Walter Gieseking - ein deutscher Pianist aus Lyon

  • das freut mich zu hören! Du bist ja mit Gieseking-Aufnahmen reichlich gesegnet, da komme ich nicht so ganz mit.

    ... und ich habe heute das Anazon-Angebot für diese Woche ausgenutzt, lieber Nemorino: Prime für 0,99 Cent - und diese Box schon mal günstig bestellt ohne Porto:



    Ich habe sie noch für 1 Euro weniger gekriegt! Damits nicht zu viel auf einmal wird, bestelle ich dann die andere und den Bach später nach... :hello:


    Schöne Grüße
    Holger

  • Es ist wie an der Börse - jetzt kostet sie 2 Euro mehr (oben auf den winzigen grauen Punkt klicken (wieso das, deswegen verlinke ich Amazon nicht gerne, hier jpc):



    Schöne Grüße
    Holger

  • Lieber Holger,


    Gratulation für dieses Schnäppchen! Da bin ich ja gespannt auf Deine Eindrücke von Giesekings Beethoven.


    Wie bereits gesagt, habe ich eine Einzel-CD aus der alten EMI-Serie "Laser" mit den Sonaten Nr. 8, 9, 10, 13 & 14 (Stereo) aus dem unvollendet gebliebenen Zyklus von 1956.



    Aber noch zwei Alben aus der PHILIPS-Reihe "Great Pianists of the 20th Century" habe ich bei mir vorgefunden:



    In beiden gibt es auch Beethoven, einmal die Konzerte 4 & 5 mit Karajan (1951), doch in der rechts abgebildeten zwei weniger bekannte Aufnahmen: die "Waldstein"-Sonate von 1937 (Berlin) und eine "Appassionata" von 1938 aus New York. Interessant auch die Mozart-Sonate KV 457, ebenfalls 1937 in Berlin aufgenommen.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • ich versuche dir sowas nachzumachen: ne starke Aufnahme für minus 1 Cent :D

    :D :D Ich hoffe Du hattest Erfolg, lieber Damiro. Ich hab die nun auch dazu bestellt - schon günstiger aus den USA mit Bonuspunkten dazu liege ich bei 7.38 Euro:



    :hello:

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  • Höchst interessant wäre es zu erfahren, warum Gieseking ausgerechnet um die Beethoven-Sonate Nr. 22 einen Bogen gemacht hat!


    Verhält es sich da ähnlich wie bei Karajan mit dem Brahms-Konzert Nr. 1? Vielleicht kann jemand dazu etwas sagen.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Höchst interessant wäre es zu erfahren, warum Gieseking ausgerechnet um die Beethoven-Sonate Nr. 22 einen Bogen gemacht hat!

    Ich glaube eher nicht, lieber Nemorino, dass das tiefere Gründe hat, die sind wahrscheinlich eher ganz prosaischer Natur! Op. 54 ist nicht so eine populäre Sonate, aber die gerade sollte Gieseking eigentlich liegen! :hello:


    Schöne Grüße
    Holger

  • Op. 54 ist nicht so eine populäre Sonate, aber die gerade sollte Gieseking eigentlich liegen!


    ….. das ist es ja, lieber Holger!


    Er hat ja sämtliche anderen Sonaten, auch die weniger populären, eingespielt. Warum gerade diese nicht? - Wir werden das Rätsel wohl nicht lösen können ?(


    LG, Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Aufgeführt hat er m.W. alles Sonaten; das Fehlen von Nr. 22 dürfte im Fehlen eines Mitschnitts begründet sein. Die beiden Boxen beziehen ihr Material ja aus unterschiedlichen Quellen.
    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • das Fehlen von Nr. 22 dürfte im Fehlen eines Mitschnitts begründet sein.


    Lieber Thomas,


    das ist eine einleuchtende Erklärung, so wird es wohl gewesen sein.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

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  • Heute ist die Beethoven-Box Vol. 2 bei mir eingetroffen:



    Ich habe die drei Sonaten op. 31 gehört und war beglückt: Mit einer an Mozart erinnernden Leichtigkeit aber niemals leicht gewichtig gespielt - die Beethovenschen Kontraste sind da, sehr natürlich und glasklar. Auch wirklich berührend schlicht-schön ausgesungen wder langsame Satz von op. 31 Nr. 3. Einnehmend auch die rhythmische Präzision im langsamen Satz von op. 31 Nr. 1 - eine spielerische Leichtigkeit ohne vordergründig burschikos zu werden mit unverkrampfter Empfindsamkeit, die sich nie in den Vordergrund spielt. Ein Beethoven wahrlich im klassischen Geist. Wirklich ein Gewinn! :hello:


    Schöne Grüße
    Holger

  • Seit vier Jahren kein neuer Eintrag hier, dafür aber heute ein erfreulicher: In wenigen Wochen, am 11.11.2022, erscheint eine Box mit 48 CDs, die sämtliche EMI-Aufnahmen von Walter Gieseking (1895-1956) enthält:

    11000788

    Herausgeber ist Warner Classics, die seit 2013 das riesige EMi-Erbe verwaltet, nachdem der traditionsreiche Konzern in Liquidation ging.


    Damit wird eine empfindliche Lücke in der Diskographie dieses bedeutenden deutschen Pianisten endlich geschlossen. Es wäre schön, wenn der Künstler dadurch wieder mehr in den Fokus der Musikfreunde in aller Welt rücken würde.


    Dank an Don_Gaiferos, der im Mozart-Thread auf diese längst überfällige Neuerscheinung aufmerksam gemacht hat.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Nicht enthalten sein wird der von mir schon einmal in Beitrag 9 aufgeführte Live-Mitschnitt vom 12. Februar 1939, der ein denkwürdiges Konzert für die Nachwelt festgehalten hat:

    Walter Gieseking: Drei legendäre Konzerte

    Walter Gieseking (Klavier) und ein "Philharmonisches Sinfonieorchester (NYP?) unter Leitung von Sir John Barbirolli spielen das Klavierkonzert Nr. 3 von Sergej Rachmaninow.


    Der Komponist war zugegen, er war zunächst sprachlos und meinte dann: "Von jetzt an ist Gieseking der führende Interpret meiner Werke". Obwohl Rachmaninow das Konzert bis dato selber in seinen Konzertprogrammen hatte und außerdem Aufführungen von Vladimir Horowitz miterlebt hatte, strich er es aus seinen öffentlichen Aufführungen.

    Wenn man den Mitschnitt hört, so wird man Verständnis für Rachmaninows Lob haben. Schon die liebevolle Gestaltung der unendlichen Kantilene des Eingangsthemas, das Gieseking mit leuchtendem Ton spielt, ist zauberhaft. Zudem bringt er erstmals die lange, vor technischen Schwierigkeiten überbordende Kadenz in voller Länge, wie auch das ganze Konzert ohne jede Kürzung erklingt. In dieser Kadenz setzt Gieseking alles auf eine Karte, und wuchtiger, aggressiver und klangvoller ist sie wohl kaum sonst jemals gespielt worden.


    Die gewaltigen Klangmassierungen werden vom Pianisten, der von Sir John Barbirolli glänzend unterstützt wird, mit höchster Virtuosität und Spielfreude zum Klingen gebracht. "Dies ist einer der eindrucksvollsten Konzert-Mitschnitte aller Zeiten", hieß es in einer Besprechung dieser ersten CD-Veröffentlichung der legendären Einspielung.


    Klanglich ist der alte Mitschnitt sorgfältig restauriert worden, aber trotzdem würde man sich mehr Transparenz wünschen. Doch als Tondokument ist diese CD, die noch Stücke von Franck und Debussy enthält, ganz einfach von unwiederbringlichem Wert.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • 11000788


    Damit wird eine empfindliche Lücke in der Diskographie dieses bedeutenden deutschen Pianisten endlich geschlossen. Es wäre schön, wenn der Künstler dadurch wieder mehr in den Fokus der Musikfreunde in aller Welt rücken würde.

    (Fettung von mir)

    Das, lieber nemorino, glaube ich, bei aller Wertschätzung für den Pianisten Walter Gieseking, eher nicht. Dazu hat er der Nachwelt leider zu wenige Stereo-Aufnahmen hinterlassen. Ich ertappe mich selber auch immer öfter, diese oder jene Mono-Aufnahme gar nicht erst anzusteuern. Nun mag das etwa bei einer Klaviersonate weniger ins Gewicht fallen. Gott sei Dank gibt es aber auch bei Gieseking einige wenige in Stereophonie vorliegende Einspielungen. Die für mich herausragendste ist eben jenes Klavierkonzert Nr. 5 von Beethoven mit dem Orchester des Reichssenders Berlin unter Artur Rother, das noch in den letzten Kriegstagen von der Reichs-Rundfunk-Gesellschaft produziert wurde. Ich meine mich zu erinnern, dass es Dir mittlerweile auch vorliegt. Es wird in der angekündigten Columbia-Box wohl fehlen. Über das genaue Aufnahmedatum herrscht einige Verwirrung. Lange Zeit wurde die Aufnahme mit 1944 gelistet. Die Ausgabe bei Music & Arts führt indes scheinbar "Saal 1, Haus des Rundfunks, Reichssender Berlin, 23.01.1945" an.


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    Bei Pristine Classical (das eine eigene Restaurierung der Uralt-Stereoaufnahme vorgenommen hat) kann man übrigens kostenlos in den kompletten Kopfsatz hineinhören:


    https://www.pristineclassical.com/products/pasc390

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Walter Gieseking (Klavier) und ein "Philharmonisches Sinfonieorchester (NYP?) unter Leitung von Sir John Barbirolli spielen das Klavierkonzert Nr. 3 von Sergej Rachmaninow.


    Der Komponist war zugegen, er war zunächst sprachlos und meinte dann: "Von jetzt an ist Gieseking der führende Interpret meiner Werke". Obwohl Rachmaninow das Konzert bis dato selber in seinen Konzertprogrammen hatte und außerdem Aufführungen von Vladimir Horowitz miterlebt hatte, strich er es aus seinen öffentlichen Aufführungen.

    Wenn man den Mitschnitt hört, so wird man Verständnis für Rachmaninows Lob haben. Schon die liebevolle Gestaltung der unendlichen Kantilene des Eingangsthemas, das Gieseking mit leuchtendem Ton spielt, ist zauberhaft. Zudem bringt er erstmals die lange, vor technischen Schwierigkeiten überbordende Kadenz in voller Länge, wie auch das ganze Konzert ohne jede Kürzung erklingt. In dieser Kadenz setzt Gieseking alles auf eine Karte, und wuchtiger, aggressiver und klangvoller ist sie wohl kaum sonst jemals gespielt worden.

    Lieber nemorino ich bin zwar kein besonderer Giesking Fan, aber aufgrund des Lobes durch Rachmaninoff sollte man die Aufzeichnung mal gehört haben. Ich meine sie im Web gefunden zu haben


    Wenn es diese ist, fand sie am 12. Februar 1939 in der Carnegie Hall statt unter Leitung von Barbirolli mit der New York Philharmonic


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  • Es wäre schön, wenn der Künstler dadurch wieder mehr in den Fokus der Musikfreunde in aller Welt rücken würde.

    Sagen wir es mal so: so richtig weg war er ja nie. Zumindest sein Debussy ist permanent verfügbar gewesen. Meine Bedenken richten sich eher gegen diese Box, die auch für einen stolzen Preis angekündigt ist. Der ganze Gieseking von 1923 bis 1956, das ist schon ein ziemlicher Batzen und wohl in der Hauptsache für Sammler und Gieseking-Fans interessant. Da streiche ich persönlich die Segel (ähnlich wie bei dem Haebler-Klotz) und begnüge mich mit bereits Vorhandenem, also Mozart für Soloklavier, Debussy und die Beethoven-Sonaten (- eine). Mozart und Debussy liegen beide in perfektem mono vor und zählen für mich zu den must-haves bei diesen Komponisten.




    Mit solchen Segmentierungen ist ein breiteres Publikum zu erreichen. Dass Gieseking mehr Aufmerksamkeit vertragen könnte wird wohl so sein. Bei Künstlern, von denen ich alle von mir gewünschten Aufnahmen im Bestand habe, bekomme ich nicht mit, wenn der Stern ihrer allgemeinen Wahrnehmung verblasst.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Walter Gieseking (Klavier) und ein "Philharmonisches Sinfonieorchester (NYP?) unter Leitung von Sir John Barbirolli spielen das Klavierkonzert Nr. 3 von Sergej Rachmaninow.


    Der Komponist war zugegen, er war zunächst sprachlos und meinte dann: "Von jetzt an ist Gieseking der führende Interpret meiner Werke".

    Lieber Nemorino,


    die Anekdote war mir geläufig. Aber ich habe nicht diese Aufnahme, sondern die mit Willem Mengelberg und dem Concertgebouw Orkest von 1940:


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    Er hat übrigens nicht nur Rachmnainow gespielt, sondern auch sehr viel Scriabin, darunter die Preludes. Sehr empfehlenswert sind da seine RIAS-Aufnahmen:


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    Es gibt zwei ooder drei Folgen - ich kann aber derzeit leider nicht nachschauen.


    Gieseking ist der wohl pianistisch begabteste aller deutschen Pianisten gewesen. Seine Aufnahmen von Debussy und Ravel sind und werden Maßstäbe "für die Ewigkeit" bleiben. Dazu war er ein begnadeter Mozart-Interpret. Wie Michelangeli ist Gieseking ein Pianist für Pianisten - eine absolute Ausnahmeerscheinung. Ich hatte mir von den Neuauflagen seine kompletten Mozart und Beethoven-Aufnahmen (die Sonaten), sowie den neu remasterten Debussy (EMI-Warner) noch besorgt.


    Zu meiner großen Freude lese ich, dass das verdienstvolle Label apr seine frühen Debussy-Aufnahmen aus den 30igern bei Columbia veröffentlicht hat - noch bis 31.10. zum Sonder-Einführungspreis zu haben beim Tamino-Partner:



    Mein Vater hörte ihn noch im Konzert. Er erzählte mir, dass er mit seiner etwas bäuerlichen Statur und riesigen Händen Läufe hauchzart über die Tasten zaubern konnte aber auch kräftig zulangen. Er war wahrlich ein "Tasten-Zauberer". Vielleicht war er nicht zufällig Schmetterlingsforscher - das passt zur Leichtigkeit seines Anschlags. :)


    Liebe Grüße

    Holger

  • Klavierkonzert Nr. 5 von Beethoven mit dem Orchester des Reichssenders Berlin unter Artur Rother, das noch in den letzten Kriegstagen von der Reichs-Rundfunk-Gesellschaft produziert wurde. Ich meine mich zu erinnern, dass es Dir mittlerweile auch vorliegt.

    Lieber Joseph II.,


    ja, diesen legendären Mitschnitt habe ich mir gegönnt (obwohl ich bereits zwei Gieseking-Versionen des "Emperor" im Regal hatte, Karajan 1951 (Mono) und Galliera (1955, Stereo). Doch diese Aufführung aus dem Berlin in der Endphase des 2. Weltkriegs ist ja nicht nur musikalisch hervorragend und als einzige (bekannte) Stereo-Aufnahme aus den Kriegsjahren eine Trophäe, sondern man hört ganz deutlich gegen Ende des Kopfsatzes im Hintergrund mehrmals die Flak schießen, d.h. Berlin hatte während der Aufzeichnung Bombenalarm. Umso mehr zu bewundern sind die Musiker einschließlich des Solisten, die trotz dieser akuten Bedrohung für Leib und Leben mit eiserner Disziplin weitergespielt haben. Nur wenige Wochen später standen die Russen vor den Toren Berlins!


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • ich habe nicht diese Aufnahme, sondern die mit Willem Mengelberg und dem Concertgebouw Orkest von 1940

    Lieber Holger,


    die Gieseking/Mengelberg-CD steht auch bei mir, klanglich ist sie ähnlich bescheiden wie die mit Barbirolli. Ansonsten sind die Unterschiede marginal, Gieseking spielt auch unter Mengelberg die ungekürzte Kadenz im Kopfsatz, und auch sonst kann ich keine Kürzungen entdecken.

    Seine Aufnahmen von Debussy und Ravel sind und werden Maßstäbe "für die Ewigkeit" bleiben.

    Die Ravel-Aufnahmen habe ich mir auf CD angeschafft, in dieser Ausgabe:

    Klaviermusik - Gieseking,Walter, Ravel,Maurice: Amazon.de: Musik


    Sie enthält, wie auf dem Cover zu lesen, das "Gesamtwerk für Solo-Klavier" von Maurice Ravel. Allerdings habe ich sie länger nicht gehört, doch das wird sich hoffentlich bald machen lassen. Der Ausgabe ist ein gutes Textheft beigefügt.


    LG Nemorino :hello:

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Lieber Nemorino,


    die Ravel-Box habe ich natürlich auch - ebenfalls exemplarisch! Also lohnt sich der Mitschnitt aus NY (Rach 3) wohl nicht extra anzuschaffen? :hello:


    Liebe Grüße

    Holger

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  • Also lohnt sich der Mitschnitt aus NY (Rach 3) wohl nicht extra anzuschaffen?

    Lieber Holger,


    .... zwingend sicher nicht, ich (als Laie) kann gravierende Unterschiede nicht feststellen. Klangtechnisch sind beide Aufnahmen nicht berauschend. Mitschnitte von 1939 und 1940, da kann man keine Wunder erwarten.


    "astewes" hat in seinem Eintrag 75 die Barbirolli-Version via Youtube eingestellt, vielleicht hörst Du da mal rein, bevor Du Dich entscheidest.


    Schönen Abend nach Haltern,

    Nemorino :hello:

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • man hört ganz deutlich gegen Ende des Kopfsatzes im Hintergrund mehrmals die Flak schießen, d.h. Berlin hatte während der Aufzeichnung Bombenalarm.

    Man hört im Hintergrund eine Flak schießen???


    Das hat mich jetzt doch neugierig gemacht und da es die Aufnahme bei Spotify gibt, habe ich mal reingehört. Klanglich überraschend gut und das Spiel von Gieseking ist wunderbar beseelt und hat Schwung. Unfassbar, dass diese herrliche Aufnahme in dieser schwierigen Zeit gemacht worden ist!?

    Ungefähr bei 16:55ff. - bei einer der schönsten und leisesten Stellen des Konzertes überhaupt (Klavier solo kurz vor der Coda) - hört man im Hintergrund tatsächlich mehrere Schläge, aber es könnte mE auch was anderes sein. Ein User auf Amazon schreibt auch, dass das ein Flak sei, aber ich halte das für ausgeschlossen.

    Bei Luftalarm hätte man doch kein Konzert gegeben und wäre in den Luftschutzbunker gegangen?

  • Ein User auf Amazon schreibt auch, dass das ein Flak sei,

    Die Aufnahme gibt's schon seit vielen Jahren (mein Exemplar habe ich um 2000 rum erstanden) und die Erklärung, dass es sich bei den Geräuschen um die Flak handelt, di auch das Gebäude des Reichssenders Berlin schütze, wo die Aufnahmen entstanden, wurde den CDs immer schon beigegeben. Der Durchhaltegeist würde zu den Einschätzungen von Horowitz und Rubinstein über ihren deutschen Kollegen passen, die Gieseking als Nazi bezeichneten (angeblich habe er sich Rubinstein gegenüber, wie jener in seinen Memoiren schreibt, explizit zur NS-Partei bekannt). Egal, das tut hier nichts zur Sache. In ihrem Artikel "Forgotten Pianists: Walter Gieseking" schreibt die Musikwissenschaftlerin Maureen Buja: "His 1944 recording of Beethoven’s Emperor Piano Concerto with the Großes Berliner Rundfunkorchester under Arthur Rother, comes with additional sound effects. During his cadenza (around 2’30”) and in some of the quieter sections (around 5’40”) the source of extra noise comes from the anti-aircraft guns stationed outside the recording studio. This famous ‘air-raid’ recording speaks to the conditions that faced music performance in a time and place of war."


    Tatsächlich hatte in den Kriegsjahren die Musikproduktion für den Rundfunk, unterstützt durch die neuartige Band- /Schalldrahttechnik exzesiv zugenommen, um gleichsam rund um die Uhr senden zu können. Schon denkbar, daß man à tout prix durchmusizierte.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
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  • Die Existenz dieser frühen Stereoaufnahme haben wir dem Tonmeister Helmut Krüger (1905-1996) zu verdanken, seinerzeit Aufnahmeleiter bei der Reichs-Rundfunk-Gesellschaft (RRG) in Berlin. Im Haus des Rundfunks an der Berliner Masurenallee bestand bereits Anfang der 1940er Jahre die Möglichkeit zur stereophonen Tonaufzeichnung mit drei Mikrophonen, wobei der Aufnahmeleiter der RRG sich den Konzertbetreib in Saal 1 zunutze machte und mit "Zweikanal-Magnetophonband"-Aufnahmen experimentierte. Die klanglichen Beschränkungen der monauralen Aufzeichnung waren ihm bereits damals ein Dorn im Auge. Laut Krüger entstanden ab 1943 bis Kriegsende "etwa 200-300 exzellente Stereoaufnahmen". Nach heutigem Stande haben nur fünf davon die Wirren der Zeit überstanden. Neben dem hier behandelten kompletten Klavierkonzert Nr. 5 von Beethoven handelt es sich um den Finalsatz der Sinfonie Nr. 8 von Bruckner unter Herbert von Karajan (1944), die drei letzten Sätze der Serenade Nr. 1 von Brahms unter Walter Lutze (1943), einen Probenmitschnitt derselben Serenade sowie um das Vorspiel zu "Tristan und Isolde" von Wagner unter Robert Heger (1944); nur die ersten drei Aufnahmen erschienen auf CD (Infos entnommen aus dem Beiheft zur CD "Zum 50. Jahrestag von Stereo-Tonbandaufnahmen", AES/SFB 1993).


    Die für gewöhnlich bestens recherchierte Seite abruckner.com zitiert diesbezüglich besagten Helmut Krüger, der sich auch dazu äußerte, was seinerzeit von der RRG in Stereo aufgezeichnet wurde, darunter auch kompletten Opernaufnahmen:


    - "Romeo und Julia" von Gounod

    - "Margarete" von Gounod

    - "Tosca" von Puccini

    - "Tannhäuser" von Wagner

    - "Die Meistersinger von Nürnberg" von Wagner (Bayreuth 1943 unter Hermann Abendroth und Bayreuth 1944 unter Wilhelm Furtwängler)


    Es ist ein kultureller Verlust sondergleichen, dass alles dies höchstwahrscheinlich unwiederbringlich verlorenging.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Welche CD-Aufnahme ist denn das, wo das 5. Beethoven mit Flac-Feuer drauf ist? ^^


    Wirklich außergewöhnlich ist Giesekings Schumann - mit genialisch gespielten Davidsbündlertänzen (hier ist die Bezeichnung wirklich angebracht!) :)



    In meiner Sammlung ist auch noch von ihm - u.a. mit Brahms, Schumann, Chopin und Scriabin:



    Was mir fehlt ist seine Einspielung der Lyrischen Stücke von Edvard Grieg.


    Schöne Grüße

    Holger

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  • Welche CD-Aufnahme ist denn das, wo das 5. Beethoven mit Flac-Feuer drauf ist? ^^

    Sic transit gloria mundi. Der Werbepartner hat die Aufnahme gar nicht, der Urwaldfluss immerhin die mp3-Version. ;(


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
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  • Welche CD-Aufnahme ist denn das, wo das 5. Beethoven mit Flac-Feuer drauf ist? ^^

    Es ist diese (verfügbar bei Spotify oder als mp3 bei amazon).

    Ich bin über die von Euch geschilderten Umstände der Entstehung dieser Aufnahme mehr als erstaunt und hielt soetwas nicht für möglich!


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  • Gibt es denn zwei Aufnahmen von op.73 mit Rother? Die Aufnahme, auf die ich mich bezog, ist von 1945, die restaurierte jedoch von 1944?


    Viele Grüße, Christian

  • Ich schrieb es zwar bereits: Die genaue Datierung der Einspielung unter Rother ist strittig. Der SFB (1993; mit Zugriff auf die erste Kopie des Originalbandes, das nicht mehr existiert) gibt bei seiner CD-Veröffentlichung 1944 an. Music & Arts (2004) indes gibt 23.01.1945 an. Womöglich tat sich in der Quellenrecherche zwischenzeitlich etwas und man fand einen Beleg für letzteres Datum. Fakt ist indes, dass es definitiv dieselbe Aufnahme ist.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

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