Jolanthe

  • Ich mag Joseph Callejas Aufnahme der drei Arien sehr, vor allem, weil er "Questa o quella" wirklich federnd leicht singt und in "Ella mi fù repita" incl. Cabaletta eine beneidenswerte Energie verströmt - aber ist natürlich ein junger Herzog, der noch nicht sehr viel kriminelle Energie aufbringt...Ich würde ihn gerne einmal live sehen, bis dahin muß ich mit dem hiesigen Duca, der immerhin mal Einspringer für Domingo war, begnügen. Besser als gar nichts.


    Alfredo Kraus ist für mich eher der zynisch-reservierte, vom Charakter gefährlichere und jedenfalls reifere Herzog - stimmlich kommt ihm m.E. keiner gleich, aber de gustibus non est disputandum, es ist wirklich eine reine Geschmacksfrage.


    Pavarotti war es wirklich nicht, da stimme ich allen anderen zu. Den Rigoletto-Film mit ihm und Ingvar Wixell (glaube ich) finde ich ziemlich fürchterlich und habe ihn in eine dunkle Schrankecke versenkt...


    Grüße!


    Honoria

    "...and suddenly everybody burst out singing"
    Busman's Honeymoon

  • Unter den Aufnahmen in deutscher Sprache möchte ich Rudolf Schock hervorheben, der den Herzog von Mantua überzeugend dargestellt hat.

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Habe heute mal einen interessanten Hörvergleich angestellt: Jeweils das unvermeidliche "La donna è mobile" von folgenden Sängern:


    - Alfredo Kraus
    - Andrea Bocelli
    - Beniamino Gigli
    - Franco Corelli
    - Fritz Wunderlich (dt.)
    - Giuseppe Di Stefano
    - Joseph Schmidt
    - Juan Diego Flórez
    - Luciano Pavarotti
    - Mario Del Monaco
    - Nicolai Gedda
    - Plácido Domingo
    - Rolando Villazón
    - Yu Qiang Dai


    Schwierig, da einen eindeutigen Favoriten zu benennen. Besonders gefielen mir Di Stefano, Pavarotti, Domingo, Gigli, Corelli und Del Monaco. Erstaunlich achtbar sogar Bocelli (ob der natürlich eine Gesamtaufnahme durchhalten würde, ist eine andere Frage).

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Die Produktion mit Helge Roswaenge (1944) als Herzog (Schlusnus Rigoletto, Erna Berger Gilda) ist für mich eine beispielhafte Produktion mit wunderbaren Stimmen.


    Jan Peerce (1950) (mit Warren als Rigoletto und Erna Berger) ist ein stilsicherer Duca.


    Del Monacos Stimme (1954) mit Protti als Rigoletto und üden als Gilda ist für den Herzoge viel zu hart.


    Eindrucksvoll Ferruccio Tagliavini (1954) - Taddei Rigoletto, Lina Pagliughi Gilda: sehr sinnlich


    Gedda (1967): elegant, musikalisch sehr gut (Rig.: Cornell MacNeil, Gil.: Reri Grist)

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Guten Abend!


    Ein guter Tenor sollte sich in RIGOLETTO in dem Quartett "Holdes Mädchen , sieh mein Leiden" messen lassen! Denn da trennt sich die Spreu vom Weizen! Da merkt man als aufmerksamer Hörer, wem da die Luft ausgeht. Meine Favoriten und für mich fehlerfreie Herzöge sind da für mich: Björling, Bergonzi, Wunderlich, Gedda und Kraus. Viele andere Tenöre schnappen da nach Luft oder erwischen den falschen Ton.


    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • Das sind auch meine besten Lieblingsinterpreten.


    Björling, Bergonzi, Wunderlich, Gedda und Kraus!




    Pavarotti und Domingo, Alvares, Corelli und di Stefano und Grigolo konnten/können es aber auch.



    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)



  • Von Di Stefano gibt es ja einen Mitschnitt aus Mexico City - ich glaube von 1948. Ich habe ihn allerdings lang nicht mehr gehört und kann dazu nichts sagen.


    :hello:
    M.


    Lustig - ich habe erst unlängst nach langer Zeit wieder in die Studioaufnahme mit Callas hineingehört. War eigentlich seine beste Zeit, aber spätestens bei:


    ah, se-he-mpre tu spi-hi-ngi lo sche-her-zo all´estremo


    bevor Monterone auftritt, haben mir von den harten gequetschten Tönen die Ohren wehgetan, obwohl ich Di Stefano sonst zwar nicht uneingeschränkt, aber doch sehr liebe.


    Meine Duchi: junger Gigli!, Kraus, Björling, Gedda, Beczala - Schipa ist bei "Questa o quella" (1926) und in einer frühen Aufnahme von "Parmi veder le lagrime" beinahe unschlagbar.


    Der Herzog ist keine wirklich schwere Partie. Er sollte für mich leicht, aber nicht leichtgewichtig klingen und die teilweise schwierige Lage im passaggio / Übergangsbereich macht vielen Sängern (siehe Di Stefano) zu schaffen.


  • Diese Truppe aus Covent Garden
    kann es auch. Wundere mich, dass
    die prüden Engländer das zugelassen haben.
    Im ersten Akt geht es sehr frivol zu!


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)




  • Die bisherigen Antworten gehen in so frappierend unterschiedliche Richtungen, dass ich nicht recht weiss, ob es Sinn macht, jetzt noch meine Meinung dazu zu sagen - zumal die Debatte bereits seit Wochen versandet ist. - Nun ich tue es einfach!


    Ehe ich sagen kann, welche Interpretation mir besonder eingeleuchtet hat, muss ich mir selbst erst mal klar machen, was für eine Figur der Herzog eigentlich ist. Ja er wird schon als "schöner verführerischer Adeliger beschrieben, dem kein Mädchen widerstehen kann". Aber vor allem ist er ein skrupelloser Renaissance-Macho, der sich nimmt, was er haben will, der sein Vergnügen und Lust sucht aber nicht wirklich Liebe.Wenn er im zweiten Akt klagt, dass Gilda ihm entrissen wurde, steht für ihn nicht die verlorene Geliebte im Vordergrund sondern der geraubte Besitz. Der Duca ist vor allem unverschämt selbstverliebt und egoistisch (In den USA würde man sagen "selfish") und wenn er von Liebe singt, meint er seine Liebe! Da gibt es nicht das wunderbare Wörtlein "und" wie bei Tristan und Isolde.


    Vor diesem Hintergrund habe ich eigentlich nur einen Duca auf der Bühne erlebt, der mich restlos überzeugt hat und das war Renato Cioni. Berlin hatte ja in den 60er Jahren das wahnsinnige Glück, dass in den lyrischen Tenorpartien zwischen Alfredo, Rodolfo und Riccardo ständig Renato Cioni, Giacomo Aragall, Franco Tagliavini und Carlos Cossutta alternierten. Jeder hatte durchaus seine Meriten, aber als Duca war Cioni einfach eine Klasse für sich. Seine blendende Bühnenerscheinung und seine Fähigkeit, Figuren ein klares Profil zu geben, kamen ihm gerade in der Partie sehr zu gute. Er hatte eine sonst bei Tenören kaum je zu erlebende Eleganz und Vornehmheit, aber er verließ sich nicht allein darauf. Er zeigte, wie frivol der Herzog ist, wie kalt und menschenverachtend er mit Anderen umgehen kann. Aber er entwickelte auch einen umwerfenden Charme als Verführer und ließ dabei noch immer ahnen, dass es ihm um Eroberung geht und nicht um Liebe. Rein sängerisch mochte der damals ganz junge Aragall noch mehr für sich einnehmen. (Wenn man nur seine Gesamtaufnahme unter Gardelli kennt, ahnt man kaum, wie gut der einmal war!!!) Aber Cioni verstand es, seiner Stimme so viele Farben und Schattierungen abzugewinnen, dass seine darstellerische Konzeption musikalisch voll beglaubigt wurde. Mal klang er schmeichelnd und verführerisch, sang er Piano-Phrasen mit irritierender Süße und betörendem Schmelz. Und dann ließ er auch wieder ungeduldiges Drängen sowie die zupackende Härte und arrogante Kälte des Machtmenschen hören. Mir ist unvergeßlich, wie er die drei Solo-Paradenummern in diese Rollengestaltung integrierte, ja sie geradezu zu Verdichtungen seines Rollenverständnisses machte. So nahm man ihm denn auch nicht übel, wenn ihm die Kadenz in der Kanzone mal nicht wirklich locker und geschmeidig gelang und die Spitzentöne etwas steif gerieten. Sicher würde ich mir keine der drei Solonummern des Duca von Cioni auf meine Liste der besten Einspielungen dieser Stücke setzen. Aber sein Rollenportrait war er für mich überzeugender als alles was ich von anderen Tenören live (und das waren viele) oder in CD-Einspielungen und Aufführungsmitschnitten gehört habe.


    Leider ist Cionis Gesamtaufnahme nicht allzu gut gelungen. Immerhin gibt sie eine Ahnung davon, was er für ein Duca war!


    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Die Partie des Herzogs ist eine ganz große Liebe von mir. Leider hatte ich, durch die eingeschränkte Freiheit, nicht die live- Vergleichsmöglichkeiten, wie sie die meisten von Euch hatten. Natürlich habe ich viele Tenöre auf Platte, CD oder DVD gesehen / gehört. Meine Wertung:
    Für mich logischerweise ein Tenor, den ich in dieser Rolle -zig mal live erlebt hatte Ruggiero Orofino von der Staatsoper Berlin. Er hatte nicht nur eine hervorragende Stimme, er sah auch noch blendend aus.
    Sehr gut gefallen hat mir im Rigoletto- Film von 1953 oder 54 ( Tito Gobbi in der Titelpartie ) ein Tenor mit einer hellen, manchmal fast schneidenden Stimme, Mario Fillipeschi.
    Den hier erwähnten Tito Schipa habe ich von Schellackplatten bei einem älteren Bekannten oft gehört und in sehr guter Erinnerung.
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Meine Duchi: junger Gigli!, Kraus, Björling, Gedda, Beczala - Schipa ist bei "Questa o quella" (1926) und in einer frühen Aufnahme von "Parmi veder le lagrime" beinahe unschlagbar.


    Keine üble Liste!


    Ich erinnere mich an zwei oder drei Nummern aus Rigoletto, die es von Fritz Wunderlich gibt. Diese zeigen, dass er das Zeug zu einem ganz großen Duca hatte. Sein "Questa o quella" (vermutlich aber auf Deutsch) versprühte überwältigenden Charme...


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Hallo zusammen,


    da kann ich mich nur schwer auf einen Sänger, also dem "besten" Duca fokussieren. Lauri-Volpi, Pavarotti und Kraus waren schon für die Rolle geschaffen, Wunderlichs italienisches "La donna è mobile", Tagliavinis "Parmi veder le lagrime" sind hervorragend, mit einigen Abstrichen die Aufnahmen Schipas, Geddas.


    Gruß
    Manfred

    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


    "Non datemi consigli che so sbagliare da solo".
    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
    Giuseppe di Stefano

  • Nun werden doch wieder munter Namen von Tenören aufgeschrieben, die diese oder jene Solonummer des Duca toll gesungen haben. An solchen Sammelaktionen habe ich zwar auch meinen Spaß, aber ich finde sie eher unbefriedigend solange nicht zumindest kurz gesagt wird, was an dieser oder jener Aufnahme denn so bestechend ist.
    Ich hatte ja gestern versucht, überhaupt erst mal herauszufinden, was ich von einem Interpreten der Partie erwarte. Erst dann habe ich verraten, wer von den gut 40 Tenören, die ich live als Duca gehört habe, für mich am Stimmigsten war. Natürlich kann ich mich auch an der Natürlichkeit und dem unbekümmerten Strahlen eines Wunderlich erfreuen, und die Raffinesse eines McCormack begeistert mich, was immer er singt. Und Schipa, Lauri-Volpi und Tauber würde ich sowieso nie übergehen - welches Stück auch gerade zur Diskussion stehen mag! Ja, und wer könnte dem jungen Gigli widerstehen? Aber die Frage war doch "Wer ist der beste Herog von Mantua?" und nicht "Wer singt die Solonummern des Herzog von Mantua am besten?"
    Sorry, Freunde, das ist ein ziemlicher Unterschied!

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Aber die Frage war doch "Wer ist der beste Herog von Mantua?" und nicht "Wer singt die Solonummern des Herzog von Mantua am besten?"
    Sorry, Freunde, das ist ein ziemlicher Unterschied!

    Hallo Caruso41, da hast Du wohl Recht. Das Problem ist nur, dass es von einigen Sängern lediglich die Solonummern als Tondokumente gibt. Hätte ich beispielsweise von Schipa, Lauri-Volpi (von ihm gibt's einen Querschnitt der Oper) oder Wunderlich einen "kompletten" Duca gehört, könnte ich auch anders urteilen. Also werde ich konkreter: die Rolle verlangt einen höhensicheren Tenor ("Possente amor mi chiama" verlangt z. B. ein hohes D), der leidenschaft lich und federleicht die Tessitura bewältigt. In "Questa o quella" muss er akzentuiert singen, bei "La donna è mobile" ist die mörderische Kadenz am Ende der Arie für viele ein Problem, "E il sol dell'anima ... Addio" erfordert "stimmliche Verführungskünste" und ein Des in alto am Schluss des Duetts mit Gilda, "Bella figlia dell'amore" stellt ebenso höchste Ansprüche an die Stimmkultur des Duca. Bei "Parmi veder le lagrime" sollte das Rezitativ - so Verdi - schon zur Offenbarung werden: ... sie wurde mir entrissen ... Das ist eine ganze Menge, verglichen mit anderen Tenorrollen. Wie schon erwähnt, gibt es nicht von allen - für meine Begriffe - vorzüglichen Ducas komplette Rollenporträts. Wenn ich unter diesen Gesichtspunkten die Frage "Wer ist der beste Hezog von Mantua" beantworte, sage ich Pavarotti und Kraus - auf Augenhöhe.


    Gruß
    Manfred

    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


    "Non datemi consigli che so sbagliare da solo".
    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
    Giuseppe di Stefano

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Das ist eine ganze Menge, verglichen mit anderen Tenorrollen. Wie schon erwähnt, gibt es nicht von allen - für meine Begriffe - vorzüglichen Ducas komplette Rollenporträts. Wenn ich unter diesen Gesichtspunkten die Frage "Wer ist der beste Hezog von Mantua" beantworte, sage ich Pavarotti und Kraus - auf Augenhöhe.


    Das hat mir gefallen, lieber Manfred, wie genau Du die sängerischen Anforderungen beschreibst, denen ein Tenor gerecht werden muss, wenn er den Herzog singt. Wenn Du auf dieser Basis für Kraus und Pavarotti stimmst, kann ich das voll verstehen.
    Von allen Herzögen auf Tonträgern überzeugt mich Kraus am meisten (Solti-Aufnahme) - leider hatte ich nicht das Glück, ihn auf der Bühne in der Rolle zu erleben. Nach allem, was ich an Bühneneindrücken von ihm gesammelt habe (leider nur in fünf Partien) fürchte ich, er könnte mir etwas zu edel und distinguiert für die Rolle sein (Vgl. meine Bemerkungen zum Charakter oben). Pavarotti finde ich zumindest in dem Film mit Wixells Rigoletto sängerisch wirklich ausgezeichnet (in der Gesamtaufnahme mit Sutherland eher nicht so sehr), aber da ich ihn einmal in der Partie live erlebt habe, muss ich sagen, dass er mich als Darsteller gar nicht überzeugt hat. Zwar war er damals noch leidlich schlank und beweglich aber er gab den leichtlebigen Latinlover. Das ist mir aber zu wenig für diese Rolle.
    Das berührte denn meiner Meinung nach auch seine sängerische Leistung. Das Rezitativ vor der Arie hat er ziemlich "verschenkt", weil er über den dramatischen Sinn offensichtlich wenig nachgedacht hat und einfach etwas pauschal Wut und Schmerz ausdrückte. Wie aufregend man dieses Rezitativ gestalten kann, hat ein Mann wie Ochman (DG-Portrait!) gezeigt, der als Tenor dem großen Pavarotti wahrlich nicht das Wasser reichen kann, als Charaktergestalter aber scheint er ihm überlegen .

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Hallo Caruso41, da hast Du wohl Recht. Das Problem ist nur, dass es von einigen Sängern lediglich die Solonummern als Tondokumente gibt. Hätte ich beispielsweise von Schipa, Lauri-Volpi (von ihm gibt's einen Querschnitt der Oper) oder Wunderlich einen "kompletten" Duca gehört, könnte ich auch anders urteilen. Also werde ich konkreter: die Rolle verlangt einen höhensicheren Tenor ("Possente amor mi chiama" verlangt z. B. ein hohes D), der leidenschaft lich und federleicht die Tessitura bewältigt. In "Questa o quella" muss er akzentuiert singen, bei "La donna è mobile" ist die mörderische Kadenz am Ende der Arie für viele ein Problem, "E il sol dell'anima ... Addio" erfordert "stimmliche Verführungskünste" und ein Des in alto am Schluss des Duetts mit Gilda, "Bella figlia dell'amore" stellt ebenso höchste Ansprüche an die Stimmkultur des Duca. Bei "Parmi veder le lagrime" sollte das Rezitativ - so Verdi - schon zur Offenbarung werden: ... sie wurde mir entrissen ... Das ist eine ganze Menge, verglichen mit anderen Tenorrollen. Wie schon erwähnt, gibt es nicht von allen - für meine Begriffe - vorzüglichen Ducas komplette Rollenporträts. Wenn ich unter diesen Gesichtspunkten die Frage "Wer ist der beste Hezog von Mantua" beantworte, sage ich Pavarotti und Kraus - auf Augenhöhe.


    Gruß
    Manfred


    Ist das hohes D Pflicht, soweit ich vermute es ist nicht von
    Verdi geschrieben, oder ??
    :hello:

    Pourqoi me reveiller....

  • Ist das hohes D Pflicht, soweit ich vermute es ist nicht von
    Verdi geschrieben, oder ??


    Lieber Werther,


    bislang habe ich keinen Hinweis darauf gefunden, dass Verdi das hohe D in "Possente amor" nicht geschrieben hat. Ich lasse mich aber gerne belehren. Vielleicht verhält es sich ja wie mit der Stretta aus "Troubadour". Die hohen Cs hat Verdi auch nicht geschrieben, sie aber erlaubt. Als der Premieren-Manrico Enrico Tamberlick den Maestro fragte, ob er bei "Di quella pira" die Cs einlegen könne, antwortete Verdi: "Ja, wenn sie gut sind ..."
    Seitdem kamen die Tenöre kaum noch daran vorbei. So verbot Riccardo Muti - ohnehin ein Gegner hoher Tenortöne - dem Sänger Salvatore Licitra die hohen Cs in der Stretta zu singen. Das Ergebnis war ein laut buhendes, enttäuschtes Publikum bei dieser Aufführung in der Mailänder Scala.


    In einer Rigoletto-Gesamtaufnahme, die Muti dirigiert, ergeht es dem Duca (Vincenzo La Scola) ähnlich. Selbst das H in "La donna è mobile" muss er auslassen. Ich finde, dass ist zuviel des Guten und bringt die federnde Leichtigkeit des Stückes - trotz der phänomenalen Kadenz am Ende - völlig um ihre Wirkung.


    Gruß
    Manfred

    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


    "Non datemi consigli che so sbagliare da solo".
    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
    Giuseppe di Stefano

  • Lieber Werther,
    in meinem Klavierauszug steht kein hohes D. Es würde, außer bei Studio-Aufnahmen auch nicht besonders auffallen, weil alle anderen Solisten und der Chor, auch ein D singen.
    Ich habe das hohe D nur in der Aufnahme mit Alfredo Kraus gehört. Es ist aber kein besonders schöner Ton.


    :hello: Herbert

    Tutto nel mondo è burla.

  • Lieber Werther,
    in meinem Klavierauszug steht kein hohes D. Es würde, außer bei Studio-Aufnahmen auch nicht besonders auffallen, weil alle anderen Solisten und der Chor, auch ein D singen.
    Ich habe das hohe D nur in der Aufnahme mit Alfredo Kraus gehört. Es ist aber kein besonders schöner Ton.


    :hello: Herbert



    Richtig aber der hohes D von Pavarotti
    in der Rigolettoverfilmung unter Ponelle mit Grubi, etc. ist wunderbar.
    :thumbsup:


    :hello:

    Pourqoi me reveiller....

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • In meinem Klavierauszug steht auch kein hohes D. Ich meine mal gehört zu haben, das Ricardo Muti anlaßlich der erwähnten Rigoletto Aufführung in einem Interview gesagt hat, das in den Orginalpartituren von Verdi die hohen Noten überhaupt nicht vorkommen. Genau deshalb wollte er einmal den Rigoletto ohne die hohen Töne aufführen.

  • deshalb wollte er einmal den Rigoletto ohne die hohen Töne aufführen.

    Riccardo Muti mag keine hohen Töne bei Tenören. Ob Rigoletto, Troubadour oder Wilhelm Tell: häufig (meist immer) werden die hohen Noten gestrichen. So kürzte er aiuch in einer Wilhelm Tell-Aufführung die große Arie des Arnold um die Wiederholung des Chorfinales ("Corriam, voliam"). Der "Leidtragende" - andere Sänger wären froh drum - war Nicolai Gedda.

    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


    "Non datemi consigli che so sbagliare da solo".
    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
    Giuseppe di Stefano