Noch nicht erwähnt wurde (oder habe ich es übersehen?), dass Walter Gieseking auch komponiert hat. Einen Nachweis fand ich bisher nur für seine "Kinderlieder". Ob noch mehr zusammenkommt, ist mir unklar. Die Lieder sind bei Schott verlegt worden.
Sie basieren auf Gedichten von Paula und Richard Dehmel. Paula, eine gebürtige Oppenheimer, ist auch mit eigenständigen Kindernbüchern hervorgetreten und war von 1989 bis 1998 mit Dehmel verheiratet. Wieder kommt an dieser Stelle Elisabeth Schwarzkopf ins Spiell. Sie hat 1955 in London - zeitgleich mit der Produktion der Mozart-Lieder-Platte - die einundzwanzig Titel eingespielt. Begleitet wurde wie aus naheliegenden Gründen von Gieseking. Erstmal sind die Lieder 1990 in einer Schwarzkopf-Edition der EMI veröffentlicht worden. Für Sammler war das eine kleine Sensation. Eine neue Auflage gab es 2006 in dieser Sammlung, die inzwischen mit dem Warner-Logo versehen ist:
Die Lieder sind gut anzuhören. Gieseking entfaltet einen bemerkenswerten thematischen Einfallsreichtum. Der Klavierpart ist sehr gekonnt angelegt. Manchmal fühle ich mich an Hugo Wolf erinnert. Dennoch überwiegt eine durchaus eigenständige musikalische Sprache. Am besten gefällt mir das Lied Nr. 1, "Geht leise". Einige Titel finde ich allerdings zu näckisch gewollt. Als ob sich ein Erwachsener über einen Kinderwagen beugt und mit falscher Zunge auf das Baby einredet.
Es hätte mich gewundert, wären die Lieder nicht längst auch bei YouTube verbreitet worden:
https://www.youtube.com/watch?v=R_JsLsab9_Q