Bruckner 9: Finale/Aufführungsfassung - - -(Samale - Philips - Cohrs - Mazzuca )

  • Hi Edwin: Ja, es gibt mehr -- und weniger Material. Wir konnten Phillips´frühere Annahme von der Erweiterung der Gesangsperiode inzwischen schlüssig widerlegen; es ist nur eine Frage der Lesart beim Vergleich von Skizze und erhaltenen Partiturbogen. Die angeblich fehlenden 16 Takte in der Fuge sind inzwischen zumindest im Verlauf in der Skizze vollständig aufgetaucht, und auch in der Coda ließen sich zu Beginn nun vier weitere Takte finden ...

  • Hi Masetto. Davon gibt es eine CD unter Christoph Spering. Allerdings sind da nicht die Teile enthalten, die mutmaßlich doch von Mozart sind (Anfang des Sanctus, Anfang des Benedictus, Osanna und Agnus Dei-Anfang, zumindest wohl in Vokalsatz und Basso).

  • Hi Andreas! Die Satzfolge ist unbestreitbar von Bruckner, allerdings hat er in der Tat wohl mit der Reihung ein bischen gezweifelt. Das habe ich Revisionsbericht genau erklärt; außerdem gibt es alle Informationen dazu auch in dem Interview, das ich Art van der Wal für audio-muziek.nl gegeben habe (da unter Komponisten klicken, Bruckner wählen und den Artikel zum Finale raussuchen).
    Der Fehler von Heller rührt daher, daß Bruckner wohl "Adagio" gesagt haben mag, was für ihn nach üblicher Tradition eben der "2. Satz" war. Man darf auch nicht vergessen, daß Bruckner Teil-Partituren anfertigte; das Adagio ist offenbar erst spät "III. Satz" genannt worden (ich habe den Eindruck, der letzte Strich von III ist erst nachträglich hinzugesetzt worden). Es gibt auch einen Klavierauszug von Josef Schalk, in dem das Adagio wiederum als 2. Satz ausgeführt wurde; er starb über der Arbeit am Scherzo. Ich vermute, die Confusion kam zustande, weil es Abschriften jedes einzelnen Satzes gegeben haben könnte und er von einer Kopie arbeitete, wo III. Satz nicht ausdrücklich draufstand. Alles sehr misteriös.

  • Hallo Ben,
    wann werden denn endlich die Noten publiziert? Ich fände eine beispielsweise Ausgabe interessant, die Eure Rekonstruktion bringt, die originalen Noten Bruckners aber anders setzt als die Auffüllungen (wo diese notwendig waren). Ich glaube, damit wäre auch den letzten Skeptikern viel Wind aus den Segeln genommen.
    :hello:

    ...

  • Lieber Edwin: Schon Samales erste Partitur (Ricordi 1985) war so designed wie von Dir vorgeschlagen. Denk nur an Mahler X: Da gibt es bis heute nicht mal eine wirklich ganz vollständige Faksimile-Ausgabe, geschweige denn einer musikwissenschaftlich fundierten Transkription mit Kommentar (die Mahler Gesamtausgabe hat halt kein Geld). Und doch wird das Stück immer wieder aufgeführt.
    Nein - ich fürchte, man kann das Finale noch so gut dokumentieren, aber den Ignoranten, die zu faul sind, die Sache überhaupt anzusehen, und den Arroganten, die glauben, sich erlauben zu dürfen, Bruckners ureigne Musik zu diskreditieren, um an ihrer althergebrachten Interpretation festhalten zu können, wird damit keineswegs der Wind aus den Segeln genommen.
    Wie sagte schon Max Planck? Gegner kann man nicht überzeugen; man muß sie aussterben lassen. Oder so ähnlich ...

  • Hallo Ben!

    Zitat

    Mahler X: Da gibt es bis heute nicht mal eine wirklich ganz vollständige Faksimile-Ausgabe, geschweige denn einer musikwissenschaftlich fundierten Transkription mit Kommentar (die Mahler Gesamtausgabe hat halt kein Geld).


    Es gibt allerdings bei Faber Music eine Edition der Cooke-Fassung, die auf die gesamte Länge das Skizzenmaterial abdruckt und darüber die Cooke-Aufführungsversion.
    Ich habe zugegebener Maßen keine textkritischen Studien betrieben, aber ich halte diese Veröffentlichungsform für sehr interessant. Daß sie bei Bruckner/IX nicht möglich ist, ist mir schon klar, weil da je mehr als das Particell vorhanden ist.


    LG
    Edwin

    ...

  • Leider nur das Material, sowie Cooke et al. es sahen und verwendeten, und voller Fehler. Es bedarf dringend einer Veröffentlichung aller Quellen zur Zehnten ...
    Wenigstens gibt es zum Finale der Neunten die Faksimile-Ausgabe, die als Referenz auch unserer Partitur dient. Hast Du inzwischen die neue Studienpartitur, die bei Repertoire Explorer rausgekommen ist, mitsamt Kommentar?

  • Oha - die ist mir bisher entgangen. Bin sozusagen schon dabei, sie zu bestellen!


    Ad Cooke: Logisch, daß auch die "Quelle" Cookes Handschrift trägt - aber IMO immer noch besser als die völlig beziehungslose Barschai-Edition bei der UE. Da werde ich allerdings auch das Gefühl nicht los, daß man ganz bewußt auf den Quelltext verzichtet...

    ...

  • Liebe Forianer:
    Hier hatte ich ursprünglich den Text der Presseerklrärung von P. J. Marthé zu seiner "Vollendung" des Finales eingestellt. Da Alfred schmidt zu dem Thema einen eigenen Thread eröffnet hat, was ich sehr begrüße, habe ich den Text am 7. August 2006 dorthin verschoben.

  • Liebe Freunde, ich bin neu im Forum und möchte mich kurz vorstellen. Ich heiße Christian Fürst, lebe und arbeite in Wien, habe Konzertklarinette studiert, bin heute aber eher musikalischer Dilletant im positiven Sinne des Wortes.


    Zur Ankündigung von Herrn Marthé, ein eigenes Finale zur 9. aufführen zu wollen möchte ich folgendes anmerken:


    Beim mehrfachen Anhören der 9. MIT der rekonstruierten Finalfassung der Herren Semale - Philips - Cohrs und Mazzuca fällt dem geübten Hörer meiner Ansicht ein deutlicher Bruch auf. Die Orchestrierung (Naxos-Einspielung) wirkt nach dem Anhören des 3. Satzes vergleichsweise einfach zu dünn, als dass dies DAS Final sein könnte, das der Anton sich vorgestellt haben mag. Für mich - aber wohl auch einige Musikkritiker - klingt dieser Satz allzu sehr nach längst bekanntem Bruckner.


    Dies mag die Motivation für Herrn Marthé sein (über die Art der Bekanntmachung kann man sicher streiten.....). Ob es ihm gelingen wird ein Stück Musik zu schreiben, das Bruckners Intentionen gerecht wird, bleibt abzuwarten. Ebenso, ob es überhaupt gelingt, ein solches Stück Musik vorurteilsfrei zu hören. Ich denke, dies wird der spannendste Moment einer solchen Aufführung. Selbst wenn es Marthé gelingt, ein kongeniales Werk zu verfassen: wie wird die etablierte Musikwelt damit umgehen?

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  • Lieber Herr Fürst: Ich würde es sehr begrüßen, gerade in diesem Fall die eigenen Hörerwartungen hintenanzustellen - die sind, wenn man darüber reden will, was Bruckner selbst mit dem Werk beabsichtigte, schlicht kein Kriterium - sondern erst mal in die Quellen zu schauen. Die Faksimile-Ausgabe ist käuflich zu erwerben ...

  • Salut,


    sind auch Meinungen von Brucknerabstinenzlern gewünscht? Falls nicht, einfach nicht weiterlesen...


    Etwas befremdlich - aber nicht anmassend - empfand ich die Überschrift "vollendet". Sie entlockte mir ein "Ach ja...", in dem keine Wertung, aber eine Erkenntnis liegt. Die Zweideutigkeit gefällt mir eigentlich überaus und lässt durchaus auf eine Prise Humor Marthés schliessen.


    Zitat

    Original von ben cohrs
    Und vor allem: hatte ich den Mut, jedwede musik-wissenschaftlichen Skrupel links liegen und mich ganz einfach nur von Bruckners Geist leiten zu lassen? Bruckners innere Stimme war schließlich stärker als alles Wenn und Aber…


    Diese Vorgehensweise halte ich persönlich für die richtige - wenn sie eben auch wissenschaftlich kaum haltbar und schon gar nicht "beweisbar" ist, aber das schreibt Marthé bereits selbst. Die Idee - ich spinne den Gedanken einfach weiter - Bruckner habe seine Gedanken auf Marthé übertragen bzw. letzter ist "empfänglich" dafür, besser noch: Bruckner habe ihm den Satz diktiert, halte ich für unstreitbar als eine der besten.


    Ich bin gespannt, was die Fachpresse dazu meint.


    Viele Grüße
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde...
    Und wer bei einem Guru in Indien war ...
    Vielleicht ist Herr Marthé der wiedergeborene Bruckner?
    Oder sein Geist ist einfach nur in ihn hineingefahren?


    Dessen ungeachtet wäre ich dennoch dankbar, wenn man sich einmal primär dafür interessieren würde, was BRUCKNER selbst beabsichtigte und nicht mit dem was wir uns wünschen würden das er beabsichtigt hätte ...


    Übrigens habe ich auch nach intensiver Suche keine Veröffentlichung in der Presse oder irgendeine Mitteilung irgendeines angeblichen Gralshüters gefunden, der in irgendeiner Weise vorab Hern Marthe für sein Unternehmen Pech und Schwefel an den Hals gewünscht hätte. Aus den Kreisen der internationalen Bruckner-Forscher ist auch nichts Derartiges bekannt (O-Ton: "Marthe nimmt eh keiner ernst."). Also - entsprechende Publikationen würden mich interessieren ...


    "Vollendung", lieber Ulli, nannte und nennt übrigens schon William Carragan seine Bearbeitung.

  • Zitat

    Original von ben cohrs
    "Vollendung", lieber Ulli, nannte und nennt übrigens schon William Carragan seine Bearbeitung.


    Salut,


    ..und welche Bedeutung hat dies nun in Bezug auf mich? Ich sehe das definitiv zweideutig: Marthé hat sein Werk vollendet - zugleich suggeriert er damit spaßeshalber die Vollendung von Bruckners Werk, ist doch irre komisch, nicht? Durch die 2deutigkeit verstehe ich das in Bezug auf Bruckners Werk als anmassend-ironisch gemeint... oder meint der das wirklich ERNST? Auch dann nemhe ich ihn grundlegend erst einmal ernst, sofern keine akute Geisteskrankheit nachweisbar ist... und selbst wenn... [Schumann].


    Ich denke schon, dass es viele Dinge zwischen Himmel und Erde gibt - trotzdem: glauben kann ich nur das, was ich sehe. Ich weiß, das widerspricht sich unter Umständen, je nachdem wie man Glauben auslegt. Deswegen meinte ich meinen Beitrag durchaus ernst, ohne Ironie und zugleich aber auch zu absurd, um realistisch zu sein. Kapiert das jemand? Ich wollte damit weder Marthé noch Ben foppen. Ungeachtet dessen kann ich nicht einschätzen, wie Du, Ben, zu Marthé stehst - aber das, glaube ich, wolltest Du hier eh nicht offiziell verkünden, was ich verstehe.


    Wie kann denn fest gemacht werden, was Bruckner definitiv vorhatte? Gibt es da Überlieferungen, die stichhaltig und stichhaltig umsetzbar sind?


    Viele Grüße
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Lieber Ulli, ich fühle mich nicht gefoppt. Ich äußere mich im übrigen nicht öffentlich zur Person von Herrn Marthe oder anderen. Mir ist lediglich an einer Diskussion in der Sache gelegen. Ich finde es allerdings problematisch, wenn Bruckner-Vollender (und das betrifft auch viele andere) daherkommen, der Musikwelt ihre Partitur zum Fraß vorwerfen, jedoch nicht willens oder in der Lage sind, wissenschaftlich zu begründen, was sie warum getan haben -- es sei denn, sie würden ihre Arbeiten ehrlicherweise "Orchestersatz komponiert von XYZ, basierend auf Bruckners Manuskripten zum Finale der IX. Sinfonie" nennen.


    Unsere Arbeit erhebt lediglich den Anspruch einer "Realisation für den Konzertgebrauch", einer Vervollständigung und Bearbeitung mit dem Ziel, dem Hörer zumindest provisorisch zu ermöglichen, die Neunte UNGEFÄHR so zu erleben, wie sie Bruckner vorgeschwebt haben mag. Wir -- also das Editorial Team -- denken aber allerdings, daß eine solche "forensische Rekonstruktion" nur auf streng wissenschaftlicher Grundlage vorgenommen werden darf, um überhaupt der Verantwortung gerecht zu werden, die dieses Fragment und der Respekt vor Bruckner uns auferlegen sollten.

  • Hallo Ben,


    Danke für die Erklärung! Dann stimmen wir philosophisch beinah vollständig überein. Würdest Du übereinstimmen, dass "ungefähr" um ein "möglicher Weise" zu ergänzen?


    Die Arbeitsweise, die Du beschreibst ist zwar hochgradig fundiert, kein Zweifel. Dennoch ergeben sich Unsicherheitsfaktoren, die meiner Meinung nach so groß sind, dass die Tatsächliche Größe des Werkes niemals erreicht werden kann. Es ist ja möglich, alle Werke eines Bruckner oder Mozart einzuscannen und „analysieren“, z.B. wie oft wird im Durchschnitt der Trugschluß xy verwendet, wie lange – gemessen an der der relativen Taktzahl – dauern einzelne Ritornelle oder Phrasen? Das ganze dann hübsch auf Skizzen angewandt gibt dann echten Mozart oder Bruckner? Weit gefehlt! Es geht mir dabei nicht um Vorwürfe, im gegenteil: Ein Computer ist da meiner Ansicht nach durchaus die richtige Wahl: Denn es ist idR präziser und vor allem schneller als Menschen - problematisch aber auch hier: Es kommt darauf an, wie er bereits im Vorfeld gefüttert wurde. Ich habe neulich im TV ein Mozartbeispiel gehört: Da hat jemand auf die eben beschriebene Methode ein Cellokonzert von Mozart „komponiert“. Es klang überhaupt nicht danach. Bei Bruckner weiß ich nicht, inwieweit Skizzenmaterial überhaupt „verwendbar“ ist, d.h. wie „ausgereift“ es ist. Bei Mozart ist das bekanntermaßen sehr unterschiedlich – es gibt bloße Melodieskizzen und schon ausgearbeitete Instrumentationen. Und da kommt – meine ich – eben schon noch eine gehörige Portion Intuition – oder nenne es „Gefühl“ – dazu, so wie eben bei Marthé. Und da setzt dann wiederum das Riesenproblem der wissenschaftlichen Unhaltbarkeit ein. Bei solchen Rekonstruktionen, Vervollständigungen und Ergänzungen kommt man der Absicht vielleicht relativ nahe, aber dennoch fürchte ich, dass es eine unüberwindbare Hürde gibt, die das Werk „echt“ wirken lässt. Die Frage ist dann letztendlich, WER dies dann beurteilt.



    viele Grüße
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • »Die, die Vernunft in Frage stellen, sollten ernsthaft überlegen, ob sie gegen die Vernunft mit der Vernunft argumentieren oder ohne sie. Falls mit Vernunft, dann errichten sie eben das Prinzip, das sie zu entthronen sich bemühen – aber wenn sie ohne Vernunft argumentieren (was sie tun müssen, um sich nicht zu widersprechen), lassen sie sich weder rational überzeugen noch sind sie ein rationales Argument wert.«
    Ethan Allen, Amerikanischer Revolutionär

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  • Liebe Bruckner-Freunde,


    nach Lektüre dieses Threads habe ich mir Wildners Einspielung (NAXOS) mit dem rekonstruierten Finale gekauft und heute gehört. Nochmal die Neunte in einer anderen Interpretation zu hören, darauf habe ich verzichtet und mich auch bemüht meine eigenen Hörerfahrungen außen vor zu lassen- soweit das eben geht. Erster Eindruck: Ich war nach dem Hören des Finales wirklich geplättet: Man bekommt beim Hören mehr als nur eine Ahnung was Bruckner im Sinn gehabt haben könnte. Es klang für mich radikal und visionär, obwohl man mit solchen Begriffen immer vorsichtig sein muss. Auch die Interpretation der übrigen drei Sätze fand ich schlüssig.



    Herzliche Grüße,:hello: :hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Was Ulli anspricht finde ich sehr interessant und auch schlüssig. Man kann den Computer füttern mit den Auswertungen dessen was der Komponist in seinem Gesamtwerk so gemacht hat, mit seinem Stil sozusagen. Was aber, wenn der Komponist in diesem unvollendeten Sachen tatsächlich eine absolut andere Richtung einschlagen wollte, als zuvor.


    @Caesar diese CD steht auch ganz oben auf meiner Kaufenliste! Ich bin gespannt wie ein Flitzebogen!

    29.08.1958 - 25.06.2009
    gone too soon

  • Aus gegebenem Anlaß nochmals der Hinweis, daß unsere Partitur nicht am Computer erdacht ist!!! Bruckner WOLLTE übrigens mit dem Finale eine "ganz andere Richtung" einschlagen; das ist präzise der Grund dafür, daß sich Leute mit diesem Satz schwer tun, die eine andere Hörerwartung haben und nicht glauben können, daß jemand wie Bruckner sich in einem letzten Akt von Altersradikalismus von jeder herbeigezwungenen Apotheose früherer Finali verabschiedet hat und in einem durch vier Sätze hindurch gehenden thematischen "Defragmentierungs-Prozess" sämtliche Motive bis zum bitteren Ende ausschöpft ...

  • Diese Computertheorien verwundern mich hier ein wenig. Was soll ein Computer mit der Anzahl an Trugschlüssen oder sonstigen statistischen Informationen anfangen? Eine zu erwartende durchschnittliche Trugschlusszahl für den Rest des Werkes angeben, mehr nicht, und das wird auch nichts bringen.


    Dass gerade Ulli erwartet, ein Computer würde dann zu komponieren anfangen, wundert mich sehr. Der (unmusikalische) Komiker, der dann das Computerprogramm schreibt, das aus den Informationen einen "Mozart" machen soll, trifft im Grunde die Entscheidungen, die natürlich verantwortlich dafür sind (sein müssen), dass das Ergebnis mit Mozart nichts zu tun hat. Ich unterstelle Ulli mal eine etwas romantische Vorstellung vom Computer.
    :baeh01:

  • Übrigens haben Brucknerkenner und Kritiker hinsichtlich des Finales bereits in den 40er Jahren schon aufgeschlossener gedacht als manche heute. Hier zwei Zitate:



    »Selbst wenn bei Löwe der Schluß des Adagios, wie behauptet wird, ›viel ergreifender, verschwebender und abschließender‹ klingt als im Original, so entspricht das nicht der Absicht des Schöpfers, der ja nicht abschließen, sondern einen Schlußsatz folgen lassen wollte.« (Max Auer)


    »Jeder Einsichtige wird einem Künstler von Genie und von der Naturkraft Bruckners zubilligen, daß er, namentlich am Ende seines Lebens, wohl imstande war, seine Ideen so zu fixieren, wie er sie erdacht hatte.« (Heinrich Strobel)

  • Mir gefällt die Harnoncourt-Aufnahme der Neunten ganz gut, auch wenn ich jetzt den Eindruck habe, in vorherigen Einspielungen eine glattgebügelte Neunte gehört zu haben (Wand, Blomstedt) - selbst beim Scherzo kommt der Paukenschlag nicht mehr gefällig daher, sondern ein wenig versetzt.


    Meine eigentliche Frage ist die, ob es eine richtig gute Aufnahme gibt, bei der nach den drei Sätzen das Te Deum anschließt. Es bedeutet einen Bruch für mich, mir eine Version der ersten drei Sätze der Neunten anzuhönren und dann die CD zu wechseln, um das Te Deum unter einem ganz anderen Dirigat anschließen zu lassen.


    Die Frage, die ich versehentlich im falschen Thread gepostet habe, stelle ich hier erneut. Gibt es so etwas wie einen überliieferten Schlusspunkt der Sinfonie, zu dem man sich vorarbeiten kann? Wenn von der Coda so wenig vorhanden ist, wie rekonstruiert man das dann?

    29.08.1958 - 25.06.2009
    gone too soon

  • Jetzt hab ich Deine Frage doch in dem anderen Thread beantwortet.
    Es gibt einen sehr schönen, geschlossenen Live-Mitschnitt unter Karajan aus St. Florian (Neunte mit Te Deum), war mal auf VHS; ich weiß aber nicht, ob der zur Zeit auf CD erhältlich ist. Im übrigen lohnt ein Blick auf John Berkys Bruckner-Discographie (Link weiter oben).
    Einen guten Eindruck kriegt man auch, wenn man Haitinks Wiener Aufnahmen des Te Deum und der drei Sätze der Neunten zusammenbringt. Aber Vorsicht:
    Der Klang ist manipuliert! Man möchte es kaum glauben, aber ich weiß aus verläßlicher Quelle, daß der Phillips-Tonmeister mit den fertigen Bändern aus dem Musikvereinssaal in eine niederländische Kirche fuhr, dort die Bänder abspielte und noch einmal aufnahm -- quasi "natürlich verhallt" ....
    Ich höre eigentlich am liebsten die Celibidache-Aufnahme der Neunten aus Stuttgart oder die Chicago-Aufnahme von Giulini oder Schurichts Aufnahme mit den Wienern, im Anschluß dann das Te Deum unter Matthew Best bei Hyperion.

  • Wenn ich das so höre, dann sieht es also auf Deutsch dünn aus mit entsprechenden Aufnahmen. Interessant wäre es schon, wenn es die Karajan-Aufnahme gäbe. Es wäre doch auf jeden Fall mal eine Maßnahme, eine solche Aufnahme zu produzieren - auch wenn das kostet - aber ich denke, die Brucknergemeinde würde dafür sorgen, dass ein solches Unternehmen nicht in einem finanziellen Fiasko endet.

    29.08.1958 - 25.06.2009
    gone too soon

  • Ozawa hat mit den Wienern im November 2005 auch eine Neunte mit TeDeum eingespielt, veilleicht hat jemand einen Radiomitschnitt davon?

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