Flops bei Richard Wagner

  • In Fortsetzung meiner threads mit "leichten" Themen für Wagnerianer und solche, die es werden wollen, heute folgende Frage:


    Was ist dem "unerreichten weltberühmten und erhabenen Meister der Dicht- und Tonkunst" - eine gewisse grundsätzliche Wertschätzung setze ich voraus - misslungen?


    Gefragt ist hier sowohl nach der Musik als auch nach Handlungsentwurf, Text usw.


    Mein "Favorit" (musikalisch):


    Das blechern pompös dröhnende Vorspiel zum 3. Akt Lohengrin. Passt für jeden Reichsparteitag :untertauch:

    res severa verum gaudium


    Herzliche Grüße aus Sachsen
    Misha

  • Zitat

    eine gewisse grundsätzliche Wertschätzung setze ich voraus


    Chapeau, diese Finesse läßt mich wie weiland Rumpelstilzchen im Erdboden versinken und hält mir meinen Mund zu :wacky:

  • Zitat

    Original von Misha
    Das blechern pompös dröhnende Vorspiel zum 3. Akt Lohengrin. Passt für jeden Reichsparteitag :untertauch:


    Was kann das arme, so herrlich jubelnde Vorspiel dafür, dass später Reichsparteitage erfunden wurden?


    Ich persönlich vermeide den Walkürenritt; so gut es halt geht...
    Damit will ich aber gar nicht sagen, dass er misslungen sei. Ich habe mich lediglich daran sattgehört (oder wie immer man das auch benennen könnte).


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Der "Festmarsch zum Jubiläum der vereinigten Staaten von Nordamerika"...er hilet ihn deswegen für sein bestes Werk, weil er mit keinem anderen soviel verdient hat!

  • Na ja, aber so schlecht ist das Märschlein doch gar nicht! Man darf's nur nicht mit Wagner auf Normalniveau vergleichen, sondern sollte das Niveau von Gelegenheitsmusiken und Anlaß-Märschen aus dieser Zeit als Maßstab nehmen.


    Meiner Meinung nach ist Wagner einmal etwas wirklich daneben gegangen, nämlich der Erste Akt "Götterdämmerung" exklusive der fabelhaften Nornen und der ersten Brünnhild-Siegfried-Szene, also bis zur "Rheinfahrt".
    Aber schon die ist etwas banal. Und was danach kommt, ist IMO eine Anhäufung von pathetischen Rezitativen, ohne daß sich daraus eine Steigerung ergeben würde.


    Das Werk, das ich überhaupt nicht mag (ohne zu sagen, daß es danebengegangen ist, ich habe nur keine Sympathien dafür), ist der "Lohengrin", eine endlose Vierviertelmusik, die bezüglich ihrer Verwendung bei NS-Reichstagen nur in einem Punkt schuldig ist: Nämlich einen so primitiven Militarismus und eine derart widerliche Kriegslüsternheit zu untermalen, daß sie der braunen Bande entgegenkam.


    :hello:

    ...

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • ich möchte hier seine symphonie erwähnen. die ist, für mich,
    überhaupt nicht hörens- oder aufführenswert. ich habe sie bisher
    zweimal komplett im radio gehört.


    faun

    die kritik ist das psychogramm des kritikers (will quadflieg)

  • Bei Lohengrin stören mich die diversen Männerchöre ("Für deutsches Land das deutsche Schwert" etc.) Bei denen versuche ich meistens wegzuhören. Der Rest der Oper enthält aber meiner Ansicht nach schon Stellen, die zum lyrisch schönsten gehören, was Wagner geschrieben hat (v.a. in der Partie der Elsa)


    :hello:

  • Ortruds Gekeife sowohl mit Telramund als auch mit Elsa finde ich mit am verzichtbarsten bei der Schwanenritter-Saga. ;(

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Zitat

    Ortruds Gekeife sowohl mit Telramund als auch mit Elsa finde ich mit am verzichtbarsten bei der Schwanenritter-Saga.


    ich finde gerade ortrud ist ein v.a. musikalisch extrem gelungener part. gesungen z.b. von astrid varnay oder margarete klose - da geht nix drüber. wenn "der rache werk" beschworen wird, krieg ich fast immer eine gänsehaut.


    nerviger sind für mich die klassischen "ohrwürmer": ganz extrem lohengrin 3.akt (daaa-dam-da-dam), etwas weniger der walkürenritt.


    greetings, uhlmann

  • Zitat

    Original von uhlmann
    ich finde gerade ortrud ist ein v.a. musikalisch extrem gelungener part. gesungen z.b. (...) margarete klose - da geht nix drüber.


    Vor allen Dingen in dem technisch unzulänglichen Live-Ausschnitt aus einer Aufführung der Wiener Staatsoper von 1933. Wie sie da ihr "Entweih´te Götter" voll loderndem Hass herauspeitscht, ist wirklich atemberaubend. Als ob ihr Flammen aus dem Mund schiessen würden...


    :hello:


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Richard Wagners Klavierwerke sind nicht wirklich der Renner, aber man muss ehrlich sagen, dass die auch keiner spielt....
    zudem gings da wahrscheinlich ums Geld verdienen oder um sich bei diversen Damen gut zu stellen, was die vielen Albumblätter für sämtliche Damen zeigen.

  • Bei den bekannten Wagner-Werken habe ich nur in zwei Fällen regelmäßig das Bedürfnis auf die Uhr zu schauen:


    - die Schlussszene des 1. Aktes der Götterdämmerung und
    - die Schlusszene von Siegfried


    Ich halte das für eine sehr subjektive Meinung und kann jeden verstehen, der gerade diese beiden Szenen zu seinen Favoriten zählt.


    Ein gewisses Kopfschütteln verursacht bei mir Die Feen, da gibts wirklich viel banale Musik und einige geradezu lächerliche Textstellen (Wagner war ja Dichter-Komponist).


    Gruß aus Lübeck
    Dieter

  • ... für Männerchor und Orchester, nannte der englische Schriftsteller Arnold Bennett "drittklassig grandios" und hat damit, wie ich finde, so unrecht nicht.


    Gruß
    Christian

  • Hallo!!


    Ich weiß jetzt hassen mich gleich alle, aber ich lasse den ganzen Ring links liegen!


    Tannhäuser, Lohengrin, Tristan, Meistersinger, Parsifal, Holländer sind mir viel lieber, weil ich mit den Personen der Handlung viel mehr anfangen kann. Der Ring ist mir einfach ZU komplex!


    LG joschi

  • Besonders gelungen (achtung, Ironie) war auch sein Versuch
    in "Melodie Francaise" um Zugang in die Pariser Salons
    zu bekommen, er vertonte ein Gedicht von Victor Hugo (l'attente),
    doch gefiel das wohl den Parisern nicht wirklich. Ich finde es
    aber ganz witzig.


    Liebe Grüsse von LaCastafiore

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Zitat

    Original von faun
    ich möchte hier seine symphonie erwähnen. die ist, für mich,
    überhaupt nicht hörens- oder aufführenswert. ich habe sie bisher
    zweimal komplett im radio gehört.


    faun


    Falls hier von der C-Dur-Symphonie die Rede ist (es gibt ja anscheinend noch eine in E-Dur), kann ich nicht zustimmen. Zumindest den zweiten Satz finde ich mit seinem sehr schönen Motiv auf jeden FAll hörenswert.


    Eine der langweiligsten Sachen von Wagner finde ich hingegen das Mime/Wanderer-Ratespiel im "Siegrfried", obwohl ich ja gerade den "Ring" so liebe ... gähhhhhhhhhhhhn!


    :hello: Florian

  • Zitat

    Original von richard logiewa
    Richard Wagners Klavierwerke sind nicht wirklich der Renner, aber man muss ehrlich sagen, dass die auch keiner spielt....
    zudem gings da wahrscheinlich ums Geld verdienen oder um sich bei diversen Damen gut zu stellen, was die vielen Albumblätter für sämtliche Damen zeigen.


    Über die Motive zur Komposition weiß ich nichts - aber wer sie hören möchte:


    Thomas Lorango hat 1991 für Newport Classics die "Grösse"-Sonate, die fis-moll Fantasie, das Albumblatt für Frau Betty Schott und die Sonate für das Album von Frau M.W. eingespielt.



    Bei amazon.com gebraucht billig zu haben.


    Letztes Stück findet sich auch auf einer sehr empfehlenswerten CD von Thomas Hitzlberger mit einem Liszt-Wagner-Programm:



    [Klaviersonate h-moll
    +Klaviersonate h-moll (ursprünglicher Schluss);
    Am Grabe Richard Wagners;
    Die Trauer-Gondel;
    R. W-Venezia (Lento assai)
    Wagner / Liszt: Isoldens Liebestod
    Wagner: Eine Sonate für das Album von Frau M. W. (Mathilde Wesendonck)]


    Vom Hocker gerissen haben micht diese Stücke nicht - obwohl ich sehr auf Schumann, Liszt, Mendelssohn, Chopin und viele Generationsgenossen stehe ... :no:


    Weiß hier jemand, warum er die a-moll Sonate "Grösse"-Sonate genannt hat?