Liebe Forianer,
für viele Opernfreunde war mit der "Zauberflöte" der erste Opernbesuch verbunden - vorausgesetzt es war keine entstellende Deutung. Sie waren seitdem von der Oper magisch angezogen und waren fortan neugierig, was es da noch Neues zu entdecken gibt.
Das Medium Schallplatte bzw. CD kann kaum eine wirkungsvolle Atmosphäre vermitteln, wie es die Bühne ermöglichen kann. Und es ist schwierig, eine Auswahl zu treffen. Schwerpunkte meiner Auswahl sind: die Vollständigkeit (Aufnahmen ohne Dialoge fallen weg) sowie die Sprachverständlichkeit.
Referenz
Künstler: Daniel Behle, Marlis Petersen, Anna-Kristiina Kaappola, Sunhae Im, Kurt Atzesberger, Marcos Fink, RIAS Kammerchor, Akademie für Alte Musik Berlin, Rene Jacobs
Label: HMF, DDD, 2009
Wieder einmal mehr gelingt es René Jacobs mit seinem auf Orginalinstrumenten spielenden Ensemble eine uns bekannte Oper in neuem Licht erscheinen. Gleich einem Hörspiel wird man in die Handlung hinein gezogen. Ein Sänger sorgt für Furore: Daniel Behle als Tamino - bis dahin fast völlig unbekannt, macht er seitdem eine Weltkarriere. Der schlanke Bassist Marcos Fink bietet einen ausgezeichneten Sarastro. Sehr überzeugend auch der Papageno von Daniel Schmutzhard und die Pamina von Marlis Petersen. - Wunderbar!
Alternativen
Künstler: Kurt Streit, Barbara Bonney, Sumi Jo, Gilles Cachemaille, Kristinn Sigmundsson, Drottningholm Theatre Orchestra, Arnold Östman
Label: Decca, DDD, 1992
Östmans magisch-märchenhafte Neudeutung auf Originalinstrumenten ist auch heute noch sehr entdeckungs- und hörenswert. Zunächst etwas gewöhnungsbedürftig, was das Tempo betrifft. Kurt Streit und Barbara Bonney überzeugen sehr als jugendliches Liebespaar Tamino-Pamina. Sumi Jo singt eine sehr gute Königin der Nacht mit blitzsauberen Koloraturen. Mit einem "schwarzen" Bass kann Sigmundsson als Sarastro auftrumpfen. Cachemaille singt den Papageno nicht akzentfrei.
Künstler: René Pape, Erika Miklosa, Christoph Strehl, Dorothea Röschmann, Hanno Müller-Brachmann, Julia Kleitner, Arnold Schoenberg Chor, Mahler Chamber Orchestra, Claudio Abbado
Label: DGG, DDD, 2004
Abbados Einspielung ist durchaus ein Live-Mitschnitt (aus Modena) mit Ecken und Kanten. Sie ist jedoch die beste auf herkömmlichen Instrumenten spielende Aufnahme und hat ihre Meriten. Der Dirigent lässt zügig und ohne falsches Pathos musizieren. Die eindrucksvollste Leistung bietet Hanno Müller-Brachmann als Papageno. Ebenfalls ausgezeichnet ist der Sarastro von René Pape. Dagegen wirkt die Pamina von Dorothea Röschmann etwas routiniert und der Tamino von Christoph Strehl kommt etwas blass herüber.
Künstler: Cornelius Hauptmann, Anthony Rolfe Johnson, Beverly Hoch, Dwan Upshaw, Andreas Schmidt, Guy de Mey, Olaf Bär, Schütz Choir of London, London Classical Players, Sir Roger Norrington
Label: Virgin, DDD, 1991
Eine lohnende Alternative ist diese Aufnahme allemal. Norrington lässt forsch und schnörkellos auf Originalinstrumenten musizieren. Kaum zu glauben, dass diese Einspielung jetzt schon über 20 Jahre alt ist! Mit Anthony Rolfe Johnson als Tamino und Andreas Schmidt als Papageno stehen referenzverdächtige Rollenvertreter zur Verfügung. Auch Dwan Upshaws Pamina lässt aufhorchen. Sehr koloratursicher setzt sich Beverly Hoch als Königin der Nacht durch. Problematisch ist mitunter das gebrochene Deutsch einiger Protagonisten bei den Dialogen.
LT