Die zehn dreckigsten Geheimnisse der klassischen Musik

  • Zitat

    Original von Antracis
    Bei mir ist es irgendwie vor ein paar Monaten soweit gewesen, dass ich sogar Lust drauf hatte, etwas atonales zu hören (Parallel habe ich Haydn entdeckt, man muss also nix hinter sich lassen =)
    Mich hatte früher diese Musik schon immer fasziniert, aber nie emotional ergriffen. In einem "Young-People-Konzert" lobte Bernstein mal die Musik von Webern, weil sie so zart, ja fragil sei, dass man sehr genau hinhören müsse, um ja nix zu verpassen. Das hat mich tief beeindruckt und irgendwie wollte ich das entdecken, scheiterte aber des öfteren. So langsam hab ich mich wohl dann über Bartok, Schostakowitsch und Strawinsky vorgetastet. Beim Hören von Schönbergs Gurreliedern wurde mir dann irgendwie klar, warum die Tonalität aus seiner Sicht ausgereizt war, das zweite Streichquartett hörte ich (in Bearbeitung für Streichorchester)live und war tief beeindruckt ....und irgendwann funkte es dann und ich kaufte mir diese CD und hörte sie anfangs mit Neugier, später dann mit steigendem Genuss:


    Meiner Ansicht nach braucht es nur Geduld und Neugier - dann kommt man sowohl nach vorn wie auch zurück, bezüglich der ebenfalls sicher wertvollen "alten Musik" wie auch der "Moderne".
    Gruß
    Anti


    :yes: :yes: :yes: :hello:
    Schön geschrieben!!


    darf ich meinen (ähnlichen) Weg schildern:


    ich hab im Studium mich dieser Musik verweigert, weil ich dem intellektuellen Zwang - "nur das ist die wahre moderne Musik etc." entfliehen wollte.


    mit 28 habe ich mein erstes Schönberg Stück begonnen - die Klaviersuite op.25 - und ich habe es lieben gelernt.
    ich finde es nicht nur am Instrument eine Herausforderung sondern eine Bereicherung des emotionalen Spektrums.


    als Vergleich vielleicht: wenn man nur die Geschmacksrichtungen Süß, sauer, salzig akzeptiert und das bittere ablehnt. (ähnlich beim Grünen Tee :] )


    Mittlerweile ist es so, daß ich in depressiven Phasen, oder bei tonaler Überbeanspruchung (z.B: durch ein Musical in meinem Job) auf Schönberg zurückgreife - und das tröstet und beruhigt mich mehr als Bach.

    Im übrigen bin ich der Ansicht, dass gepostete Bilder Namen des Fotografen, der dargestellten Personen sowie eine genaue Angabe des Orts enthalten sollten.
    (frei nach Marcus Porcius Cato Censorius)

  • Hallo!
    Ich krame mal diesen thread wieder aus. Inzwischen gibt es ja viele neue Mitglieder, die ihn gar nicht kennen (war sogar vor meiner Zeit). Und irgendwie ist es ja ein "Sommerthema":




    Meine Meinungen:


    1. Da habe ich die absolut entgegengesetzte Meinung: viele individuelle Meisterwerke, eine bei sonst keinem Komponisten anzutreffende Themenfülle.


    2. Ich finde diese Komposition sehr an- und aufregend, etwas besonderes, aber nicht unbedingt "schön" komponiert. Häßlich jedenfalls auch nicht, dafür ist das Werk zu ästhetisch.


    3. Ganz bestimmt! (hier spricht kein Wagner-Fan)


    4. Mich interessieren auch die letzten beiden nicht sehr... habe ich schon ewig nicht mehr gehört, hole ich aber bald mal nach.


    5. Also bei mir ist es so. Schönbergs tonale Bearbeitungen anderer Komponisten nehme ich einmal aus.


    6. Das kann ich überhauptnicht nachvollziehen, ich mag einige seine Orchesterwerke wirklich sehr so wie sie sind (u.a. Symphonien, Klavierkonzert, Szenen aus Goethes Faust)!


    7. Hätte ihm das das Leben gerettet? Merkwürdiges statement.


    8. Auch wenn ich kein Liszt-Fan bin, so ist doch eher eine solche Aussage Müll.


    9. Kenne ich nicht.


    10. Ich fange erst an, Bach-Kantaten kennenzulernen. Ob ich überhaupt alle überlieferten schaffe kennenzulernen, weiß ich nicht. Von denen, die ich bereits kenne ausgehend, finde ich jede verlorene Kantate einen großen Verlust.


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Hallo Pius,


    These 7 ist unglücklich ins Deutsche übersetzt. Sinngemäßer könnte sie lauten:


    "Bruckner hätte auch dann kein symphonisches Allegro schreiben können, wenn sein Leben davon abgehängt wäre."

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Zitat

    Original von Theophilus
    Hallo Pius,


    These 7 ist unglücklich ins Deutsche übersetzt. Sinngemäßer könnte sie lauten:


    "Bruckner hätte auch dann kein symphonisches Allegro schreiben können, wenn sein Leben davon abgehängt wäre."


    Mir ist auf deutsch der Ausdruck "etwas ums Leben (oder ums Verrecken) nicht können/hinkriegen/leiden mögen" geläufig. So ist es gemeint.
    Die Undeutlichkeit besteht IMO im Ausdruck "sinfonisches Allegro". Zwar sind die meisten Kopfsätze Bruckners in recht mäßigem Tempo, aber dennoch Sonatensätze. Der erste der 5. ist z.B. nachder EInleitung sogar recht flott.
    Mich wundert, dass das klassische Brucknerklischee a la "Bruckner schrieb eine Sinfonie - elfmal" fehlt :D


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
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    (Bob Dylan)

  • Zitat

    Original von Pius


    Ich erlaube mir mal noch zwei, IMO unglücklich übersetzte "Thesen" zu erläutern:


    8. Liszt ist Müll.
    "trash" heißt zwar Müll, muß aber nicht so negativ verstanden werden. Es dürfte hier eher gemeint sein, dass Liszt oberflächlich, etwas großspurig und bombastisch, dick aufgetragen usw. daherkommt. Man könnte z.B. einen Film wie Pulp fiction als "trashy" bezeichnen, aber das ist eben gerade das gute dran.
    (Dennoch ein harsches Verdikt bzgl. Liszt)


    9. Das so genannte "fröhliche" Ende von Schostakowitschs Fünfter Symphonie ist sehr ernst.


    Hier wird auf die Deutung abgehoben, dass Schoskaowitsch mit seiner 5. ein "per aspera ad astra"-Werk, eine Art sozialistisch-realistischer Version von Beethovens 5., komponieren sollte, dass aber nur scheinbar erfüllt hat, weil das Finale so aufgesetzt und hohl triumphal ist, dass es nicht ernst gemeint sein könne (und jeder Esel außer Shdanow und Stalin das hört). Dagegen behauptet Hurwitz hier, diese Ende sei eben doch "sincere" , d.h. nicht "ernst" (serious), sondern "ernst gemeint", also keineswegs eine absichtliche Banalisierung des "Durch Nacht zum Licht"-Konzepts.


    Das ist vermutlich die einzige these, die man ernsthaft diskutieren könnte, allein ich jedenfalls kenne mich bei Schostakowitsch weder musikalisch noch biographisch genügend aus, um das kontern zu können


    Die "Thesen" (iMO ist nicht alles, was die Form eines Aussagesatzes hat, schon eine These :D ) sind mir sonst eigentlich zu albern für einen Kommentar.
    Schönbergs "Verklärte Nacht", z.B. ist keine Bearbeitung, "tonal", und ziemlich attraktiv (ich finde auch etliche andere seiner Werke attraktiv, sofenr ich sie kenne)

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  • Nun denn, hier also mein ganz persönlicher Senf zu besagten Hurwitzausfällen, obschon solche Aussagen weniger in das Feld "Differenzierter Musikjournalismus" als vielmehr in die Sparte "Selbstsüchtiger Non-Konformismus" passen.



    1. [...] ansprechend, einnehmend, originell und erstaunlich reich.



    Mal im Ernst: "Über Geschmäcker lässt sich bekanntlich nicht streiten" - und doch wage ich zu fragen, wie Herr Hurwitz zu einer solchen Behauptung kommt. Man vergleiche einmal die Fantasie in D-Moll mit der Kleinen Nachtmusik. "Sounds all the same..." - Pustekuchen!


    Ähnlich verhält es sich bei Vivaldi. Wer ähnliche Instrumentierung, die jener Epoche eben zu eigen war, mit monotonem Klangbild gleichsetzt, versteht meiner Meinung nach relativ wenig von Musik. Zumindest ist er über oberflächliche subjektive Wahrnehmung nicht weit hinausgekommen.



    2. Wie bereits gesagt wurde, ist das Werk viel zu ästhetisch, um als "potthässlich" zu gelten. Zudem bildet es in Beethovens Schaffen eine Ausnahme, die mit spontan eingängigeren Werken nicht zu vergleichen ist.



    3. Jau! Und zwoi Maß Frischg'zoapftem...



    4. Mit jenem Werk hatte ich das Vergnügen noch nicht, angesichts meines zarten Alters möge man es mir verzeihen.



    5. Trifft sicherlich das Empfinden vieler Gemüter. Allein zu dieser Aussage ist jeder fähig - Schönberg ist für mich bei "Wem's gefällt" anzusiedeln, aber welcher Komponist ist das nicht?



    6. s.U. (Ulli)



    7. Ein Glück, dass der gute nie in diese Situation geraten ist, so sind doch alle anderen Versuche mehr als annehmbar. Da das sein einziges Manko gewesen zu sein scheint, ist dessen Erwähnung eher spießig.


    Zu Ulli: Stimmt! Ausnahme: Johannes Brahms - DER Bruckner-Antipode. Dazu ist jedoch zu sagen, dass der Gute wohl Opfer des Musikerstreits war und deshalb aus persönlichen Gründen nie zu Bruckners Musik gefunden hat.



    8. Gleichwohl ich mich dem Charme dieser Aussage nicht entziehen kann, will ich die Sache so pauschal dann doch nicht sehen. Liszt ist mit vielen seiner Konsorten zweifellos nicht vergleichbar, dennoch schien auch in ihm der Geist der Romantiker zu leben, so verstehe ich ihn zwar nicht als "meinen Klassiker" schlechthin, meine aber einige "Große Momente" aus seinen Werken herauszuhören"



    9. Und macht es das Stück uninteressanter? Man kann sich aber auch über Sachen streiten!



    10. Für einen Journalisten, der sich alle anzuhören hat, um ein möglichst großes Erfahrungsspektrum zu erlangen, mag das zutreffen. Für mich nicht.

    "Noten haben einen zumindest ebenso bestimmten Sinn wie Wörter, wiewohl sie durch diese nicht zu übersetzen sind." (Felix Mendelssohn-Bartholdy)

  • Zitat

    Original von cliowa
    10. Es ist eine gute Sache, dass "nur" etwa 200 Bach Kantaten überlebt haben.


    Ich wär um 200 weitere sehr froh! :D

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Wer meint, die Bach-Kantaten klängen gleichförmig, möge Beispiele anführen oder im Boden versinken.
    Also ganz ehrlich, ich höre momentan ca. 6 Stunden Klassik pro Tag und immer, wenn ich irgendeine Bach-Kantate auflege (sei es Gardiner oder Koopman) höre ich gebannt zu - großartige Musik.


    Und es stimmt, der Jammer ist der, daß so viele verloren sind.


    Viele Grüße

    Das Frühstück ist ihm viel zuviel Zeremonie. Die ganze Lächerlichkeit kommt zum Ausdruck, wenn ich den Löffel in die Hand nehme. Die ganze Sinnlosigkeit. Das Zuckerstück ist ja ein Anschlag gegen mich. Das Brot. Die Milch. Eine Katastrophe. So fängt der Tag mit hinterhältiger Süßigkeit an.

  • Zitat

    Zu Punkt 7 könnten uns doch die Bruckner-Experten dieses Forums etwas über die (in diese Weise dargestellt) recht makabren Umstände berichten...


    Ich bin kein Experte, aber:


    Die Feststellung ist so sinnlos wie überflüssig. Warum hätte ein Komponist so komponieren sollen, wie es die Nachgeborenen sich wünschten? Welcher Hochmut daraus spricht. Im Übrigen ist die Behauptung mit dem 1. Satz der 1. Symphonie zumindest teilweise widerlegt. Dort geht es gegen Ende des Satzes ganz schön allegro-stürmisch zu. Natürlich nicht federnd lustig in heiterer Manier wie im ersten Satz der Italienischen (Nr. 4 A-Dur) von Mendelssohn, aber, bei seiner Meisterschaft hätte er auch das hingekriegt, WENN ER ES GEWOLLT HÄTTE. Er hatte aber ganz anderes im Sinn.
    Über das 2. Thema im Finale der Nullten las ich einmal, dass "es nach Art einer italienischen Opernouvertüre" klänge. Nun ja, etwas übertrieben, aber der Vergleich passt hier, um zu verdeutlichen, dass er eben nicht NUR der Adagio-Komponist war.
    Gruß,
    D. U.


    :yes:

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  • Ulli schrieb:

    Zitat


    Bei Mozart ist immer alles von gleichbleibender 100%iger Qualität. Er ist unverkennbar!


    Irrtum, lieber Ulli. Man vergleiche nur mal einen genialen Don Giovanni oder die 40. mit den wirklich (sorry) kaum erwähnenswerten ersten Kinder/Jugendwerken von Mozart.


    Zitat


    Richtig: Schumanns Orchestrierung hat wirklich bessere Ausführung nötig.


    In der Tat hängt bei Schumann viel vom Dirigenten ab. Wer Schumann mal "authentisch" hören möchte, führe sich die Zinman-Aufnahmen zu Gemüte. Dann macht die Aussage des Herrn Hurwitz wieder Sinn.



    Mal im Ernst:
    Insgesamt verstehe ich nicht, warum hier so ein Aufhebens um die Aussagen von Hurwitz gemacht werden. 10 provokante Thesen, die mit Sicherheit nicht allzu ernst zu nehmen sind und IMO auch nicht so Ernst gemeint sinf - dazu ist der Hurwitz nun auch intelligent genug - doch teilwese klebt man hier an den Aussagen, als ob man einen tödlichen Treffer erlitten hätte, den es auszumerzen gelte.
    Nicht böse sein deswegen, aber ich finde die Aussagen durchaus amüsant, aber sie würden nie meine persönliche Hörgewohnheiten beeinflussen.
    Ihm deswegen Lächerlichkeit oder Hochmut vorzuwerfen, ich weiß nicht....


    bubba:


    Ich persönlich finde die Bach-Aussage auch etwas übertrieben. (Auch wenn mir ehrlich gesagt 200 Stück reichen, sorry.). Aber es soll ja auch Leute geben, die jede Sekunde des "Rings" gespannt lauschen. Bei mir kommt da schon hin -und wieder pure Langeweile auf.
    So what?


    LG
    Wulf

  • Naja,für den der sich mit der Musik nicht so beschäftigt,klingt sicher alles gleich egal ob Bachkantaten,Mozart oder Techno....... :rolleyes: Zum Glück gibts ja auch Leute,die mitder jeweiligen Musik etwas anfangen können, ;)

    Eure Juliane

  • Zitat

    Ihm deswegen Hochmut vorzuwerfen, ich weiß nicht...


    Ob "er" nun Hurwitz heißt oder anders, - gewissem Geschwätz muss etwas entgegen gesetzt werden. Bruckner zuliebe, über den, das dürfte bekannt sein, häufig genug das Jauchenfass ausgekippt wurde. Auch die Mär von Schumanns angeblich mangelnder Instrumentationskunst ist längst widerlegt. Schnee von gestern...


    :wacky:

  • Zitat

    Auch die Mär von Schumanns angeblich mangelnder Instrumentationskunst ist längst widerlegt. Schnee von gestern...


    Nun, kein Geringerer als Gustav Mahler war diesbezüglich offenbar anderer Auffassung. Seine Retuschen in der Instrumentation der Schumann-Sinfonien sind in der Tat furchtbar, (es gibt das zum Nachprüfen auch auf CD !)


    Zinman überzeugte mich bei Beethoven und in Teilen bei R. Strauss.
    Seine Lesart Schumanns dagegen halte ich für völlig missglückt.


    Wer (mainstream-mäßig) Schumanns Sinfonien in schöner, überzeugender Lesart geniessen will, dem empfehle ich entweder Szell oder Sawallisch.


    Für die Interpretation auf "Instrumenten der Zeit" hat Gardiner eine Aufnahme vorgelegt, die immer noch 1. Referenz beanspruchen darf.


    Mehr darüber in div. Schumann-Threads


    :hello:

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

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  • Über Schumanns Instrumentierungskunst kann man geteilter Meinung sein. Es muss aber Gründe dafür geben, dass Mahler und auch Schostakowitsch nachgebessert haben. Zumindest das Cellokonzert ist problematisch.

    ...

  • Schon klar, Edwin, aber hier gings explizit um die Sinfonien !

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Zitat

    Nun, kein Geringerer als Gustav Mahler war diesbezüglich offenbar anderer Auffassung. . .


    Auch wenn Mahler als Koryphäe dieser "Auffassung" war, kann das nicht wirklich überzeugen. Er, der Komponist der langen Symphonien kürzte und veränderte z.B. Bruckners Symphonien in unerträglicher Weise (das wohl beste Beispiel sind die überlieferten Berichte zur erstmalig "kompletten" Aufführung der Sechsten von 1899). Auch Mahlers wohlwollenden Worte im Hinblick auf Bruckners Te Deum können nicht darüber hinwegtäuschen, dass er zu den gewaltigen Schöpfungen seines Kollegen wohl keinen rechten Draht hatte. Gut, - dann meint Mahler eben, er müsse sich um die Symphonien von Schumann auch noch kümmern. :( - Und sich den Bachschen Orchestersuiten auch noch widmen, um ihnen ein romantisches Gewand zu verpassen...- - - Und......
    :motz:
    D. U.

  • ...und er hat auch Beethovens 9. bearbeitet. Das war halt damals die Zeit - man glaubte, man müsse aus dem besseren Wissen um die Instrumentierung und auch wegen der verbesserten Instrumente Retuschen anbringen.
    Ich möchte nur anmerken, dass Schumanns Cellokonzert aber wirklich lausig instrumentiert ist - vor allem so dick genau in der Lage des Solocellos, dass dieses bei Live-Aufführungen nahezu untergeht. Da sind Schostakowitschs Retuschen geradezu die Errettung des gefesselten Solisten.

    ...

  • Schon mal mit Originalinstrumenten gehört? Dann müßten die Bläser viel leiser als die modernen sein, vielleicht kommt das Cello ja doch durch?
    Ich weiß aber nicht, ob es eine entsprechende Aufnahme gibt.

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  • KSM:


    Zitat

    Ich weiß aber nicht, ob es eine entsprechende Aufnahme gibt.


    Ganz offensichtlich nicht, aber das wär natürlich schon mal interessant. Bei der Gardiner-Einspielung der Sinfonien jedenfalls war die Wirkung frappierend !

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Zitat

    Original von Kurzstueckmeister
    Schon mal mit Originalinstrumenten gehört? Dann müßten die Bläser viel leiser als die modernen sein, vielleicht kommt das Cello ja doch durch?
    Ich weiß aber nicht, ob es eine entsprechende Aufnahme gibt.


    Die DarmsaitenStreicher sind aber erst recht leiser, oder? Wenn überhaupt scheint mir bei den historisierenden Aufnahmen die ich kenne, die Balance immer eher zugunsten der Bläser gegenüber den Streichern verschoben.
    (Ich kenne das Cellokonzert gar nicht richtig, aber es gibt eine Einspielung mit Coin/Herreweghe:



    viele Grüße


    JR

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    (Bob Dylan)

  • Mag sein, dass es helfen würde. Aber der Fehler der Cello-Konzertinstrumentierung ist primär, dass Schumann zu viele Stimmen um das Cello herum schreibt, d.h., er packt es regelrecht ein, statt ihm Raum zu lassen.
    Ein Bekannter von mir hat es mit relativ kleiner Streicherbesetzung aufgeführt - schon etwas besser, aber immer noch nicht gut. Ein mit mir befreundeter Cellist steht am Standpunkt, man müsse das Cello ganz leicht elektronisch verstärken, um es herauszuheben (was in Studio-Aufnahmen ja ohnedies gemacht wird).
    Manche Dirigenten fahren auch einfach die Dynamik zurück, spielen also f wo ff steht und pp wo p steht etc. Wenn man allerdings davon ausgeht, dass der Komponist mit diesen Bezeichnungen nicht nur die Dynamik gemeint hat, sondern auch den Druck, die Spannung, die hinter einem Ton steht, kommt das ebenfalls einer Verfälschung gleich.

    ...

  • Man muß bei jeder Cellokonzertbegleitung wie auf Eiern gehen.


    Natürlich ist das Schumann-Konzert besonders problematisch.


    Ich kenne die Schostakowitsch-Bearbeitung.
    Sie ist insgesammt ganz gut, aber leider hat er das schöne Zwiegespräch zwischen dem Solo-Cello und dem Orchestersolocellisten eliminiert.
    Dies finde ich untragbar.


    Aber Edwin hat schon recht, es ist zu viel um das Solocello herum geschrieben worden.


    Besonders im letzten Satz ist es für das Solocello unglaublich schwer, bei den ganzen Staccati und Sprüngen eine Lautstärke zu erreichen, die über das Orchester rüberkommt.


    Wie wäre es mal mit den drei dreckigsten Äußerungen gegenüber Musikern (offtopic)?


    Als da wären


    "Schönes Solo"
    "Das Geld wird überwiesen"
    "Ich rufe wieder an"


    Um Kollegen zu Herzrhytmusstörungen zu bringen, empfielt sich eine Variante des ersten Beispiels


    "Egal, was die anderen sagen, ich fand Dein Solo schön" :D


    LG,


    Michael

  • Und die drei dreckigsten Äußerungen gegenüber Komponisten:
    - Im Moment passt mir Ihr Stück nicht ins Programm, aber bei der nächsten Gelegenheit ganz bestimmt.
    - Schicken Sie mir doch einmal eine Aufnahme und wir reden später weiter. (Vor allem bei noch unaufgeführten Stücken sehr beliebt.)
    - Das ist ein tolles Stück! Wir müssen unbedingt in Kontakt bleiben, damit wir sehen, was ich für Sie tun kann.

    ...

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  • Ersteres ist einem Bekannten von mir - seines Zeichens auch Komponist -auch passiert. Er hatte wohl regen Kontakt zu mehreren Musikern der Berliner (Philharmoniker). Sein Manuskript wurde ihm mit der Begründung zurückgegeben, das Werk ginge zu sehr in Richtung Filmmusik und das wäre etwas, was nicht ins Konzept des Orchesters passe. Ein wenig später - vielleicht ca. 1 Jahr - kam dann folgende CD auf den Markt -



    Rapider Imagewechsel - und der Soundtrack ist IMO eher entbehrlich.

  • Mir ist noch eine dreckige Äußerung gegenüber Komponisten eingefallen: Schade, dass Ihr Stück eine so ausgefallene Besetzung hat, sonst wäre es ideal gewesen. Aber bei der nächsten Gelegenheit komme ich auf Sie zu.


    (Die ausgefallene Besetzung war: 1 Flöte, 2 Oboen, 1 Fagott, 2 Hörner, Streicher - intendiert für ein Orchester, das vor allem Haydn-Symphonien auf dem Programm hatte.)


    Statt "Besetzung" kann man übrigens auch "Länge" einsetzen. Ehrlichkeit wird in diesen Kreisen eben groß geschrieben.

    ...

  • Zitat

    Original von Wulf
    Ulli schrieb:


    Irrtum, lieber Ulli. Man vergleiche nur mal einen genialen Don Giovanni oder die 40. mit den wirklich (sorry) kaum erwähnenswerten ersten Kinder/Jugendwerken von Mozart.


    Salut,


    um das richtig bzw. klar zu stellen: Mozart beginnt für mich 1784/87 [mit Ausnahmen].


    Viele Grüße
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Jetzt werd mal nicht zum Nestbeschmutzer! :D
    KV 271, KV 364, KV 209-312 und 330-333 etliche der Violinsonaten, Idomeneo, Entführung u.v.a. Da ist einiges vor 1784, teils sogar deutlich vor 1780 ...


    viele Grüße


    JR

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  • Zitat

    Original von Wulf
    Ulli schrieb:


    Irrtum, lieber Ulli. Man vergleiche nur mal einen genialen Don Giovanni oder die 40. mit den wirklich (sorry) kaum erwähnenswerten ersten Kinder/Jugendwerken von Mozart.



    Ich würde es anders ausdrücken:
    Von Mozart gibt es keine wirklich schwachen Werke. Es ist nur so,
    dass manche davon beeindruckender sind als andere.

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