Hallo,
die "Klaviersonate" C-Dur D613 ist ein sehr interessantes Fragment. Datiert ist die Skizze mit April 1818. Es gibt zwei Sätze: Ein 'Moderato' von 121 Takten sowie einen Finalsatz von 125 Takten. Gerne wird das 'Adagio' D612 in E-Dur als Mittelsatz verwendet. Es gibt diverse Vervollständigungen des Werkes, was auch weitestgehend unproblematisch ist, da z.B. der erste Satz fast bis Ende der Durchführung notiert wurde und somit eine Ergänzung nach 'Schema F' recht einfach darstellbar ist.
Mein Interesse gilt dem Werk deshalb, weil ich bei erstmaligen Durchspielversuch des ersten Satzes an Beethovens 'Waldsteinsonate' op. 53 erinnert wurde. Nicht sogleich, aber nachdem das Eingangsthema in leichter Variation in den Takten 13ff. wiederkehrt, ist die Ähnlichkeit sehr offensichtlich:
Nicht des Notenlesens mächtige können dies sehr gut nachhören: Terzführung in der rH: c/e - d/fis - d/g, Bassführung: c - H.
Kannte und schätzte Schubert ggfs. diese Sonate und lies er seine Arbeit evtl. genau wegen dieser Anklänge wieder fallen? Man weiß es sicher nicht genau. Sicher aber ist, daß Schubert ein großer Verehrer Beethovens war und hin und wieder zitierte (Urfassung des 2. Satzes des Es-Dur-Trios, ebefalls revidiert und Zitat eliminiert oder Zitat in D944). Beethovens op. 53 jedenfalls erschien bereits 1805 im Erstdruck, so daß Schubert (wenn nicht ohnehin Abschriften kursierten) aufgrunddessen Zugang zu dem Notentext gehabt haben könnte.
Das Adagio D612 gefällt mir besonders gut und auch das zunächst sehr mozartsche Finale ist ein liebenswürdiger Satz.
Ich glaube, ich werde mir längerfristig die Vermeulen-Gesamteinspielung der Klaviersonaten Schuberts zulegen.
Wer kennt denn dieses Fragment noch und wie sind eure diesbezüglichen Eindrücke?
Ulli