Henri Pousseur ist tot !

  • Soeben erfahre ich auf Wikipedia.de dass der belgische Komponist HENRI POUSSEUR gestern am 6. März 2009 im Alter von 79 Jahren verstorben ist !
    Henri Pousseur zählte nach 1945 zu den avanciertesten Komponisten seiner Generation !!!
    In den letzten Jahrzehnten war er jedoch im Vergleich zu Tonschöpfern unserer Zeit wie Stockhausen und Ligeti in Vergessenheit geraten. (Warum eigentlich ???) Ich muss gestehen dass mir bis dato auch keines seiner Werke im Bewusstsein ist; möchte aber dennoch nicht versäumen auf seinen Tod aufmerksam zu machen und hoffe dass Andere diesen Gedächtnis-Thread beleben können.

    "Der moderne Komponist darf seine Werke einzig und allein auf der Grundlage der Wahrheit schreiben."
    Claudio Monteverdi


    "Der Komponist komponiert erstens für sich selbst und zweitens für das Publikum; aber für ein ideales Publikum und nicht für das...welches real existiert"
    Nikolai Rimski-Korsakow


    "Tradition ist die Weitergabe des Feuers und nicht die Anbetung der Asche."
    Gustav Mahler

  • möchte hier wirklich niemand etwas dazu schreiben ? ?(


    edwin vielleicht ? :untertauch:

    "Der moderne Komponist darf seine Werke einzig und allein auf der Grundlage der Wahrheit schreiben."
    Claudio Monteverdi


    "Der Komponist komponiert erstens für sich selbst und zweitens für das Publikum; aber für ein ideales Publikum und nicht für das...welches real existiert"
    Nikolai Rimski-Korsakow


    "Tradition ist die Weitergabe des Feuers und nicht die Anbetung der Asche."
    Gustav Mahler

  • Edwin schreibt bestimmt noch. Ich würde ja gerne etwas schreiben, aber das ist mit Arbeit verbunden, und im Augenblick setze ich für mich andere Schwerpunkte als das. Nicht erst seit Mittwoch.


    Henri Pousseurs Musik lief mir in den 1980er Jahren über den Weg, als ich mich für die Arbeit belgischer Orchester interessiert hatte. Das Orchestre Phiharmonique de Liège führte mehrere große Werke von Pousseur auf und machte auch Aufnahmen davon. Gibt es die noch heute? Und warum spielen im Zeitalter der Europäischen Einigung nicht auch Orchester außerhalb Belgiens diese Stücke? Die Werke haben oft Bezüge zur Literatur und sind somit auch mit Chor und Gesangssolisten besetzt. Auf die Sujets weisen schon Titel wie Miroirs de Votre Faust (nach Michel Butor) oder Dichterliebesreigentraum.
    (Was für ein schöner Name für ein Musikwerk.)


    Eine Erinnerung an einen Höreindruck habe ich jetzt nur in Bezug auf ein Chorstück von Henri Pousseur:
    Tales and Songs from the Bible of Hell. Elektroakustische Musik mit vier Stimmen und Live-Elektronik.
    Nach William Blake und Edgard Allan Poe. Das Stück empfand ich einmal als sehr aufwühlend, gerade auch weil es Renaissance-Madrigale und eine mit aktuellen Mitteln arbeitende extreme Ausdruckshaltung miteinander verband. Vielleicht hatte es eine ähnliche Wirkung wie manche der dunklen Stücke von George Crumb oder manche dunklen Stellen bei Bernd Alois Zimmermann. Es scheint jetzt im Radio die Chance eines Wiederhörens zu geben: Mittwoch, 18.03.09 um 23:05 Uhr auf WDR 3.


    Und auch das elektroakustische Werk Trois visages de Liège kann nachhaltig wirken. Vielleicht sollte es öfter aufgeführt werden, auch im Hinblick darauf, dass diese ostbelgische Großstadt immer noch mit starken wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen hat und hier neue Perspektive für eine Identität dieser Stadt geschaffen werden sollten. Zum Teil sind die Probleme ähnlich wie im Ruhrgebiet. Allerdings hatte Liège (Lüttich) zur Zeit der Entstehung dieser elektroakustischen Portraits die Stücke nicht besonders gefördert und auf einem Open-Air-Festival elektronischer Musik stattdessen Lautsprecherwiedergaben von Gershwins Rhapsody in Blue bevorzugt - dies schrieb jedenfalls Karlheinz Stockhausen, ich glaube im ersten Band der MusikTexte. Später setzte sich das städtische Orchestre Philharmonique dann sehr für Pousseur ein. In den letzten Jahren allerdings nahm dieses Engagement dann etwas ab.


    Übrigens lese ich gerade, das in dem Festival ars musica, das im März und April vorwiegend in Brüssel stattfindet, seit heute Henri Pousseur einer der als Schwerpunkt aufgeführten Komponisten ist. Man kann also in Brüssel nicht nur gut essen, sondern auch gut hören.