Klassikinterpreten der DDR - Wer ist heute noch bekannt?

  • Hallo,


    Es war nie ein Geheimnis, daß in der ehemaligen DDR großartige Künstler daheim waren, die bekanntesten durften ja sogar das Land verlassen, etliche wurden auch für Aufnahmen der DGG eingesetzt.("in Kooperation mit VEB Deutsche Schallplatten Berlin")


    Aber heute möchte ich ein wenig Information über jene Künstler und Ihre Einspielungen, die sozusagen den "heimischen" Markt abdeckten.


    Wenn ich mich erinnere waren ostdeutsche Schallplatten (ich rede hier noch von Vinyl) etwa so sorgfältig gefertigt wie die Orwo-Filme, Grund genug ihnen auszuweichen.....


    Heute jedoch, wo es etliches auf CD wiederveröffentlicht wird, muß man konstatieren, daß die Mutterbänder teilweise eine hervorragende Qualität aufweisen, die Aufnahme an sich ist also technisch gesehen durchaus konkurrenzfähig.


    Nun fragt man sich, da gibt es einige Namen, die auf den Labels Eterna, Berlin classics und CCC immer wieder auftauchen, international aber eher nicht so bekannt sind.


    Meine Frage ist: was sollte man davon haben oder kennen ?


    Vielleicht können einige von Euch einige besonders geglückte Aufnahmen (gibts noch mehr Label, bzw Sublabel) vorstellen,
    oder auch unterschätze Künstler aus diesem Bereich.
    Warnuingen vor schlechter Tontechnik und Flops wäre auch nicht schlecht.


    Gruß aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo Alfred,


    am aktivsten und zur Zeit am besten erhältlich sind meines Wissens Aufnahmen von Berlin Classics. Wie überall gibt's hier natürlich auch viel Licht und Schatten, vieles gelangt allerdings zu Unrecht (Unkenntnis?) nicht auf den ihnen eigentlich gebührenden Platz, sondern verschwindet a) im Lager b) auf dem Grabbeltisch.
    Dort erstand ich auch diverse Aufnahmen, die durchaus mithalten können, bzw. zu den besseren des jeweiligen Werkes zählen.
    Die d-moll Sinfonie von Cesar Franck in der Einspielung mit Kurt Sanderling, die (unterschätzten) Beethoven-Symphonien mit Konwitschny, Mahler 4 mit Herbert Kegel, ein durchaus empfehlenswerter Sacre mit Suitner und allen voran die Schütz-Cassette mit dem Dresdner Kreuzchor unter Mauersberger/Flämig/Grüß.



    Gruß
    Uwe

  • Die von Uwe schon erwähnte Schütz-Kassette des Dresdener Keuzchores ist ein klingendes Denkmal ersten Ranges. Der Interpetationsansatz Rudolf Mauersbergers, der sich von von der "Orgelbewegung" der 20ger Jahre her definiert, schuf einen spezifischen Chorklang, den man wohl am besten als "Herbe Süsse" treffend umschreibt. Die Interpretation der "Musikalischen Exequien" und der "Sieben Worte Jesu am Kreuz" sind Meilensteine in der Rezeptionsgeschichte des Komponisten Heinrich Schütz.


    Ein anderer großer Interpert war der im Jahre 1990 durch Selbstmord aus dem Leben geschiedene Herbert Kegel, für mich die bedeutendeste
    Dirigentenpersönlichkeit der DDR nach dem Tode Konwitschnys im Jahr 1963. Zwei Aufnahmen seien hier stellvertretend für viele genannt:



    Das Hauptwerk von Kegels Lehrer Boris Blacher. Konkurrenzlos !


    Für mich eine der großartigsten Aufzeichnungen des "Deutschen Requiems" überhaupt. Harsch und wenig versöhnlich und unerbittlich:




    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Hallo Taminos,


    BBB schrieb:

    Zitat

    Für mich eine der großartigsten Aufzeichnungen des "Deutschen Requiems" überhaupt.


    :yes:Unbedingt!!! :yes:


    Außerdem sind die schon erwähnten Schumann-Aufnahmen mit Konwitschny ebenfalls sehr empfehlenswert: sehr musikalisch-musikantisch, nicht von dieser Strenge wie bei Szell, hat aber "Größe".
    Und ebenfalls noch zu erwähnen sind Kegels Beethoven-GA.



    @BBB: Den Großinquisitor habe ich bereits einige Male bei ebay gesehen, konnte mich aber bisher nicht durchringen - kenne von Blacher nur eines seiner Klavierkonzerte, ich glaube von seiner Frau eingespielt. Werde in dieser Hinsicht wohl also doch noch aktiv werden müssen. :D


    Gruß
    Uwe

  • Hallo Taminos,


    bei den Aufnahmen aus der DDR möchte ich den Pianisten
    Dieter Zechlin erwähnen. Er hatte in der DDR die Klaviersonaten
    von Beethoven in der Gesamtwerkausgabe eingespielt.
    Diese Aufnahme galten damals als Referenzaufnahmen.
    Sie gibt es jetzt preiswert bei EDEL Classics.


    z.B.:


    Gruß
    Rüdiger

    Gruß
    Rüdiger


    ________________________
    Lärm ist ... nur eines der Übel unserer Zeit, wenn auch vielleicht das auffälligste. Die anderen sind Grammophon, Radio und neuerdings die verheerende Television.


    C.G. Jung

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  • Hallo Taminoianer,


    in meinem Plattenschrank liegt natürlich ein (zugegebenermaßen kleiner) Querschnitt durch die DDR-Klassikszene vom Beginn der 70er bis zur Wende. Edel Classics mit ihren Labels ETRENA ccc und Berlin Classics (neuerdings wohl auch Leipzig Classics und Dresden Clsssics) sei Dank, daß ich etliches durch CD's "absichern" und ergänzen konnte, noch dazu zu einem unschlagbarem Preis.
    Einiges ist ja schon erwähnt worden. Zu meinen Lieblingsaufnahmen gehört die Kegel-Box, schon weil ich viel davon live erleben durfte, da bin ich sicher seehr unkritisch. Unbedingt erwähnenswert sind die Aufnahmen mit Konwitschny und ich mag auch die Mozart-Klavierkonzerte mit Annerose Schmidt und der Dresdner Philharmonie unter Masur.
    In Erinnerung geblieben sind mir auch der Pianist Peter Rösel und die Sopranistin Regina Werner.
    Nie so recht anfreunden konnte ich mich dagegen bislang mit Ludwig Güttler, er erscheint mir immer zu sehr auf Selbstdarstellung bedacht, und das mag ich nicht. Aber vielleicht tue ich ihm ja auch unrecht.



    @Alfred: So schlecht fand ich die ORWO-FIlme gar nicht. Ich habe allerdings fast ausschließlich s/w oder Dias fotografiert. Den ORWOCHROM UT20 fand ich in der Natürlichkeit der Farbwiedergabe sehr gut. Vielleicht sah es ja mit Negativfilmen anders aus.
    Auch die Vinypressungen von ETERNA / NOVA fand ich ganz ok, allerdings kann ich erst für Aufnahmen so etwa ab '72 sprechen. Hast Du da ein Negativbeispiel? Würde mich interessieren.

    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)

  • Parsif schrieb:


    Zitat

    bei den Aufnahmen aus der DDR möchte ich den Pianisten Dieter Zechlin erwähnen. Er hatte in der DDR die Klaviersonaten von Beethoven in der Gesamtwerkausgabe eingespielt. Diese Aufnahme galten damals als Referenzaufnahmen. Sie gibt es jetzt preiswert bei EDEL Classics.


    Diese Aufnahmen wären besser in der Mottenkiste geblieben, denn sie können (und konnten) niemals an europäischem, geschweige internationalem Standard gemessen werden. Zur gleichen Zeit, als Zechlin seine Aufnahmen machte, waren in demselben Metier Richter, Kempf, Arrau, Gilels (um nur die allerwichtigsten zu nennen, aktiv!)
    Die Aufnahmen Zechlins haben weder interpretatorischen noch werkspezifischen Rang und sie waren damals in der DDR "weltberühmt", einfach weil man sich aus Lizensgründen die wirklich "Großen" der Branche nicht leisten konnte.

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Hallo Parsif, hallo BBB, hallo Rest der Welt,


    Hier nähern wir uns dem Kernpunkt meiner eigentlichen Frage (obwohl ich die natürlich nicht so gestellt habe:
    Welchen tatsächlichen Stellenwert hatten die DDR Künstler, bzw haben sie heute, oder hätten sie gehabt wenn es keine DDR gegeben hätte. Waren es "Ersatzgrößen", oder wurde und wird ihre Bedeutung nur Heruntergespielt weil sie nicht "westlich" waren
    Ein Frage die sich natürlich keinesfalls neutral beantworten lässt, und zwar von beiden Seiten nicht.
    Und eine Frage die man vielleicht auch gar nicht beantworten will (BTWW BBB Du hast Backhaus vergessen !!)


    Harenbergs Klavierführer, IMO tendenziös und parteiisch wie alle mir bekannten Werke aus dieser Reihe, erwähn in seinem Anhang "Pianistenlexikon" Zechlin mit keinem Wort, macht ihn gewissermaßen nicht existent.


    Anders hier Metzlers Neues Lexikon der Musik (mit etlichen Ungenauigkeiten behaftet aber nicht tendenziös)


    Hier werden Dieter Zechlins Verdienste, Titel (Präsident des Musikrates der DDR) aber unabhängig davon auch seine Musikalischen Verdienst gewürdigt.


    Zitat


    Originaltext Metzler Musiklexikon


    Der besonders mit zyklischen Aufführungen von Werken Ludwig van Beethovens, Franz Schuberts und Bela Bartoks hervorgetretene Pianist unternahm als Solist und Kammermusiker durch ganz Europa, Japan und Nord- und Südamerika. Außerdem widmete er sich auch zeitgenössischen Komponisten der DDR (J. Cilensek, G. Kochan, E.H. Meyer u.a.) deren Werke er zum Teil uraufgeführt hat.


    Interessant ist der Passus mit der internationalen Konzerttätigkeit, denn in der Tat war die Konkurrenz nicht gerade klein.


    Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo BBB,


    Ganz so absolut wie Du sehe ich das nicht. Sicher kann man
    Zechlin nicht mit den von dir erwähnten Namen vergleichen.
    Aber die Interpretation von z.B. op. 26 Nr. 12 schätze ich schon .


    In der DDR war auch der Interpretationsansatz von Musik
    anders als heute. Es galt mehr eine allgemeingültige Interpretation
    zu finden als eine individuelle Ausdrucksnote. Das Individuelle wurde
    eher zurückgenommen.



    Gruß
    Rüdiger

    Gruß
    Rüdiger


    ________________________
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    C.G. Jung

  • Alfred schrieb:




    Zitat

    BTWW BBB Du hast Backhaus vergessen !!)


    Ja hab ich Alfred, und Serkin hab ich auch vergessen und Benedetti Michelangeli. Diese waren Götter gemessen an einem Dieter Zechlin !
    Es gab da auch noch einen anderen Tasten-Verbrecher, Namens Amadeus (sic!) Webersinke, bei dessen Spiel sowaol Mozart wie auch Weber entseelt zu Boden gesunken wären :D
    Auch das Faible der Japaner für die Klavierdarbietungen einer Annerose Schmidt werden mir niemals nachvollziehbar werden...

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

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  • Parsif schrieb:


    Zitat

    In der DDR war auch der Interpretationsansatz von Musik anders als heute. Es galt mehr eine allgemeingültige Interpretation zu finden als eine individuelle Ausdrucksnote. Das Individuelle wurde eher zurückgenommen.


    Der Leipziger Dirigent Herbert Kegel war für mich (und sicher nicht nur für mich alleine) ein Musterbeispiel eines Interpreten mit unverkennbarer
    individueller Ausdrucksnote. Der "Klemperer" der DDR, in dem Fall darf man das ruhig als Ehrentitel ansehen, hatte einen unverwechselbaren Stil: ich erkenne etwas von ihm dirigiertes nach wenigen Takten.
    Dasselbe trifft auf den großartigen Rudolf Mauersberger(1889-1971) und seinen Dresdner Kreuzchor
    zu, zwei Akkorde und sofort ist klar; WER da am Werke ist.
    Allgemeingültige Interpretationen gibt es nicht und wird es nie geben können. Das ist völlig unabhängig vom Gesellschaftssystem. Jede Epoche "erfindet" sich ihre wahrhaft große Musik neu und gerade bei Kunstwerken wird es immer "zwei" Seiten einer Medaille geben. Wichtig
    ist lediglich, daß "alles im Fluß" bleibt. Aus dem Grudn wäre es unsinnig, die Bach-Interpretationen eines Pablo Casals mit denen eines Yo Yo Ma zu vergleichen oder das Klavierspiel eines Horowitz mit dem Jewgeni Kissins.

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Hallo,


    wenn der Name Kegel fällt, dann fallen mir auch sofort zwei weitere Aufnahmen ein:


    Carl Orff: Die Kluge
    Carl Orff: Der Mond




    Ich finde die Aufahmen ausgezeichnet, kenne allerdings die Vergleichsaufnahmen nicht. Diese beiden Vokalwerke (ich würde sie nicht als "Opern" bezeichnen weren ein interessantes Thema für einen Thread, aber ich möchte abwarten bis der "CarminaBurana-Thread" aufgegriffen wurde und wir zudem mehr an Vokalaufnahmen interessierte Forianer haben


    Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Alfred schrieb:


    Zitat

    Interessant ist der Passus mit der internationalen Konzerttätigkeit, denn in der Tat war die Konkurrenz nicht gerade klein.


    Man darf in diesem Zusammenhang nicht vergessen, daß die Künstler aus der DDR damals durch die staatliche Konzertagentur, die gleichfalls die "Preise" festsetzte, ins sogenannte "kapitalistische" Ausland vermittelt
    wurden, und zwar zu Konditionen, die auf einem freiem Markt unerfüllbar gewesen wären. So erklärt sich, daß Herr Zechlin, frohen Mutes und mäßigen Pianospieles 4 Woche lang durch japanische Lande zeihen konnte und das für eine Summe, für die ein Benedetti Michelangeli sich geweigert hätte, nur einen Blick auf das Piano zu werfen :D
    Aber dieses Verfahren rächte sich anderen Ortes, denn als obgenannter Zechlin einesTages in der nordkoreanischen Botschaft in Ostberlin auftrat, sah der Botschafter saich außerstande, die Dienste des Künstlers materiell zu entlohnen. Dieter Zechlin bekam als Anerkennung seines Beethoven-Spieles eine in Leder gebundene Gesamtausgabe der Werke des Großen Führes und Geliebten Anführes der Weltrevolution, Kim Il Sung, geschenkt. Kann man im Leben mehr erreichen :rolleyes:

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Hallo,


    und nun nach mehr als 7 Monaten Pause, da doch einige Mitglieder mehr hier sind bringe ich, angeregt durch den Koch-Thread und die Erwähnung des Namens Peter Rösel, das Thema wieder an die "Tagesordnung"


    Persönlich glaube ich doch, daß einige Künstler der DDR heute für ihre "Vergangenheit als Staatskünstler" eines ungeliebten Staates büßen müssen.


    Was ich will ist lediglich Objektivität. Niemand soll vergessen werden um den uns anschließend leid tut.



    Freundliche Grüße


    aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Zitat

    Welchen tatsächlichen Stellenwert hatten die DDR Künstler, bzw haben sie heute, oder hätten sie gehabt wenn es keine DDR gegeben hätte. Waren es "Ersatzgrößen", oder wurde und wird ihre Bedeutung nur Heruntergespielt weil sie nicht "westlich" waren.


    Salut,


    ich empfinde ganz das Gegenteil davon: Es lässt sich natürlich schwer abschätzen, was aus manchem DDR-Künstler geworden wäre, hätte es die DDR nie gegeben. Aber einen Effekt hat die DDR gehabt: Sie hat speziell Künstler und Sportler überaus gefördert, um im Ausland damit "Furore" zu machen und präsent zu sein und hat dies auch in beiden Genres durchaus überzeugend getan [Brecht, Biermann, Schreier, Maske...].


    Bien Cordialement
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Meine Lieblingsproduktion aus der DDR:


    Schumann: Genoveva.
    Kurt Masur, Schreier, Fischer-Dieskau, Edda Moser, Leipzig


    Diese Oper beinhaltet das wunderbare Duett: "Wenn ich ein Vöglein wär...." unbedingt wenigstens mal das und die Ouvertüre anhören.


  • Als ewiger Liszt-Fan gehört für mich die Gesamtaufnahme aller Liszt-Orchesterwerke mit Kurt Masur, die noch zu Zeiten der deutschen Trennung entstanden war, unbedingt in diesen Thread.


    Im Liszt-Thread hatte ich diese CD-Box schon erwähnt:
    Franz Liszt: Die Sinfonischen Dichtungen und Sinfonien


    Die 7CD-EMI-Box für 25,99€ ist eine große Empfehlung wert und enthält folgende Werke:
    Die Werke für Klavier & Orchester:
    Klavierkonzerte Nr. 1 & 2; Wandererfantasie (Version mit Orchester);
    Polonaise brillante; Fantasie über ungarische
    Volksweisen; Fantasie über "Die Ruinen von
    Athen"; Fantaisie symphonique über "Lelio";
    Maledicion; Totentanz


    Die Orchesterwerke:
    Festklänge; Dante-Symphonie; Bergsymphonie;
    Die Ideale; Von der Wiege bis zum Grabe;
    Les Preludes; Mazeppa; Tasso; Orpheus;
    Prometheus; 2 Episoden aus Lenaus Faust;
    Mephisto-Walzer Nr.1+2; Heroide funebre; Hungaria;
    Hamlet; Hunnenschlacht; Faust-Symphonie


    Ganz besonders die Werke für Klavier und Orchester mit Michel Berof liegen zum Teil nur in dieser Einspielung vor und werden maßstabsetzend gespielt.


    :D Erst durch diesen Threrad wurde mir bewußt, das die Superaufnahme ja von den "Ossis" stammt - TOP !

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Zu Dieter Zechlin habe ich keine Meinung, habe eine seiner Beethoven CD's einmal gehört, und sie hat mir nicht gefallen. Die Attacke auf Amadeus Webersinke möchte ich aber schon gerne parieren. Webersinke war Pianist und Organist. Ich kenne von ihm seine Einspielung der Bachschen Orgelmesse und als Pianist die Transkription des Beethovenschen Violinkonzertes für Klavier unter Kurt Masur. Als ich mir die Platte gekauft hatte stand alternativ Barenboim zur Auswahl. Die Entscheidung für Webersinke ist mir sehr leicht gefallen.


    Ebenfalls zu erwähnen: das Gespann Suske/Olbertz. Der Einspielung der Beethovenschen Violinsonaten mit Karl Suske (Violine) und Walter Olbertz (Klavier) würde ich durchaus Referenzcharakter zusprechen. Von Walter Olbertz gab's überdies eine feine GA der Haydn-Klaviersonaten. Die wurde auch in der BRD von Ariola Eurodisc vertrieben.


    In das Kapitel "zu Unrecht vom Markt" fällt eine Einspielung des Schubertschen Streichquintetts mit dem Tanejev-Quartett und Mstislaw Rhostropowitsch, erschienen bei Eterna / Ariola Eurodisc.


    Ad hoc fällt mir jetzt noch der Pianist Günter Kootz ein. Seine Einspielung der Chorfantasie Beethovens unter Franz Konwitschny hat die Wirren der Zeit überstanden und ist heute noch erhältlich. Das Ding ist ein Unikum, weil man von Beethovens Erlaubnis (ich zietiere jetzt aus dem Kopf den Klappentext) Gebrauch gemacht und einen anderen Text dafür gedichtet hatte. Lediglich das Wort Kraft sollte unverrückbar bleiben. Ans Werk hat sich Johannes R. Becher gemacht. Mit nettem Ergebnis. Nachzuhören auf dieser CD:


    Zur Qualität der alten Eterna-Pressungen: Ich habe davon einige im Bestand und habe bislang noch keine schlecht gepresste Platte gefunden; eher ist das Gegenteil der Fall:die Ost-Pendants von West-Aufnahmen sind zuweilen durchaus sorgfältiger gepresst.


    Bemerkenswert im Eterna-Fundus ist die Beethoven-Edition: Die Einspielung wirklich aller Werke des Bonner Meisters ist wahrlich aller Ehren wert.


    Und wenn der Berliner Bär einzelnen DDR-Künstlern andere westliche entgegenhält, so möchte ich doch mal anmerken, daß aus einem 17 Mio Völkchen bemerkens- und beachtenswertes gekommen ist.


    Ein eigenes Kapitel wäre die Kompositionstätigkeit in der DDR. Die ist vorzugsweise auf dem Label NOVA erschienen, scheint aber heute in den Archiven Rechtsnachfolger von VEB-Schallplatten zu schlummern (einzelne Ausnahmen zugstanden). Aber das wäre ein eigenständiger Thread.


    Die Preispolitik bei Schallplatten zeigt übrigens die Prioritäten der DDR-Regierung: 10 Mark für Nova (Moderne Klassik), 12,10 Mark für Eterna (Klassik allgemein, die 10 Pfennig nannten sich Kulturpfennig), 16,10 für Amiga (also Musical, Operette, Schlager, Pop und Rock inkl. der westlizensierten Platten). Da die Künstler an den Platten nicht verdienten (es gab nur Einmal-Honorare) konnte sich VEB Schallplatte durchaus auch Vorzeigeprojekte leisten.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Ich finde auch,daß Dieter Zechlin ein großer Beethoven-


    Interpet war.Als hervorragenden Dirigenten,möchte ich


    noch Heinz Rögner erwähnen.


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

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  • Eine von mir sehr geschätzte ETERNA-CD mit Weihnachtsmusik vom Thomanerchor.
    Ich habe mehr als 100 Weihnachts-CDs und diese gehört zu den 10 geschätzten. Darauf sind ziemlich viel "unbekannte" Weihnachtslieder. Ein Juwel, diese CD. Vor ungefähr 10 Jahre erworben für etwa 4 Euro. :D
    Wenn ich gewußt hätte wie schön da gesungen wird (a capella), hätte ich sogar das zehfache dafür bezahlt. Falls nötig.


    LG, Paul

  • Hallo Paul,


    Du solltest Deine Sammlung unbedingt um diese beiden ergänzen




    Meine Weihnachtslieblinge, auf denen aber -leider, leider- eines der schönsten fehlt: "Winternacht" von Hans und Ilse Naumilkat. Richtig ergreifend, wenn der Kinderchor die dritte Strophe singt:


    Nun ruht die Saat im Land
    will uns viel Brot versprechen,
    daß wir's in Frieden brechen
    das liegt in uns'rer Hand


    Auf einer alten Eterna-Platte habe ich das Lied, Gottseidank. Die CD's sind vom verdienstvollen Label Buschfunk vor dem Vergessen gerettet worden.


    Zu den DDR-Komponisten werde ich demnächst auch noch schreiben, da ich vor wenigen Wochen eine kleine, aber feine NOVA-Sammlung kaufen konnte. Auf dem Label wurde übrigens nicht nur zeitgenössisches aus der DDR veröffentlicht: Hans Werner Henzes "Morales" war die erste Platte, die mir aus der neu erworbenen Kiste entgegenfiel. Victor Bruns wäre bei den Komponisten zu nennen. Des Geigers Karl Suske wegen hatte ich mir sein Violinkonzert zugelegt.


    Ganz grundsätzlich sollte man die Fragestellung dieses Threads einmal näher bedenken. Hätte sich jemand gerührt, wenn man gefragt hätte: 40 Jahre BRD-Was bleibt/ist geblieben? Wohl kaum. Vor allem: Was hat denn die BRD an Künstlern und Komponisten von Graden aufzubieten (das verbirgt sich ja letzlich hinter den Fragen nach der DDR)? In den 1930er Jahren hat sich die deutsche Kulturelite nahezu vollständig aus Deutschland verabschiedet. Bis in die späten 60er Jahre konnte die BRD immerhin mit einigen Heimkehrern punkten. Das hier jedoch eine regelrechte Kunst-und Kulturförderung stattgefunden hätte, ist mir irgendwie verborgen geblieben. Kunst orientierte sich und tut es heute in einem nahzu scheußlichen Maße am Kommerz. Die DDR hat immerhin versucht, das, was auf die Bühnen kommt, auch qualitativ zu bewerten. Ein Beispiel: Auch Pop-Rock- und Schlagermusiker hatten sich einer Einstufung zu unterziehen: danach wurde ihnen bei bestimmter Stauts zuerkannt (Laienmusike, Amteurkapelle oder Profi). Auf dieser Einstufung wurde auch festgelegt, was diese Musiker für öffentliche Auftritte an Gage nehmen durften. Immerhin konnte eine solche Einstufung verbessert werden, wenn man die Bank bei einer der zahlreichen Musikschulen drückte. Ich empfinde das nicht als Freiheitseinschränkung, sondern als Qualitätsmanagement. Und, besonders sympathisch: die Musiker verdienten nicht an Schallplattenverkäufen, sondern ausschließlich an ihren Auftritten.


    Zurück zum Ländervergleich: Die Illusion musikalischer Exzellenz nährt sich in der BRD ja davon, daß wir durch Importe ja die ganze Welt in unsere Plattenschränke hätten holen können (wer das Geld dafür hatte). Den Ost-Bürgern ist das übrigens nicht vorenthalten worden. In der Musikbibliothek Magdeburg war ein riesige Sammlung von DECCA; DGG, Archiv, EMI etc zur Ausleihe verfügbar.


    Wenn sich hier also die Frage nach dem DDR-Vermächtnis in Form eines Vergleiches stellt, dann wäre es sicherlich reizvoll, Kulturhervorbringungen West mit Kulturhervorbringungen Ost zu vergleichen.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Zitat

    Original von musicophil
    Eine von mir sehr geschätzte ETERNA-CD mit Weihnachtsmusik vom Thomanerchor.
    Ich habe mehr als 100 Weihnachts-CDs und diese gehört zu den 10 geschätzten. Darauf sind ziemlich viel "unbekannte" Weihnachtslieder. Ein Juwel, diese CD. Vor ungefähr 10 Jahre erworben für etwa 4 Euro. :D
    Wenn ich gewußt hätte wie schön da gesungen wird (a capella), hätte ich sogar das zehfache dafür bezahlt. Falls nötig.


    LG, Paul


    Hallo Paul,


    beginnt Deine CD mit Hammerschmidts " Machet die Tore weit"? Und ist das einzigartige " König der Könige" von Gustav Brandt enthalten? :jubel: :jubel: :jubel: Wenn nicht MUSST Du diese Doppel- CD haben:



    Wenn Du sie nicht hast, werde ich sie Dir schicken!


    Gruß
    Stefan

    Psalmen sprechen und Tee trinken kann niemals schaden!

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  • Zitat

    Original von Oolong
    beginnt Deine CD mit Hammerschmidts " Machet die Tore weit"? Und ist das einzigartige " König der Könige" von Gustav Brandt enthalten?


    Lieber Stefan,



    Auf meiner CD stehen:


    01 Tochter Zion, freue dich
    02 Auf Tochter Zion, schmücke dich
    03 Mariae Verkündigung
    04 Maria durch ein Dornwald ging
    05 Vom Himmel hoch, da komm ich her
    06 Hört, der Engel helle Lieder
    07 Heut kam ein Engel
    08 Inmitten der Nacht
    09 Die Hirten an der Krippe
    10 Auf, auf, es ist schon Tag
    11 Auf, auf, ihr Hirten
    12 Quem pastorem
    13 Kommt all herein, ihr Engelein
    14 Ich steh an deiner Krippen hier
    15 Stille Nacht
    16 Heil’ge Nacht, auf Engelsschwingen
    17 Zu Bethlehem geboren
    18 Wach, Nachtigall, wach auf
    19 In dulci jubilo
    20 Kindelein zart, von guter Art
    21 Vom Himmel hoch, o Englein kommt
    22 O Jesulein zart
    23 Schlaf, mein Kindelein
    24 Joseph, lieber Joseph mein
    25 Auf dem Berge, da geht der Wind
    26 Laßt uns das Kindlein wiegen
    27 O du fröhliche


    Nummer 16 zB ist zum weinen so schön. Aber auch einige andere sind genauso rührend. Und sie alle zusammen sind so unvergleichbar gesungen. Da haben die Wiener S.; Regensburger D. und wie sie alle heißen noch etwas lernen können.


    [off topic]Übrigens habe ich die für Dich gekaufte CD bekommen. Hoffe nur, daß Du sie noch nicht hast.



    [/off topic]


    LG, Paul

  • Meine CD - Gesamtaufnahme der 9 Beethoven Symphonien ist eine Aufnahme mit den Dresdner Philharmonikern unter Herbert Kegel. Ich möchte diese sehr gelungene Aufnahme unter keinen Umständen mehr missen, so gut finde ich die Interpretation und die Klangqualität.

    alle Menschen werden Brüder ...

  • Hallo, Aquarius!


    Ich besitze den Kegel-Beethoven als LP-Kassette und bin auch sehr angetan - im besten Sinne eine ausgeglichene Einspielung genau in der Mitte zwischen Karajan und Zinman (oder so) :D =)


    Gruß, Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Dank meiner damals in Leipzig lebenden Mutter bekamen wir die Eterna - Beethoven - Gesamtausgabe nach Bonn


    Die beachtliche, schwere LP-Sammlung steht unangerührt da, weil der Plattenspieler nur noch eine Spur wieder gibt usw.


    Ich warte eigentlich schon lange darauf, daß es da mal eine CD-Pressung gibt.
    Als ich die eine CD mit Meeresstille, Glückliche Fahrt gekauft hatte, dachte ich, das würde geschehen.


    Ich weiß nicht, ob Plattenfirmen diese Beiträge lesen, aber ich kann mir denken, daß (schon aus Nostalgiegründen) aber auch, weil es so schön vollständig ist, danach eine Nachfrage besteht - und sicher bei meinen Altersgenossen.


    Die zur Zeit erhältlichen Gesamtausgaben - es gibt dazu einen eigenen Thread - machen da keine Konkurrenz, weil die Eterna- Aufnahmen im Westen weitgehend unbekannt sind und die käuflichen Kassetten oft das enthalten, was man sich schon so zusammengekauft hat.


    Gruß aus Bonn :hello:

    Was Du nicht willst, das man Dir tu, das füg auch keinem andern zu

  • Den alten Thread "Klassik der DDR - was hat überlebt" habe ich zweigeteilt, da das Thema hochinteressant ist: Die Diskussion betraf zum einen die ausführenden Künstler und zum anderen die Komponisten. Hier nun ist der Thread für die ausführenden Musiker.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

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