etwas merkwürdig finde ich, daß es niemand stört, wenn die Wiederholung der Exposition im 4. Satz weggelassen wird, wie bei allen älteren Aufnahmen leider obligatorisch.
Etwas Harmonielehre:
Die Exposition endet dramatisch auf einem G-Dur-Septakkord, dieses tut sie, weil sie sich nach C-Dur auflösen will (MUSS). Ein schwungvoller Auftakt in der prima volta führt zum Satzanfang in C-Dur (Wiederholung der Exposition) zurück.
Wenn nun in der Wiederholung der G-Dur Septakkord zum zweiten Mal erscheint, wird das erwartete C-Dur durch einen überraschenden E-Dur-Septakkord ersetzt, der zum Durchführungsgebinn in A-Dur führt. Exposition als Kreislauf, der mit der Durchführung durchbrochen wird. Soweit Beethovens Absicht.
Was passiert nun stattdessen: Wiederholung gestrichen, G-Dur-Septakkord führt unaufgelöst in die Durchführung nach E7 / A-Dur. Hätte Beethoven einen Satz ohne Wiederholung schreiben (davon gibt's einige) und einfach nur so von G-Dur nach A-Dur modulieren wollen, dann hätte er das auch ohne unaufgelösten Septakkord tun können, ganz abgesehen davon, daß es keinen Grund gibt, die Durchführung überhaupt in einer anderen Tonart als dem gerade erreichten G-Dur zu beginnen.
Also: Wenn die Wiederholung weggelassen wird, wird man nicht nur um eine original Beethoven prima volta betrogen, sondern mit einer harmonisch unlogischen und unmotivierten Verbindung alleingelassen. Ganz abgesehen von den veränderten Proportionen der ganzen Sinfonie.
Aber merkt ja keiner, wir freuen uns alle, daß wir schneller zu Hause sind (bei Musikern habe ich wirklich stark den Verdacht).
Diese bis einschließlich Karajan übliche Schlamperei ist für mich nicht tragbar, tut mir leid. Danach wird's allmählich differenzierter.
Wer nachprüfen will: eine vollständige Wiedergabe des Allegro dauert, so schnell wie angegeben gespielt (halbe Note = 84), mindestens 10einhalb Minuten.
Gruß, Khampan