Wandel im Geschmack bei Gesangsstimmen/Opern

  • Hallo,


    ich stelle bei mir fest, daß sich in den letzten 15 Jahren mein Geschmack betr. Gesangsstimmen und auch bei
    einigen Werken doch sehr gewandelt hat.
    So kann ich heute den Schallplattenaufnahmen von Maria Callas (Pucci-Manon L, Turandot) nur noch
    wenig abgewinnen.
    Liebte ich früher "La Boheme", so rangiert sie heute unter den Pucciniwerken bei mir an letzter Stelle.
    Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht?


    Gruß Harald

  • Hallo Harald,


    Zunächst mal Willkommen im sommerlich ruhigen Forum.


    Zu Deiner Frage:


    Teilweise ändert sich sicher der Geschmack. Das liegt auch daran, daß man, desto älter man wird, mehr Gelegenheiten des Vergleichs hat.
    Dazu kommt das Phänomen des sich "abhörens", welches nicht bei allen Menschen auftritt, aber mache Musikfreunde können und wollen beispielsweise Beethovens 5. nicht mehr hören. (Ich hingegen schon)


    Andererseits gibt es aber fixe "Prägungen", da ändert sich nichts, Karl Böhm beispielsweise wird immer meine Referenz in Sachen Mozart bleiben, komme was da wolle.
    (ist in meinem BIOS scheinbar eingebrannt ,-)


    In Bezug auf Stimmen ist das bei mir (leider) so, daß ich wenn ich eine "neue" Stimme kennenlerne, sie in den meisten Fällen als "unangenehm" empfinde.
    Erst nach längerm und öfterem Hören kann ich sie wirklich beurteilen.


    Grüße aus dem
    subtropischen Wien (31°)
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo Harald,


    Das ist ein äußerst interessantes Thema, das Du da aufgeworfen hast. Ich hoffe, die anderen TaminoianerInnen machen dabei auch mit.


    Was mich betrifft, so hat sich der Geschmack nur geringfügig geändert. Das Repertoire wurde aber im Vergleich zu meinen ersten Klassikjahren doch beträchtlich erweitert (auch eine Folge des sanften Zuredens meiner Frau, daß ich anstatt der siebenten Aufnahme von Trovatore auch Neues versuchen könnte).
    Mein Zeit-Budget ist gleichgeblieben. Dadurch kommen natürlich die "Lieblingsaufnahmen", die es großteils noch sind, "zu kurz". Ich kann daher nicht sagen, daß ich die alten Aufnahmen nicht mehr hören kann. Ich höre sie wahrscheinlich zuwenig.

    Otto Rehhagel: "Mal verliert man und mal gewinnen die anderen".
    (aus "Sprechen Sie Fußball?")

  • Hallo!


    Meine bevorzugten Sänger und Sängerinnen ändernsich auch oft, aber zwei führen meine Hitliste an und ich denke, dass die beiden so bald auch nicht verdrängt werden.
    Das sind HERMANN PREY und WALTER BERRY. Die beiden sind einfach die besten Sänger für tiefe Männerstimmen und ihr Repertoire trifft auch genau meinen Musikgeschmack.


    Veränderungen, die mir aufgefallen sind:
    Zum Beispiuel höre ich jetzt Peter Schreier nicht mehr so gerne, obwohl ich ihn vor ein paar Jahren noch vergöttert habe. Rudolf Schock und Nicolai Gedda gefallen mir nun einffach besser.
    Von Richard Tauber habe ich nur gutes gehört (kritiken), mich aber sonst nicht mit ihm beschäftigt. Das werde ich nun nachholen, habe mir 3 Cds mit Opernarien bestellt.


    Johann Sebastian Bach: Ich möcht eihn als Kind sehr gerne, genauso wie Tschaikowsky. Jetzt mag ich sie auch noch, aber höre sie mir fast nie an. Bei Rossini und Donizetti war(ist) es genau umgekehrt.


    Grundsätzlich denke ich, dass jeder ein oder zwei All-Time Favorites hat (bei mir MOZART), und der Rest je nach Stimmung, momentanem Interesse und Ratschlägen und Empfehlungen von anderen variiert!


    Stimmt mir da wer zu??

  • Don Basilio schrieb:


    Zitat

    Grundsätzlich denke ich, dass jeder ein oder zwei All-Time Favorites hat (bei mir MOZART), und der Rest je nach Stimmung, momentanem Interesse und Ratschlägen und Empfehlungen von anderen variiert!


    Stimmt mir da wer zu??


    Tatsächlich ist es so, saß man, ob man will oder nicht, von seiner Umwelt beeinflußt wird, ob man will oder nicht.


    Es ist schon ein Unterschied ob man ALLEIN seinen Geschmack bilden muß, oder ob es in "Klassikzirkeln" oder "Klassikforen" geschieht, je oft sogar durch das Lesen der Kritiken in "Musikzeitschriften" deren Geschmack und Sprachchatz man allmählich annimmt ;)


    Alledings bleibt natürlich doch auch die Eigenpersönlichkeit ausschlaggebend.


    In Deinem Fall fällt mir ein eher rückwärtsgewandter Geschmack auf,
    (stärker als meiner !!!) Das soll jetzt keine Wertung sein, lediglich eine interdssante Beobachtung. Walter Berry war in einigen Rollen tatsächlich unschlagbar, sein Papageno ist Legende, auch Hermann Prey finde ich noch immer großartig (Es gibt einen eigenen Thread)


    Der große Konkurrent - - Hermann Prey


    Richard Tauber jedoch, zu Lebzeiten sehr gefeiert, gegen Ende seines Lebens allerdings eher mit Lehar in Verbindung gebracht als mit Oper, singt einen Tamino der für heutige Gescmäcker einfach zu "dick" und "theatralisch" ist, womit nicht gesagt sein soll, daß ich ihn nicht hören mag. Ich werde im Schellack-Bereich in den Nächsten Tagen einen Tauber Thread starten, wo wir dann näher drauf eingehen können. Als Idealbesetzung des Tamino gilt heute jedoch der wesentlich (stimmlich =) ) schlankere Fritz Wunderlich, wobei manche noch schlankere Stimmen bevorzugen. =)



    Meine stimmlichen Vorlieben (Sutherland, Simionato,Janowitz, Ludwig, Berry, Frick, Böhme,Bergonzi,Carreras, Aragall, Fischer-Dieskau, Prey,Ollendorf, Wunderlich,Montarsolo,Dara... etc etc) ändern sich eigentlich kaum, gelegentlich, aber eher selten wird das Spektrum meiner "Vorlieben" dann aufgefettet, (Matthias Goerne, Thomas Quasthoff, Neill Shicoff)


    Freundliche Grüße aus Wien



    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Salut,


    in den Anfängen meiner musikalischen Erfahrungen mit Werkeinspielungen (das was in der 1980er Jahren) habe ich eine Aufnahme eigentlich nur gehört, weil ich das Werk kennen lernen wollte. Es war mir völlig egal, WER das spielt, mich hat nur die Musik als solche interessiert. Er war mir zunächst gar nicht klar, dass hinter der Musik noch die Acteuere stehen: Ein Werk war für mich autark. Erst später wurde mir zwar (unter-)bewusst deutlich, dass das Werk möglicher Weise auch von anderen Interpreten eingespielt wurde, aber dass es darin Unterschiede geben könne, war mir gar nicht klar – ja eigentlich schloss ich das aus. Ich kannte eben jeweils nur eine Einspielung eines mich interessierenden Werkes. Der Aha-Effekt kam erst nach einigen Konzertbesuchen, wo Werke, die sich mittlerweile in meiner Sammlung befanden, aufgeführt wurden. Wieso wurde hier eine Stelle/ein Takt anders gespielt, als auf meiner Aufnahme? Dafür knöpfte ich mir die Partitur vor und dann ging es los mit der Geschmacks- und Meinungsbildung.


    Bei mir gibt es das schon, dass mir Werke wie z.B. „die kleine Nachtmusik“ - die mittlerweile aus 80% aller Telefonwarteschleifen dudelt - oder Beethovens 5. Sinfonie oder „Für Elise“ (was es nicht ist) oder Rossinis „Barbier“-Overture ziemlich auf die Nerven gehen. Nervig sind eigentlich eher die missbräuchlichen Verwendungen der Werke in Werbung und Telefonwarteschleifen, was sich aber auf die authentischen Werke überträgt. Ich finde es keineswegs lustig, beim Hören der „Kleinen Nachtmusik“ gleich an das Arbeitsamt denken zu müssen… Trotzdem sind es natürlich wunderbare und hörenswerte Meisterstücke, die meiner Meinung nach durch den Kommerz „kaputt“ gemacht wurden. Es gibt natürlich auch Stunden/Minuten, in denen ich gezielt diese Werke anhöre, das ist aber eher selten der Fall.


    Viele Grüße
    Ulli.

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt


    In Bezug auf Stimmen ist das bei mir (leider) so, daß ich wenn ich eine "neue" Stimme kennenlerne, sie in den meisten Fällen als "unangenehm" empfinde.
    Erst nach längerm und öfterem Hören kann ich sie wirklich beurteilen.




    Tausend Dank für dieses ehrliche Eingeständnis!!



    ich stelle mir zum Thema Geschmack bei Gesangsstimmen immer vor, daß die Zuhörer vom Geschmack der Intendanten und Dirigenten abhängig sind, welche dann die Sänger engagieren. Bzw.vom Geschmack der Lehrer, die die Dirigenten ausbilden...


    Das ist für mich der Grund, warum es zu Urteilen kommt wie: es gibt keine guten tiefen Bässe mehr - no na, wenn man sich anhört, in welchem Tempo und wie "leicht" die Sarastri ihre Arien singen müssen...


    dasselbe wahrscheinlich mit Wagner Stimmen - da hab ich noch eine andere Erklärung: früher haben die Sänger alles mit einer Technik gesungen - Wagner, Verdi, Mozart, Händel ganz egal....
    heute setzt man differenzierte Techniken voraus und weiß durch die Tonträger genau, wie es klingen soll...


    von wem gibts die Geschichte: als 17 jährige - als Elisabeth eingesprungen.... Wo gäbs das heute??

    Im übrigen bin ich der Ansicht, dass gepostete Bilder Namen des Fotografen, der dargestellten Personen sowie eine genaue Angabe des Orts enthalten sollten.
    (frei nach Marcus Porcius Cato Censorius)

  • Ein interessantes Thema. Dazu ein ganz persönliches Statement:


    Ich habe vor ca 12 Jahren begonnen, Gesangsunterricht zu nehmen. Ganz zu Beginn (bei einer Sängerin, die in einem Alte Musik Ensemble singt) suchte ich den kleinen, feinen Klang - aus dieser Zeit stehen in meinem Regal beispielsweise eine Aufnahmen mit Barbara Hendricks.


    Meine Technik und mein Geschmack entwickelten sich - vor allem auch nach einem Lehrerwechsel - weiter. Nun waren es die lyrischen Stimmen, die mir besonders gefielen - Barbara Bonney füllte zu dieser Zeit mein Cd-Regal - auch Nathalie Dessay - ich entdeckte Montserrat Caballe, Mirella Freni und Katia Ricciarelli für mich - und entsprechend das Repertoire drumherum.


    Dann mochte ich eine Zeitlang "the beautiful Voice" Renee Fleming (auf Cd) - bis ich sie live hörte. Trotzdem kaufe ich immer wieder ihre "Gemischtwarenladen-Cds" - nicht zuletzt, weil sie sehr interessante Programme zusammenstellt.


    Seit etlichen Jahren hatte ich immer wieder Gelegenheit, Karita Mattila im Konzert bzw. auf der Bühne zu erleben.
    Ich glaube, zu Beginn meiner Beschäftigung mit der Sopran-Stimme hätte mir das nicht gefallen - aber heute entspricht es meinem (ganz persönlichen) Ideal.
    Langsam entwickelt sich mein Interesse in alle möglichen Richtungen - und ich beginne sogar, bei Männerstimmen genauer hinzuhören.


    Ähnlich hat sich auch mein Operngeschmack von Mozart ausgehend in alle möglichen Richtungen entwickelt - manches begeistert mich - manches weniger. Nach wie vor kann ich mit Belcanto-Opern wenig anfangen - aber das ist auch nicht mein Repertoire (wie günstig :pfeif: )
    Im Moment entdecke ich deutsche Operette - absolutes Neuland.


    Und es ist kein Ende abzusehen... zum Glück. :hello:


    Herzlich grüsst LaCastafiore

  • Ich finde dieses Thema auch sehr interessant.
    Castafiores Beitrag zeigt mir, dass persönlche Identifikation und Projektionen der eigene Entwicklung eine grosse Rolle spielen können. Als ausübender Musiker sich mit den Interpreten zu identifizieren und das jeweils zu hören/zu bevorzugen, was dem Eigenen ien bisschen nahekommt-das kenne ich bis zu einem gewissen Grade auch.
    Aber ich muss sagen, dass sich mein Geschmack in bezug auf Stimmen qualitativ nciht geändert hat. Was neu dazukommt, ist eher die Vielfalt derer, die ich zuvor gar nicht kannte. :yes:
    Bei mir gab es von Beginn an verschiedne Kategorien. Zum Einen die Stimmen, die ich wegen ihrer Leistung bewundere und respektiere, die mich aber kaltlassen und schlimmstenfalls sogar abstossen.
    Dann die Stimmen, die mich wriklich berühren und die ich lieben kann.
    Da waren es eigentlich auch von Beginn an zwei Typen, die bis heute unverändert so dastehen:
    die Stimmen, die mich an verorene Paradiese erinnern, weil sie etwas Engelgleiches an sich haben. :angel: Am besten gepaart mit einer Ahnung von Zerbrechlickeit, in der die Angst mitschwingt, das Paradies schnell wieder verlieren zu können.
    Da waren meine Initialerlebnisse in noch serh jungen Jahren Elly Amelig, Emma Kirkby, Charlotte Lehmann. Später Victoria de los Angeles, Eva Mei, Erna Berger, Rita Streich, Sara Mingardo und viel Andere :angel: :angel: :angel:
    Die zweite Kategorie sind die Stimmen, die sich im Emotionalen selbst verbrennen und dabei keine Angst vor mangelnder Perfektion und Hässlichkeit haben. Auch hier spielt für mich der Faktor der Zerbrechlichkeit eine ganz entscheidende Rolle. Ich kann keine Frauen-Stimme wirklich lieben,die zu unverwüstlich und hart oder perfekt erscheint-seltsam, das wird mir gerade bewusst........
    An allererster Stelle natürlich Maria Callas. aber auch Kathleen Ferrier, Agnes Baltsa Ileana Cotrubas usw
    Dazu nciht zu vergessen die Nciht-Klassik, die für mich teilweise sogar viel emotionsgeladener ist. Hier nenne ich stellvertretend Edith Piaf, Ella Fitzgerald die Portugiesin Misia, Charvela Vargas :jubel:


    Bei Männerstimmen spielt natürlich der Erotik-Faktor eine nciht zu unterschätende Rolle. Das leugnen zu wollen, wäre glatte Heuchelei.
    Ich habe da eine grosse Affinität zu Baritonstimmen oder dunkler gefärbten Tenören wie Domingo.
    Der Tango-Sänger Carlos Gardel, Bryn Terfel, Souzay Difidi als Oratoreinsänger, Ruggiero Raimondi usw..... als Beispiele von vielen.


    All das hat sich im Laufe der Jahre seltsamerweise überhaupt nciht geändert und scheint wohl eine feste Komponente zu sein. Hinzukommt, wie schon gesagt, nur die Quantitat. Sprich die Sänger, die ich neu entdecke.


    Fairy Queen :angel:

  • Tatsächlich interessant, dieser Thread.
    Für mich galten an erster Stelle immer Stimmen. Und eigentlich hat sich mein Urteil da kaum geändert. Vermutlich weil ich bei einer Stimme zuerst auf das Timbre achte. Gefällt das Timbre mir nicht, dann gefällt die Stimme mir nicht. Offenbar hat sich mein Gefühl für Timbre seit meinem – sag mal - 15. Lebensjahr, also 50 Jahre her, nicht geändert.
    Bekam ich damals einen Klotz im Kehle beim Anhören von Ferriers Aufnahme der Bach-Händelarien (7-8 Oktober 1952), so ist das auch jetzt noch. Ich schrieb je


    Zitat

    Diese Ausführung geht weit über den Streit zwischen HIP und Non-HIP hinaus. Hier wird ein Hörer so berührt, daß danach bei ihm einen "Seelenfrieden" herrscht.


    Mit Callas wuchs ich auf, und ihre Stimme hatte für mich immer mehr als die von Tebaldi. Vielleicht auch, weil Callas' Musikwahl mir mehr lag. Bei Sutherland sind meine Gefühle immer gemischt. Sehr schön, technisch perfekt. Und dennoch fehlt das Etwas, daß ich nicht benennen kann. Dagegen wurde ich von Cotrubas sofort gerührt. Und ekelte Caballé mich sofort an. Und Streichs Stimme... :lips:
    Frederica von Stade ist so eine Ausnahme. Ihre frühere Aufnahmen waren so schön. Aber das Timbre hat sich (ungünstig) geändert, und ich mag ihre Stimme jetzt nicht (mehr).
    Hanna Schwarz, vor ihr mach ich einen Kniefall. :jubel:
    Karl Ridderbusch und Franz Crass hatten ein sehr warmes Timbre, also gefielen sie mir. Und der Frick, Kusche und Ollendorf: Sonderstelle.
    Dieskau: kein Bariton hat mich je so gerührt als er. An zweiter Stelle kommt vermutlich Souzay, aber da hab ich es schon schwerer
    Und die Tenöre, oh je, wie schwer. Wunderlichs Stimme rührte mich damals sofort, und auch jetzt noch. Darum erinnere ich mich so gut daran, daß es während meine Gesangslektion war, daß ich die Nachricht bekam vom Direktor der Musikschule, er wäre schwer verwundet und im Krankenhaus aufgenommen bei einem Sturz von einer Treppe. Oder war es von seinem Tode?
    Aber im großen und ganzen ist für mich das Timbre eines Tenors aus Spanien (dazu rechne ich also auch Domingo und Flórez) oder Wales vermutlich das Timbre, daß mir am meisten gefällt. Denn meist wärmer als bei z.B. italienischen, französischen oder deutschen Stimmen.
    Eine Ausnahme ist jedenfalls Joseph Schmidt. Er hat im tiefen Register auch eine dunkle Färbung; fast heiser. Und darum mag ich seine Stimme auch sehr.


    LG, Paul

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  • Zitat

    Original von Fairy Queen
    Ich finde dieses Thema auch sehr interessant.
    Castafiores Beitrag zeigt mir, dass persönlche Identifikation und Projektionen der eigene Entwicklung eine grosse Rolle spielen können. Als ausübender Musiker sich mit den Interpreten zu identifizieren und das jeweils zu hören/zu bevorzugen, was dem Eigenen ien bisschen nahekommt-das kenne ich bis zu einem gewissen Grade auch.


    Liebe Fairy Queen,


    da habe ich mich wahrscheinlich nicht sehr präzise ausgedrückt - denn ich sprach in keinster Weise von Identifikation und Projektionen - sondern analysierte mein Auswahlverhalten in bestimmten Jahren in Relation mit der eigenen Stimmentwicklung. Natürlich gab es darum herum auch andere Kriterien - aber bei diesem Thema habe ich natürlich die Schere im Kopf angesetzt und manches etwas vereinfacht auf den Punkt gebracht.


    Ganz persönlich fand bei mir vokale Musik bis 1995 nur als Accessoire statt - mal für eine Messe, ein Requiem - aber weder Oper noch Lieder erwärmten mein Herz so sehr wie eine Sinfonie oder ein Klavier- oder Violin - oder gar Doppel oder Tripelkonzert. So wie ich heute noch - von Ausnahmen abgesehen - wenig Zugang zu einem reinen Klavier-Solo-Programm habe. Es gibt einfach verschiedene Geschmäcker und verschiedene Sozialisationen - zum Glück. Wie schrecklich, wenn alle das gleiche hören würden.


    Und natürlich kommen viele Ideen und Anstösse von aussen - durch Repertoire, das angeboten wird - die Entdeckungsreise, die dann unternommen wird, muss jeder in seiner Art machen. Ich habe durch einen Kollegen Zugang zu zeitgenössischer Musik gefunden - ohne ihn wäre ich wohl nie in "solch ein" Konzert gegangen.


    Nur ein kleines Beispiel aus jüngster Zeit - ich wäre nie auf die Idee gekommen, mich mit deutscher Operette näher zu befassen, hätte nicht Musika uns entsprechende Programmvorschläge gemacht - inzwischen bin ich von dem Virus befallen, besitze etliche KAs - die ersten Cds. Wer weiss, was danach kommt.
    :hello:


    Herzliche Grüsse sendet LaCastafiore

  • Liebe Castafiore, ich hatte deine oben beschriebene progressive Vorliebe von leichteren über lyrische bis jugendlich -dramatische Stimmen in direkten Zusammenhang mit Deiner eigenen, dort auch angedeuteten, Stimmentwicklung gesetzt. Das ist für mich eine Form der Identifikation und Projektion, die ich für vollkommen normal halte, von vielen ausübenden Musikern kenne(egal ob Sänger oder Instrumentalist) und auch sellbst bestens nachvollziehen kann.
    Sollte das anders von Dir gemeint gewesen sein, haben wir uns missverstanden.
    Da hier ja von Sängern/Oper die Rede ist, habe ich bei mir ebenfalls das Instrumentale weggelassen.


    Fairy Queen :angel:

  • Insbesondere im Opernbetrieb sehe ich heute die schlanken, beweglichen Stimmen - möglichst auch in den passenden Körpern - auf dem Vormarsch. Die schweren, statischen "Rampensäue" (im positiven Sinne) haben wohl ausgedient bzw. sterben mangels Nachwuchs aus.
    Dadurch profitieren das Singspiel, die Commedia dell'Arte, die Belcanto-Opern.
    Das schwere, heldische Fach, ja auch die sog. Zwischenfachpartien werden deshalb aber oft mangels Masse mit "Leichtgewichten" besetzt. Das verschleisst die Stimmen vorzeitig, weil kein Stimmband andauerndem Forcieren gewachsen ist.
    Hier stehen die Gesangslehrer vor der schwierigen Aufgabe, mit ausgewogener Balance die Stimmen zu schulen, die auch in schweren Partien bestehen können.

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Was Stimmen betrifft, hat sich mein Geschmack eigentlich kaum geändert. Nach wie vor bevorzuge ich z.B. bei Belcanto-Opern eher hellere Tenöre, für dramatische Partien dünkler eingefärbte. Und immer noch gilt wie am Anfang meiner Opernleidenschaft: Stimme alleine ist mir auf der Bühne zu wenig!
    Das einzig Neue: Dank Sascha habe ich meine Aversion gegen "Verblichene" abgelegt und beginne mich nun auch damit zu beschäftigen, doch werde ich einer Live-Aufführung wohl immer den Vorzug vor einer Konserve einräumen.
    Ganz anders schaut es bei meinen Lieblingsopern aus. Während ich am Anfang eigentlich nur hinter den "Knüllern" her war, lockt mich heute wirklich nur mehr eine tolle Besetzung in eine "Boheme" oder "Tosca". Überhaupt habe ich mich von Puccini ein wenig entwöhnt, Verdi hingegen liebe ich immer noch, aber auch da nicht mehr unbedingt "Traviata" und "Rigoletto", sondern "Simon Boccanegra", "Macbeth", "Otello"...In den letzten Jahren habe ich Benjamin Britten für mich entdeckt. Ganz neu ist mein Interesse für Barockopern, daran ist Tamino nicht ganz unschuldig, und die diversen Wagner-Threads, die ich mit großem Interesse lese, haben nun doch die Bereitschaft in mir geweckt, mich in Zukunft auch darauf einzulassen.
    Fazit: Bei den Stimmen fast alles wie gehabt, bei den Opern ist momentan alles offen!
    lg Severina :hello:

  • Zitat

    Original von Siegfried
    Insbesondere im Opernbetrieb sehe ich heute die schlanken, beweglichen Stimmen - möglichst auch in den passenden Körpern - auf dem Vormarsch. Die schweren, statischen "Rampensäue" (im positiven Sinne) haben wohl ausgedient bzw. sterben mangels Nachwuchs aus.
    Dadurch profitieren das Singspiel, die Commedia dell'Arte, die Belcanto-Opern.
    Das schwere, heldische Fach, ja auch die sog. Zwischenfachpartien werden deshalb aber oft mangels Masse mit "Leichtgewichten" besetzt. Das verschleisst die Stimmen vorzeitig, weil kein Stimmband andauerndem Forcieren gewachsen ist.
    Hier stehen die Gesangslehrer vor der schwierigen Aufgabe, mit ausgewogener Balance die Stimmen zu schulen, die auch in schweren Partien bestehen können.


    Sehe das überwiegend auch so. Die schweren Fächer auszubilden, benötigt Geduld, sowohl bei Schülern als auch Lehrern. Zunahme an Alter ist in der Regel für Sportler ungünstig, aber nicht für Stimmen, wenn diese nicht schon vorher durch unsinnige Besetzungen und schlechte Technik verschlissen sind.


    LG


    ulrica (Schlachtschiff :D)

  • Der erste Opernsänger, den ich wirklich gern hörte, war Jussi Björling, den ich im Alter von ca. 15 Jahren "entdeckte", und der leider in Deutschland damals in den 70ern nicht sehr geschätzt wurde (zu kühl, zu instrumental, schlechter Schauspieler, der Alkohol etc pp......)
    Die tollen Live-Aufnahmen kannte man meist überhaupt nicht. Das änderte sich glücklicherweise seit den späten 80ern mit der Flut von Klassik-Cds, die auf den Markt kamen.
    Jussi Björling ist bis heute mein Favorit geblieben, obwohl ich kein großer Verdi- oder Pucchini-Fan bin. Leider hat er weder Händel noch Mozart noch Gluck oder Bellin und Donizetti gesungen, auch als Schubert-Liebhaber komme ich bei ihm nicht so recht auf meine Kosten.
    Doch durch seine Aufnahmen bin ich zunächst zum Sammeln historischer Einspielungen gekommen - und entdeckte Sänger wie Erb, Schlusnus, Pagliughi, Muzio, Mc Cormack, Pears, die ich heute auch noch gern höre. Wenig anfangen konnte ich mit vielen Sängern der 50er und 60er Jahre - auch so großartigen wie Wunderlich und Gedda, bei denen ich immer sage: Sicherlich tolles Singen, aber für mich fehlt irgend etwas.
    Im Moment höre ich viel Bach und Händel, auch Britten sehr gern, und habe dadurch zeitgenössische Sänger wie John Mark Ainsley, Stephen Varcoe und Lothar Odinius kennen- und schätzen gelernt.


    Liebe Grüße,
    petra

  • Nachtrag: Irgendwie sind die 50er und 60er gestern von mir etwas pauschal dargestellt worden, denn aus dieser Zeit höre ich einige Sängerinnen doch gern: Victoria de los Angeles, Regine Crespin, Yvonne Minton, Marylin Horne..., bei den Männern Luigi Alva oder Joszef Réti.
    Nur die Zeit der "drei Tenöre" ist in meinem CD-Regal etwas
    unterrepräsentiert ... :)
    Callas habe ich vor 10 Jahren sehr gern gehört- sicherlich beeinflusst durch die 26 Folgen im Rundfunk, die Kesting zu ihrem 20. Todestag wirklich sehr gut moderiert hat. Da hat sich mein Geschmack auch gewandelt - heute höre ich gerade im "echten" Belcanto-Bereich lieber den etwas weniger dramatischen Zugriff auf die Rollen.


    lg
    petra

  • Ich gestehe, mein Geschmack ist sehr durch die Gesangsschule geprägt, die ich selbst genossen habe. Ich liebe volle körperreiche Stimmen. Timbre und Emotionalität sind ein sehr wichtiger Faktor. Treffen die Töne nicht ins Herz, kann die Stimme noch so (technisch) gut sein, ich kann sie dann nicht genießen.
    Mein auf immer und ewig Lieblings-Sopran wird Jessye Norman bleiben, dicht gefolgt von Kiri Te Kanawa.
    Bei Männerstimmen kommt bei mir auch in einen nicht unerheblichen Maße der von Fairy Queen erwähnte Erotik-Faktor dazu. Auch ich liebe die baritonal eingefärbten Tenöre und kann heute noch vor Placido Domingo dahinschmelzen.


    Ob sich mein Geschmack in den letzen Jahren geändert hat? Ich denke nicht. Allerdings beschäftige ich mich auch erst seit rund 10 Jahren intensiv mit Stimmen. Mein Anspruch an Stimmen hat sich durchaus mit dem Fortschreiten der eigenen Ausbildung geändert. Heute kann ich hören, wenn etwas technisch nicht richtig läuft oder wenn die Intonation nicht stimmt. Oder wenn sich jemand durch ein Partie "durchmogelt" :evil:


    Gruß
    Rosenkavalier

  • Zitat

    Original von petra
    Joszef Réti


    Da freue ich mich, daß es doch einer gibt, der seine Stimme kennt, und auch noch mag. Ich empfehle Dich diese Hungaroton-CD (HCD 12927):



    JÓZSEF RÉTI - tenor (1925-1973)


    Great Hungarian Voices


    MOZART, Wolfgang Amadeus (1756-1791)


    CONCERT ARIAS AND OPERATIC ARIAS


    1 Si mostra la sorte K. 209
    2 Con ossequio, con rispetto K. 210
    3 Se al labbro mio non credi K. 295
    4 Per pietà, non ricercate K. 420
    5 Misero! O sogno K. 431 (425b)


    Die Zauberflöte K. 620
    6 Dies Bildnis ist bezaubernd schön
    Die Entführung aus dem Serail
    7 Constanze! Constanze!... Oh, wie ängstlich
    8 Wenn der Freude Tränen fließen
    Così fan tutte
    9 Un'aura amorosa
    Don Giovanni
    10 Dalla sua pace
    11 Il mio tesoro

  • Zitat

    Original von Fairy Queen
    Dann die Stimmen, die mich wriklich berühren und die ich lieben kann.


    Liebe Titania,


    Dann kann ich nur diese Hungaroton-CD (HCD 12671) mit Sylvia Sass wärmstens empfehlen. Trotz Wagner habe ich sie gekauft, und sogar mit Mühe im Internet eine gefunden um Ulli zum Geburtstag zu verschenken. Denn er mag sie auch.
    Noch nie habe ich Mozarts Konzertarie KV 505 so rührend und schön gehört. Auch András Schiff ist hier unvergleichbar.



    Sylvia Sass – soprano - A Mozart-Wagner recital


    WOLFGANG AMADEUS MOZART
    1 Recitative and Aria, K. 272
    2 Recitative and Aria from Idomeneo, K. 366 No. 29
    3 Bella mia fiamma - Scene for Soprano, K. 528
    4 Ch'io mi scordi di te - Scene with Rondo, K. 505


    RICHARD WAGNER
    Wesendonk-Lieder
    5 Der Engel
    6 Stehe still!
    7 Im Treibhaus
    8 Schmerzen
    9 Träume


    Sylvia Sass (Sopran); András Schiff (Klavier)
    Hungarian State Opera Orchestra
    Es dirigieren Ervin Lukács (1-4) und András Kórodi (5-9)

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  • Hallo musicophil,


    diese CD habe ich schon; sie ist eins meiner Lieblingsstücke.
    Leider fehlt darauf die Arie "Ich baue ganz auf deine Stärke" aus der "Entführung aus dem Serail".
    Ich habe diese Arie einmal von Réti gehört und fand sie wunderbar gesungen.
    Kennst du dich mit seinen Aufnahmen etwas besser aus und kannst mir vielleicht sagen, ob es sie auf LP oder CD gibt?
    Über einen Tipp würde ich mich sehr freuen,


    petra

  • Zitat

    Original von petra
    Kennst du dich mit seinen Aufnahmen etwas besser aus und kannst mir vielleicht sagen, ob es sie auf LP oder CD gibt?


    Ich muß zu Hause die Mozart-LP nachschauen ob diese Arie je von ihm aufgenommen ist. Ich dachte aber nicht.
    Auf der andere Réti-CD von Hungaroton ist sie jedenfalls nicht.


    LG, Paul

  • Zitat

    Original von musicophil


    Ich muß zu Hause die Mozart-LP nachschauen ob diese Arie je von ihm aufgenommen ist. Ich dachte aber nicht.
    Auf der andere Réti-CD von Hungaroton ist sie jedenfalls nicht.


    LG, Paul


    Lieber Paul,
    das würde mich auch interessieren, ob du fündig geworden bist.
    Ich sammle gerade die sog. "Baumeister-Arie", die von den meisten Tenören so gefürchtet ist, weil entweder die Stimme oder der Atem für die Koloraturen oder beides nicht ausreicht. Deshalb wird sie leider oft weggelassen. Für mich musikalisch die schönste der 4 Belmonte-Arien.

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Zitat

    Original von petra


    Jussi Björling ist bis heute mein Favorit geblieben, obwohl ich kein großer Verdi- oder Pucchini-Fan bin. Leider hat er weder Händel noch Mozart noch Gluck oder Bellin und Donizetti gesungen, auch als Schubert-Liebhaber komme ich bei ihm nicht so recht auf meine Kosten.


    petra


    Hallo Petra,


    so sehr ich Jussi schätze, fällt es mir doch nicht allzu schwer, auf seinen Händel und Mozart zu verzichten. Die wenigen Aufnahmen, die existieren (beispielsweise "Il mio tesoro" oder - ansatzweise stellvertretend für verzierte Musik stehend -"Una furtiva lagrima") fallen doch deutlich gegenüber den Aufnahmen in seinem Stammrepertoire ab. Dennoch, die Vorstellung, diese Stimme beispielsweise als Tamino zu hören, wenn auch der stilistische Unterbau vorhanden wäre, ist groß.


    Äußerst bedauerlich ist allerdings, dass nur so wenige Schubert-Lied-Aufnahmen vorliegen, auch Liedaufnahmen allgemein. Das "Ständchen" beispielsweise (die frühe Aufnahme von 1940) ist allein schon durch die melancholische Tongebung eine Klasse für sich, und Beethovens "Adelaide" (1939) für mich einer der einsamen Höhepunkte des tenoralen Liedgesanges. Leider hat er in der Richtung nicht weitergemacht. Die späten Liedaufnahmen von 1952 sind wesentlich weniger nuanciert gestaltet, leider setzt er auch sein bezauberndes Mezzavoce nicht mehr ein.


    Gruß
    Sascha

  • Hallo zusammen,


    Zitat

    Original von Antracis:


    so sehr ich Jussi schätze, fällt es mir doch nicht allzu schwer, auf seinen Händel und Mozart zu verzichten.


    Bei den wenigen Mozart-Aufnahmen kann ich Sascha zustimmen, zumindest die vorhandenen wären auch für mich verzichtbar.


    Allerdings: die einzige Händel-Aufnahme von Jussi Björling, die ich kenne, ist das "Frondi tenere...Ombra mai fu" aus "Serse", im April 1959 live eingespielt mit Klavierbegleitung auf einem der letzten Konzerte vor seinem Tode.


    Klavierbegleitete Arien sind für den Sänger immer eine Herausforderung, jede Schwäche wird schonungslos hörbar. Diese Aufnahme offenbart die Intaktheit, die Schönheit und den immer noch jungen Klang von Björlings Stimme auf wunderbare Weise. Nur ganz weniges im Händel-Gesang kann sich mit dieser Aufnahme messen lassen, unter den Tenor-Einspielungen vielleicht Carusos Interpretation der selben Arie, oder John McCormacks "O sleep..." aus der Oper Semele.


    Ich finde: traurig, dass es davon nicht mehr und vor Allem keine Gesamtaufnahmen gibt!


    Übrigens: auf der selben CD "His Last Performances 1959-1960", veröffentlicht von Gala unter der Nummer GL315, singt Björling Lieder von Sibelius und Grieg. Er setzt sein Mezza voce ein, und es ist noch immer bezaubernd.


    Gruß
    Pylades

  • Ich bin kein allzu großer Björling-Fan. Allerdings gehört sein Perlenfischer-Duett mit R. Merrill für mich zu den besten Aufnahmen, die es davon gibt. Diese wurde übrigens kürzlich sogar auf der Trauerfeier einer Klassik-interessierten Dame gespielt.


    Meine ersten musikalischen Erinnerungen betreffen Rudolf Schock, mit dem meine Mutter gut bekannt war. Aufnahmen aus den fünfziger Jahren zeigen noch heute seinen (damals) "strahlenden Tenor"; seine späteren Aufnahmen zeugen eher von Routine und Rücksicht auf den Stimmverfall.


    Heute sind meine stimmlichen Favoriten eher Bergonzi (für Verdi & Co), Domingo (für Zarzuela, Mariachi & span. Welthits), Caruso (für Ausdruck & Interpretation), um einige Beispiele zu nennen. Es gibt aber auch von vielen Sängern der oberen Kategorie vereinzelte "Sternstunden"-Aufnahmen, die die sonst gezeigten Qualitäten übertreffen und einzigartig sind: dann hört man erst, was in einer Stimme drin steckt (und leider wohl nicht ständig abgerufen werden kann bzw. konnte).


    Erschütternd ist aber auch die (CD-)Dokumentation über den stimmlichen Niedergang von Sängern, z. B. bei del Monaco, Carreras oder Lanza. Der Vergleich früherer und späterer Aufnahmen ist manchmal erschreckend.



    Ciao :hello: Principe

  • Hallo zusammen,


    ihr sprecht mir aus der Seele: Der Lyrismus, den sein Singen besonders in den 30er Jahren hatte, ist leider später etwas verloren gegangen
    (die Adelaide ist wohl die einsame Spitze!), die mezzavoce hat er dann sehr sparsam eingesetzt. Obwohl, wenn sie da war ... :angel:
    In der Biografie von Farkas / Anna-Lisa Björling habe ich gelesen, dass er
    manchmal mit seiner leichten Stimme und seinem Timbre haderte und versuchte, wie Caruso zu singen, der wohl sein absolutes Vorbild war. Dabei hätte er aus seiner unverwechselbaren Stimme und seiner wirklich lyrischen Art zu singen ein Kunstmittel machen sollen, anstatt mit den dramatischeren Partien zu liebäugeln.
    Aber dann kam wohl in den 50ern auch der Zeitgeschmack dazu, der die kräftigeren Stimmen bevorzugte.
    Es ist auch in seinen Opernaufnahmen zu hören: Die 39er Traviata und der 40er Romeo aus Stockholm zeigen lyrisches Singen vom Feinsten,später hat er leider seine Stimme oft ins Dramatisch-Baritonale gepuscht, schade!


    Herzliche Grüße
    petra :hello:

  • Zitat

    Original von Principe
    Heute sind meine stimmlichen Favoriten eher Bergonzi (für Verdi & Co), Domingo (für Zarzuela, Mariachi & span. Welthits), Caruso (für Ausdruck & Interpretation), um einige Beispiele zu nennen. Es gibt aber auch von vielen Sängern der oberen Kategorie vereinzelte "Sternstunden"-Aufnahmen, die die sonst gezeigten Qualitäten übertreffen und einzigartig sind: dann hört man erst, was in einer Stimme drin steckt (und leider wohl nicht ständig abgerufen werden kann bzw. konnte).


    Ich habe von Domingo eine Aufnahme von "Il mio tesoro". Es ist nicht zu glauben, wie er diese Arie dort singt. Ich versuchte mit zu atmen, aber das war unmöglich.
    An einer Stelle wird von allen Sänger Luft geholt, und er singt ruhig weiter. Und so schön und warm. Es war ursprünglich eine RCA-Aufnahme, die auf LP ausgebracht wurde. Später kam sie auf Eurodisc als CD.


    LG, Paul

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