Sergeij Rachmaninov; Paganini-Rhapsodie op.43

  • Hallo Taminoaner,


    sammelt man die Klavierkonzerte von S. Rachmaninov, so wie das ja nun einmal seit geraumer Zeit mache, dann ergibt sich alleine daraus auch eine stattliche Sammlung von Aufnahmen der Paganini-Rhapsodie op.43.


    Zusätzlich zu diesen "Mitkäufen" habe ich in letzter Zeit aber auch Aufnahmen der Rhapsodie gezielt gekauft, da mir diese 24 Variationen recht gut gefallen.


    Als zu eng hat Rachmaninov die Vorlage nicht betrachtet auch wenn der Zug zu Paganinis a-Moll Caprice op.24 deutlich zu erkennen ist.


    Bevor ich hier zur obligatorischen Besprechung der verschiedenen Aufnahmen komme würde mich interessieren wie ihr Taminoaner dieses letzte Werk für Klavier und Orchester von Rachmaninov einschätzt.


    Gruß

  • Die Paganini-Rhapsodie zählte bis vor kurzem nicht zu meinen absoluten Lieblingswerken.
    Erst heute, als ich mich wieder mal intensiver mit Rachmaninoffs 2. Klavierkonzert beschäftigte, hörte ich mir auch noch mal die Rhapsodie im Anschluss an.
    Und ab da hat sie mir schon viel besser gefallen. Irgendwie hat es heute klick gemacht.
    Erstaunlich die Variationsvielfalt in diesem Werk. Da ist ja von sanften, ruhigen Klängen bis Zirkusmusik (so hört sich das jedenfalls ein bisschen an :D) alles dabei.


    Demnächst werde ich mich weiter damit beschäftigen.



    Gruß, Peter.

  • Hallo Richard,


    ich bin gespannt auf Deine spätere Wertung Deiner verschiedenen Aufnahmen der Paganini-Rhapsodie op.43.
    Ich habe auch schon viele unterschiedliche Interpretationen gehört und nenne drei verschiedene, die ich mir am besten gefallen.


    Das Werk kennengelernt hatte ich auf meiner damaligen(80er-Jahre) Rachmaninow-Klavierkonzerte-Gesamtaufnahme mit
    Philipe Entremont/Philadelphia Orchestra/Eugene Ormandy auf CBS-LP.
    Diese Aufnahme ist spitzig und perfekt gespielt, jedoch von der Klangqualität nicht so berauschend - die gleiche Aufnahme auf CD gekauft war ein Reinfall, da die Abmischung auf CD (CBS) diesmal miserabel war (CD habe ich nicht mehr).


    :) Auf CD mag ich die Ashkenazy/LSO/Previn -Aufnahme auf DECCA sehr; auch wenn diese Gesamtaufnahme der Klavierkonzerte hier im Forum von vielen als nicht herausragend bezeichnet wird.
    Die Klangqualität ist deccamäßig spitze und gerade bei der Paganini-Rhaposdy bleibt Ashkenazy nicht am nötigen drive und elan schuldig - eine TOP-Aufnahme.


    :) In meiner weiteren Gesamtaufnahme aller Rachmaninow-Orchesterwerke mit Mikail Rudy, St.Petersburg SO, Maris Jansons auf EMI ist gerade die Paganini-Rapsody eine weitere Spitzenaufnahme, die den beiden vorgenannten nicht nachsteht. Rudy meißelt Strukturen heraus, die bei anderen Aufnahmen nicht zu hören sind. Beim ersten Hören etwas ungewohnt, doch wenn man sich mit der Aufnahme beschäftigt muß man sagen: perfekt !

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo,



    wie bereits das Klako 2 kann mich auch die Paganini Rhapsody von Lang Lang nicht wirklich überzeugen.
    Die "Freiheiten" oder "Mätzchen", die er sich gestattet sind weit weg von dem was ich akzeptabel finde.
    Naha zu nie gelingt eine Einheit mit dem Orchester und so wird die Rhapsody runter gespult in einer unsensiblen Art und Weise. Musikalische Freiheiten hin oder her, wenn das Ergebnis derart unpassend ist ... nein danke.
    Mit Lang Lang Deutung der Tempi komme ich persönlich gar nicht zu recht.
    Das das Orchester dabei nicht unbedingt die Möglichkeit haben kann, und auch nicht hat, großartige Begleiter zu sein ist in der Natur der Sache.


    XRezension:


    Interpretation: 3-4
    Klang: 8

  • Lieber Richard,
    es ist sehr erfreulich , dass sich jemand ausser mir einmal mit dem "Lang Langismus" kritisch auseinandersetzt .
    Er ist der typische Klavierroboter . Keine Seele . Die Lebensbiographie ist erschreckend . Wie dressiert spielt er auf schwarz ind weiss .
    Grüsse
    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Hallo Taminoaner,


    lange habe ich ja keinen Beitrag mehr zu dem von mir gestarteten Thread gestartet.


    Wer irgendwann einmal nach einer Aufnahme des Werks sucht sollte die Aufnahme von Rubinstein auf gar keinen Fall unbetrachtet lassen:



    Rubinstein gelingt mit dem von Reiner dirigiertem CSO eine wundervolle Einspielung.
    In jedem Augenblick gelingt eine wundervolle Darstellung und IMO muß / sollen diese Variationen gerade so klingen wie es hier der Fall ist.


    Sehr empfehlenswert! :yes:

  • Hallo, Richard!


    Zitat

    Original von Richard
    Bevor ich hier zur obligatorischen Besprechung der verschiedenen Aufnahmen komme würde mich interessieren wie ihr Taminoaner dieses letzte Werk für Klavier und Orchester von Rachmaninov einschätzt.


    Mir gefällt das Werk, aber ohne daß es mich beeindruckt. Ich habe nur eine Aufnahme davon, und zwar jene, die zu dieser Edition gehört:

    Diese Interpretation dürfte recht nahe an der Intention des Komponisten sein... :D


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Die 18. Variation aus diesem IMO wundervollen Werk ist inoffiziell eine Art Hollywood-Hymne. Es sind nicht wenige amerikansiche Filme oder Serien, in denen diese Variation im Original oder bearbeitet daherkommt. Ihr Ausdrucksgehalt ist je nach Betrachtungsweise leidenschaftlich oder kitschig - auch dem unvoreingenommen Hörer wird wohl eine gewisse Affinität zum Sentimentalen nicht entgehen.
    Ich selbt bin zwiegespalten. Es gibt Tage, an denen mir die Musik direkt ins Herz geht, an anderen (die ehrlich gesagt in der Überzahl sind) läßt mich die Variation eher kalt oder sie befremdet mich gar.


    Wie ergeht es euch? Sahnhäubchen oder doch ein Haar?


    :hello:
    Wulf

  • In erster Linie ist diese 18.Variation großes Komponistenhandwerk, denn es ist das Paganini-Thema auf den Kopf gestellt und dann rückwärts gespielt.
    Für mich ist das kein Kitsch.


    :hello:
    Michael

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  • Zitat

    Original von Michael Schlechtriem
    In erster Linie ist diese 18.Variation großes Komponistenhandwerk, denn es ist das Paganini-Thema auf den Kopf gestellt und dann rückwärts gespielt.
    Für mich ist das kein Kitsch.


    Also eine Krebsumkehrung?
    Ich muss mir das mal anhören...



    LG, Peter.

  • Hallo liebe „Rach“-FreundInnen,


    Ich danke Michael für den Hinweis auf die Themen-Umkehrung in der 18. Variation. Das war mir bisher nicht bewusst... oder doch? Intuitiv? Ich empfand diese süffige Variation nie als Fremdkörper, sondern immer als organische Konklusio einer Serie von Veränderungen, deren durchaus prokofjewsche Reibungen nach einer Lösung verlangen. Das ist absolut genial komponiert.
    Und wenn das „Hollywood“-Musik sein soll: dann viva Hollywood! (Previn und co. kannten natürlich „ihren Rachmaninow“)


    Ich kenne leider keine mich wirklich überzeugende Aufnahme des Werkes (Rubinstein/Reiner merke ich mir). Mir fehlt überall die Leidenschaft!
    Die Aufnahme mit Michael Rudy und Mariss Jansons ist korrekt und durchaus empfehlenswert.
    Eine Videoaufnahme mit Pletnew/Abbado dümpelt in meinem Gestell, weil zu unterkühlt.(na ja: tiefgekühlt hält länger...:D)


    Lieber Gruss aus Bern
    Walter

  • Was die Rachmaninoff- Konzerte und die Rhapsodie angeht, bin ich nach wie vor ein großer Fan der Aufnahmen mit Earl Wild unter Jascha Horenstein.


    Die Aufnahme der Rhapsodie finde ich besonders gut gelungen.
    Der Klang ist überragend.


    Bei Nozama gibt es Angebote ab 8,20,- für die Doppel-CD.


    Ich denke, das wäre was für Dich, lieber Walter-pure Leidenschaft :jubel:


    :hello:
    Michael

  • Bis vor kurzem kannte ich die Variationen nur flüchtig, aber dann kam der Zufall ins Spiel: bei einem Konzert der Staatskapelle Weimar stand das Busoni - Violinkonzert mit Frank Peter Zimmermann auf dem Programm, doch der Solist erkrankte kurz vor dem Konzert. Einsprang Bernd Glemser mit Rachmaninoffs Paganini - Rhapsodie op. 43 und schon war ich begeistert. Glemser hat das Werk auch bei Naxos eingespielt:


  • Zitat

    Original von Wulf
    Die 18. Variation aus diesem IMO wundervollen Werk ist inoffiziell eine Art Hollywood-Hymne. Es sind nicht wenige amerikansiche Filme oder Serien, in denen diese Variation im Original oder bearbeitet daherkommt.



    In folgenden Filmen schluchzt die Variation XVIII mit:



    „The Story of Three Loves“ („War es die große Liebe?“), eine Verknüpfung dreier Liebesgeschichten.
    USA 1953
    Regie: Vincente Minnelli und Gottfried Reinhardt
    Darsteller: Kirk Douglas, James Mason, Zsa Zsa Gabor u.v.a.
    Rachmaninoffs Variation wurde für den Score adaptiert von Miklós Rózsa, der Pianist hieß Jakob Gimpel.








    “Somewhere in Time” (“Tödlicher Traum”), was zum Heulen.
    USA 1981
    Regie: Jeannot Szwarc
    Darsteller: Christopher Reeve, Jane Seymour
    Score: John Barry








    „Dead Again“ („Schatten der Vergangenheit“), müder Hitchcock-Abklatsch
    USA 1991
    Regie: Kenneth Branagh
    Darsteller: Kenneth Branagh, Andy Garcia, Emma Thompson
    Score: Patrick Doyle – vielleicht spielt er den Rachmaninoff selbst, jedenfalls spielt er im Film mit.








    “Groundhog Day” (“Und täglich grüßt das Murmeltier”), Grandiose Zeitschleife.
    USA 1993
    Regie: Harold Ramis
    Darsteller: Bill Murray und eine umwerfende Andie MacDowell.
    Der Soundtrack beinhaltet natürlich das von den Wise Guys zu „Rasier dich“ umgestaltete Sonny&Cher-Duett „I got you babe“ sowie einen Song des My Fair Lady-Duos Lerner/Loewe.






    „Sabrina“, Remake des Klassikers von Billy Wilder mit Audrey Hepburn nach Samuel A. Taylor.
    USA 1995
    Regie: Sydney Pollack
    Darsteller: Harrison Ford, Julia Ormond
    Score: John Williams, es spielt das London Promenade Orchestra. Und irgendwer Klavier.








    "Ronin" , Thriller
    USA 1998
    Regie: John Frankenheimer
    Darsteller: Robert De Niro, Jean Reno, Natascha McElhone
    Neben Rachmaninoff schmalzt hier auch noch das unsägliche "Time To Say Goodbye (Con te partirò)" mit Sarah Brightman und Andrea Bocelli







    Zu den Ausführenden ist mitunter erschreckend wenig zu finden.
    Und:
    Da sieht man mal wieder, wie wohl gewählt deutsche Filmtitel anmuten.





    audiamus



    .

  • audiamus: Hab vielen Dank für die Aufstellung. Sogar in "Und täglich grüßt das Murmeltier"? Das muss alsbald wie möglich überprüfen.


    Ich bin mit der Glemser-Aufnahme sehr zufrieden, zumal man noch die (leider) selten gespielten Konzerte Nr. 1 und 4 noch mit im Sack hat.


    Meine Lieblingsvariation ist eigtl. die darauf folgende 19. - wegen dieser - Verzeihung - affenstarken Rhythmisierung :D


    :hello:
    Wulf

  • Lieber Wulf,


    Bill Murray beginnt während seiner Zeitstrandung, Klavierunterricht zu nehmen und entwickelt sich nicht nur zu einem beachtlichen Jazzpianisten, sondern auch zu einem ordentlichen Rachmaninoff-Interpreten - mit eben jenem Stück.
    Der Zuschauer bekommt sogar die Genese mit. Remember?


    Gruß,



    audiamus



    .

  • Lieber audiamus,


    so langsam lüftet sich der Schleier. Aber, daß er - sicherlich um bei McDowell Eindruck zu schinden - genau jene Variation spielt, daran kann ich mich beim besten Willen nicht erinnern.
    Aber danke für den Anreiz, den Film erneut zu schauen.


    :hello:
    Wulf

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