In der letzten Zeit ist eine Tendenz zu beobachten, renommierte bildende Künstler für die Ausstattung von Opernproduktionen zu verpflichten: Neo Rauch gestaltete zusammen mit Rosa Loy das Bühnenbild des aktuellen Bayreuther „Lohengrin“, Georg Baselitz das des neuen „Parsifal“ an der Bayerischen Staatsoper, und Ólafur Elíasson ist für Bühnenbild und Kostüme der Neuproduktion von „Hippolyte und Aricie“ verantwortlich, Premiere ist am 25.11. an der Staatsoper Unter den Linden. Über die Ergebnisse kann man geteilter Meinung sein. Baselitz‘ „Parsifal“-Bühnenbild hat es in der Umfrage der Opernwelt zum Ärgernis des Jahres gebracht, da es nach Meinung vieler Kritiker das Stück verfehlt und den Sängerinnen und Sängern kaum Raum zur Entfaltung gelassen habe, eine Kritik, die ich teile. Ob es nur am Bühnenbild lag oder auch an der unzulänglichen Regie von Pierre Audi, jedenfalls war die musikalisch wirklich herausragende Aufführung als Musiktheater eine Enttäuschung. Den Bayreuther „Lohengrin“ habe ich noch nicht gesehen, hier im Forum stieß das Bühnenbild ja auf einige Gegenliebe. Für „Hippolyte und Aricie“ habe ich schon Karten. Ich bin sehr gespannt auf das Bühnenbild, denn Ólafur Elíasson gehört für mich zu den interessantesten Künstlern der Gegenwart. Andererseits bin ich aber auch skeptisch, denn ich sehe auch hier die Gefahr, dass die Ausstattung allzu sehr in den Vordergrund tritt und dem Stück womöglich nicht wirklich gerecht wird. Aber warten wir es ab. Wie es die Kunstzeitschrift „Monopol“ in einem Artikel zum Thema resümierte: „Der Kunstbetrieb geht zum Theater. Klingt spannend, geht öfter schief.“
Wie sind Eure Erfahrungen damit? Hat jemand die hier genannten Produktionen gesehen oder kennt andere Beispiele? Und ist das wirklich eine neue Tendenz, oder gibt es in der Geschichte der Opernaufführungen auch schon frühere Beispiele dafür?