Sir Georg Solti - Meine liebsten Aufnahmen

  • Zu Lebzeiten ein Superstar, Aushängeschild der Decca.
    In manchen Ländern wurde er angeblich sogar Karajan vorgezogen (was ich nur schwer glauben kann)
    Geehrt, geadelt, promoted, einer der letzten "Universaldirigenten, welcher abgesehen von Barockmusik (und den verhergehenden Epochen) so ziemlich alles abdeckte, was es da zu diriegieren gab, von der Wiener Klassik bis hin zur klassischen Moderne.
    Er war Operndirigent und Konzertdirigent gleichermaßen und war auch in den Aufnahmestudios der Decca hochaktiv.


    Sein heutiger Nachruhm entspricht dieser breiten Palette an Einspielungen, die er hinterließ, nicht ganz, aber es sollte doch einigese geben, das überlebt hat, und an das man sich gerne erinnert oder man als maßstabsetzend betrachtet...


    mfg
    aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Eine Aufnahme will ich obenan stellen, meine liebste Aufnahme von Mozarts Figaro:




    Wolfgang Amadeus Mozart:


    Die Hochzeit des Figaro
    Kanawa, Stade, Popp, Ramey, Moll, Tear, Allen, London PO, Solti


    Allein schon Kiri Te Kanawa als rechtfertigt die Anschaffung dieser Aufnahme, die leider auch fast 20 Jahre nach Erscheinen immer noch superteuer ist. Aber in diesem Thread geht es ja nicht um Kiri und um die exzellente Sängerriege - bis in die Nebenrollen, z.B. Kurt Moll, sondern es geht um Sir Georg, dem wir hier eine außerordentlich frische, spritzige, lebendige, fröhliche und auch zu Herzen gehende Einspielung der Nozze zu verdanken haben.


    Traumhaft! :yes:


    Freundliche Grüße von Andrew

    „Nichts auf Erden ist kräftiger, die Traurigen fröhlich, die Ausgelassenen nachdenklich, die Verzagten herzhaft, die Verwegenen bedachtsam zu machen, die Hochmütigen zur Demut zu reizen, und Neid und Hass zu mindern, als die Musik.“

  • Was die vielen Opernaufnahmen betrifft, die Solti für DECCA machte, gab es immer das Problem, dass er fast nur auf DECCA-Vertragssänger zurückgreifen konnte - und das war meist eben nur die zweitbeste Besetzung.


    Deshalb stammt meine Lieblingsoper noch aus der Zeit vor DECCA:



    Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791)
    Die Zauberflöte

    Aufnahme: April 1955, Studio Frankfurt (HR)
    Dirigent: Georg Solti (damals noch nicht "Sir")
    Symphonie-Orchester des Hessischen Rundfunks Frankfurt
    Chor des Hessischen Rundfunks Frankfurt


    Dame (1): Marianne Wendels
    Dame (2): Edith Pack
    Dame (3): Rosl Zapf
    Geharnischter (1): Wilhelm Ernest
    Geharnischter (2): Ludwig Welter
    Königin der Nacht: Erika Köth
    Monostatos: Willy Hofmann
    Pamina: Elisabeth Grümmer
    Papagena: Hanny Steffek
    Papageno: Günther Ambrosius
    Priester (1): Wilhelm Ernest
    Priester (2): Carl Ebert
    Sarastro: Gottlob Frick
    Sprecher: Willi Wolff
    Tamino: Ernst Kozub


    Die beste Gesangsbesetzung aller außerhalb Wiens gemachten Einspielungen dieser Zeit!
    :jubel: :jubel: :jubel:


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Lieber Harald,


    wieder einmal stimme ich Dir voll zu. Dies ist musikalisch und sängerisch tatsächlich eine herausragende Aufnahme der "Zauberflöte". Dem jungen "Feuerkopf" Solti gelingt eine rasante, ungemein schwungvoll, lebendige Realisierung der Oper. Später wurde genau dieser temperamentvolle Musizierstil sein Markenzeichen, das alle seine Aufnahmen auszeichnet.
    Für uns Frick-Freunde ist diese Aufnahme besonders wichtig, weil sie neben der etwas vergessenen Aufnahme unter Wilhelm Schüchter beweist, wir souverän und balsamisch stömend Frick den Sarastro singen konnte. Leider konnte er dieses Niveau krankheitshalber in der späten Klemperer-Einspielung nicht mehr verwirklichen .
    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Maßstabsetzend ist sicherlich Soltis Gesamteinspielung des "Rings der Nibelungen". Die etwas dominierenden technischen Spielereien des Decca-Teams wurden bei späteren Wiederauflagen minimiert, sehr zu Gunsten des fabelhaften Sängerensembles.
    Wer Sir Georges künstlerische Auffassung näher kennenlernen möchte, dem sei der 1965 parallel zur Gesamtaufnahme entstandene Film "Hinter den Kulissen der Götterdämmerung" (Decca 071 002-3) sehr empfohlen. Hier erlebt man die Entstehung des Riesenwerks und Soltis Probenarbeit hautnah mit, In Interviews läßt der Dirigent außerdem tief in seine Seele blicken.
    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Meine Lieblingsaufnahmen von Solti sind diese:




    An ihm als Mensch gefiel mir besonders gut, dass er in Interviews auch in hohem Alter eine unglaubliche Begeisterungsfähigkeit zeigte, zu der sonst oft nur junge Menschen fähig sind.


    Liebe Grüße
    Jolanthe

  • Mir hat Solti als Dirigent eigentlich nie besonders viel gegeben (keine gute Einleitung für einen Thread der sich da "Meine liebsten Aufnahmen nennt, finde ich :
    Weder sein Mozart, noch sein Haydn, und schon gar nicht sein Schubert haben mich vom Hocker gerisssen. "Warum ist denn der so berühmt" fragte ich mich, Irgedenwann, ich glaube er war schon verstorben, fand ich heraus, daß seine Stärken vermutlich woanders zu suchen waren,
    Zumindest mir gefällt seine Aufnahem von Bartoks "Konzert für Orchester" über alle Maßen gut.



    Hier dürfte er in seinem Element sein


    mfg aus Wien

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Da geht es mir ebenso wie Alfred Schmidt.
    Wenn schon Solti, dann
    Strauss:
    Salome - Wr. Philharmoniker/Nilsson
    Elektra - Wr. Philharmoniker/Nilsson


    Wahrscheinlich sind's eher die Nilsson und das Orchester.

    Otto Rehhagel: "Mal verliert man und mal gewinnen die anderen".
    (aus "Sprechen Sie Fußball?")

  • Liebe Forianer,


    wenn ich mir treu bleibe und auch hier nur die Aufnahmen nenne, die ich von Solti erstrangig vor anderen Aufnahmen höre, dann nominiere ich folgende Aufnahmen:




    Flagstad, Crespin, Dernesch, Nilsson, Fassbaender Ludwig, Watts, King, Hotter, Höffgen, Stolze, Popp, Windgassen, Fischer-Dieskau, Wien PO, Solti
    Label: Decca , ADD, 1959-63




    Kollo, Ludwig, Dernesch, Braun, Hollweg, Equiluz, Sotin, Bailey, Wien PO, Solti
    Label: Decca , ADD, 1970




    Fischer-Dieskau, Kollo, Hotter, Frick, Kelemen, Ludwig, Finnilä,Popp, Wien PO, Solti
    Label: Decca , ADD, 72



    Herzliche Grüße
    von LT :hello:

  • Danke, dass Soltis Einspielung des "Parsifals" gewürdigt wurde. Es ist tasächlich eine großartige Aufnahme des Bühnen-Weihespiels. Vor allem beweist sie, dass der Dirigent nicht nur ein temperamentvoller "Tempomacher" war. Solti gelingt es, die ganze Mystik der Parsifal-Musik zum Klingen zu bringen. Höhepunkte für mich der Karfreitagszauber und die Verwandlungsmusik. Mit Recht eine Referenzaufnahme.
    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

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  • Hallo,



    +Ouvertüren: Egmont;Coriolan;Leonore Nr. 3
    Künstler: Pilar Lorengar, Yvonne Minton, Stuart Burrows, Martti Talvela, Chicago SO, Georg Solti
    Label: Decca , ADD, 1972-1974



    Diese Box mit Solti hatte ich 1978 meinem Vater zum Geburtstag geschenkt. Es waren die ersten klassischen Schallpatten überhaupt, die ich kaufte. Ich erinnere mich genau, ich war sehr stolz darauf. Mein Vater hörte damals nur leichte klassische Musik. Mit dieser Box lernte ich Beethoven kennen, sie liegt heute noch im Schrank, wird aber leider nicht mehr gespielt, mangels an Plattenspieler.


    gruß
    roman

  • Hallo,


    Es wundert mich das noch nicht folgende Einspielung genannt wurde die ja auch hier im Forum unter Mahler-Freunde sehr geschätzt wird:



    Es ist glaub ich nicht übertrieben zu sagen das diese eine der besten von Mahlers 8. ist die je aufgenommen wurden.



    Die Einspielungen der Klavierkonzerte mit Ashkenazy würde ich zwar nicht als meine Allerliebsten bezeichnen (da würde ich zB Schoonderwoerd,Brendel oder Bronfman noch vorziehn) trotzdem mag ich sie als Alternative recht gern, die Klangqualität finde ich zudem in Bezug zu den Aufnahmedaten erstaunlich gut.


    Dann fällt mir noch eine weitere ein die aber schon vergriffen zu sein scheint und kein Coverbild mehr finden konnte, nämlich die Einspielung der Mozart-Sinfonien 38-41 mit dem Chicago Symphony Orchestra sowie
    dem Chamber Orchestra of Europe. Die habe ich mir mal zugelegt weil ich mal die Figaro-Ouvertüre unter Solti hörte und die bis heute die
    mir Liebste ist da sie mit dem richtigen Feuer und Durchhörbarkeit aller Stimmen (wie schön kann man hier auch die schnellen Läufe der Holzbläser hören die in den meisten anderen Einspielungen fast untergehn :lips: ) gespielt wird. Die Sinfonien-Einspielung kommt zwar nicht ganz ran, aber ich finde sie trotzdem auf einem sehr guten Niveau, mit einem meist guten Hädchen für passende Tempi und rythmischen Akzentuierungen bei den schnellen Sätzen wie sie nicht jeder Dirigent so gut hinbekommt.


    lg
    Thomas

    „Eine Erkenntnis von heute kann die Tochter eines Irrtums von gestern sein.” (Marie von Ebner-Eschenbach)


  • Mahlers 8.Sinfonie
    Ich sehe gerade, die hat viele Fans ;) ! Aber auch zu Recht! Wir machen sie am 31.10 in der Philharmonie in Essen, ich freue mich schon riesig darauf, denn ich wollte sie immer schon mal mitsingen!


    LG Azucena ;)

  • Für mich DIE Referenz der Arabella:



    Richard Strauss (1864-1949)
    Arabella


    Casa, Güden, London, Dermota, Kmentt, Edelmann, Wien PO, Solti
    Label: Decca , ADD, 1957




    LG, Elisabeth

  • Zitat

    Original von Roman
    ... Mit dieser Box lernte ich Beethoven kennen, sie liegt heute noch im Schrank, wird aber leider nicht mehr gespielt, mangels an Plattenspieler.


    Was für eine Verschwendung! Ich kann mich noch an die eine oder andere Erstausgabe erinnern (vor allem die 9.). Diese Platten waren klanglich ganz vorzüglich!


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!



  • MAHLER
    Sinfonie no. 6
    Chicago Symphony Orchestra, Sir Georg Solti


    Eine meiner liebsten Mahleraufnahmen der einstig ungeliebten Sechsten.
    Mir gefällt die luftige Transparenz ohne anämische Verknappung sowie die
    präzise Rhythmik.


    PS: Ein Lob gilt dem Pauken-Zoom :)


    Grüße aus dem Ländle :)
    Milosz.

    "Ich bin ein Konservativer, ich erhalte den Fortschritt."
    Arnold Schönberg

  • Sie Georg Solti hatte für mich seine stärksten Momente, wenn er auf rhythmisch strukturierte Werke traf.


    So gehört Milosz' Empfehlung sicherlich zu Soltis empfehlenswertesten Aufnahmen. Unerbittlich treibt er die Musik voran, das Finale (mit drittem Hammerschlag) ist eine einzige "Hinrichtung". Es ist die "brutalste" Aufnhame von Mahlers 6., die ich kenne.


    Eine "andere 6." halte ich ebenfalls für empfehlenswert, nämlich die von Tschaikowsky.



    Ein derartig rasantes, rhythmisch präzises und kompromißlos-vorwärtsdrängendes Scherzo wie bei Solti habe ich in keiner anderen Aufnahme gehört. Das darauf folgende, von ihm recht langsam, aber nicht larmoyant interpretierte Finale, wirkt danach wie ein Schock.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Hallo Norbert und Miloz,


    :hello: 100%-Zustimmung für Eure genannten 6ten !
    Die abgebildete Decca-CD der Pathetique habe ich auch in dieser Ausgabe (es gab und gibt zig andere Kopplungen von dieser Wahnsinnsaufnahme).


    Ich möchte diesen jedoch unbedingt eine weitere Spitzenaufnahme Solti´s hinzufügen, die meine beste Solti-CD ist:
    **** Nicht nur Tschaikowsky´s Sinfonie Nr.6 ist für mich das "Non Plus Ultra" sondern auch seine Aufnahme mit dem Chicago SO der
    Tschaikowsky: Sinfonie Nr.5 (Decca-Ovation, 1975, ADD).
    Diese Decca-Ovation-CD ist momentan nicht auffindbar; sie ist gekoppelt mit den allerbesten Aufnahmen von Mussorgsky: Eine Nacht auf dem kahlen Berge und Glinka: Ruslan und Ludmilla - Overtüre.


    *** Solti hat 1991 seine dritte Decca-Aufnahme der Sinfonie Nr.5 (die Erste war mit dem Orchestre National de France (die hatte ich auf LP (das war meine erste Solti-Platte)) nachgeschoben:

    Decca, 1991, DDD


    Die emotionalste Aussagekraft findet sich aber auf der Decca-Ovation-CD (leider keine Abb möglich ) !

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Sir Georg Solti, ein Dirigent, den ich außerordentlich schätze, ihn sogar unter meine allerliebsten einordnen würde.


    An erster Stelle wird wohl immer die Gesamtaufnahme des "Rings" stehen:



    Dicht gefolgt vom "Tannhäuser":



    Ansonsten fiele mir unter unzähligen weiteren hervorragenden Aufnahmen noch diese vom Mozart-Requiem ein, die mich bislang immer noch am meistens überzeugt:



    Auch als DVD erschienen:


    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Heute morgen hörte ich das Sonntagskonzert in WDR 3.


    Unter anderem wurde gesendet:


    Wolfgang Amadeus Mozart
    Klavierkonzert d-moll, KV 466
    WDR Sinfonieorchester Köln
    Solist und Leitung: Georg Solti


    Natürlich kennt man das von tausendmal hören, der Klavierpart gespielt von fast jedem, der schwarze und weiße Tasten auseinanderhalten kann.


    Aber Georg Solti als Pianist und Dirigent! :jubel:


    Erste Sahne, selten das KV 466 so beseelt und klangschön gehört!


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

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  • Auf dieser CD spielt Solti das Werk auch.




    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Lieber Bernward,


    da muß ich Dich leider korrigieren: Auf der von Dir gezeigten Platte spielt Daniel Barenboim das KK Nr. 20.



    Auf dieser CD:


    Konzert für Klavier und Orchester Nr. 10 Es-dur KV 365
    von Wolfgang Amadeus Mozart,
    mit English Chamber Orchestra, Daniel Barenboim , Andras Schiff


    Konzert für Klavier und Orchester Nr. 7 F-dur KV 242
    von Wolfgang Amadeus Mozart,
    mit English Chamber Orchestra, Daniel Barenboim , Georg Solti , Andras Schiff


    Konzert für Klavier und Orchester Nr. 20 d-moll KV 466
    von Wolfgang Amadeus Mozart,
    mit English Chamber Orchestra, Daniel Barenboim


    +++++++++++++++++


    Mir ging es in meinem Beitrag darum, dass in der WDR-Aufnahme Solti in Personalunion als Pianist und Dirigent zu hören ist. Ich wußte zwar, dass Solti seine Karriere als Repetitor begonnen hat und sogar einen Klavierwettbewerb mal gewonnen hat (1942).
    Später kannte ich ihn nur als Operndirigent....


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Ich wußte zwar, dass Solti seine Karriere als Repetitor begonnen hat und sogar einen Klavierwettbewerb mal gewonnen hat (1942).


    Nein. Solti begann als Solist, bekam aber während des Krieges in der Schweiz keine Arbeitserlaubnis als ungarischer Berufsmusiker. Er begann dann als Volontär zu korrepitieren und rutschte später als Assistent von Dirigenten ins Dirigierfach...


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Bei Haydn (Sinf 93 - 104), Mozart (kenne nur den Figaro mit Solti) und Beethoven (Sinfonien + Klavierkonzerte mit Ashkenazy) ist Solti für mich stets eine der besten Nicht-Referenz-Aufnahmen. Straff musiziert, flott, spritzig, aber nicht immer mit Esprit.


    Schubert, Mendelssohn, Schumann kenne ich nicht mit ihm. Eine CD mit symphonischen Dichtungen von Liszt habe ich in guter Erinnerung.


    Bei Wagner hatte er im Holländer, Lohengrin, Tristan und in den beiden Aufnahmen der Meistersinger mit seinen Solisten nicht durchweg Glück. Tannhäuser habe ich als sehr hörenswert in Erinnerung, habe da aber nicht so viel Vergleich. Unter den Ring-Teilen ist das Rheingold sehr hörenswert (bis auf den Loge). Die Walküre leidet unter Hotters Altersschwäche, auch ist der erste Aufzug anderen Dirigenten dramaturgisch besser gelungen. Ganz ausgezeichnet ist der Siegfried! Eine große Einspieliung eines vielleicht weniger geliebten Teiles des Rings. - Zur Götterdämmerung komme ich den nächsten Tagen. Der Parsifal steht noch auf meiner Wunschliste.



    Bei Verdi ganz toll: Don Carlo mit großartigen Solisten (Bergonzi, Ghiaurov, Tebaldi, Bumbry, Talvela als Großinquisitor) - dieselbe Klasse wie Giulinis Ausnahme, sowie seine späte Hinwendung zur Traviata, die ebenfalls erstklassig besetzt ist und sowohl als DVD als auch als CD erhältlich ist.



    Ich habe ihn zwei oder drei Mal im Fernsehen gesehen. Irgendein Kritiker hat seinen Dirigierstil als "raubkatzenartig" beschrieben. Das beschreibt es m. E. hervorragend. Mit Brahms und Bruckner kann ich bei Solti nicht dienen. Seinen Tschaikowsky (6. Sinfonie) fand ich nicht ganz unproblematisch, wenngleich sie einen an die Wand spielt (3. Satz!).


    Seinen Mahler habe ich lange sehr gemocht, mittlerweile höre ich bei anderen mehr Zwischentöne. Solti ist oft eher plakativ-eindimensional. Natürlich klingen (z. B.) die 5. und 6. hervorragend, aber ist Soltis Hochdruckzugang denn wirklich alles, was Mahler zu bieten hat ... ?


    Im Spannungsfeld Walter - Barbirolli - Bernstein - Gielen gibt es wahrlich mehr. Die Neunte habe ich als einzige nicht mit Solti - aber gerade bei dieser Sinfonie, die transzendente Bereiche nicht nur streift, kann ich mir nichts Unangemesseneres vorstellen als Soltis Zugriff. - Die Achte ist ihn alerdings hervorragend gelungen.



    Ich bleibe beim "raubkatzenhaften" Dirigierstil. Für meine Ohren passt das bei Bartok ganz hervorragend. Diese Doppel-CD vereint Aufnahmen, die ich von Einzel-CDs in bester Erinnerung habe, insbesondere die beiden bekanntesten, das "Konzert für Orchester" und die "Musik für Saiteninstrumente, Schlagzeg und Celesta".


  • Lieber Bernward,


    da muß ich Dich leider korrigieren: Auf der von Dir gezeigten Platte spielt Daniel Barenboim das KK Nr. 20.


    Lieber Harald,


    gerne lese ich Deine Kalenderblätter und sonstigen Beiträge!


    Hier wage ich es, Dich vorsichtig zu korrigieren. Sir Georg Solti hat tatsächlich auf seine alten Tage noch einmal von seiner pianistischen Ausbildung Gebrauch gemacht und KV 466 als Pianist eingespielt - wie weiland auch Bruno Walter. (Immerhin hatte Solti im Jahre 1942 mal einen Klavierwettbewerb in Genf gewonnen.) Decca hat ihm diese Altersfreude gegönnt.


    Die Angabe zu den beteiligten Musikern auf amazon ist falsch. Zum Beispiel bei arkivmusic.com ist es richtig angegeben. :hello:


    Für Solti-Fans sicher ein Muss, für alle anderen ist die CD sicher in der engeren Auswahl bzgl. der Mozart-Konzerte für mehr als ein Klavier.

  • Mir hat Solti als Dirigent eigentlich nie besonders viel gegeben (keine gute Einleitung für einen Thread der sich da "Meine liebsten Aufnahmen nennt, finde ich): Weder sein Mozart, noch sein Haydn, und schon gar nicht sein Schubert haben mich vom Hocker gerisssen …


    … Hier dürfte er in seinem Element sein


    Und hier erst garantiert:



    Da reißt es sehr wohl vom Hocker … da bleibt keiner mehr sitzen :thumbsup:

    Einer der erhabensten Zwecke der Tonkunst ist die Ausbreitung der Religion und die Beförderung und Erbauung unsterblicher Seelen. (Carl Philipp Emanuel Bach)

  • Oben wird eine HR-Zauberflöte erwähnt; die kenne ich nicht. Sehr positive Erinnerungen, obwohl ich nur den Querschnitt besaß habe ich aber an die Ende der 1960er in Wien eingespielte Version mit Prey, Burrows etc. Dazu bester Sofiensaal/Decca-Sound. Leider war die GA immer sehr teuer, so dass ich die bis heute nicht besitze (zumal das auch kein Repertoire ist, wo ich mehrfache Aufnahmen sammle). Inzwischen endlich, obwohl noch immer drei CDs relativ preiswert, hat zwar keine hohe Priorität, aber mal sehen. Die Schnipsel gefallen mir gut (Prägung...):


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    Insgesamt habe ich von Solti seltsamerweise sehr wenig. Seltsam, weil das in meiner Anfangszeit, Ende der 1980er Jahre ein sehr präsenter Dirigent war, mit vielen Einspielungen, auch zum midprice bei Decca in ausgezeichneter Klangqualität. Meine erste eigene CD war allerdings mit Solti, der Ashkenazy im 3. u.4. Beethovenkonzert begleitet; gefällt mir noch immer ziemlich gut. (Damals vermutlich gekauft, weil es die einzige Midprice-CD mit mir halbwegs bekannten Interpreten war; gleichzeitig habe ich das 5. KK mit Kempff gekauft.) Dann habe ich den Decca-Ring und einen Rigoletto (RCA, mit Alfredo Kraus). Den Fidelio mit Behrens/Hoffmann habe ich irgendwann mal wieder verscherbelt (obwohl das auch meine erste Aufnahme der Oper war, ein teurer Klotz mit so einem Regenbogendesign)


    Auf meiner virtuellen Liste im Hinterkopf (weil ich eigentlich schon genügend Aufnahmen davon habe) sind Mahler 5+6, Le Sacre u. evtl. Bartok.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Hi


    Beim Überfliegen des Threads sind mir einige Aufnahmen Soltis abgegangen. Doch zuerst ein paar Worte zu seiner Zauberflöte. Ich selbst besitze sie nicht und habe sie auch schon sehr lange nicht mehr gehört. Aber sie hatte - zumindest in den 70ern - bei Musikfreunden einen sehr hohen Stellenwert, sogar einen extrem hohen. Allerdings mit zwei Einschränkungen: zum Einen muss man sich mit dem Jodeln von Christina Deutekom anfreunden können und zum Anderen sind die gesprochenen Texte auch nicht für Jedermann gelungen. Mir hat ein Musikkenner einmal erzählt, es sei musikalisch seine Lieblingszauberflöte, aber er ertrage die Zwischentexte nicht. So hat er die Platten auf Band überspielt und die Textstellen gelöscht. Damit konnte er die Musik alleine genießen...


    Was bisher noch nicht ausreichend gewürdigt wurde, sind Soltis Strauss-Aufnahmen. Er hat einige sehr gelungene Aufnahmen von Orchesterwerken gemacht, aber die wirklichen Juwelen sind seine Strauss-Opern. Da steht er ganz weit oben, die bislang alleinige Erwähnung der Arabella ist da entschieden zu wenig. Vor allem mit Salome und Elektra hat er sich einen Platz im Schallplatten-Olymp erspielt. Daneben ist aber auch sein Rosenkavalier sehr gut. Eine typische Produktion für den internationalen Markt steht er dort auch höher im Kurs als im deutschsprachigen Raum. Es fehlt ihm in der Sängerbesetzung dezidiert an wienerischem Flair, aber davon abgesehen kann man ihm nichts vorwerfen. Edita Gruberova alleine würde seine Ariadne rechtfertigen und schließlich gibt es von ihm eine der wenigen Frauen ohne Schatten, einem der Überwerke der Opernliteratur.




    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!



  • Doch zuerst ein paar Worte zu seiner Zauberflöte. Ich selbst besitze sie nicht und habe sie auch schon sehr lange nicht mehr gehört. Aber sie hatte - zumindest in den 70ern - bei Musikfreunden einen sehr hohen Stellenwert, sogar einen extrem hohen. Allerdings mit zwei Einschränkungen: zum Einen muss man sich mit dem Jodeln von Christina Deutekom anfreunden können und zum Anderen sind die gesprochenen Texte auch nicht für Jedermann gelungen. Mir hat ein Musikkenner einmal erzählt, es sei musikalisch seine Lieblingszauberflöte, aber er ertrage die Zwischentexte nicht. So hat er die Platten auf Band überspielt und die Textstellen gelöscht. Damit konnte er die Musik alleine genießen...


    Die Zwischentexte fehlten natürlich bei meinem Querschnitt und tauchen auch bei den Klangschnipseln kaum auf. In jedem Falle wäre Solti damit m.E. in guter Gesellschaft. Ich weiß nicht, ob es eine Studio-Einspielung gibt, bei der die Dialoge wirklich gelungen sind, kenne aber auch zu wenige. Aber die meisten sind ziemlich mies.
    Bei Deutekom kann man andererseits auch argumentieren, dass die Singweise zur Figur passt und die Koloraturen als Ausdruck von Zorn, Erregung usw. ziemlich explosiv rüberkommen. Wer mir bei den Schnipseln wieder positiv aufgefallen ist, ist der perfide nölende Monostatos von "Mime" Stolze. Und Talvela ist sicher auch eines der überzeugendsten Rollenportraits.
    (Den Einwand eines Amazon-Kommentators, Soltis Tempi seien zu breit, kann ich kaum nachvollziehen. Und der massive Klang, zB im Finale "Die Strahlen der Sonne" usw. gefällt mir offen gesagt, gerade gut..)
    Übrigens genießt seine zweite Einspielung des Werks (mir völlig unbekannt) in manchen Kreisen auch einen ziemlich guten Ruf.


    Salome und Elektra sind wohl beinahe die Stereo-Standardempfehlungen dieser Werke (und Kandidaten für die abschreckendsten, wenn auch nicht unpassenden, Cover aller Zeiten).

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

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